Diskussion in einem Psychologie-Forum

lavida: Wie würdet ihr das Phänomen der Erleuchtung (Verlust der Identität als einzelner Mensch) psychologisch erklären? Als eine Art Psychose? Ist Erleuchtung demnach eine pathologische Störung? Woher kommt unser Bedürfnis, uns für etwas Höheres völlig aufzugeben? So weit dass wir sogar unsere eigene Identität opfern?
Würde das zu gern diskutieren, freue mich auch über Literaturhinweise. Bisher hab ich da recht wenig Erklärungsmodelle gefunden..

Nils: Aus meiner Sicht möchten alle Menschen glücklich sein. Das höchste Glück erfährt man in der Erleuchtung. Erleuchtung ist der tiefere Sinn des Lebens. Erleuchtung ist nicht nur der Verlust des Egos. Wenn es nichts darüber hinaus gebe, wäre Erleuchtung für mich völlig unattraktiv. Aber durch den Verlust des Egos erlangt man ein Einheitsbewusstsein. Man ist alles. Man erlischt also nicht, sondern wird ein neuer Mensch. Und dieser Mensch ist glücklicher als vorher. Er lebt in einem tiefen Frieden, in innerem Glück und in der umfassenden Liebe. Er ist gefüllt mit Glücksenergie. Durch sein inneres Glück werden seine Gedanken automatisch positiv, er konzentriert sich auf das Positive und erfährt seine Welt als Paradies. Er lebt im Licht und hat das Licht in sich. Seine Welt ist lichtdurchflutet. Die Dinge leuchten aus sich heraus. Er sieht seine Mitmenschen als Gottheiten, in denen das Erleuchtungsbewusstsein lebt oder schlummert.

Erleuchtung ist keine Psychose. Erleuchtung ist vollständige Heilung der Psyche. Oft tritt dadurch auch die Heilung von körperlichen Krankheiten ein. Ein Erleuchteter ist ein heiler Mensch, ein Heiliger. Nach meiner Erfahrung wird die Erleuchtung durch innere Verspannungen blockiert. Die Verspannungen entstehen durch den Stress des Lebens. Sie sitzen dann im Körper und im Geist. Sie machen den Geist negativ und den Körper krank. Im Körper entstehen die sogenannten psychosomatischen Krankheiten. Im Geist entstehen Ängste, Süchte, Aggressionen bis hin zu Depressionen. Werden die inneren Verspannungen durch spirituelle Techniken wie Gedankenarbeit und Meditation aufgelöst, dann verschwinden im Laufe der Jahre die körperlichen Krankheiten und der Mensch erhält eine Glückspsyche.

Es gibt viele Wege der Erleuchtung. Es gibt den langsamen Weg, auf dem man täglich meditiert und an seinen Gedanken arbeitet. Und es gibt den schnellen Weg, auf dem man mit spirituellen Techniken seine Kundalini-Energie (tibetisch Tummo) aktiviert, abgeschieden lebt und die umfassende Liebe praktiziert. Wer abgeschieden lebt, bei dem wendet sich die Lebensenergie nach innen und heilt und erleuchtet einen. Wenn die Kundalini-Energie erwacht und bis zum Kopf aufsteigt, ändert sich das Bewusstsein zu einem Einheitsbewusstsein hin. Wer in der umfassende Liebe lebt, der entwickelt ebenfalls ein Einheitsbewusstsein und in ihm entsteht Glück. Wichtig ist auch der Weg mit einem erleuchteten Meister, bei dem Erleuchtungsenergien übertragen werden und den Prozess der Erleuchtung beschleunigen. Man kann sich auch jeden Tag mit einem spirituellen Vorbild wie zum Beispiel Buddha verbinden und so seine Erleuchtungsenergie aktivieren. Oder in der Natur spazieren gehen und auf dabei auf die Natur meditieren. Dann wird man irgendwann eins mit der Natur und der ganzen Welt.

Garfield70: Laut buddhistischer Vorstellung bedeutet "Erleuchtung" oder vielmehr Erwachen nicht den Verlust der persönlichen Identität, sondern das Aufhören von verblendeten Sichtweisen und damit Leiden. Wenn diese wegfallen ist die Person immer noch ein Wesen mit individuellem Bewusstsein. Was ich aber sagen kann ist daß "echte spirituelle Erlebnisse" letztlich in allen Religionen gleich aussehen, nur ggf anders benannt werden. Wenn du wissen willst ob jemand erleuchtet ist dann provoziere die Person mal heftig. Wenn dann heftige Reaktionen oder sonstige Abwehrmechanismen wie zB pseudoheiliges belehrendes Blabla kommen ist die Person eindeutig nicht erleuchtet. :-)) Ich wäre generell vorsichtig mit Menschen die sich mit spirituellen Errungenschaften brüsten. Da gibt es einen Spruch: Die die wissen reden nicht, nur die die nicht wissen reden ständig.Also ich habe ein paar buddhistische Meister kennengelernt wo von einigen auch gesagt wurde sie wären erleuchtet oder zumindest etwas ziemlich in der Nähe von Erleuchtung. Abgespaced war von denen keiner, wenn man mal von einem zT absurden und sehr ausgeprägten Sinn für Humor absieht. Auf dem Weg zur Erleuchtung gibt es auch Stufen der Erkenntnis. Und es gibt nur sehr sehr sehr wenige wirklich voll erleuchtete Menschen. Menschen die einen gewissen Fortschritt auf dem Weg zum Erwachen gemacht haben sind schon häufiger (aber auch noch rar genug..) Und dann können auch ganz "normal" verwirrte Menschen zB durch Meditation aber auch in anderen Situationen gelegentlich Erleuchtungserfahrungen verschiedener Tiefe machen, die aber nicht stabil sind.

Thomas: In der Neo-Advaita und Satsang Szene sind die Kriterien der Erleuchtung recht nieder angesetzt, ich sehe darin eher einen lange andauernden Prozess, dessen Ende das vollkommene Erwachen (die Erleuchtung) ist. Ist neben Einheits/Nichtdualitätserfahren auch die Kundalini durchgeknallt, dann kann das heftig werden. Kundalinienergie, die in dir tobt, aufsteigt, sich ekstatisch entlädt, kannst du deutlichst körperlich spüren. Letztendlich ist der Zustand bei mir nach ca. 3 bis 4 Monaten auf niedrigerem Niveau dauerhaft geworden und ich kann mir ein Leben ohne nicht mehr vorstellen.

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