Sukadev Bretzs Beiträge (5593)

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Gleichmut führt zur Freiheit - BhG V.19

Krishna spricht im 19. Vers des 5. Kapitels:
„Selbst hier, in dieser Welt, wird alles von denen überwunden, deren Geist in Gleichmut ruht. Brahman ist in der Tat makellos und gleich, daher ruhen sie fest in Brahman.“
Gleichmut ist etwas sehr Wichtiges. Gleichmut wird von Krishna immer wieder erwähnt. Dieses Sthita, diese Beständigkeit, manchmal auch als Samatva benannt oder als Sharma benannt. Gleichmut ist etwas Wichtiges. Und wenn wir Yoga praktizieren, tun wir es nicht deshalb oder nicht nur deshalb, um nach dem Tod die Befreiung oder Erlösung zu erlangen. Wir wollen in diesem Leben schon die Freiheit erreichen. Wenn wir Gleichmut üben, egal, was geschieht, dann erfahren wir schon in diesem Leben die Gegenwart Gottes. Wenn du denkst, „das muss so sein, wenn es so nicht ist, ist es nicht gut“ oder „das ist schlecht usw.“, dann bist du ständig mal in Freude, mal im Leiden und relativ häufig enttäuscht, denn häufiger geschieht etwas anderes, als das, was du magst. Besser ist es, du schaust gleichmütig in diese Welt. Schon, du engagierst dich und du wirst auch durch Emotionen gehen. Und selbst wenn du Gleichmut entwickelst, wird der Körper weiterhin der Schmerzen fähig sein. Löse dich von Schmerzen, löse dich von der Identifikation mit den Emotionen! Auch inmitten von Emotionen, bewahre die tiefe innere Gleichmut! Gelange zu dem Ort in dir, welcher der Beobachter von allen Emotionen ist, der Beobachter von allen Wünschen! Gehe zu diesem Ort des Gleichmuts im Inneren, dann erreichst du Freiheit, dann erfährst du Brahman, dann erfährst du das Göttliche im Hier und Jetzt.


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Siehe alle auf gleiche Weise - BhG V.18

Krishna spricht im 18. Vers des 5. Kapitels:
„Weise sehen keinen Unterschied zwischen einem Gelehrten und Frommen, einer Kuh, einem Elefanten oder einen Hund oder einem Kastenlosen.“
Die Aufzählung klingt jetzt etwas eigenartig, gerade dass der Kastenlose noch hinter dem Hund kommt, aber es soll eigentlich nur heißen, ob Mensch, ob Tier, ob Gelehrter oder jemand aus einer niederen Gesellschaftsschicht… In Deutschland spricht man ja vom so genannten Prekariat. Es gibt diese so genannten Kastenlosen letztlich nicht nur in Indien, auch in Deutschland haben wir Menschen, deren Armut von Generation zu Generation weitergegeben wird. Egal, was ein Mensch ist, ob er viel weiß, wenig weiß, ob er klug ist oder weniger klug, ob er extrovertiert ist, introvertiert, in allen ist das gleiche Brahman. Und sogar in Tieren steckt dieses gleiche Brahman. Rumi hat mal gesagt: „Gott schläft im Stein. Gott atmet in der Pflanze. Gott empfindet im Tier. Und Gott denkt im Menschen. Gott erfährt sich selbst im Heiligen.“ So steckt hinter allem die eine göttliche und kosmische Wirklichkeit. Versuche das immer wieder dir bewusst zu machen! Sogar der Mensch, der unfreundlich zu dir ist, ist in Wahrheit eine Manifestation des Göttlichen. Der, der dir viel gibt, ist eine Manifestation des Göttlichen. Der, der dir nimmt, ist eine Manifestation des Göttlichen. Schaue auf alle Wesen als Manifestationen des Göttlichen!


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Dein Bewusstsein ist Gott - BhG V.16

Aus Selbsterkenntnis kommt die Erfahrung des Höchsten.
Bhagavad Gita, 5. Kapitel, 16. Vers
„Denen jedoch, deren Unwissenheit durch Selbsterkenntnis vernichtet worden ist, enthüllt das Wissen, wie die Sonne, das Höchste, Brahman.“
Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Ich habe heute einen kleinen Sprung gemacht in den 16. Vers des 5. Kapitels. Krishna spricht, dass aus Selbsterkenntnis die Erfahrung des Höchsten entsteht. Das beruht natürlich auf der Vedanta-Philosophie, die sagt: „Aham Brahmasmi oder Ayam Atman Brahman. Dieses Selbst ist Brahman. Dein Bewusstsein ist letztlich Brahman.“ Du kannst zur Selbsterkenntnis kommen, indem du dich an Gott wendest und du kannst zur Gotterkenntnis kommen, indem du dein Selbst erkennst. Beides ist letztlich dasselbe. Ob du Luft durch das linke Nasenloch oder durch das rechte Nasenloch einatmest, spielt keine Rolle, es ist immer Luft. Ob du Brahman siehst im Inneren oder im Äußeren, spielt keine Rolle, Selbst und Brahman sind letztlich eins. Mache dir das heute oder morgen besonders bewusst! Tief in deinem Herzen ruht dieses eine kosmische Bewusstsein. Vielleicht spüre das jetzt so einen Moment lang! Es ruht als Freude, als Wonne, es ruht als Bewusstheit. Oder spüre diese Bewusstheit überall. Dehne deine Bewusstheit in alle Richtungen aus. Schon wenn du einen Menschen mit Liebe begegnest, leuchtet etwas dieses Brahman, dieses Bewusstsein auf. Immer wieder, spüre Verbundenheit! Immer wieder, dehne die Bewusstheit aus! Oder immer wieder, gehe tief in deine wahre Natur hinein.



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Frieden kommt aus Entsagung - BhG V.12

Krishna, der Lehrer, spricht im 12. Vers des 5. Kapitels:
„Wer die Einheit gefunden hat, ausgewogen und harmonisch ist, gelangt zum ewigen Frieden, nachdem er den Früchten des Handelns entsagt hat. Nur wer die Einheit nicht gefunden hat, der Unstete, der Unausgewogene, vom Wunsch Getriebene, Verhaftete, ist gebunden.“
Auf Entsagung folgt Freiheit und innerer Frieden. Auf Verhaftung und auf Wünsche folgt Gebundenheit und letztlich Leid. Es gibt einen Unterschied zwischen Engagement, Enthusiasmus und Wunsch und Getriebenheit. Engagement, Enthusiasmus kommt, weil du von innen heraus merkst, das muss getan werden, weil du merkst, das ist deine Aufgabe oder weil du merkst irgendwo, du hast die richtigen Fähigkeiten, du bist die richtige Frau am richtigen Ort. Mache es dann mit Enthusiasmus! Mache es so gut, wie du kannst! Aber eben ohne Verhaftung. Anders ist jemand, der irgendwo getrieben ist, der denkt, „ohne mich klappt es niemals“, der immer hinterher rennt. Aus diesem hinterher Rennen, sei es, hinter einem Wunsch hinterher rennen oder sei es irgendwo sonst getrieben, daraus entsteht Unfrieden und letztlich nicht nur Unfrieden mit dir selbst, sondern auch Unfrieden mit anderen. Sei dir bewusst, dass hinter allem ein kosmisches Ganzes steckt, dass du auch nur ein Instrument bist in den Händen dieses kosmischen Einen. Dann tue, was du tun kannst, so gut, wie du kannst und gib die Früchte deines Handelns auf! Ich weiß, das erzähle ich jetzt momentan fast täglich, aber Krishna erzählt es fast in jedem Vers in diesem Kapitel. Und er sagt es deshalb, damit du dich mehrere Tage damit beschäftigen kannst und jeden Tag von neuem dir vornehmen kannst, nicht verhaftet zu sein, nicht an eigene Vorstellungen gebunden zu sein. Wenn du Vorstellungen hast und das gehört zum Menschsein dazu, begreife sie als Arbeitshypothesen! Sei bereit, deine Vorurteile und deine Vorstellungen zu ändern, wenn du feststellst, dass von einem anderen Standpunkt aus eine andere Ansicht vielleicht genauso gut oder sogar besser ist. Ich wünsche dir freudevolle Unbedingtheit. Alles Gute dein Sukadev von www.yoga-vidya.de.


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Gib Verhaftungen auf - BhG V.11

Krishna sagt im 11. Vers des 5. Kapitel der Bhagavad Gita:
„Durch das Aufgeben von Verhaftung handeln die Yogis nur mit Körper, Geist, Verstand und auch mit den Sinnen, um sich zu reinigen.“
Namaste und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Krishna, der Lehrer, sagt zu Arjuna, seinem Schüler, „durch das Aufgeben von Verhaftungen“. Verhaftung - es gibt alle möglichen Verhaftungen, die man hat. Verhaftungen an die eigenen Ideen und Vorstellungen. Verhaftungen an das, was man denkt, was zu tun ist. Verhaftung an das Ergebnis der Handlung. Verhaftung an die Früchte der Handlungen. Es gilt, gegenüber allen verhaftungslos zu sein. Es ist wichtig, die Handlung so zu tun, dass sie wirklich sinnvoll ist. Es ist sehr wichtig, dass du geschickt im Alltag handelst. Aber sei nicht am Ergebnis verhaftet! Nur ein Teil liegt in deinen eigenen Händen. So wie der Bauer erst pflügen kann, säen kann usw., hat er keinen Einfluss auf das Wetter und so kann trotz vieler Bemühung die Ernte schief gehen. Dennoch wird der Bauer jedes Frühjahr von neuem pflügen und säen und es wird hoffentlich in der Mehrzahl der Fälle zu einer guten Ernte führen. Genauso, du kannst das, was du tust, so gut tun, wie möglich. Ob es nachher gelingt, weißt du nicht. Sei dort verhaftungslos! Und ob andere dich dafür loben und was du dafür zurückkriegst, auch das liegt nicht in deinen Händen. Mache es so gut, wie du kannst! So kannst du dich lösen von Verhaftungen und Leiden. Krishna erwähnt dort noch etwas weiteres. „Handle mit den Sinnen, um dich zu reinigen.“ Wenn du etwas tust, tust du es nicht nur um des Ergebnisses willen, sondern du tust es, weil Handlung an sich dir hilft, zu wachsen. Angenommen, du engagierst dich für etwas, z.B. irgendwo in der Nachbarschaftshilfe. Du engagierst dich, du bemühst dich und kriegst auch was auf die Beine gestellt und nach bekommt ihr kein Recht oder euer Anliegen wird nicht berücksichtigt, vielleicht von Politik oder von der Rechtsprechung nicht beachtet. War das dann umsonst? Nein, es war nicht umsonst. Die Erfahrung ist das, was wichtig ist. Diese innere Reinigung ist das, was wichtig ist. Eine Mutter erzieht ihr Kind und mit achtzehn oder zwanzig oder wann auch immer verlässt das Kind das Heim. Was es falsch, sich um das Kind zu kümmern? Natürlich nicht, das Kind ist so gewachsen. Die Mutter ist auch gewachsen, hat so viel gelernt durch die Erziehung des Kindes. Selbst wenn das Kind nachher vielleicht trotz aller bester Erziehungsbemühungen auf die schiefe Bahn gerät, vielleicht auch nur vorübergehend oder auf die schiefe Bahn zu geraten scheint, hat die Mutter es nicht falsch gemacht. Wenn sie es nach bestem Wissen und Gewissen getan hat, hat sie selbst Erfahrungen gemacht und sie macht weiter Erfahrungen der Demut, wenn sie feststellt, es war vielleicht doch nicht alles so gut, wie sie konnte. Du weißt nie, ob das, was du tust, von einem höheren Standpunkt aus das Richtige ist. Du weißt nicht, ob es von der Zukunft betrachtet aus das Richtige ist. Daher solltest du dich nicht so sehr unter Stress setzen. Tue das, was du kannst, so gut, wie du kannst, entscheide dich gut, engagiere dich, bringe dann alles Gott dar und verhafte dich weder an das Ergebnis, noch an die Handlung, noch an die Belohnung, noch insbesondere an die Vorstellung von dem, was du denkst, was zu sein hat. Lasse los! Habe Vertrauen! So wirst du spirituell wachsen.



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Was ist Vairagya - die Nichtanhaftung

Patanjali Yoga Sutra, Kapitel 1, 15. Vers:
„Vairagya, Verhaftungslosigkeit, ist der Bewusstseinszustand, in dem das Verlangen nach sichtbaren und unsichtbaren Objekten durch Meisterung des Willen kontrolliert ist.“
Vairagya ist die Fähigkeit, loszulassen. Raga heißt Mögen. Vairagya ist der Zustand jenseits des Mögens. Patanjali hat ein paar Verse vorher gesagt, dass durch Abhyasa, Übung, und Vairagya, Verhaftungslosigkeit, die Chitta Vrittis kontrolliert werden können, also die Gedanken im Geist, und so der Mensch zu seinem wahren Wesen kommt. So ist Vairagya etwas Wichtiges. Vairagya ist die Fähigkeit, Wünsche zu beherrschen. Und zwar sowohl Wünsche nach Sichtbarem, also Haus, Garten, besserem MP3-Player, schönere Wohnung, schönere Möbel usw., als auch Wünsche nach Unsichtbarem, Ruhm, Ansehen, geliebt werden von anderen usw. Wir haben viele Wünsche. Vairagya ist die Fähigkeit, von diesen Wünschen sich zu befreien. Wünsche haben natürlich auch einen Sinn. Wünsche sind eine Intelligenz auf der Instinktebene. Wir mögen das, was uns in der Vergangenheit Freude bereitet hat. Wir mögen das, was irgendwo ein instinktives Vergnügen gibt oder was wir uns einbilden, was damit verbunden ist. So haben Mögen und Nicht-Mögen durchaus eine Funktion. Es ist aber wichtig, Wünsche und Abneigungen zu begreifen als Informationen und nicht als etwas, dessen Sklave wir sind. Wir werden nicht glücklich, indem wir jeden Wunsch hinterher rennen. Wir werden auch nicht gesund, indem wir alles essen, was wir mögen. Es ist gut, eine Ernährung zu haben, die einem schmeckt, aber eine, die gesund ist. So ist es eine gute Übung, sich öfters mal vorzunehmen, etwas nicht zu tun, was man mag. Überlege dir am heutigen Tag ab und zu mal, wenn ein Wunsch in deinen Geist kommt: „Wäre das jetzt nicht eine Gelegenheit, meinem Wunsch nicht zu folgen, Freiheit zu gewinnen?“ Yoga ist auch Freiheit. Die Fähigkeit, einem Wunsch nicht nachzugehen und sich dabei glücklich zu fühlen, macht dich frei.


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Jivanmukta - der befreite Weise

Ich lese etwas aus einem Buch, „Göttliche Erkenntnis“, von Swami Sivananda aus dem Kapitel „Jivanmukta“. Unsere Zukunft. Jivanmukta heißt nämlich lebendig Befreiter. Das ist das, was das Ziel der menschlichen Existenz ist und die Yogis behaupten sogar, wir werden uns so lange inkarnieren, bis wir irgendwann zu einem Jivanmukta geworden sind oder zu einem Videamukta, einem Befreiten nach dem Tod, und dann können wir auf ewig aufgewacht ins reine Bewusstsein verschmelzen.
Swami Sivananda schreibt hier aus seiner eigenen Erfahrung:
„Ein Jivanmukta ist ein befreiter Weiser. Er hat zu seinen Lebzeiten Verwirklichung erreicht. Er lebt in der Welt, aber er ist nicht von der Welt. Er weilt immer in der ewigen Wonne des höchsten Selbst. Er ist eins geworden mit Ishwara selbst. Der Jivanmukta, der voll erblühte Jnani, Wissende, ist voll reiner Liebe, Mitgefühl, Barmherzigkeit, außerordentlicher Liebenswürdigkeit und verborgener Kraft und Stärke. Liebe und Glanz strahlen in seinen Augen. Der Jivanmukta hat keine selbstsüchtigen Interessen und ist daher frei von Sorgen, Schwierigkeiten, Problemen, Leiden, Kummer und Ängsten. Auch wenn sich Schmerz und dergleichen sich an seinen Körper heften und auf seinem Gesicht zeigen, krümmt sich sein Geist niemals unter ihnen und ihren Gegensätzen. Er ist kein Sklave seiner Launen. Er ist daher heiter und friedvoll. Seine höheren Vorzüge haben sich entwickelt. Die göttlichen Eigenschaften sind in ihm erwacht. All seine Schwächen und Begrenzungen sind verbrannt. Er strahlt in ursprünglicher Herrlichkeit in seiner wesentlichen Natur und im göttlichen Bewusstsein. Er strahlt nach jeder Richtung hin Frieden und Freude aus. Die wahre Größe eines verwirklichten Yogi kann nicht beschrieben werden.“
Letztlich kann sie erfahren werden, wenn wir selbst diese Vollkommenheit erreichen. Swami Sivananda beschreibt trotzdem:
„Seine Augen sind heiter und fest, seine Handlungen heilig, seine Sprache lieblich, inspirierend und beeindruckend. Seine Haltung ist hochherzig, seine Berührung ist reinigend, sein Blick barmherzig, seine Gesten erleuchtend. Er ist Sarvavid, allwissend, das heißt, er hat intuitives, transzendentes Wissen und klare Einsicht in das Herz aller Wesen und Dinge. Man erfährt in seiner Gegenwart ein tiefes Gefühl von Frieden und Harmonie, ein großes Erhobenwerden und Inspiration.“
Wenn wir das so hören, dann denken wir oft: „Ist so was für den Menschen überhaupt möglich?“ Und noch wichtiger: „Kann ich das jemals erreichen?“ Und wir wissen, wenn wir das Leben großer Heiliger anschauen, „ja, es ist möglich„. Wenn man Biographien anschaut von großen Weisen und Heiligen, egal, welcher Tradition, dort wissen wir tatsächlich, dass so etwas möglich ist. Menschen können die Begrenzungen von Körper und Geist transzendieren. Körper wird weiter seinen Schwierigkeiten unterworfen sein. Auch große Selbstverwirklichte haben durchaus Krankheiten, sie haben auch Schmerzen, sie haben auch eine Persönlichkeit, sie haben auch Emotionen. Aber sie wissen: „Aham Brahmasmi. Ich bin Brahman. Ich bin dieses Unendliche.“ Und aus diesem Unendlichen heraus können sie handeln. Sie wissen, der Körper ist ein Fahrzeug, ein Instrument, etwas, wodurch sie Erfahrungen manchen in dieser Welt. Sie sind dadurch nicht gebunden und vor allen Dingen, sie sind nicht dieser Körper. Und Emotionen kommen mit dem Astralkörper, den wir auch brauchen. Wir können aber auf Körper Einfluss nehmen, wir können auf Emotionen Einfluss nehmen und wir können von einer Warte jenseits davon kommen. Und so wissen wir aus den Biographien großer Heiliger: „Ja, es ist möglich, so zu sein, wie Swami Sivananda beschreibt.“ Und alle großen Heiligen haben eines gemeinsam, sie sagen: „Auch du kannst es erreichen. Ich bin nicht jemand grundlegend besseres. Ich bin nicht einfach ein von Gott Ausgewählter.“ Oder modern ausgesprochen: „Eine genetische Variation, die etwas Außergewöhnliches ermöglicht.“ Die großen Heiligen sagen: „Jeder kann es erreichen.“ Es gilt zum einen, es zu wollen, zum zweiten gilt, etwas dafür zu tun, und zum dritten gilt, nicht nur alles auf die Zukunft zu verschieben, sondern, denn es heißt ja, wir sind jetzt schon das höchste Selbst, wir sind jetzt schon Satchidananda. Und wir können jetzt schon mindestens in kleinen Funken und Einblicken dies erfahren und dann aus dieser Erfahrung handeln. Wenn wir aus dieser Erfahrung handeln, schon ein klein wenig, ist unser Leben unendlich bereichert. Und daraus wiederum kommt die neue Kraft, um eine tiefere Einsicht zu bekommen, etwas tiefer verankert zu werden. Interessant ist natürlich auch, verschiedene Jivanmuktas haben unterschiedliche Eigenschaften und sind unterschiedliche Charaktere. Es gibt sehr zurückgezogene Jivanmuktas, die kein Mensch kennt. Es gibt Jivanmuktas, die treten auf die Weltenbühne als große verwirklichte Heilige, Weise, die Millionen von Schülern haben, so wie z.B. Swami Sivananda. Es gibt Jivanmuktas, die in der normalen Familie sind, die im normalen Alltag sind, die noch nicht mal lehren, wo nur die Umgebung merkt, dieser Mensch hat etwas ganz Besonderes. Das ist die Mehrheit der Jivanmuktas. Es gibt Jivanmuktas, die sind eher emotioneller. Es gibt Jivanmuktas, die sind eher intellektueller. Es gibt Jivanmuktas, die sind mehr Vata, mehr Pitta, mehr Kapha. Es gibt Jivanmuktas, die sind arm. Es gibt Jivanmuktas, die sind in vornehmeren Familien geboren. Diese Dinge machen nicht das Essentielle von Jivanmuktas aus. Aber in egal welchen Umständen und egal, welches Karma die Jivanmuktas haben, sie sind verankert in dieser höchsten Weisheit und daher jenseits von Eigennutz, jenseits von letztlich Identifikation mit Leiden und daher strahlen sie diese Liebe und diese Freude überall aus. Und wir gehen noch mal einen Moment lang in die Stille und ihr könnt selbst überlegen: „Wie könnte ich sein, wenn ich Jivanmukta sein werde? Wie wird meine Erfahrung sein? Wie werde ich handeln? Ich persönlich als Jivanmukta, in diesem Körper, mit dieser Persönlichkeit, aber dennoch befreit, Bewusstsein der Einheit, frei von Eigennutz und Gier.“


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Der konzentrierte Geist schenkt ewig Freude

Ich lese etwas aus dem Buch „Göttliche Erkenntnis“. Es hat aufgeschlagen auf dem Kapitel „Konzentration“.
Swami Sivananda schreibt:
„Wenn du die Strahlen der Sonne durch eine Linse bündelst, können sie Wolle oder ein Stück Papier verbrennen. Die zerstreuten Strahlen vermögen dies nicht. Wenn du zu jemanden sprechen willst, der weit entfernt von dir ist, formst du mit den Händen einen Trichter und sprichst dann. Die Klangwellen werden an einem Punkt gesammelt und dann auf den Betreffenden gerichtet. Er kann dich dann sehr deutlich hören. Wasser wird in Dampf umgewandelt und der Dampf wird an einer Stelle konzentriert, so bewegt sich die Lokomotive.“ Heute funktionieren ja die meisten Öl-, Gas-, Kohlekraftwerke und auch Atomkraftwerke auf diesem Prinzip. „Das sind alles Beispiele für konzentrierte Wellen. Genauso wirst du wunderbare Konzentration erlangen, wenn du die zerstreuten Strahlen des Geistes zusammenführst und an einem Punkt sammelst. Der konzentrierte Geist wird wie ein starker Scheinwerfer sein, um die Schätze der Seele zu finden und den höchsten Reichtums Atman, ewige Wonne, Unsterblichkeit und unvergängliche Freude zu erlangen.“
Konzentration ist ein wichtiger Schritt für die Meditation. Konzentration ist auch ein wichtiger Aspekt, um im Alltag letztlich Erfolg zu haben und das zu bekommen, was man braucht und will. Zwar ist die moderne Welt so, dass der Geist typischerweise sehr schnell sehr zerstreut wird. Es gibt so viele Verantwortungen, die man hat, so vieles, was man machen muss, so vieles, was eins hinter dem anderen irgendwo kommt und oft nicht eins nach dem anderen, sondern letztlich alles gleichzeitig. Und man muss so vielem Verschiedenen gerecht werden und ständig gibt es irgendwelche Ablenkung. Ich glaube, die meisten der Anwesenden kennen das, dass so viel Verschiedenes zu tun ist. Nur wenn wir uns dort von allem so ablenken lassen und nur, was von außen auf uns zukommt, eins nach dem anderen machen, dann ist es erstens nichts, was wirklich uns im Herzen berührt, zweitens nicht das, was unsere Kräfte zum Ausdruck bringt und zum dritten werden wir auch nicht wirklich viel bewirken können. Man kann vielen Anforderungen gerecht werden, wenn wir in der Lage sind, uns auf einiges zu konzentrieren. Wir werden natürlich auch einiges halb konzentriert machen müssen, einfach, damit wir allen gerecht werden. Das Leben ist nicht so, dass wir jetzt sagen, wir fokussieren uns nur auf eine einzige Sache und lassen alles andere sein. Aber wenn wir mit großer Intensität uns auf etwas konzentrieren und dort unsere Energie hinschicken, dann werden wir dort Erfolg haben. Und da dürfen wir uns dann auch nicht abhalten lassen von diesem und jenen Hindernis und dieser und jener Ablenkung. Manches muss man einfach nicht tun und anderes muss man mit großer Intensität tun. Aber es ist nicht nur eine Weise, wie wir unser ganzes Leben leben und es ist durchaus eine Sache, wo man überlegt, „wo will ich meine Energie jetzt besonders hinschicken?“, sondern es ist auch eine Frage, wenn wir auch nur ein paar Minuten etwas machen, mit welcher Konzentration machen wir das? Ein Zen-Meister wurde mal gefragt: „Was ist der Unterschied zwischen einem Zen-Meister und einem Übenden, der am Beginn ist?“ Dann sagte er nur: „Wenn der Zen-Meister Tee trinkt, trinkt er Tee. Wenn er isst, dann isst er. Wenn er arbeitet, dann arbeitet er. Und wenn er spazieren geht, dann spaziert er.“ Sagte der Schüler: „Aber das macht doch jeder.“ Sagte der Meister: „Nein. Der Durchschnittsmensch, wenn er isst, denkt er an die Arbeit. Wenn er arbeitet, denkt er ans Teetrinken. Wenn er Tee trinkt, denkt er ans Spazierengehen und wenn er spazieren geht, dann denkt er wieder an etwas anderes.“ Gut, manchmal muss man auch reflektieren und manchmal ist vielleicht Spazierengehen auch eine Zeit, wo man das ein oder andere sich durch den Kopf gehen lässt, aber als Grundanleitung ist das etwas Gutes. Wenn wir etwas tun - selbst wenn es nur ein paar Minuten ist - sollten wir es mit der ganzen Konzentration tun und wirklich mit aller Energie und all dem, was wir so haben. Und dann ist dort eine bestimmte Kraft dahinter. Und das ist die ganze Lehre des Raja Yoga, insbesondere im dritten Kapitel vom Yoga Sutra, da, wo wir unsere Konzentration ganz reinbringen, dort werden wir einiges bewirken können. Wenn wir das, was wir tun, ständig tun im Hintergrund, „das kann schief gehen, das kann schief gehen, das kann schief gehen“ oder vor dem Hintergrund, „das müsste ich noch machen, das müsste ich noch machen, das müsste ich noch machen“, dann sind wir nie dabei, etwas zu machen. Wenn wir Momente haben, wo wir an etwas sind, dann von ganzem Herzen und ganzer Konzentration, dann können wir eine Menge bewirken. Und Swami Sivananda schreibt hier, diese Konzentration ist nicht nur etwas, um etwas zu bewirken, sondern die Konzentration, die wir auch im Alltag haben, hilft dann auch der Meditation. Und wenn wir in der Meditation konzentriert sind, bei der Meditation, bei dem Thema der Meditation, was auch immer das ist, oder der Technik der Meditation, oder sei es nur bei dem Wunsch, zu beobachten oder uns von allen zu lösen, dann wird die Meditation tief. Und dann erfahren wir in der Meditation Freude, wir erfahren in der Meditation Zugang zu unserem eigenen Selbst, wir erfahren in der Meditation Zugang zu einer höheren Wirklichkeit. Und so entsteht so eine Art Engelskreislauf. Durch die Meditation sind wir in der Lage, im Alltag auch konzentrierter zu sein. Und wenn wir im Alltag konzentrierter sind, sind wir in der Meditation wieder konzentrierter. Das hilft uns wieder, dass wir im Alltag konzentrierter sind. Und irgendwo fangen wir an und für viele Menschen heißt es, wir beginnen mit der Meditation und die Meditation hilft zu mehr Konzentration und Achtsamkeit im Alltag. Das wieder hilft der Meditation, so haben wir ein schönes Schwungrad in Bewegung gesetzt, dass wir zu immer mehr Stärke, Kraft, Freude und letztlich Erkenntnis kommen.
Hari Om Tat Sat


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Verhaftungen aufgeben - BhG V.10

„Wer seine Handlungen Brahman opfert und Verhaftung aufgibt, wird von Sünde nicht befleckt, so wie das Lotusblatt vom Wasser nicht befleckt wird.“
Das war Bhagavad Gita, 5. Kapitel, 10. Vers
„Wer seine Handlungen Brahman opfert und Verhaftungen aufgibt, wird von keiner Sünde befleckt.“ Was heißt Sünde? Wenn wir etwas Schlechtes tun, wenn wir etwas Falsches tun, anderen schaden, bleibt etwas zurück in unserem Geist. Angenommen, du hast jemand anderen verletzt, da bleibt etwas in dir. Yogis würden sagen, in Wahrheit sind wir alle eins. Wenn du gegen diese Einheit verstößt, spürst du das. Irgendwo merkst du, es war nicht richtig. Irgendwas hindert dich daran, dich anschließend glücklich zu fühlen. Jetzt ist es aber so, dass man nicht handeln kann, ohne irgendeinen Menschen auch mal weh zu tun. Wenn du einen Menschen einen Gefallen tust, kann es sein, dass er irgendwo denkt, du willst ihn abhängig machen. Angenommen, du tust ihm keinen Gefallen, dann fühlt er sich vielleicht nicht ausreichend beachtet oder ist verzweifelt. Tust du ihm etwas, denkt er, du erwartest Dankbarkeit usw. Du kannst alles tun, was du willst, um anderen zu helfen, Konflikte entstehen trotzdem. Das soll jetzt nicht heißen, dass du nicht probieren solltest, anderen Gutes zu tun. Selbstverständlich solltest du probieren, anderen Gutes zu tun. Selbstverständlich ist es wichtig, dass du die Gefühle anderer respektierst und dass du das, was du tust, unter Berücksichtigung auf die Wirkungen tust, die du auf andere vielleicht hast. Aber sei dir bewusst, ganz reine Handlungen, die niemand als anstößig empfindet, sind nicht möglich. Daher sagt Krishna so: „Tue, was du kannst, so gut, wie du kannst, und dann bringe es Gott dar.“ Sage: „Oh Gott, ich will jetzt das Bestmöglichste tun. Ich tue mein Bestmögliches. Ich tue das, um den anderen zu helfen und zu dienen. Ich weiß nicht hundertprozentig, ob ich es richtig tue. Ich weiß nicht, ob meine Entscheidung richtig war. Ich bitte dich, führe und lenke mich. Ich übergebe dir diese Handlung. Ich übergebe dir diese meine Entscheidung. Sorge du dafür, dass Gutes daraus wird.“ Wenn du deine Handlung so ausführst und so Gott darbringst, dann wird dich anschließend nichts beflecken, du wirst, selbst wenn es nachher schief geht, kein schlechtes Gewissen haben. Mindestens nicht sehr lange, denn du hast es nach bestem Wissen gemacht, du hast es Gott dargebracht. Krishna hat noch ein weiteres kleines Wort dort: „Verhaftungen aufgeben“ Das ist auch noch mal etwas Wichtiges. Manchmal musst du auch die Handlung aufgeben, manchmal musst du Erwartungen aufgeben. Manchmal ist es gut, was Gutes zu tun, ohne zu hoffen, dass du gelobt wirst dafür. Das heißt auch, Verhaftungen aufzugeben. So überlege, was du heute oder morgen besonders tun willst, was du besonders Gutes tun willst! Und du kannst es jetzt schon Gott darbringen.



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Sei ein Beobachter - BhG V.8 und 9

Krishna, der Lehrer, spricht im achten und neunten Vers des fünftes Kapitels der Bhagavad Gita:
„>Ich tue gar nichts< - so denkt ein Mensch, der in Harmonie ist und die Wahrheit kennt, wenn er sieht, hört, fühlt, riecht, isst, geht, schläft, atmet, spricht, geschehen lässt, seufzt, die Augen öffnet und schließt - und ist davon überzeugt, dass sich die Sinne zwischen den Sinnesobjekten bewegen.“
Krishna gibt hier einige wichtige Prinzipien des Jnana Yoga, des Yoga der Erkenntnis. Jnana Yoga sagt: „Du bist das unsterbliche Selbst, das ewige Bewusstsein. Du bist nicht Körper, du bist nicht Gedanken, du bist nicht Sinne.“ Ich weiß, Krishna wiederholt sich dort und ich wiederhole mich dann noch mehr. Das hast du vielleicht schon so oft in diesem Podcast gehört. Umso wichtiger, dass du dich daran immer wieder erinnerst, dass du das immer wieder praktizierst. Es reicht nicht aus, es nur zu lesen und ad acta zu legen, sondern es ist wichtig, es immer wieder zu praktizieren. Wenn du jetzt z.B. zuhörst, dann hörst du etwas. Wer hört? Die Ohren. Hören die Ohren? Ohren hören nicht wirklich. Hören die Nervenzellen? Die hören auch nicht wirklich. Hört das Gehirn? Auch nicht wirklich. Wer hört? Äußerlich geschieht eine ganze Menge, aber du bist der Beobachter. Löse dich davon, dass du denkst, „ich höre“. „Ich bin der Beobachter des Gehörten“, das ist eine richtige Ansicht. Oder angenommen, du sitzt jetzt und du spürst irgendwo ein Jucken. Vermutlich, wenn ich dich darauf aufmerksam mache und du lange genug suchst, wirst du irgendwas finden, was juckt. Vielleicht spürst du sogar irgendetwas, was sich angenehm oder unangenehm anfühlt. Der Körper ist voller Empfindungen. Du kannst diese bewusst machen, aber du kannst auch wissen, die Sinne bewegen sich in den Sinnesobjekten, aber du selbst bist der Beobachter, du kannst dich davon lösen. Beobachte jetzt deinen Körper! Beobachte deine Gefühle! Beobachte vielleicht sogar die Gedanken, die entstehen, während du zuhörst! Und dann werde dir bewusst: „Ich bin das Bewusstsein jenseits von allem. Ich bin der Beobachter.“ Fühle das ein paar Momente! Ziehe dich immer wieder so zurück auf diese Position des Beobachters! Genieße diesen Zustand von Freiheit, von Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Ich wünsche dir viel Erkenntnis, viel Freude, viel Inspiration auf dem Weg!
Hari Om Tat Sat
Sukadev von yoga-vidya.de



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Der Weg des Handelns - BhG V.7

Im siebten Vers, fünftes Kapitels der Bhagavad Gita sagt Krishna zu Arjuna, seinem Schüler:
„Wer den Weg des Handelns geht, wessen Geist ganz rein ist, wer selbstbeherrscht ist, seine Sinne bezwungen hat und sein Selbst als das Selbst aller Wesen erkennt, wird nicht befleckt, während er handelt.“
Krishna gibt hier sehr hohe Ideale an: Geist rein, selbstbeherrscht, Sinne bezwungen, sein Selbst als das Selbst aller Wesen erkennen. Das sind sehr hohe Ideale und nicht unbedingt gleich umsetzbar. Dennoch, kleine Schritte führen auch letztlich zum Ziel. Es ist gut, zu überlegen: „Wie kann ich meinen Geist reinigen?“ Reinigen heißt auch, von Vorurteilen befreien. Viele Menschen handeln aus Vorurteilen heraus. Sie schauen durch eine rosa Brille oder eine blaue, lila Brille, sie haben vorgefasste Meinungen und so erkennen sie nicht wirklich, wie der andere Mensch ist und was der andere Mensch wirklich will. Überlege z.B. heute, wenn du mit Menschen zusammen bist, schaust du ihn oder sie durch eine Brille an? Interpretierst du all das, was er oder sie vielleicht ausdrückt durch deinen eigenen geistigen Filter? Selbstverständlich interpretierst du das alles durch deinen eigenen geistigen Filter. Aber überlege, hält dich dieser Filter davon ab, ihn oder sie so zu sehen, wie er oder sie vielleicht ist? Stelle deine eigenen Filter öfters mal in Frage! Bemühe dich, deinen Geist etwas reiner zu machen, transparenter zu machen! Eine schöne Übung ist auch, dass du dir vornimmst, jeden Tag die Welt mal durch die Augen eines anderen zu sehen. Oder beginne heute. Oder, falls heute schon Abend ist, versuche die Welt aus den Augen eines der Menschen zu sehen, die du heute getroffen hast! Gleich nach diesem Podcast überlege: Wie sind die Motive dieses Menschen? Was hat er oder sie sich dabei gedacht? Warum hat er oder sie gehandelt von seinem oder ihren Standpunkt aus? Könnte es sein, dass sein oder ihr Standpunkt vielleicht irgendeine besondere Berechtigung hat? Wenn du das lernst und so immer mehr dich von deinen eigenen Vorstellungen löst, dann kannst du immer mehr frei werden und du kannst immer liebevoller werden. Und dann sagt Krishna: „Dann wirst du nicht befleckt, wenn du handelst.“ Denn wenn du mit anderen umgehst und nur aus deinen eigenen Vorurteilen heraus handelst, kommst du notwendigerweise zu Konflikten, inneren Konflikten, äußeren Konflikten. Daher: „Wessen Geist rein ist, der wird nicht befleckt, wenn er handelt. Er kann liebevoll, freundlich, mitfühlend und voller Gleichmut handeln.“



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Entsagung ohne Yoga, schwerer Weg - BhG V.6

Gelange durch die Empfindung von Harmonie und Einheit zum Höchsten.
Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Krishna, der Lehrer, sagt im sechsten Vers des fünftes Kapitels der Bhagavad Gita zu Arjuna, seinem Schüler:
„Entsagung ist ohne Yoga schwer zu erreichen. Der Weise, der durch Yoga Harmonie erreicht hat, geht rasch zu Brahman.“
Die Yogaphilosophie sagt, die Yogameister sagen, der Mensch ist in seinem Inneren göttlich, der Mensch ist höchstes Bewusstsein, Satchidananda, Sein, Wissen und Glückseligkeit. Wenn du höchste Glückseligkeit bist, warum erfährst du Leid? Wenn du unendliches Sein bist, warum leidest du unter beschränktem Körper und beschränkten geistigen Fähigkeiten? Letztlich ist es die Verhaftung. Eigentlich ist der Körper und sind deine Persönlichkeit und Emotionen Gefäße oder auch Fahrzeuge oder Ausdrucksmittel der Seele, aber du verhaftest dich daran, du verhaftest dich an deinen Körper und denkst, „ich bin der Körper“. Du verhaftest dich an deine Persönlichkeit und denkst, „ich bin die Persönlichkeit“. Du verhaftest dich an dein Denken und dein Fühlen. Folglich erfährst du nicht, wer du wirklich bist. So ähnlich wie ein Mensch, der nur an sein Auto denkt, vielleicht nicht bemerkt, dass in seinem Körper irgendetwas nicht stimmt. Wenn du dagegen weißt, „der Körper ist nur mein Fahrzeug, die Emotionen sind meine Fahrzeuge und auch meine Persönlichkeit ist mein Fahrzeug“, dann kannst du dich davon lösen. Aber Krishna sagt hier auch, es reicht auch nicht allein, das zu erkennen. Es gilt, es auch in die Tat umzusetzen. Krishna sagt hier: „Durch Yogapraxis erreiche Harmonie!“ Es ist leichter, dich von einer harmonischen Persönlichkeit zu lösen, als von einer Persönlichkeit, die voller Ängste, voller Ärger, Niedergeschlagenheit voller ungelöster Probleme steckt. Es ist leichter, sich von einem angenehm anfühlenden Körper zu lösen, als von einem, der voller Schmerzen ist. So ist es wichtig, dass du mittels Yoga lernst, deinen Körper zu mögen, mit deinem Körper gut zurecht zu kommen, deinen Körper zu entspannen, deinen Körper gesund zu bekommen oder doch einigermaßen gesund zu bekommen. Oder doch entspannt zu bekommen, sodass du dich lösen kannst von dem, was vielleicht nicht änderbar ist. Es ist auch hilfreich, wenn du lernst, mit deinen Emotionen besser umzugehen, wenn du lernst, deine Geist mehr zu konzentrieren. All das hilft, dass du dich nachher mehr davon lösen kannst. Und wenn du dich gelöst hast von diesen Identifikationen, dann erfährst du das Höchste, du erfährst deine Natur als reines Sein, Wissen und Glückseligkeit.
Bis zum nächsten Mal, alles Gute, dein Sukadev von www.yoga-vidya.de.



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Wissen und Dienen führt zu Gott - BhG V.5

Wissen und Dienen führen zur höchsten Verwirklichung.
Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Krishna spricht in der Bhagavad Gita, fünfter Vers, fünftes Kapitel:
„Den Ort, den die Sankhyas, die Jnanis erreichen, erreichen auch die Yogis, die Karma Yogis. Derjenige erkennt, der Wissen und Handeln als eins erkennt.“
Sankhyas und Jnanis, diejenigen, die nach Erkenntnis streben. Und die Yogis, das sind die, die durchaus auch handeln, die im Alltag dienen. Wenn Krishna von Yogis spricht, meint er ja gerade die Karma Yogis. Also die, die ihre Pflicht tun, die ihre Aufgaben erfüllen. Das ist eben auch besonders interessant. Yoga heißt, im Alltag aktiv zu sein. Yoga heißt, seine Kräfte, Fähigkeiten und Talente zum Wohl anderer einzusetzen. Beides gehört zusammen, höhere Erkenntnis und uneigennütziges Dienen. Uneigennütziges Dienen heißt natürlich auch, seine Aufgabe und seine Pflicht zu erfüllen. Und es heißt, diese Aufgabe mit Enthusiasmus zu erfüllen. Es heißt, sie aber auch bewusst zu erfüllen. Mechanisch etwas zu tun, führt dich nicht sehr viel weiter. Eine enge Schülerin von Swami Vishnu hatte mir mal erzählt, dass sie irgendwann mal ein Yogazentrum eröffnet hatte und den Swami Vishnu dann eingeladen hatte, um es einzuweihen. Sie war doch ein bisschen stolz darauf, dass sie so viel tun konnte und dass sie so viel getan hatte, dass das Zentrum erfolgreich eröffnen werden konnte, so viele Menschen zur Eröffnungsfeier da waren. Swami Vishnu sagte sehr freundlich zu ihr: „Weiß du, Esel erreichen auch nicht die Selbstverwirklichung. Wenn in Indien ein Esel die Bewässerungspumpe betreibt und den ganzen Tag beschäftigt ist, erreicht er nicht die Verwirklichung oder höhere Erkenntnis. Sei dir bewusst, wenn du dienst, diene Gott im anderen! Tue etwas Gutes im anderen! Fühle dich mit dem anderen verbunden! Es ist wichtig, dass das, was du tust, mit Herz getan wird. Und wenn du einem anderen etwas Gutes tust, dass du das von ganzem Herzen und mit Liebe tust. Verbinde, Liebe, Erkenntnis und uneigennütziges Dienen. Das ist der sicherste Weg, um spirituell voranzukommen.“


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Vedantische, lehrreiche Geschichten

Ich möchte heute Morgen eine Geschichte aus den Upanishaden erzählen und zwar die Geschichte, wie Brahma dem Indra und dem Virochana gelehrt hat. Es gab zwei große Wesen, nämlich Indra und Virochana. Indra gilt als der König der Engelswesen und Virochana als der König der Dämonen. Die beiden hatten gehört, dass, wenn man sein wahres, sein höheres Selbst erkennt, dann wäre man ewig und dauerhaft glücklich. Das fanden die beiden eine tolle Sache: „Wir wollen beide ewig und dauerhaft glücklich sein, also, dafür müssen wir das höhere Selbst erkennen.“ So sind sie also zu Brahma gegangen, zum Schöpfer, und haben gesagt: „Brahma, könntest du uns bitte lehren?“ Und Brahma schaute sie an und sagte: „Bleibt mal 25 Jahre lang bei mir im Ashram, dient und kümmert euch um alles, danach werde ich euch unterweisen.“ Ich hatte ja den Teilnehmern des Upanishaden-Seminars gesagt, die Schüler in den Upanishaden haben sehr hohe Frage gehabt und die Lehrer hatten sehr hohe Tests gehabt. Jedenfalls, Indra und Virochana ließen sich davon nicht abhalten, sie blieben 25 Jahre lang im Ashram von Brahma und sie halfen dort. Und obgleich sie eigentlich Könige waren, halfen sie im Haushalt und in der Küche und wuschen die Kleider und kümmerten sich um den Garten und alles Mögliche, was halt im Ashram so anfällt. Sie meditierten und sie machten ihre Asanas und Pranayama. Aber Brahma machte keine besonderen Unterweisungen. Nachdem die 25 Jahre vorbei waren, dort rief Brahma die beiden zu sich und sagte: „Jetzt schaut in diesen Spiegel, was ihr dort seht, das ist euer niederes Selbst.“ Dann sagte er: „Ok, jetzt zieht euch wieder die königlichen Gewänder an, die ihr ja vor 25 Jahren abgelegt habt, um hier im Ashram zu dienen. Zieht die an und kommt dann wieder!“ Gut, die beiden zogen wieder ihre königlichen Gewänder an und dann sagte Brahma: „So, hier, schaut in den Spiegel! Was ihr jetzt seht, das ist euer höheres Selbst.“ Die beiden waren zwar ein bisschen erstaunt ob dieser Aussage, aber sie gingen dann auf den Weg nach Hause. Virochana dachte: „Gut, 25 Jahre verschwendet, das habe ich schon vorher gewusst, höheres Selbst ist letztlich der Körper, wenn wir den besonders schmücken und schönmachen und Macht und Ansehen, dann sind wir dauerhaft glücklich.“ Der Indra ging nach Hause und irgendwo dazwischen dachte er: „Da stimmt was nicht.“ Und er dachte: „Irgendwas muss ich falsch verstanden haben, denn ich bin ja deshalb zu Brahma gegangen, weil ich festgestellt habe, jetzt meinen Körper zu schmücken, Geschmeide anzuhängen und irgendwo als wichtige Person zu agieren, das macht ja nicht glücklich. Ich bin ja deshalb dorthin gegangen, weil ich nicht glücklich war.“ So ging er zurück zu Brahma und Brahma sagte: „Warum kommst du zurück?“ Sagte er: „Ich glaube, ich habe etwas falsch verstanden.“ Sagte Brahma: „Was hast du denn verstanden?“ „Ja, ich habe verstanden, wenn der Körper so ein bisschen in einfachen Lumpen gekleidet ist, das ist niederes Selbst, und wenn ich in toller Kleidung gekleidet bin und alle möglichen Geschmeide anziehe, dann ist das mein höheres Selbst.“ Lachte Brahma und sagte: „Nichts hast du verstanden. Was ich meinte ist, das, was gleich bleibt, wenn der Körper toll aussieht oder weniger toll aussieht, ob er gut geschmückt ist oder weniger gut geschmückt, ob er gesund ist oder krank, das, was unabhängig vom Körper bleibt, das ist dein höheres Selbst. Aber bleibe besser noch 25 Jahre im Ashram, danach lehre ich dich mehr.“ Indra blieb wieder 25 Jahre lang im Ashram. Nachdem die 25 Jahre vorbei waren, rief Brahma ihn wieder zu sich und sagte: „Wie fühlst du dich?“ Und Indra berichtete. Dann fragte Brahma: „Und wie war es letzte Nacht? Hast du geträumt?“ Und dann sagte Indra: „Ja, ich habe geträumt, ich war der und der.“ Dann sagte Brahma: „Das ist dein höheres Selbst.“ Gut, Indra ging nach Hause. Auf dem Weg nach Hause überlegte er wieder: „Mein Traum-Ich soll mein höheres Selbst sein? Das heißt mit anderen Worten, wenn ich träume, dann ist das mein höheres Selbst. Aber wie kann das sein? Denn, ich habe ja sowieso jede Nacht geträumt und das hat mich jetzt nicht glücklich gemacht. Und jetzt mir vorzustellen, ich wäre der, der ich im Traum bin und wer? Letzte Nacht habe ich geträumt, ich war ein Schmetterling. Die vorletzte Nacht habe ich geträumt, ich war irgendein Bettler. Vor drei Nächten habe ich geträumt, ich wäre Indra irgendwo im Himmel. Und vor vier Nächten habe ich geträumt, ich wäre irgendwo in einem Ashram so eine einfache Kirchenmaus gewesen. Wer soll ich dort gewesen sein? Was davon ist mein höheres Selbst?“ Er ging zurück zu Brahma und sagte: „Brahma, ich habe wieder was nicht verstanden, bitte erläutere mir.“ Und Brahma fragte: „Was hast du verstanden?“ „Ja, ich habe verstanden, dass das Traum-Ich mein höheres Selbst ist. Aber ich frage mich, welches Traum-Ich?“ Lachte Brahma und sagte: „Wiederum hast du nichts verstanden. Das, was gleich bleibt inmitten aller Veränderungen im Traum, inmitten aller Veränderungen der Psyche, inmitten aller Veränderungen der Identifikationen, das ist dein höheres Selbst. Jetzt, in diesem Wachzustand, identifizierst du dich mit einer Person, mit bestimmten Eigenschaften und Fähigkeiten und Emotionen. Jede Nacht träumst du etwas anderes. Und das, was gleich bleibt, jenseits aller Veränderungen in der Psyche, in den Emotionen, in den Gedanken, sogar in den Persönlichkeiten und Identifikationen, Tat Tvam Asi, Das ist dein höheres Selbst. Aber bleibe besser noch mal 25 Jahre im Ashram, dann sehen wir weiter.“ Gut, Indra diente wieder 25 Jahre. Die Engel leben halt ein bisschen länger als Menschen, deshalb klappt das etwas leichter. Und nach 25 Jahren rief Brahma den Indra wieder zu sich und sagte: „Hast du letzte Nacht geschlafen?“ „Ja.“ „Hast du auch Tiefschlaf gehabt?“ Sagte Indra: „Ja.“ Und dann sagte er: „Tat Tvam Asi. Das, was du im Tiefschlaf erlebst, das ist dein höheres Selbst.“ Gut, Indra ging wieder nach Hause, glücklich, und dachte: „Ja, das macht ja Sinn. Irgendwo im Tiefschlaf bin ich glücklich. Egal, was am Tag passiert ist, im Tiefschlaf ist alles vorbei.“ Als er weiter überlegte, dachte er: „Aber irgendwas kann auch nicht sein. Schon bevor ich zu Brahma hingegangen bin, habe ich jede Nacht tief geschlafen, dennoch war ich nicht dauerhaft glücklich. Und außerdem, das kann es ja jetzt auch nicht gewesen sein, jetzt zu probieren, länger zu schlafen.“ Also kehrte er zurück zu Brahma und erzählte ihm das. Und Brahma sagte wiederum: „Hast du nicht richtig verstanden. Nicht das Tiefschlafen ist das höhere Selbst, sondern das, was gleich bleibt im Wachzustand, Traumzustand und Tiefschlafzustand. Das, was immer gleich bleibt, das ist dein höheres Selbst. Das, was gleich bleibt, ob dein Körper sich verändert oder nicht. Das, was gleicht bleibt, egal, ob deine Lebensenergie, deine Emotionen, deine Gedanken, deine Persönlichkeit und deine Identifikationen sich verändern oder nicht. Das, was sogar dann gleich bleibt, egal, ob du dir stärker oder weniger stark bewusst bist. Das, was hinter all dem gleich bleibt, Tat Tvam Asi, Das bist du. Aber bleibe besser noch mal eine Weile bei mir.“ Nachdem diese Zeit vorbei gewesen war, rief Brahma wieder den Indra. Und diesmal erläuterte er ihm nicht viel, sondern er sagte: „Setze dich jetzt hin zur Meditation! Schließe deine Augen! Beobachte den Körper! Beobachte die Gedanken! Beobachte die Emotionen! Beobachte die verstärkte und weniger starke Bewusstheit, die da ist! Und dann sei dir bewusst, hinter all den Veränderungen von Körper, von Energien, von Emotionen, von Gedanken, von Persönlichkeit, von Identifikation, sogar von stärkerer und weniger starken Bewusstheit, Tat Tvam Asi, Das bist du. Tat Tvam Asi, Das bist du.“ Und Indra schließlich verwirklichte, „Aham Brahmasmi. Ich bin dieses Brahman. Dieses unendliche, ewige Bewusstsein hinter allem. Unabhängig davon, was äußerlich geschieht.“
Hari Om Tat Sat



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Ich lese etwas aus der Autobiographie von Swami Sivananda. Swami Sivananda hat ja nächsten Donnerstag Geburtstag und gestern Abend hatte ich aus dem Kapitel gelesen, „Wie Gott in mein Leben kam“ und will dort heute Morgen die Fortsetzung lesen. Swami Sivananda hat in diesem Kapitel zunächst beschrieben, drei Stufen oder drei Momente oder Perioden, wie Gott in sein Leben gekommen war. Das erste war als Kind, als er bei den Pujas, also den Verehrungsritualen, bei seinem Vater dabei war, hatte er so ein Gefühl von göttlicher Gegenwart, von Freude, von Licht, von Liebe. Und in anderen Gesprächen hat er auch angedeutet, dass er dort auch richtige Visionen Gottes hatte und wirklich gespürt hat, bei diesen Pujas ist Gott tatsächlich erfahrbar. Die zweite, man kann sagen, Vision, die Swami Sivananda hatte, war als er bei einem Selbstverteidigungskünstler, wahrscheinlich Kalari-Meister, in die Lehre gegangen war und dieser ein Unberührbarer war, ihm gesagt worden war dann, dass er als Brahmane nicht bei einem Unberührbaren in die Lehre gehen darf. Dann hatte er eine Vision gehabt, dass er Gott, dieses Licht, das er gesehen hatte im Puja-Raum seines Vaters, in das Herz dieses Lehrers hineingegangen war und das Gott praktisch in diesem Menschen im besonderen Maße gegenwärtig für ihn war. Und es gibt eben ein Zitat aus den Veden und dort steht: „Der Mensch, in dem du Gott siehst, das ist dein Guru.“ Und so hat Swami Sivananda diesen Kastenlosen als seinen Guru angesehen und hat so die Trennung aller Kastengrenzen überwunden. Was dann auf Dauer später auch so weiter war. Der nächste Schritt war, Gott manifestierte sich als eine Inspiration in ihm, also einem Enthusiasmus, alles, was über Gesundheit bekannt war, weiterzugeben. Er wollte alles erfahren, was es über Gesundheit zu wissen gab. Egal, ohne Berührungsängste. So wie er keine Berührungsängste mehr hatte nach diesem Erlebnis mit diesem Kastenlosen als Meister, keine Berührungsängste zu irgendwelchen Menschen mehr hatte, hatte er auch keine Berührungsängste von irgendwelchen Herkunften von Medizin. So lernte er Schulmedizin, er lernte Naturheilkunde, Ayurveda, Hatha Yoga, und was auch immer er kannte, er wollte es weitergeben und es war dieser reisen Enthusiasmus, das weiterzugeben auf die verschiedensten Weisen.

Dann, nächster Schritt, schreibt er hier:
„Später in Malaysia kam Gott in Form der Kranken zu mir. Es ist jetzt schwierig für mich, ein besonderes Beispiel herauszugreifen, wahrscheinlich ist es auch unnötig. Zeit und Raum sind Vorstellungen des Geistes, sie haben keine Bedeutung vor Gott. Ich kann jetzt auf meine Zeit in Malaysia als einem einzigen Ereignis zurückblicken, in dem Gott in Gestalt der Kranken und Leidenden zu mir kam. Die Menschen sind krank an Körper und Geist. Für manche ist das Leben ein schleichender Tod. Anderen ist der Tod willkommener als das Leben. Manche laden den Tod ein und begehen Selbstmord, unfähig, sich dem Leben zu stellen.“
Das ist ein nächster Schritt. Vorher, als er noch in Indien war, hatte er weniger direkt so viel mit Kranken zu tun, außer als Assistenzarzt, aber er war nicht selbst verantwortlich dafür, dass er Menschen die Heilung gegeben hatte, sondern er hat mehr in Richtung Prävention, Aufklärung, Zeitschriften, Vorträge usw. gemacht, dass Menschen selbst etwas tun für die Gesundheit. Jetzt ist er ausgewandert nach Malaysia, war dort Leiter eines Krankenhauses, tätig als Chefarzt, und jetzt wollte er alles tun, um Menschen zu heilen, die krank waren. Und so kam Gott zu ihm in Gestalt all der Kranken, denen er half. So wie ja auch Jesus gesagt hat: „Das, was ihr dem Geringsten tut unter euren Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Oder auch auf die Frage, wie man Gott erkennen kann, antwortete er: „Wenn ein Kranker vor dir ist, das ist Gott vor dir.“ Und dieses Gefühl hatte Swami Sivananda jetzt in dieser Periode in Malaysia, dass Gott vor ihm war, in Gestalt all dieser Kranken, und er wollte diesen helfen, mit egal, was für eine Weise er dort hatte. So nutzte er jetzt all das, was er vorher gelernt hatte, schulmedizinische Mittel, naturheilkundliche Mittel, er nutzte Tipps aus dem Ayurveda, aus dem Hatha Yoga, er stellte fest, dass er auch heilende Energien hatte. Von anderen, die ihn aus der Malaysiazeit kannten, weiß man, dass Swami Sivananda Menschen auch massierte mit seinen Händen, vor allem auch Fußmassage, dass irgendwo heilende Energie von ihm ausging. Also, es waren nicht nur die Mittel, die er gegeben hatte, sondern er hatte diese heilende Kraft auch gehabt. Er nutzte alles, aber er stellte dann das fest, was die meisten feststellen, die sich bemühen, Leiden zu mildern, Leiden ist unendlich und was man tut, ist nur unbefriedigend. Und so, aus diesem Wunsch, anderen zu helfen - und nicht nur Wunsch, sondern aus allem Bemühen, Leiden zu mildern, stellte Swami Sivananda fest, was er jetzt hier schreibt:
„Wenn Gott diese Welt nicht nur als Hölle erschaffen hatte, in die schlechte Menschen geworfen wurden, um zu leiden, und wenn es etwas über dieses Elend und diese hilflose Existenz hinaus gab, und ich fühlte intuitiv, dass es so sein müsse, dann sollte man dieses andere kennen lernen und erfahren. Danach strebte ich immer mehr.“
So, kann man sagen, trat Gott in sein Leben, als der intensive Wunsch, etwas zu erfahren, was jenseits des Leides ist. Er erkannte, dass man auf einer physischen und auch auf einer psychologischen Weise Menschen nicht dauerhaft vom Leid befreien konnte. Es musste etwas anderes geben als medizinisches Wissen, naturheilkundliches Wissen, als äußere Hilfe. Und dieses Tiefere, dieses wollte er erfahren. Das war der nächste Schritt. Die weiteren Schritte werde ich während der nächsten Tage im Satsang lesen oder, diejenigen, die heute abreisen, ihr könnt sie ja nachlesen in der Autobiographie von Swami Sivananda.

Hari Om Tat Sat


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Bei welchen Krankheiten wirkt Yoga?

sukadev_satsang_podcast.jpg?width=150Yoga wirkt – bei sehr vielen Krankheiten. Yoga wirkt heilend, Yoga wirkt unterstützend, Yoga wirkt vorbeugend. Sukadev Bretz stellt in diesem Vortrag ein paar wissenschaftliche Forschungsergebnisse vor, und beschreibt, bei welchen Krankheiten Yoga als Therapie eingesetzt werden sollte.


Wenn die Schulmedizin ihren wissenschaftlichen Anspruch ernst nehmen würde, wäre nämlich Yoga laut empirischer Studienlage bei einer Reihe von Krankheitsbilder die Therapie erster Wahl. Sukadev sagt in diesem Vortrag, bei welchen Krankheitsbildern das so ist. Mitschnitt aus einer Yogalehrer Weiterbildung bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Dieser Podcast ist nicht spirituell – dennoch inspirierend… Weiterführende Informationen unter www.yoga-vidya.de

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Ich spreche gerade über die Bhagavad Gita, fünftes Kapitel, vierter Vers.
Krishna, der Lehrer, spricht zu seinem Schüler Arjuna:
„Kinder, nicht Weise, sprechen von Wissen und dem Yoga des Handelns, vom Ausführen der Handlungen, als wären es zwei verschiedene Dinge oder etwas voneinander Getrenntes. Wer wahrhaftig in einem fest verwurzelt ist, erntet die Früchte von beiden.“
Es gibt so viele Yogawege. Karma Yoga, der Yoga des uneigennützigen Dienens, Bhakti Yoga, der Yoga der Hingabe, Raja Yoga, der Yoga der Selbstbeherrschung, Jnana Yoga, der Yoga des Wissens, um nur vier zu nennen. Alle Yogawege haben das gleiche Ziel. Sie wollen dich führen zur Einheit. Yogis gehen noch weiter und sagen, nicht nur Yogawege führen dazu, sondern die Wege aller spirituellen Traditionen führen zu dem gleichen höchsten Ziel. Es ist egal, ob du jetzt Christ bist, ob du Moslem bist, ob du Jude bist, Taoist, ob du Buddhist bist, ob du Yoga, egal, welcher Tradition praktizierst, ob du Yoga mit Christentum kombinierst, ob du eher agnostisch bist und dennoch spirituell praktizierst, letztlich spielt es keine Rolle. Was eine Rolle spielt, ist, dass du dich selbst weiterentwickelst. Letztlich kann man gar nicht Mensch sein, ohne sich irgendwo weiter zu entwickeln, aber du kannst dich bewusst weiterentwickeln. Und egal, auf welchem Weg du gehst, zwei Dinge sind durchaus immer wichtig: Das eine, das uneigennützige Dienen. Und das zweite ist, die höhere Erkenntnis. Wenn du spirituell wächst, muss sich dieses Wachstum auch ausdrücken. Jesus sagt in der Bergpredigt: „An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.“ Du kannst nicht spirituell in der Einheitserfahrung wachsen und dabei egoistischer werden. Ein spirituell entwickelter Mensch will auch anderen helfen, er will seine Liebe zu anderen ausdrücken, er will Gutes tun in dieser Welt. Daher, du kannst erkennen, ob jemand auf dem spirituellen Weg weitergekommen ist, daran, ob er anderen hilft und dient. Aber allein nur Dienen reicht nicht aus. Es gilt auch, zu einer höheren Erkenntnis zu kommen. So viele Ereignisse geschehen im Leben, so viel Schlimmes sieht man in dieser Welt, so viel Leiden ist da. Wenn du dort nicht Zugang hast zu einer höheren Erkenntnis, dann kann es sein, dass du verzweifelst und vielleicht entmutigt sein wirst. Wenn du dagegen erkennst, dass das ganze Leben Ausdruck eines göttlichen Prinzips ist, wenn du erkennst, dass auch im großen Leiden irgendwo ein Sinn liegen muss, auch wenn du ihn nicht verstehst, dann kannst du voller Kraft und voller Enthusiasmus anderen helfen und dienen. So überlege gerade heute: „Wie kann ich anderen helfen und dienen? Was kann ich tun, um anderen eine kleine Freude zu bereiten?“ Und sei dir immer wieder bewusst, das gleiche Bewusstsein ist in allen Wesen. Wir sind alle Teil des einen unendlichen Ganzen. Wir sind alle Teil der unendlichen Einheit.


Hari Om Tat Sat


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Im fünften Kapitel, dritter Vers, sagt Krishna:

„Als immerwährender Entsagter möge der angesehen werden, der weder hasst noch wünscht; denn frei von den Gegensatzpaaren, Oh mächtig bewaffneter Arjuna, findet er leicht Befreiung aus den Banden.“
Im Yoga geht es um Freiheit. Es geht darum, dass du dich freimachen willst von automatischen Reiz-Reaktionsketten, freimachen willst von automatisierten Wünschen und ihnen nachrennen. Yoga will dir helfen, wahrhaftig Freiheit zu verwirklichen. Und um diese Verwirklichung zu bekommen, gilt es, dass du dich löst von diesen Automatismen. Es ist ok, Wünsche zu haben. Wünsche sind ja auch insgesamt etwas Gutes. Wenn du morgens frühstückst, dann ist es gut, dass du etwas isst, was dir schmeckt. Wenn du die Temperatur in einem Raum anpasst, durchaus ist es gut, zu schauen, wo fühlst du dich wohl. Nur du solltest daran nicht Sklave sein. Nicht gleich jedes Mal, wenn es etwas zu kalt ist, sofort die Heizung aufdrehen, oder jedes Mal, wenn es sehr warm ist, die Fenster aufmachen. Insbesondere gilt es, dass du nicht Streit suchst nur wegen Kleinigkeiten, nur wegen kleinem Mögen und Nicht-Mögen. Wenn du lernst, dass du auch dann glücklich sein kannst, wenn nicht alles so geschieht, wie du es gerne hättest, dann hast du Freiheit erreicht. Überlege gerade heute, wann könntest du vielleicht mal einen Wunsch nicht erfüllen? Wann könntest du mal etwas trotzdem machen, obgleich du es nicht magst? Nur so, ohne irgendeinen anderen Grund, nur, um Freiheit zu zeigen. Um zu zeigen, du bist Herr in deinem geistigen Hause und du bist nicht Sklave von deinen Gedanken, Wünschen und Emotionen.

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Suche Zuflucht im Yoga - BhG IV. 42

Bhagavad Gita, 4. Kapitel, 42. Vers
„Mit dem Schwert der Erkenntnis des Selbst mache daher deine Zweifel zunichte, die aus Unwissenheit entstanden sind und in deinem Herzen wohnen, und suche Zuflucht im Yoga. Erhebe dich, Oh Arjuna.“
Dies ist der letzte Vers des vierten Kapitels der Bhagavad Gita. Im vierten Kapitel hat Krishna über Karma gesprochen und wie man sich aus dem Karma lösen und befreien kann. Das letzte Wort dort ist: „Erhebe dich, Oh Arjuna.“ Wenn du aus irgendwelchen Gründen niedergeschlagen bist, kannst du diese Verse so auf dich wirken lassen. Du kannst sagen: „Atisthottistha bharata.“ Nochmal: „Atisthottistha bharata. Erhebe dich.“ Wir sollen nicht in Selbstmitleid versinken, wir sollen nicht in der Depression versinken. Manchmal suhlen sich Menschen in ihrem eigenen Leid und Mitleid. Immer wieder sage dir: „Erhebe dich.“ Die Kraft ist in dir. Egal, was passiert, egal, wie schlimm die Umstände sind, egal, wie sehr du dich von irgendetwas bedrücken lässt, egal, wie dich etwas erschüttert hat, egal, wie du vielleicht energielos bist, weil du ausgebrannt bist. Versinke nicht im Selbstmitleid, sondern: „„Atisthottistha bharata. Erhebe dich, Oh Bharata.“ Vielleicht magst du das noch ein paar Mal wiederholen. „„Atisthottistha bharata. Atisthottistha bharata. Atisthottistha bharata. Erhebe dich, Oh Bharata. Erhebe dich, Oh Arjuna. Erhebe dich, Oh spiritueller Aspirant.“ „Atisthottistha bharata.“

Hari Om Tat Sat


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Sei frei von Karma - BhG IV. 41

Bhagavad Gita, 4. Kapitel, 41. Vers

„Den Menschen, der durch Yoga den Handlungen entsagt hat, dessen Zweifel durch Wissen aufgelöst worden sind, und der gefasst ist - ihn bindet das Karma nicht, Oh Arjuna.“
Wir können uns lösen von Verhaftungen, wir können uns lösen von Befreiung. Er sagt, „durch Yoga den Handlungen, damit dem Karma entsagt hat“. Yoga kann hier Einheit heißen. Sei dir bewusst, dass alles eins ist, dass du mit allem verbunden bist. Wenn du dir bewusst bist, dass, wenn du atmest, du dich verbindest mit der Luft, wenn du Essen isst, du verbindest dich mit der Erde, wenn du mit anderen kommunizierst, verbindest du dich mit anderen Menschen. Wenn du dir so bewusst bist, dann hast du diese Verbindung. Wenn du Verbindung und Einheit spürst, dann hast du die Getrenntheit überwunden und damit bist du frei von Karma. „Zweifel werden durch Wissen aufgelöst.“ Da ist es durchaus gut, mal tief zu fragen. Wenn du Zweifel hast, einen Moment lang oder ein paar Tage lang, gehe den Fragen wirklich tief nach! Und dann hast du ein bestimmtes Wissen. Und danach, lasse die Zweifel los, mindestens für eine Weile, und handle aus deinem Wissen heraus! Sei gefasst und ohne Verhaftung.

Hari Om Tat Sat


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