Om Hrim Namah Shivaya
In diesem Mantra steckt so Vieles des spirituellen Weges. Das „normale“ Mantra ist ja „Om Namah Shivaya“, auch Panchakshara Mantra genannt. Ein Mantra, das man in der Meditation wiederholen kann, ein Mantra, das man im Alltag wiederholen kann, ein Mantra, das einem hilft, sich von allem Negativen zu lösen, und ein Mantra, das hilft, seinen Geist zu erheben. Om Namah Shivaya. Und man kann die Grundmantras auch noch ergänzen mit Bhija Mantras. Bei manchen Mantras wird es fast automatisch gemacht, z.B. Saraswati „Om Aim Saraswatyai Namah“ und letztlich auch „Om Shri Maha Lakshmyai Namaha“. Das ist irgendwie so ein Wortspiel „Shri Maha“, aber das Bhija Mantra der Lakshmi ist „Om Shrim“. Bhija Mantras sind einsilbige Mantras, die eine besondere Stärke und Kraft haben, vor allem, wenn man sie in Kombination mit den langen Moksha Mantras wiederholt. Und „Om Hrim Namah Shivaya“ enthält „Hrim“. „Hrim“ ist eigentlich das Bhija von Durga und da Durga der weibliche Aspekt von Shiva ist, ist es auch das Bhija Mantra von Shiva. „Om“ steht damit für das Kosmische, das Unendliche, das Ewige. Und das steht dafür, dass wir letztlich verankert sind in diesem Kosmischen, dem Ewigen und dem Unendlichen. Und wenn wir Yoga üben, dann können wir uns das immer wieder bewusst machen. Es kann in einer Asana geschehen, es kann in einer Tiefenentspannung passieren, es kann mitten in einem Pranayama passieren, dass wir plötzlich das Gefühl haben, wir sind verbunden, wir sind weit, wir spüren irgendwo, es manifestiert sich eine kosmische Wirklichkeit, sie ist erfahrbar. „Om“ steht dafür. „Hrim“ heißt Kraft, spirituelle Kraft. Durga wird auch symbolisiert als Reitende auf einem Tiger. Es heißt also auch, wenn wir auf dem spirituellen Weg sind, dann sind wir nicht nur meditativ und wir sind nicht nur achtsam und gleichmütig, sondern da ist auch dieses „Hrim“, da ist eine Kraft dahinter. Shiva wird auch dargestellt als tanzend, als kosmischer Tänzer, Nataraj, vermutlich die im Westen bekannteste Darstellung aus indischer Mythologie, tanzender Shiva. Oft auch dargestellt in einem Feuerkranz. Und so heißt es auch, es gilt auch, mit Enthusiasmus im Alltag zu sein. Es gilt auch, mit einer gewissen sattvigen Leidenschaft auf dem Weg zu sein. Anderen zu helfen, seine Aufgaben zu erfüllen, verantwortlich zu sein, nach etwas Höherem zu streben und zu schauen, was will sich in einem manifestieren. All das ist „Hrim“. Dann „Namah“ heißt wörtlich „Ehrerbietung an“. Und das „Namah“ steht auch für eine gewisse Demut, es steht für eine Verehrung, es steht für eine bestimmte Form der Herzensöffnung. „Namah“ heißt auch, dass wir nicht aus dem Ego heraus handeln, nicht sagen, „oh, ich bin der Größte“ oder „ich bin der, der alles bewirkt“, sondern wir machen es mit Demut, wir sind dankbar für das, was uns geschenkt wird, auch dankbar, was uns an Fähigkeiten, Möglichkeiten, Talenten geschenkt wird, aber wir wissen, es ist irgendwo auch ein Geschenk. Wir wollen es nutzen und wir wollen es zum Positiven nutzen, aber mit Ehrerbietung und auch im Bewusstsein, als Teil des Ganzen. Kein Mensch kann allein irgendetwas bewirken, wir brauchen andere Menschen und letztlich, wir brauchen auf irgendeine Weise auch Gnade und Segen, daher „Namah“, Ausdruck von Demut. Dann folgt „Shivaya“ und „Shiva“ heißt wörtlich „der Liebevolle, der Gütige“. Shiva ist die Liebe und die Güte und es drückt aus, dass das, was wir tun, wir wollen es vom Herzen her machen, wir wollen es mit Liebe machen. Wenn wir etwas tun, um etwas Gutes zu bewirken, da ist es gut, dort Enthusiasmus dahinter zu haben, das Hrim. Es ist gut, zu wissen, es ist alles im Kontext des Kosmischen. Es ist auch gut, zu wissen, ich bin Teil eines Ganzen, Namah. Aber eben, was auch immer wir tun, wir wollen es mit Liebe machen, auch gegenüber dem Menschen, mit dem wir zu tun haben. Nicht nur auch, sondern besonders. So wie Jesus auch gesagt hat: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst und liebe Gott von ganzem Herzen.“ Das ist etwas, was wir in allen Kulturen und Religionen finden. Man kann sagen, das Namah ist dort die Liebe zu Gott, und Shivaya ist neben vielem anderen auch die Liebe zu Menschen, Liebe zu den einzelnen Geschöpfen.
Om Hrim Namah Shivaya
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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