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YVS073 Yoga-Ernährung: die drei Gunas

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um den zweiten Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe. Heute geht es um die drei Gunas (Eigenschaften der Natur): Sattva (Reinheit, Licht, Erhebung), Rajas (Unruhe, Gier) und Tamas (Trägheit, Dunkelheit im Sinne von Unwissenheit).

Im Yoga teilen wir alles ein in drei Gunas, die zeigen sollen, wie alles auf den menschlichen Geist wirkt, und wie man sein Leben sattwiger gestalten kann.

Vom Standpunkt der Gunas gibt es sattwige, rajassige und tamassige Ernährung.

In der Bhagavad Gita (Gesang des Erhabenen), eine der wichtigsten heiligen Schriften, wird über diese Arten der Ernährung gesprochen. In dem uralten Werk, spricht Krishna über tamassige, rajassige und sattwige Nahrung, wobei er nur auf die Wirkung der Ernährung auf Psyche und Gesundheit eingeht und nicht genau sagt, was es ist.

In späteren Zeiten wurde immer wieder interpretiert, welche Nahrungsmittel man welcher Art zuordnen kann vor dem Hintergrund der Kriterien, die Krishna in der Bhagavad Gita erwähnt?

In einem anderen Vortrag werde ich auch über die Bhagavad Gita Verse selbst sprechen; hier will ich nur eben die Grundlagen nennen.

 

Tamassige Nahrung

Tamassige Nahrung ist schlecht für die Gesundheit, liefert wenig Energie und macht träge und deprimiert – macht grobstofflich.

Dazu gehören Nahrungsmittel, die unethisch sind, die man also nur bekommen kann, indem man anderen Lebewesen schadet. Das Bewusstsein wird gedämpft und die Auswirkungen auf die Psyche sind schlecht.

 

Rajassige Nahrung

Rajassige Nahrung macht den Geist unruhig und nervös. Rajas heißt Unruhe.

Diese Nahrung führt dazu, dass man ängstlich und auch leicht ärgerlich wird. Es fällt schwer, sich zu konzentrieren und den Geist zu fokussieren. All das bewirkt rajassige Nahrung.

Rajassige Nahrung ist oft auch ungesund und unethisch, aber nicht immer. Sie ist tatsächlich hauptsächlich definiert über das, was die Nahrung mit dem Geist anstellt.

 

Sattwige Ernährung

Als drittes gibt es die sattwige Ernährung. Man kann sagen, dass sattwige Ernährung das Gegenteil von tamassiger Ernährung ist.

Sattwige Ernährung ist grundsätzlich gesund. Was auch immer sattwig ist, muss auch gesund sein.

Sattwige Ernährung heißt wörtlich reine Ernährung. „Satt“ heißt auch (die höchste) Wahrheit. Sattva ist das, was aus der höchsten Wahrheit kommt, in der Wahrheit ruht und in die Wahrheit führt. Und das muss erstens gesund sein und zweitens auch ethisch.

Unethische Nahrung, die zum Beispiel gewonnen wird, indem Lebewesen geschadet wird, kann nicht sattwig sein.

Sattwig ist das, was erhebend ist und die Meditation erleichtert, was uns hilft, das Göttliche zu erfahren und eins zu sein mit dem Göttlichen, was ein liebevolles Gefühl zu anderen Menschen, zur Natur und zum Göttlichen fördert. Das alles ist sattwige Nahrung.

Nahrung, die unsere Wahrnehmung subtiler werden lässt, sodass wir subtilere Aspekte der Schöpfung erfahren können. Sie ist gut für unsere Energiekanäle, die Nadis, und sorgt dafür, dass die höheren Chakren aktiv werden. Das ist sattwig.

Verschiedene Nahrungsmittel sind besonders grob-tamassig, und manche sind leicht-tamassig. Und dann gibt es also rajassige und sattwige Nahrungsmittel.

 

Tamassige Ernährung

Zur tamassigen Ernährung gehört all das, was unethisch und sehr ungesund ist. Aus diesen Gründen ist klar, dass Fleisch und Fisch tamassige Nahrung sind. Das Essen von Fleisch und Fisch ist in hohem Grad unethisch, weil Lebewesen dafür getötet werden müssen und das Töten der Tiere mit sehr viel Grausamkeit verbunden ist. Darüber habe ich schon im letzten Vortrag gesprochen zum Thema „Warum vegetarisch?“

Fleisch und Fisch können nur „gewonnen“ werden, indem dort auch ökologische Schwierigkeiten entstehen. So viele Probleme in dieser Welt könnten sofort gelöst werden, wenn Menschen Vegetarier werden. Ich will das aber nicht weiter ausbauen, denn es gab schon einen ganzen Vortrag über „Warum vegetarisch?“  – also warum kein Fleisch und Fisch?

Fleisch und Fisch gehören zu der Kategorie der tamassigen Nahrung, sind also ungesund, unethisch, schlecht für die Psyche und für die Energie. Fleischliche Nahrung dämpft die Psyche, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Depressivität und psychische Erkrankungen.

Man kann durchaus sagen: „Je mehr in einem Land Fleisch gegessen wird, umso höher ist auch die Rate von psychischen Erkrankungen.“

Deshalb ist Fleisch und Fisch als tamassig zu klassifizieren.

Alkohol ist ebenfalls als tamassig zu klassifizieren, denn er ist ungesund – insbesondere für die Leber. Alkoholische Getränke zu konsumieren erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Leberkrebs und auf andere Lebererkrankungen und erhöht auch die Wahrscheinlichkeit auf Darmkrebs und viele weitere Erkrankungen.

Der Konsum alkoholischer Getränken kann auch das Risiko einer psychischen Abhängigkeit erhöhen. Ich will auch diesen Teil kurz halten, weil ich in einem anderen Vortrag über „die 5 K“ schon darüber erzählt habe.

Es ist auch unethisch, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, weil es einige Menschen gibt, die eine Neigung zur Alkoholsucht haben – also Suchtpersönlichkeiten. Jeder Mensch, der täglich alkoholische Getränke zu sich nimmt – oder auch nur ab und zu mal – führt andere Menschen dazu, diese auch zu sich zu nehmen, obwohl die eigentlich wegen ihrer psychischen Gesundheit keine alkoholischen Getränke trinken dürfen.

Man sollte daher aus ethische Gründen keinen Alkohol trinken. Alkohol ist auch schlecht für die Psyche und die Energien.

Es gibt die sogenannte Kirlian-Fotografie, auch Aura-Fotografie genannt. Die Kirlian-Fotografie ist eine Form der Energie-Fotografie, bei der die Aura von Gegenständen, Pflanzen, und Händen sichtbar gemacht werden. Die Energien in uns und um uns herum sind für hellsichtige Menschen als verschiedene Farben um unseren physischen Körper herum zu erkennen. Ein spezielles Verfahren in der Fotografie, das von Semjon Dawidowitsch Kirlian entwickelt wurde, macht dieses Farbfeld für alle sichtbar. Bei Menschen, die Alkohol getrunken haben, verändert sich die Aura, der Energiezustand, die Nadis (Energiekanäle) und Chakras (Energiezentren) werden gestört.

Man sollte also als Yoga-Übende*r keinen Alkohol zu sich nehmen, und eigentlich sollte man grundsätzlich auch keinen Alkohol trinken.

Das Rauchen von Tabak ist ebenfalls tamassig und hochgradig ungesund.

Dann gibt es die bewusstseinsverändernden Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes. Eventuell werden in den nächsten Jahren manche Drogen entkriminalisiert, vielleicht auch aus guten Gründen. Aber egal ob diese entkriminalisiert werden oder nicht, vom Yoga-Standpunkt aus sind sie tamassig.

Drogen sind auf jeden Fall ungesund. Man weiß heute, dass bei Menschen, die in ihrer Jugend Marihuana genommen haben, noch zwanzig bis dreißig Jahre später das Risiko, eine psychische Erkrankung zu bekommen, um den Faktor zwei bis vier höher ist. Von Depressivität, klinischer Psychose bis Schizophrenie usw. Die Wahrscheinlichkeit solcher Erkrankungen steigt erheblich, wenn Menschen in der Jugend Drogen zu sich genommen haben. Außerdem steigt auch die Aussicht auf andere Erkrankungen.

Bewusstseinsverändernde Drogen sind nicht nur deshalb unethisch, weil sie häufig mit Beschaffungskriminalität verbunden sind, sondern auch, weil so viele amerikanische Staaten dadurch so viel Kriminalität haben. Personen, die zur Mafia gehören, haben zum Teil hohe Regierungsämter.  Es gibt dort Bankenkriege und tausende oder zigtausende von Menschen werden dafür getötet. Jeder, der Stoffe zu sich nimmt, die aus einem solch kriminellen Umfeld stammen, ist letztlich mitverantwortlich für diese große Kriminalität.

Unethisch wäre es aber auch, selbst wenn die Drogen entkriminalisiert würden, denn jeder Mensch der Drogen nimmt, wird auch andere dazu verleiten.

Es gibt vielleicht Menschen, die mit Marihuana und Haschisch nicht suchtkrank werden. Aber es gibt andere, die dadurch sehr wohl suchtkrank werden. Jeder, der es ab und zu mal zu sich nimmt, verleitet andere zur Sucht mit den psychischen und anderen negativen Effekten.

Vom Yoga-Standpunkt aus würde man sagen: „All diese bewusstseinsverändernden Drogen wirken auf die Psyche, weil sie die Energien verändern, was dazu führt, dass sich die Nadis (Energiekanäle) und Chakren (Energiezentren) verändern, wodurch die positive Wirkung von Asanas und Pranayama geschwächt wird.

Wer eine tiefe Wirkung von Asanas und Pranayama anstrebt – und zwar eine positive Wirkung – sollte auf Drogen verzichten. Bei fortgeschrittenen Hatha Yoga-Techniken – wie zum Beispiel Jalandhara Bandha oder auch bestimmten Bija Mantras – gilt, bewusstseinsverändernde Drogen können sogar gefährlich sein, weil die Wirkung der stark wirksamen fortgeschrittenen Hatha Yoga-Techniken inkompatibel ist mit Drogenkonsum.

So könnte man sagen, dass die grob-tamassigen Sachen das sind, was ich in einem anderen Vortrag ausführlich als „die 5 K“ bezeichnet habe: kein Fleisch, kein Fisch, kein Alkohol, kein Tabak und keine bewusstseinsverändernden Drogen. Dann hat man die grob-tamassige Dinge weggelassen.

Es gibt leicht-tamassige Dinge, die wir im Yoga auch weglassen. Dazu gehören folgende Nahrungsmittel: alle Dosengemüse, Tiefkühlkost, Pilze und mehrfach aufgewärmte Speisen.

Im Grunde genommen gilt, je mehr Sonnenlicht etwas hat, je frischer etwas ist, umso sattwiger.

 

 

Rajassige Ernährung

Rajassige Ernährung macht unruhig, und wenn man sie im Übermaß zu sich nimmt, ist sie auch ungesund. Rajassige Bestandteile in Maßen genossen können aber gesund sein. Je nachdem wie subtil man den Geist haben will, verzichtet man auf das Rajassige, oder hält es in Maßen.

Typische Beispiele für rajassige Nahrungsmittel, sind alle koffein- und teeinhaltigen Getränke wie Schwarztee, Kaffee, und selbst Grüner Tee. Auch Guaraná, Kakao und Schokolade gehören zu den rajassigen Sachen.

Weißmehl-Produkte, Zucker und sehr scharfe Gewürze sind ebenfalls rajassig.

Essig ist eine Mischung aus rajassig und tamassig. Er ist nicht ungesund – im Gegenteil. Es gibt bestimmte Essigformen, wie Apfelessig, die gelten sogar als gesund. Und für die alltägliche Ernährung wird das in Ordnung sein.

Nur dann, wenn du mal ganz Besonders intensiv praktizierst, ist es gut, auch auf Essig zu verzichten.

Zur Koffein-Frage möchte ich noch kurz etwas erklären.

Vor 20, 30, 40 Jahren hat man gedacht, dass koffeinhaltige Getränke auch ungesund sind. Das scheint allerdings nicht mehr zu halten zu sein. Im Gegenteil, es gibt jetzt sogar einige Studien nach deren Ergebnissen Koffein-Getränke gesund sein können: Sie können gegen Demenz wirken, weil sie wacher machen, und weil sie die Menschen dazu befähigen, auch im höheren Alter aktiv zu sein.

Im Yoga würde man sagen, dass wir genügend Techniken zur Aktivierung haben, mit Kapalabhati (Schnellatmung), Anuloma Viloma bzw. Nadi Shodhana (Wechselatmung) und den Asanas (Körperhaltungen). Man braucht nicht unbedingt koffeinhaltige Getränke.

Dennoch trinken viele Yoga-Meister, die ich kenne, auch ihren Kaffee, schwarzen oder grünen Tee, und die können auch gut meditieren.

Wenn du in der Meditation keinen zu unruhigen Geist hast, werden dir vermutlich Koffein-Getränke nicht schaden. Du kannst aber überlegen, ob es wirklich hilfreich für dich ist, sich von einer Substanz abhängig zu machen.

Bei Yoga Vidya haben wir manche Ashrams, wo es gar keine Koffein-Getränke gibt. Bei uns in Bad Meinberg gibt es das Café Maya, wo man seinen Kaffee am Automaten ziehen kann. Und manchmal gibt es auch morgens Grünen Tee, was manche Menschen zum Aufwachen brauchen.

Wenn man ohne solche Getränke wach bleiben kann, ist das umso besser.

Vom Yoga-Standpunkt her würde man sagen, dass Ingwertee oder -wasser am frühen Morgen ebenso gut aktiviert, und Ingwer hat den Vorteil, dass er sattwig ist.

 

Dann gelten scharfe Gewürze noch als rajassig. Wobei, was der klassische deutsche Geschmack als scharf empfinden würde – so ein bisschen Pfeffer und ein bisschen Cayennepfeffer – ist nur ganz leicht rajassig und unproblematisch. Wenn du mal in Süd-Indien warst und dort etwas wirklich Scharfes gegessen hast, sodass dir die Tränen gekommen sind, dann weißt du, was im Yoga als scharf – also rajassig – gilt, und was man vermeiden sollte.

 

Sattwige Ernährung

Sattwig ist das, was gesund, ethisch und erhebend ist – je natürlicher desto sattwiger.

Am sattwigsten wäre zum Beispiel, wenn du in den Garten gehst, dort eine Erdbeere pflückst und direkt isst. Oder wenn du einen frisch gepflückten Apfel isst oder gerade geerntete Kräuter aus dem Garten.

Also je natürlicher desto besser.

Schon wenn etwas eine Weile gelagert wurde, ist bereits ein wenig Prana verloren gegangen. Durch das Kochen wird das Prana noch etwas weniger. Bei der Sterilisation von Lebensmitteln – zum Beispiel für Konservendosen –  verringert sich das Prana noch einmal.

Also das gleiche Nahrungsmittel kann sehr sattwig sein oder mittel-sattwig oder kann langsam übergehen ins Tamassige je nach dem Grad der Frische durch Lagerung und Verarbeitung.

Es gibt vier sattwige Nahrungsmittel-Kategorien. Darüber werde ich in einem anderen Vortrag ausführlich sprechen. Grundsätzlich gelten aber folgende Nahrungsmittel als sattwig: frisches Obst und Gemüse sowie frische Salate – also Rohkost. Aber leicht-gekochtes bzw. gedünstetes Gemüse gilt auch als sattwig. Auch alle Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide sind sattwig.

Außerdem gibt es noch eine Menge kleiner Lebensmittel, die sattwig sind wie zum Beispiel Küchenkräuter, Samen, Nüsse, usw. All das ist sattwige Ernährung.

 

Wie sollte man sich ernähren unter Berücksichtigung von Tamas, Rajas und Sattva?

Jetzt hängt es davon ab, wieviel du praktizieren willst, und wie sehr du darauf ansprichst.

Das Ideale wäre, du hast eine rein sattwige Ernährung. Du verzichtest vollständig auf alles Tamassige und Rajassige.

Wenn du zum Beispiel zu Yoga Vidya kommst – nach Bad Meinberg oder in einen der anderen Ashrams – dort gibt es eine rein sattwige Ernährung.

Wir nutzen ausschließlich Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und frisches Obst und Gemüse – also grundsätzlich kein Dosengemüse und keine Tiefkühlkost. Es mag mal kleine Ausnahmen geben, aber eher selten.

Wir verwenden auch keinen weißen Zucker, keinen isolierten Zucker, keine Schokolade, usw.

 

Als Grundsatz gilt also eine rein sattwige Ernährung.

Manchmal fließt ganz wenig Rajassiges ein. Als Ausnahme gibt es auch manchmal etwas Schärferes oder ein Dessert mit ein wenig Zucker; das wird dann Vollrohrzucker sein.

In seltenen Fällen mag es auch mal sein, dass weißer Reis gekocht wird.

In der Regel ist das Buffet also rein sattwig.

Dann könntest du dich auch dazu entscheiden, dein Leben nicht ganz so streng sattwig auszurichten, also gelegentlich mal Pilze zu essen oder manchmal mit ein bisschen Zwiebeln und Knoblauch zu würzen, nur maximal eine Tasse Kaffee am Tag zu trinken und auch mal ein Eis zu essen. Das ist für dich vielleicht auch akzeptabel.

 

An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass es Das Yoga Kochbuch aus dem Yoga-Vidya-Verlag gibt. Darin findest du ausschließlich sattwige Rezepte mit Anleitung zur richtigen Zubereitung. Diese Rezepte hast du vielleicht bereits in den Yoga-Vidya-Ashrams kennen und schätzen gelernt.

Sattwige Ernährung ist auch wohlschmeckend, sie befriedigt die Psyche und den Körper.

Es gibt eigentlich keinen Grund, grob-tamassige Ernährung zu sich zu nehmen.

Jemand, der sich sattwig ernährt, wird das Essen mehr genießen als jemand, der sich tamassig ernährt. Der wird schon vieles nicht mehr richtig schmecken.

Wer sich rajassig ernährt mit viel Zucker und Kaffee, dem gehen viele Geschmacksnuancen verloren.

Wir bieten auch die „Vegane Kochausbildung“ sowie die  „Ayurveda Kochausbildungen“ bei Yoga Vidya an.

Du kannst noch mehr Tipps vom Ayurveda Standpunkt der Ernährung her in unseren Kochkursen in den Yoga-Vidya-Stadtzentren und bei Yoga Vidya Bad Meinberg bekommen.

Und auf unserer Website www.yoga-vidya.de findest du noch sehr viel mehr Informationen über Ernährung und Gesundheit.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In diesem Beitrag befassen wir uns zunächst mit der „richtigen Ernährung“ und der Frage: „Warum vegetarisch?“

Im Yoga leben wir vegetarisch, das ist etwas, was seit vielen Jahrhunderten so ist. Die klassischen Yogameister propagieren vegetarische Ernährung, zusammen mit vielen anderen Menschen in Europa seit dem 19. Jahrhundert.

So wie es auch die Buddhisten seit über zweitausend Jahren in manchen ihrer Schulen tun und wie es der Jainismus und der große Begründer Mahavira seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, oder vermutlich noch länger, ebenfalls sagen.

Also „Warum vegetarisch?“

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Ethische Gründe; Tierschutz
  • Ethische Gründe; Ökologie
  • Gesundheitliche Gründe
  • Psychische Gründe
  • Energetische Gründe
  • Spirituelle Gründe

 

Erster Grund: Ethisch

Für mich waren am wichtigsten die ethischen Gründe: Tierrecht und Tierschutz. Kein Tier stirbt gerne. Das gilt sowohl für die Massentierhaltung, wie auch für die Tiere aus der sogenannten artgerechten Haltung.

Die Massentierhaltung ist natürlich die schlimmste Art, Tiere zu halten. Was der Mensch dort mit den Tieren macht, ist ein Verbrechen ohne Gleichen.

Wie Menschen, die ansonsten freundlich und liebevoll sind, Fleisch essen können, das ist mir gänzlich unerklärlich.

Die Massentierhaltung bringt die ganzen Jahre schon denkende und fühlende Lebewesen für ein ganzes Leben – ein kurzes Leben – unter unwürdigsten Bedingungen und Leid von morgens bis abends in Gefangenschaft.

Wenn ich daran denke, muss ich fast mit Tränen kämpfen. Das ist ein unvergleichliches Leid.

Ich werde das hier jetzt abschließen. Es gibt grenzenloses Leid in der Massentierhaltung.

Aber auch in der Ökologischen Tierhaltung, der sogenannten artgerechten Tierhaltung, gibt es Leiden.

Spätestens das Töten der Tiere ist letztlich eine Form von Mord. Mord ist vorsätzlicher Totschlag. Menschen töten Tiere, ohne dass sie es brauchen.

Manche sagen: „Während der Eiszeit konnte der Mensch nur überleben, indem er Tiere getötet hat.“ Das mag sein. Und in der Steinzeit gab es auch Kannibalismus. In der Steinzeit gab es auch Faustrecht. Da hat ein Mensch den anderen umgebracht und wurde dafür nicht bestraft, wenn er der stärkere war.

 

Zweiter Grund: Gesundheit

Es gibt einen zweiten wichtigen Grund, Vegetarier zu sein, und das ist die Gesundheit.

Vor kurzem habe ich von einer Studie gehört, die zwei Bevölkerungsgruppen analysiert hat. Die eine Gruppe lebte vegetarisch, die andere nicht. Ansonsten hatten aber beide Gruppen den gleichen oder ähnlichen Lebensstil , sportliche Betätigung etc. Und es scheint so zu sein, dass die vegetarische Gruppe bis zu 8 Jahre längere Lebenserwartung hat als die nicht-vegetarische Gruppe.

Viele andere Studien zeigen ebenfalls, dass Vegetarier weniger dazu neigen, Bluthochdruck zu bekommen. Sie haben auch weniger häufig Arteriosklerose. Und die Herzinfarkt- und Schlaganfall-Wahrscheinlichkeit ist im Alter unter 70 Jahren bei Vegetariern nur halb so groß wie bei Fleischessern.

Vegetarier haben seltener Krebs. Bei einigen Krebsarten ist dies tatsächlich belegt. Bei Magen- und Darmkrebs ist zum Beispiel die Korrelation zwischen Fleisch-Ernährung und Krebs recht hoch.

Vegetarier haben weniger Kopfschmerzen, weniger Allergien, weniger Heuschnupfen, weniger Magen- und Darmprobleme insgesamt. Vegetarier haben sogar seltener Diabetes und leiden nicht so häufig unter Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Neurodermitis, Rheuma und Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung).

 

Dritter Grund: Ökologie

Der dritte Grund, Vegetarier zu sein, hat ökologische Gründe.

Die Erde ist ein Planet mit begrenzten Ressourcen und wird von uns Menschen ziemlich missbraucht.

Für die Ernährung des Menschen mit hohem Fleischanteil wird eine Anbaufläche gebraucht, die vier- bis zwanzigfach so groß ist wie für eine Ernährung des Menschen auf pflanzlicher Basis.

Vier- bis zwanzigfach hängt davon ab, in welcher Region, welche pflanzliche Ernährung und welche tierische Ernährung.

Angenommen, man könnte mit einem Drittel der Anbaufläche die Menschen ernähren, dann kann man noch eine ausreichende Fläche – vielleicht ein Drittel – zu Wäldern und Natur werden lassen. Und dann hat man immer noch ein anderes Drittel – zum Beispiel für Biokraftstoffe.

Damit könnte der gesamte Energiebedarf des Planeten Erde ohne Atomkraft und ohne Erdöl und fossile Brennstoffe gedeckt werden.

Das ginge ganz schnell und vollständig.

 

Soweit sind wir schon mal bei drei Gründen. Und einer von diesen dreien reicht jeweils schon als Argument aus, um Vegetarier zu werden. Es gibt aber noch weitere Gründe: psychische, energetische und spirituelle Gründe.

Vierter Grund: Psychisch

Psychische Gründe heißt, was wir essen hat auch eine Auswirkung auf unsere Psyche.

Wenn wir Tiere essen und wissen, dass das mit Grausamkeit verbunden ist, leidet der Mensch bewusst oder unbewusst darunter. Je mehr eine Gesellschaft Fleisch isst, umso höher ist der Anteil an psychischen Störungen.

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ein Tier bevor es stirbt, Stresshormone ausschüttelt. Zwar sagen manche, dass diese Hormone durch das Erhitzen wieder aufgelöst werden, aber vermutlich nicht vollständig.

Tiere haben Angst bevor sie sterben; der Mensch nimmt das auf. Der Mensch kommt auch zu psychischen Problemen, wenn er tierische Nahrung isst.

Von daher ist auch die Ernährung wichtig für die Gesundheit der Psyche, und wenn man mitfühlender sein will und eine freundlichere Gesellschaft erzeugen will, denn die Ernährung hat eine Auswirkung auf die Psyche.

Damit kommen wir zum nächsten Grund, nämlich:

Fünfter Grund: Energetisch

Im Yoga sprechen wir von Prana (Lebensenergien), Nadis (Energiekanäle) und Chakren (Energiezentren).

Prana wird auch beeinflusst durch das, was wir essen. Wenn man viel Energie haben will, subtile Energie haben will, sich leicht fühlen will, ist eine vegetarische Ernährung unabdingbar.

Fleischernährung macht die Energie-Empfindung grobstofflicher, dumpfer und blockiert die Energiekanäle. Sie führt auch dazu, dass sich die Chakren nicht richtig öffnen können.

Letztlich stehen die psychischen und energetischen Gründe in Wechselwirkung und hängen eng miteinander zusammen.

Sechster Grund: Spirituell

Und der sechste Punkt, der gerade in der Spiritualität sehr wichtig ist, sind die spirituellen Gründe.

Ernährung hat auch eine Auswirkung auf die Psyche – nicht nur im Sinne von sich nicht wohlfühlen, Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen, Aggressivität, Depressivität und Ängstlichkeit – sondern Fleischkonsum usw. führen auch zu Schwierigkeiten dabei, den Geist zu erheben, höhere Bewusstseinsebenen wahrzunehmen, letztlich Gott, Liebe und Freude aus Verbundenheit zu erfahren.

Nicht umsonst gibt es in allen Religionen sehr spirituelle Menschen, die Vegetarier sind.

Bei den Buddhisten ist es bekannt: Buddhistische Mönche sollten, zumindest die meisten Untergruppierungen, vegetarisch leben. Die Fastenspeise der Buddhisten ist ein chinesisches Gericht, das vegetarisch ist. Bei den Indern leben die Yogis vegetarisch. Viele christliche Untergruppierungen leben vegetarisch. Bei Sufi-Orden gibt es manche vegetarische Orden im Islam. Und auch in manchen Schamanischen Kulturen wird gesagt, dass Schamanen mindestens vegetarisch leben sollten.

Es fällt leichter, Gott zu erfahren und Überbewusstsein zu erreichen, wenn man vegetarisch lebt.

 

Alle Informationen über Yoga, Veganismus, Vegetarismus, Ayurveda-Ernährung und viel mehr findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Stark Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Die meisten Rückenschmerzen sind funktional, das heißt unspezifisch, und dann ist weder ein Röntgenbild noch ein MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) hilfreich. Es hilft auch nicht, Beckenschiefstände zu beseitigen, Bandscheiben-Operationen durchzuführen oder zu probieren, Haltungsabweichungen zu verändern.

Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, dass es auch spezifische Rückenbeschwerden gibt. Manche Rückenschmerzen können Symptome für ernsthafte Erkrankungen sein. Es gibt zum Beispiel den seltenen Fall, bei dem ein Bandscheibenvorfall zu Lähmungen oder Missempfindungen führen kann und dann natürlich eine gründlichere Behandlung braucht. Bei der Mehrheit der Fälle – inzwischen geht man von 90 - 95 % aus – gibt es keine organische Ursache, die irgendeine Abweichung ist, sondern sie gelten als funktionale Ursachen. Im Rücken-Yoga hat sich in den letzten 30 Jahren so viel verändert, und vielleicht wird sich auch in den nächsten 10 - 20 Jahren viel verändern. Was jedoch weiter Bestand haben wird: Yoga ist hilfreich für einen gesunden, schmerzfreien Rücken. Die Begründungen dafür ändern sich, aber die empirische Tatsache ist nicht zu leugnen. Was ich jetzt sage, bezieht sich auf den aktuellen Stand der Forschung, so wie ich ihn kenne.

Es gibt verschiedene Hypothesen für die sogenannten funktionalen oder unspezifischen Rückenbeschwerden: Verspannungen der Muskeln; Verklebungen des Gewebes, zum Teil auch Verklebungen von Bindegewebe; Blockade von Zwischenwirbelgelenken, meistens über Verspannungen oder auch Verklebungen.

Dies führt dazu, dass Rückenmuskeln sich verspannen, gegenhalten, belastet werden und dann anfangen, Schmerzen zu verursachen. Wenn das länger als ein paar Tage andauert, dann kann das zu Daueranspannung führen. Wenn es länger als ein paar Wochen andauert, führt es zum sogenannten Schmerzgedächtnis, das heißt der Körper erzeugt selbst Schmerzen.

Schulmedizinisch gesehen gibt es vier Risikofaktoren – bzw. eigentlich drei, die dann zusammenwirken können in den vierten Bereich: Stress, allgemein psychische Probleme, mangelnde Bewegung, daraus entstehen dann Rückkopplungseffekte.

  1. Stress

Allgemein: Stress führt zur Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus, darüber habe ich bereits in einem anderen Vortrag schon gesprochen. Stress führt dann zur Anspannung der Muskeln. Wenn Muskeln regelmäßig angespannt werden, ohne Entwarnung zu bekommen, ohne dass man sich wirklich entspannt, baut sich die Verspannung immer weiter auf. Irgendwann ist der Muskel dann überfordert und beginnt, Schmerzen zu verursachen. Stress ist also ein Faktor für Rückenschmerzen. Die meisten Menschen mit Rückenschmerzen haben diese bekommen als sie besonders gestresst waren. Hier ist natürlich auch schon gleich klar, was man machen kann: Stress lindern. Wie das funktioniert, darüber werde ich gleich sprechen.

  1. Psychische Probleme

Man weiß, dass Menschen, die viele psychische Probleme haben, somatisieren. Das heißt, die psychischen Probleme gehen in den Körper hinein. Vom Yoga her würde man sagen: „Geistige und körperliche Haltungen gehen einher.“ Geistige Verspannung führt zu körperlicher Verspannung, und im Rückenbereich ist das am deutlichsten zu merken. So weiß man zum Beispiel, dass Menschen, die insgesamt eine positive Lebenseinstellung haben, weniger Rückenschmerzen haben als andere.

  1. Mangelnde Bewegung

Schwache Muskeln, zu wenig Flexibilität und schlechte Versorgung des Gewebes im Zwischenwirbelbereich durch mangelnde Bewegung erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen.

  1. Rückkopplungseffekte

Man hat zum Beispiel Stress. Dieser verursacht Verspannungen, und Verspannungen lösen zum Beispiel Rückenschmerzen aus. Rückenschmerzen führen natürlich direkt zu mehr Stress, und sie provozieren wieder mehr Verspannungen. Rückenschmerzen bewirken auch ein Schonverhalten, und Schonung führt zu schwachen Rückenmuskeln. Schwache Rückenmuskeln lösen wiederum Rückenschmerzen und Verspannungen aus. Rückenschmerzen können auch psychische Probleme hervorrufen. Wen es ständig schmerzt, der wird sich sicherlich nicht wohlfühlen. Psychische Probleme führen zu mehr Stress und gesellschaftlicher Isolation. Man kann sich nicht mehr mit anderen freuen und zieht sich zurück. Jemand, der sich sozial isoliert fühlt, hat mehr Schmerzen. So entsteht ein Rückkopplungseffekt, bei dem das eine das andere verstärkt. Und irgendwann kommt dann noch hinzu, dass ein Schmerzgedächtnis entsteht, und die Rückenschmerzen an sich halten sich selbst aufrecht.

 

Yoga ist die optimale Strategie, um Rückenproblemen vorzubeugen oder vorhandene Rückenprobleme zu heilen. Natürlich gilt: obgleich Yoga die beste Methode ist – und die empirische Forschung gibt dem recht – muss Yoga manchmal mit anderen Strategien kombiniert werden. Da kann mal ein spezifisches Muskeltraining durch einen Sport- oder Physiotherapeuten hilfreich sein, oder eine spezialisierte Massage oder auch ein ABC-Pflaster. Eine Psychotherapie kann manchmal sinnvoll sein. Das Schöne im Yoga ist, dass es ein offenes System ist, kombinierbar mit vielem.

 

Ein paar Worte zum Hexenschuss und steifen Hals: Viele chronische Rückenprobleme beginnen mit einem Hexenschuss oder mit einem steifen Hals. Das schlimmste, was man bei einer plötzlich auftretenden krampfartigen Verspannung machen kann – nichts anderes ist ein Hexenschuss oder ein steifer Hals – ist, sich zu schonen. Ebenso schlimm ist, so weiterzumachen wie bisher. Das klügste, was man bei Hexenschuss oder steifem Hals machen kann, ist eine Kombination von drei Maßnahmen:

  1. Verspannung lösen

Das geht bei manchen mit ABC-Pflastern, mit einem heißen Bad, mit einer sanften Massage, und andere mögen einfach ein Schmerzmittel schlucken.

  1. Bewegung

Wenn man mit einem Hexenschuss drei Tage im Bett verbringt, vervierfacht sich das Risiko, dass die Rückenschmerzen chronisch werden. Jemand mit Hexenschuss oder steifem Hals sollte zum Beispiel  spazieren gehen und die ganze Zeit mit kleinen Mikrobewegungen in Bewegung bleiben. Dies sollte aber nicht stärker schmerzen als Liegen oder Stehen.

  1. Anpassung der Yoga-Praxis

Man wird natürlich mit einem Hexenschuss nicht in die Vorwärtsbeuge hineingehen. Zumindest für ein paar Tage wird man den Sonnengruß und die Asana-Praxis erheblich anpassen müssen. Und beim steifen Hals sollte man natürlich auf den Kopfstand verzichten, und normalerweise auch auf Schulterstand und Fisch für 1-3 Tage.

Wenn man das beachtet, also Spannungen lindern, Stress des Alltags reduzieren, Bewegung, aber potentiell schädliche Bewegungen vermeiden, dann ist der Spuk typischerweise in wenigen Tagen vorbei und man kann normal weitermachen. Wer dagegen einen steifen Nacken oder auch einen Hexenschuss einfach ignoriert und mit seinem stressigen Alltag und vielleicht auch mit seiner bisherigen Yogapraxis exakt weitermacht, kann das ganze chronifizieren. Auch jemand, der sich gänzlich schont, kann die Sache chronifizieren. Wer aber das bei einem Hexenschuss oder steifem Nacken beachtet, was ich eben gesagt habe, der ist nach 1-4 Tagen wieder schmerzfrei.

Hier noch ein Hinweis: In diesem Beitrag gibt es einige medizinische Aussagen. Grundsätzlich gilt, dies sollten nur Anregungen sein. Sie können weder den Ratschlag noch die Behandlung oder Verschreibungen eines Arztes oder Heilpraktikers ersetzen. Sie sollen ergänzen, was aus yogischer und zum Teil empirischer Sicht in der Mehrheit der Fälle gut ist. Was im Einzelnen gut und richtig ist, muss ein Arzt oder Heilpraktiker herausfinden.

 

 

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Yoga hat sich in zahlreichen empirischen Studien als hilfreich bei Rückenproblemen erwiesen. Es gibt sogar einige Studien, die zeigen, dass Yoga die effektivste Strategie gegen Rückenprobleme überhaupt ist. Wann immer man Rücken-Yoga vergleicht mit der Wirkung von anderen, schulmedizinischen, auch sportlichen oder sportmedizinischen, physiktherapeutischen Interventionen, hat sich in den mir bekannten Studien Yoga als effektiver erwiesen.

Man könnte also hier schon abbrechen und könnte sagen: „Empirische Forschung zeigt, Yoga hilft, Rückenprobleme zu reduzieren, die Wahrscheinlichkeit für einen guten gesunden Rücken zu erhöhen und schmerzhafte Rücken zu vermindern.“ Aber ich will hier natürlich nicht aufhören. Du hast mich sagen hören „reduzieren, erhöhen, vermindern“. Yoga ist leider nicht das Allheilmittel: Nicht alle Menschen werden durch Yoga dauerhaft von Rückenbeschwerden befreit, aber es gibt einige, bei denen Yoga tatsächlich dauerhaft alle Rückenbeschwerden genommen hat.

Heute möchte ich ein paar Fakten nennen, zunächst aus der empirischen medizinischen Forschung und danach will ich auf Anatomie und Physiologie der Rückenprobleme eingehen. Zunächst einmal: Rückenprobleme sind sehr weit verbreitet. Rückenprobleme sind der dritthäufigste Grund, weshalb Arbeitnehmer in Deutschland krankgeschrieben werden. Grund Nr. 1 ist die Erkältung, Grund Nr. 2 sind heute psychische Erkrankungen, Grund Nr. 3 sind Rückenprobleme.

Noch vor zwanzig Jahren waren Rückenprobleme an zweiter Stelle der Gründe für eine Krankschreibung. Inzwischen sind die psychischen Erkrankungen im Vormarsch. Die Thematik der Rückenprobleme hat sich leicht verbessert durch den veränderten schulmedizinischen Ansatz zur Behebung von Rückenproblemen.

Gemäß Studien aus dem Jahr 2016 sind Rückenprobleme – nach psychischen Problemen – der zweithäufigste Grund für die Frühverrentung. Nach 2017 kann sich auch wieder etwas geändert haben.

Die prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass jemand diese Woche Rückenprobleme hat, ist in etwa so hoch wie sein Alter. Von den Zwanzigjährigen haben aktuell etwa 20 % der Menschen Rückenprobleme, von den Fünfzigjährigen 50 % und von den Achtzigjährigen der größte Teil – also mehr als die Hälfte.

Fast jeder Mensch, hatte im letzten Jahr Rückenprobleme – vielleicht bis auf manche, die ausreichend Yoga üben. Rückenschmerzen sind sehr weit verbreitet und im Laufe des Alterns werden sie nicht weniger sondern mehr.

Warum haben die Menschen so häufig Rückenprobleme? Hier gibt es vieles, was man dazu sagen kann und ich werde es im nächsten Vortrag noch weiter ausbauen.

Eine Ursache dafür ist: Der Mensch steht nicht nur auf zwei Beinen, er geht und bewegt sich auch auf zwei Beinen, was etwas Hochkomplexes ist. Evolutionsbiologisch heißt es, dass der Rücken ursprünglich an den Vierfüßlerstand angepasst wurde. Katzen, Hunde, Füchse, Pferde, Kaninchen und auch Fische haben trotz der ähnlich aufgebauten Wirbelsäule keine Rückenprobleme wie der Mensch sie hat. Nur der Mensch hat statt der einfachen Rückenrundung die doppel-S-förmige Kurve in der Wirbelsäule, die dem Menschen ermöglicht, dass er stehen kann. Das Gleichgewicht ist sehr prekär und es kann schnell Verspannungen geben. Über Rückkopplungseffekte kann die Verspannung immer schmerzhafter werden und kann zu chronischen Rückenproblemen führen. Der zweibeinige Stand und der aufrechte Gang sind vermutlich mit dafür verantwortlich, warum der Mensch zu Rückenproblemen neigt.

Die meisten Rückenprobleme sind unspezifische oder funktionale Rückenbeschwerden. Im Röntgenbild oder im MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) lässt sich nichts finden, was diese Rückenprobleme erklären würde. Die wenigsten Rückenprobleme haben also eine spezifische oder damit auch konkret behandelbare Ursache.

Allerdings können Rückenprobleme auch ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Deshalb sollte man länger anhaltende Rückenschmerzen, die sich durch Yoga nicht auflösen lassen, durchaus medizinisch abklären lassen. Knochentumore und Erkrankungen der Bauchorgane, des Magens, der Leber, des Zwölffingerdarms sowie der Nieren können zum Beispiel als Schmerzen in den Rücken ausstrahlen. Auch bestimmte Krebserkrankungen im Bauchraum können sich als Rückenschmerzen bemerkbar machen. Es sollte medizinisch geklärt werden, ob eine solche Erkrankung die Ursache für die Rückenschmerzen ist.

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

Jede Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln, die einen Wirbelkörper mit drei Wirbel- oder sogenannten Dornfortsätzen haben. Diese verbinden sich durch eine knöcherne Struktur, die als Wirbelbogen bezeichnet wird und ein Loch entstehen lässt für den Rückenmarkskanal. Der Wirbelkörper ist wichtig, denn darauf kann das gesamte Gewicht lasten. Mit seiner Masse kann er die Statik herstellen. Die Dornfortsätze sind wichtig, weil hier die Muskeln ansetzen. Von den Wirbeln gehen sehr viele Muskeln aus, dafür braucht es die Fortsätze, die voluminös genug sind, dass dort große und starke Muskeln ansetzen können.

Die Bandscheiben als ein wichtiger Bestandteil der einzelnen Wirbel sind ein interessantes Gewebe. Sie bestehen aus einem Faserring mit einem Gallertkern in der Mitte. Der Faserring besteht aus einem festen Material, einem Bindegewebe wie Bänder oder auch Sehnen. In der Mitte gibt es den Gallertkern, der für die Beweglichkeit sorgt. Dadurch kann die Wirbelsäule nach rechts und links geschoben werden. Die Wirbelkörper können auf der Bandscheibe vor und zurück und nach links und rechts verdreht werden. Der Faserring sorgt dafür, dass die Wirbel zusammenbleiben. Das Kissen gebildet aus dem Gallertkern sorgt für eine gewisse Stabilität – eigentlich eine geniale Konstruktion, die viele Jahrzehnte hält. Im Lauf des Lebens allerdings geht ein Teil des Gallertkerns verloren. Die Wirbelzwischenräume werden kürzer, ein Grund weshalb Menschen mit siebzig kleiner sind als sie mit dreißig waren. Ein weiterer Grund liegt darin, dass die Krümmung der Wirbelsäule etwas zunimmt, besonders die Krümmung der Brustwirbelsäule. So sind Menschen über siebzig ein paar Zentimeter kleiner als mit dreißig.

Die Bandscheibe kann auch vorfallen, das nennt sich Protrusion. Die Bandscheibe kann nach hinten oder zur Seite austreten. In der Nucleus-pulposus-Hernie läuft der Gallertkern zur Seite aus. Früher nahm man an, dass dies eine Ursache für Schmerzen sein könnte. Heute ist die Bandscheibenhypothese als Ursache von Rückenschmerzen überholt. Normalerweise gehen Orthopäden recht entspannt mit der Diagnose von Bandscheibenvorfällen oder Nucleus-pulposus-Hernie um und sagen, dass es keine große Rolle spiele. Ausnahme wären Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule, die als Ursache für Gefühlsstörungen oder gar Lähmungen in den Fingern eine Rolle spielen könnten. Missempfindungen in den Füßen, vielleicht sogar die Unfähigkeit, die Zehen zu bewegen, könnten auf Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule zurückgehen.

In den meisten Fällen heilt die Bandscheibe von selbst, meist in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren unabhängig davon, ob man Operationen macht oder nicht.

Eine Theorie für die Ursache von Rückenschmerzen ist, dass diese Gewebe verklebt sind oder dass sich die Zwischengelenke nicht mehr bewegen können. Weil die Zwischengelenke verspannt sind, können die anderen Muskeln nicht die Bewegungen ausüben, die sie eigentlich machen wollen und fangen an, sich zu verspannen.

Daher ist es wichtig, die Wirbelgelenke gesund zu erhalten,. indem man sie bewegt. Bewegung heißt nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts und gedreht nach links und nach rechts. Das gilt auch für die anderen Gelenke wie Knie-, Hüft-, Schulter-, Ellbogen- und Handgelenke. Ein Gelenk braucht Bewegung und zwar in alle Richtungen für die es geschaffen ist. So brauchen auch die Zwischenwirbelgelenke Bewegung nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts und auch gedreht. Dann bleiben sie gesund und der Körper regeneriert diesen Teil.

Der nächste Bestandteil der Wirbelsäule sind die Bänder. Das vordere Längsband geht vorne an der Wirbelsäule entlang. Die seitlichen Längsbänder verlaufen links und rechts der Wirbelsäule.

Zusätzlich gibt es Muskeln, die die Wirbel miteinander verbinden. Es gibt Muskeln, die von der Wirbelsäule ausgehen, einmal zu den Rippen, von Wirbel zu Wirbel, von den Wirbeln zum Schlüsselbein, von den Wirbeln zum Oberarmknochen, von den Wirbeln über das Gesäß zum Oberschenkelknochen, von den Wirbeln nach vorne auf die vorderen Beine – der Musculus psoas. Man kann sagen, von den Wirbeln aus gehen Muskeln überall hin. Von den Wirbeln geht auch Bindegewebe zu den einzelnen Organen im Bauch- und Brustraum; damit hängen all unsere Organe letztlich an der Wirbelsäule.

Der Rücken besteht aus der Wirbelsäule, den Muskeln, die von der Wirbelsäule abgehen, den Rippen im Brustbereich, von denen auch wieder Muskeln abgehen. Auch die Beckenschaufeln im Kreuzbereich gehören zum Rücken, von denen wiederum Muskeln zur Wirbelsäule hin und zu den Beinen abgehen.

Noch etwas zu den Abschnitten der Wirbelsäule:

Im Yoga gehen wir von unten nach oben. Die Kundalini (Energie bzw. schöpferische Kraft im Menschen) geht vom Muladhara Chakra (Wurzel-Chakra am unteren Ende der Wirbelsäule) zum Sahasrara Chakra (Kronen-Chakra am Scheitelpunkt am Kopf).

In der Medizin macht man es umgekehrt und geht von oben nach unten.

Die sieben Halswirbel heißen C1 bis C7 (C steht für cervikal). Der oberste Halswirbel C1 bildet das Atlas-Schädel-Gelenk, auf dem der Schädel ruht und dadurch der Kopf vor- und zurückgeht. Die weiteren Wirbel haben eine gewisse Flexibilität nach vorne, hinten, links, rechts und so kannst du den Kopf stark nach rechts und nach links drehen oder nach links oder rechts beugen, was über die anderen Wirbel der Halswirbelsäule geschieht.

Von den 12 Brustwirbeln gehen die Rippen aus. Von jedem Brustwirbel geht ein Rippenpaar ab. Sie heißen auch echte Rippen und sind über Knorpel direkt mit dem Brustbein verbunden. Die unechten Rippen, die nicht über Knorpel mit dem Brustbein verbunden sind, stehen über Bänder und Muskeln mit den anderen Rippen in Verbindung. Die Brustwirbelsäule ist am wenigsten flexibel, weil sie mit den Rippen verbunden ist. Aus der Brustwirbelsäule heraus geschieht die Rumpfdrehung.

Die Lendenwirbelsäule mit 5 Wirbeln ist besonders nach hinten und bis zu einem gewissen Grad nach vorne flexibel. Sie sind die größten der Wirbel, auf ihnen ruht das größte Körpergewicht. Und weil sie nicht die zusätzliche Statik durch Rippen haben, muss die ganze Statik in den Wirbeln selbst liegen. Die Lendenwirbel haben sehr große Wirbelkörper mit sehr langen und breiten Wirbelfortsätzen. Auch die angesetzten Muskeln sind besonders groß, da sie in den Beinen enden, die das meiste Gewicht tragen.

Unterhalb schließt sich das Kreuzbein an, das einige Wirbel hat, die miteinander verwachsen sind. Am Kreuzbein sind die Beckenschaufeln, dazwischen liegt das sogenannte Iliosakralgelenk, auch Hüftkreuzbeingelenk genannt. Es ist eine Gelenkfläche, auf der eine gewisse Flexibilität nach oben und unten sowie nach links und rechts möglich ist. Wenn die Flexibilität zu hoch ist, kann das zu Problemen im Kreuzbeinbereich führen. Sie darf aber auch nicht zu niedrig sein, weil das zu Verkrampfungen im Kreuzbeinbereich führen kann mit der Folge von Rückenschmerzen.

Zuletzt schließt sich das Steißbein an. Es hat wenig weitere statische Funktion. Man nimmt an, dass es sich beim Menschen um einen verkümmerten Schwanz handelt (wie ihn Hunde, Katzen, Pferde und Affen haben), der sich beim Menschen zurückgebildet hat.

 

 

Kurze Zusammenfassung zur Anatomie

Die Wirbelsäule hat drei Hauptfunktionen – Statik, Bewegung, Schutz des Rückenmarkskanals

Die Wirbelsäule besteht aus Wirbeln, Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenken. Um die Wirbel sind Sehnen. In den Wirbeln verläuft der Rückenmarkskanal. Die Wirbel sind miteinander und mit anderen Knochen über Muskeln und Bänder verbunden. An den Wirbeln sind Bindegewebe, die die Organe an ihrem Platz halten.

An der Wirbelsäule sind auch die anderen Knochenstrukturen wie Beckenschaufel zu den Beinen, Rippen, Schlüsselbeine, Schulterblatt zu den Armen und oben der Kopf.

Für die Gesundheit der Wirbelsäule sind vor allem Muskeln wichtig. Sie müssen entspannt, stark und flexibel sein. Das ist die beste Versicherung gegen Rückenprobleme.

Hier noch ein Hinweis: In diesem wie beim nächsten Vortrag gibt es einige medizinische Aussagen. Grundsätzlich gilt, dies sollten nur Anregungen sein. Sie können weder den Ratschlag noch die Behandlung oder Verschreibungen eines Arztes oder Heilpraktikers ersetzen. Sie sollen ergänzen, was aus yogischer und zum Teil empirischer Sicht in der Mehrheit der Fälle gut ist. Was im Einzelnen gut und richtig ist, muss ein Arzt oder Heilpraktiker herausfinden.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS069 Hindernisse in der Meditation

Meditierst du schon eine Weile, oder meditierst du vielleicht schon länger, oder bist du am Anfang? Dann magst du dich fragen:

„Was kann ich machen, um die Meditation zu vertiefen?“

„Welche Hindernisse gibt es bei der Meditation?“

„Wie kann ich sie überwinden?“

Im Yoga sagen wir: „Meditation ist das Natürlichste überhaupt. Deine wahre Natur ist Sat-Chit-Ananda: Sein, Wissen, Glückseligkeit. Einheit mit Allem, reine Bewusstheit, Freude und Liebe, das ist der natürliche Zustand des Menschen. Und genau das ist die tiefe Meditation.“

Aber es gibt alle möglichen anderen Dinge, die der Mensch auch macht, alle möglichen Verhaftungen, alle möglichen Wünsche, alle möglichen Identifikationen. Und im Grunde genommen könnte man sagen: „Jede Verhaftung, jeder Wunsch, jede Identifikation, all das sind Hindernisse.“

Und wenn wir die Hindernisse überwinden, dann kommen wir zu dem, was wir wirklich sind.

Im Grunde genommen ist Meditation einfach. Es gilt das Störende zu beseitigen, und dann leuchtet deine wahre Natur auf.

Meditation ist also etwas anderes, als wenn du lernen willst, deinen Bizeps zu stärken. Und Meditation ist etwas anderes, als wenn du Englisch oder Informatik lernen willst.

Meditation ist das Natürlichste überhaupt. Und indem du meditierst, kommst du zu dem was du in der Wahrheit bist.

Und so ist der Weg der Meditation im Grunde genommen auch das aus dem Weg räumen von Hindernissen.

Swami Sivananda hat auch ein wunderschönes Buch geschrieben, das heißt Konzentration und Meditation. Vielleicht kennst du es. Das Buch kann ich dir auch empfehlen. Es sind einige hundert Seiten nur über Meditation. Dann gibt es ein besonders langes Kapitel über Hindernisse in der Meditation. Ein langes Kapitel mit vielen Informationen über Meditation. Dieses Kapitel kann ich dir empfehlen, daraus kannst du so vieles lernen.

Wenn du bereits eine Weile meditierst, solltest du dir zwischendurch immer wieder vornehmen, deine Meditation weiter zu vertiefen. Überlege dann ganz konkret: „Was kann ich tun, um meine Meditation zu vertiefen?“

Manchmal hilft es schon, sich das zu überlegen und sich gegebenenfalls einen Plan zu machen, anstatt sich einfach nur hinzusetzen und beim Sitzen irgendwo mit der gewohnten Technik anzufangen und sie nachher doch zu vergessen, oder entweder in einen meditativen Dös-Zustand abzugleiten, oder in einen Nachdenk-Zustand, oder in einen Verwirrtheitszustand.

Stattdessen überlege dir: „Wie will ich heute meditieren? Wie will ich es machen, dass die Mantra-Meditation tiefer ist?“ Und wenn du mit einer Achtsamkeitsmeditation übst: „Wie will ich vermeiden, dass ich mich in der Meditation einfach in anderen Gedanken verliere?“

Im Anschluss an die Meditation überlege: „Wie war meine Meditation heute?“

Und überlege dir: „Wie will ich das nächste Mal meditieren?“ Und dann probiere verschiedenen Techniken aus.

Manchmal ist es gut, anderes auszuprobieren, wenn man mit der bisherigen Technik nicht so gut weiter kommt.

Also falsche Zufriedenheit in der Meditation ist gerade für den erfahrenen Meditierenden ein Hindernis.

Man kann zwar sagen, für die Gesundheit und für psychisches Gleichgewicht ist die Meditation auch langfristig hilfreich, wenn du weder konzentriert bist, noch wach und bewusst, aber du willst ja nicht nur gesünder und harmonischer leben. Letztlich willst du in der Meditation zur Tiefe des Selbst und zu Gott kommen.

Bist du ein(e) erfahrene(r) Meditierende(r), kannst du auch überlegen: „Habe ich Engagement in der Meditation? Überlege ich vor der Meditation, wie ich meditieren kann? Wann habe ich mir das letzte Mal Gedanken gemacht, wie ich meine Meditation vertiefen kann? Und was kann ich tun, um meine Meditation wieder zu vertiefen?“

Im ganzheitlichen Yoga  – den wir bei Yoga Vidya lehren   – sind Meditation, Asanas und Pranayama die drei Hauptpraktiken. Und wenn du in der Meditation weiter kommen willst, solltest du auch ausreichend davon üben.

Am Anfang ist es gut, jeden Tag etwas und einmal in der Woche mehr davon zu praktizieren. Aber im Laufe der Zeit, wenn du in der Meditation vorankommen willst, solltest du schon die Meditation auf 20 Minuten steigern und deine Asana- und Pranayama-Praxis auf mindestens 40 Minuten erhöhen.

Irgendwo fehlt dir vielleicht die Motivation für die Meditation. Du hast eventuell den Wunsch verloren, spirituell zu wachsen. Dann hilft es, dafür zu sorgen, dass du spirituell motiviert bist.

Im Grunde genommen kann man sagen, dass Meditation tiefer wird, wenn du auch spirituelles Interesse hast.

Wie könntest du spirituelles Interesse wieder wecken?

Eine Möglichkeit ist, eine Weile mit Menschen zusammen zu sein, die spirituelles Interesse haben.

Angenommen du bist in der 2-Jährigen Yogalehrer-Ausbildung. Dann triffst du dich typischerweise einmal pro Woche mit anderen. Mache das bewusst, und schaue, dass du dort auch die Gespräche um deine spirituelle Praxis zentrierst.

Du kannst auch regelmäßig in einen Ashram oder an einen Retreat-Ort gehen, wo du zusammen bist mit anderen, die darüber sprechen.

Oder mache das, was du jetzt machst: Schaue dir Videos an, oder höre Audios zum Thema „spiritueller Weg“.

All das, was man auch als Satsang bezeichnet, ist eben auch Inspiration im Zusammensein mit anderen.

Oder lies jeden Tag ein paar Sätze aus einem spirituellen Buch  – zum Beispiel aus dem wunderschönen Buch „Konzentration und Meditation“ von Swami Sivananda. Du wirst merken, die Meditation wird zügig tiefer werden.

Das Nächste wäre auch Viveka (Unterscheidungskraft) im Sinne von, überlege, was dich wirklich langfristig glücklich macht: „Was von dem, was du gerade machst, wird langfristig wirklich wichtig sein? Welche Menschen sind wirklich glücklich? Sind es die, die Geld haben? Sind es die, die mehr ansehen haben? Sind es die, die beruflich erfolgreich sind?“

Du wirst feststellen, dass das nicht wirklich so ist.

Oder sind es die Menschen, die die Erleuchtung erlangt haben, die großen Meister und Meisterinnen? Dann wirst du sagen: „Ja!“

Wenn du so darüber nachdenkst: „Was könnte dich dauerhaft glücklich machen?“

Dann wirst du feststellen, es sind die spirituellen Praktiken.

Und wenn du das weißt, wirst du mit größerem Engagement praktizieren.

Viveka ist also Unterscheidungskraft. Die führt zu Vairagya (Verhaftungslosigkeit) und auch zur Untersuchung der Fragen: „Wer bin ich? Was ist wichtig? Was ist die Welt? Was ist das, was nach dem Tod Bestand hat?“

Es ist öfters gut, das Leben in die rechte Perspektive zu rücken, um dir wichtig und bewusst zu machen: „Spiritualität, das ist besonders wichtig im Leben!“

Tipp: Spiritualisiere dein weltliches Leben und sei dir bewusst, spirituelles Leben ist auch gut für Beruf, Familie und Partnerschaft. Und wenn du wirklich über einen längeren Zeitraum merkst, was du den größten Teil des Alltags tust, ist nicht gut für dich, inspiriert dich nicht, ist im Konflikt zum spirituellen Leben und vielleicht sogar zum ethischen Leben, dann sei konsequent.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS068 Erfahrungen in der Meditation

Wenn du meditierst, wirst du verschiedene Erfahrungen haben. Es ist hilfreich, zu verstehen, was diese Erfahrungen zu bedeuten haben, und wie du damit umgehen kannst. Dann wirst du deine Meditation weiterentwickeln und Fortschritte machen.

Klassifikationen von Erfahrungen in der Meditation:

  1. Hinderniserfahrungen
  2. Reinigungserfahrungen
  3. Astralerfahrungen
  4. Spirituelle Erfahrungen

Zu 1.: Es gibt körperliche Schmerzen, Unruhe des Geistes und Trägheit. Dies sind 3 Hinderniserfahrungen, nicht nur für den Anfänger.

Körperliche Schmerzen, das gilt insbesondere für den Meditationssitz, kannst du überwinden, indem du einen Sitz findest, der für dich angenehm ist. Auf www.yoga-vidya.de gibt es einige Videos mit Meditationshaltungen, wo die verschiedenen Meditationssitze beschrieben werden. Du kannst zum Beispiel auf einem Stuhl, Kissen oder Bänkchen sitzen. Regelmäßiges Sitzen hilft dir, dass es sich bequemer anfühlt. Dann gilt es, die Hüften flexibel zu machen mit hüftöffnenden Asanas (Körperhaltungen). Es gilt, die Rückenmuskeln zu stärken mit Asanas zur Stärkung der Rückenmuskeln. Und es gilt, Schultern und Nacken zu entspannen mit entsprechenden Asanas zur Lockerung der Schulter- und Nackenpartien. Hatha Yoga Praxis und regelmäßige Meditation helfen dir beim Lernen, gut und richtig zu sitzen. Die ganze Bandbreite dazu findest du auf den Internetseiten und dem YouTube-Kanal von Yoga Vidya unter „Sitzhaltungen“ oder „Asanas für die Meditation“.

Ein zweites Hindernis ist Unruhe des Geistes. Wenn der Geist in der Meditation unruhig ist, kannst du schauen, wie du den Geist wieder ruhig bekommst. Da gibt es viele Möglichkeiten: Du kannst vor der Meditation Pranayama (Atemübungen) und Asanas (Körperhaltungen) üben, ein Gebet sprechen, Mantras wiederholen usw. Bevor du dich also hinsetzt für die Meditation, bringe deinen Geist schon in einen meditativen Gemütszustand. Das hilft dir für die erforderliche Ruhe des Geistes. Des Weiteren kannst du zu Beginn der Meditation, während du dich hinsetzt, auch tief mit dem Bauch atmen und so Prana (Lebensenergie) erzeugen. Bevor du zu deinem eigentlichen Meditationsthema kommst, kannst du eine gute Pratyahara-Übung (Rückzug der Sinne) einbauen  – etwas, dass deinen Geist erhebt: Du kannst beispielsweise ein Gebet sprechen, durch deinen Körper gehen (Bodyscan), dir bewusst machen, wofür du überhaupt meditierst oder Gedanken des Wohlwollens in alle Richtungen schicken. Anschließend ist eine Dharana-Technik (Konzentration) empfehlenswert, die dir hilft, konzentriert zu sein.

Das dritte Hindernis bei der Meditation ist die Trägheit. Trägheit in der Meditation ist sogar noch schwieriger, als die Unruhe des Geistes, denn Trägheit heißt, dass du in eine Art Schlafzustand kommst. Da gibt es den schönen Ausdruck „Tandra Alasya Nidra“, der meditative Dös-Zustand. Wenn du am Anfang der Meditation stehst, kannst du dir erstmal nichts darunter vorstellen. Die Knie, der Rücken und die Schultern, vielleicht sogar die Hüften werden dich schon wach halten. Aber wenn du regelmäßig meditierst, merkst du vielleicht, dass du zwischendurch ein bisschen aufwachst, weil dein Kopf unten ist und du aufzuckst, oder du merkst, dass du vor und zurück schwankst bei wenig Bewusstheit. Dann weißt du: Ich bin in Tandra Alasya Nidra. Oder wenn du am Ende gar nicht weißt, was du überhaupt gedacht hast in der Meditation (da waren ein paar schöne Bilder, du fühlst dich irgendwie wohlig entspannt), dann wisse: Du warst in Tandra Alasya Nidra. Der meditative Dös-Zustand hat zwar auch seine angenehmen Seiten  – es ist ein Alpha-Zustand, in dem alle möglichen Körpersysteme in einen Entspannungszustand gehen  – aber wir wollen ja in der Meditation nicht einfach entspannen. Du solltest es nicht zulassen, dass dein Geist regelmäßig in der Meditation in Tandra Alasya Nidra ist.

 

Zu 2.: An Reinigungserfahrungen gibt es die körperlichen, die energetischen, die emotionalen und die mentalen Reinigungserfahrungen.

Eine körperliche Reinigungserfahrung kann beispielsweise ein kurzfristiger Kopfschmerz, eine Verspannung oder Übelkeit sein. Das wird nicht eintreten, wenn du ab und zu oder jeden Tag 5 bis 20 Minuten meditierst. Wenn du hingegen in einen Ashram gehst und intensiv praktizierst, dann wird es dir manchmal passieren, dass du am ersten oder zweiten Tag nachmittags Kopfschmerzen hast oder mal etwas Übelkeit verspürst. Zuweilen hängt das auch zusammen mit Kaffeeentzug oder anderem, einfach einer Einstimmung in eine andere Schwingung. Wenn du die spirituelle Praxis intensivierst, kann es grundsätzlich leichte körperliche Reinigungserfahrungen geben, die aber typischerweise nach ein paar Stunden wieder verschwinden. (In einem weiter gefassten Kontext kann man natürlich jede Krankheit auch als Reinigung ansehen; der Körper versucht, etwas wieder loszuwerden, was irgendwo in den Körper hineingekommen ist. Zu diesem Thema gibt es eigene Beiträge.)

Es gibt energetische Reinigungserfahrungen, deren Kenntnis ist von besonderer Wichtigkeit. Da ist z.B. das Kribbeln: Du sitzt in der Meditation, und plötzlich spürst du so ein Kribbeln in den Händen oder Füßen, in der Wirbelsäule oder Brust. Manchmal gibt es eine Hitze, die in dir hochsteigt, selbst wenn es kalt im Raum ist. Yogis würden sagen, dass Prana (Lebensenergie) durch die Nadis (Energiekanäle) fließt und diese öffnet. Das Prana reibt vielleicht an den noch geschlossenen Nadis, und so entsteht das Gefühl von Wärme. Eventuell hast du auch das Gefühl des Schwankens, vor und zurück, oder nach links und rechts. Vielleicht schwankt dann tatsächlich dein Astralkörper. Energiekanäle öffnen sich, und das hat eine Auswirkung auf den Astralkörper. Energetische Reinigungserfahrung kann aber auch sein, dass du plötzlich irgendwo fast eine Art Schmerz spürst, weil dort eine Blockade ist. Energie geht dorthin, und bis die Blockade sich öffnet, kann da auch mal Schmerz sein. Was du dann tun kannst: Einatmen von unten, zu diesem Punkt hin atmen, und ausatmen über diesen Punkt hinaus nach oben. Oder einatmen von unten dorthin, und ausatmen in die Weite. So öffnest du dich energetisch.

Emotionale Reinigungserfahrungen können besonders dann auftreten,.wenn du spirituell praktizierst. Dann kann es sein, dass du durch verschiedene emotionale Reinigungserfahrungen gehst. Es kann dir z.B. geschehen, dass du plötzlich, während du meditierst, ärgerlich bist. Oder du hast vielleicht zu Anfang gesagt: „Ich schicke Licht und Liebe in alle Richtungen.“, und plötzlich spürst du ein Gefühl von Verlassenheit. Oder du meditierst ganz entspannt, und plötzlich spürst du eine alte Kindheitserinnerung hochkommen, die mit Emotionen verbunden ist. Das sind positive Zeichen! Etwas, was tief in dir drin ist, kommt an die Oberfläche. Lass es zu, aber dann lasse auch wieder los. Beobachte es, aber identifiziere dich nicht damit. Du musst es auch nicht ergründen und analysieren, du musst es nicht durcharbeiten. Im Yoga wird gesagt, dass das reine Anschauen von dem, was hochkommt, und das Loslassen ausreichen, dass sich tiefe emotionale und psychische Spannungen lösen. Sollten also während der Meditation irgendwelche schwierigen Erinnerungen und Emotionen hochkommen, brauchst du nicht zu irgendeinem Therapeuten zu gehen. Du musst nichts ab- oder durcharbeiten. Schau es an, lasse los und kehre zu deiner Meditationstechnik zurück.

Bei mentalen Reinigungserfahrungen kann es passieren, dass dein Geist in der Meditation, anstatt ruhiger zu werden, plötzlich unruhiger wird und viele Gedanken auftauchen. Die meisten Menschen, die zum Beispiel mal in einen Yoga-Vidya-Ashram kommen, merken, dass ihre Meditation tiefer ist als zu Hause. Aber manche beschreiben auch, dass der Geist sehr aktiv ist und viele oft auch gute Ideen entstehen oder sie in tiefes Nachdenken versinken. Normalerweise bemühen wir uns, konzentriert zu sein. Wenn aber so viele Gedanken kommen, lass es eine Weile zu, sieh es als mentale Reinigung an, und dann konzentriere dich wieder.

Zu 3.: Es gibt viele Astralerfahrungen in der Meditation. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, widme dich Sukadevs ausführlichen Vorträgen und Videos zum Thema „Karma und Reinkarnation“.

So kann man zum Beispiel die oben genannten energetischen Reinigungserfahrungen auch als Astralerfahrungen deuten. Es gibt die Prana-Erfahrungen im Sinne von Kribbeln in Händen und Füßen, das Spüren der Chakras, das Spüren der Wirbelsäule, oder auch wie Wellen von Energie von unten nach oben. Wenn das passiert, dann freue dich darüber, Prana ist erwacht. Manche Praktizierende lernen das Hellsehen oder sehen plötzlich eine Aura um Menschen oder Pflanzen, wenn sie aus der Meditation kommen. Es kann passieren, dass du Lichtwesen siehst. Wenn du so etwas siehst, dann freue dich! Du brauchst keine Angst zu haben, du wirst nicht verrückt, sondern du hast ein subtileres Wahrnehmungsvermögen. Oder vielleicht hörst du auch die sogenannten Anahata-Klänge. Manchmal hört man während der Meditation plötzlich einen hohen Klang, oder etwas wie ein OM. Du HÖRST Prana!      

 

Zu 4.: Die spirituellen Erfahrungen in der Meditation sind verbunden mit der Erfahrung von Sat-Chit-Ananda. Sat heißt reines Sein, Chit heißt Bewusstsein, Ananda heißt Freude. Als spirituell bezeichnet man Erfahrungen dann, wenn du das Bewusstsein der Ausdehnung hast, eine Verbindung zu allem Sein  – Sat. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit intensiverer Bewusstheit verbunden ist  – Chit. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit großer Freude verbunden ist  – Ananda, auch genannt Prema.

Es gibt verschiedene Arten von spirituellen Erfahrungen. Manche der außerkörperlichen Erfahrungen sind auch spirituelle Erfahrungen. Wenn du plötzlich deinen Körper nicht mehr spürst, nur Freude, Weite und Verbundenheit, dann ist das eine tiefe spirituelle Erfahrung. Wenn du einen Deva siehst, ein Licht- oder Engelswesen, und in dessen Gegenwart unglaubliche Freude und Liebe spürst, sei es, dass dein Herz fast zerspringt vor Freude, sei es, dass du dich erhaben fühlst und weit fühlst, oder absolute Geborgenheit fühlst, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Wenn du eine Vision deines/deiner Meisters/Meisterin hast, und dabei vielleicht sogar Gewissheit über deine Aufgabe bekommst, oder einfach nur die Erfahrung von göttlicher Führung, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Es muss nicht unbedingt eine Peak-Erfahrung sein, du meditierst einfach, und plötzlich ist da ein Gefühl der Sicherheit, des geführt Werdens, dass alles, was du machst, in Ordnung ist. Auch die Anahata-Klänge, die inneren Klänge, können zu einer tiefen spirituellen Erfahrung werden. Wenn da plötzlich dieser hohe Klang ist, und du alles andere vergisst. Oder wenn der Klang wie ein OM ist, wodurch alle Gedanken übertönt werden, und du plötzlich nur den reinen Bewusstseinsstrom hörst, und du im reinen, unendlichen Klang bist: unglaubliche Freude und Schönheit.

Es kann auch geschehen, dass du einfach eine Erfahrung reiner RUHE hast. Du sitzt dort, vielleicht spürst du sogar irgendwo den Körper, aber das hat keine Bedeutung. Vielleicht taucht ab und zu mal ein Gedanke auf, das ist aber ohne Bedeutung. Es ist nur unendliche Ruhe und unendliches Vertrauen und Bewusstsein: EINE göttliche Wirklichkeit.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du an einer Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung  teilnimmst, lernst du dort, diese Grundlagen umzusetzen. Wenn du die Ausbildung schon gemacht hast, bekommst du nochmal Anregungen für das bereits Erlernte, und wenn du YogalehrerIn einer anderen Tradition bist, erhältst du eventuell zusätzliche Anregungen und Denkanstöße, vielleicht sogar etwas Inspiration.

Das Wort „Yoga“ heißt „Harmonie, Verbindung, Einheit“. Yoga kann in fünf Hauptpraktiken unterteilt werden:

  1. Richtige Körperübungen/Asanas
  2. Richtige Atemübungen/Pranayama
  3. Richtige Entspannung/Shavasana
  4. Richtige Ernährung/Mitahara
  5. Meditation und positives Denken

Wenn du Yoga unterrichtest, dann unterrichtest du letztlich immer drei dieser Praktiken, nämlich Körperübungen/Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung. Ab und zu kannst du Meditation einfügen. Du kannst in den Yogastunden auch immer wieder Tipps geben für positives Denken im Alltag, und es gilt auch, dann und wann auf die richtige Ernährung hinzuweisen: vegetarisch und vollwertig. Wenn du Yoga unterrichtest, ist es wichtig, dass du selbst diese fünf Punkte beachtest, denn nur dann kannst du sie den TeilnehmerInnen authentisch nahebringen.

Grundlagen einer Yogastunde

Zunächst der Aufbau der Yoga Vidya Grundreihe, siehe dazu das vorige Kapitel (YVS066).

Dann ist es wichtig, folgende vier Prinzipien in der Yogastunde zu kombinieren:

  1. Die körperliche Korrektheit einer Übung: Zwar beschreibt eines der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien die Selbstverantwortung der Teilnehmenden, aber du als Yoga Unterrichtende/r achtest dennoch darauf, dass die Übung gut ausgeführt wird.
  2. In einer Asana gibt es geistige und körperliche Entspannung: Sehr wichtig ist, dass die Teilnehmenden die Yogastunde nicht als Wettbewerb sehen. Es geht nicht darum, besser zu sein als andere. Es geht darum, dass du stattdessen eine Atmosphäre schaffst, in der die Teilnehmenden ganz loslassen können und in jeder Asana so entspannt wie möglich sind. Gewiss gibt es anstrengende Asanas, z.B. die Heuschrecke, aber auch dabei sollten die Praktizierenden entspannte Augen und ein entspanntes Gesicht haben.
  3. Die Atmung ist der Schlüssel zur Prana-Erfahrung sowie für die meditative Erfahrung in den Asanas. Daher weise deine Teilnehmenden immer darauf hin, die Asanas mit einer ruhigen und tiefen Atmung zu verbinden. Zu Anfang ist das stets die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist auch die Vollständige Yogaatmung dabei.
  4. Die geistige Konzentration und Aufmerksamkeit: Die Teilnehmenden sollen BEI den Asanas sein. Die Tiefe der Erfahrungen deiner TeilnehmerInnen hängt davon ab, wie sehr es dir gelingt, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu halten. Wenn du z.B. eine Sprechweise hast, die auf die Teilnehmenden langweilig wirkt, dann werden sie an alles Mögliche denken. Daher ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Yogastunde so zu halten, dass die Teilnehmenden mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dabei sind.

Allgemeine Prinzipien des Lehrens von Yoga

Yoga zu unterrichten ist etwas anderes, als Mathematik oder eine Sprache zu lehren. Yoga lehren bedeutet letztlich, den Schülern eine Einstellung zu vermitteln, die eine innere Erfahrung und Einheit ermöglicht. Yoga heißt schließlich Einheit, Yoga heißt Harmonie, und eine gute Yogastunde lässt die oder den Teilnehmende/n diese Einheit erfahren, eine Harmonie erfahren. Eine Yogastunde ist daher immer eine besondere Erfahrung für die Teilnehmenden.

Damit das geschehen kann, bist du als Yogalehrender bescheiden und ein Instrument in den Händen der göttlichen Kraft. Denn ob der oder die Teilnehmende wirklich eine tiefe Yogaerfahrung macht, liegt nicht vollständig bei dir. Du kannst Bedingungen schaffen, damit es möglich ist; aber was sich einstellt, ist nicht nur von dir abhängig. Es wird dir manchmal geschehen, dass du denkst, deine Yogastunde sei nicht gut gewesen, und die Teilnehmenden kommen anschließend voller Dankbarkeit und mit leuchtenden Augen auf dich zu. Und andere Male wirst du denken, eine wirklich tolle Yogastunde gegeben zu haben, und dann erfährst du, dass Teilnehmende sich über deinen Unterricht beschwert haben. Es liegt nicht nur an dir.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „Guruparampara“, d.h. die Lehrer-Schüler-Nachfolge, auch „Guru Shishya Parampara“ genannt. Wenn du unterrichtest, mache dich zum Instrument, lasse die Energie der Meister durch dich hindurchfließen. Spüre den Segen der Meister durch dich hindurchfließen. Wenn du unterrichtest und dich öffnest, wirst du diese Energie spüren. Es ist vermutlich kaum möglich, eine so gute Karma Yoga Einstellung zu haben, wie beim Unterrichten von Hatha Yoga. Du spürst wie diese Guruparampara Shakti durch dich hindurchströmt.

Die körperlichen Aspekte zu kennen, ist wichtig. Es ist wichtig, dass du weißt, wie du die Übungen genau ansagst und auch, wie du Korrekturen gibst. Aber deine Einstellung ist ganz besonders wichtig. Damit du zu einem Instrument werden kannst, musst du Yogaübender sein; du bist nicht jemand, der nur unterrichtet. Übe jeden Tag Asanas, jeden Tag Pranayama, übe jeden Tag Meditation, übe einen sattvigen Lebensstil, verzichte auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen, ernähre dich gesund und habe hohe ethische Grundsätze im Alltag. Dann wirst du eine gute Yogalehrerin/ein guter Yogalehrer sein. Dann werden deine Teilnehmenden die tiefe Erfahrung von Einheit, von Harmonie, von Yoga machen.

Yoga lehren heißt also, Voraussetzungen zu schaffen, damit göttliche Energie fließen kann. Du brauchst dafür Sensibilität und die Kenntnis der Methoden. Neben der Yoga Vidya Grundreihe und den 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien gibt es noch weitere wichtige Prinzipien. Da sind zunächst äußere Hilfen, um eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, dass diese Yogaerfahrung entstehen kann.

Kleidung: Die klassischen Farben des Yogaunterrichtenden in der Yoga Vidya Tradition sind weiße Hose und gelbes Oberteil. Weiß ist die Farbe der Reinheit – du willst als reines Instrument dienen. Gelb ist die Farbe des Lernens und des Lehrens – du wirkst wie ein Mond, d.h. du lässt das Licht des Göttlichen in dich hineinstrahlen und durch dich hindurchstrahlen. Farben haben einen großen Einfluss auf den Geist. Wenn du weiß-gelbe Kleidung trägst, wird das deinen Teilnehmenden eine schnellere, tiefere Erfahrung geben, als wenn du einfach in der Alltagskleidung unterrichtest. Auch für dich selbst macht es ein Unterschied. Wenn du Weiß-Gelb trägst, wirst du in die Rolle des Yogalehrenden hineingehen, dein Geist wird umschalten, und die Prana-Kanäle werden sich öffnen. Daher der Tipp: bleibe auch nach Ende der Ausbildung bei dieser weiß-gelben Kleidung.

Sauberkeit: Für die Atmosphäre ist eine gewisse Sauberkeit wichtig, in Bezug auf dich selbst und den Raum, in dem du lehrst.

Altar: Ein Altar in einem Yogaraum ist wichtig. Ein Altar schafft Atmosphäre, ein Altar dient als „Energie-Ausstrahler/-Sender“. So ähnlich, wie ein Radiogerät Radiowellen aufnimmt, so nehmen auch deine Teilnehmenden Energie auf. Und so, wie das Radio eine Sendestation dazu braucht, braucht es eine solche auch in der Yogastunde. Ein Altar mit seinen Murtis (Götterfiguren) wirkt wie eine Sendestation, und das spüren die Teilnehmenden. Yogalehrende haben aber teilweise Hemmungen, Murtis aus ihrer Tradition aufzustellen, obwohl Götterfiguren – sowohl hinduistische als auch buddhistische – heutzutage selbst in öffentlichen Räumen wie Thermen, Physiotherapie-Praxen und sogar Geschäften zu finden sind. Habe also keine Hemmungen! Heute besteht eine große kulturelle Offenheit, und es macht einen Unterschied, ob du in einem kahlen Raum praktizierst, oder ob dort die eine oder andere Murti deiner Tradition steht und Bilder deines Meisters/deiner Meisterin hängen. Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Wenn du in einem christlichen Kontext unterrichtest, dann schaue, was dort angemessen ist. Wenn du für Krankenkassen oder in einem schulischen Kontext unterrichtest, dann erkundige dich, was dort möglich ist. Aber im Allgemeinen ist es gut, einen Altar zu haben – mindestens eine Kerze oder etwas, das den Geist erhebt.

Raumklima: Du kannst auch mit Düften arbeiten, z.B. eine Duftlampe mit spirituell erhebendem Duft anzünden (achte aber darauf, dass es kein mit Badezimmer konnotierter Duft ist). Zünde eventuell eine Kerze/Duftkerze oder ein Räucherstäbchen an. In der Zeit vor der Yogastunde, in der die TeilnehmerInnen eintreffen, kannst du auch meditative Musik/Mantramusik abspielen. Tue irgendetwas, was dazu führt, dass deine TeilnehmerInnen bei ihrer Ankunft gleich in eine angenehme Atmosphäre kommen. Menschen brauchen heutzutage oft eine „exotische“ Atmosphäre, um den Alltag zu vergessen.

Mantras: Sie werden am Anfang und am Ende der Yogastunde rezitiert/gesungen. Ein Tipp von Sukadev: Bevor du eine Yogastunde unterrichtest, übe selbst spirituelle Praktiken. Wenn irgend möglich, übe vor dem Hatha Yoga Unterricht entweder Meditation, oder wiederhole Mantras, oder übe Pranayama und Asanas. Mache eventuell eine Tiefenentspannung, gerade wenn du vorher einen anstrengenden Tag hattest, und danach ein paar Minuten Yogaübungen. Wenn du keine Zeit für formelle Yogaübungen hast, dann sorge dafür, dass du auf dem Weg zur Yogastunde ein Mantra wiederholst, ein Gebet sprichst, dich für göttliche Führung öffnest, damit du schon ein subtiles Prana hast, Liebe hast und geben kannst, wenn du in Kontakt zu den Teilnehmenden kommst. Spätestens, wenn sie in der Anfangsentspannung vor dir liegen, öffne dich für den göttlichen Segen, bitte um Führung, öffne dich für die doppelte Liebe – die Liebe zum Meister, der Liebe zu dir hat, und die Liebe zu deinen Teilnehmenden. Lass diese Liebe, dieses Licht fließen. Wenn ihr dann gemeinsam OM singt und das Mantra wiederholt, spürst du diese Verbindung, und dann kann Yoga entstehen.

Soweit die Grundlagen des Unterrichtens von Hatha Yoga, wobei es hierzu an anderer Stelle noch mehr Informationen gibt.  Diese und viele weitere Unterrichtstechniken lernst du in der Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung und in Yoga Vidya Weiterbildungen. Wenn du relativ neu im Yoga bist, hast du jetzt einige „Interna“ an die Hand bekommen. Die Grundlagen des Yoga lernst du in Yogakursen in den Yoga Vidya Zentren, bei ausgebildeten Yoga Vidya YogalehrerInnen, und in den Yoga Vidya Ashrams. Informationen über die Zentren und Ashrams, sowie ein großes YogalehrerInnen-Verzeichnis, findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du bei Yoga Vidya eine Yogalehrer-Ausbildung machst oder gemacht hast, dann kannst du das Gelernte hier wiederholen. Falls du überlegst, die Ausbildung zu absolvieren, erfährst du hier bereits einiges über die Inhalte.

Yoga Vidya ist einer der vielen Stile im Hatha Yoga, momentan der populärste Hatha Yoga Stil in Deutschland (2017). Beim Unterrichten gibt es sieben Unterrichtsprinzipien zu beachten. Diese lauten:

  1. Der Unterricht basiert auf der Yoga Vidya Grundreihe
  2. Der Unterricht wird stark angepasst an die Zielgruppe und das Ziel der Yogastunde
  3. Die Asanas werden gehalten
  4. Die Betonung liegt auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmern, Unterrichten mit Spürgenauigkeit statt äußerer Genauigkeit
  6. Der/die YogalehrerIn unterrichtet mit Stimme, Händen und Füßen, Prana und Liebe
  7. Der/die YogalehrerIn betrachtet das Unterrichten als eigene Yogapraxis, er/sie macht sich zum Instrument, um zu dienen und Gutes zu bewirken und ist selbst Yogaübende/r (Einstellung des Yogalehrers/der Yogalehrerin)

Im Folgenden wird näher auf die einzelnen Prinzipien eingegangen.

Zu 1)

Die Yoga Vidya Grundreihe ist folgendermaßen aufgebaut:

  • Anfangsentspannung: 1-5 Minuten
  • Sitzhaltung einnehmen, typischerweise OM und Mantra zur inneren Sammlung
  • Atemübungen: Kapalabhati und Wechselatmung sind hier die wichtigsten
  • Karanas: Übungen, die den Körper aufwärmen und in Gang setzen; hier sind die wichtigsten Surya                                                          Namaskar (Sonnengruß) und Navasana (Bauchmuskelübungen)
  • Zwölf Asanas in Verbindung mit kleinen Variationen:
  1. Shirshasana – Kopfstand
  2. Sarvangasana – Schulterstand
  3. Halasana – Pflug
  4. Matsyasana – Fisch
  5. Pashchimottanasana – Vorwärtsbeuge
  6. Bhujangasana – Kobra
  7. Shalabhasana – Heuschrecke
  8. Dhanurasana – Bogen
  9. Ardha Matsyendrasana – Drehsitz
  10. Mayurasana – Pfau
  11. Pada Hastasana – stehende Vorwärtsbeuge
  12. Trikonasana – Dreieck
  • Shavasana: Tiefenentspannung
  • Sitzhaltung einnehmen, OM und Mantra, eventuell auch Meditation

Zu 2)

Die starke Anpassung an Zielgruppe und Zielsetzung führen bei Yoga Vidya zu einer großen Bandbreite. Dies ist das Besondere am Yoga Vidya Stil. Yoga für Kinder wird ganz anders unterrichtet als Yoga für Senioren. Menschen, die spirituell interessiert sind, wird man anders unterrichten als Menschen in einem therapeutischen Setting in einer Reha-Klinik. Im Businessyoga, wo man womöglich nur fünf Minuten Zeit hat, wird man anders unterrichten, als bei einem Asana-Intensivseminar in einem Yoga-Ashram, wo man für die Yogastunde am Nachmittag vielleicht vier Stunden Zeit hat. Es ist wichtig, diese Anpassung zu verstehen. Manchmal wird gefragt, ob der Yoga Vidya Stil eher sanft oder eher fordernd sei – nun, er kann beides sein! Manchmal kommt die Frage, ob der Yoga Vidya Stil eher für Jüngere oder Ältere geeignet sei – wiederum ist er beides! Es gibt Yogastile, die eher therapeutisch sind, andere, die mehr auf Wellness ausgerichtet sind oder eher sportlich orientiert oder spirituell – wie ist das beim Yoga Vidya Stil? Die Antwort ist: Er kann alles sein.

Trotz der unterschiedlichen Zielsetzung und Anpassung, die bei Yoga Vidya möglich ist, gibt es eine Grund-Zielsetzung, die immer besteht, weswegen auch die Yoga Vidya Grundreihe so wichtig ist:

  • Was bei Yoga Vidya unterrichtet wird, soll immer gesund/gesundheitsfördernd sein.
  • Der Körper soll immer gefordert werden, alle Teile des Körpers sollen trainiert werden, so dass eine körperliche Entwicklung stattfinden kann.
  • Es soll gut sein für das Prana, für die Lebensenergien. Prana soll aktiviert und harmonisiert werden. Menschen sollen nach einer Yogastunde mehr Prana spüren, als vorher.
  • Es soll gut für die Emotionen sein, dass der Mensch sich wohler und in Harmonie fühlt.
  • Es soll so sein, dass der Mensch konzentriert ist und nach der Yogastunde eine Klarheit des Geistes verspürt.
  • Dem Menschen soll eine spirituelle Erfahrung ermöglicht werden, sofern er dafür offen ist. Er soll mit einem Gefühl von Freude, Liebe und Öffnung aus der Yogastunde herausgehen. Dieses Erfahren von Freude und Liebe, das ist die spirituelle Öffnung.

Auch in der konkreten Zielsetzung und starken Anpassung bezieht Yoga Vidya stets die Ganzheitlichkeit des Menschen mit ein.

Zu 3)

Es ist eigentlich selbstverständlich, dass Asanas gehalten werden, denn Asana heißt „Stellung“. Asana ist etwas, das ruhig gehalten wird. Dieser Punkt wurde nachträglich den Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien zugefügt (anfangs waren es nur fünf). Seit den 2000er-Jahren kommen immer mehr Yogarichtungen aus Amerika nach Deutschland, die keine Asanas halten, sondern nur dynamische Übungen enthalten. Sukadev fand es wichtig, festzulegen, dass Asanas im Yoga Vidya Stil gehalten werden. Selbst im Flow Yoga bei Yoga Vidya gibt es Asanas, die ruhig gehalten werden. Gerade das meditative und das Bewusstseins-Element, sowie die Wirkung auf Prana, Nadis und Chakras und letztlich auch die Dehnung und Entspannung funktionieren über das statische Halten von Asanas.

Zu 4)

Entspannung: In den Yogastunden wird bei Yoga Vidya besonders darauf geachtet, dass bei den Asanas nur die Muskeln genutzt werden, die erforderlich sind. Alles andere entspannt. Das entspricht im Grunde der traditionellen Hatha Yogaweise: die Asanas werden gehalten, der größte Teil der Muskeln entspannt, aber jene, die notwendig sind, sind gut angespannt. Ein Beispiel: im Schulterstand werden Fußsohlen und Waden entspannt. Die Zehen werden nicht zur Decke hingegeben. Das Gesicht wird entspannt. Bestimmte Muskeln werden zwar angespannt, um in der Asana zu sein, aber alles andere entspannt. Auch während der Zwischenentspannung in Stunden für Anfänger und Mittelstufe wird immer darauf geachtet/angesagt: Muskeln entspannen!

Atmung:  Die Atmung ist sehr wichtig. Die Betonung darauf wird bei Yoga Vidya immer wieder gelehrt, und in den Yoga Vidya Yogastunden wird daher immer wieder darauf hingewiesen. Die Grundatmung ist die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist es die Vollständige Yogaatmung. Über die Atmung kann man entspannen oder sich aufladen, und die Atmung hat eine Auswirkung auf das Prana.

Konzentration/Bewusstheit: Im Yoga konzentrierst du dich nicht darauf, was der Nachbar macht. Auch nicht darauf, wie du im Spiegel aussiehst. Vielmehr ist die Konzentration bei dem, was du JETZT tust, und bei dem, was du JETZT fühlst und spürst. Eine „ideale“ Yogastunde ist, wenn du an nichts anderes denkst, als an das, was du gerade machst und fühlst.

Hast du bisher nur bei Yoga Vidya oder ähnlichen Richtungen Yoga geübt, dann mag dir das alles selbstverständlich erscheinen. Aber es gibt Yogastile, bei denen die Atmung überhaupt nicht berücksichtigt wird, oder solche, bei denen Entspannung nie erwähnt wird. Es gibt sogar Yogastile, die nur mit lauter Musik ausgeführt werden, und bei denen du dich eben nicht auf die Asana selbst konzentrierst. Bei Yoga Vidya spielen Entspannung, Atmung und Konzentration eine wichtige Rolle.

Zu 5)

Der Aspekt des Respekts vor den Teilnehmern/der Spürgenauigkeit beinhaltet, dass der/die TeilnehmerIn selbst entscheidet. In anderen Yogastilen sagt der/die YogalehrerIn dem/der TeilnehmerIn genau, wie er/sie die Yogastellung praktizieren soll. Auch im Yoga Vidya Anfängerkurs ist es üblich, die Asanas genau anzusagen. Aber je länger ein/e TeilnehmerIn im Yoga Vidya Stil übt, desto mehr Verantwortung bekommt er/sie selbst. So kann es z.B. sein, dass jemand bei der Kobra die Finger dicht zusammenhält, oder auseinander gibt, dass er/sie die Fersen zusammen bringt, oder voneinander entfernt hält, die Beine anspannt, oder entspannt hält. Es kann sein, dass sich jemand in der Vorwärtsbeuge besonders bemüht, den Rücken gerade zu halten, oder sich mit rundem Rücken in die Stellung hinein entspannt. Bei Yoga Vidya wird den TeilnehmerInnen gelehrt, wie sich eine „gute“ Yogastellung anfühlt, woran man merkt, dass man die Übung richtig ausführt. Dann ist es an dem/der TeilnehmerIn, selbst zu erspüren, was ihm/ihr besonders gut tut. Also: Selbstverantwortung der TeilnehmerInnen statt vorzuschreiben, wie die Übung genau auszusehen hat.

Für dieses fünfte Unterrichtsprinzip wird Yoga Vidya zuweilen kritisiert, weil Menschen sagen, dass die Vorwärts- oder Rückwärtsbeuge immer auf eine ganz bestimmte Art zu praktizieren ist. Sukadev ist jedoch der Ansicht, dass es unterschiedliche Weisen gibt, die Übungen auszuführen, und dass die TeilnehmerInnen das selbst herausfinden sollen. Wenn jemand ein körperliches Problem hat, muss man ihm/ihr zunächst hilfreiche Variationen vorschlagen. Aber nur der/die TeilnehmerIn selbst findet dann heraus, was wirklich gut ist.

Zu 6)

Es ist wichtig, zu lernen, wie man eine Yogastunde gut ansagt. Daher gehört zur Yogalehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya ein gewisses Stimmtraining. Wenn du bei Yoga Vidya deine Unterrichtsproben machst, wird Wert darauf gelegt, dass deine Stimme gut ist. Zudem gibt es Korrekturen, Hilfestellungen oder „Adjustments“. Du lernst also, wie du mit Händen und Füßen TeilnehmerInnen korrigierst und Hilfestellungen gibst. Im ersten halben Jahr der Yogalehrer-Ausbildung wird das besonders intensiv trainiert, ebenfalls in der ersten Woche der 4-wöchigen Ausbildung. Aber du unterrichtest auch mit Prana, d.h. mit feinstofflicher Energie. Wenn du eine Yogastunde gibst, dann gilt es auch, dass du dich öffnest, dass Prana/Lebensenergie in dich hineinfließt, und dass du sie ausstrahlst. Und du unterrichtest mit der doppelten Liebe, der Liebe zu Gott, zum Göttlichen, zu einer höheren Wirklichkeit und der Liebe zu deinen TeilnehmerInnen. Du machst dich zum Instrument.

Zu 7)

Yogaunterricht als Yogapraxis“, man könnte auch sagen: die Yoga-Einstellung des Yogalehrenden. Was bedeutet das? Zum einen, die oben angeführte doppelte Liebe, zum anderen, das Unterrichten, um Menschen Gutes zu tun. Du unterrichtest kein Yoga, um Geld zu verdienen – obgleich es notwendig sein kann, dass du mit Yoga deinen Lebensunterhalt erwirbst, es sollte aber nicht die Grundmotivation sein –, sondern, um Menschen helfen und dienen zu wollen. Vielleicht willst du über diese Menschen auch eine insgesamt friedvollere Welt schaffen. Vielleicht siehst du die Yogapraxis als Dienst an Swami Sivananda an, der Yoga in die Welt bringen wollte. Vielleicht siehst du es als Dienst an Gott, an der göttlichen Mutter an. Vielleicht willst du auch aus Dankbarkeit unterrichten. Du hast selbst viel Gutes durch die Yogapraxis erfahren und willst dies nun mit anderen teilen und weitergeben. So ist die Grundmotivation auch, Instrument zu sein.

Damit diese Motivation entstehen kann, ist es wichtig, dass du auch praktizierst. Ein/e Yogalehrende/r im Yoga Vidya Stil bzw. in der Yoga Vidya Tradition fühlt sich immer auch als SchülerIn. Du kannst Hatha Yoga nur unterrichten, wenn du Hatha Yoga übst. Bitte unterrichte es nicht, wenn du nicht selbst praktizierst! Du musst nicht alles selbst können, was du unterrichtest. Swami Vishnudevananda hat einmal gesagt: „Beschränke deine TeilnehmerInnen nicht auf dein eigenes Niveau!“ Nur das zu unterrichten, was du selbst kannst, kann auch eine Form von Ego sein, z.B. nicht zu wollen, dass andere etwas besser können, als du. Aber du kannst Pranayama nur gut vermitteln, wenn du Pranayama übst. Du kannst Asanas nur authentisch vermitteln, wenn du selbst Asanas übst. Darum praktiziere!

Damit die göttliche Energie beim Unterrichten durch dich wirken kann, ist es auch wichtig, dass du meditierst und dich an die weiteren Sattva-Empfehlungen hältst, die es im Yoga gibt. Sukadev empfiehlt insbesondere, dass du auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Rauchen und Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes verzichtest. Wenn du das tust, täglich meditierst, täglich Hatha Yoga Praktiken übst und wenn du dich als Instrument siehst, dann werden deine TeilnehmerInnen eine großartige Erfahrung im Yogaunterricht machen.

Kurze Wiederholung der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien:

  1. Yoga Vidya Reihe für körperliche, energetische, emotionale, mentale, psychische und spirituelle Wirkungen
  2. Anpassung an Zielgruppe und konkrete Zielsetzung
  3. Asanas werden gehalten
  4. Betonung auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmenden, Spürgenauigkeit statt Vorschriften
  6. Unterrichten mit Stimme, Händen, Füßen, Prana und Liebe
  7. Unterrichten als Yogapraxis und eigene Yogapraxis als Grundlage

Mehr aus der Yoga Vidya Schulung findest du im Internet unter www.yoga-vidya.de. Auch wenn du noch keine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung absolvierst oder den Yoga Vidya Stil noch gar nicht kennst, kannst du dort viele nützliche Informationen finden, ebenso wie Hinweise zu sämtlichen Aus- und Weiterbildungen sowie Einführungsseminaren.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was ist Hatha Yoga?

Hatha Yoga ist der Yoga der Körperbeherrschung, der Körperarbeit. „Hatha“ heißt wörtlich auch „Bemühung/Anstrengung“. „Ha“ heißt Sonne, „tha“ heißt Mond.

Hatha Yoga kann Gesundheit bzw. Gesundung und Entspannung zum Ziel haben, sowohl als Prävention als auch als Therapie. Es kann auch die Energieerweckung zum Ziel haben, so z.B. beim Kundalini Yoga. Hatha Yoga kann die Ruhe des Geistes anstreben und zu Gottverwirklichung führen wollen.

Folgende, unterschiedliche Arten von Hatha Yoga bzw. Yogastilen gibt es:

  • Iyengar Yoga, begründet von B.K.S. Iyengar
  • Ashtanga Vinyasa Yoga, begründet von Pattabhi Jois
  • Vini Yoga, begründet von Desikachar
  • Sivananda Yoga
  • Integral Yoga, begründet von Swami Satchidananda
  • Yesudian-Haich, begründet von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich
  • Bikram Yoga
  • Power Yoga, abgeleitet vom Ashtanga Vinyasa Yoga
  • Flow Yoga
  • Himalaya Yoga
  • Kundalini Yoga in der Tradition von Yogi Bhajan

und so weiter.

 

Eigenschaften des Yoga Vidya Stils

Zunächst einmal basiert er auf dem Hatha Yoga, und zwar Hatha Yoga auf der Grundlage von vier besonders wichtigen Hatha Yoga Schriften: Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita, Shiva Samhita und Goraksha Shataka. Diese Basis beinhaltet Jnana und Vedanta Yoga.

Der Yoga Vidya Stil ist darüber hinaus besonders ausgerichtet auf Patanjalis Yoga Sutra, also Raja Yoga. Einige der Verse von Patanjali, gerade über Asanas, Pranayama und Pratyahara, werden regelmäßig herangezogen.

Eine weitere wichtige Grundlage ist die Bhagavad Gita: Tue das, was du tust, so gut, wie du kannst, und lasse anschließend los. Sei gleichmütig gegenüber dem Ergebnis der Handlung und den Früchten der Handlung. Hier fließt Bhakti Yoga mit ein.

Der Yoga Vidya Stil ist auch ausgerichtet auf Ayurveda, d.h. auf eine gesunde Lebensweise.

Dies sind die klassischen Grundlagen des Stils. Beim Yoga Vidya Stil ist auch charakteristisch, dass er die moderne Wissenschaft mit einbezieht, sowohl Erkenntnisse aus der Sportmedizin als auch Erkenntnisse aus der Physiotherapie, der Medizin, der Psychologie und auch aus anderen Körperübungssystemen. Der Yoga Vidya Stil ist als solches ein integrierender Stil. Herausgebildet hat er sich aus dem Sivananda Yoga Stil.

 

Was ist das Besondere am Yoga Vidya Stil?

Das Besondere am Yoga Vidya Stil ist seine große Anpassungsfähigkeit und sein integrierendes Element. Charakteristisch ist auch, dass er geeignet ist für den physischen Körper, die Energien, die Emotionen, das Denken und dass er sich letztlich an die Seele und die Verbindung richten will. Der Yoga Vidya Stil hat eine Grundreihe, die weitestgehend identisch ist mit der Sivananda Yoga Grundreihe. Aufbauend darauf gibt es eine große Anpassung an Zielsetzung und Zielgruppe. Dies wird im Rahmen der 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien genauer besprochen.

Das waren ein paar Aspekte des Yoga Vidya Stils, wobei die Bandbreite dieses Stils noch einmal betont werden soll. Wenn du bei Yoga Vidya etwa die 2-jährige oder 4-wöchige Yogalehrer-Ausbildung absolvierst, lernst du zunächst einen Auszug aus diesem breiten Spektrum kennen: zuerst die Yoga Vidya Grundreihe, dann, wie du Anfänger an die Grundreihe heranführst (das nennt sich Yoga Anfängerkurs) und wie du eine Offene Yogastunde für Anfänger oder auch eine sanfte Yoga Vidya Reihe unterrichtest. Du lernst die Grundvariationen der Yoga Vidya Reihe, seien es andere Asanas, um Abwechslung zu schaffen, sei es in Verbindung mit Affirmationen, mit Bhakti (Hingabe) oder Jnana Yoga zu unterrichten, oder in Verbindung mit Konzentration auf Prana, Nadis und Chakras. Du lernst etwas über die Optimierung der Yoga Vidya Grundreihe nach sportmedizinischen Gesichtspunkten und wie du die Yoga Vidya Grundreihe an verschiedene Rücken- und andere Beschwerden anpassen kannst. Zusätzlich lernst du noch, wie du Yoga für Kinder, Schwangere und Senioren unterrichten kannst.

Wenn du die Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen hast, kannst du den Yoga Vidya Stil auf vielfältige Weise weiter ausbauen. Bei Yoga Vidya gibt es folgende Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung:

  • Kinder-Yogalehrer-Ausbildung
  • Aus- und Weiterbildung für Schwangerenyoga
  • Senioren-Yogalehrer-Ausbildung
  • Businessyogalehrer-Ausbildung, in der du lernst, Yoga in Unternehmen zu unterrichten – auch in Kurzform –, und wie du Yoga dort hineinbringst
  • Yoga Vidya Fitnesstrainer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Yin Yogalehrer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Hormon Yogalehrer-Ausbildung
  • Mantra Yogalehrer-Ausbildung
  • Klang Yoga Lehrer- Ausbildung

und Weitere.

Grundlage ist immer die Yoga Vidya Grundreihe, auf die im nächsten Kapitel (YVS066) genauer eingegangen wird.

Mehr über den Yoga Vidya Stil erfährst du unter www.yoga-vidya.de. Wenn du erst wenig über Yoga Vidya weißt, ist das Seminar „Yoga und Meditation Einführung“ hilfreich, und wenn du den Yoga Vidya Stil unterrichten willst, kannst du bei uns eine Yogalehrer-Ausbildung machen.

Des Weiteren gibt es bei Yoga Vidya über alle anderen Inhalte dieses Artikels Internetseiten sowie Aus- und Weiterbildungen, denn es ist ebenfalls charakteristisch für Yoga Vidya, dass das Gelernte gut weitergegeben und verbreitet wird, sei es in Yoga Vidya Zentren, Volkshochschulen, Fitnessstudios, Schulen, Universitäten, Unternehmen oder Ashrams. Alle Menschen sollen neben dem eigenen Erlernen auch befähigt werden, Yoga zu unterrichten. Und für alle, die nicht die Möglichkeit haben, ein Yogazentrum zu besuchen, gibt es Videos und Audios im Internet.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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„Wenn du jemandem beibringen willst, wie man ein guter Seemann wird, dann erzähle ihm nicht so viel über die verschiedenen Arten von Schiffen, über die Geschichte der Schifffahrt, auch nicht so viel über die verschiedenen Knoten und Segel, sondern schwärme ihm über das Meer vor. Dann wird er sich darum kümmern, ein guter Seemann zu werden.“

Und so will ich dir über die Zukunft und die zukünftigen Schritte deines Lebens vorschwärmen.

Shubheccha heißt Sehnsucht nach der Wahrheit. Iccha kann man hier übersetzen als Sehnsucht und Shubha als Wahrheit, das Gute, die tiefe Wirklichkeit.

Vicharana ist das rechte Streben, man könnte auch sagen, das bewusste Praktizieren. Spirituelle Aspiranten befinden sich typischerweise auf der Vicharana-Stufe. Sie fluktuieren manchmal in Richtung Shubheccha und Tanumanasa.

Tanumanasa ist Transparenz des Geistes, Erfahrung göttlicher Gegenwart, tiefe Meditation, das Gute wollen und umsetzen. Dann folgt Sattvapatti.

Sattvapatti bedeutet Erlangen von Reinheit. Sattva hast du schon oft genug gehört, Apatti heißt, etwas erreicht haben. Man könnte sagen, Sattvapatti ist wie die Steigerung von Tanumanasa. Auf der Stufe von Sattvapatti wird aber ein bestimmter Bewusstseinszustand erreicht, der als Savikalpa Samadhi bezeichnet wird.

Samadhi ist das Überbewusstsein. Sa heißt mit, Savikalpa bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der aber noch mit einem Gedanken, mit einer individuellen Bewusstheit, verbunden ist. Charakteristisch ist das Auftauchen von Siddhis, von übernatürlichen Kräften. Was heißt das? Man kann sagen, Samadhi ist die Steigerungsform von Dhyana. In Samadhi hört Denken im Sinne von Worten, Bildern und individuellen Gefühlen auf. Samadhi ist ein überbewusster Zustand, in dem Sat Chit Ananda erfahrbar wird. Sat heißt Einheit mit allem Sein, Chit heißt reines Bewusstsein, Ananda heißt unendliche Freude. Es ist aber noch Savikalpa Samadhi, das heißt, es gibt noch jemanden, der das alles erfährt, es ist noch nicht die vollständige Einheit.

Über diesen Bewusstseinszustand zu sprechen ist schwierig, deshalb werde ich es gar nicht erst übermäßig probieren. Es ist ein überbewusster Zustand, in dem unser Gefühl von Zeit, Raum und Kausalität verschwindet. Worte und Bilder verschwinden, Unterschiede verschwinden, aber es ist noch nicht die vollständige Erfahrung der Einheit.

In diesem Zustand erwachen auch die Siddhis, und die Siddhis sind die außergewöhnlichen Fähigkeiten, die übernatürlichen Kräfte. Diese Kräfte sollte man nicht missbrauchen.

Es heißt, auf der Stufe von Sattvapatti ist die große Versuchung, dass ein Meister/eine Meisterin die Siddhis übermäßig gebraucht und deshalb einen Absturz erlebt. In diesem Stadium ist besonders wichtig, so ins Sattva zu kommen, dass man in das grenzenlose Vertrauen Gottes gelangt. Dann kann Gott durch einen Meister/eine Meisterin Wunder bewirken. Man wird in keiner Tradition Heilige finden, in der es nicht auch Wundergeschichten gibt. Schüler von Swami Sivananda haben in dem Buch „Miracles of Sivananda“ viele solcher Geschichten gesammelt. Es sind verschiedenste Wunder geschehen, aber Swami Sivananda ist nicht umhergelaufen und hat sich als großer Wundertäter ausgegeben. Wenn man ihn darauf angesprochen hat, hat er nur gesagt „The Grace of God is doing everything“ (Die Gnade Gottes macht alles).

Wenn du also auf die Ebene von Sattvapatti kommst und merkst, du kannst außergewöhnliche Dinge bewirken, dann versuche nicht, aus dem Ego heraus ins Karma Anderer einzugreifen. Bitte um Gottes Führung, bete für den anderen Menschen, dann wirst du geführt werden. Eventuell geschieht durch dich ein Wunder, eventuell aber auch nicht, wenn es im Karma des Anderen ist, auf eine andere Weise zu wachsen. Hier besteht durch die besonderen Fähigkeiten, die man entfaltet, die große Versuchung, zu sehr eingreifen zu wollen und Dinge aus eigenem Wunsch heraus zu tun, statt grenzenloses Vertrauen in das göttliche Wirken zu entwickeln und es durch einen hindurch wirken zu lassen. Selbst ein Mitgefühl kann dann in die Begrenzung führen.

Manchmal kommt das Gefühl auf, nicht zu wissen, was für den Anderen gut ist. Auf der Sattvapati-Ebene hast du sehr viel mehr Möglichkeiten, Dinge zu tun, Menschen zu helfen. Umso wichtiger ist es, dort demütig zu bleiben, Instrument zu sein. Wenn du der Versuchung, deine Siddhis zu stark gebrauchen und ins Schicksal Anderer eingreifen zu wollen, widerstehen kannst, dann fällst du in Asamsakti (Nichtberührtsein).

 

 

Zusammenfassend kann gesagt werden:

Kultiviere Mumukshutva – den Wunsch nach Befreiung.

Erkenne, nichts in dieser Welt macht dich dauerhaft glücklich – Vairagya.

Unterscheide zwischen dem, was wirklich wichtig ist, und dem was nicht wirklich ist – Viveka.

Kultiviere eine gewisse Grundgelassenheit gegenüber den Wechselfällen des Lebens – Shatsampat.

Gehe den spirituellen Weg im Bewusstsein der sieben Prinzipien der Spiritualität.

Sei dir bewusst, hinter allem ist eine göttliche Wirklichkeit – Brahman –, dass du momentan in einer beschränkten Weltsicht bist – Maya – und dass innerhalb der Maya kein Glück zu finden ist.

Duhkha – Leiden –  ist in dieser Welt existentiell.

Es gibt aber Moksha und es rentiert sich, danach zu streben. Um dorthin zu kommen, übe –  Abhyasa.

Lebe dein Leben bewusst und gehe davon aus, das Leben schenkt dir die richtigen Lektionen –  Karma.

Und vertraue der Gnade Gottes, du kannst nicht alles machen, die Gnade ist für Vieles verantwortlich – Kripa.

Übe die rechte spirituelle Praxis –  Abhyasa. Sie beinhaltet die vier S:

Sadhana im engeren Sinne: sei regelmäßig mit der Praxis von Asanas, Pranayama und Meditation.

Übe einen sattwigen Lebensstil, d.h. einen, der rein ist, der ethisch ist, und der dir hilft, spirituell zu wachsen.

Übe Seva im Sinne von uneigennützigem Dienen.

Gehe regelmäßig zum Satsang – spirituelle Praxis mit Anderen.

Plane, geschickt mit deinen Wünschen und Bedürfnissen –  Purushartas –  umzugehen. Du hast emotionale und sinnliche Bedürfnisse –  Kama. Befriedige diese auf sattvige Weise. Du hast Bedürfnisse nach finanzieller Absicherung, nach Erfolg und Anerkennung. Habe auch eine Ethik im beruflichen Alltag –  Artha. Du hast Ideale, was du bewirken willst –  Dharma –, und du spürst, dass du deine Talente entfalten willst. Gehe dem auf sattvige Weise nach.

Und sei dir bewusst, dass du auch in der spirituellen Praxis sattvig, rajasig und tamasig sein kannst. Gehe den spirituellen Weg sattvig. Besondere Herausforderungen sind natürlich auch Partnerschaft, Familie und Beruf. Nimm aber deine Partnerschaft als Teil des spirituellen Weges. Mit einen Menschen zusammen zu wachsen, kann etwas sehr Schönes sein. Und wenn du keine Partnerschaft hast, dann sei auch zufrieden. Denn auch ein Leben ohne Partner/Partnerin kann helfen, noch intensiver den spirituellen Weg zu gehen.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich hatte schon über die sieben Bhumikas gesprochen: śubhecchā, vicāraṇā, tanumānasā, sattvāpatti, asaṃsakti, padārthābhāvinī und turiyagā.

Tanumanasa ist die dritte der sieben Bhumikas. Tanu heißt ‚dünn‘/‚ausdünnen‘ und manas ist der Geist. Manasa ist der Zustand des Geistes. Tanumanasa ist der Zustand des Geistes, gekennzeichnet durch Transparenz. Deshalb kann man Tanumanasa am besten übersetzen als „Transparenz des Geistes“, „durchlässig werden“.

Gottesbewusstsein als Charakteristikum von Tanumanasa

Tanumanasa ist zum einen gekennzeichnet durch Sattva. Sattva heißt Reinheit, Helligkeit, Leuchten, Strahlen. Jemand, der sich im Tanumanasa-Stadium befindet, ist jemand, der sich leicht fühlt, der Licht spürt. Tanumanasa ist auch insbesondere verbunden mit Ananda und Prema.

Ananda heißt Freude, grundlose Freude. Jemand in Tanumanasa braucht nichts Äußeres, um Freude zu haben, sondern hat regelmäßig Zugang zur Freude in seinem Selbst. Freude der Verbindung mit anderen Menschen. Freude, letztlich Gott zu erfahren. Freude, sich mit der Natur eins zu fühlen. Ananda ist die Freude der Seele. Deshalb spürt jemand, der in Tanumanasa ist, die Tiefe seiner Seele in sich, die Tiefe der Seele in allen, mit denen er/sie es zu tun hat, und das Göttliche hinter allem.

So könnte man auch sagen, das Charakteristikum von Tanumanasa ist ein gewisses Gottesbewusstsein. Noch nicht das vollständige Gottesbewusstsein, es ist mehr das Bewusstsein der Gegenwart Gottes. Man sagt manchmal auch Chaitanya. Chit ist die eigene Bewusstheit, das Bewusstsein an sich. Und Chaitanya ist das Bewusstsein, das aus dem Bewusstsein des Bewusstseins geprägt ist (einer der vielen Bedeutungen von Chaitanya).

Also ist Tanumanasa eine innere Reinheit, eine Freude aus der Erfahrung der göttlichen Gegenwart. Daraus entsteht auch Prema. Prema ist eine Liebe zur Schöpfung, Liebe zur Natur, Liebe zu Gott, Liebe zu den Menschen.

Meditation geschieht von selbst und man will das Gute

Charakteristisch für Tanumanasa ist ein regelmäßiger Zugang zu den Tiefen der Meditation, zu Dhyana. Es gibt ja die verschiedenen Stufen der Meditation ‒ Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi ‒ und Dharana ist also die Fähigkeit zur Konzentration, und Dhyana ist der meditative Gemütszustand. Meditation geschieht von selbst. Man ist in tiefer Meditation und erfährt in der Meditation Ananda, Freude. Man erfährt natürlich auch Chit, Ausdehnung des Bewusstseins, und Sat, Verbindung mit allem Sein.

Charakteristisch für Tanumanasa ist auch, dass man will, was gut ist. Ich hatte schon mal über das Gute und das Angenehme gesprochen und kann sagen, in Tanumanasa wird die höhere sattvige Freude erfahren: Man will, was gut ist.

In Tanumanasa stellt sich nicht die Frage, überwinde ich mich morgens dazu, zu meditieren, überwinde ich mich abends zu meditieren, überwinde ich mich, zu Menschen freundlich zu sein. Man will das schlichtweg, man freut sich darauf, zu meditieren, man freut sich darauf, anderen zu helfen und zu dienen. Man freut sich, wenn man behilflich sein kann, man freut sich einfach, dass man etwas Gutes bewirken kann.

 

Spirituellen Hochmut vermeiden

Die Erfahrung im Tanumanasa-Stadium ist eine großartige, eine wunderbare. Hier bist du voller Freude, du magst, was gut ist und genießt spirituelle Praktiken. Wenn du dann aber mit Menschen in Kontakt kommst, denen es schwer fällt, täglich zu meditieren, die nicht in der Lage sind, ihre Yogaübungen auszuführen, immer wieder in Trägheit und Selbstmitleid versinken, ihre Fassung verlieren und schimpfen oder sich nicht an die Ernährungsratschläge halten können, ist es leicht, hochmütig zu werden, den Anderen vielleicht sogar zu sagen: „Du bist noch nicht so weit.“ Es ist leicht, dir selbstzufrieden auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Schön, dass ich weiter bin als dieser Mensch.“

Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Und ich erlebe es immer wieder, dass ernsthafte Aspiranten anfangen, hochmütig zu sein, sich über Andere erheben, auf Andere hinabschauen und danach selbst genau die Fehler machen, über die sie sich vorher mokiert haben.

Das gilt natürlich nicht nur im Tanumanasa-Zustand, das gilt immer und überall: Bleibe demütig!

Vielleicht bist du nur in spirituellen Flitterwochen, und alles ist in ein paar Tagen wieder vorbei. Oder vielleicht ist in der Person, die jetzt gerade Schwierigkeiten hat, ein/e ganz große/r Heilige/r, und er/sie muss nur dieses Karma überwinden und erreicht dann sehr schnell die Gottverwirklichung.


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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS062 Toleranz auf dem spirituellen Weg

Eine wichtige Eigenschaft auf dem spirituellen Weg ist Toleranz. Im Yoga sprechen wir immer von Sattva, Rajas und Tamas. Und als Schüler – als Chela oder Shishya – gilt es, sattvig zu sein.

Ich hatte auch in früheren Vorträgen über die sogenannten vier Purusharthas gesprochen, also die vier Hauptmotivationen des Menschen:

  • Kama (ohne „r“) – sinnliche und emotionelle Bedürfnisse
  • Artha – Bedürfnisse bezüglich Absicherung, Sicherheit, Geld und auch Macht
  • Dharma – der Wunsch, etwas Gutes in dieser Welt zu bewirken wie auch seine eigenen Fähigkeiten zu kultivieren
  • Moksha – der Wunsch nach Gottverwirklichung, nach Erleuchtung, nach Befreiung

Ich nehme an, du bist jemand, der den Wunsch nach Dharma und nach Moksha besonders stark empfindet, denn sonst würdest du diese Vortragsreihe vermutlich nicht anschauen. Toleranz ist dabei sehr wichtig.

Man kann auf sattvige, rajasige und tamasige Weise nach Dharma streben. (Darüber habe ich schon mal in einem anderen Vortrage gesprochen).

Es gibt zwei Arten von Dharma. Das eine ist Dharma im Sinne von das zu leben, was in einem steckt; seine Talente und Fähigkeiten zu entfalten. Dazu gehört auch Selbstliebe und das zu tun, was aus einem herauskommen will. Hier gilt es auch, tolerant zu sein, einfühlsam und anpassungsfähig. Denn wenn jeder nur das tut, was er im Inneren spürt und einfach durchsetzt, was er mag, dann gibt es viele Konflikte.

Wertschätzung ist noch besser als Toleranz

Um Gutes zu erreichen gilt es auch, mit anderen zusammenzuwirken. Und so ist es wichtig, dass du verstehst: Du hast deine tiefen Bedürfnisse, deine Anliegen und auch deine Persönlichkeit. Der Andere hat seine Bedürfnisse, seine Anliegen, seine Persönlichkeit. Wenn es dir nur darum geht, was du leben willst, dann bist du intolerant gegenüber Anderen. Toleranz heißt also, du willst gerne das tun, wovon du von innen heraus merkst, dass du es tun möchtest, aber du beziehst auch ein, dass Andere um dich herum das ebenso machen wollen.

Eigentlich ist Toleranz nicht ausreichend. Toleranz heißt ja, man toleriert es. Das heißt, man mag es eigentlich nicht, aber man toleriert es. Das ist schon mal gut. Noch besser wäre Wertschätzung. Gehe wertschätzend damit um, dass Andere Anderes machen wollen. Und solange das, was Andere tun, nicht grob gegen ethische Grundsätze verstößt, erfordert es deine Toleranz und noch mehr deine Wertschätzung für das, was Menschen tun wollen.

Toleranz und Wertschätzung zum Wohl des übergeordneten Guten

Toleranz gilt es auch in Bezug darauf zu üben, was du Gutes bewirken willst in dieser Welt. Und hier wird’s manchmal schwierig. Da spreche ich auch aus Erfahrung.

Ich bin zum Beispiel ein Mensch, dem es auch sehr um die Ökologie geht. Für mich heißt Ökologie auch, wenig Autofahren. Für mich heißt Ökologie auch, wenig zu heizen. Für mich heißt Ökologie auch, wenig zu kaufen. Wenn ich jetzt aber ständig Leuten sage, dreht eure Heizung ab, im Winter braucht’s nicht mehr als 15 Grad, dann würden übergeordnete Sachen nicht umgesetzt werden können. Es gibt nun mal Menschen, die meinen, sie brauchen auch im Winter 21 Grad. Und es gibt Menschen, die in Yogakurse gehen und wenn der Raum unter 20 Grad hat, dann fühlen sie sich nicht wohl und kommen nicht mehr. Da ist niemandem mit gedient.

Und so ist es wichtig, seine eigenen hohen Ideale zu haben, für sich selbst sehr konsequent zu sein, und dann zu schauen, wie kann man zum Wohl des übergeordneten Guten eine gewisse Toleranz und Wertschätzung für Andere haben.

Ich bin zum Beispiel auch ein konsequenter Veganer. Ich bin der festen Überzeugung, die vegane Ernährung ist die einzig richtige. Ich meine, es ist unethisch, dass man Milchprodukte zu sich nimmt. Man kann keine Milchprodukte haben ohne Leid zu erzeugen, Leid für die Kühe, Leid für den Planeten Erde. Und man kann natürlich auch kein Fleisch essen ohne Leid zu erzeugen, denn kein Tier stirbt gerne. In diesem Sinne müsste man sehr konsequent sein.

Für mich selbst bin ich sehr konsequent. Aber wenn ich jeden ständig beschimpfe, der nicht vegetarisch und nicht vegan ist, gäbe es Probleme. Vermutlich wäre noch nicht einmal Yoga Vidya als eine große spirituelle Gemeinschaft führbar, wenn es nicht auch Menschen gäbe, die nicht vegan, aber vegetarisch sind.

Und so gilt es, zum Wohl des übergeordneten Ganzen eine gewisse Toleranz zu haben und dabei letztlich auch Respekt.

 

 

Dazulernen durch Toleranz

Meistens ist es gut, eine Hauptrichtung zu haben und von anderen zu lernen.

Meine Hauptrichtung ist zum Beispiel der Yoga Vedanta. Aber ich habe Vieles gelernt aus meinen zahlreichen Gottesdienstbesuchen, z.B. in der Bad Meinberger evangelischen Kirche. Ich habe Vieles gelernt durch das, was ich über andere Traditionen gelesen habe sowie durch Besuche, Workshops und Vorträge von buddhistischen Lehrern und Sufi-Meistern.

Ich habe von vielen Meistern verschiedener Traditionen gelernt und Vieles davon integriert.

Und ich habe Einiges gelernt von Menschen, die sich als Atheisten bezeichnen und dennoch hohe ethische Ideale haben. Manchmal habe ich feststellen können, dass atheistische Menschen besonders hohe ethische Ideale haben und diesen mit besonderer Konsequenz folgen. Auch davon hab ich viel lernen können.

Jetzt kannst auch du überlegen: Wie gehst du mit anderen religiösen und spirituellen Richtungen um? Lernst du von anderen Richtungen? Hast du auch Toleranz gegenüber denen, die Dinge anders sehen als du? Und wo sind Grenzen der Toleranz erreicht, zu denen du vielleicht etwas sagen oder staatliche Stellen einschalten musst?

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich möchte dir ein paar Tipps geben, was du am Ende deiner spirituellen Praxis, d.h. nach Meditation, Asanas und Pranayama, machen kannst.

Ich gehe davon aus, du hast einen Altar, hast oder hattest eine angezündete Kerze und deine Praxis ist zu Ende. Dann setzt du dich direkt vor den Altar, schaust die Meister oder die Aspekte Gottes oder der göttlichen Mutter an und dankst dafür, dass du spirituelle Praktiken üben konntest. Überlege, was am heutigen Tag oder morgen noch geschehen wird. Bringe alles Gott dar, bitte um Segen. Eventuell bitte um Lichtkraft oder um Heilung für einen lieben Menschen.

Wiederhole dreimal Om und ein Segensmantra (z.B. das Mangala Mantra „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu - Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren“), dann „Om Shanti Shanti Shanti, Om Frieden Frieden Frieden“, sowie den Gruß an den Meister „Om Bolo Sadguru Shivananda Maharaja Ji Ki Jay“. Anschließend verneige dich als Zeichen deiner Ehrerbietung, Dankbarkeit und bitte um Segen.

Danach lösche die Kerze mit einem Kerzenlöscher oder einer schnellen Handbewegung, verneige dich nochmals und bitte um Segen.

Im Anschluss kannst du deinen Aufgaben nachgehen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich gehe davon aus, du hast einen Altar mit Murtis - also Götterfiguren -, Räucherstäbchen und auch eine Kerze oder Öllampe.

Du gehst in ruhigen Schritten zu deinem Altar, setzt dich auf die Fersen, legst die Hände vor dem Brustkorb zusammen, verneigst dich voller Demut, setzt dich auf, zündest die Kerze an, nimmst die Kerze (oder die Öllampe) in die rechte Hand, gibst deine linke Hand unter dein rechtes Handgelenk, den Unterarm oder Ellbogen und schwenkst die Kerze/Öllampe dreimal als Zeichen der inneren Verehrung. Nimm auch ein Räucherstäbchen, entzünde es und schwenke es als Zeichen der Verehrung dreimal um die Murtis. Du machst die Flamme des Räucherstäbchens aus, indem du es schnell schwenkst und es in den Halter steckst.

Setze dich aufrecht hin, schaue die Murtis an, bitte um Segen für die spirituelle Praxis, wiederhole dreimal Om und singe Avahana Mantras (Anrufungs-Mantras), z.B. Om Gam Ganapataye Namaha.

Mache dir bewusst, welche spirituellen Praktiken du ausführen willst und bitte um Segen.

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst oder eine Frage hast, richte diese Frage an Gott, die göttliche Mutter oder die Meister.

Du verneigst dich, machst das Räucherstäbchen aus (indem du die Spitze abdrückst) und setzt dich für die Meditation oder fürs Pranayama hin.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS059 Altar

Das Wort Altar wird vermutlich heute selten verwendet und die meisten Menschen kennen vielleicht Altare in den Kirchen und vielleicht in Tempeln und die wenigsten, die du normalerweise auf der Straße triffst, haben einen Altar.

Aber ein Altar ist eine wertvolle Hilfe auf dem spirituellen Weg. Und ich möchte dich ermutigen bei dir zuhause einen Altar aufzubauen. Und ich möchte dir einige Tipps geben, wie du einen solchen Altar gestalten kannst.

Was ist ein Altar? Ein Altar kann ein Tisch sein. Es kann etwas Kleines sein, etwas Großes sein, wo Symbole draufstehen, die für Spiritualität stehen.

Ein Altar ist darüber hinaus, man könnte sagen, ein sakraler Ort oder auch ein sakraler Gegenstand, den du mit Ehrerbietung behandelst und mit spirituellen Praktiken auflädst.

Es gibt verschiedene Arten von Altären. Ich hatte schon gesagt, es gibt kleine, große, niedrige und hohe Altare. In dem Zusammenhang gibt es ein paar Dinge, die du beachten kannst.

Das erste wäre, stelle den Altar da auf, wo du auch täglich spirituellen Praktiken machst. Also z. Bsp. dort wo du meditierst, deine Yogaübungen machst.

Zweitens, gestalte den Altar so, dass du einen persönlichen Bezug dazu hast.

Der dritte Tipp wäre, dass der Altar so gestaltet sein sollte, dass auch andere in deiner Familie damit zurechtkommen.

Und das Vierte wäre, spirituelle Praktiken auszuüben, um den Altar mit spiritueller Kraft aufzuladen.

 

Auf dem Altar sollte nichts außer sakralen Gegenständen stehen. Das sage ich deshalb, weil ich immer wieder sehe, dass Menschen z.B. ein Glas Wasser oder Uhren auf dem Altar abstellen.

Du solltest eine Haltung des Respekts gegenüber deinem Altar entwickeln. Bevor du z.B. mit deinen spirituellen Praktiken beginnst, solltest du zum Altar gehen. Du kannst dich hinknien, du kannst die Murtis anschauen, du kannst die Hände vor der Brust zusammengeben, dich verneigen und vielleicht ein kurzes Gebet sprechen. Eventuell zündest du das Licht erst nach dem Verneigen an, eventuell entzündest du auch ein Räucherstäbchen und gehst danach einen Moment in die Stille und sprichst dein Gebet. Danach kannst du deine spirituellen Praktiken ausführen: Meditation, Asanas und Pranayama. Vielleicht schaust du den Altar auch zwischendurch und am Ende der spirituellen Praxis an. Du kannst auch die Meister anschauen, die Aspekte des Göttlichen, und um Führung für den weiteren Tag oder die Nacht bitten. Du kannst dir vornehmen, alles, was du tun wirst, Gott darzubringen. Du kannst um Segen bitten, dich verneigen und danach die Kerze ausmachen. Es wird übrigens empfohlen, die Kerze nicht auszublasen. Das ist etwas, was in Indien nicht gut geheißen wird, da ausblasen bedeutet, dass du deinen Atem dort ausgibst. Und im Atem sind die Stoffwechselprodukte des Körpers enthalten.

Angenommen du sprichst mit deinem Chef, da würdest du ihm auch nicht ins Gesicht pusten. Oder jemand Neues, Wichtiges kommt zu dir; dieser Person würdest du auch nicht als erstes ins Gesicht pusten. Und so pustet man auch keine Kerze aus. Man kann sie entweder mit einer Handbewegung auswedeln  oder einen Kerzenauslöscher, den man über die Kerze oder die Öllampe hält, verwenden.

Genauso  sollte man auch Räucherstäbchen nicht auspusten. Du würdest es anzünden, dann darbringen, und dabei geht es aus.

Ich werde dir nun erklären, wie du z.B. morgens vor der Meditation vorgehen kannst, um deine spirituelle Praxis gut zu beginnen: Du gehst zum Altar und verneigst dich zunächst. Dann kniest du dich hin, schaust zu den Murtis und begrüßt sie innerlich. Anschließend verneigst du dich und bleibst einen Moment lang sitzen. Dann zündest du die Kerze an; du kannst sie dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung schwenken. Du nimmst ein Räucherstäbchen, zündest es an und schwenkst es dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung. Das Räucherstäbchen hältst du in der rechten Hand, die linke Hand gibst du unter den rechten Ellbogen oder Unterarm. Zum Schluss schwenkst du das  Räucherstäbchen etwas schneller, so dass die Flamme verlischt und das Räucherstäbchen nur noch glimmt und stellst es in einen Räucherstäbchenhalter.

Dann bleibst du einen Moment lang sitzen oder knien und bittest um Führung und Segen für deine spirituelle Praxis. Falls es Abend ist, kannst du Gott alles darbringen, was du an diesem Tag getan hast, und falls Morgen ist, bittest du um besonderen Segen für deine spirituelle Praxis.

Nachdem du deine spirituelle Praxis beendet hast, bleibst du einen Moment lang vor dem Altar sitzen. Vielleicht sprichst du noch ein Mantra, so ähnlich, wie zu Beginn der Praxis. Du kannst für guten Schlaf oder für einen guten Tag bitten und alles, was geschehen wird, Gott darbringen.

 

Ein Altar gehört zu den großen Hilfen auf dem spirituellen Weg. Ich hoffe, du hast einen Altar oder nimmst dir jetzt vor, einen anzuschaffen. Es gibt auch Reisealtäre oder temporäre Altäre. Wenn du viel unterwegs bist, könntest du alle Altargegenstände in einer speziellen Tasche mitführen.

Wenn du einen Partner/Partnerin oder Familie hast, die mit Altären wenig anfangen können, kannst du dir einen temporären Altar aufbauen, den du tagsüber zusammen räumst, in einem Schrank oder einer Schublade verstaust und nur für deine spirituelle Praxis aufbaust.

Es ist allerdings vorzuziehen, einen dauerhaften Altar zu haben, denn die Murtis, Bilder und Altargegenstände strahlen durchgehend Prana aus. Und ein Raum, in dem ein großer Altar ist, hat mehr Prana, mehr Energie und eine stärkere Schwingung als ein Raum ohne Altar.

Die Altargegenstände werden aufgeladen durch die spirituellen Praktiken, Mantras, Rituale, die Meditation, Asans usw., die man ausübt. Und sie strahlen dann auch den Rest des Tages aus, wohingegen es nichts gibt, was diese Schwingung aufrecht hält, wenn du keinen Altar hast. Dann löst sich die Schwingung, die du in der spirituellen Praxis aufgebaut hast, langsam wieder auf.

Daher ist es gut, einen Altar zu haben. Aber wenn es hilfreich ist, packst du den Altar weg, die Gegenstände sind aufgeladen. Wenn du sie auspackst, merkst du gleich, wie der ganze Raum mit spiritueller Kraft erfüllt wird.

 

Schaue, ob du einen schönen Altar hast oder ob du dir einen anschaffen möchtest und überlege, wie du dich dazu verhältst. Wenn du mehr über das Thema wissen willst, schaue auf unsere Internetseite yoga-vidya.de. Dort kannst du den Suchbegriff „Altar“ eingeben und weitere Inspirationen und Tipps für einen guten Altar bekommen.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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Schüler auf Sanskrit heißt Chela, bzw. Shishya. Es gibt die Guru Shishya Parampara, d.h. die Aufeinanderfolge von Lehrer auf Schüler.

Wenn du auf dem spirituellen Weg bist, bist du auch ein Schüler. Ein Schüler ist jemand, der/die bereit ist, sich zu schulen. Schüler ist nicht nur jemand, der  hört und denkt, sondern jemand, der/die sich schulen lässt, und auch an sich selbst arbeitet.

Im Englischen gibt es ein Wortspiel. Schüler heißt disciple. Ein disciple ist jemand, der Disziplin übt, der also bereit ist, spirituelle Praktiken zu üben und bereit ist, an sich zu arbeiten, der gerne etwas tun will, um Körper und Psyche zu verändern. Auf dem spirituellen Weg willst du Gott verwirklichen. Du willst die Einheit mit dem Höchsten erfahren. Und um dies zu erreichen, gilt es, selbst etwas zu tun. (Die letzten Vorträge hatten zum Thema, wie du ein guter Schüler/eine gute Schülerin sein kannst.)

Und heute will ich darüber sprechen, wie leicht es ist, auf dem spirituellen Weg auf Abwege zu kommen. Es gibt sattvige, rajasige und tamasige Schüler.

Swami Sivananda hat diese drei auch verglichen mit drei Arten von Brennmaterial: grünes Holz, trockenes Holz und Baumwolle.

Tamasige Schüler

Tamasige Schüler sind grünes Holz Schüler. Der Guru gibt Feuer zu dem grünen Holz, und das Einzige, was dabei herauskommt, ist Rauch. Das heißt, der/die Schüler/in kann gar kein Feuer fangen. Er/sie versteht alles falsch, und letztlich wird dabei nur Rauch erzeugt.

Rajasige Schüler

Rajasige Schüler sind wie trockenes Holz. Sie müssen zu einem Guru gehen oder einem/einer spirituellen Lehrer/in oder eben auch in ein spirituelles Übungssystem, und der/die Lehrer/in legt praktisch Feuer an die Schüler. Dann fangen die Schüler Feuer, entwickeln sich und geben Wärme und Licht ab.

Sattvige Schüler

Dann gibt es die sattvigen Schüler. Diese können wie Baumwolle sein. Wenn Baumwolle geerntet wird, sieht sie aus wie ein weißer Wattebausch. Man gibt diese Baumwolle an ein Feuer und sehr schnell fängt sie Feuer, leuchtet und ist auch schnell verbrannt. In dieser Hinsicht ist ein/e sattviger Schüler jemand der/die sehr schnell Feuer fängt, sehr schnell die Gottverwirklichung erreicht, sehr schnell seine niedere Natur überwindet, über das Individuelle hinaus wächst und die Einheit mit dem Kosmischen verwirklicht.

 

Bist du jetzt ein sattviger, rajasiger oder ein tamasige/r Schüler?

Als tamasiger Schüler, also grünes Holz Schüler, bist du jemand, der nicht wirklich lernen will. Du willst zeigen, dass du recht hast. Du bist nicht bereit, dich zu verändern. Wenn du zu einem echten Guru kommst oder in Kontakt kommst mit einem authentischen spirituellen Übungssystem, entsteht nur Qualm und Auseinandersetzung. Typischerweise wird ein Guru, der feststellt, dass es sich um eine/n grünes Holz- bzw. tamasige/n Schüler/in handelt, sagen: Geh in die normale Welt hinein. Lerne und wachse dort, und du wirst durch das Leben letztlich die Erfahrungen machen, die notwendig sind, um langsam ein/e trockenes Holz Schüler/in zu werden. Also wenn du immer nur argumentierst, nicht bereit bist, zu ändern, wenn du jemand bist, der immer zeigen will, dass er/sie recht hast, wenn du grundlos mit spirituellen Lehrern/Lehrerinnen argumentierst, dann bist du vermutlich ein/e grünes Holz Schüler/in. Du bist vielleicht noch nicht bereit, systematisch an dir zu arbeiten.

Ich nehme an, du bist kein grünes Holz Schüler, sonst hättest du den Text nicht bis hierher gelesen. Du bist mindestens ein/e trockenes Holz Schüler.

Es gibt unter den trockenes Holz Schülern wiederum verschiedene Stufen. Trockenes Holz Schüler sind leicht rajasig. Es gibt die rajasig-tamasigen, die sind am Übergang. Eigentlich wollen sie lernen und wachsen. Aber sie wollen so lernen, wie sie selbst es für richtig halten. Sie wollen durchaus praktizieren, aber auch, wollen aber auch, dass der/die Lehrer/in ihnen genau das sagt, was sie gerne hätten. Ebenso wollen sie zeigen, dass sie selbst recht haben, sie argumentieren gerne, aber gleichzeitig haben sie auch Interesse.

Die fortgeschritteneren rajasigen Schüler sind rajasig-sattvige Schüler, d.h. sie wollen wachsen und lernen, aber gleichzeitig meldet sich ihr Ego. Und da ist auch Verhaftung und etwas Trägheit. Rajasige, trockenes Holz Schüler brauchen die Anweisungen des Lehrers/der Lehrerin und bekommen sie, wenn sie zu wachsen bereit sind. Sie können spirituelles Feuer fassen und wissen, dass sie noch weitere Schulung brauchen. Mit diesen Schülern kann ein/e Lehrer/in sehr systematisch arbeiten.

Der/die Lehrer/in wird dem/der Schüler/in versuchen zu erklären, wie das Ganze geht. Er/sie wird ihm/ihr zeigen, welche Praktiken zu üben sind. Er/sie wird versuchen, die Praktiken so zu geben, dass der/die Schüler/in es ausführen kann und auf die Fragen des/der Schüler/in eingehen. Der/die Lehrer/in wird um Rückmeldung bitten und manchmal auch Dinge aufgeben, die er/sie nicht mag.

Die faszinierendste Guru-Schüler Beziehung ist, wenn der Guru ein sattviger Guru ist und der/die Schüler/in ein/e rajasig-sattvige/r.

Sattwig – er/sie ist bereit, an sich zu arbeiten und will die Gottverwirklichung erreichen. Rajasig – er/sie hat noch ein Ego und fühlt sich schnell gekränkt. Er/sie hat bestimmte Verhaftungen, Wünsche und Vorstellungen.

Diese Art von rajasig-sattvigen Schülern sind diejenigen, die auf dem spirituellen Weg am häufigsten vorkommen, wenn sie in authentisch spirituelle Ashrams gehen oder zu authentisch spirituellen Lehrer/innen.

Die dritte Art von Schülern sind die sattvigen. Sie sind Baumwoll-Schüler, also solche, die ganz schnell zur Gottverwirklichung kommen werden. Sie brauchen nur einen kleinen Funken. Und dann entflammen sie in Gottverwirklichung. So war es z.B. mit Swami Vivekananda. Er war in seiner Jugend jemand, der schon tiefer gedacht hat. Er war Student und hat überlegt, was der Sinn des Lebens sei. Dann kam er zu Paramahamsa Ramakrishna, und schon bei der ersten Begegnung mit ihm ist er in Samadhi gefallen – es brauchte lediglich eine Begegnung.

 

 

Erleuchtung bedarf der Bereitschaft, stetig an sich selbst zu arbeiten und sich selbst zu verändern. Das ist am Anfang oft schwer, und oft ist es noch schwerer, wenn du schon eine Weile auf dem Weg bist. Gar nicht mal selten haben Schüler dann ihre eigene Vorstellung entwickelt, und wehe, jemand sagt ihnen etwas anderes.

Spätestens dann sind sie zu rajasig-tamasigen Schülern geworden. In diesem Sinne: erkenne, es ist wichtig, dass du an dir selbst arbeitest. Und an dir liegt es, dich würdig zu erweisen, und du bist der-/diejenige, der/die die Arbeit macht. Es ist nicht der/die Lehrer/in, der/die für dich die Arbeit macht. Du musst das selbst tun. Und es ist nicht die Aufgabe des Lehrers/der Lehrerin, es dir leicht zu machen. Du wächst sogar mehr, wenn du eine/n Lehrer/in hast, der/die es dir schwer macht. Und nicht immer ist der/die Lehrer/in ein/e physische/r Lehrer/in. Das Leben ist Lehrer/in. Wenn du in schwierigen Situationen bist, dann wisse, dass der Guru, der/die Lehrer/in sich in diesen Momenten als das Leben mit seinen schweren Aufgaben manifestiert, damit du daran wachsen kannst.

Sei demütig, wäre der nächste Ratschlag. Sei demütig und behalte immer diese demütige Einstellung, die Bereitschaft, zu wachsen und zu dienen.

Jetzt bin ich beim nächsten Punkt: sei bereit, auch zu dienen. Es geht nicht nur darum, dass spirituelle Lehrer dich inspirieren. Es gilt, eine Beziehung herzustellen zu spirituellen Lehrern. In unserer Tradition ist der spirituelle Lehrer Swami Sivananda. Es gilt, diesem Lehrer zu dienen.

Wie kannst du deinem Lehrer/deiner Lehrerin dienen? Zum einen, indem du das, was du tust, ihnen darbringst. Zum andern, indem du um Führung bittest. Zum Nächsten auch, indem du an seinem/ihrem Werk arbeitest und seine/ihre Lehren verbreitest. Wenn du also z.B. in einem Yoga Vidya Center oder Ashram bist, dann kannst du dir bewusst sagen, dass du dort helfen/dienen möchtest. Und zwar nicht, um nachher weniger bezahlen zu müssen. Es gibt manchmal Menschen, die z.B. gerne den Rezeptionsdienst übernehmen und dann eine Ermäßigung für Workshops oder Gutscheine haben wollen. Bei Yoga Vidya gibt es das Anliegen, dass alle Menschen sich alles leisten können sollen, und so gibt es die Austauschmöglichkeit, Mithilfe gegen Seminarbesuch. Aber das ist kein Dienen. Das ist auch nicht wirklich etwas, womit man spirituell so sehr wächst. Du wächst am meisten, wenn du dienst, ohne irgendetwas materiell Berechenbares zurück zu bekommen. Das Dienen ist wichtig.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wie kannst du das alte Jahr gut abschließen, wie kannst du das neue Jahr gut beginnen?

Und wie könntest du ein schönes Ritual machen, um das alte Jahr abzuschließen und das neue willkommen zu heißen? Dafür bekommst du hier einige Anregungen.

Singe dreimal Om und Avahana Mantras zur Anrufung des Göttlichen.

Om Om Om

Om Gam Ganapataye Namaha

Om Sharavanabhavaya Namaha

Om Aim Sarasvatyai Namaha

Om Gum Gurubhyo Namaha

Om Namo Bhagavate Sivanandaya

Om Namo Bhagavate Vishnu-devanandaya

Om Adishaktyai Namaha

Es ist gut, altes gut abzuschließen und neues willkommen zu heißen und sich für das Neue etwas vorzunehmen. Dann kannst du das Alte loslassen und dich auf das Neue freuen. So kannst du z.B. am Ende des Jahres mehr spirituelle Praktiken praktizieren. Die meisten Menschen haben zwischen Weihnachten und Neujahr ein paar freie Tage oder mindestens ein paar Tage, wo sie sich etwas mehr Zeit nehmen können. 

Mein Tipp wäre, nimm dir diese Zeit. Meditiere etwas länger, übe mehr Asanas, übe mehr Pranayamas, lies in den Schriften. Es ist gut zum Abschluss des alten Jahres nochmal deinen Schwingungszustand zu erhöhen. Und das machst du am besten, indem du mehr praktizierst.

Das zweite, was du zum Ende des Jahres machen kannst ist, ein Tagebuch zu führen oder aufzuschreiben. Was war im letzten Jahr gewesen? Was hast du auf verschiedenen Ebenen erlebt? Vielleicht in deinen persönlichen Beziehungen, vielleicht in deinem beruflichen Alltag. Vielleicht dort wo du wohnst, mit deinen Freunden und Bekannten. Du könntest überlegen was gewesen ist und was du daraus gelernt hast.

Wie haben mir die Erfahrungen auf dem spirituellen Weg weitergeholfen? Was waren die Lernlektionen dabei? Wo habe ich mich von meinen heutigen Werten aus gesehen, gut verhalten, wo vielleicht nicht ganz so gut. Wie kann ich aus meinen Verhaltensweisen neue Vorsätze fassen, was will ich künftig anders machen. Wichtig ist, dass du das nicht mit großen Schuldgefühlen machst, sondern dass du dir sagst: „Ich lerne, ich bin auf diese Welt gekommen, um zu lernen, ich wachse durch Fehler.“

Wenn du feststellst, dass du einen Menschen nicht richtig behandelt hast, dann ist es vielleicht möglich, vor Ablauf des Jahres mit ihm oder ihr Kontakt aufzunehmen und um Entschuldigung zu bitten.

Du könntest sagen: „Du, ich bin durch mein Jahr hindurchgegangen und mir ist schmerzhaft bewusst geworden, dass ich mich in dieser und in jener Situation dir gegenüber nicht richtig verhalten habe. Ich möchte dich um Verzeihung bitten. Gibt es etwas, was ich tun kann? Was ich wieder gutmachen kann?“

Nicht immer ist es möglich, mit diesem Menschen zwischen Weihnachten und Neujahr zu sprechen. Vielleicht will er gar nichts mehr mit dir zu tun haben. Und wenn du jetzt etwas sagen würdest, würde ihn das nur noch mehr verärgern, aber eine Möglichkeit wäre es. Ansonsten könntest du auch geistig daran arbeiten. Du könntest dir vornehmen, es im neuen Jahr wieder gutzumachen. Vielleicht hast du guten Grund, einem Menschen gegenüber Groll zu hegen, der sich vielleicht nicht richtig verhalten hat. Vielleicht willst du ihm oder ihr vergeben. Und vielleicht kannst du erkennen, dass sich, falls sich jemand falsch verhalten hat, du trotzdem etwas gelernt hast.

Im Gesetz des Karmas heißt es, dass Menschen dir nur das zufügen können, was in deinem Karma ist. Oder Jesus hat es wie folgt ausgedrückt: „Es muss ja Übles kommen, aber wehe dem, durch den es geschieht.“ Du musst letztlich karmische Lektionen erfahren und das ist nicht immer nur Schönes. Auch wenn jemand dir das willentlich zugefügt hat, du erntest die Früchte deines Karmas und du bekommst Lernlektionen und der andere schafft sich neues, weniger gutes Karma. Im Grunde genommen bedarf der, der dir Schlechtes angetan hat, deines Mitgefühls.

Du könntest verschiedene Dinge anschauen und loslassen und vor allen Dingen könntest du es Gott darbringen. Dankbar sein für die schönen Sachen, Gott darbringen, was du vielleicht erreicht hast. Und auch Gott die Fehler darbringen, die du vielleicht im nach hinein gemacht hast. Es kann hilfreich sein, eine Stunde bewusster zu meditieren. Manche Menschen machen es gern in der Meditation. Manche machen es in Form eines Gespräches.

Sie haben vielleicht einen guten Freund, eine Freundin, einen Partner oder eine Partnerin. So könntet ihr euch gegenseitig erzählen, was im letzten Jahr alles geschehen ist. Was habt ihr daraus gelernt und welche Lektionen sind daraus entstanden. Welche Vorsätze können daraus für das neue Jahr entstehen? Und wieder andere schreiben es auf. Ich kenne einige Menschen, die das jedes Jahr machen und sich das am Ende des Jahres durchlesen, was sie im Jahr zuvor geschrieben haben. Sowohl was im Jahr vorher geschehen ist, wie auch die Vorsätze, die sie sich gesetzt haben.

Und dann kann man vergleichen, was hatte ich mir für dieses Jahr vorgenommen, und was ist tatsächlich geschehen? Manchmal gibt es bestimmte Übereinstimmungen, manchmal hat sich auch einiges anders entwickelt.

Wie es so schön heißt: „Der Mensch denkt, Gott lenkt, der Mensch dachte, Gott lachte.“

So ist es trotzdem gut, Pläne und Vorsätze zu machen. Wenn du Pläne machst, Vorsätze machst, erschaffst du etwas, nämlich einen Strom an Bewusstheit für das nächste Jahr. Aber dann gilt es auch loszulassen.

Und so sind wir schon beim nächsten Aspekt. Wenn du über das alte Jahr nachgedacht hast, dann überlege, was gilt es für das nächste Jahr zu tun. Du kannst dir für das nächste Jahr vornehmen, Sadhana, spirituelle Praxis zu üben. Wie viel Asanas, wie viel Pranayama, wie viel Meditation möchtest du üben? Vielleicht gibt es eine Asana, die du lernen willst. Vielleicht den Kopfstand, den Skorpion, den Pfau. Es gibt  im Pranayamabereich etwas, was du lernen willst. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass du lernen möchtest, länger zu meditieren. Vielleicht zwei Stunden am Stück meditieren. Überlege dir, was du im nächsten Jahr bezüglich Sadhana machen könntest. Vielleicht möchtest du Mantras rezitieren, Mantras lernen. Vielleicht kannst du auch im Kontext von Satsang überlegen.

Welche Seminare willst du besuchen? Welche Ausbildungen willst du mitmachen und welche Kurse oder Workshops willst du mitmachen? Was willst du mit anderen machen und wie willst du von anderen lernen? Es ist eine gute Sache, sich das zu überlegen. Nimm es dir vor und mache dir einen Vorsatz. Am besten ist, du schreibst ihn auf.

Dann kannst überlegen, an welchen Charaktereigenschaften du arbeiten willst. Vielleicht hast du bemerkt, dass du schüchtern bist. Obwohl du einiges zu Geben hast, behinderst du dich dadurch trotzdem. Vielleicht willst du die Schüchternheit überwinden. Oder du bist jemand, der rücksichtslos durchsetzt, was er für richtig hält. Vielleicht willst du mehr Einfühlungsvermögen entwickeln. Vielleicht fragst du künftig andere Menschen vorher, bevor du ins Handeln kommst. Aber bist du jemand, der zu kompliziert denkt, zu lange nachdenkt und zu wenig tut. Vielleicht kannst du dir vornehmen, etwas zügiger im Arbeiten zu werden.

Oder es ist umgedreht, du bist ein sehr spontaner Mensch, und durch deine Spontanität verletzt du immer wieder andere. Oder du bist jemand, der etwas beginnt und es wieder aufgibt. Vielleicht kannst du lernen, eine Sache zu Ende zu führen oder mehr Sachen zu Ende zu führen. Nimm dir somit vor, woran du an deinem Charakter arbeiten willst. Es gibt auch ein schönes Buch von Swami Sivananda, Konzentration und Meditation. Dort beschreibt er, welche Tugenden besonders gut zu entwickeln sind. Überlege, was willst du im neuen Jahr an Charaktereigenschaften, an Tugenden und an Fähigkeiten entwickeln? Und wenn wir bei Fähigkeiten sind, kannst du auch überlegen: Was willst du bewusst lernen?

Vielleicht willst du lernen Hatha Yoga Anfängerkurse, Fortgeschrittenenkurse oder Meditationskurse zu unterrichten. Vielleicht willst du lernen, Vorträge zu geben. Dann gibt es auch etwas bei deiner Arbeit, was du lernen möchtest, um beruflich voranzuschreiten. Du kannst auch überlegen, was du in deinem Beruf weiterentwickeln kannst. Wie kannst du dich dort engagieren, welche Lernlektionen gibt es in deinem Beruf? Es geht nicht nur darum, welchen Aufstieg du erreichen willst, wie viel Geld du verdienen willst, sondern du könntest dir die Fragen stellen: Welche Lernlektionen für meine persönliche und meine charakterliche Entwicklung könnte ich in meinem Beruf angehen?

Vielleicht stellst du fest, dass du bestimmte Choreografien in deinen Beziehungen hast. Bestimmte Wege, wie es sich weiterentwickelt. Vielleicht willst du manches etwas anders angehen. Vielleicht willst du Beziehungen vertiefen, vielleicht überhaupt eine Beziehung eingehen. Dann denkst du auch: „Ich habe genug Beziehung, sie ist jetzt gerade zu Ende gegangen, ein halbes Jahr ohne Beziehung wäre vielleicht klug, bevor ich mich ins nächste Abenteuer stürze.

Da sind bestimmte Dinge, die du überlegen kannst vielleicht über Kinder, Eltern, Geschwister oder Freunde. Du kannst überlegen, was willst du dir dort vornehmen. Wo gibt es etwas, wo du dich vielleicht anders verhalten kannst, was kannst du vielleicht noch lernen? Überlege es und schreibe es auf.

Und wenn du das alles so überlegt hast, dann wäre es auch wichtig, es Gott darzubringen. Und du kannst dir nochmal bewusst machen, was du dir vornehmen willst. Oder du kannst dir sagen: „Oh Gott bitte hilf mir, lieber Swami Sivananda bitte führe mich dabei.“ Du könntest es auch mit einem Mantra verbinden. Es ist erst mal gut, dir all das bewusst zu machen, es aufzuschreiben und es nochmal Gott oder dem Meister darzubringen und darum zu bitten, loslassen zu können. Also vornehmen, plus loslassen und Gott darbringen. Das sind die Schritte, die du machen kannst.

So hast du in den letzten Tagen vor Silvester mehr praktiziert, vermutlich mehr gelesen, du hast dir das vergangene Jahr bewusst gemacht, du hast dir Vorsätze für das neue Jahr gemacht und jetzt kannst du überlegen, wie du den Jahreswechsel begehst.

Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, du lebst allein oder mit anderen spirituellen Menschen, dann könnt ihr gemeinsam ein spirituelles Ritual machen, oder du machst es allein, und zwar am Neujahrstag.

Du könntest aber auch sagen, ich habe Beziehung, ich habe Kinder oder ich habe Freunde, mit denen begehe ich Silvester und Neujahr. Ich kann daher kein spirituelles Ritual durchführen, ich begehe es anders.

Und hoffentlich bleibst du dabei sattwig. Statt Sekt kannst du auch alkoholfreien Sekt trinken, den du in Naturkostläden oder Reformhäusern kaufen kannst. Oder du kannst auch Apfelsaftschorle trinken, damit kann man auch anstoßen. Bleibe in jedem Fall vegetarisch und alkoholfrei. Egal was die anderen machen, es rentiert sich nicht, eine Ausnahme zu machen. Das neue Jahr damit zu beginnen, dass du etwas Tamasiges machst, das ist wirklich nicht anzuraten. Du willst das neue Jahr sattwig begehen. Die anderen müssen aushalten, dass du nicht das Gleiche machst wie sie.

Wenn du mit anderen zusammen bist, die nicht auf dem gleichen spirituellen Weg sind, dann begehe Silvester und Neujahr, wie sie es begehen.

Trotzdem kannst du selbst ein Ritual zelebrieren, vielleicht auch am 31. Dezember oder irgendwann am 01. Januar. Oder eben am Tag davor oder danach. Letztlich wird die Zeit zwischen dem 21. Dezember und dem 06. Januar als „Raunächte“ bezeichnet. In diesem Zeitraum kannst du auch ein Ritual zur Verabschiedung des alten Jahres und eines zum willkommen heißen des neuen Jahres, durchführen.

Eine einfache Weise wäre, das alte Jahr mit einem einfachen Ritual abzuschließen. Du kannst zu einem Altar gehen, die Bilder anschauen, den Meister ehren. Du kannst dich vor dem göttlichen verneigen. Du könntest dich wirklich verneigen, eine Kerze nehmen und sie darbringen. Du könntest ein Räucherstäbchen nehmen, es dreimal im Uhrzeigersinn schwenken, es darbringen. Und danach könntest du dich in Meditation vor den Altar setzen. Du kannst ein Mantra wiederholen, wie z. B. die Avahana Mantras nochmal, z. B.:

Om Gam Ganapataye Namaha

Om Sharavanabhavaya Namaha

Om Aim Sarasvatyai Namaha

Om Gum Gurubhyo Namaha

Om Namo Bhagavate Sivanandaya

Om Namo Bhagavate Vishnu-devanandaya

Om Adishaktyai Namaha

Dann kannst du kurz daran denken, was im letzten Jahr war. Das, was du dir vorher vielleicht aufgeschrieben hast oder einem Freund erzählt hast. Das kannst du jetzt vor Gott darbringen. Du kannst es in Form eines Gebetes sprechen. Du kannst deine Dankbarkeit für alle Segnungen, die du gehabt hast ausdrücken. Und du kannst auch ausdrücken, dass du Menschen vergeben willst, dass du manche um Vergebung bitten willst, dass du Gott alles darbringst und kannst dich dann verneigen. Danach kannst du ein paar Momente in die Stille gehen. Vielleicht auch ein paar Minuten und so das alte Jahr verabschieden. Danach kannst du dir vornehmen, nochmals längere Zeit in die Stille zu gehen, z. B. 20 Minuten oder 30 Minuten und im Hier und Jetzt sein. Und nachdem du 20 oder 30 Minuten in der Stille in der Meditation warst, kannst du wieder die Avahana Mantras für das neue Jahr wiederholen.

Und du kannst danach das neue Jahr nochmals mit deinen Vorsätzen willkommen heißen. Du kannst wirklich sagen: „Oh Gott, ich möchte dir jetzt sagen, oder oh Meister, ich möchte dir sagen, folgendes nehme ich mir für das neue Jahr vor. Und dann sag das, was du dir überlegt hast, was du dir für das neue Jahr vornimmst. Und dann kannst du Gott auch darum bitten, was du dir vom neuen Jahr erhoffst. Du könntest sagen oh Gott, liebe kosmische Energie, lieber Meister, liebe Meisterin, um folgendes möchte ich bitten, und dann drücke all das aus.

Danach wiederhole das Mantra des Darbringens und des Loslassens: 

Kayena Vacha

Manasendriyair Va

Buddhyatmana Va

Prakriteh Svabhavat

Karomi Yad Yad

Sakalam Parasmai

Narayanayeti Samarpayami

 

„Alles was kommen wird und alles was ich tun werde, mit Körper, mit Sprache, mit Psyche, mit meinem Herzen, mit meinem Intellekt, mit dem Zusammenwirken mit anderen, allein mit meiner Natur, all das bringe ich dir dar, oh Gott“.

Und danach gehe wieder in die Stille. Wiederhole dein Mantra singend oder im Geiste. Meditiere vielleicht nochmal ein paar Minuten oder eine halbe Stunde und danach schließe mit Om und einem Mangala Mantra Segenswünsche für die ganze Welt.

Wie z. B.: Lokah Samastah Sukhino Bavantu

Und wünsche so allen Wesen alles Gute.

 

Twameva Mata

Cha Pita Twameva

Twameva Bandhuscha

Sakha Twameva

Twameva Vidya

Dravinam Twameva

Twameva Sarvam

Mama Deva Deva

Om Shanti, Shanti, Shanti

Om Frieden, Frieden, Frieden

Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaja Ji Ki Jay

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS056 Der Spirituelle Lehrer

Ein spiritueller Lehrer wird auch Guru genannt. Guru ist ein Sanskrit Wort. Es wird manchmal übersetzt als „Derjenige, der die Dunkelheit vertreibt.“

Guru heißt auch „der Schwere“, „der Große“, „der Wichtige“. Auf dem spirituellen Weg kann nämlich der Guru wichtig sein. Er kann einen wichtigen Aspekt im Leben haben. Es gibt verschiedene Arten von Gurus.

Welche Aufgabe hat ein spiritueller Lehrer? Und braucht man einen spirituellen Lehrer? Braucht man nur einen Lehrer? Oder wäre es klüger mehrere Lehrer zu haben?

Es gibt Erleuchtete, die hatten einen Guru. Und es gibt Erleuchtete, die hatten keinen. Man kann also zur Erleuchtung kommen mit Guru oder auch ohne Guru.

Aufgaben eines spirituellen Lehrers

Ein spiritueller Lehrer hat zum einen die Aufgabe die spirituelle Philosophie zu lehren. Heutzutage klingt das etwas eigenartig. Es gibt so viele Bücher und Internetvideos wo man das auch alles lernt. Der spirituelle Weg ist aber so weit, dass es manchmal gut ist jemanden zu haben, der einem die Logik des spirituellen Weges erklären kann.

Zweitens lehrt er spirituelle Praktiken. Es gibt so viele verschiedene spirituelle Praktiken. Und es kann von Vorteil sein einen Lehrer zu haben, der eine bestimmte Mischung von spirituellen Praktiken erst einmal vorschlägt. Dann gibt es solche, die eine klarere Definition haben und solche, die ein breiteres Spektrum haben, sodass der Schüler noch mehr selbst wählen muss. Aber es hilft erst einmal zumindest am Anfang des Weges, wenn man selbst wählen muss, jemanden zu haben, der einem viele Tipps gibt.

Wenn du z. B. bei Yoga Vidya bist, dann haben wie die Empfehlung 20 Minuten am Tag zu meditieren und 40 Minuten Asanas und Pranayama am Tag zu üben. Eine Stunde ist eine gute Praxis. Und es gibt diese und jene Meditationstechnik, diese und jene Pranayamas, diese und jene Asanas. Bei Yoga Vidya bekommt dann der Aspirant noch weiter Verantwortung für sich selbst und kann selbst sehen wie er die weiteren Praktiken integriert oder welche des großen Methodenspektrums bei Yoga Vidya er oder sie integrieren möchte.

Nächste Aufgabe des Meisters ist, dass er den Weg vorlebt. Er zeigt wie man spirituell leben kann. Sein Leben sind seine Lehren. Und damit kommen wir zum nächsten: Er oder sie – es gibt ja genauso viele Lehrerinnen wie Lehrer – gibt Inspirationen auf dem Weg. Zum einen durch die Praxis, zum nächsten durch die Ausstrahlung, zum weiteren auch einfach durch sein oder ihr Beispiel.

Das Engagement, das Prana, die Liebe, das Verständnis, das Mitgefühl, das Charisma. Es gibt Menschen, die sind einfach eine Inspiration. Und die können einem helfen.

Ein spiritueller Lehrer erkennt was im Karma des Schülers vorgesehen ist und er erkennt welche Fähigkeiten in einem Schüler schlummern. Er hilft einem so über die Aufgaben aus der eigenen Trägheit heraus zu kommen, aus dem eigenen Selbstbild herauszukommen, auch aus der eigenen Gemütlichkeitszone herauszukommen. Und man lernt auch so ein breiteres Spektrum von Karma bewusst anzunehmen.

Ein spiritueller Lehrer hilft aber auch in die Eigenverantwortung und in die Freiheit. Der Lehrer will einen ja zu Moksha führen, zur Freiheit, nicht zur Bindung. Ein spiritueller Lehrer ist kein Psychotherapeut. Es gibt auch Lehrer, die Psychotherapeuten sind. Aber im indischen Kontext ist es jetzt nicht die Aufgabe des Lehrers stundenlange Gespräche zu führen oder stundenlang zuzuhören, auch nicht den Schüler zu coachen. Es gibt Lehrer, die sind das auch. Aber meistens sind sie es nicht.

Sie lehren mehr durch Beispiel, Vorträge, Inspiration, Aufgaben, die sie geben und letztlich auch durch ihre Ausstrahlung. Der Schüler selbst hat seine eigene Aufgabe.

Kann der Lehrer auch schon seinen Körper verlassen haben? Manchmal denke ich, dass es klüger ist, einen Lehrer zu haben, der nicht mehr im physischen Körper ist. Dann kann man nämlich relativ sicher sein oder zumindest stärker hoffen, dass keine Skandalgeschichten über den Lehrer auftauchen.

Es gibt immer wieder Gurus, die sich danebenbenehmen, Pseudogurus, Scheinheilige. Und es scheint mir manchmal so, als wenn die Scheinheiligen besonders viele Schüler bekommen. Ich kenne sehr viele authentische Lehrer wo ich meine, dass dort keine ethischen Verfehlungen vorkommen. Aber einige der bekannten Lehrer der letzten Jahrzehnte waren mindestens auf einem Gebiet nicht so heilig wie sie getan haben.

Daher ist es durchaus klug, je höher der Anspruch eines Lehrers ist, ihn umso genauer zu untersuchen. Wenn jemand da ist, der nicht vorgibt, vollkommen zu sein solltest du diese Vollkommenheit nicht erwarten. Wenn es aber von jemanden heißt, er sei gottverwirklicht und er ist gleichzeitig ein Swami, ein Entsagter, dann ist es schräg, wenn rauskommt das er Bankkonten in der Schweiz hat oder das er regelmäßig sexuelle Beziehungen mit jungen Schülerinnen hat.

Und es gibt noch eine Menge mehr.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Sattvige, rajasige und tamasige Spiritualität: Ausrichten des Lebens auf eine höhere Wirklichkeit.

Spiritualität heißt sein Leben so zu leben, dass man ein Göttliches erfahren kann. Das kann man auf sattvige, rajasige und tamasige Weise tun. Sattwa bedeutet rein und erhaben, ethisch. Rajasig bedeutet egoistisch oder auch mit großem Ehrgeiz und Überheblichkeit. Tamasig ist unethisch oder ungesund oder deprimierend. Spiritualität kann dementsprechend sattvig, rajasig und tamasig sein.

Zunächst einmal was heißt tamasige Spiritualität? Tamassige Spiritualität heißt unethische Spiritualität, ungesunde Spiritualität, Spiritualität, die einen selbst und andere ins Verderben stürzt.

Z. B. ist Gewalttätigkeit im Namen von Spiritualität ein Zeichen von Tamas. Es gibt fundamentalistische Gewalttäter, die in den Nachrichten immer wieder auftauchen. Gerade gestern gab es wieder einen Anschlag wo mehrere Menschen getötet wurden im Namen einer religiösen Richtung. Ich hoffe das dieser Text noch in ein paar Jahren gelesen wird. Und dass diese eine Religion, die in den letzten Jahren wegen fundamentalistischen Gewalttätern besonders in die Schlagzeilen gekommen ist, dann nicht mehr in den Schlagzeilen genannt wird.

Eine Religiosität, die zur Gewalttätigkeit und zu Attentaten führt und zu Selbstmordattentaten aufruft, ist tamasig.

Eine Religion, die Empfehlungen gibt, sich entsprechend spirituell auszurichten und dadurch das Leben von Menschen negativ beeinflussen, wäre auch tamasig.

Es gibt in Amerika eine philosophische Richtung, die nennt sich der „Philosophische Pragmatismus“. Ein bekannter Vertreter dieser Richtung war William James. William James war auch der Begründer der Religionswissenschaft, auch ein Philosoph, ein Religionswissenschaftler, jemand der den spirituellen Richtungen, den religiösen Richtungen mit großem Respekt gegenüberstand, der auch mit Vertretern von östlichen Religionen in Kontakt stand. Er sagte, dass wir können den Wahrheitsgehalt von Religionen nicht überprüfen können. Und, dass sich das kein Mensch anmaßen sollte. Wir können auch nicht die Korrektheit der philosophischen Richtungen überprüfen oder beurteilen. Was wir aber machen können, ist, dass wir schauen können, welche Auswirkungen es hat, wenn Menschen eine gewisse Spiritualität leben.

Wenn Menschen eine gewisse Religiosität oder Spiritualität leben und sie dazu angeleitet werden, dass sie  dann gesünder sind, wenn sie ein glücklicheres Leben führen und wenn sie sich dadurch mehr engagieren für das Wohl anderer, dann wäre das eine gute Religiosität.

Wenn aber eine bestimmte religiöse Richtung dazu führt, dass Menschen entweder ungesünder sind, unglücklicher sind, es höhere Selbstmordrate gibt, höhere psychische Erkrankungsraten, wenn die Kriminalitätsrate steigen würde oder wenn sie aggressiv gegenüber Mitmenschen sind, dann wäre das keine gute Religion, religiöser Glaube oder spirituelle Richtung.

 

Rajasige Spiritualität könnte auch heißen: Mein Weg ist besser als alle anderen Wege. Natürlich werden Aspiranten sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Wenn man nämlich annehmen würde, dass ein anderer Weg besser ist, dann würde man den anderen gehen.

Logischerweise meint deshalb jeder ernsthafte Aspirant, sein Weg ist besonders gut. Meine persönliche Meinung ist natürlich: Der Yoga Vidya Weg ist ganz besonders gut. Er ist genial als spiritueller Weg, als Weg, der die ganze Persönlichkeit kultiviert, als Weg der integrierend ist, der auch andere Elemente hineinbringt, der spirituelle Führung mit Selbstverantwortung verbindet.

Sattvige Spiritualität, also Spiritualität mit Wunsch nach Gott ist Spiritualität, die ethisch ist, Spiritualität, die auch gesund ist, Spiritualität, die einem zu einem besseren Menschen macht, im Sinne von einem ethischeren Menschen, einem engagierten Menschen, ein Mensch, der Gutes bewirken will und das auf ethische Weise tut.

Auch der einzelne Mensch kann seine Spiritualität, sattvig, rajasig, tamasig wählen oder leben. Zunächst einmal ist wichtig, dass man einen spirituellen Weg wählt, der sattvig ist. Es gibt genügend Menschheitsverführer, die den tamasigen Weg gehen. Und es scheint so zu sein, als ob die Fanatiker ein besonderes Charisma haben. Vermutlich ist es so, dass, wer engstirnig ist und ganz überzeugt ist, dem fällt es leichter, diese Überzeugung auszustrahlen. Ein Mensch, der in der Lage ist aus verschiedenen Perspektiven zu schauen und zu sehen, dass etwas anderes auch richtig sein kann, der hat vielleicht nicht eine solche Ausstrahlung. Daher sei besonders vorsichtig, wenn du vor einer charismatischen Person stehst, die vollkommen voller Begeisterung nur über den eigenen Weg spricht. Überlege was genau die spirituelle Richtung dabei ist? Wie gehen die Menschen mit Andersgläubigen um? Wie gehen sie um mit denen, die diese spirituelle Richtung verlassen wollen? Welche anderen Richtungen sind in Harmonie mit dieser spirituellen Richtung? Wie ist die Ethik? Welchen Aspekt hat das nicht verletzen – Ahimsa dabei?

 

Also lebe deine Spiritualität sattwig, sei konsequent, sorge dafür das die spirituelle Praxis dir guttut, körperlich und psychisch. Sorge dafür, das deine spirituelle Praxis dir hilft dich für eine gute Sache einzusetzen und lebe ein ethisches Leben. So kommst du auf dem spirituellen Weg gut voran.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS054 Spirituelles Wohnen

Wie kann man seine Wohnung, sein Zimmer oder sein Haus sattviger gestalten?

Wie du vielleicht weißt, kann man alles im Yoga sattvig, rajasig und tamasig gestalten. Und im Yoga wollen wir sattwig leben.

Wir wollen alles etwa so gestalten, dass es uns zum einen erhebt und dass es für Leichtigkeit und Freude des Geistes zuträglich ist. Wir wollen es so gestalten, dass es hilft spirituelle Stimmung zu erzeugen. Wir wollen es so gestalten das es aber auch ethisch und ökologisch vertretbar ist.

Seinen Wohnraum kann man sattvig, rajasig und tamasig gestalten.

Tamasig könnte z. B. dreckig bedeuten, Unordnung da ist, soweit das man nichts mehr tun kann.

Tamasig kann sich auch durch ungesunde Materialien ausdrücken, die in einem selbst und in den Mitmenschen Allergien und anderes auslösen. Tamasig kann auch die Gestaltung sein, die depressiv macht. Jetzt kannst du selbst überlegen. Vermutlich gehörst du nicht zu den Menschen, die tamasig wohnen. Aber vielleicht ein bisschen Tamas kann sich manchmal ansammeln im Sinne davon, dass sich dort das eine oder andere an Unordnung und Dreck ansammelt und was dich nicht mehr erhebt.

Es gibt ein kreatives Chaos und ich gehöre auch so leicht zu den kreativen Chaoten. Ich teile z. B. mein Büro mit zwei Assistentinnen. Ihr könnt raten, wessen Schreibtisch aufgeräumt ist und wessen kleine Stapel hat. Und meiner ist wahrhaftig der stapelbehaftete Schreibtisch. Und meine Assistentinnen sind mindestens momentan hypersauber und ordentlich. Wir kommen gut miteinander zurecht.

Aber dreckig darf es nicht sein. Und manchmal hilft es, wenn man sich nicht wohlfühlt aufzuräumen. Und danach fühlt man sich gut. Ich kenne einige Menschen, die immer dann, wenn es nicht so geht zwei, drei Stunden mit Aufräumen verbringen und dann ist auch der Geist wieder leichter und sattviger.

Als  Zweites wäre auch zu überlegen, ob es etwas im Wohnbereich gibt, das vielleicht aus ungesunden Materialien besteht? Die vielleicht etwas haben, was die Gesundheit negativ beeinflusst. Sollte das so sein, dann ist es klug sich davon zu trennen. Ich will jetzt das jetzt nicht so detailliert aufführen. Man braucht es jetzt auch nicht zu übertreiben. Aber wenn man sich nicht wohlfühlt und wenn man sich vielleicht woanders als in seiner Wohnung besser fühlt, wenn man woanders besser schläft als bei sich, dann stimmt etwas nicht.

Normalerweise sollte man in seinem eigenen Zimmer, seiner eigenen Wohnung besonders gut schlafen und sich regenerieren können. Vielleicht braucht es eine andere Matratze. Vielleicht muss die Matratze woanders sein.

Ich kann mich erinnern ich hatte mal jemanden, der hat mir erzählte, dass er seit zwei, drei Monaten Rückenprobleme hat, obgleich er dieselben Yogaübungen wie vorher macht. Da er bei mir Yogastunden gemacht hat, wusste ich, er macht die Yogastunden richtig. Eigentlich sollte jemand, der Yoga übt, keine Rückenprobleme haben. Und ich habe ihm noch einmal ein paar Tipps gegeben. Aber es hat nichts genutzt.

Das nächste Mal eine Woche später habe ich ihn noch einmal gefragt: „Wann hat das denn angefangen und hast du irgendetwas geändert? Hast du vielleicht deine Matratze geändert? Hast du das Bett umgestellt?“ Und dann sagte er plötzlich: „Ja, stimmt. Zwei Tage bevor das angefangen hat, habe ich eine neue Matratze gekauft. Aber das war doch eine ganz besonders gute Matratze. Vorher war noch eine alte Matratze aus meiner Studentenzeit vorhanden, schon 15 Jahre alt. Dann habe ich mir jetzt eine super, duper, super orthopädisch, usw. Matratze gekauft!“ Dann habe ich ihn gefragt: „Wo hast du denn deine Studentenmatratze?“ „Ja, die habe ich noch im Keller“. „Tausch sie einfach mal aus und stelle fest wie es dir geht.“

Und tatsächlich, eine Woche später kam er und hat gesagt, er habe jetzt seine Matratze weggegeben und er hat sich wieder eine günstige gekauft, die genau so war, wie seine Studentenmatratze und seitdem sind die Rückenprobleme weg.

 

 

Tamassige Farben vermeiden

Ein nächster Aspekt von Tamas vermeiden sind Farben. Es gibt Menschen, die machen ihre ganze Wohnung in dunklen Farben. Kann sein, wenn du dich wohlfühlst, ist es gut.

Vom Yoga her gelten als sattvige Farben weiß und gelb und helle Töne. Wenn deine Wohnung sehr dunkel ist, kann sie zu einem dunklen Gemüt führen. Sollte aber deine Wohnung dunkel sein und du fühlst dich gut, gibt es keine Notwendigkeit etwas zu ändern. Wenn du aber dunkle Farben hast und zu Hause fühlst du dich auch dunkel, probiere ein paar helle Bilder aufzuhängen oder die Wand weiß oder hellgelb zu streichen.

Dann schaue, welche Bilder du dort hast. Sind das vielleicht Bilder, die du früher mal gut fandst, aber die eigentlich eher deprimierend sind? Dann ersetze sie durch spirituelle Bilder.

Gehe vielleicht in deinem Geist durch dein Zimmer, durch deine Wohnung durch und schaue wie das wirkt, was da ist? Und eliminiere das, was nicht hilfreich für dich ist. Aber werfe nicht gleich alles raus! Insbesondere dann nicht, wenn du mit anderen Menschen zusammen bist. Jetzt nämlich alles tyrannisch zu bestimmen, ohne deine Mitmenschen mit einzubeziehen wäre rajasig. Also wenn du mit anderen zusammen bist, dann wäre es wichtig die anderen zu fragen und deine Anliegen hineinzubringen und zu überlegen.

 

 

Zur sattvigen Wohnraumgestaltung gehört aber auch Ökologie und Ethik. In der heutigen Zeit ist bekannt, dass der Planet beschränkte Ressourcen hat. Man sollte mit den Ressourcen von Mutter Erde sorgfältig umgehen. Nicht zu viel kaufen, insbesondere bei dem, was man kauft, schauen, es so ökologisch wie möglich zu machen, so wenig Ressourcen zu verbrauchen wie möglich, so wenig Mutter Erde schaden wie möglich. Deshalb ist es auch nicht ratsam jetzt alles wild rauszuschmeißen, sondern achtsam zu überlegen was weg oder ausgetauscht werden kann.

In diesem Sinne ist es vermutlich ökologischer dir eine Massage zu gönnen, anstatt irgendetwas zu kaufen nur um dir deine Stimmung zu verändern. Und dann immer mehr zu kaufen und dann immer mehr wegzuwerfen und dann immer Neues zu kaufen ist auch nicht die Lösung.

Wenn du Dinge aus deiner Wohnung sortierst, ist es manchmal die Mühe wert es zu einem Flohmarkt zu geben oder zu einem Charity Basar oder auch über Ebay, dass jemand anders etwas davon hat anstatt dort Mutter Erde weiter zu belasten.

In diesem Sinne würde man auch sagen, sparsam mit der Heizung umgehen, sparsam zu heizen, auch zu lernen sich vielleicht auch bei niedrigen Temperaturen wohl zu fühlen im Winter, was auch gesünder ist und vieles andere.

Also Ökologie, vielleicht auch Fair Trade und manches andere beachten bei dem, was du kaufst, ist auch wichtig für sattviges Wohnen.

In diesem Sinne sollten das nur ein paar Anregungen sein. Du kannst selbst überlegen wie du wohnst. Ob es so gut ist. Ob du es sattviger gestalten willst oder vielleicht fällt dir ja auch noch mehr ein.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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