Auflösung der Beziehungsanhaftung

Es war einmal ein Mann, der hatte eine gute und schöne Frau. Die beiden liebten sich heiß und innig. Sie dachten positiv und konnten deshalb viele Jahre eine glückliche Beziehung führen. Der Mann hieß Kankaripa. Kankaripa hatte einen erfolgreichen Beruf und eine glückliche Beziehung. Er war sehr zufrieden mit seinem Leben.

Doch im äußeren Leben dauert nichts ewig. Eines Tages starb die Frau. Kankaripa war untröstlich. Er lernte viele neue Frauen kennen, doch keine konnte er wirklich lieben. Er hing vollständig an seiner verstorbenen Frau. Er konnte sich nicht alleine aus der Anhaftung befreien. Deshalb ging er zu einem Meister (SatGuru) und fragte ihn um Rat. Der Meister erklärte, dass bei einer so großen Liebe die seelische Verbindung sehr stark ist. Sie kann nur durch spirituelle Übungen über einen langen Zeitraum hinweg gelöst werden.

Der Meister empfahl Kankaripa, jeden Tag drei Stunden spirituelle Übungen machen. Er sollte Spazieren gehen, Yoga machen, an seinen Gedanken arbeiten, in einem spirituellen Buch lesen und meditieren. Seinen Beruf sollte er im Schwerpunkt als Karma-Yogi (Bodhisattva) für das Ziel einer glücklichen Welt praktizieren. Er sollte sich mehr auf das Glück seiner Mitmenschen als auf sein eigenes Glück konzentrieren.

Darüber hinaus sollte er jeden Tag geistig Tantra-Yoga praktizieren. Er sollte sich in einer sexuellen Vereinigung mit seiner Frau visualisieren, das Glück genießen, beide in Licht einhüllen, das Mantra "Licht" denken, seine Frau mit sich verschmelzen lassen und dann beide Personen in die Einheit des Kosmos auflösen. Er sollte den Kosmos voller Sterne um sich herum visualisieren, das Mantra "Sterne" denken, dann drei Minuten seine Gedanken stoppen und zum Abschluß etwas in einer entspannten Zen-Meditation (Gedanken fließen lassen) verweilen.

Das tat Kankaripa einige Jahre und war dann von seiner Beziehungssucht geheilt. Er konnte jetzt eine neue Beziehung leben und auch gut alleine sein, wie das Leben es gerade mit sich brachte. Seine feste Verankerung im Yoga ermöglichte es ihm, positiv mit allen Wandlungen des Lebens zu fließen und immer sein inneres Glück zu bewahren.

Mit dieser Technik habe ich mich vor zwanzig Jahren von einer großen Beziehungssucht geheilt. Als Yogalehrer lernte ich vor dreißig Jahren eine sehr schöne Frau mit einer starken spirituellen Energie kennen. Wir waren zehn Jahre zusammen. Unser Sex war wunderbar. Wir gelangten dadurch oft in höhere spirituelle Dimensionen. Bei ihr lernte ich, dass Sex ein Durchbruch zur Erleuchtung sein kann. Unsere Liebe war sehr groß. Aber nichts auf der Welt dauert ewig. Nach zehn Jahren endete die Beziehung. Und ich erfuhr, dass durch Tantra-Yoga auch eine sehr große Anhaftung an den Partner entstehen kann. Ich fragte mich, wie ich mich von dieser Anhaftung befreien konnte.

Ich beschloss zehn Jahre ohne eine Beziehung zu leben. Letztlich wurden fünfzehn Jahre daraus. Diese fünfzehn Jahre erwiesen sich als absolut notwendig um alle Suchtenergien aufzulösen. Ich war davor von Beziehung zu Beziehung gewandert und nie lange alleine gewesen. Ich hatte die Beziehungen nie wirklich aufgearbeitet. In der Tiefe meines Unterbewusstseins lebten alle Frauen noch in mir. Jetzt tauchten sie nacheinander aus meinem Unterbewusstsein auf. Ich ging durch eine Phase der Trennung, der Trauer und des Loslassens. Zum Schluss tauchte meine allgemeine Beziehungssucht auf und löste sich. Danach war ich frei. Ich konnte mit einer Beziehung und auch ohne eine Beziehung leben. Wenn man durch den spirituellen Weg sein inneres Glück entwickelt, wird sowohl das Alleineleben als auch das Leben in einer Beziehung glücklich.

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Kommentare

  • Es liest sich so leicht und ist so schwierig umzusetzen. :-/

  • Mir gehen immer wieder einmal die Verletzungen, die ich in Beziehungen erlitten habe, durch den Kopf, sie sind noch nicht geheilt. Danke für die Erinnerung, ich werde wieder daran arbeiten.

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