Vaishvanara

Vaishvanara heißt wörtlich „zu allen Menschen gehörend“ oder auch „zum ganzen Universum gehörend“. Vaishvanara bezieht sich auf Verschiedenes. Im Vedanta gibt es einen Vaishvanara-Bewusstseinszustand, das ist der Wachzustand. Es gibt verschiedene Beschreibungen oder Wörter für den Wachzustand und eines davon ist eben Vaishvanara. Vaishvanara – Wachzustand. Alle Wesen sind auch mal im Wachzustand. Du bist aber auch mal im Tiefschlaf und in dieser Terminologie, wo Vaishvanara vorkommt, wird der Tiefschlaf auch bezeichnet als Prajna und der Traumschlaf als Taijasa bezeichnet. Du hast vielleicht schon andere Ausdrücke für diese drei Bewusstseinszustände gehört, JagratSwapna und Sushupti. Also, in manchen Schriften wird von Jagrat, Swapna und Sushupti gesprochen als Wach-, Traum- und Tiefschlafzustand, und in anderen Schriften wird die Terminologie verwendet: Vaishvanara, danach gibt es Taijasa und es gibt Prajna. Prajna in einem anderen Kontext ist ja Bewusstsein.

Wenn ich dich jetzt ausreichend verwirrt habe, dann will ich dich noch weiter verwirren, denn Vaishvanara heißt in einem anderen Kontext auch „das Verdauungsfeuer“. In der Bhagavad Gita wird auch Vaishvanara verwendet und dort sagt Krishna: „Ich bin in allen Wesen als Vaishvanara und verdaue die dreifache Nahrung als Verdauungsfeuer.“ Vaishvanara ist auch „allen Menschen zugehörig“, alle haben ein Verdauungssystem und auch ein Verdauungsfeuer, was auch heißt, man kann so viel Verschiedenes essen.

Die Nordinder essen mehr Weizen, die Südinder mehr Reis, im Westen isst man mehr Kartoffeln und in Afrika vielleicht mehr Tapioka oder Süßkartoffeln und irgendwo anders isst man mehr Hirse und woanders mehr Mais usw. Die einen essen mehr roh, die anderen essen mehr gekocht, aber es gibt etwas, was allen Menschen zugehörig ist und das ist ein Verdauungsfeuer. Und dieses Verdauungsfeuer macht aus allen verschiedenen Nahrungen letztlich die Bestandteile, die der Körper braucht.

So ist auch Vaishvanara etwas, was alle Menschen irgendwo verbindet. Und so ist auch Vaishvanara ein Symbol dafür, Menschen sind letztlich ähnlich. Man hat verschiedene Bedürfnisse, die kann man auf verschiedene Weise erfüllen, aber letztlich läuft es auf das gleiche hinaus. So ist Vaishvanara eben auch ein Symbol für die Allgegenwart Gottes. Es ist Gott, der die Nahrung verdaut als Vaishvanara. Es bist nicht du selbst und es ist auch nicht irgendwo ein rein physiologischer Prozess, obgleich man ihn auch als solchen analysieren kann und das manchmal hilfreich ist, wenn man eben feststellt, wo physiologisch etwas nicht stimmt, kann man vielleicht eingreifen. Man kann aber auch voller Ehrerbietung seinen Verdauungsprozess anschauen und sagen: „Ich übergebe meine Nahrung dem Vaishvanara, dem Verdauungsfeuer, welche dann etwas damit macht.“

Und damit ist das Essen Gottesdienst. Nicht du erfüllst deine eigenen Bedürfnisse, nicht du isst, was du einfach nur magst, sondern du opferst Nahrung dem göttlichen Vaishvanara-Feuer. Und dieses göttliche Vaishvanara-Feuer schafft daraus Nahrung und dann kannst du den Körper nutzen, um deine Aufgaben, dein Dharma zu erfüllen, um Gott durch dich wirken zu lassen, um Erfahrungen zu machen, um spirituell zu wachsen.

Also, Vaishvanara, zwei Hauptbedeutungen: Zunächst mal wörtlich ist es „allen Wesen zugehörig“ und das heißt dann zwei Verschiedenes, es ist zum einen der Wachzustand im Allgemeinen und zum zweiten ist es die Verdauung. Also nochmal, Vaishvanara – „allen Wesen zugehörig“.

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