Der Orgasmus- jedes Mal ein kleiner Tod

Keine Angst, ich weiß schon wo ich bin. Es geht um Yoga. Aber auch Sex und Tod haben viel mit Yoga zu tun. Und ganz ehrlich, hätte ich den November zum Anlass genommen um über das Thema Tod zu schreiben, wären etliche von euch nicht auf dieser Seite gelandet. Was hat ein Orgasmus mit Yoga zu tun? Viel, finde ich. Denn er hat erst mal mit Sex gar nichts zu tun. Die meisten Menschen haben viel Sex- und wenig Orgasmuserfahrungen. Sie sind aber so besessen von Sex, weil sie eigentlich Sehnsucht nach Orgasmuserfahrungen haben und wundern sich, wieso sie damit scheitern. Sie glauben, es liegt am falschen Partner oder der falschen Situation und allerhand andere Irrtümer mehr. Wer sich aber auch hier einmal ehrlich mit dem Thema auseinandersetzt, wird feststellen, dass es eine Selbsttäuschung ist, die Gründe im Außen zu suchen. Durch Swadyaya, das Studium der Schriften und des eigene Verhaltens können wir aber eventuell zu folgender Erkenntnis gelangen: Die Fähigkeit loszulassen, ob im Orgasmus oder beim Sterben, liegt nur in uns selber. Was braucht man zum Loslassen? Vertrauen . Vertrauen beim Sex entsteht durch eine Partnerschaft, in der man sich aufeinander verlassen kann. Das passiert oft erst nach Jahren des sich gegenseitig Vertrautwerdens. Aber es hat auch viel mit Selbstvertrauen zu tun. Wer darüber nachdenkt, welches Gesicht er beim Orgasmus hat, wird keinen bekommen. Er kann nicht loslassen, weil seine Aufmerksamkeit an den Gedanken anhaftet "Was denkt der andere von mir? Wirke ich lächerlich?" Loslassen kann man aber nur, wenn man auch all die Vorstellungen loslässt, die man von sich und der Welt hat. Einfach nur sein. Im Augenblick. An nichts anderes denken. Beim Sterben ist es ähnlich. Es erfordert ein Höchstmass an Vertrauen, entweder in den eigenen Körper oder besser das, was den eigenen Körper lenkt, nämlich Atman, oder an Gott, dem wir uns in diesem Moment ausliefern, mit aller Hingabe, die wir aufbringen können. Beides fällt vielen nicht leicht. Und damit wären wir wieder beim Yoga, wo wir aus verschiedenen Techniken wählen können, um das loslassen zu üben. Ob es jetzt Bhaktiyoga ist, wo wir die Verantwortung für unser Leben an Gott übergeben oder die Meditation, wo wir uns langsam von der Konzentration auf ein Objekt zu tieferen Zuständen vorarbeiten, wo die Grenzen zwischen Objekt und dem Selbst verschwinden, bis wir endlich, oft erst nach jahrzehntelanger Übung im Loslassen, mit dem Objekt der Meditation komplett verschmelzen, Zeit und Raum in diesem Moment nicht mehr für uns existieren und wir das Gefühl haben, endlich am Ende unserer Suche angekommen zu sein. Für viele zu anstrengend. Aber vielleicht könnt ihr klein anfangen. Und einfach mal beim Sex üben, loszulassen.
Angelika

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Kommentare

  • Ich gebe dir in allem recht, was du schreibst. Gerade jetzt, wo die Menschheit sich so vermehrt hat, dass der Lebensraum Erde aus allen Fugen gerät, sollte man sich lösen können von dem Trieb Sexualität. Aber so wie es triebhaftes essen und essen gibt, das der Erhaltung des Körpers dient, so gibt es auch solche und solche Sexualität. Und man kann auch durch Sexualtät Erfahrungen machen, die einem dem Göttlichen näherbringen. Ich sehe meinen Körper als Geschenk Gottes, durch meine Augen sieht er seine Schöpfung. Man kann durch den Verzicht wachsen und durch Selbstdisziplin spirituelle Fortschritte machen. Aber es sind nicht alle Menschen gleich und nicht alle Wege. Und ich finde, dass man auch im ganz normalen Alltag Alltagserfahrungen spiritualisieren kann und darf, da nicht jedem der konsequente Rückzug in einen Ashram gegeben ist.
    om shanti Angelika

  • Liebe Prem Nidhi, ich meine auch nicht eine Verhaftung an den Orgasmus oder süchtiges Verlangen nach Sex. Sex in einer guten Beziehung, wo man uneigennützig dem anderen dabei hilft, seinen Körper anzunehmen, zu lieben und zu genießen, halte ich für eine sehr spirituelle Sache. Leider ist es so schwer, ohne Macht- und Besitzansprüche zu lieben. Wenn der geeignete Partner fehlt, gebe ich dir recht. Dann ist die Enthaltsamkeit und die Sublimierung in Ojas oder auch Karma Yoga oder kreative Leistungen die bessere Lösung.
    Om Shanti Angelika

  • hari om, angelika, super-verfasst - das ding vom loslassen - es geht um kein ding mehr, das ding wird er- und gefühlt und wird zum sein ... klasse ! aloha jailakshmi
  • dein beitrag stimmt nachdenklich
  • Körperliche Liebe, Sexualität, ist der versuch die Sehnsucht des Menschen, nach seiner verloren geglaubten weibliche / männliche Liebe in Erfüllung zu Vereinen ! om
  • Kompliment, ein wirklich klasse kommentierter Beitrag !
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