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YVS047 Beruf und Spiritualität

Beruf ist ein wichtiger Aspekt des Lebens. Viele Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit und ihrer Energie, ihres Denkens, ihres Engagements mit Beruf. Für viele Menschen ist der Beruf de facto das Wichtigste. Auch wenn fast alle Menschen sagen würden, ihre Familie sei wichtiger, verbringen sie mehr Zeit und Engagement mit Beruf. Selbst der Urlaub wird eher gesehen als Regeneration, um etwas zu tun im Beruf. Wenn man von Freizeit spricht, dann stellt sich die Frage, warum es Freizeit heißt. Die Zeit ist frei von dem, worum es eigentlich geht, nämlich den Beruf. Und freie Tage heißt, man ist von dem frei, wozu man eigentlich da ist, Beruf. Es ist ganz deutlich, in der Alltagssprache und im Selbstverständnis gerade des westlichen Menschen spielt der Beruf eine ganz besondere Rolle. In früheren Jahrhunderten gab es so etwas wie Beruf nicht, sondern man musste dafür sorgen, dass man isst und trinkt. Wenn man in der Wüste ist, muss natürlich das Wasser irgendwo herkommen, und man muss ein Zuhause haben, aber es gab keine Trennung zwischen Beruf und Freizeit. Man machte so viel wie nötig war, damit man das hatte, was man brauchte, und mehr nicht. Irgendwann gab es die großartige Entdeckung des siebten Tages, dass man am siebten Tag ruht, und so wurde die Woche strukturiert. Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tag sollst du ruhen. Schließlich wurde irgendwann das Konzept von Arbeitszeit und Freizeit eingeführt und in den letzten Jahren gibt es wieder einen gegenläufigen Trend, die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen. In gar nicht mal wenigen Firmen ist ein bisschen surfen im Internet für private Zwecke geduldet, in anderen Firmen überhaupt nicht. Oft wird fast erwartet oder mindestens ist es üblich, dass Mitarbeiter mit ihrem Smartphone ihre E-Mails zu Hause checken und dass sie einiges auch in der Freizeit vorbereiten für den Beruf.

Dies ist auch ein Vortrag im Rahmen der Vorträge „Die vier Purushartas“. Daher wird das Thema Beruf und Purushartas ebenfalls behandelt.

Die vier Purusharthas sind die vier Bedürfniskategorien, die vier Motivationskategorien, die vier Ebenen des menschlichen Strebens.

Kama ist sinnlich emotional.

Artha ist Erfolg, Geld und Absicherung.

Dharma hat zwei Aspekte. Dharma heißt zum einen, etwas für andere tun, der Gesellschaft etwas zurückgeben, und zum anderen, seine eigenen Talente und Fähigkeiten leben und entfalten.

Moksha ist Erlösung, Erleuchtung, im engeren Sinne spirituelle Entwicklung.

 

Der Beruf und die vier Purusharthas

Beruf hat eine Bedeutung auf allen vier Ebenen. Erstens hat der Beruf eine Funktion, selbst das Leben schöner zu gestalten. Manche Menschen lieben es, berufstätig zu sein, weil es eine angenehme Arbeit ist, weil sie nette Kollegen haben, weil es Spaß macht, weil es schön ist.

Manche Menschen genießen das, was sie tun, ohne dem eine größere Bedeutung zu geben, und sie genießen es, mit ihren Kollegen und Kolleginnen zusammenzusein.

Eine zweite Funktion des Berufs ist Artha. Man verdient Geld, man bekommt Anerkennung für das, was man leistet, man hat das Gefühl des Erfolgs, und so ist Artha hier richtig.

Dann gibt es Dharma. Dharma bezogen auf den Beruf heißt, man macht etwas Sinnvolles, man hat eine berufliche Aufgabe gewählt, von der man weiß, man tut dafür etwas Gutes für die Menschheit, für die Tiere, für die Natur, für einzelne Menschen und so weiter.

Der zweite Aspekt von Dharma ist, man hat das Gefühl, man entwickelt sich durch seine berufliche Tätigkeit. Man lernt sich besser kennen, man entfaltet seine Talente, man kann das leben, was in einem steckt. Und man kann auch sagen, der Beruf hilft einem, spirituell zu wachsen. In dem Sinn kann man sagen, wenn man einen Beruf hat, zum Beispiel in einer spirituellen Gemeinschaft, dann kann man sagen, Dienst in der spirituellen Gemeinschaft an sich hilft der spirituellen Entwicklung. Man kann aber auch sagen, jede Art von Berufstätigkeit kann der spirituellen Entwicklung dienen, weil es Herausforderungen gibt. Es gibt Herausforderungen wie zum Beispiel – einen ungeduldigen Chef und muss lernen damit umzugehen. Manchmal gibt es sehr viel zu tun und man muss seine eigenen Bedürfnisse mal zurückstecken und uneigennützig tätig sein. Es gibt vielleicht Phasen, in denen man langweilige Aufgaben hat, dann gilt es, die eigene Disziplin unter Beweis zu stellen. Es gilt vielleicht auch, unter Beweis zu stellen, dass man auch langweilige Tätigkeiten spiritualisieren kann, zum Beispiel, indem man ein Mantra wiederholt, Achtsamkeit im Alltag übt. Oder es gibt Phasen, wo man ungerecht behandelt wird. Dann kann man lernen, sich mehr durchzusetzen, mutig zu sein oder geduldig zu sein, loszulassen, Kränkungen zu überwinden. Es gibt so vieles, was man im beruflichen Leben lernt, das man von einer spirituellen Warte aus sehen kann, und was einem helfen kann, spirituell zu wachsen.

Man kann jetzt verschiedene Arten unterscheiden. Zum einen kann man sagen, es gibt berufliche Tätigkeiten, die alle vier Aspekte gut berühren. Es ist ein Job, der einem Spaß macht, Freude macht, wo man mit netten Kollegen zusammen ist und Spaß hat, Kama.

Zum anderen gibt der Beruf einem auch genügend finanzielle Mittel und das Gefühl des Erfolgs und man bekommt die Anerkennung, die man braucht, Artha. Man tut dabei etwas Gutes, man hat das Gefühl, das, was man macht, ist sinnvoll und man hat außerdem das Gefühl, dass die eigenen Fähigkeiten entwickelt werden und man kann seine besonderen Fähigkeiten einbringen, Dharma.

Und man hat auch das Gefühl, durch die Herausforderungen im Beruf wächst man spirituell und man kann sich selbst zum Instrument des Göttlichen machen und es blitzen im Beruf immer wieder Erfahrungen des Göttlichen auf. Dann würde man sagen, das ist eine berufliche Tätigkeit, in der alle vier Purushartas wichtig sind und berücksichtigt werden.

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Partnerschaft und Beziehung von einem Standpunkt, der vier Purusharthas: Kama, Artha, Dharma, Moksha

 

Das ist ein stark gekürzter Vortrag im Rahmen der Reihe über Vicharana, die zweite Stufe auf dem spirituellen Weg. Den vollständigen Vortrag kannst du in diesem Video anhören. Er ist ein Teil des Vortrags über den spirituellen Weg und dies wiederum ist ein Teil der großen Vortragsreihe Yoga Vidya Schulung. Man kann sehr viel über Spiritualität und Partnerschaft sagen. Es gibt auch auf yoga-vidya.de einen längeren Artikel über Yoga und Sexualität.

Wenn man in einer Partnerschaft lebt und auf dem spirituellen Weg ist, dann gibt es ein paar Gesichtspunkte, die überlegenswert sind. Es gibt die Möglichkeit, man lebt mit einer Person zusammen, die auf dem gleichen spirituellen Weg ist. Es gibt die Möglichkeit, man lebt mit einer Person, die auf einem anderen spirituellen Weg ist. Und es gibt Partner, die vielleicht nicht bewusst auf einem spirituellen Weg sind, die das sogar negieren, auf einem spirituellen Weg zu sein.

Purusharthas

In den vorigen Vorträgen wurden die vier Purusharthas besprochen: Man könnte sagen die vier Bedürfniskategorien des Menschen. Kama sind die sinnlichen, emotionalen Bedürfnisse. Artha ist Beruf, bzw. finanzielle Absicherung, Wirtschaft und auch Wunsch nach Erfolg. Dharma hat zwei Aspekte: Entfaltung der eigenen Fähigkeiten und so leben, wie man es selbst für gut hält; der zweite Aspekt ist, sich für die Gemeinschaft einsetzen, etwas Gutes bewirken. Als viertes Moksha, die Befreiung.

Partnerschaft und Kama

Partnerschaft ist etwas, was den Menschen in all seinen Aspekten berührt. Partnerschaft ist für viele Menschen zusammen mit dem Beruf das, was die meiste Energie und den meisten Raum im Leben einnimmt. Eine Partnerschaft berührt auch alle vier Aspekte des Menschseins. Idealerweise ist man in einer Partnerschaft natürlich auch viel lieber auf einer physischen Ebene, auf einer sinnlichen Ebene, da gibt es die sexuellen Aspekte einer Partnerschaft: Zärtlichkeit und das Gefühl, sich in der Gegenwart des anderen wohl zu fühlen. Das ist alles Kama. Im Yoga würde man sagen, eine Weise seine sinnlichen Bedürfnisse auszuleben, ist eine Partnerschaft die auf Langfristigkeit ausgelegt ist und wo die sinnlichen und sexuellen Bedürfnisse Teil einer tieferen Liebe sind.

Partnerschaft und Artha

Zweiter Aspekt von Partnerschaft ist Artha. Artha heißt berufliche Absicherung, finanzielle Absicherung.

Man könnte sagen eine Partnerschaft ist auch eine Wirtschaftsgemeinschaft. Ist diese Wirtschaftsgemeinschaft gut organisiert, ist sie auch ein Teil einer guten Partnerschaft. In einer Partnerschaft teilt man typischerweise die finanziellen Mittel. Man muss sich darüber klar werden, wer wie viel Geld ausgeben kann, wie man das regelt, das gemeinsame Leben, die Gemeinschaft, wer Anschaffungen macht, wie man diese macht. Natürlich bedeutet eine Partnerschaft als Wirtschaftsgemeinschaft auch, dass es eine gewisse Arbeitsteilung gibt: vielleicht kocht der eine in der einen Woche, der andere in der anderen. Vielleicht hat man eine bestimmte Weise, wie man die Hausarbeit aufteilt, die Kindererziehung und auch den beruflichen Teil.

All das gilt es auch, geschickt zu regeln, wenn man Partnerschaft auch vom spirituellen Standpunkt aus sieht. Man kann manchmal auch einfach sagen, in einer Partnerschaft zu leben, macht es oft auch leichter, zusammen überhaupt von einem wirtschaftlichen Standpunkt zu existieren, sodass man mehr Raum für anderes hat.

 

Partnerschaft und Dharma

Der dritte Aspekt ist Dharma. Eine ideale Partnerschaft vom Yoga Standpunkt aus ist eine Partnerschaft, in der sich die Partner gegenseitig ermutigen, ihre Talente zu nutzen, hier zu sich selbst zu kommen.

In einer idealen Partnerschaft fühlt man sich in seinen eigenen Fähigkeiten bestätigt und gestärkt. Man bekommt durch die Partnerschaft Inspiration, die eigenen Anliegen zu leben und diese auch zum Guten von anderen zu nutzen. In einer idealen Partnerschaft von diesem Standpunkt aus ermutigen sich die Partner gegenseitig, sich für eine Gemeinschaft zu engagieren. Auf eine gewisse Weise heißt Dharma in der Partnerschaft natürlich auch, dass man dem Partner dient, dem Partner hilft. Es heißt vielleicht auch, dass man sich um Nachkommen kümmert. Falls in einer Familie Kinder entstehen, dann ist das auch ein Teil des Dharmas: Sich um die Kinder kümmern. Dharma hilft also hier über das Ego hinauszuwachsen und das ist auch etwas, weshalb eine Partnerschaft oft Menschen hilft auf dem spirituellen Weg voranzukommen, weil man sich gegenseitig umeinander kümmert, weil man lernt von seinem eigenen Ich etwas abzusehen, weil man lernt, auch zusammen für etwas Übergeordnetes dazusein, seien es Kinder, sei es sich als Paar zu engagieren.

Partnerschaft und Moksha

Der vierte Aspekt von Partnerschaft ist Moksha: Befreiung, Erleuchtung.

Idealerweise ermutigen sich die Partner gegenseitig darin, auf dem spirituellen Weg voran zu schreiten. Sie ermutigen sich in ihren spirituellen Praktiken. Sie praktizieren zusammen und durch die gemeinsame spirituelle Praxis entsteht ein Prana-Feld, ein Energiefeld, ein Feld der Liebe, welches zum einen die Partnerschaft auf anderen Ebenen beflügelt, und zum anderen hilft in der Meditation tiefer zu kommen. Idealerweise hat man das Gefühl, wenn man mit dem Partner, der Partnerin zusammen meditiert, Asanas und Pranayama übt, sind die Erfahrungen tiefer, intensiver und mit dem Partner zusammen übt man mehr.

Idealerweise ermutigt man sich in einem sattvigeren Leben, also Ernährung, Kleidung, Haus, Ökologie, alles sattviger zu gestalten. Man ermutigt sich gegenseitig auch öfters Satsang zu besuchen und Seva zu üben, also uneigennütziges Dienen, was ja auch wieder in Dharma hinein geht.

So wäre es ideal in einer Partnerschaft: Liebe auf der sinnlichen Ebene, emotionales Wohlfühlen miteinander, also die emotionale Liebe, tiefe spirituelle Liebe und auch eine Liebe, weil man sich gegenseitig unterstützt, in wirtschaftlicher Unabhängigkeit, in beruflichem Erfolg, in sozialem Engagement, in der Entfaltung der Persönlichkeit und eben auch in der Spiritualität. Wer eine solche ideale Partnerschaft hat, kann dankbar sein, und demütig. Ein Tipp ist, kleine Unstimmigkeiten nicht überbewerten. Ein Grundgefühl von Dankbarkeit ist etwas Wichtiges, auf dessen Grundlage Liebe wachsen kann. Dankbarkeit und Liebe helfen, dass man mit den kleineren Reibereien, die auch entstehen können, gut leben kann.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS045 Guten Morgen: das Gute und das Angenehme

Om Namah Shivaya und guten Morgen, guten Tag, guten Nachmittag, guten Abend.

Was heißt guter Morgen, guter Nachmittag, guten Abend? Was heißt ein guter Abend für einen spirituellen Aspiranten? Hier gibt es alte Schriften, die sagen, es gibt das Gute und es gibt das Angenehme: Shreya Marga und Preya Marga. Shreya Marga ist der Weg des Guten. Preya Marga ist der Weg des Angenehmen.

Katha Upanishad

Es gibt eine bekannte Schrift, die sogenannte Katha Upanishad; in dieser Upanishad gibt es einen Lehrer namens Yama und der hat einen Schüler namens Nachiketas. Nachiketas will wissen, wie erreiche ich das höchste Gute. Yama antwortet „In dieser Welt gibt es zwei Wege: den Weg des Guten, Shreya Marga, und den Weg des Angenehmen, Preya Marga.“ Wenn du den Weg des Guten gehst, dann erreichst du das höchste Ziel. Wenn du den Weg des Angenehmen gehst, dann erleidest du Schiffbruch in deinem Leben, dann kommst du ins Leid und letztlich in den Tod.

Wir finden in der griechischen Mythologie etwas Ähnliches: Herakles am Scheideweg. Dort gibt es auch den Scheideweg, dort wird es dann der Weg der Tugend und des Lasters genannt. Allerdings die Upanishad spricht nicht von Tugend und Laster, sondern von dem Weg des Angenehmen und dem Weg des Guten.

 

Rajasige Freude, tamasige Freude, sattwige Freude

Das Gute kann auch angenehm sein. Das Angenehme kann auch gut sein. Aber das ist es nicht immer. Es gibt das lateinische Sprichwort iucundum non semper bonum est: Das Angenehme ist nicht immer gut. Hier gibt es ein paar Verse in der Bhagavad Gita und dort spricht Krishna von drei Arten von Freude. Krishna spricht von der rajasigen Freude, der tamasigen Freude und der sattwigen Freude. Er sagt, rajasige Freude ist das, was zum Anfang wie Nektar und nachher wie Gift ist. Sattwige Freude ist das, was zum Anfang wie Gift ist und nachher wie Nektar. Tamasige Freude ist das, was zum Anfang wie Gift ist und nachher wie Gift ist und nur aus Verblendung wie Freude erscheint und man nicht lassen kann.

Rajasige Freude

Wir nehmen ein paar Beispiele. Rajasige Freude kann heißen, eine Tafel Schokolade zu essen. Es schmeckt toll, während man sie isst, mindestens für Menschen, die dafür den Geschmack haben. Nachher folgt Sugar High, Zucker hoch, Theobromin und damit Koffein. Es belebt, beschwingt viele Menschen. Es fühlt sich erstmals gut an. Danach, 1 – 2 Stunden später, hat man zu wenig Zucker im Körper, wieder Heißhunger, Unruhe und so weiter. Wenn du wieder etwas Zucker isst, dann irgendwann wird der Blutzuckerspiegel ganz durcheinander gebracht. Man wird immer dicker und so weiter. Also es führt zu Elend. Zu Anfang wie Nektar, nachher wie Gift.

Anderes wäre, man hat jemand anderem heimgezahlt und freut sich diebisch, dass man es ihm jetzt heimgezahlt hat. Am Anfang wie Nektar, aber nachher sieht man sich nicht nur einmal, sondern öfter und ein spiritueller Mensch wird es nachher auch bedauern, wenn er das Leid des anderen sieht.

Sattwige Freude

Beispiel für sattwige Freude: Du nimmst dir vor zu Fasten. Fasten wird am 2. oder 3. Tag schwierig sein. Der kann schwierig sein, vor allem wenn es das erste Mal ist. Aber wenn du es dann durchhältst, nach 5 Tagen dann wieder anfängst zu essen, fühlst du dich so leicht und so erhaben.

Ein weiteres Beispiel du nimmst dir vor jeden Morgen zu meditieren. Am Anfang morgens, vielleicht gerade noch dazu im Winter, das Bett ist so warm, das Zimmer so kalt, noch dazu, wenn du ökologisch orientiert bist und nicht so viel heizt durch die Nacht. Du stehst trotzdem auf. Es ist fast wie Gift. Du meditierst und du fühlst dich gut und ein Tag verläuft voller Freude. Oder Asanas: Vielleicht gerade morgens; du bist steif und so weiter. Jetzt den Sonnengruß zu machen, klingt erstmals wie Gift. Du machst es trotzdem, du fühlst Dich gut, schon nach ein paar Minuten Asanas. Nachher geht Prana durch alle Phasen deines Wesens. Du fühlst Energie, dir geht es gut und danach verläuft der ganze Tag anders, nachher wie Nektar.

Tamasige Freude

Beispiel für tamasige Freude: Das betrifft insbesondere Süchte. Z. B. du bist nikotinabhängig, von Zigaretten abhängig. Du gierst nach einer Zigarette, du zündest dir eine an und du findest es eklig, dass du von diesem Glimmstängel abhängig bist. Du kannst es trotzdem nicht lassen. Du fühlst dich vorher mies, während mies, nachher mies. Zwischendurch sind vielleicht die Entzugserscheinungen mal weg. Das wäre eine tamasige Art des Vergnügens, die kein echtes Vergnügen ist.

Die höhere sattwige Freude

Von sattwiger Freude gibt es eigentlich zwei Arten. Ich habe eben davon gesprochen, wie es Krishna in der Bhagavad Gita beschreibt: am Anfang wie Gift, nachher wie Nektar. Aber es gibt auch die höhere sattwige Freude, was heißen soll, wenn du etwas machst, was gut ist und was du gerne machst, dann ist das die höhere sattwige Freude.

Z.B. angenommen du meditierst eine Weile täglich, dann liebst du die Meditation, du freust dich, wenn du aufwachst: „Ach, ich kann meditieren“, du freust dich während der Meditation und du freust dich nachher. Man kann sagen, immer dann, wenn du eine sattwige Gewohnheit regelmäßig machst, wird sie zu einer sattwigen Freude höher Ordnung.

Oder angenommen du hast es gelernt, dich eine Weile ohne Weißzucker zu ernähren und plötzlich merkst du, wie gut ein Apfel schmeckt, wie gut eine Birne schmeckt, wie gut ein gutes Brot schmeckt. Ein ganzes Geschmacksuniversum öffnet sich für dich und du freust dich.

Oder angenommen du hast gelernt anderen Menschen in kleinem Maße Gutes zu tun. Am Anfang war es vielleicht eine Überwindung, wenn du das bisher nicht so häufig gemacht hast, aber du merkst wie schön es ist, anderen Gutes zu tun, einen kleinen Teil deiner Zeit für andere zu opfern, so schön.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In diesem Teil der Reihe aus der großen Reihe Yoga Vidya Schulung, geht es um 3 wichtige Hindernisse auf dem spirituellen Weg. Dies ist ein Thema, das Swami Sivananda besonders in seinem Buch „Sadhana“ beschreibt, da gibt es ein Kapitel über den Geist des Aspiranten, des Suchenden. Dieses Kapitel ist auch im Yoga Vidya Yogalehrer Handbuch abgedruckt.

Es gibt drei Haupthindernisse:

  • Vorgefasste Ideen und Vorurteile
  • Eingebildete Pflichten
  • Umgang mit Schwierigkeiten und Anstrengungen
  1. Hindernis: Vorgefasste Ideen und Vorurteile

Zitat aus „Sadhana“ von Swami Sivananda:

„Der/die Sadhana beginnt das spirituelle Leben mit bestimmten eigenen Vorstellungen über Sadhana, die spirituelle Praxis, über Selbstverwirklichung, über Guru, spirituellen Lehrer und ähnlichem. Diese Vorstellungen können sich in tiefe Vorurteile verfestigen. Tatsächlich jedoch ist das spirituelle Leben ganz anders als die individuelle Einbildung es glaubt.

Es ist wichtig sich bewusst zu sein, auf dem spirituellen Weg Vorstellungen darüber zu haben, wie er sein soll. Du hast Vorstellungen, wie ein Yogalehrer, ein spiritueller Lehrer sich verhalten soll, du hast Vorstellungen, wie ein Aspirant sich zu verhalten hat, du hast Vorstellungen, wie spirituelle Praxis sein sollte, wie spiritueller Fortschritt sein sollte, vielleicht auch davon, wo du selbst stehst. Diese Vorstellungen werden auf dem spirituellen Weg enttäuscht werden und das ist gut, denn enttäuscht heißt aus der Täuschung heraus zu kommen. Wenn der spirituelle Weg so wäre, wie du es dir vorstellst, dann würdest du einfach nur deine Fantasien ausleben, das kannst du ja im Traum machen, du könntest dir vorstellen, wie du den spirituellen Weg gehst, kannst dir auch ein eigenes Theaterstück daraus machen oder visualisieren, in deiner Fantasie kannst du es ausleben.

Aber so ist der spirituelle Weg nicht. So ist ein wichtiger Aspekt des spirituellen Weges: Habe einen offenen Geist, frei von Vorurteilen. Es ist gut ethische Wertvorstellungen zu haben, die sollte man schon haben und die sollte man sich auch nicht ausreden lassen, im Yoga sind das Satya, Ahimsa, Asteya, Brahmacharya, Aparigraha und daran sollte man schon Lehrer messen. Da gehört Nichtverletzen dazu, also wenn du einen Lehrer hast, der zu Gewalt aufruft, ist er wahrscheinlich nicht der richtige. Wenn du jemanden hast, der ständig andere anlügt, ist er auch nicht der richtige. Wenn du jemanden hast, der betrügt, solltest du ihn nicht als Lehrer akzeptieren. Wenn ein Lehrer bezüglich Sexualethik das eine predigt und das andere lebt, ist er auch nicht der richtige Lehrer. Wenn du jemanden hast, der andere besticht oder bestochen werden kann, ist er auch nicht der richtige. Manche Vorstellungen solltest du nicht zur Seite geben. Der Ratschlag, den ich gebe, der ist durchaus mit Vorsicht zu genießen. Also sei vorurteilsfrei, aber nicht wertfrei.

Menschen gehen in einen Ashram und denken, dort müsste alles vollkommen sein. Jeder, der im Ashram ist, geht liebevoll mit anderen um und dann stellst du fest, dass Leute sich an Essensschlangen vordrängeln, dass Leute an der Rezeption an einem langen Anreisetag auch mal genervt reagieren, du stellst fest, dass ein Vortragender deine Frage nicht richtig versteht. Da siehst du, du hast die heile Welt zu sehr in einen Ashram projiziert. Und es gibt gute Gründe, dass diese heile Welt nicht da ist in dieser physischen Welt. Wir lernen durch Herausforderungen, wir lernen auch dadurch, dass Dinge eben nicht so sind, wie wir sie gerne hätten. So sagt Swami Sivananda zum Ende dieses Abschnittes über das erste Hindernis: „Gehe das Leben eines Aspiranten, einer Aspirantin, mit geistiger Offenheit. Löse dich von deinen Vorstellungen und deinen Vorurteilen, die vom Ego erzeugt wurden. Nähere dich den spirituellen Dingen mit einer ernsthaften, offenen empfangsbereiten Einstellung gepaart mit dem Wunsch zu lernen. Sei bereit deine geistige Einstellung und deine spirituelle Praxis dem anzupassen, was du lernst, anstatt zu wünschen, dass alles sich deiner geistigen Vorstellung anpasst. Den Lieblingsvorstellungen zu entsagen ist sehr notwendig, wenn du auf dem spirituellen Weg beständig und harmonisch voranschreiten willst.“

Vielleicht magst du jetzt einen Moment innehalten und überlegen welche Vorurteile, Vorstellungen, vielleicht auch romantischen Vorstellungen vom spirituellen Weg du hast, welche wurden vielleicht schon bisher auf deinem Weg enttäuscht und bist du bereit, deinen Vorstellungen zu entsagen, um anderes zuzulassen? Und was sind vielleicht wichtige ethische Prinzipien, die du nicht aufgeben solltest, die du selbst dann nicht aufgeben solltest, wenn das in einer Gemeinschaft oder von einem Lehrer verlangt werden würde? Auch das ist wichtig, weil es so viele Menschheitsverführer gibt.

  1. Hindernis: Vorstellungen von Pflichten

Dazu zählen zusätzliche Pflichten, die man sich aufhalst, um den spirituellen Weg nicht zu gehen. Ein paar Sätze von Swami Sivananda: „Das zweite Problem, mit dem fast jeder Anfänger zu tun bekommt, hängt mit den Vorstellungen von Verpflichtungen zusammen. Oft ist es so, dass vor dem Anfang des spirituellen Sadhanas diese Pflichten eben nicht da sind, aber wenn du mit Sadhana ernsthaft beginnen willst, siehst du dich plötzlich allen möglichen neuen Verpflichtungen gegenüber Familie, Freunden und anderen, die deinem Sadhana im Wege stehen“.

Natürlich hast du Verpflichtungen und Seva – dienen ist etwas Wichtiges; Dharma, seine Aufgaben zu erledigen ist etwas Wichtiges auf dem spirituellen Weg. Aber es passiert manchmal, dass Menschen, die den spirituellen Weg zu gehen beginnen, sich plötzlich neuer Aufgaben annehmen um eben keine Zeit für spirituelle Praktiken haben.

 

  1. Hindernis: Umgang mit Schwierigkeiten und Anstrengungen

Sadhana ist nicht immer einfach, Swami Sivananda sagt dazu: „Wenn du regelmäßig Sadhana praktizierst, kann es sein, dass du überall Hindernissen entgegentrittst. Du magst sogar denken, dass es dir vorher besser ging. Sei nicht traurig, es gibt Gründe dafür“, und es gibt verschiedene Gründe, warum man am Anfang diese Widerstände hat, der erste, den er beschreibt, ist: „Spirituell zu praktizieren heißt regelmäßig stromauf gegen die uralten Gewohnheiten zu schwimmen“, also dein Leben umzustellen, was gar nicht so einfach ist. Wenn du dir vornimmst, jeden Tag Yoga zu praktizieren, deine Ernährung sattwig zu gestalten, wenn du dir vornimmst freundlich und liebevoll mit deinen Mitmenschen umzugehen, wenn du dir vornimmst auch sonst dein Leben sattwig zu gestalten, wirst du merken, dass der Gemütlichkeitsaspekt hinein kommt. Du willst morgens länger schlafen oder plötzlich kommt die Gier nach einer unsattwigen Nahrung oder es kommt Ärger und eine Angst auf. Das heißt alte Gewohnheiten kommen wieder und so könnte man sagen, es gibt verschiedene Hindernisse:

  • Bergauf zu gehen ist anstrengend. Wenn du bergauf Fahrrad fährst, ist das anstrengend, bergab ist einfach, aber wo entwickelst du deine Muskeln? Beim Bergauffahren. Und so kann es am Anfang sein, dass es anstrengend ist und es kann auch sein, dass du etwas langsamer gehen musst und es kann sein, dass du dir zwischendurch eine Pause gönnst, zwar praktizierst, aber du musst nicht an einem Tag den 3000er hochfahren mit dem Fahrrad. Aber gehe den Weg, sei dir bewusst es ist anstrengend, aber mit jeder Anstrengung wirst du stärker.
  • Was auch anstrengend sein kann, ist überhaupt, dass du die andere Richtung gehen willst und du bemerkst, wie viele Dinge du tust, die spirituell nicht okay sind. Wenn du vorher einfach gegessen hast, was du gemocht hast und jetzt beim Essen dir Disziplin auferlegst, nicht zu früh, nicht zu spät, das was ökologisch verträglich ist, nicht zu viel Zucker, keine tierischen Produkte, da merkst du plötzlich wie viele Wünsche in dir schlummern, wie viele Widerstände dort sind. Wenn du dir vornimmst, liebevoll mit anderen Menschen zu sprechen, wirst du dir bewusst, wie häufig du aus Ärger und Gekränktheit sprichst. Wenn du dir vornimmst, morgens früh aufzustehen, wirst du feststellen, wie gemütlich du doch ansonsten bist und wie schwierig es dir fällt. Also das Bemerken, dass noch einiges zu tun ist, an sich ist schmerzhaft, es zu ändern ist anstrengend.
  • Wenn du Gutes tun willst, kommt manches an die Oberfläche, was vorher tief in dir drin war. Es kann sein, dass du meditierst und während du meditierst, vielleicht über liebevolle Güte – Maitri Bhavana – plötzlich in dir Aggression hochkommt. Es kann sein, dass du über „Anandoham“ meditierst – ich bin Freude – und plötzlich kommt abgrundtiefe Traurigkeit und Verlassenheit. Du meditierst über das Göttliche an sich und plötzlich kommt dir hoch, was für tiefe Kränkungen dir vielleicht als Kind zugefügt wurden. So kommt also manches aus deinem Unterbewusstsein zur Oberfläche und das ist gut so. Mein Tipp wäre hier nicht zu viel drüber nachzudenken, woher und warum das kommt, sondern du kannst lieber froh darüber sein, dass es an die Oberfläche kommt, eine Spannung, die tief in dir ist, kommt an die Oberfläche. Schaue sie an, identifiziere dich nicht, projiziere nicht, lasse los, mache weiter mit deiner Praxis und du kommst zu dem, was tiefer ist.

Zum Ende dieser Lektion der letzte Absatz aus dem Kapitel „Der Geist des Suchenden“ von Swami Sivananda: „Gehe den Sadhana Marga, den spirituellen Weg, mit einem offenen Geist ohne Vorurteile. Sei dir des höchsten Zieles des Lebens, Sadhana zu praktizieren für die Gottverwirklichung, bewusst. Trage ruhig und heiter alle anfänglichen Prüfungen, Versuchungen, Widerstände. Du wirst das ewige Leben, unvergessliches Strahlen, Frieden und Wonne ernten.“

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In dieser Lektion im Rahmen der Vortragsreihe über den spirituellen Weg aus der Yoga Vidya Schulung „Ganzheitliche Entwicklung des Menschen“ geht es um Wünsche und Bedürfnisse vom spirituellen Standpunkt aus, die vier Purusharthas, die vier Ebenen von menschlichen Wünschen und Bedürfnissen.

Purushartha“ heißt Bedürfnisse, Wünsche und Bestrebungen des Menschen. „Purusha“ heißt unter anderem Mensch, das Wort hat noch andere Bedeutungen, „Artha“ heißt hier Bestrebung, Wunsch und in diesem Kontext sind die Purushartas die Wünsche und Bestrebungen des Menschen. Der Mensch hat auf dieser Welt Bestrebungen und Wünsche auf vier verschiedenen Ebenen und ein spiritueller Aspirant hat auch Wünsche und Bestrebungen auf allen vier Ebenen. Manche Menschen haben mehr Bedürfnisse auf der einen Ebenen als auf anderen und bei vielen Menschen kommt mal die eine Ebene, mal die andere zum Vorschein. Der Trick oder die Aufgabe des spirituellen Aspiranten wäre die wichtigen Bedürfnisse kennenzulernen, diese auf sattwige Weise teilweise zu befriedigen, auf andere zu verzichten, mit allem verhaftungslos umzugehen und alles auf Gott auszurichten.

Die vier Bedürfniskategorien sind:

  • Kama – Sinnesbefriedigung, sinnlich-emotionale Bedürfnisse des Menschen
  • Artha – Wunsch nach finanzieller Sicherheit, beruflichem Erfolg, Ansehen
  • Dharma – Gutes bewirken in der Welt, Fähigkeiten und Kräfte entfalten
  • Moksha – Befreiung, Gottverwirklichung

4 Purusharthas

Der Mensch hat auf allen vier Ebenen Bedürfnisse, aber es gibt Menschen, bei denen spielt die eine Bedürfniskategorie eine stärkere Rolle als bei anderen. Es gibt z.B. Menschen, bei denen ist Kama besonders wichtig, Sinnesbefriedigung und emotionale Bedürfnisse. Diese Menschen sind relativ zufrieden, wenn sie ein schönes Zuhause haben, schön in den Urlaub fahren können, ihr gutes Essen und Trinken haben und nette Menschen um sich herum haben. Es gibt auch eine Tradition, die würde sagen, der Mensch bei dem Kama überwiegt, ist ein Shudra, und man würde ihm empfehlen, diesen Wünschen und Bedürfnissen besonders nachzugehen und ein Leben entsprechend geprägt zu führen und dennoch alles Gott darzubringen.

Artha, die zweite Ebene, bedeutet Streben nach beruflichem Erfolg, nach Anerkennung und auch nach mehr Geld. Als nach Artha Strebende würden die sogenannten Vaishyas bezeichnet. Vaishya wird oft ungenügend als Kaufmann übersetzt, bezieht sich aber allgemein auf Menschen, denen Erfolg, und Geld besonders wichtig ist, insbesondere Erfolg im Materiellen, man kann ja auch spirituellen oder zwischenmenschlichen Erfolg haben. Menschen, denen Artha besonders wichtig ist, sind bereit auf vieles von der Ebene von Kama zu verzichten. Sie wären bereit 8 - 12 Stunden am Tag zu arbeiten, ihr Mittagessen zu überspringen, sie sind bereit auch ihre Beziehungen aufs Spiel zu setzen, die Familie tritt in den Hintergrund, alles ist ausgerichtet auf den beruflichen Erfolg. Menschen, bei denen das stark ist, die haben eine Riesenenergie und können dort scheinbar eine Menge bewirken. Wenn Artha besonders wichtig ist, würde man vom spirituellen Standpunkt sagen, dieser Teil sollte ethisch und spirituell ausgelebt werden und es braucht auch einen gewissen Ausgleich und Respekt auch für andere Menschen.

Wem es besonders um Dharma geht, der kann als Kshatriya bezeichnet werden. Kshatriya wird oft übersetzt als Krieger, aber das trifft es nicht ganz. Kshatriya ist derjenige, der darum kämpft oder sich bemüht Gutes zu bewirken. Dharma ist einer der Ausdrücke, der sehr viele verschiedene Bedeutungen hat. Es heißt Verantwortung, Pflicht, Aufgabe, Rechtschaffenheit, rechtes Leben, kosmische Ordnung; es ist das, was die Welt zusammenhält. Im Kontext der vier Purusharthas bedeutet Dharma, dass man es sich zur Aufgabe gemacht hat, Gutes in der Welt zu bewirken. Man will Gutes in dieser Welt tun und der Hintergrund ist zu sagen: „Möge die Welt etwas Besseres werden, dafür will ich mich einsetzen.“ Ein zweiter Aspekt von Dharma ist seine eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und zu kultivieren, was manchmal als Selbstverwirklichung im Sinne der humanistischen Psychologie bezeichnet wird. Im Unterschied zur spirituellen Selbstverwirklichung ist die Verwirklichung des höchsten Selbst jenseits aller Individualität, die absolute Einheit. Selbstverwirklichung im Sinne der humanistischen Psychologie bedeutet seine eigenen Fähigkeiten und Talente zum Ausdruck zu bringen, sich besser kennenzulernen und das zu tun, was man tief vom Inneren heraus will. Das sind zwei Aspekte von Dharma. Menschen für die Dharma besonders wichtig ist, sind bereit dafür alles aufzuopfern. Es gibt viele Menschen, die alles dafür aufgeopfert haben, z. B. Mahatma Gandhi, er gehörte zu den großen Heiligen des 20. Jh. Er hat sein Leben eingesetzt für das Gute, für die Unabhängigkeit Indiens. Er hat sich auch für den Ausgleich zwischen Moslems und Hindus, für die Gleichberechtigung der Frau gegenüber Männern, gegen die Ungleichbehandlung der Kasten, für das Gute der Ökologie, für die Umwelt u. v. m. eingesetzt. Dafür war er bereit alles zu machen, er ist ins Gefängnis gegangen, hat gefastet, hat gelebt und ist vollständig in seinen Aufgaben aufgegangen. So gibt es viele Menschen, auch z. B. Albert Schweitzer, der nach Afrika ging, um sich dort als Arzt für die Armen einzusetzen, hat alles dafür eingesetzt.

Dann gibt es das Streben nach Moksha – Befreiung. Wer nach Moksha strebt, ist ein Brahmana, man könnte auch sagen, einer der nach Brahman strebt. Auch hier gilt wiederum, wenn der Wunsch nach Moksha stärker ist, als alle anderen Wünsche, ist das ganze Leben davon geprägt und es heißt auch, wenn der Wunsch nach Moksha, also Mumukshutva, stärker ist als alle anderen Wünsche, dann wirst du Moksha noch in diesem Leben erfahren. Wenn Moksha einer der Wünsche ist, dann kannst du dein Leben trotzdem spirituell ausrichten, aber vielleicht wirst du es nicht vollständig in diesem Leben erreichen und dann wirst du vielleicht wiedergeboren werden und es im nächsten Leben erreichen und eventuell nach dem Tod die letzten Schritte gehen.

Es gilt zu schauen, was in einem selbst überwiegend ist und wie man es leben kann.

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS042 Die 4 „S“ – Spirituelle Praxis

In dieser Lektion geht es um die vier wichtigen Aspekte von spiritueller Praxis. Die 4S ist eines der Grundkonzepte, wie Yoga gelehrt wird, Yoga als spirituelles Übungssystem. Die 4S sind die vier spirituellen Praktiken: Sadhana, Satsang, Sattva, Seva.

Diese 4S formen einen Teil von Abhyasa – spiritueller Praxis. Mit Abhyasa wollen wir zu Brahman kommen, zum Göttlichen, wir wollen herauskommen aus Maya, der Illusion und der Täuschung des irrtümlichen Verständnisses. Wir wollen Duhkha, die Grundlagen des Leidens überwinden, zu Moksha kommen, zur Erleuchtung, zur Befreiung, zur Gottverwirklichung kommen. Wir wollen einen tieferen Sinn im Leben sehen, unsere Aufgaben erfüllen, auch von den Lernlektionen des Lebens lernen und auf die Gnade Gottes vertrauen. Bei all dem ist insbesondere Abhyasa wichtig, die eigenständige spirituelle Praxis. Was man selbst tun kann, um sein Leben spirituell auszurichten, wird in den 4S praktisch zusammengefasst:

  • Sadhana: spirituelle Praktiken im engeren Sinne. Abhyasa ist jede Übung, Sadhana sind die konkreten Übungen, für die man eine bestimmte Zeit braucht auf dem spirituellen Weg.
  • Satsang: gemeinsame Praxis mit anderen.
  • Sattva: einen reinen Lebensstil haben.
  • Seva: Dienst.
  • Sadhana: die spirituelle Praxis

Sadhana, als Teil von Abhyasa, besteht im engeren Sinne aus dem, was wir konkret tun, was eine bestimmte Zeit braucht, in der wir nichts anderes tun, als diese Praktiken. Dazu gehören in der Yoga Vidya Tradition, im ganzheitlichen Yoga, Asana, Pranayama, Meditation und Kirtan. Es gibt noch weitere wie Puja, Likhita Japa, Homa, Rezitation u.a., aber für die meisten Menschen besteht ihr tägliches Sadhana auf dem Yoga Vidya Weg aus Asana, Pranayama und Meditation als Grundlage.

 

  • Satsang

Satsang heißt gemeinsame spirituelle Praxis und es gibt verschiedene Weisen des Satsangs. Zum einen könnte Satsang heißen einmal die Woche gemeinsam mit anderen zu praktizieren, z. B. in einer Yogastunde, einer gemeinsamen Meditationsgruppe, für manche mag auch der sonntägliche Gottesdienst ihr Satsang sein.

Satsang im engeren Sinne heißt eine bestimmte Form der gemeinsamen spirituellen Praxis, wenn du dieser Yoga Vidya Schulungsreihe gefolgt bist, wurde da schon mehr über Satsang erwähnt. Wenn du mal in einem der Yoga Vidya Ashrams warst, hast du schon öfters an Satsangs teilgenommen. Zu diesen Satsangs gehört: Meditation, Jaya Ganesha, Kirtan- / Mantrasingen (1 – 3 weitere Kirtans), Vortrag oder Lesung, Om Tryambakam, Friedensgebete, Arati (Lichtritual).

 

  • Sattva

Sattva heißt Reinheit. Sattva heißt alle Aspekte deines Lebens sattwig zu gestalten. Nahezu jeder Aspekt des Lebens kann sattwig, rajasig, tamasig sein. Die Art wie du sprichst - tamasig wäre die Verwendung von Schimpfwörtern oder Fäkalienausdrücke zu nutzen, das sollte man als spiritueller Aspirant nicht gebrauchen. Die Art zu sprechen kann auch rajasig sein, andere aufregen, unbedacht oder sattwig, liebevoll, freundlich, höflich. Deine Kleidung kann tamasig (dreckig, riechend, andere störend), rajasig (nicht angemessen, die Gefühle anderer verletzend, aufreizend) oder sattwig (ökologisch, stimmig, erhebend) sein.

 

Du kannst als Abhyasa immer überlegen, ob dein Leben ausreichend sattwig ist und wo du es sattwiger gestalten kannst. Das ist zu Anfang wichtig, aber es ist auch wichtig für Menschen, die schon eine Weile auf dem spirituellen Weg sind, die es sich vielleicht gemütlich gemacht haben und irgendwo ihre kleineren und größeren Schwächen akzeptieren und sagen: „So geht es irgendwo.“ Manchmal muss man schauen, es noch etwas sattwiger zu gestalten.

  • Seva

Seva heißt Dienen, sein Leben so zu führen, dass man Gutes bewirkt. Seva-Einstellung heißt auch ein inneres Gebet: „Bitte zeige mir, was meine Aufgabe ist. Ich möchte engagiert sein, Gutes zu bewirken in dieser Welt. Ich möchte Gutes bewirken für meine Mitmenschen, Gutes bewirken für andere Geschöpfe und die Erde. Ich möchte mich in den Dienst Gottes stellen, den Dienst Gottes und der Meister. Ich möchte alles tun, dem widmen, anderen Gutes zu tun.“

 

Abschluss

Das Kunststück des spirituellen Weges ist alle 4S zu beachten, alle vier zu gehen. Am Anfang geht man es schrittweise an, etwas praktizieren jeden Tag, Satsang, sich bemühen, das Leben schrittweise sattwiger zu machen und schrittweise das was du tust in Seva umzuwandeln. Und im Laufe der Zeit gilt es dein Leben vollständig von diesen 4S prägen zu lassen. Ausreichend spirituelle Praktiken, regelmäßig im Satsang zu sein, das ganze Leben weitestgehend sattwig ausrichten und alles, was du tust, auch als Seva zu machen, als Dienst an anderen.

So kannst du davon ausgehen, dass deine Lebensumstände deiner spirituellen Entwicklung zuträglich sind, wenn du dann auf die Gnade Gottes vertraust, wird es dir gelingen, immer mehr über Maya hinaus zu wachsen, über Duhkha hinaus zu wachsen, immer mehr Erfahrungen von Brahman zu machen, was irgendwann zu Moksha führt.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Vicharana heißt richtiges Streben, Vicharana ist die systematische spirituelle Praxis. Vicharana ist die zweite Bhumika, die zweite Stufe, die zweite Ebene der spirituellen Praxis, die zweite Aufgabe des spirituellen Weges.

Vicharana, die zweite der Bhumikas, ihr geht Shubheccha voraus, die spirituelle Sehnsucht, nach Vicharana folgt Tanumanasa, transparent werden zu einer höheren Wirklichkeit. Sattvapatti, Erlangen von Reinheit, schließlich Asamsakti, die Erleuchtung, die dazu führt, dass man von nichts mehr im Inneren negativ berührt wird, was bis zur vollständigen Verschmelzung mit dem Göttlichen geht. Vicharana, also die zweite Ebene, und diese Ebene sind ganz besonders wichtig, es ist die Ebene wo man besonders bewusst praktiziert. Vicharana heißt zum einen, dass wir unser Leben an den sieben spirituellen Prinzipien ausrichten und Vicharana heißt auch, dass man die Sadhana Chatushtaya, die man im Shubheccha zum Erwachen gespürt hat, weiter entwickelt. In Vicharana geht man weiter in die Viveka, man könnte sogar sagen, in Vicharana ist Viveka von besonderer Wichtigkeit, Viveka heißt die Unterscheidungskraft.

Vicharana heißt wörtlich die rechte Fragestellung, die rechte Untersuchung. Vicharana heißt, man stellt sich bei allem die Frage: Was hilft mir zur Erleuchtung zu kommen? Wie kann ich Gott erfahren? Vicharana heißt also dem Leben einen Sinn geben, zu sagen: Ja, ich habe es erkannt, es muss eine höhere Wirklichkeit geben, diese will ich erreichen.

Man könnte Vicharana noch in mehreren Intensitäten ansehen. In der intensiven Form von Vicharana weiß man, hat die Überzeugung, das tiefe Vertrauen, man weiß von innen heraus, es gibt die höchste Wirklichkeit, die man erreichen will, das Ziel des Lebens ist Gottverwirklichung. Dann überlegt man und das ist Viveka. Was führt dorthin? Und alle Aspekte des Lebens werden vor der Frage überprüft: Was hilft mir zur Gottverwirklichung zu kommen, was hilft mir, ein sinnvolles Leben zu führen, wie kann ich so leben, wie die höhere Wirklichkeit vielleicht durch mich wirken will?

Auf Vicharana entwickelt man auch Vairagya, das heißt ein inneres Lösen von Erwartungen, Vorstellungen, Wünschen. Auf Vicharana entwickelt man Shatsampat, die Tugenden der Gelassenheit, auf Vicharana entwickelt man Mumukshutva, die Sehnsucht nach Befreiung, die in Shubheccha immer tiefer erwacht ist, man gibt ihr Nahrung. Wenn man so Vicharana übt, gelangt man irgendwann in Tanumanasa und in Tanumanasa wird man von der Intuition geleitet, man hat das Gefühl der beständigen Führung durch Gott. Auf Vicharana hat man dieses Gefühl gelegentlich und manche Menschen fluktuieren auch zwischen Vicharana und Tanumanasa, manchmal ist es klar, was zu tun ist, manchmal spürt man es, manchmal ist der Ruf der Seele stark und manchmal ist er nicht so stark und man muss wieder Viveka nutzen, die Unterscheidungskraft. Und diese Unterscheidungskraft nutzt man, um den spirituellen Weg zu leben. Das heißt, man sieht einen Sinn im Leben, man macht sich bewusst: Hinter allem gibt es die höhere Wirklichkeit, Brahman, das relative Leben und die Art und Weise wie Geist, Sinne, Emotionen, die Welt wahrnehmen, ist Maya, eine Illusion. Solange nicht die Erleuchtung erlangt ist, gibt es immer wieder Duhkha, immer wieder Leiden. Das ist nicht weiter tragisch, denn langfristig komme ich zu Moksha, zur Befreiung und auf dem Weg dorthin werde ich immer wieder Brahman erfahren. Ich habe großes Vertrauen, dass die Gnade Gottes, Kripa, mich immer mehr in göttliche und spirituelle Erfahrungen führt, aber ich kann auch einiges tun, Abhyasa, ich kann Sadhana üben, spirituelle Praktiken üben, ich will mit anderen Menschen zusammen praktizieren, Satsang, ich will mein Leben sattwig, rein ausrichten und ich sehe mein Leben auch als Seva, als Dienst, Dienst an der Menschheit, Dienst an Gott und ich möchte auch in der spirituellen Tradition, in der ich bin, spirituellen Dienst leisten, um mich dort noch tiefer zu verankern und ich möchte in dem, was mir geschieht, auch die spirituellen Lektionen sehen, Karma, und ich möchte den Teil tun, der irgendwo von einem höheren Ganzen sich durch mich manifestieren will. So ist also Vicharana das systematische Gehen des spirituellen Weges und dabei gibt es verschiedene Aufgaben.  

 

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Shubheccha heißt Sehnsucht nach Wahrheit. Es folgt eine Geschichte über das Erwachen von Rama wie sie im Yoga Vasishtha erzählt wird, einer Yogaschrift auf der auch das Konzept der sieben Bhumikas beruht. Ich nehme mir einiges an erzählerischer Freiheit, wie das in den spirituellen Traditionen üblich ist.

Es war einmal vor langer Zeit ein Königssohn, der hieß Rama. Dieser Rama sollte in naher Zukunft den Thron besteigen. Sein Vater Dasharatha freute sich darüber, dass Rama langsam erwachsen wurde. Er selbst wollte sich zurückziehen und seinen Lebensabend genießen. Rama, der Königssohn bat seinen Vater: „Lass mich einmal durch das ganze Königreich reisen, lass mich inkognito reisen, lass mich sehen, was die Menschen wollen und was sie beschäftigt. Wenn ich das Königreich regieren soll, ist es wichtig zu wissen, was die Menschen im Königreich machen und was sie beschäftigt. Wo ihre Probleme sind, was sie von der Regierung erwarten, was sie sich erhoffen, sollte in meinem Wissen sein“. Dasharatha war darüber froh und Rama reiste durch das ganze Königreich.

Nach einiger Zeit, einigen Monaten, vielleicht länger, kam Rama zurück. Er war transformiert. Rama ging  voller Freude, Enthusiasmus, Humor war, voller Heiterkeit war plötzlich müde, traurig, depressiv, melancholisch auf die Reise. Er, der so viel Freude hatte zu reiten und auf Tanzveranstaltungen dabei zu sein, wollte fast nichts mehr machen. Er blieb in seiner Kammer. Zog sich zurück und nur ab und zu kam er heraus. Aber der Lebensmut war aus ihm draußen. Dasharatha machte sich verständlicherweise große Sorgen um seinen Sohn. Er rief die ganzen Ärzte des Königreichs. Sie fassten den Puls, schauten auf die Zunge und betrachteten Rama im Gesamten: „Körperlich ist alles in Ordnung“. Damals gab es noch keine Psychologen und keine Psychopharmaka. Es gab Ayurveda Stärkungsmittel, die Rama verschrieben wurden, aber die nutzten nichts.

 

Dasharatha rief die Weisen seines Landes zusammen und bat sie, sich Rama anzuschauen. Sie sollten herauszufinden, was mit ihm fehle. Die Weisen kamen und es gab einen Weisen namens Vishvamitra. Auf der Versammlung der Weisen bat er den König, seinen Sohn Rama herzuholen. Rama kam in den Raum und Vishvamitra ging zu ihm hin. Er stelle Ramadie Frage: „Rama, sag mir, was ist los mit dir? Was bedrückt dich?“ Rama hatte jetzt das Gefühl, dass zum ersten Mal jemand war, der wirklich fragte. Vorher als die Ärzte, Dasharatha oder seine Geschwister ihn fragten, hatte er immer das Gefühl gehabt, dass sie sich nicht wirklich dafür interessieren, was ihn beschäftigt. Sie sahen nur, dass er so wie er ist, es nicht richtig ist. Sie überlegzen nur, wie sie ihn ändern können. Bei Vishvamitra merkte er tatsächliches Interesse. Er merkte, dass er wirklich wissen wollte, was in ihm vorging.  

Jetzt sprudelte es aus Rama heraus: „Ich war in meinem Königreich, bin Monate gereist, habe mit Menschen gesprochen und festgestellt, dass kein Mensch wirklich glücklich ist. Menschen leiden unter Verlusten, sind krank. Menschen werden krank und die Menschen, welche sich eine Weile erholt haben, haben einen Unfall, verlieren ihre körperlichen Fertigkeiten, irgendwann sterben sie. Oh Vishvamitra, vor dem Hintergrund der Sterblichkeit der Menschen und dass alles einmal zu Ende ist und dass das Leben in Krankheit, Alter und Tod endet, wie könnte ich da glücklich sein? Ich soll ein Königreich regieren und soll Menschen helfen, glücklich zu werden. Ich bin in dem Wissen, dass alle Menschen irgendwann sterben werden. Viele leiden unter Krankheiten und unter Unfällen. Menschen haben Wünsche, aber die Wünsche machen sie nur unglücklich. Menschen haben einen Wunsch und der Wunsch geht nicht in Erfüllung. Sie leiden und sind unglücklich als Konsequenz. Geht der Wunsch in Erfüllung, vielleicht nachdem sie vieles dafür getan haben, das zu erreichen, verlieren sie das Objekt des Wunsches wieder und leiden als Konsequenz. Die Menschen haben einen Wunsch, wollen es erreichen. Sie erreichen es und dann bleibt es mit ihnen. Sie stellen fest, es bringt ihnen nicht das dauerhafte Glück, das sie sich erhofft haben. Menschen streben nach Reichtum, erlangen einen gewissen Reichtum, leisten sich das Haus, das sie bauen wollten und danach fühlt es sich schal an. Menschen streben nach einer bestimmten Stellung, tun alles um sie zu erreichen und merken, es fühlt sich nicht richtig an. Oh Vishvamitra, wie kann ich ein Königreich regieren, wo ich weiß, dass alles was ich tue, die Menschen nicht glücklich machen wird? Oh Vishvamitra, Menschen denken immer, andere sind glücklicher. Menschen haben auf der einen Seite Angst vor dem Tod und verdrängen andererseits, dass sie irgendwann sterben werden.  

Der Knecht denkt, dass der Bauer glücklich ist, der Bauer glaubt, dass der Kaufmann, der mehr Geld hat, glücklich ist, der Kaufmann denkt, dass die Adeligen, die eine bessere Stellung haben, glücklich sind und die Adeligen denken, dass der König glücklich ist.

Oh Vishvamitra, ich weiß, auch mein Vater, der König ist nicht wirklich glücklich. Vor dem Hintergrund dieses Leidens, der Vergänglichkeit und der Sinnlosigkeit aller Wünsche, wie könnte ich glücklich sein und wie könnte ich so ein Königreich regieren?“  

Als Vishvamitra dies hörte, war er froh. Er erkannte, Rama litt nicht unter einer Depression. Rama litt nicht unter einer Krankheit und nicht unter einer Erschöpfung. Rama war auf der ersten Ebene der spirituellen Evolution, auf Shubheccha. Man könnte sagen, er hatte eine Anamnese gemacht, indem er Rama zu Wort kommen gelassen hat.

Die Diagnose teilte er Dasharatha, Rama und allen Versammelten mit: „Oh König, dein Sohn ist nicht krank, ihm fehlt nichts. Das Gegenteil, ist der Fall, denn dein Sohn ist zu bewundern. Er hat Shubheccha erreicht. Er befindet sich auf der ersten Ebene des spirituellen Erwachens. Der hat erkannt, dass in dieser äußeren Welt kein dauerhaftes Glück ist. Er hat die Vergänglichkeit dieser Welt durchschaut. In ihm ist spirituelle Sehnsucht erwacht. Jetzt wäre es die Aufgabe auf Vicharana zu gehen, d. h. spirituelles Streben, spirituelle Praktiken. Es ist an der Zeit, spirituell praktizieren. Wenn er spirituell praktiziert und sein Leben spirituell ausrichtet, wird er wieder erkennen, dass das Leben als Königssohn ihm dazu hilfreich ist. Rama wird nicht dadurch glücklich werden, dass du ihm mehr Zeitvertreib gibst, besseres Essen oder Heilmittel. Rama wird nur dann wieder glücklich sein, wenn er wieder einen Sinn im Leben sieht und wenn er erkennt: Hinter all der Vergänglichkeit gibt es die Ewigkeit. Hinter allem Leiden gibt es das höchste Glück und hinter allen Höhen und Tiefen des Lebens ist die spirituelle Aufgabe. Das Leben ist dazu da, Gott zu verwirklichen. Ein Königreich zu regieren heißt, Gott zu dienen und Menschen dabei zu helfen, spirituell zu wachse. Es ist wichtig selbst spirituell zu wachsen.  

Oh König, Rama hat jetzt einige Aufgaben zu bewältigen: Seine Aufgaben bestehen darin, Vicharana, spirituelles Streben, spirituelle Praxis, den Alltag zu spiritualisieren. Dann wird er zu Tanumanasa kommen. Er wird diese göttliche Wirklichkeit spüren und durch sich wirken lassen. Er wird zu Sattvapatti kommen, zur Reinheit. Irgendwann wird er zu Asamsakti kommen, zur Erleuchtung.

Aber keine Angst, oh Dasharatha, das wird nicht heißen, dass er sich zurückziehen wird. Nach der Erleuchtung wird er weiter leben und seine Aufgaben als König erfüllen. Dies erfolgt so lange er dort Karma hat. Geht das Karma zu Ende, wird er die Leitung des Königreichs an andere übertragen. Er wird zu Padarthabhavini kommen, zur dauernden Erfahrung Gottes, bis er schließlich in Turiyaga ist, dauernder Samadhi und sein Körper wegfällt. Damit Rama dorthin kommt, braucht er die Unterweisung durch seinen Guru. Der Guru von Rama werde nicht ich sein, sondern Vasishtha. Vasishtha möge Rama unterrichten in dem spirituellen Leben und ihn ausbilden.“

Es geschah, dass Vasishtha Rama die Grundprinzipien des spirituellen Lebens erläuterte und Rama diese umsetzte. Die Erläuterungen zum spirituellen Leben, die Vasishtha an Rama gegeben hat, wurden niedergeschrieben in einer Schrift namens „Yoga Vasishtha“. Da Rama als Königssohn kein Intellektueller war, ist diese Schrift nicht voller intellektueller Beschreibungen, sondern voller spiritueller Geschichten, die das spirituelle Leben ausdrücken.  

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Shubheccha bedeutet spirituelles Erwachen, die erste Stufe der sieben Bhumikas, ‚Bhumika heißt Entwicklungsstufe, Entwicklungsebene. ‚Bhumi‘ hat etwas mit Ebene zu tun, etwas Gewordenes, etwas sich entwickelndes und Bhumika ist eine Entwicklungsebene auf dem spirituellen Weg. Die

 

Was heißt Shubheccha?

Shubheccha ist gekennzeichnet durch die vier Sadhana Chatushtayas. Shubheccha ist charakterisiert durch Sadhana Chatushtay. Es bedeutet die Vierheit der spirituellen Praxis. Wir können sagen, das Erwachen von vier Eigenschaften eines Aspiranten. Wenn eine dieser vier erwacht, ist man auf Shubheccha. Die vier Eigenschaften sind:  

  1. Vairagya – Abwesenheit von Gier und Wünschen
  2. Viveka – Unterscheidungskraft
  3. Shatsampat – die sechs Tugenden der Gelassenheit
  4. Mumukshutva – intensives Verlangen nach Befreiung, nach einer höheren Wirklichkeit
  1. Vairagya – Abwesenheit von Gier und Wünschen

Vairagya heißt ein Zustand, der gekennzeichnet ist durch die Abwesenheit von ‚Raga‘, ‚Raga‘ heißt mögen, Wunsch, Gier, Verhaftung usw. Einfach ausgedrückt ist Vairagya die tiefe innere Erkenntnis, Sehnsucht, Verwirklichung, das tiefe innere Gefühl, dass ein äußerlich gelebtes Leben einen nicht dauerhaft glücklich macht.

Vairagya ist zudem eine gewisse Enttäuschung oder gar Verzweiflung an der Welt. Vairagya bedeutet, man weiß, spürt, erfährt und fühlt, dass die äußere Welt einen nicht dauerhaft glücklich machen wird. Das kann aus einer Enttäuschung heraus geschehen. Es kann aus einem Verlust heraus geschehen oder aus heiterem Himmel heraus kommen. Ein Erfolg kann ausschlaggebend sein, wenn man nachher feststellt, dass es einen nicht so befriedigt. 

  1. Viveka – Unterscheidung

Man könnte sagen, Vairagya ist das Emotionale. Viveka ist das Intellektuelle. Viveka kann heißen die tiefe Überzeugung und die tiefe Verwirklichung, intellektuelle Klarheit, dass äußeres Leben allein nicht sinnvoll sein kann. Es kann die Unterscheidung zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen sein, insbesondere die Erkenntnis, dass das äußere Leben vergänglich ist. Es kann heißen die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem Nicht-Selbst. Das kann die tiefe Erkenntnis ‚Ich bin nicht der Körper, ich bin nicht der Geist, wer bin ich überhaupt?‘ bedeuten. Dann stellt sich die tiefe Frage: ‚Wer bin ich?‘. Dies ist ein Teil von Viveka. Sie umfasst die Frage nach dem Sinn des Lebens. Wenn diese Frage intellektuell wichtig ist, ist Viveka da. Die tiefe Überzeugung, es muss ein Göttliches hinter allem geben, es muss ein Göttliches geben, gibt Hinweise auf Viveka.

Man liest viel über Menschen, die spirituell sind oder man liest über Gott. Wenn darauf die Frage kommt und wichtig wird: ‚Was ist denn überhaupt Gott?‘, dann ist Viveka erwacht. Das Suchen nach Wahrheit trifft hier auch zu. Selbst viele Physiker, Wissenschaftler, Biologen etc. sind auf Shubheccha. Sie wollen herausfinden: Was ist das Universum? Wer bin ich? Was ist der Sinn hinter dem Ganzen? 

  1. Shatsampat – die sechs edlen Tugenden der Gleichmut

Shubheccha ist keine Depression. Die Depression gibt es als einen Gemütszustand, wo Menschen aus einer Enttäuschung heraus, aus einer Überanstrengung, einem Burnout oder einer traumatischen Erfahrung heraus in ein Gefühl der Sinnlosigkeit kommen. Es ist ein Gefühl, dass nichts sinnvoll ist. Shatsampat heißt ein gewisser Gleichmut, eine gewisse Heiterkeit inmitten der Veränderungen des täglichen Lebens. Man könnte vielleicht ein erfolgreiches Leben führen, aber man sieht den Sinn dahinter nicht. Man fühlt, dass das nicht alles gewesen sein kann. Wenn man aus irgendeinem Grund plötzlich eine Gelassenheit hat, ob man erfolgreich ist oder weniger erfolgreich, ob Menschen einen mögen oder nicht, loben oder nicht, wenn das einfach weniger wichtig ist und man eine heitere Gelassenheit hat, ist das ein Zeichen für Shatsampat.  

  1. Mumukshutva – intensives Verlangen nach Befreiung, nach einer höheren Wirklichkeit

Schließlich tritt Mumukshutva auf, du kennst vielleicht Moksha (Befreiung, Erlösung, Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung). Mumukshutva heißt intensive Sehnsucht nach der höheren Wirklichkeit, man sehnt sich nach der höheren Wirklichkeit, man möchte sein Leben danach ausrichten.

Shubheccha kann auf unterschiedliche Weise erwachen. Bei manchen ist Vairagya oder Viveka zuerst da, Mumukshutva oder Shatsampat können ebenfalls als erster in Erscheinung treten.

 

 

Aufgaben auf Shubheccha

Es gibt verschiedene Aufgaben auf Shubheccha. Das erste wäre es, wenn spirituelle Sehnsucht da ist, tiefes Nachdenken über das Leben, den spirituellen Fragen Raum zu geben, sich selbst wertzuschätzen dafür, dass man diese tiefen Fragen hat.

Die nächste Aufgabe wäre, erkennen, dass es andere gibt, die diese Fragen stellen und sich mit diesen Menschen verbinden. Es ist wichtig, gerade wenn man ein Umfeld hat, wo keiner manifest auf dem spirituellen Weg ist, dass man die Gemeinschaft von anderen Menschen sucht, die auch auf dem Weg sind. Der Mensch ist nun mal ein Zoon Politicon, d. h. ein geselliges Wesen. Wenn du irgendwo bist, wo du der einzige bist auf dem spirituellen Weg, fühlst du dich allein und einsam.

Vermutlich wäre es einfach gut, wenn du diese Themen ansprichst. Vermutlich gibt es vielmehr Menschen, die sich auf Shubheccha oder Vicharana befinden, als du denkst. Weil aber viele Menschen sich nicht trauen, ihrer spirituellen Sehnsucht Ausdruck zu geben, darüberzusprechen, kann es sein, dass du in deinem Umfeld viele hast, die alle die gleiche Sehnsucht haben, aber weil keiner sich traut darüber zu sprechen. Jeder denkt, er sei ganz allein. Äußere ruhig deine tiefen Fragen und schaue, ob es vielleicht andere gibt, die auch auf diesem Weg sind.

Eine nächste Aufgabe wäre, dir einen spirituellen Überblick zu verschaffen. Dies ist ein gutes Gegenmittel gegen Fanatismus, denn eine Gefahr auf dem spirituellen Weg ist immer Fanatismus. Menschen, die denken ihr Weg sei der einzige, haben eine Neigung zum Fanatismus. Zudem werden Menschen mit spiritueller Sehnsucht manchmal Opfer von spirituellen Fanatikern. Daher verschaffe dir, wenn Shubheccha erwacht ist, einen gewissen spirituellen Überblick und entwickle eine Weite des Geistes. Sei dir bewusst, es gibt verschiedene Wege zum Höchsten. In allen Religionen gibt es spirituelle Menschen, die Gottverwirklichung erreichen. Zudem gibt es die Möglichkeit die Gottverwirklichung außerhalb einer etablierten Religion zu erreichen und zu verschiedenen Stadien verschiedenen spirituellen Richtungen zu folgen. Entwickle eine Weite des Geistes. 

Eine weitere Aufgabe gerade zu Anfang kann ein Ausprobieren sein, um den eigenen Weg herauszufinden. Es gilt nicht nur einen intellektuellen Überblick zu verschaffen, sondern das ein oder andere auszuprobieren. Das kann dir helfen, herauszufinden, was für dich am besten ist. Du musst jetzt nicht notwendigerweise zu Anfang des Weges verschiedene Seminare mitmachen. Es bedeutet nicht, verschiedene Richtungen wie Zen Buddhismus, Vipassana Buddhismus, tibetischer Buddhismus, Theravada Buddhismus, jesuitische Exerzitien, Franziskanerkloster-Aufenthalt, Yoga Vidya, Sivananda Yoga, Hare Krishna, Kriya Yoga, Vedanta, Neo-Vedanta, Neo-Tantra, Sufismus, Schamanismus oder weitere auszuprobieren. Wenn du zu Anfang deines Weges merkst, dass du das machen willst, ist es gut. Ein intellektueller Überblick ist gut. 

Wenn du zügig zum spirituellen Erwachen kommst und schnell einen spirituellen Weg gehst, ist das gut. Es ist zudem wichtig einen offenen und weiten Geist zu haben. Die Aufgabe besteht darin, auf Shubheccha auf die nächste Stufe zu gehen – Vicharana.

Entwicklungsstufe heißt, den nächsten Schritt zu gehen und die nächste Stufe zu erlangen. Irgendwann reicht es aus, sich einen Überblick verschafft zu haben. Irgendwann sollte die Phase in der spirituellen Verzweiflung zu schwelgen überstanden sein. Die Phase des Ausprobierens vorbei ist an einem gewissen Zeitpunkt vorbei. Jetzt gilt es den spirituellen Weg zu gehen, spirituell zu strebenund sein Leben spirituell auszurichten. Dann bist du auf Vicharana.

Gefahren auf Shubheccha

Gefahren auf Shubheccha sind Verzweiflung, Süchte, Verdrängung bis zum Suizid. Es kann auch ein Steckenbleiben bei Intellektualität sein, Schaufensterbummel und Wellness-Spiritualität im Sinne von Wohlfühlen wollen, es soll weiter gehen, wir wollen zur Transformation kommen. Eine weitere Gefahr ist es, Menschheitsverführern zum Opfer zu fallen, einem Lehrer oder einer spirituellen Richtung zu folgen, die mit Gewalt verbunden ist, mit Fanatismus und dich in tiefe Probleme stürzen wird.

Darüber wird noch gesprochen, wenn es um Vicharana geht und um sattwige, rajasige und tamasige Spiritualität, um sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Lehrer.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Auf dem Weg zu dieser höchsten Erfahrung gibt es verschiedene Abschnitte und unterschiedliche Entwicklungsstufen. Es gibt viele Weisen, diese Stufen zu klassifizieren und einzuteilen. Im Yoga finden wir unterschiedliche Weisen und in anderen spirituellen Systemen, z. B. im Buddhismus oder in manchen Aspekten der christlichen Mystik gibt es ebenso verschiedene Weisen der Einteilung der Entwicklungsstufen auf dem spirituellen Weg. 

In der berühmten Yoga-Schrift, die ‚Yoga Vasishtha‘ von einem Weisen namens Vasishtha, werden unter anderem die sieben Stufen des spirituellen Wegs beschrieben. Viele spätere Schriften beziehen sich darauf. Wenn man über die sieben Entwicklungsstufen, -schritte und -ebenen des spirituellen Weges spricht, muss man sich bewusst sein, dass es eine Sache ist, darüber zu sprechen. Diese zu erfahren ist eine andere. 

 

  1. Ebene: Shubheccha – Sehnsucht nach Wahrheit

‚Shubheccha‘ bedeutet spirituelle Sehnsucht. Es handelt sich um eine Sehnsucht nach etwas Höherem. ‚Shubha‘ heißt das Gute, ‚Iccha‘, es ist der Wille, der Wunsch und die Sehnsucht nach einer höheren Wirklichkeit. Man befindet sich erst überhaupt auf einer der Bhumikas des spirituellen Wissens, wenn man sich fragt: Gibt es etwas Höheres. Man stellt sich die Frage: Wie kann ich es erfahren?

Die meisten Menschen haben kein allzu großes spirituelles Interesse. Die meisten Menschen haben zwischendurch Phasen von Shubheccha, wo sie sich fragen: „Wer bin ich? Woher komm ich? Wohin geh ich? Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es eine höhere Wirklichkeit? Kann ich sie erfahren?“. Wenn diese Fragen stark werden, befindet man sich auf Shubheccha, das ist die der ersten Entwicklungsstufe der spirituellen Wahrheit. 

  1. Stufe: Vicharana – Ausrichten des spirituellen Lebens auf die Erfahrung der spirituellen Wahrheit

‚Vicharana‘ heißt spirituelle Praxis, den spirituellen Weg gehen. ‚Vicharana‘ heißt wörtlich die rechte Untersuchung. Vicharana heißt die spirituelle Praxis auf sein Leben darauf auszurichten, in dem man Spiritualität, bewusstes Führen des spirituellen Lebens und bewusstes Arbeiten an der Transformation von Psyche und Geist führt. Vicharana ist die wichtigste Stufe auf dem spirituellen Weg. Viele Schriften und Meister gibt es aufgrund dessen, die Vicharana unterteilen in weitere Entwicklungsstufen und Unterstufen. 

  1. Stufe: Tanumanasa – Transparentwerden der Psyche

‚Tanumanasa‘ bedeutet das Ausdünnen des Geistes, ‚Tanu‘ heißt ausdünnen und ‚manas‘ bedeutet Geist. Dies soll heißen, dass man durchlässig und transparent wird. Wenn du der gesamten Schulung gefolgt bist, hast du in einer der vorigen Lektionen die Definition von Spiritualität als ‚Transparenz zum immanent Transzendenten‘ erfahren. Wir werden transparent und durchlässig. Wir spüren die göttliche Wirklichkeit in uns und überall. Es ist noch nicht die vollständige Erfahrung, aber wir spüren sie. Wir vernehmen Freude in uns und in anderen Menschen. Die Gottesliebe und die Liebe zu unseren Nächsten ist immer wieder da.

Tanumanasa heißt zudem, dass die spirituelle Praxis fast von selbst geschieht. Wir werden dazu hingezogen und geführt. Dies geschieht durch eine höhere Intuition. Wir spüren die Führung des Göttlichen, des höheren Selbst und die spirituelle Führung. Wir machen tiefe Erfahrungen in der Meditation und können ganz loslassen. 

  1. Ebene: Sattvapatti – Erlangung von Reinheit

Tanumanasa führt weiter zu Sattvapatti. Sattvapatti ist das Erlangen von Reinheit. Es bedeutet eine vollkommene Verankerung in Sattwa. ‚Sattwa‘ ist jenes, welches aus ‚Sat‘, aus der höchsten Wirklichkeit kommt. Es ist das, was zu Sat, zur höchsten Wirklichkeit führt. ‚Patti‘ hat etwas mit erlangen und erreichen zu tun. Sattvapatti ist die Erlangung von Höherem. Es ist gekennzeichnet durch die Erfahrung von Siddhis, von außergewöhnlichen Kräften und Fähigkeiten. 

  1. Stufe: Asamsakti – Gottverwirklicht in Karma und Alltag sein, Erleuchtetes Leben

‚Asamsakti‘ heißt durch nichts berührt. Asamsakti bedeutet das Erreichen der Gottverwirklichung: Man könnte sagen, dass mit dem Erreichen dieser Stufe die höchste Wirklichkeit erfahren wurde. Der Rest sind nur Stufen des äußeren Lebens. In Asamsakti wird Nirvikalpa Samadhi erfahren. In Asamsakti wird die Erleuchtung erfahren.

In Asamsakti gibt es zudem Karma. Das Karma gilt es zu erfahren und auszuarbeiten. Jemand in Asamsakti kann leben, wie jeder andere Mensch. Man muss es ihm nicht äußerlich ansehen. Der Mensch weiß, dass er eins mit dem Göttlichen ist und sieht überall das Göttliche. Er hat das Ziel des Lebens erreicht. 

  1. Stufe: Padarthabhavini – Karma geht langsam zu Ende

‚Padarthabhavini‘ bedeutet, man ist vollständig verankert im höchsten Ziel. Man wird nicht mehr viel tun und das Karma ist weitestgehend zu Ende. Die selbstverwirklichten Meister, Jivanmuktas, erreichen die Gottverwirklichung, Asamsakti, gehen weiter ihrem Karma nach bis ihr Karma abgelaufen ist. Dies ist typischerweise im hohen Alter der Fall. Ab diesem Zeitpunkt handeln sie nicht mehr aus eigenem Antrieb. Sie sind im beständigen Gottesbewusstsein, bis sie irgendwann in Turiyaga kommen. 

  1. Stufe Turiyaga – dauerhafter Samadhi bis Aufgeben des physischen Körpers.

Turiyaga ist ein Zustand, charakterisiert durch ständiges Veranktertsein in Turiya. Deshalb wird manchmal Turiyaga als Turiya bezeichnet. Turiya bedeutet Gottesbewusstsein. Es bedeutet Nirvikalpa Samadhi. In diesem Zustand befindet man sich zwischen 3 Tagen und 3 Wochen, bis man den physischen Körper aufgibt. Man erreicht Mahasamadhi und wird eins mit dem Höchsten. Man ist mit dem Unendlichen dauerhaft verschmolzen.

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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Mit diesem Vortrag folgt ein kleiner Ausflug in die lutherische Theologie im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Ich möchte betonen, dass Yoga-Spiritualität nicht an eine bestimmte Religion gebunden ist. Spiritualität ist überhaupt religionsübergreifend.

Spiritualität heißt, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten. Das Ziel ist die höhere Wirklichkeit zu erfahren und dass diese durch uns hindurch wirken kann. Spiritualität heißt die Liebe zu Gott und zu den Tiefen seines Wesens. Es bedeutet die Liebe zu anderen Menschen und die Liebe zu Gottesschöpfung.

Die sieben Worte spiritueller Philosophie und Prinzipien finden wir in den meisten anderen spirituellen Traditionen wieder. Dazu möchte ich ein paar Worte, insbesondere vom Standpunkt der lutherischen Theologie, sagen.

Sieben Worte spiritueller Philosophie

  1. Brahman – es gibt eine höhere Wirklichkeit.
  2. Maya – die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist nicht so wie wir sie wahrnehmen. Was wir als getrennt und in der Dualität in Zeit und Raum und als Materie wahrnehmen, ist nicht wirklich. Diese Wahrnehmung ist Maya.
  3. Solange wir in dieser Getrenntheit und Maya leben sind wir in Duhkha, einem Leiden.
  4. Aufgabe des Menschen ist es zu Moksha zu kommen. Moksha heißt zur Befreiung, zur Erlösung, zur Selbstverwirklichung, zur Gottverwirklichung zu kommen.
  5. Um dort hinzukommen, gilt es Abhyasa zu praktizieren. Damit ist das Üben von spirituellen Praktiken gemeint.
  6. Wir gehen von Karma aus. Karma bedeuten Gottesaufgaben, die auf uns zu kommen. Wir gehen davon aus, dass das was auf uns zukommt, Lernaufgaben sind.
  7. Wir vertrauen darauf, dass wir durch Kripa, durch Gnade, zum Höchsten kommen.

Diese Thesen stelle ich nun anhand der christlichen Theologie dar, um sie in Beziehung zu setzen.

Die christliche Theologie ist sehr komplex und sie beinhaltet sehr viele verschiedene Aspekte. Christliche Theologie wird seit Jahrhunderten an Universitäten gelehrt. Es gibt sehr viele kluge Köpfe, die sich damit beschäftigt haben.

Diese bitte ich um Entschuldigung, dass ich das Ganze jetzt erstens vereinfache und zweitens auf ein paar Schlagworte reduziere. Nicht, weil ich damit hoffe christlicher Theologie gerecht zu werden, das kann ich als Nichttheologe nicht machen. Sondern, in dem Wunsch Verbindungen herzustellen. Es stellt keinen akademischen Vortrag dar. Mit meinen Auslegungen möchte ich auch von niemandem die religiösen Gefühle verletzen, wenn ich dort vielleicht etwas anderes sage, als jemand tief im Inneren glaubt. Mein Anliegen besteht darin vielmehr zu zeigen, dass es bestimmte Ähnlichkeiten vorhanden sind.

Diese Ähnlichkeiten weisen einige Bezüge auf, die in Verbindung mit der christlichen Theologie stehen, insbesondere der lutherischen Theologie, mit der ich am vertrautesten bin, weil ich damit aufgewachsen bin. Die evangelische Religion war eines meiner Abiturprüfungsfächer. Ich habe mich seitdem immer wieder damit beschäftigt. Nicht nur mit Mystikern, sondern mit verschiedenen theologischen Strömungen im katholischen und evangelischen Christentum.

Brahman würde hier Gott entsprechen. Gott ist allmächtig, allgegenwärtig, allwissend.

Maya könnte man in diesem Bezug mit der sogenannten Ursünde übersetzen. Es soll heißen, dass man Sünde als Absonderung interpretieren kann. Wir müssen es nicht unbedingt entsprechend der Interpretation von früher darstellen.

Adam, der sich von Eva dazu verleiten lassen hat, der Versuchung der Schlange zu folgen und von einem Apfel zu beißen, woraufhin alle Probleme kamen. Wenn wir es uns genauer anschauen, ist es der Baum der Erkenntnis. Als sie von diesem einen Apfel gegessen hatten, sahen sie, dass sie nackt waren. Der Baum der Erkenntnis stellt die Absonderung von mir zu anderen dar. Damit ich etwas erkennen kann, bin ich in der Dualität. Sich anschließend nackt zu fühlen heißt, dass man die äußere Welt als bedrohlich wahrnimmt. Man könnte daraus interpretieren, dass die Ursünde wie die Maya ist. Wir sind abgesondert vom Göttlichen und in die Dualität hineingeworfen.

Als Nächstes folgt, dass Gott Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben hat. Es heißt, dass Frauen unter Schmerzen gebären müssen und der Mensch im Schweiße seines Angesichts seinen Lebensunterhalt verdienen muss. Das heißt letztlich, solange man in der Ursünde gefangen ist, kommt man ins Leiden.

Dazu gibt es verschiedene christliche Ausdrücke. Hier sagt die Theologie, dass es die Erlösung gibt. Erlösung heißt, dass wir aus der Ursünde herauskommen und Gott erfahren. Die Erlösung kommt aus der Rechtfertigung des Menschen vor Gott. Hier muss man wissen, dass in der Sprache der Bibel Rechtfertigung bedeutet, dass der Mensch sich von der Sünde befreit und dann Gott erfahren kann. Das ist die Erlösung. Ähnlich finden wir in der Bibel öfter die Aussage von Gerechten. Ein Gerechter ist nicht jemand, der gerecht mit anderen Menschen umgeht. Ein Gerechter ist letztlich einer, der Gott erfahren hat.

Luther hat sehr großen Wert auf die Gnade gelegt, auf Kripa. Er hat sogar gesagt: „Sola Gratia.“ Allein durch die Gnade kann der Mensch die Erlösung erlangen, nicht durch eigene Werke. Das scheint dem zu widersprechen. Aber das ist die große Betonung „Sola Gratia.“

Wie kommen wir zu dieser Gnade? Er sagt: „Sola Fide.“ Es geschieht allein durch den Glauben.

Wie kommen wir zu diesem Glauben? Durch „Sola Scriptura“ erfolgt dies. Allein durch die Schrift.

Karma bedeutet Folgendes: Es steht für ein religiöses Leben bzw. einen religösen Alltag. Es gibt im Christentum verschiedenste theologische Aussagen.

Die heute oft wiederholte Aussage ist: „Wir wissen nicht, warum die Welt geschaffen ist. Wir wissen nicht, warum Gott all das macht, was ist. Menschlicher Verstand ist zu klein, um das zu verstehen. Wir gehen aber davon aus, dass es irgendwo sinnvoll ist und dass Gott, der allmächtig, allgegenwärtig, allwissend ist, dass er uns auch die Aufgaben gibt, die wir brauchen.“

Jesus sagt: „Vater, dein Wille geschehe.“ In einem Psalm heißt es: „Zeige mir dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten.“

Man ist der Annahme, dass der Alltag etwas ist, den wir auf Gott aufrichten können. Wir können in unserem Alltag lernen und Gott dienen. Der Alltag wurde uns von Gott geschenkt.

 

Mehr Informationen über Yoga und weitere Vorträge, Artikel über alle Aspekte von Yoga, über Christentum u. a. Religionen aus Sicht des Yoga, Yoga aus christlicher Sicht, findest du auf www.yoga-vidya.de

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS036 Spiritueller Gruß

Om Namah Shivaya – weißt du, was das heißt?

  • Om heißt ‚Om‘
  • ‚Namah‘ heißt Ehrerbietung an, Gruß an
  • ‚Shivaya‘ heißt ‚an Shiva‘ und Shiva heißt Gott, Göttliches, wörtlich heißt Shiva ‚der Liebevolle‘ oder liebevoll, gütig, glücksverheißend.
  • ‚Om Namah Shivaya‘ hießt Ehrerbietung oder Gruß an die Liebe, das Glücksverheißende, das Gütige in jedem.

Im Yoga kann man ‚Om Namah Shivaya‘ als spirituellen Gruß verwenden. Wenn du einen Yoga Vidya Ashram besuchst, wird es dir öfters passieren, dass Menschen sich gegenseitig oder dich mit ‚Om Namah Shivaya‘ begrüßen - Ehrerbietung an das Göttlich in dir.

In Indien gibt es den Ausdruck ‚Namaste‘. ‚Namas‘ heißt Ehrerbietung, ‚te‘ heißt: an dich‘. Namaste ist die Ehrerbietung an dich, an das Göttliche in dir. Es ist eine Ehrerbietung an das Gute in dir.

Darüber hinaus haben wir zwei Hände und können in einem Gruß auf verschiedene Weise dieses Göttliche zum Ausdruck bringen.

Im indischen Gruß geben wir beide Hände vor die Brust: Wir haben zwei Hände – diese stehen für die Dualität. Möge aus zwei eins werden. Dafür fügen wir die Hände vor der Brust zusammen vor das Herz als Symbol für ‚in Liebe‘. Dabei neigen wird den Kopf als Zeichen von Respekt. Mögen wir uns verbinden – in Liebe, vom Herzen her und in gegenseitigem Respekt.

Im westlichen Gruß gibt man sich die Hand. Diese Geste kann man ebenso als spirituellen Gruß bezeichnen. Das Herz ist in der Nähe von der Schulter. Wir reichen uns die Hand als Symbol für die Verbindung unserer Herzen. Möge mein Herz sich mit deinem Herzen verbinden. Möge aus uns beiden, die wir zwei sind, eine Einheit entstehen. Mögen wir beide zusammen aus diesem Geist der Einheit heraus leben. 

Ein spiritueller Gruß kann heißen, bevor wir mit dem Menschen sprechen verbinden wir uns mit dem Göttlichen im Menschen. Das kann eine Kommunikation stark bereichern. Nachher wird man sich vielleicht auseinandersetzen, Informationen austauschen, Meinungsverschiedenheiten haben, sich vielleicht sogar streiten, verhandeln, Aufgaben verteilen usw. Bevor man in die relative Ebene geht, die Ebene der Maya und des Karmas, richten wir uns an Brahman, das Göttliche im Menschen: Ich grüße das Göttliche in dir.

Das wird nicht nur mit Sanskrit-Grüßen gemacht. Wenn du aus Süddeutschland kommst, kennst du vielleicht die Grußformel: ‚Grüß Gott‘ oder ‚Gruezi‘. Diese Ausdrücke heißen: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘. Der neudeutsche Gruß ‚Hallo‘ kommt vom Englischen ‚Hail Lord‘, was heißt ‚Grüß Gott‘, ‚Ehrerbietung an Gott‘. ‚Hallo‘ ist ein äußerst spiritueller Gruß. Beim ‚Hallo‘ sagen, kannst du innerlich einen Moment spüren: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘.

Das Gleiche trifft auf das Wort ‚Tschüss‘ bzw. ‚Tschö‘ zu. Dieser Ausdruck kommt vom französischen ‚Adieu‘ und vom spanischen ‚Adios‘. Es bedeutet: ‚an Gott‘. Wenn wir ‚Tschüss‘ sagen, soll das heißen: ‚Ich grüße das Göttliche in dir‘, ich wende mich an Gott, an dich‘.

In diesem Sinne: Wann immer du einen Menschen grüßt, grüße erst das Göttliche im Menschen. Nachdem ihr euch unterhalten habt, grüße nochmals das Göttliche im Menschen zum Schluss. Selbst wenn du ‚Guten Morgen‘ oder ‚Guten Tag‘ sagst, kannst du vom Herzen her, dem anderen einen ‚Guten Morgen‘ wünschen. Dies heißt: Ein Morgen wird erfüllt von göttlicher Erfahrung und göttlichem Segen.

In diesem Sinne: Om Namah Shivaya, Hallo …und Tschüss!

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YVS035 7 Prinzipien spiritueller Philosophie

Die 7 Aspekte spiritueller Philosophie. Was heißt es überhaupt “spirituell“ zu sein? Was heißt spirituelles Leben? Was heißt, sein Leben auf spirituelle Grundsätze auszurichten? 

Spirituell kommt vom Substantiv Spiritualität. Spirituell bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten und sich bewusst zu machen, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit ist.  
Um zu verstehen, was spirituell heißt, gibt es die sieben Worte der spirituellen Philosophie. Man könnte auch sagen: “Die sieben Prinzipien spiritueller Philosophie“.  

Diese Aspekte sind alle in Sanskrit festgehalten worden. Sanskrit ist die Sprache, die hinter dem Yoga steht. Sanskrit ist eine Sprache, die auf Spiritualität ausgerichtet ist. Es ist eine Sprache voller Kraft, die alles, was Yoga ausmacht, ausdrückt.  

Das erste dieser sieben Aspekte ist: „Brahman“. “Brahman” bedeutet “das Absolute”. Das Konzept von Brahman bedeutet, dass hinter allem eine höhere Wirklichkeit steht und dass diese höhere Wirklichkeit erfahrbar ist. Wir können “Brahman” erfahren, das ist die große Behauptung. Spiritualität sagt auch was auch immer wir erleben, es ist eine Manifestation des Göttlichen. 

Der zweite Aspekt ist „Maya“. “Maya“ bedeutet Illusion, Täuschung, das, was scheinbar erschafft: So wie wir die Welt sehen, ist sie nicht wirklich. Wir nehmen im Alltag normalerweise “Brahman” nicht wahr, sondern wir nehmen eine Welt wahr, die getrennt ist von “Brahman”. Eine Welt, die scheinbar Materie ist, die in Zeit, Raum und Kausalität aufgebaut ist. Eine Welt der Dualität: Ich und Du. Ich und Welt. Eine Welt von Trennungen. Diese Trennungen sind aber alle Maya/Täuschung. Auch die Physik sagt, dass Alles mit Allem zusammenhängt. Und auch wenn wir genau überlegen und in uns gehen, spüren wir, dass wir nicht so getrennt von Allem sind, wie wir im Alltag oft meinen. Mit jedem Atemzug verbinden wir uns mit unserer Umgebung, mit jeder Aufnahme von Nahrung nehmen wir etwas in uns auf. Mit jeder Ausatmung oder Ausscheidung unseres Körpers geben wir wieder etwas ab. Auch über unsere Sinne sind wir mit unserer Umwelt verbunden, auch wenn wir das nicht bewusst wahrnehmen. Das bedeutet allerdings auch, dass unser Körper und unsere Psyche voneinander getrennt sind. Und wir sind auch getrennt von anderen Körpern und Psychen. Dies stellt uns vor diverse Herausforderungen: Unsere Ansprüche, Wünsche und vieles mehr kann dazu führen, dass wir manchmal verzweifeln, ängstlich oder deprimiert sind, aber auch freudvoll. Wir sind unseren Gefühlen völlig ausgeliefert. Das kommt daher, dass wir nicht erfahren, wer wir wirklich sind. Also der Täuschung, “Maya“ unterworfen sind: Wir nehmen die Welt nicht so wahr, wie sie wirklich ist. Die Konsequenz daraus ist: „Duhkha“. Duhkha heißt Leiden.

In der Yoga-Philosophie heißt es, dass das Leben, die Existenz grundsätzlich aus Leiden besteht. Man könnte auch sagen, Duhkha ist existenzielles Leiden. Wir erfahren Duhkha, weil wir in Maya, in der Täuschung leben und Brahman nicht erfahren können. Duhkha erfahren wir, weil wir nicht bekommen, was wir gerne hätten, uns wünschen. Duhkha wird nicht dadurch beseitigt, dass Menschen nett zu uns sind, dass unser Vorgesetzte uns lobt oder dadurch, dass wir eine schöne Zeit mit unserem/r Partner/in haben.  
Duhkha heißt auch, dass wir darunter leiden, dass das Leben endlich ist, dass die Erfahrungen endlich sind, auch die schönen Erfahrungen irgendwann vorbei sind und man weiß, dass das Glück, dass wir momentan erfahren, nicht für immer währen wird.  
Das Prinzip von Duhkha besagt: Solange wir in Maya/Täuschung sind und Brahman nicht erfahren, sind wir im Leiden. Egal wie viel Geld wir haben, egal wie nett Menschen zu einem sind, egal wie toll Menschen in der direkten Umgebung sind, egal was man tun und lassen kann, Duhkha kommt schon allein deshalb, weil das Leben endlich ist.  
Solange man in Maya ist, ist man in der Dualität gefangen, und daher im Leiden.  
Aus Duhkha entfliehen wir nur dann, wenn wir es schaffen, der Täuschung zu entfliehen. Das geschieht dann, wenn wir hinter die Leinwand / Maya schauen und Brahman erfahren.  

Die gute Botschaft: Moksha/die Befreiung ist möglich!
Und zwar dann, wenn wir in diesem Leben Brahman erfahren.  
Und wenn wir Brahman, das Göttliche erfahren, dann erfahren wir uns selbst als Sat-Chid-Ananda. Das bedeutet: Sein-Wissen-Glückseligkeit – Eins sein mit der Weltenseele, Eins sein mit dem Göttlichen.  
Moksha vollzieht sich in Etappen. Es gibt kleine Moksha- und Brahman Erfahrungen und große.  
Das ist spirituelles Leben: Zwischendurch das Göttliche in uns, in anderen erfahren, in Begegnungen, in der Natur und in dem was wir tun.  
 
Wie kommen wir aber zu Moksha? Und hier sei gesagt, es gibt tatsächlich auch endgültiges Moksha: die Erlösung, die Befreiung, die Erleuchtung, Unio Mystica, die endgültige Gottverwirklichung, Selbstverwirklichung und Einheit. Aber wie kommen wir dorthin? 

Und hier kommen die drei weiteren Aspekte spiritueller Philosophie: Abhyasa, Karma und Kripa.  
Abhyasa heißt Übung.  
Wir können selbst etwas tun, um auf dem spirituellen Weg voranzukommen. Das mag für dich jetzt selbstverständlich klingen, aber es gibt auch religiöse Systeme, die sagen, dass der Einzelne nichts machen kann, sondern dass alles nur von der Gnade Gottes abhängt.  
Im Yoga und auch in den meisten anderen spirituellen Übungssystemen wird davon gesprochen, dass wir auch selbst etwas tun können, und zwar durch Abhyasa/Übung: 
 
Die vier großen „S“ im Yoga-System:  

  • Sadhana: Spirituelle Praxis: Asanas, Pranayama, Meditation und Mantra Rezitation
  • Satsang: Gemeinsame spirituelle Praxis.
  • Sattwa: Reiner und ethischer Lebensstil. Und spirituelle Prinzipien in Beruf, Partnerschaft, Familie, Wohnen, Hobby umsetzten und leben. 
  • Seva: Dienst am Nächsten. Im engeren Sinne bedeutet dies, Dienst und Engagement an seinem spirituellen Führer und innerhalb der spirituellen Gemeinschaft,  
    im weiteren Sinne heißt Seva, alles, was man tut darauf auszurichten Gutes zu tun. Gott, die Menschheit, Mutter Erde zu dienen und alles, was man tut, als Dienst für Andere zu begreifen. 

All das sind Aspekte von Abhyasa, der spirituellen Praxis.  
 
Ein weiterer Aspekt ist unser Karma. Das Wort Karma hat viele Bedeutungen: Karma heißt “hier”.
Das Karma gibt uns die Möglichkeit, aus dem zu lernen, was uns das Leben uns bringt. Das Schicksal ist eine Chance und das Leben ist eine Schule. Was auch immer an Schicksalsschlägen kommt, hilft uns, die Erfahrungen zu machen, die wir brauchen, um spirituell zu wachsen. Wie gehen wir aber mit unserem Karma um?  
Versuchen, nicht zu klagen, nicht zu schimpfen, wenn man denkt, jemand hat sich uns gegenüber ungerecht oder dumm verhalten, nicht lamentieren über das Schicksal, das paradox, willkürlich, irrational, unfair und ungerecht ist. Das ist manchmal schwer und bedarf viel Übung.  
Vielleicht hilft es, zu denken, “Ich wäre ja schon selbstverwirklicht, wenn mein Schicksal nicht so mit mir hadern würde?  
Man geht im Karma immer davon aus, dass das, was mir geschieht, mir die Lektionen gibt, die ich brauche, um zu wachsen. Die Dinge, die kommen sind die Aufgaben, die mir helfen, auch die Fähigkeiten zu entwickeln, um spirituell zu wachsen.   

Und schließlich gibt es Kripa – das Vertrauen auf göttliche Gnade. Das nimmt uns ein bisschen den Leistungsdruck. Wir müssen nicht denken, dass wir nur dann gottverwirklicht werden, wenn wir nur ein ausreichend guter Aspirant sind. Wenn wir uns stetig Mühe geben werden wir spirituelle Erfahrungen machen und mit der Gnade Gottes letztendlich dafür belohnt – wir kommen in höhere Sphären. 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS034 Der spirituelle Weg – Einführung

Was ist Spiritualität? Was heißt spirituelles Leben? Was hat es mit dem spirituellen Weg auf sich? Was ist das Ziel des spirituellen Weges? Welche Entwicklungen gibt es auf dem spirituellen Weg? Welche Gefahren und Stolpersteine gibt es auf dem spirituellen Weg? Und woran erkennt man, welche Aufgaben man auf den verschiedenen Ebenen und Stufen des spirituellen Weges hat? 

Zunächst zur ersten Frage: Was ist Spiritualität? Das Wort ist vom lateinischen abgeleitet und bedeutet soviel wie „Geist, Seele, höheres Bewusstsein.“ Spiritualität bedeutet, sein Leben auf eine höhere Wirklichkeit auszurichten. Der erste Schritt zu einem spirituellen Leben ist, anzuerkennen, dass es eine höhere Wirklichkeit gibt, die erfahrbar ist. Im zweiten Schritt muss der Wille in einem wachsen, diese höhere Wirklichkeit zu erfahren. Im dritten Schritt muss sich die Hoffnung auf diese Erfahrung und das Durchhaltevermögen in einem Selbst entwickeln, alles für dieses Erfahren einer höheren Wirklichkeit zu tun. Es muss sich also eine spirituelle Lebens- und Weltsicht entwickeln.  

Spiritualität kann natürlich unterschiedlich definiert werden. Ein spiritueller Meister des 20. Jahrhunderts namens Graf Dürckheim hat Spiritualität allerdings sehr schön auf den Punkt gebracht: „Spiritualität ist Transparenz zum immanent Transzendenten.“ Aber was heißt das? Transparenz bedeutet soviel wie durchlässig sein. Transzendent ist das, was über die Transparenz hinausgeht, insbesondere über das, was wir im Alltagsbewusstsein mit unseren Sinnen wahrnehmen. Immanent bedeutet “innewohnend”. Spiritualität geht davon aus, dass hinter allen Phänomenen eine höhere Wirklichkeit ist und diese in allem innewohnt, also in allem, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, was wir sehen, hören, riechen, schmecken oder fühlen. Hinter Allem verbirgt sich eine höhere Wirklichkeit. Wir könnten auch sagen, hinter Allem verbirgt sich das Göttliche, ein Numinosis, eine kosmische Intelligenz oder Energie.

Spiritualität heißt also Transparenz zu entwickeln. Transparent zu sein, heißt zum einen, dass wir in dem, was von außen auf uns zukommt, das zu sehen, was dort immanent transzendent ist. Ein spiritueller Mensch sieht nicht nur einen Baum, wenn er einen Baum sieht, sondern er sieht in dem Baum das Göttliche. Ein spiritueller Mensch sieht in einem Menschen, nicht nur einen Menschen, sondern ein göttliches Wesen, das dort durchscheint und spricht. Diese immanente Transzendenz gibt es auch in dir. Ein spiritueller Mensch spürt in sich selbst dieses Göttliche. Und ein spiritueller Mensch hat den Wunsch, dass dieses Göttliche durch ihn hindurch wirkt, er transparent wird und dass das immanent Transzendente in anderen zu ihm wirkt. Ein spiritueller Mensch möchte sich nach dem Göttlichen ihm gegenüber und in sich selbst richten.  

Spiritualität ist das, was alle Religionen verbindet. Spiritualität und Religiosität sind nicht unbedingt dasselbe: Religion kann Spiritualität bedeuten, kann aber auch einfach nur eine Art Glaube sein, die Hoffnung, dass, wenn man einer Religion angehörig und im Wesentlichen die Empfehlungen dieser Religion umsetzt, die Erlösung erfährt. Bei dieser Art von Religion kommt es nicht darauf an, in diesem Leben wirklich Gott zu erfahren oder zu verwirklichen, sondern man verschiebt letztlich diese Gotteserfahrung auf nach dem Tod. Dann ist Religion reiner Glaube, kultureller Lebensstil, man hofft, aber man “erfährt“ nicht. 

Der spirituelle Mensch ist ungeduldiger, er will nicht warten bis er tot ist, um Gott oder die höhere Wirklichkeit zu erfahren, sondern er möchte dies in diesem Leben tun. Es gibt im Gegensatz dazu aber auch Spiritualität ohne eine konkrete Religion. Es gibt spirituelle Menschen, die sich nicht einer Religion zugehörig fühlen. Sie fühlen sich spirituell, aber nicht religiös. Heutzutage würde man sagen, dass zumindest in Europa die meisten religiösen Menschen auch spirituell sind. Wer heutzutage den christlichen Weg geht, der will nicht bis nach dem Tod warten und er vertraut nicht einfach auf die Erlösung nach dem Tod, sondern er geht davon aus oder erhofft in diesem Leben Gott zu erfahren und spürt auch die Gegenwart des Göttlichen. Aber es gibt spirituelle Menschen, die nicht religiös sind. Wenn jemand religiös ist ohne spirituell zu sein, dann kann es viele Probleme geben. Wenn jemand vor allem spirituell ist, erkennt er die Gemeinsamkeiten zu allen Religionen und weiß auch, dass ohne konkreten religiösen Kontext Spiritualität möglich ist. 

Spiritualität ist nicht nur eine theoretische Philosophie, nicht nur ein Glaube, sondern in der Spiritualität geht es um Erfahrung. Man will das Göttliche erfahren und man will aus der Erfahrung des Göttlichen heraus handeln. Man will dem Leben einen höheren Sinn geben.  

Es heißt ja “spiritueller Weg”, das bedeutet, dass wir einen Weg gehen, eine bestimmte Wegstrecke zurücklegen. Der Weg fängt irgendwo an und hat ein Ziel. “Weg” bedeutet, wir wollen irgendwohin gehen und einen Sinn im Leben finden. Das Wort “Weg” hat eine wunderschöne Symbolik: Wir befinden uns an einem Punkt unserer spirituellen Entwicklung, wir haben auch schon eine gewisse Strecke hinter uns gebracht – ob bewusst oder unbewusst – und wir wollen zur Erleuchtung, zur Gottverwirklichung, zur Gotteinheit, unio mystica, Satori, zur Nirvikalpa Samadhi, zu Moksha, zu Kaivalya gelangen.

So viele verschiedene Worte haben die spirituellen Traditionen für dieses Ziel – die Erleuchtung - gefunden. Dort wollen wir hinkommen und es gibt einen Weg dorthin. Ein Weg hat auch verschiedene Etappen und ein Weg hat verschiedene Strecken. Und es gibt immer wieder Abzweigungen. Da mag es Abzweigungen geben, die einen in Richtung unseres Zieles führen und es gibt Abzweigungen, die uns auch woanders hinführen. Auf dem Weg dorthin kann es auch sein, dass man mal stolpert und der Weg ist manchmal steinig und manchmal eben oder er hat tiefe Furchen. Es gibt viele Wege, die zum Ziel führen. Es kann auch sein, dass man mal eine Weile irgendwo Rast macht oder verweilt. Aber irgendwann kommt man zum Ziel und erfährt sich selbst als Eins mit dem Unendlichen.

Auf den verschiedenen Etappen des spirituellen Weges werden uns auch immer wieder Aufgaben gestellt, die es zu lösen gilt, es gibt Stolpersteine, über die man fallen kann.

In dieser Vortragsreihe möchte ich über die verschiedenen Entwicklungsstufen auf dem spirituellen Weg, über die Aufgaben und darüber sprechen, wie man die Stolperfallen auf dem spirituellen Weg erkennt. Was es heißt, seinen spirituellen Weg zu gehen. Wie man erkennt, welchen Schritt man als Nächstes zu gehen hat und welche Abzweigung man nehmen soll.  

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS033 Verdauungsprobleme – Yoga Hausrezepte

Probleme und Beschwerden mit der Verdauung treten in den verschiedensten Teilen des Verdauungstraktes auf und haben unterschiedliche Symptome: Durchfall (Dünndarm), Dickdarm (Verstopfung). Dann gibt es noch verschiedene Krankheiten wie Magengeschwüre, chronische Entzündungskrankheiten wie zum Beispiel Morbus Crohn oder das Reizdarmsyndrom. 

Yoga kann gegen all diese Krankheiten helfen, aber an dieser Stelle werden nur zwei Krankheitsbilder behandelt, die plötzlich auftreten oder auch chronisch sein können:

Durchfall (Diarrhö)

Man spricht von Diarrhö, wenn man innerhalb von 24 Stunden dreimal oder öfter breiigen oder dünnflüssigen Stuhlgang hat und die Menge des Stuhlgangs überdurchschnittlich groß ist.
Die folgenden Hausrezepte helfen sowohl bei akutem Durchfall als auch bei chronischen Beschwerden. 
Natürlich solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen, wenn du dir einen Magen-Darm-Virus eingefangen hast, der womöglich noch mit Fieber verbunden ist. Das Gleiche gilt, wenn der Durchfall chronisch ist.

Auch hier verweise ich wieder auf die fünf Säulen des Hatha Yoga:

Das lange Halten der Asanas, insbesondere das Üben der Vorwärtsbeuge hilft gegen Durchfallbeschwerden und Reizdarmsyndrom. Vielleicht schaffst du es bei akutem Durchfall die Vorwärtsbeuge eine halbe Stunde oder sogar eine Stunde zu halten. Wenn du das zwei- bis dreimal am Tag machst, kann es sein, dass du eine Magen-Darm-Verstimmung, die sonst mehrere Tage Elend bewirken würde, in einem Tag vorbei ist. Natürlich solltest du dabei darauf achten, dass es deinem unteren Rücken gut geht.

Durchfall ist oft eine Übersteuerung des Pitta, also gilt es diese zu reduzieren. Durch sanftes Pranayama, insbesondere die Wechselatmung und eventuell ein oder zwei Runden Kapalabhati kann man dies erreichen. 

Regelmäßige Tiefenentspannung trägt dazu bei, dass sich die Verdauungsorgane harmonisieren und beruhigen können.  
Unterstützend wirkt natürlich eine gesunde, yogische Ernährung. Bei einer Magen-Darm-Verstimmung solltest du nicht fasten, sondern lediglich Vollkornreis, Zwieback oder Salzstangen essen. Der Vollkorn Reis sollte ausreichend gesalzen sein. 

Auch Meditation hilft insbesondere bei chronischem Reiz-Darm-Syndrom, welches mit Durchfall verbunden ist. Meditation beruhigt und harmonisiert. Bei chronischen Verdauungsbeschwerden sind auch Kriyas (Reinigungsübungen) gut, insbesondere täglich Agni Sara (rhyhtmisches Einziehen und Bewegen der Bauchmuskeln), Uddiyana Bandha (Bauchverschluss) und vielleicht einmal die Woche Kunjar Kriya (Trinken und anschließendes Erbrechen von ein bis zwei Litern lauwarmen Salzwassers).
Auch bei akuten Beschwerden übe Kunjar Kriya und mache zusätzlich noch einen Einlauf. Die Krankheitserreger werden dadurch schnell ausgespült. Iss danach mäßig und reizarm, also nichts Scharfes oder Saures. Trinke 2 bis 3 Liter täglich Wasser oder Kräutertee. 

 

Verstopfung

Verstopfung ist oft ein Überschuss an Kapha. Der Körper hält fest, er ist zu ruhig, also gilt es Asanas zu machen, die die Verdauung anregen: aktivierende Übungen wie der Sonnengruß, Rückbeugen wie Kobra und Bogen, Drehsitz, Umkehrstellungen wie Kopf- und Schulterstand.

Bei Verstopfung hilft Kapalabhati besonders gut. Aber nicht nur drei Runden, sondern besser 4/5/6 Runden und übe die jeweiligen Runden mit mehr Ausatmungen, das beschleunigt den Verdauungsvorgang. Auch hier ist die Tiefenentspannung ein wichtiges Element, da der Körper sich regenerieren und “loslassen” kann.  
Auch über die Ernährung kann man vieles bewirken. Auch hier gilt: Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte, Zucker und Weißmehlprodukte, dafür mehr Vollkorn. Eventuell kannst du auch mal 1–12 Wochen deine Ernährung auf Rohkost umstellen. Du wirst schnell spüren, dass sich deine Verdauung einpendelt. Auch regelmäßiges Meditation kann dir helfen, innerlich loszulassen.  
Auch die Anwendung der Reinigungsrituale, der Yoga Kriyas, können hier wiederum sehr hilfreich sein, deine Beschwerden in den Griff zu bekommen: tägliches Agni Sara und Uddiyana Bandha, vielleicht einmal die Woche Dhauti und einmal im Monat Basti, also zum Beispiel mit einem Einlauf.  

Vielleicht bei Durchfall und Verstopfung noch etwas: Es gibt viele Menschen, die haben eine sehr enge Vorstellung, wie ihre Verdauung zu funktionieren hat. Schulmedizinisch gesehen ist es absolut in Ordnung und normal, wenn man fünfmal am Tag Stuhlgang hat oder auch nur einmal alle fünf Tage.  
Man kann die ganze Sache also etwas beruhigter angehen. Vom gesundheitlichen Standpunkt aus gesehen gibt es eben große Unterschiede, wie die Verdauung funktioniert.  
Vom Standpunkt desYoga und Ayurveda aus gesehen ist es allerdings erstaunlich, da es hier heißt, dass 1–3 mal Stuhlgang am Tag gut sei und wenn der Stuhlgang seltener auftritt, sollte man etwas ändern.  Letztendlich kommt es auf dein Körpergefühl an, das heißt, wenn Du Dich nicht sonderlich wohlfühlst, wenn du nur alle paar Tage Stuhlgang hast, dann beherzige die Tipps. Falls Du aber trotz all dieser Tipps entweder fünfmal am Tag Stuhlgang hast oder doch nicht jeden Tag, brauchst du dir keine großen Sorgen zu machen. Es scheint nicht so tragisch zu sein wie du vielleicht denkst. Gehe allgemein etwas entspannter mit deiner Verdauung um, das kann auch schon helfen.

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Yoga Hausrezepte für die Haut

Unser Organismus ist ein sehr komplexes System. Allergische Hautausschläge und Neurodermitis betreffen den gesamten Organismus des Menschen. Auch die psychische Verfassung spielt hierbei eine große Rolle. Die 5 Säulen des Hatha-Yoga können bei Hauterkrankungen helfen. Bei Neurodermitis hat sich das lange Halten bestimmter Asanas wie die Vorwärtsbeuge und der Drehsitz bewährt.

Regelmäßige Pranayama-Übungen wie Kapalabhati (Feueratmung) und Anuloma Viloma (Wechselatmung) sollen die Beschwerden mildern. Da Hauterkrankungen oft mit Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen in Zusammenhang gebracht werden, wird zusätzlich empfohlen, herzöffnende Pranayamas zu üben. Zu diesen gehören das Pitta reduzierende Murccha (sehr langsames Ausatmen), Sitali und Sitkari (durch die aufgerollte Zunge atmen), Brahmari (Bienenatmung) und Plavini (sanftes Ein- und Ausatmen bei gefüllten Lungen). 
Diese Atemübungen helfen, die Haut als Kontaktorgan zu harmonisieren. Hier ist es sicherlich vorteilhaft, einen Atem-Kurs (z. B. bei Yoga Vidya) zu besuchen, da es sich zum Teil um fortgeschrittenere Atemtechniken handelt.

Regelmäßige Tiefenentspannung wird den Juckreiz mildern und helfen, den Zwang zu kratzen auszuhalten. Da Allergien häufig auf eine Übersteuerung des Pitta im Körper zurückzuführen ist, hilft die Tiefenentspannung, dass Pitta im Körper zu reduzieren und somit die allergische Reaktion bzw. die Symptome der Neurodermitis zu mildern.  

Neueste Studien zeigen auf, wie groß der Einfluss unserer Ernährung auf unsere Haut ist. Zuviel Zucker und der erhöhte Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten können das Risiko von Hauterkrankungen erhöhen und die Symptome verschlimmern.   

Allergische Hautkrankheiten sind oft auch auf Lebensmittelunverträglichkeiten zurückzuführen. Hier muss man austesten, beispielsweise mit Fasten: 1. Woche Wasserfasten. Wenn du merkst, dass deine Hautallergie weniger wird, dann kannst schrittweise ein Nahrungsmittel nach dem anderen wieder in deinen Speiseplan aufnehmen. Einige Menschen reagieren allergisch auf Zitrusfrüchte, andere haben eine Glutenunverträglichkeit, wieder andere vertragen keine Nüsse. Die Liste der Lebensmittel-unverträglichkeiten ist lang. Durch Fasten wirst Du merken, welche Nahrungsmittel dir und deiner Haut nicht guttun. Wenn du eine Weile auf ein Nahrungsmittel verzichtest, welches bei dir eine Reaktion hervorruft, dann kannst du nach ein paar Monaten, einem halben Jahr, oder zwei Jahren wieder ausprobieren, ob die allergische Reaktion weg ist. Auch hier ist es sehr wichtig, die genaue Vorgehensweise mit deinem Heilpraktiker und/oder Arzt abzusprechen.

Regelmäßiges Meditieren wirkt ebenfalls allergischen Hautauschlägen und Neurodermitis entgegen. Einige Studien haben gezeigt, dass Menschen, die eine Psychotherapie machten, im Anschluss deutlich weniger mit Hauterkrankungen zu kämpfen hatten als vor der Therapie.

Wenn diese Hausrezepte dir nicht helfen, dann habe keine Hemmungen zum Heilpraktiker, oder zum modernen Hautarzt zu gehen. Die Schulmedizin hat heutzutage viele gute Mittel, die gut ansprechen. Wenn Du gleichzeitig Yoga übst und die Hausmittel beherzigst, wird das deine Behandlung sicher unterstützen.  
 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS031 Asthma - Yoga-Hausrezepte

Das Wort “Asthma” lässt sich aus dem griechischen herleiten und bedeutet so viel wie Atemnot, Keuchen, Beklemmung. Asthma ist eine chronische, entzündliche Erkrankung der Atemwege. Es handelt sich dabei um eine Überempfindlichkeit des Bronchialsystems durch eine akute Verengung der Atemwege. Diese wird verursacht durch eine vermehrte Sekretion von Schleim, einer Verkrampfung der Bronchialmuskulatur oder einer Bildung von Ödemen der Bronchialschleimhaut.  
Eine Behandlung ist meist rückbildungsfähig.  

Es gibt zwei Arten von Asthma. Man unterscheidet zwischen allergischem Asthma (extrinsisches Asthma) und nicht-allergischem Asthma (intrinsisches Asthma). Meist kommen bei den Betroffenen Mischformen vor. 
 
Hervorgerufen wird Asthma durch verschiedenste innere und äußere Einflüsse:  
Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Heuschnupfen, Allergien, Medikamentenunverträglichkeit und der Konsum von Zigaretten begünstigen das Auftreten von Asthmaanfällen.  

Die Symptome sind anfallartige Atembeschwerden. Das Kuriose ist, dass man das Gefühl hat, zu ersticken und keine Luft mehr einatmen zu können, man aber faktisch nicht mehr ausatmen kann und daher keine frische Luft zuführen kann, da die Lungen nicht entleert sind.

Ein wichtiger Hinweis: Wenn du unter Atemnot leidest, ist es absolut notwendig, dich von einem Arzt untersuchen zu lassen, um sicherzustellen, unter welcher Atemwegserkrankung du leidest. Es gibt Asthma, COPD und auch andere schwerwiegende Lungenerkrankungen.  
Bei manchen Diagnosen ist eine schulmedizinische Versorgung notwendig und die Krankheit lässt sich nicht allein mit einfachen Yoga-Hausrezepten behandeln.

Es gibt mittlerweile auch einschlägige Studien zu diesem Thema, die besagen, dass durch regelmäßige Yoga Atemübungen Asthma vollständig unter Kontrolle gebracht werden kann oder zumindest gelindert werden kann. Auch bei Leidenden, die nicht auf schulmedizinische Behandlungsmethoden und Medikamente verzichten können, kann regelmäßiges Pranayama (Atemübungen) und andere Yogaübungungen das Krankheitsbild positiv beeinflussen.
 

Die 5 Säulen des Hatha-Yoga sind:

Obwohl alle 5 Säulen bei Asthmabeschwerden den Genesungsprozess positiv unterstützen ist das Pranayama die wohl wichtigste Säule. Es gibt Studien, in der Patienten nur durch das Üben von Pranayama geheilt wurden.

Welche Atemübungen sollte man wie oft üben, wenn man unter Asthma leidet?

  • 3 Runden Kapalabhati (Feueratmung)
  • 10-20 Minuten Anuloma Viloma (Wechselatmung)
  • 10 Runden Brahmari (Bienenatmung)

Diese drei Übungen – täglich, über einen längeren Zeitraum ausgeführt – können dazu verhelfen, dass die Anfälle weniger häufig auftreten, dass die Anfälle schwächer werden und auf eine regelmäßige Medikamentengabe verzichten werden kann. Es kann auch passieren, dass die Anfälle auf Dauer ganz ausbleiben. Das Asthmaspray kann man ja weiterhin zur Sicherheit mit sich führen. 

Zweitens ist es sehr wichtig, die tiefe Bauchatmung als normale Atmung zu erlernen. Das heißt, beim Einatmen wölbt sich die Bauchdecke hinaus, beim Ausatmen geht sie hinein. Und immer dann, wenn du psychisch gefordert bist oder in Stresssituationen gerätst, vertiefe deine Ausatmung. Immer dann, wenn du das Gefühl hast wenig keine Luft zu bekommen, vertiefe die Ausatmung. Versuche nicht, tiefer einzuatmen, denn dann kann es zu einem Panikanfall kommen. Verlangsame und vertiefe die Ausatmung. 
Atme vollständig aus und sanft ein, dann wird die Einatmung von selbst kommen. Die Konzentration auf die Ausatmung wird dazu führen, dass sich deine Psyche schnell normalisiert und sich dein Atemsystemsystem beruhigt. 

Bei den Körperhaltungen (Asanas) gelten insbesondere diejenigen als besonders hilfreich, welche den Brustkorb öffnen und weit machen und die Lungen ausdehnen und somit die Lungenfunktion unterstützen. Zu diesen zählen der Fisch, die Kobra und der Halbmond. Übe natürlich auch die anderen Asanas, aber besonders die Rückbeugen. Du wirst ein Gefühl der Weite in den Lungen entwickeln.  

Übe täglich Tiefenentspannung und Meditation, denn Asthma geht oft einher mit psychischer Anspannung. Regelmäßige Tiefenentspannung und Meditation wird dir helfen, den Alltag entspannter angehen zu können. Positives Denken und eine tiefe, spirituelle Lebensphilosophie, helfen zudem, mit Stress und den Herausforderungen des Lebens besser umzugehen. 

Gesunde, yogische Ernährung kann ebenso dazu verhelfen, Asthmabeschwerden zu mildern. Dazu gehört insbesondere der Verzicht auf Fleisch und Milchprodukte. Wenn dadurch keine Verbesserung erzielt wird, wird empfohlen, einen Monat auf raffinierten Zucker und Weizen zu verzichten.  

 
Das sind einige Tipps zum Thema Asthma und Yoga. Es ist in jedem Fall sinnvoll, dich mit deinem Arzt und/oder Heilpraktiker zu besprechen.  

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS030 Heuschnupfen Yoga Hausrezepte

Zunächst einmal ist Heuschnupfen vom Standpunkt des Yoga eine Überreaktion auf Pollen. Das sagt auch die Medizin, dass Heuschnupfen auftreten kann, wenn der Körper auf etwas überreagiert. Du könntest auch von Psyche her überlegen, wo du vielleicht überreagierst und womit könntest du gelassener umgehen. Heuschnupfen heißt ja typischerweise, dass du wegen etwas natürlichem überreagierst. Vielleicht kann es auch hilfreich sein, dass du lernst, mit der Natur freundlicher und entspannter umzugehen.

Vom Yoga her gibt es das Modell der fünf Punkte, die du machen kannst, um Heuschnupfen zu überwinden, vorbeugend wie auch akut.

Vom Standpunkt der Körperübungen sind alle Asanas erstmal gut als Vorbeugung. Ich kenne eine Reihe von Menschen, die mir gesagt haben, dass sie mit dem Beginn ihrer Yogapraxis ihren Heuschnupfen entweder dauerhaft verloren haben oder, dass dieser erheblich weniger geworden ist. Asanas helfen, dass der Körper besser mit Reizen aus der Außenwelt umgeht. Es gibt auch Menschen, du nur durch Asanas den Heuschnupfen nicht reduzieren konnten. Jedoch gäbe es da den Tipp die Vorwärtsbeuge und den Drehsitz länger zu halten.

Von einem Ayurveda Standpunkt aus ist es eine Form von Überreaktion und damit eine Pitta Steuerung. Pitta reduzierst du unter anderen, indem du die Vorwärtsbeuge länger hältst.

Heuschnupfen kann auch durch Pranayama reduziert werden. Gerade längere Zeit Wechselatmung hilft, dass das Lungen- und Atmungssystem besser funktioniert. Sogar auch die Augenreizbarkeit bei Heuschnupfen wird reduziert, wenn du längere Zeit Wechselatmung übst. Auch Murccha ist besonders hilfreich. Murccha heißt das Ausatmen besonders zu verlangsamen.

Wenn du unter Heuschnupfen leidest, könntest du nach ein paar Runden Kapalabhati und Wechselatmung ein paar Runden Murccha anwenden. Das heißt sanft einatmen und sehr langsam ausatmen. Murccha ist auch hilfreich im akuten Fall des Heuschnupfens. Das heißt, wenn du gerade tränende Augen hast oder gereizte und juckende Nase, dann atme sanft und zügig vollständig ein und dann sehr langsam aus.

  1. B. vier Sekunden einatmen und 16 ausatmen. Du kannst das auch zählen oder du kannst zwei Mantras einatmen und acht Mantras ausatmen. Gerade das extreme Verlangsamen der Ausatmung, vielleicht sogar langsamer, als es dir angenehm ist, ein bisschen forcieren, kann Wunder wirken bei einem manifesten Heuschnupfen.

Ein nächster Punkt bei Heuschnupfen ist auch die Tiefenentspannung. Heuschnupfen ist oft eine Überreaktion und eine Pitta Übersteuerung. Tiefenentspannung regelmäßig geübt, hilft, dass sich Pitta beruhigt.

Ernährung hat nochmal eine besondere Bedeutung, gerade bei Allergien, wie bei Heuschnupfen. Natürlich ist wichtig kein Fleisch zu essen und keine alkoholischen Getränke zu dir zu nehmen. Bei Heuschnupfen ist es außerdem wichtig die Zuckermenge zu reduzieren oder sogar Zucker- und Weißmehlprodukte ganz wegzulassen und auf Milchprodukte verzichten.

Es ist allgemein gut Veganer zu sein, auf alle tierischen Produkte zu verzichten. Gerade bei Allergien kann dies nochmal besonders wichtig sein. Milchprodukte sind tierisches Eiweiß, Eiweiß einer anderen Spezies. Kuhmilch ist eine ideale Nahrung für Kälber, Kuhmilch ist keine geeignete Nahrung für Menschen. Wenn du dir vorstellst, du würdest jetzt an die Euter einer Kuh gehen und daran saugen, wirst du sofort feststellen, dass es nichts Gesundes ist.

Wenn du dir vorstellst, du gehst an einen Apfelbaum, nimmst dir einen Apfel und beißt hinein, darauf freust du dich. Aber am Euter einer Kuh zu saugen, das klingt sehr eigenartig. Und nicht umsonst reagiert der Körper mit Autoimmunerkrankungen, wenn er Milchprodukte einer anderen Tierart bekommt und außerhalb seiner Säugezeit.

Als Fünftes ist bei Heuschnupfen die Meditation hilfreich, die auch wiederum beruhigend ist. Noch zwei zusätzliche Tipps: Der eine Tipp ist Kriya. Es gibt verschiedene Kriyas/Reinigungstechniken, unter anderem Neti, also Salzwassereinigung, die wirkt vorbeugend und auch heilend bei Heuschnupfen. Einen halben Teelöffel Salz in ein Glas Wasser geben und das dann mit einem Neti Kännchen durch die Nase erst von der einen Seite, dann zur anderen hindurchrinnen lassen, oder auch mit dem Salzwasser 1–3 Mal am Tag gurgeln. Das ist vorbeugend und heilend und bei Heuschnupfen hilfreich. Für viele ist auch hilfreich Kunjar Kriya zu machen.

Manchmal hilft auch eine Fastenkur und auch eine Rohkost Kur 1–4 Wochen lang, um den Heuschnupfen gar nicht erst entstehen kann. Ein zusätzlicher Tipp wäre bei Niesreiz oder Jucken der Augen mit der Zungenspitz mehrmals den Gaumen entlang vor und zurückgehen. Es gibt die Mittellinie des Gaumens bei den meisten Menschen: Wenn du dieser von den Zähnen bis zur Kehle ein paar Mal entlang gehst, dann kann das helfen deinen Niesreiz zu beseitigen. Das kann sogar bei Vorträgen, leichter Erkältung und Meditation hilfreich sein. Ein paar Mal mit der Zunge den mittleren Bereich des Gaumens vor und zurückgehen, was helfen kann den Niesreiz abklingen zu lassen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS029 Kopfschmerzen Yoga Hausrezepte

Das Interessante zunächst einmal ist: Die meisten Menschen, die vor ihrer Yoga Praxis regelmäßig Kopfschmerzen hatten, werden alleine dadurch, dass sie Yoga üben erheblich weniger Kopfschmerzen haben. Nach meiner Erfahrung ist es sogar so, dass Dreiviertel der Menschen, die vor der Yoga Praxis Kopfschmerzen hatten, nach der Yoga Praxis fast nie mehr Kopfschmerzen haben.

Also grundsätzlich ist erst einmal insgesamt das effektivste Mittel gegen Kopfschmerzen Yoga. Und wie du vielleicht inzwischen weißt, gibt es im Rahmen des Yoga verschiedene Yoga Praktiken. Es gibt insbesondere die Körperübungen/Asanas, Atemübungen/Pranayama und Entspannung. Dann gibt es noch als zusätzliche wichtige Dinge Ernährung und Meditation.

Wenn du unter Kopfschmerzen leidest, sind die Körperübungen/Asanas besonders wichtig. Vorbeugend gilt es die gesamte Yogareihe zu üben, ist es gut, natürlich bei manifesten Kopfschmerzen wirst du typischerweise nichts Anstrengendes machen, sondern du wirst die Yogaübungen machen, die sanft sind und entspannend wirken. Ich kenne Menschen, die sagen der Kopfstand hilft ihnen, den Kopfschmerz sofort zu eliminieren und es gibt Andere, die sagen Kopfstand ist bei Kopfschmerzen nicht so gut. Probiere es aus und dann weißt du wie es für dich geht. Vorbeugend bei Kopfschmerzen geht Kopfstand gut, ansonsten alle Asanas.

Atemübungen sind gut bei Kopfschmerzen, vorbeugend alle Atemübungen. Bei manifesten Kopfschmerzen ist insbesondere die Wechselatmung gut und manche werden jedoch auf Kapalabhati verzichten.

Tiefenentspannung ist besonders gut bei Kopfschmerzen. Schon die Tiefenentspannung allein reduziert die Kopfschmerzwahrscheinlichkeit um die Hälfte, also kann sehr vielen Menschen helfen. Wer Kopfschmerzen hat, wird manchmal bei der Tiefenentspannung den Kopf gerne etwas höher geben, z. B. ein Kissen unter den Kopf geben.

Von besonderer Wichtigkeit für Kopfschmerzen ist auch die Ernährung. Man weiß z. B., dass Vegetarier sehr viel seltener Kopfschmerzen haben, als Fleischesser. Jemand, der nie alkoholische Getränke trinkt, hat auch erheblich seltener Kopfschmerzen. Kopfschmerzwahrscheinlichkeit steigt mit der Menge an tierischen Produkten, die du isst und die Menge an alkoholischen Getränken die du trinkst. Kopfschmerzen können auch weiter gesenkt werden, wenn du die Zuckermenge reduzierst und auch wenn du Koffeingetränke reduzierst.

Eine Besonderheit: Angenommen du trinkst jeden Tag Kaffee und du gehst in ein Yoga Vidya Ashram für ein Wochenende und trinkst dort vielleicht keinen Kaffee und keinen Schwarztee, dann kann es sein, dass du am ersten Tag nach deiner Ankunft am Nachmittag Kopfschmerzen hast als Kaffeeentzug. Das könntest du natürlich sofort abbauen, indem du dir dort irgendwo selber einen grünen oder schwarzen Tee braust oder du könntest sagen ich halte das aus und dann bin ich am nächsten Tag von meiner Koffeinabhängigkeit geheilt. In diesem Sinne kann zu viel Kaffee die Kopfschmerzwahrscheinlichkeit erhöhen, ansonsten gilt es eine gesunde Ernährung zu haben.

Regelmäßige Meditation hilft auch gegen Kopfschmerzen, auch da gibt es gute empirische Studien. Im Grund könnte man sagen: Übe die fünf Yoga Praktiken, dann hast du alles, was du gegen Kopfschmerzen tun kannst. Ein paar weitere Tipps: Angenommen du hast manifest Kopfschmerzen, dann kann eine sanfte Wechselatmung, eine Tiefenentspannung, und eine Konzentration weg vom Kopf helfen. Bei vielen Erkrankungen hilft es ja Energie hinzuschicken zu dem Körperteil was weh tut.

Bei Kopfschmerzen ist es anders. Energetisch betrachtet sind diese oft ein Energiestau im Kopf. Da willst du nicht noch zusätzlich Energie hinbringen, indem du dich darauf konzentrierst. Besser ist es, wenn du dich dann auf die Füße konzentrierst oder den Energiefluss zwischen den Bauch und Füßen. Du kannst z. B. einatmen zum Bauch und ausatmen zu den Beinen und Füßen. Einatmen Energie in den Bauch und ausatmen Bewusstheit, Licht und Energie zu den Füßen, einatmen zum Bauch und ausatmen zu den Füßen. Wenn du dich konzentrierst auf den Energiefluss zwischen Bauch und Füßen, fließt die Energie weg vom Kopf, sie geht in Bauch und Füße und innerhalb von wenigen Minuten kann das Kopfschmerzgefühl verschwinden.

Das gilt sowohl für Spannungskopfschmerz wie auch für Migräne vor allem in den Anfangsstadien. Aufmerksamkeit weg vom Kopf, hin zu Bauch und Füßen, Prana geht dorthin und der Kopf kann sich selbst regenerieren.

Noch ein etwas unkonventioneller Ratschlag bei Migräne, wenn du eine Migräne hast in Verbindung mit Übelkeit, dann kann es hilfreich sein in dem Moment ein paar Gläser Salzwasser zu trinken, dann 2-3 Finger in den Hals, dich übergeben und dann kann die Migräne, die vielleicht sonst einige Stunden oder Tage bleibt in wenigen Minuten verschwunden sein. Es rentiert sich, das auszuprobieren. Ich kenne einige Menschen, die gesagt haben, dass dieser Tipp ihnen geholfen hat, ihre früher jahrelange Migräne mit einem Schlag sofort zu beseitigen und sie seltener auftreten zu lassen.

Probiere das aus, was dir geeignet erscheint. Das waren einige einfach Tipps für Kopfschmerzen und sowohl vorbeugend, als auch in der akuten Phase.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS028 Erkältung-Yoga Hausrezepte

Es gibt verschiedene Arten von Erkältung, jedoch will ich es hier nicht weiter behandeln, denn im Rahmen des Atmungssystems und Yoga bei Erkrankungen des Atemsystems will ich das etwas detaillierter machen.

Hier gibt es ein paar Tipps:

Erkältung ist eine gute Reinigung für den Organismus und etwas Gutes, um zu neuer Kraft und Energie zu kommen. Du könntest sagen Erkältung ist eine Weise wie der Organismus dir hilft zur Ruhe zu kommen.

Psychosomatisch könnte man sagen, wenn du die Nase voll hast, dann kann es sein, dass es gut ist mal eine Weile Abstand zu nehmen. Und wenn du jemanden etwas husten willst, kann es auch gut sein ein  bisschen Abstand zu haben. Wenn dir der Kopf brummt, dann kann es auch gut sein, dass du dir dich dem Brummen etwas entziehst.

Tatsächlich lauten die zwei wichtigsten Empfehlungen bei Erkältung:

  • Gönne dir mindestens etwas mehr Ruhe.
  • Trinke genügend Flüssigkeit insbesondere Wasser, Kräutertees oder Gemüsebrühe, dann fließt es durch dich hindurch und du regenerierst dich.

So könnte man grundsätzlich sagen eine gewisse Ruhe und fließen lassen und Entspannung ist hilfreich. Das muss nicht heißen, dass du unbedingt Bettruhe bei Erkältung brauchst, aber weniger sprechen, weniger Kommunikation, mehr Rückzug und mehr fließen lassen.

Im Hatha Yoga gibt es die sogenannten Kriyas. Kriyas sind Reinigungstechniken und dort gilt insbesondere, dass Gurgeln mit lauwarmem Salzwasser gut ist. Du kannst z. B. ein halbes Glas nehmen, lauwarmes Wasser, dazu ein viertel Teelöffel Salz, umrühren und dann dreimal am Tag halbe bis zwei Minuten damit gurgeln und das ist schon mal hilfreich. Wenn du willst, kannst du auch eine Prise Kurkuma dazugeben. Im Ayurveda gilt Kurkuma als besonders hilfreich und heilend für die Kehle.

Als nächstes wird empfohlen dreimal täglich Jala Neti zu üben, also Nasenspülung mit Salzwasser. Hier würde auch gelten auf ein halbes Glas lauwarmem ein viertel Teelöffel Salz vermengen, dass in ein Neti Kännchen geben und dann durchlaufen lassen von der einen Seite zur anderen und auch wieder zurück. Wenn es nicht durchlaufen kann, ist es auch nicht weiter schlimm, dann ein bisschen Salzwasser in die Nase laufen lassen, dann wieder herauslaufen lassen, sanft ausschnauben. Das hilft für die Nasenschleimhäute und der Regeneration.

Das dritte wäre auch hilfreich, nämlich das dreimal tägliche Inhalieren mit Wasserdampf. Es gibt  Inhalationsgeräte, wo du direkt etwas an die Nase gibst und einatmest durch die Nase und ausatmest durch den Mund. Es gibt auch die alte Methode ein Handtuch über dem Kopf und Topf geben. Wenn du magst, kannst du auch ein ätherisches Öl hineingeben. Manche schwören auf Teebaumöl, manche auf Tigerbalsam, Eukalyptus, manche geben Kräuter hinein wie Kamille, Thymian oder Eukalyptusblätter.

Vom Hatha Yoga her gilt besonders gut: Vorwärtsbeuge länger halten. Grundsätzlich gilt: Wenn du Fieber hast, ist keine körperliche Anstrengung angemessen, dann entfällt das. Wenn du aber eine Erkältung ohne Fieber hast, dann kannst du sanftes Yoga üben. Du kannst insbesondere die Vorwärtsbeuge 5–10 Minuten halten, auch den Drehsitz 2–5 Minuten auf jeder Seite. Das regeneriert den Bauch, der führt dich zu Ruhe und hilft dir neue Kraft zu bekommen.

Sanftes Pranayama soweit es möglich ist, ist gut. Man empfiehlt bei Erkrankungen des Atemsystems entweder kein Kapalabhati oder sehr sanftes. Die Wechselatmung ist gut, aber sanft üben damit sie nicht anstrengend ist. Also sanftes Pranayama hilft dir zu neuem Prana zu kommen, aber Erkältung ist keine Zeit in der du deinem Atemsystem zusätzliche Anstrengung geben willst. Liegendes Pranayama kann auch hilfreich sein angenommen du bist müde und hast sogar leichtes Fieber. Liegendes Pranayama könnte heißen: Sanft einatmen, sanft einhalten, sanft ausatmen. Beim Einatmen stelle dir vor Licht und Energie strömt in dich hinein. Beim Anhalten fühle dich aufgeladen und beim Ausatmen entspannst du ganz. Einatmen Lichtenergie in dich hinein, kurz anhalten-fühle das Prana, ausatmen –du entspannst.

Tiefenentspannung ist gut bei Erkältung! Angenommen, du hast eine Erkältung, die mit starker Schlaffheit in Verbindung steht und sogar Fieber, dann wirst du vielleicht wenig anderes machen können, außer im Bett liegen und viel Wasser, warmes Wasser oder Kräutertee trinken. Aber du kannst Tiefentspannung machen. Wann immer du wach bist anspannen und loslassen, Affirmationen oder eine Tiefenentspannungstechnik nach der anderen. Tiefenentspannung hilft dir zu Ruhe zu kommen, regeneriert dein Prana und hilft dir auch in neue Kraft zu bekommen.

Fasten ist hilfreich bei Erkältung. Bei den meisten Menschen ist es so, dass sie bei Erkältung auch weiniger Appetit haben und so kannst du auch gleich fasten. Vielleicht ein paar weitere Kriyas machen, einen Einlauf nehmen oder wenn du es kennst Kunjara Kriya. Und dann fasten sei es mit Kräutertees, mit Gemüsebrühe, mit frischgepressten Säften und wenn du nicht die Kraft und Zeit dafür hast, durchaus auch mit Biosäften aus dem Naturkostladen.

Hilfreich kann auch die Kneippsche Anwendung sein. Etwas was ich sehr schätze ist, du nimmst ein Eimer eiskaltes Wasser, in den anderen Eimer sehr warmes Wasser, dann gehst du mit den Füßen und Händen in den Eimer mit warmen Wasser und als Yoga-Übender schaffst du es auch gleichzeitig mit Füßen und Händen hereinzugehen. Du kannst auch auf einen Hocker gehen, die Füße ins heiße Wasser und die Hände sollen etwa 60 Sekunden drin sein. Du kannst ja zählen Om1, Om2, Om3 …oder dein persönliches Mantra und eine Anzahl machen, dass du weißt, es sind ca. 60 Sekunden. Wobei es keine Rolle spielt, ob es 50 oder 70 Sekunden sind, also etwa 60 Sekunden. Danach gibst du Füße und Hände in den Eimer mit kaltem Wasser und bleibst da etwa 20–30 Sekunden lang. Wenn du Eiswürfel hast, sind die sogar besonders gut, diese in dem Eimer mit kaltem Wasser zu tun. 20-30 Sekunden Füße und Hände in den Eimer mit kaltem Wasser, dann nochmals 60 Sekunden warm, 20–30 Sekunden kalt und ein drittes Mal 60 Sekunden warm bis heiß, 20–30 Sekunden kalt. Das kannst du dreimal am Tag machen und du wirst merken, dass du recht schnell wieder auf die Beine kommst.

Übrigens wenn du jemand bist, der relativ häufig Erkältung bekommt, dann würde ich empfehlen das auch vorbeugend zu machen. Einmal am Tag diese kalt warm Anwendungen z. B. mit einem Eimer 3 Mal heiß und 3 Mal kalt, eben im Wechsel. Oder mindestens am Ende des Duschens nimm 20–30 Sekunden den Duschkopf und lass deine Unterarme und Hände und deine Waden und Füße jeweils 20–30 Sekunden mit kaltem Wasser laufen, um ihnen einen guten Trainingsreiz zu geben. Das sind gute Dinge, um dich zu regenerieren. Ansonsten schlafe ausreichend, gib dir mehr Zeit zu schlafen und mach dann das, was du sonst noch weißt, was dir gut tut.

Schulmedizinisch weiß man, dass es kaum etwas gibt, was wirklich hilft. Folgende Tipps helfen:

  • Viel trinken.
  • Neti, die Salzwasserspülung
  • Salzwassergurgeln

Alle diese Anwendungen und ausreichend Schlaf haben sich als hilfreicher erwiesen, als alle pharmazeutischen Mittel dieser Welt. Aber man weiß auch, dass jeder Mensch seine eigenen Mittelchen hat von denen er weiß, dass sie ihm gut tun. Tatsächlich gibt es da auch Studien, dass Menschen, die das tun, was sie denken, was ihnen gut tut schneller gesund werden, als wenn sie das nichts tun können. In diesem Sinne: Falls du erkältet bist, dann überlege was von dem, was ich dir empfohlen habe, hilfreich ist und überlege was dir sonst noch gut tut.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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