Pfingsten und Shavuot - Feste des Empfangens


© 2019 Text: Bhajan Noam – An diesem Sonntag feiern wir Pfingsten und zu gleicher Zeit findet auch das jüdische Fest Shavuot statt. Mit Shavuot wird der Tag gefeiert, an dem das Volk Gottes am Berge Sinai vor rund 3300 Jahren die heilige Thora empfing. Shavuot wird fünfzig Tage nach Pessach begangen. Beide Feiertage, Pessach und Shavuot, finden im Christentum ihre Entsprechung im Osterfest und in Pfingsten. Zu Pessach wird an den Auszug aus Ägypten und an das Ende der Knechtschaft unter der Pharaonenherrschaft gedacht. Ostern, das Fest der Auferstehung, will uns an das Ende der Knechtschaft unter einem Dasein fernab von jeder Sinnhaftigkeit erinnern. An Ostern wurde dem Menschen bezeugt, dass sein wirkliches Leben in Gottes Licht und Ewigkeit ruht. An Shavuot erhielt das Volk Israel die heiligen Texte der Thora als Bindeglied zu Gott. Es wurde aufgefordert, den Geboten zu folgen und täglich die Thora zu studieren, um Gott immer tiefer zu verstehen und sich so seiner Gnade anzunähern. An Pfingsten, dem fünfzigsten Tag nach Ostern, fand die Ausgießung des heiligen Geistes statt. Die Jünger Jesu überkam unvorbereitet himmlische Weisheit und lichtvoller Segen – sie sprachen frei und mit Gottes Vollmacht zu den Menschen und schenkten den erhaltenen Segen weiter. Keine Schrift, keine Macht einer Priesterschaft stand nunmehr zwischen den Gläubigen und Gott, alles wahre Wissen wurde ihnen eingegeben.

Das Pfingstereignis hat weitreichende Folgen, da es uns unmittelbar mit dem Schöpfer verbindet und somit auch mit allen seinen Geschöpfen. Ab diesem Moment sind wir alle auf höchster göttlicher Ebene vereint. Keine Hierarchie existiert mehr, keine Machtstrukturen, keine Ämter – und keine Gegner, keine zu bekämpfenden Feinde. Jeder ist aufgefordert, seine Brüder und Schwestern in die Arme zu schließen, egal, welchen Glaubens sie sind oder welcher Weltanschauung sie anhängen. In Gott existiert kein trennender Gedanke.

Dem zuvor ging - und geht immer noch - eine lange Zeit der Sozialisierung und Spiritualisierung, die mit der Übergabe der Zehn Gebote begann.

 

Die zehn Gebote – Vorschläge der Güte

Im Herzen eines jeden Menschen befindet sich eine geheime Kammer, in welcher der göttliche Funke sein vorübergehendes Erdenzuhause bezieht. Nach diesem Vorbild erbaute auch König Salomon einst den prachtvollen Tempel zu Jerusalem. Im Allerheiligsten wurden in der Bundeslade die durch Mose von Gott erhaltenen Gebote aufbewahrt. Jene zehn Gebote sind die wohl kompakteste und älteste Anleitung sowohl für alle zwischenmenschlichen Belange wie für die spirituelle Entwicklung jedes Einzelnen. Wissenschaftler wähnen ihren Ursprung im Kodex Hammurabi, einer babylonischen Sammlung von Rechtssprüchen aus dem 18. Jahrhundert vor Christus. Seit mehr als drei Jahrtausenden aber regeln sie das Leben des Volkes Israel und seit zwei Jahrtausenden das der Christenheit. Hatten sie zunächst nur eine lokale Bedeutung, so erlangten sie mit der Ausbreitung des Christentums Weltgeltung. Sie üben bis heute einen erheblichen Einfluss auf Verfassung und Gesetzgebung der meisten Staaten aus und sind ebenso Grundlage der Menschenrechtscharta. Was davon nur Papier ist und was tatsächlich gelebt wird, steht auf einem anderen Blatt. Doch sie entsprechen den Grundbedürfnissen eines jeden Menschen nach Frieden, Unversehrtheit, Respekt, Gerechtigkeit und spirituellem Eingebundensein.

Unendliche Male sind die Zehn Gebote übersetzt und gedeutet worden. Zu allen Zeiten suchten die Menschen Richtschnur, Rat und Antwort in ihnen. Ich schreibe sie hier in einer zeitgemäßen Fassung und lege sie nach meinem Verständnis für alle Antwortsuchenden aus. Meditiere mit ihnen und ihr goldener Leitfaden wird für dich sichtbar werden und dich führen.

1. Ich bin der Ewige, dein Gott, der dich aus der Knechtschaft befreit.

Das heißt: Sobald du dich dem Ewigen hingibst, bist du frei von allen irdischen Bindungen, von Sorgen und von Nöten. Gott hat dich erschaffen und er sorgt für dich, sobald du bereit bist, die Fülle seiner überreichen Gaben entgegenzunehmen. Sobald du ebenso bereit bist, die Lehren dieses deines vorübergehenden irdischen Hierseins zu verstehen.

2. Habe keine anderen Götter neben mir. Weder als Bild jeglicher Art noch als Statue aus Metall, Holz oder Ton. Diene ihnen nicht, werfe dich nicht vor ihnen nieder.

Das heißt: Gott ist der lebendige Schöpfer. Alle Eigenkreationen sind tot und haben keine Macht. Du erniedrigst dich selbst und begibst dich aus der machtvollen Ordnung der Schöpfung, wenn du dich leblosen Abbildern unterwirfst.

3. Missbrauche den Namen des Ewigen, deines Gottes, nicht.

Das heißt: Denke, sprich und tue nichts, was der Menschlichkeit widerspricht. Erfinde keine Rechtfertigungen, indem du deinen Zuwiderhandlungen ein falsches Etikett aufklebst.

4. Gedenke des Shabat und seiner Heiligkeit. Sechs Tage sei tätig, doch am siebten Tag, dem Tag des Ewigen, deines Schöpfers, tue keine Arbeit, auch nicht deine Familie, deine Angestellten, deine Tiere und der Besucher in deinem Haus. Denn an sechs Tagen schuf der Ewige den Himmel und die Erde, die Meere und alles was darin lebt und sich bewegt – und am siebten Tag ruhte er aus, darum segnete der Ewige den Shabat und heiligte ihn.

Das heißt: Broterwerb und Religion, beides gehört zum Leben, aber die Religion, das Gebet, die Meditation, das Lesen heiliger Schriften, das Zwiegespräch mit Gott und die liebevolle Kommunikation und die Zeit mit deiner Familie und deinen Freunden und mit Fremden sind das wichtigere Element in deinem Leben. Sei in der Einheit mit Gott, indem du wie er kreativ bist und genauso wie er ruhst und dich erfreust am Getanen und an der Gnade, in diesem menschlichen Körper leben und genießen zu dürfen. Darüber hinaus erinnere dich aber: Du bist eine ewige Seele, die hier auf Erden nur für eine kurze Weile zu Besuch ist. Baue kein Haus auf einer Brücke, tue dich gütlich am Fluss.

5. Ehre deine Mutter und deinen Vater, damit deine Tage auf Erden von Bestand sind, die der Ewige dir gibt.

Das heißt: Vergiss niemals deine Herkunft, deine Wurzeln. Deine Eltern sind als Menschenwesen deine irdischen Vorfahren, aber als reine Seelen deine himmlischen Ahnen. Sie zu ehren gibt deinem Sein Bewusstheit und Bestand auf Erden und im Jenseitigen.

6. Töte nicht.

Das heißt: Töte zunächst nicht dein eigenes Empfinden, dein Gewissen, deine Liebe – denn damit beginnt alles äußere Morden und Schlachten. Beende die Kriege in dir, gehe vom Verstand zum Herzen. Werde bewusst, wer du wirklich bist und wer dein Mitmensch ist. Mit dieser Bewusstheit ist es unmöglich, jemandem zu schaden.

7. Sei nicht untreu.

Das heißt: Verliere als erstes nicht die Verbindung zu deinem innersten Wesenskern, dem göttlichen Funken. Lasse sein Feuer in dir immer heller lodern, lass seine Wärme sich ausbreiten in dein eigenes Herz und in die Herzen aller, denen du begegnest. Das ist Treue.

8. Stehle nicht.

Das heißt: Alles, was du hast, wurde dir von Gott geschenkt. Alles, was du künftig brauchen wirst, werden Geschenke deines Vertrauens, deines Glaubens sein. Sich in dieses Irdische verwickeln ist schon Diebstahl. Die Seele leidet niemals Armut, sie verschenkt sich in jedem Augenblick, weil sie so übervoll ist von Liebe. Sei Seele und verschwende dich an diese Welt. Sei kein hungernder Lehmkloß.

9. Sprich keine Lüge über deinen Nächsten aus.

Das heißt: Wie deine Eltern, so ehre jeden Menschen und jedes Mitwesen. Nur wer sich selbst als klein empfindet, verleumdet andere, um sich groß zu machen. Du bist nicht klein, du bist göttlich. Zeige deine Größe, indem du jedem einen Ehrenplatz in deinem Herzen und auf deiner Zunge gibst.

10. Habe keinen Neid gegenüber dem Besitz anderer.

Das heißt: Niemand ist reich, der nicht sein wahres Sein erkannt hat. Mancher Reiche ist arm an Glauben und Vertrauen, und mancher Arme ist ein König im Himmelreich. Mache dich bekannt mit deinen Mitmenschen und ihren Geschicken, dann wirst du niemanden mehr beneiden noch dich selbst bedauern.

© 2019 Text: Bhajan Noam

Seiten des Lebens: www.bhajan-noam.com

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Kommentare

  • Lieber Diamir, ich habe hier meine eigenen Gedanken geäußert. Wenn Du kommentierst, warum tust Du es nicht ebenfalls mit Deinen eigenen Gedanken und Worten. Was soll dieser lange Textauszug aus einem Buch? Liebe Grüße, Bhajan ***

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