Das Anrufen von Shanti – Frieden

Das Wort Frieden, Shanti spielt im Yoga eine ganz besondere Rolle. Gerade jetzt in unserer konkreten Yogatradition machen wir eigentlich nichts, ohne irgendwo Frieden anzurufen. Wir beginnen die Yogastunden mit Shanti, Frieden, wir schließen die Yogastunden ab mit Shanti, Frieden. Während des Satsangs, also Meditation, Mantrasingen, sind immer wieder Friedensmantras dabei, wie „Om Namo Narayanaya“, wie das Tryambakam. Arati ist ein Friedensritual. Und so geht es im Yoga sehr viel darum, friedvoll zu leben mit sich selbst, friedvoll zu leben mit der Umwelt, und die Hoffnung ist, dass wenn wir etwas friedvoller mit uns selbst leben, wenn wir etwas friedvoller mit unseren Mitmenschen leben, dass dann auch ein Beitrag geleistet werden kann zu dem Weltfrieden. Das Wort Yoga heißt ja auch Harmonie, es heißt Einheit. Und Harmonie und Frieden gehören ja auch sehr stark zusammen. Was auch immer wir im Yoga tun, nicht nur wünschen wir Frieden vorher und nachher, sondern was auch immer wir tun, dient auch dazu. Wenn wir Hatha Yoga üben, also die Körperübungen, Atemübungen, Entspannungstechniken, da wollen wir etwas mehr Frieden in uns selbst schaffen, Spannungen im Körper abbauen, Energieblockaden abbauen. Und wir wollen, dass der Körper harmonischer mit sich umgehen kann. Und das zeigt sich in so vielen Studien, wer regelmäßig Hatha Yoga übt, dessen Körper funktioniert insgesamt harmonischer. Es gibt so einige wissenschaftliche Erklärungsmodelle, warum Yoga wirkt. Dass Yoga wirkt, da gibt es so viele empirische Studien. Und eine der vielen Konzepte ist, Yoga hilft, dass der Körper mit sich selbst mehr in Harmonie ist, dass er weniger anfällig wird für Störungen jeglicher Art und dass auch die inneren Regelkreise des Körpers besser funktionieren. Also, wir können sagen, es kann als wissenschaftlich oder auch vom Biologischen her als gesichert gelten, Hatha Yoga hilft, dass der menschliche Körper in sich etwas friedvoller ist und harmonischer auch zurückkehrt zum Gleichgewicht, wenn er von außen gestört wird. Wenn wir meditieren, ist das eine Form, um mehr in Frieden mit uns selbst zu kommen. Zum einen gelingt es uns, in der Meditation tiefer nach innen zu gehen. Wir können in der Meditation mehr Kontakt finden zu dem, was tief in uns ist. Wir können aber auch lernen, etwas Abstand zu gewinnen zu den vielleicht nicht ganz so friedvollen Teilen in uns. Es gibt ja viele Reizreaktionsketten und viele Menschen fallen immer wieder in alte Gewohnheiten zurück. Eigentlich ist das eine kleine Untertreibung, alle Menschen fallen immer wieder in alte Gewohnheiten zurück, die sie eigentlich ablegen wollten. Und es klappt nicht, wenn wir das bekämpfen und dann sagen: „Was bin ich für ein schlimmer Mensch. Ich habe mir jetzt vorgenommen, das andere zu machen. Jetzt habe ich es wieder nicht gemacht. Ich muss mir jetzt geistig in den Hintern treten.“ Und so werden wir nicht friedvoller. Die Meditation schafft so etwas dazwischen. Das heißt, wir sitzen dort in der Meditation, dann mögen bestimmte Emotionen kommen, Antriebe kommen und Instinkte und alte Gewohnheiten und dann schaffen wir, man kann sagen, wie einen Spalt zwischen dem, was jetzt irgendwie uns zum Handeln treiben will und der Handlung selbst und letztlich auch zwischen uns selbst und dem Anteil in uns, der meint, wir müssen das jetzt unbedingt machen. In der Meditation können wir das einen Moment lang anschauen, und wir können dem, was dort kommt, freundlich zulächeln. Wir können lernen, es irgendwo zu akzeptieren, dass es da ist, und wir können dann auch lernen, und wir müssen nicht danach handeln. Meditation ist jetzt nicht ein Bekämpfen von dem, was wir nicht wollen, sondern ein freundliches Annehmen, dass da etwas ist, und gibt uns dann die Freiheit, nicht danach zu handeln. Mantrasingen, eine wunderbare Weise, um etwas friedvoller zu sein. Es ist die in allen menschlichen Kulturen verbreitetste Weise, emotionelle Konflikte und Spannungen aufzulösen. Also jetzt nicht Mantrasingen, aber Singen an sich. Und man kann z.B. klar zeigen, in Kulturen, in denen weniger gesungen wird, gibt es sehr viel mehr zwischenmenschliche Spannungen und insbesondere gibt es auch mehr Depressionen. In Kulturen, wo Menschen zusammen singen, nicht nur mit Kopfhörern Musik hören, sondern wo sie zusammen singen, sind Depressionen sehr viel weniger verbreitet, nach einer Studie sogar nahezu unbekannt. Also, viele Konflikte, sowohl zwischenmenschlicher Art, wie auch interner Art, im Sinne von Emotionen, die sich aneinander reiben, vielleicht sich miteinander aufreiben, um schließlich auszubrennen, vieles davon ist nicht notwendig, wenn man zusammen singt und wenn man vielleicht mehr miteinander singt, wenn man enthusiastisch miteinander singt. Also, Mantrasingen hat vielerlei Wirkungen und eine davon ist, dass wir friedvoller mit uns selbst werden und emotionale Spannungen sich auflösen. Angenommen, man hatte mal irgendeinen Streit, angenommen, irgendwo gab es mal etwas, was emotional unruhig war, die schnellste und einfachste Weise, wieder frei davon zu werden, wäre zu singen. Nicht nur Musik zuzuhören, das wirkt auch ein bisschen stimmungsmodulierend, aber selbst singen ist etwas stärker. Und gerade das Mantrasingen ist ja nicht Singen von irgendetwas, sondern das Mantrasingen ist etwas, was unser Herz stark öffnet und in die Weite führt. Auch Rituale, wie z.B. das Arati, welches wir jetzt gleich machen werden, auch das führt zu einer friedvolleren Stimmung. Wir können anderen Gutes wünschen, das ist schon mal gut. Wir können Friedensgebete schicken. Wir können Friedensgedanken und Visualisierungen haben. Aber wenn wir es in einem Ritual machen und dabei bewusst Licht darbringen, und wenn wir uns dabei dann anschließend das Licht darbringen, das Licht überall hinschicken, das ist auch etwas sehr Menschliches, ein Ritual wirkt mehr als Gedanken allein. Und dieses Ritual, wo wir Lichtgedanken in alle Welt schicken, ist etwas, was auch wieder Frieden schafft mit uns, mit unseren Mitmenschen und vielleicht sogar eine Schwingung des Friedens in die ganze Welt schickt, die wenigstens ein klein wenig dazu beitragen möge, dass Weltfrieden entstehen möge.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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Kommentare

  • Namaste Sukadev, diesen Frieden darf ich immer nach jeder wöchentliche Yogastunde erleben und spüren. Wie sage ich oft zu meinem Mann nach der Stunde: Jetzt habe ich alle lieb!:))) Selbst meine quälende Menschenangst ist dann wie weggeweht. Hari om. tat sat. Liebe Grüße Wuschel
  • 8703235686?profile=original

  • Namaste lieber Sukadev,
    ich möchte mich mal für die wundervollen Inspirationen bedanken, die du und deine unermüdlichen Mithelfer täglich für uns bereitstellen, DANKE!

    Ich wünsche und sende euch allen viel Licht, Liebe, Freude, Kraft und Enthusiasmus!
    (nicht ganz uneigennützig :-), da sie mir ja die seltenen, aber doch vorkommenden, unebenheiten des Lebens glätten)

    Om Namah Shivaya,
    Gopala

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