Sukadev Bretzs Beiträge (5588)

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Warum wir nicht der Geist sind

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute sind wir im Yoga Sutra, 4. Kapitel, 19. Vers: „Weil er wahrnehmbar ist, ist der Geist nicht selbst-erleuchtend.“

Hier sagt Patanjali, warum wir nicht der Geist sein können. Damit ist der Geist im Sinne von Psyche, von Gemüt, von Denken, Wollen, Fühlen, von Persönlichkeit, von Neigungen, von Talenten usw. gemeint. Wir können diesen Geist wahrnehmen. Du kannst beobachten, wie Wortgedanken kommen. Du kannst die Bildgedanken beobachten. Du kannst die Gefühle lokalisieren. Da du derjenige bist, der die Gedanken beobachtet und der sich der Gefühle bewusst ist, ist das „Du“ etwas anderes als die Gefühle. Nicht die Gefühle beobachten dich, sondern du beobachtest die Gefühle. Daher bist du das Bewusstsein. Die Gefühle sind etwas anderes.

Der Geist ist nicht selbst-erleuchtend. Angenommen, dein Bewusstsein wäre nicht da, dann könnte dein Geist nichts wahrnehmen. Der Geist an sich bekommt die Bewusstheit, weil er Purusha, das höchste Selbst, spiegelt. Gedanken, Emotionen und Gefühle können nur dann existieren, wenn Bewusstsein dahinter ist. Ohne Bewusstsein gibt es keine Gedanken, Gefühle und Emotionen. Man kann natürlich sagen, dass es unterbewusste Gedanken gibt, aber das würden wir nicht unbedingt als Gedanken bezeichnen. Es sind eher Abläufe im Unterbewusstsein. Wirkliche Gedanken, Gefühle gibt es nur dann, wenn Bewusstsein da ist. Und Bewusstsein ist Purusha. Der Geist ist nicht selbst leuchtend.

Hari Om Tat Sat

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Die Wahrnehmung im Raja Yoga

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im vierten Kapitel vom Yoga Sutra von Patanjali. Das ist überschrieben als Kaivalya, Befreiung. Dieses vierte Kapitel ist sehr philosophisch. Patanjali schreibt von einer sehr hohen philosophischen Warte aus über Wahrnehmung, Selbst, Nicht-Selbst, objektive Wirklichkeit, subjektive Wirklichkeit und über Kaivalya.

Im 18. Vers sagt Patanjali: „Da die Natur des Purusha unveränderlich ist, sind die Gedanken des Geistes dem Selbst immer bekannt.“

Die Wahrnehmungstheorie im Raja Yoga und im Sankhya geht so: Es gibt ein Objekt, das färbt unseren Geist, und Purusha, das Selbst, das Bewusstsein, nimmt diese Veränderungen des Geistes wahr. Also angenommen, du guckst jetzt gerade irgendwo hin, dann färbt das, was du siehst, deinen Geist. Moderne Wahrnehmungspsychologen würden sagen, es erzeugt bestimmte Verbindungen im Hirn, aktiviert bestimmte Sehzentren und vielleicht auch Fühlzentren, und diese Veränderung in deiner Psyche, im Raja Yoga also diese Färbung des Geistes, wird jetzt vom Purusha wahrgenommen.

Purusha ist ewig und unveränderlich, ist also immer da. Es kann nicht passieren, dass du Gedanken hast und dir derer nicht bewusst bist. Gut, es gibt unterbewusste Gedanken, das ist aber ein anderes Thema. Aber sowie Gedanken, Vrittis auf der Oberfläche deines Geistes sind, wird sich das Bewusstsein dessen bewusst. So kommt die Wahrnehmung zustande. Ein Objekt ist da - entweder über Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Fühlen - daraus entsteht eine Vritti, ein Gedanke im Geist, dieser Gedanke im Geist wird dann von Purusha wahrgenommen. Dann ist es so, als ob du eine Farbe siehst, ein Objekt siehst oder einen Klang hörst.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

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Wir nehmen nicht alles wahr

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem
Yoga Sutra, 4. Kapitel, 17. Vers: „Je nachdem, ob das Objekt den Verstand färbt, ist es diesem bekannt oder auch unbekannt.“

Angenommen, da ist ein Objekt, das sich im Chitta, also im Geist widerspiegelt. Das Objekt färbt den Verstand, damit wird dieses Objekt dem Verstand bekannt. Angenommen, dieses Objekt färbt den Verstand nicht und du nimmst es nicht wahr, dann ist dir das Objekt logischerweise nicht bekannt. Das ist jetzt zu allererst mal eine ganz banale Sache, die aber durchaus eine subtile, entscheidende Bedeutung hat. In der heutigen Zeit ist das ja relativ klar. Man nimmt an, ein Objekt wird wahrgenommen und reflektiert sich im Gehirn. Wenn das Gehirn davon beeinflusst wird, dann können wir auch etwas davon wissen. Angenommen, wir schauen auf ein Objekt und es entsteht keine Hirnwelle, dann haben wir auch das Objekt nicht wahrgenommen. Dann entsteht auch kein Eindruck. Die moderne Wahrnehmungstheorie ist da ganz ähnlich wie die Yoga Wahrnehmungstheorie, wobei natürlich die Yoga Wahrnehmungstheorie das nicht ganz so materialistisch sieht.

Ein Objekt ist dann bekannt, wenn wir es wahrnehmen und es Vrittis, also Gedankenwellen, in unserem Chitta hervorruft. So gesehen kann es also durchaus Objekte geben, die in uns keine Gedankenwellen hervorrufen. Ob wir die ganze Wahrheit kennen, können wir so niemals wirklich wissen.

Hari Om Tat Sat

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Über die objektiv Wirklichkeit

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 16. Vers: „Ein Objekt ist nicht von einem Verstand abhängig. Was würde geschehen, wenn es nicht erkannt würde?“

Im 15. Vers hat Patanjali gesagt, dass ein Objekt unterschiedlich interpretiert werden kann, je nachdem, wer das Objekt erfährt. Und ich habe dazu erklärt, dass es ein interessantes Abenteuer sein kann, zu versuchen, die Welt mit den Augen eines anderen anzuschauen. Was gibt es für einen Grund, dass der andere es anders ansieht?

Patanjali sagt aber auch, dass das Objekt eine gewisse objektive Wirklichkeit hat. Zwar gilt vom vedantischen Standpunkt aus, dass die gesamte Welt wie ein Traum, ein Traum Gottes ist, aber vom praktischen und vom individuellen Standpunkt aus, existiert ein Objekt auch so, ohne, dass du daran denkst, ohne, dass du interpretierst. Es gibt eine gewisse objektive Wirklichkeit.

Ich sage dazu gerne eine „gewisse objektive Wirklichkeit“, denn eine hundertprozentige objektive Wirklichkeit ist wiederum schwierig. Aber Patanjali hat auch das Konzept, dass man über Prajna, die direkte Wahrnehmung, ein Objekt erkennen kann. Es ist durchaus möglich, ein Objekt weniger von subjektiver Wahrnehmung aus zu sehen und mehr von dem Objekt an sich aus. Angenommen du siehst einen Menschen. Du kannst jetzt entweder sofort zu Schlüssen kommen und je nach Erfahrung, die du vorher hattest, wirst du anfangen, zu urteilen. Oder du kannst probieren, diesen Menschen, der seine eigene innere Wirklichkeit hat und seine eigene Weise, das Universum zu sehen, aus sich selbst heraus verstehen, anstatt ihn zu beurteilen. Man sagt gerne, der erste Eindruck sei sehr wichtig. Vielleicht mag das in gewissem Grade auch stimmen. Aber es ist auch gut, nicht den ersten Eindruck zu einem Vorurteil wachsen zu lassen, sondern den Menschen wahrzunehmen, so wie er ist, anstatt ihn nur durch die eigene Brille wahrzunehmen.

Beim nächsten Vers sagt Patanjali noch mehr dazu. Bis dahin wünsche ich dir eine schöne Zeit!


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Hinterfrage deine innere Motivation

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit dem 4. Kapitel, 15. Vers: „Ist das Objekt dasselbe, rührt der augenscheinliche Unterschied zwischen zwei Wahrnehmungen von den verschiedenen Wegen der Chittas her.“

Es geht also um die unterschiedlichen Wege des Geistes. Du kennst das Phänomen. Du siehst etwas, jemand anderes sieht etwas, es ist das gleiche Objekt, der eine interpretiert es so, der andere interpretiert es so. Das gleiche Objekt kann ganz unterschiedlich wahrgenommen werden und sogar du selbst kannst das gleiche Objekt unterschiedlich wahrnehmen.

Das liegt alles an der inneren Interpretation. Daher möchte ich dich ermutigen: Hinterfrage die Interpretation. Gehe nicht gleich davon aus, dass der erste Schluss, den dein Geist hat, der richtige ist. Es gibt viele Weisen, etwas zu sehen. Es gibt viele Weisen, etwas zu interpretieren. So wie du etwas siehst, ist es nicht die einzig richtige Art. Es ist eine schöne Übung, die Welt mit den Augen eines anderen zu sehen. „Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich das sehen? Angenommen, ich wäre der und der, wie würde ich dort reagieren? Angenommen, ich hätte die und die Vorerfahrung, wie würde ich das sehen?“

Mache das mit der notwendigen Bescheidenheit und Demut. Ganz genau weißt du natürlich nicht, wie es ein anderer machen würde und wie es ein anderer sehen würde. Aber es ist ein interessantes Gedankenspiel. Du lernst, dich von deinen eigenen Reaktionsschemata und deinen eigenen Interpretationen zu lösen. Du lernst auch, Mitgefühl mit anderen zu haben. Einfühlsamkeit und die Fähigkeit, sich in andere hineinzufühlen, sind letztlich die Grundlagen der Nächstenliebe. Das nächste Mal, wenn du und ein Bekannter oder Freund von dir anderer Meinung seid bezüglich etwas, dann sei etwas toleranter. Erkenne, dass verschiedene Menschen das gleiche Objekt unterschiedlich sehen können, je nach ihrer Vorerfahrung.

So wünsche ich dir viel Freude bei der Faszination, die Welt mit unterschiedlichen Augen zu sehen, in diesem Abenteuer der Toleranz. Es ist ein intellektuelles und auch ein emotionales Abenteuer, andere Weisen der Interpretation gelten lassen zu können und dich in andere hineinversetzen zu können.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal!

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Vergegenwärtige dir, dass alles kommt und geht

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Patanjali sagt, die Einzigartigkeit liegt in der Veränderung der Gunas. Die Gunas, die Elemente der Natur, die Eigenschaften der Natur, sind in ständiger Veränderung begriffen, daher bleibt auch nichts gleich. Das, was du jetzt denkst, was jetzt ganz besonders ist und was an deiner Situation besonders ist, ist schon bald wieder vergangen. Und diese Besonderheit der Situation ist so besonders auch wiederum nicht.
Frage dich einfach öfter: „Die Situation, in der ich bin, ist das meine persönliche Situation oder ist es eine allgemein menschliche Situation?“ Angenommen du hast Rückenschmerzen und sagst: „Oh, mein unterer Rücken tut weh.“, dann kannst du dich fragen: „Ist das jetzt nur ein Problem von mir oder ist das ein allgemein menschliches Problem?“ Angenommen, du bist 45 Jahre alt, dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass du in diesem Monat Rückenprobleme hast, 45 Prozent. Es heißt, dass in etwa so viel Prozent Menschen, wie sie alt sind, Rückenprobleme haben. Die chronischen Schmerzen werden im höheren Alter sogar noch mehr. Dein Rückenproblem ist nichts Besonderes, das haben so viele andere auch.

Angenommen, du hast eine Partnerschaftsauseinandersetzung oder gar Liebeskummer. Dann kannst du dich auch fragen: „Ist das jetzt nur mein spezifisches Problem oder ein allgemein Menschliches?“ Du wirst feststellen, dass viele Millionen Menschen solche Probleme auch haben. Angenommen, du bist verärgert oder niedergeschlagen oder fröhlich und beschwingt und fürchtest oder hoffst, dass dieser Zustand auf Ewigkeit immer anhalten wird. Du kannst dich fragen: „Ist das jetzt mein persönlicher Zustand oder eine allgemein menschliche Erfahrung, die sich in mir manifestiert?“ Es heißt auch, dass jeder Mensch jede wichtige menschliche Erfahrung irgendwann mal machen muss, bevor er zu Kaivalya kommt. Wenn du also eine Erfahrung machst, die du magst oder nicht magst, gehe einfach davon aus, dass dies eine allgemein menschliche Erfahrung ist, die sich jetzt in dir manifestiert. Es ist die allgemein menschliche Erfahrung, begründet auf den Gunas, im Äußeren, wie auch im Inneren. Sie macht einen bestimmten Sinn und sie wird sich bald wieder verändern. Alles in der Natur ist in Veränderung. Wenn du das siehst, kannst du loslassen. Du kannst heiter sein, du kannst lächeln, du kommst aus der starken Identifikation und Verhaftung heraus.
Probiere das aus, mindestens am heutigen Tag. Frage dich öfters: „Die Situation und die Erfahrung, in der ich jetzt bin, ist das eine spezielle Erfahrung von mir oder eine allgemein menschliche?“ Ich wünsche dir dafür viel Einsicht und Achtsamkeit.

Hari Om Tat Sat

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Du bist nicht besonders anders

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem Yoga Sutra, 4. Kapitel, 14. Vers: „Die Besonderheit dieses Objektes ist die, für dieses Objekt, spezielle Einzigartigkeit in der Veränderung der Gunas.“

Hier nimmt uns Patanjali einige Illusionen von der Einzigartigkeit des Universums und die Einzigartigkeit der Persönlichkeit, der eigenen Emotionen und Gedanken. Letztlich besteht alles, laut der Sankhya-Philosophie, aus Sattva, Rajas und Tamas. Man kann sogar sagen, dass alle physikalischen Kräfte sattvig, rajasig oder tamasig sind. Gemütszustände sind sattvig, rajasig und tamasig. Wünsche sind sattvig, rajasig und tamasig. Jede Persönlichkeit hat sattvige, rajasige und tamasige Elemente. Das, was dich von deinem Nachbarn unterscheidet oder deinem Kollegen oder deiner Partnerin oder deinem Partner oder dem, den du vielleicht jetzt gerade aus dem Fenster siehst, ist nichts Essentielles. Du bist nicht grundsätzlich anders als andere, das ist nur eine unterschiedliche Manifestation der Gunas.

Der westliche Mensch ist auf der einen Seite sehr selbstverliebt in seine Individualität. Wenn du einem westlichen Menschen erzählst: „Du bist einzigartig, ein einzigartiges Kind der Schöpfung. Keiner ist so wie du. Du hast ganz besondere Talente, die niemand sonst hat wie du“, dann freut er sich. Wenn man dagegen einem Menschen sagen würde: „Dein Verhalten resultiert aus Genen und du hast die gleichen Gene wie andere. So wie du reagierst, reagieren alle möglichen anderen Menschen. Das ist alles einfach menschlich“, dann ist das auf der einen Seite natürlich ein Trost, auf der anderen Seite fühlt man sich etwas gekränkt.

Aber es hilft, wenn du erkennst, dass was auch immer du erfährst, eine Manifestation der Gunas ist. Es ist nicht etwas Typisches für dich. Das zu erkennen, kann dir auch helfen, dich davon zu lösen.

Mehr dazu das nächste Mal. Alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Die drei Gunas und ihre Bedeutung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Yoga Sutra, 4. Kapitel, 13. Vers: „Sie, ob manifest oder unmanifest, existieren in den drei Gunas.“

Dieser Satz bezieht sich auf den vorherigehenden Vers. Vergangenheit und Zukunft existieren in den drei Gunas. Das Universum der verschiedenen Möglichkeiten, auch das Karma, das auf uns wartet, Vergangenheit und Zukunft, letztlich manifestieren sich alle aus den drei Gunas.

Das ganze Universum besteht aus den Gunas, Sattva, Rajas und Tamas. Sattva ist Reinheit, Rajas ist Unruhe und Gier, Aktivität, Tamas ist Trägheit, Festigkeit. Die drei Gunas haben verschiedene Bedeutungen. Zum einen natürlich im Materiellen. Man kann sagen, es gibt eine Zentripetal- und eine Zentrifugalkraft. Zentripetal ist das, was nach innen zieht, wie die Schwerkraft. Das ist wie eine tamasige Kraft. Es gibt Zentrifugalkraft, die dazu führt, dass Objekte weggehen wollen. Die Strahlen der Sonne haben eine Zentripetalkraft, sie gehen weg von der Sonne. Das ist eher eine rajasige Kraft. Und wenn das im Gleichgewicht ist, ist es eine sattvige Kraft. Alles im Universum existiert letztlich aus Sattva, Rajas und Tamas. Aber nicht nur alles im Universum. Wichtiger als das große Universum ist ja auch das kleine Universum, wie zum Beispiel der menschliche Geist.

Auch dort besteht alles aus Sattva, Rajas und Tamas. Krishna empfiehlt in der Bhagavad Gita, dass du dein Leben sattvig gestaltest, ohne daran zu hängen. Du lernst, dich sattvig zu ernähren, also, keine Tiere zu töten, dein Bewusstsein nicht mit Drogen oder Alkohol zu benebeln und stattdessen reine, gesunde Nahrung, wie Obst, Gemüse, Vollkornprodukte zu dir zu nehmen. Das hilft, dass der Geist klarer wird. Rajasige Sachen wie viel Kaffee oder Zucker machen den Geist unruhig. Und tamasige Sachen wie Fleisch, und Überkochtes machen den Geist eher träge. Aber alle Gemütszustände sind letztlich Gunas. Sie sind die Grundlagen unserer Welt. Und auch über die gilt es, hinaus zu wachsen.

Hari Om Tat Sat

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Über die verschiedenen Arten des Karma

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um die verschiedenen Arten des Karma - noch einmal mit den Yoga Sutras von Patanjali, 4. Kapitel, 12. Vers: „Aus den unterschiedlichen Wegen, durch Vergangenheit und Zukunft, ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Das letzte Mal hatte ich diesen Vers sehr philosophisch interpretiert. Ich will ihn diesmal auf das Karma beziehen. Laut der Karmalehre, aus dem Jnana und Raja Yoga haben wir in dieser Welt bestimmte Aufgaben zu erledigen. Wir haben das so genannte Sanchita Karma, der Speicher des Karmas: alles, was noch auf uns wartet. Mit dem, was wir jetzt tun, erzeugen wir neues Karma: Agami Karma. Und dann erfahren wir verschiedene Situationen, die werden als Prarabdha Karma bezeichnet.

Ich bin jetzt hier und schreibe diesen Text. Ich mache ihn so gut, wie ich kann und denke, dass es irgendwo meine Aufgabe ist, dies zu tun. Angenommen, ich schreibe ihn nachlässig und bringe nicht viel Energie hinein, dann schafft das eine Wirkung. Ich werde vielleicht ein anderes Mal etwas mit etwas mehr Engagement machen müssen oder ich gerate selbst in einen Vortrag, der stinklangweilig ist.

Also gilt es, meine Aufgabe so gut zu erledigen, wie ich kann. Dann schaffe ich kein neues Karma. Insbesondere, wenn ich diese Handlung ganz Gott widme und nicht denke, ich bin jetzt ein großartig Handelnder. Ich tue meine Aufgabe, ich widme das alles meinem Meister Swami Sivananda, ich widme das alles Gott und lasse los.

Ich habe aber auch verschiedene Möglichkeiten. Ich könnte jetzt auch stattdessen meditieren, einen Spaziergang machen und etwas anderes. Eine gewisse Freiheit habe ich immer, aber nur so viel, wie auch Karma dafür da ist. Wenn ich mich entscheide, etwas zu tun, wofür kein Karma da ist, dann wird es nicht möglich sein.

Dieser Vers ist auch ein Entspannungsvers, kann man sagen. Gegen Leistungsdruck, Perfektionswahn und Gedanken wie: „Ich muss die hundertprozentig richtige Entscheidung treffen. Wenn ich nicht die richtige Entscheidung treffe, dann geht alles schief und es ist ganz schlimm.“ Dieser Vers sagt, dass wir uns nicht falsch entscheiden können, solange wir uns ethisch entscheiden. Wenn das, was wir tun, von dem Willen geprägt ist, Gutes zu tun, unsere Pflicht und Aufgabe zu tun, Gott zu dienen, dem Meister zu dienen, unseren Mitmenschen zu helfen oder wie auch immer man es ausdrücken will, wenn wir es nach bestem Wissen und Gewissen tun und die Entscheidung mit Demut treffen, dann können wir uns für nichts Falsches entscheiden. Wir entscheiden uns so gut, wie wir können. Wir bringen es Gott dar. Wir wissen, wenn dafür Karma da ist, wenn das meine Aufgabe ist, dann klappt es, und wenn es nicht meine Aufgabe ist, dann klappt es nicht. Es kann natürlich auch sein, dass es meine Aufgabe ist, Hindernisse zu überwinden. Hundertprozent sicher sind wir da nicht. Wir entscheiden uns für etwas, es gibt einen Widerstand. Ist es jetzt meine Aufgabe, den Widerstand zu überwinden oder ist es meine Aufgabe, loszulassen und etwas anderes zu tun?

Normalerweise empfehle ich dir, erstmal zu schauen, ob du den Widerstand überwinden kannst. Wenn nichts hilft und es anfängt, dich sehr anzustrengen, dann ist kein Karma dafür da. Dann hast du wenigstens gelernt, geistige Stärke zu bewahren. Auch das gilt: Du wirst dich nicht dafür entscheiden, etwas zu tun, was nicht geht, wenn nicht dieses Sich-Bemühen auch eine Lektion für dich ist. Das klingt etwas kompliziert, aber die Essenz bleibt gleich: Du kannst dich entspannen, nachdem du dich für etwas entschieden hast. Das, was sein soll, wird sich manifestieren. Du kannst dich für nichts entscheiden, für das du kein Karma hast. Und alles, was du erlebst, ist eine Aufgabe und eine Chance für dich.

Hari Om Tat Sat


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Wie viel Freiheit hat der Mensch?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 12. Vers: „Vergangenheit und Zukunft existieren in ihrer eigenen Form. Aus den unterschiedlichen Wegen ergeben sich die verschiedenen Eigenschaften.“

Dieser Vers kann sehr philosophisch interpretiert werden. Auf der einen Seite wirkt er ein bisschen fatalistisch. Man kann sagen, dass Vergangenheit und Zukunft beide schon existieren. Alle Möglichkeiten der Vergangenheit sind da, alle Möglichkeiten der Zukunft sind da. Trotzdem hat der Mensch eine gewisse Freiheit. Er kann wählen, welchen der verschiedenen Wege er nimmt. Er hat nicht wirklich die Wahl von etwas Grundlegendem. Aber er kann einen der Wege auswählen.

Die Frage des freien Willens ist natürlich umfangreich. Sie wird auch im Yoga sehr kontrovers diskutiert. Unterschiedliche Schriften sagen da ganz Unterschiedliches. Manchmal heißt es auch, es hänge vom Standpunkt ab. Vom individuellen Standpunkt aus, muss man sehr wohl Entscheidungen treffen und hat eine gewisse Freiheit. Von einem höheren Standpunkt aus sind wir alle Instrumente Gottes. Und vom höchsten Standpunkt aus ist alles nur Brahman und es geschieht gar nichts. So haben wir auf der einen Ebene einen freien Willen, auf der anderen Ebene tun wir das, was Gott von uns will und auf der höchsten Ebene gibt es nur Brahman, Bewusstsein.

Inmitten von all dem gibt es diese interessante Aussage, dass dieses Universum multidimensional ist und dass alle Möglichkeiten der Entscheidungen, die du treffen könntest, dass die alle schon irgendwo vorgegeben sind. Und deine Entscheidungen sagen nur, welchen Weg durch diese mannigfaltigen Möglichkeiten du gehst. Man könnte sagen, das ist wie in einem Irrgarten, der aber verschiedene Ausgänge hat und verschiedene Wege. Du hast nicht die Freiheit, den Irrgarten zu ändern, aber du kannst den Weg bestimmen, der aus dem Irrgarten herausführt. Oder du kannst einen der vielen Wege wählen und hast immer wieder eine neue Wahl. Manche Entscheidungen führen in eine Sackgasse und du musst wieder zurückgehen. Andere Entscheidungen führen dazu, dass du weitergehen kannst. Das ist eine Möglichkeit, die Welt zu sehen.

Ich persönlich glaube, dass du mehr Freiheiten hast, als nur das. Du kannst deinen eigenen Geist beeinflussen. Du kannst entscheiden, ob du spirituelle Praktiken machst oder nicht. Du kannst entscheiden, das hier weiter zu lesen. Alles im Rahmen des kosmischen Ganzen. Die Freiheit hat auch ihre Grenzen. Letztlich geschieht das, was geschehen soll und vom höchsten Standpunkt aus ist alles Brahman und nichts Wirkliches geschieht.
Beim nächsten Mal noch ein paar mehr Gedanken zu diesem Vers. Bis dahin alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Das ist jetzt, glaube ich, das vierte Mal, dass ich über diesen Vers spreche. Patanjali gibt hier Tipps, wie man seine Wünsche beherrschen kann. Und er sagt, ein Faktor dabei ist Ursache und Wirkung. Ich werde es mir heute einfach machen und das lesen, was ich in dem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“ dazu geschrieben habe, denn da steht im Grunde alles Wichtige drin:

Ursache und Wirkung ist letztlich Handlung und Reaktion. Ursprünglich tun wir irgendetwas, erfüllen uns einen Wunsch und als Wirkung bekommen wir ein Vergnügen. Dieses Vergnügen schafft dann wieder eine Ursache. Irgendwie ist es gut, schmeckt gut, tut gut, und wir wollen es noch mal haben. Dadurch unterstützen wir den Wunsch und sorgen dafür, dass wir das Objekt wieder bekommen. Und so geht es weiter. Das Objekt ist wieder eine neue Ursache, es hat Spaß gemacht, wir unterstützen es wieder, wollen es wieder haben, setzen eine neue Ursache, die wieder eine Wirkung nach sich zieht, und so sind wir ständig in dieser Kette. Diese Kette können wir überall erkennen. Werbung z.B. mag eine Ursache sein. Als Wirkung kommt der Wunsch. Man denkt daran, schafft das Objekt. Das Objekt führt - in dem Buch schreibe ich, wenn wir Pech haben - dazu, dass es uns gefällt. Die Konsequenz ist Vergnügen. Vergnügen ist eine neue Ursache, nämlich mehr davon zu haben. Wir wollen es noch mal haben oder noch mehr haben. Man denkt wieder daran, erfüllt den Wunsch wieder. So entsteht eine endlose Kette. Kleine Ursache, kleine Wirkung, immer größere Ursache, größere Wirkung usw. Aus einem kleinen Gedanken ist ein kleiner Wunsch entstanden, durch die Wunscherfüllung wird der Gedanke größer. Dieser Gedanke wird dann wieder eine Ursache, sodass man noch mehr davon hat. Und schließlich ist man Sklave seines Wunsches und meint, man müsste jeden Tag zur gleichen Zeit genau das Richtige zum Frühstück haben, ansonsten ist man mit seiner Partnerin sauer. Oder man müsste genau das Verhalten seiner Mitarbeiter haben, sonst ist man ihnen gegenüber ärgerlich. Es ist gut, aus diesem Ursachen-Wirkungs-Kontext herauskommen zu können, sich lösen zu können von all diesen Reizreaktionsketten und Automatismen.

Das kannst du einfach mal weiter durchdenken. Manche deiner Wünsche kannst du bestimmt nachvollziehen. Sie begannen mit einem kleinen Gedanken, einer kleinen Erfüllung eines Wunsches oder ganz spielerisch, aus einem Erlebnis heraus. Oder du bist einfach draufgestolpert, du hast ein Objekt mit Vergnügen in Verbindung gebracht und schon fing der Wunsch an. Aus dem Wunsch entstand eine Handlung und daraus ein neues Vergnügen. Manchmal ist das sogar gar kein Vergnügen mehr, aber weil du dich noch irgendwo unterbewusst erinnerst, denkst du: „Irgendwann war das mal Vergnügen, also muss es doch auch wieder ein Vergnügen geben.“

Manche Menschen rennen so hinter eigentlich einmaligen Erfahrungen her. Der Wunsch ist stark. Aber wenn du das weißt, dann kannst du dich von diesen Reizreaktionsketten lösen. Wünsche können so gesehen auch wertvolle Anregungen deines Unterbewusstseins sein. Lasse sie einfach Vorschläge sein, aber dich nicht von Wünschen beherrschen.
Hari Om Tat Sat


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Wie man Wünschen Raum gibt

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute noch einmal mit dem 4. Kapitel, 11. Vers: „Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Gestern hatte ich über Objekte gesprochen und wie man den Wunsch danach loslassen kann. Heute geht es um Unterstützung.
Du gibst einem Wunsch Unterstützung, indem du ihm Raum im Geist gibst. Wenn du über den Wunsch nachdenkst und überlegst: „Ja, wäre es nicht vielleicht doch möglich…“ und darüber nachdenkst und fantasierst und dann sagst: „Nein, ich sollte doch nicht und doch sollte ich usw.“, dann gibst du diesem Wunsch immer mehr Unterstützung. Du kannst lernen, mit deinem Geist anders umzugehen. Wenn du dir etwas vorgenommen hast, dann setze es einfach um, egal, ob du das magst oder nicht. Und wenn der Geist wieder sagt: „Ich will aber.“, dann lenkst du ihn ab. Du sagst einfach: „Ich habe mich entschieden.“

Angenommen, du hast dir vorgenommen, selbst auf die Bioschokolade eine Weile zu verzichten, dann triff einen festen Entschluss und sage: „Ich werde auf die Schokolade verzichten.“ Wenn das nächste Mal am Tag plötzlich der Gedanke kommt: „Es wäre doch vielleicht gut, ein Stück Schokolade zu essen.“, dann fasse dich kurz und sage: „Danke, liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch suggerierst, aber ich habe mich entschieden: keine Schokolade.“ Dann wiederhole dein Mantra, z.B. „Om Namah Shivaya Om Namah Shivaya“ oder schaue dir die Blumen oder den blauen Himmel an oder denke wieder an etwas anderes.

Was du nicht machen solltest, ist, dich auf Diskussionen mit deinem Geist einzulassen. Viele Menschen machen diesen Fehler. Dann sagt der Geist: „Ja, so ein Stück kann doch nicht schlecht sein. Die Forschung hat ergeben, dass die Bioflavonoiden in Schokolade hilfreich sein können. Theobromin mit dieser Mischung aus Fett und Zucker ist sogar gut für die Serotoninausschüttung im Gehirn.“ Stell dir vor, während ich spreche, kommt plötzlich in dir der Wunsch nach mehr Schokolade auf. Der Geist argumentiert. Lasse dich nicht auf diese Argumente ein. Wenn du dich einmal entschlossen hast, dann setze es um. Gib dem Wunsch keine weitere Unterstützung. Das ist eine wichtige Weise, um dich von Wünschen zu befreien.
Morgen mehr dazu.

Alle Gute, bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat

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Wünsche sind die Diener des Menschen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit ein paar weiteren Anmerkungen zumYoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers.

Patanjali gibt Tipps, wie du Wünsche überwinden kannst, denn Wünsche zu überwinden, macht dich freier. Wünsche zu überwinden hilft dir, Herrschaft über den Geist zu bekommen. Über Wünsche hinauszugehen ist auch ein Aspekt von Tapas. Tapas meint Askese oder Selbstbeherrschung. Inneres Feuer ist eine weitere Bedeutung von Tapas. Wenn du Herrscher über deinen Geist werden willst, dann ist es wichtig, dass du auch in der Lage bist, deine Wünsche zu beherrschen. Wünsche sind letztlich Diener. Wünsche sind Manifestationen der instinktiven Intelligenz. Wünsche kannst du erfüllen oder auch nicht erfüllen.

Viele Menschen sind Sklaven ihrer Wünsche, sie sind getrieben von ihren Wünschen. Kommt ein Wunsch, dann müssen sie sofort springen und ihm nachgehen oder mindestens sich darüber ärgern, dass sie den Wunsch nicht erfüllen können. Eine große Hilfe ist es da, ab und zu mal Wünsche bewusst nicht zu erfüllen. Hier gibt Patanjali einige Tipps dazu. Er sagt nämlich:

„Da sie (die Wünsche und Eindrücke) durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Solange Wünsche nach Objekten immer erfüllt werden, kommen auch immer neue Wünsche. Wenn du deinen Wunsch beherrschen willst, dann kann es schon ausreichen, ihn einfach nicht zu erfüllen. Ein Wunsch, der kein Futter bekommt, wird langsam schwächer. Das gilt vielleicht nicht für alle Wünsche, aber doch für relativ viele. Wenn also ein Wunsch kommt, dann kannst du einfach sagen: „Danke liebes Unterbewusstsein, dass du mir diesen Wunsch gibst, aber ich werde ihn nicht erfüllen. Ich werde dort kein Objekt hinein geben.“

Eine weitere Möglichkeit ist es, eine Umgebung zu meiden, in der diese Objekte zu finden sind. Angenommen, du hast dir vorgenommen, mal eine Woche lang keine Schokolade zu essen. Dann ist es durchaus gut, wenn du im Naturkostladen bist, dass du zügig an dem Schokoladenregal vorbeigehst, nach Möglichkeit noch nicht mal hinguckst und natürlich erst recht deine Lieblinsconfiserie meidest. Und wenn jemand anderes dir Schokolade anbietet, nach Möglichkeit sogar den Ort des Geschehens zu verlassen. Das ist nicht immer möglich, aber wenn es möglich ist, dann ist das eine gute Möglichkeit. Über die anderen Faktoren und wie du sie nutzen kannst, werde ich morgen sprechen.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat

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Wie wir Wünsche auflösen können

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute zu Patnajalis Yoga Sutra, 4. Kapitel, 11. Vers: „Da die Wünsche und Eindrücke durch Ursache, Wirkung, Unterstützung und Objekte zusammengehalten werden, verschwinden zusammen mit diesen Faktoren auch die Wünsche.“

Dieser Vers ist interessant, denn er gibt Tipps, wie wir Wünsche reduzieren oder auch auflösen können. Er sagt, dass Wünsche zusammengehalten werden durch Ursache, durch Wirkung, durch Unterstützung und durch Objekte. Wenn man einen dieser Faktoren wegnimmt oder auch mehrere, dann können Wünsche überwunden werden.

Natürlich kannst du dich erstmal fragen: „Warum will ich überhaupt Wünsche überwinden? Wünsche sind doch gut.“ Aber ich nehme an, wenn du jetzt diesen Text liest, dann hast du dich schon damit beschäftigt und weißt, dass ein Grund für Unzufriedenheit letztlich Wünsche sind. Wünsche machen einen auf verschiedene Weisen unglücklich. Entweder, du hast einen Wunsch und du kriegst das Objekt des Wunsches nicht. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch, der erfüllt wird, aber du hast Angst davor, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwindet. Die Konsequenz ist Leiden. Oder du hast einen Wunsch der erfüllt wird, und dann wird das Objekt des Wunsches wieder von dir weggenommen. Dann ist die Konsequenz wieder Leiden. Oder du hast einen Wunsch, das Objekt des Wunsches wird erfüllt, der Wunsch ist erfüllt, und jetzt stellst du fest, dass es nicht das war, was du dir wirklich gewünscht hast. Der Wunsch macht dich nicht so glücklich, wie du gedacht hast. Die Konsequenz ist also wieder Leiden.

Letztlich kann ein Wunsch dich unglücklich machen. Jeder Wunsch kann dich unglücklich machen, wenn du daran verhaftet bist. Wünsche sind natürlich auch eine Art instinktive Intuition, das zu wählen, was gut für einen ist. Die meisten deiner Wünsche sind ja ein Ausdruck von Bedürfnissen und letztlich etwas, was gut ist. Nur ist es gut, sich von der Sklaverei der Wünsche zu lösen.

Wenn du deine Wünsche als Vorschläge deiner inneren instinktiven Intelligenz ansiehst, dann kannst du schauen, ob du die Wünsche erfüllen willst oder nicht. Dann hast du eine reife Einstellung dazu. Dann wiederum können Wünsche dich glücklich machen. Du hast einen Wunsch und erkennst: „Ja, die Erfüllung des Wunsches ist ganz sinnvoll.“ Dann erfüllst du den Wunsch, bist glücklich, nimmst aber nicht an, dass der Wunsch dich dauerhaft glücklich macht. Du weißt auch, dass das Objekt des Wunsches wieder verschwinden kann. So kannst du das Objekt des Wunsches genießen und gleichzeitig ein gesundes Leben führen.
Die Unterdrückung von Wünschen allein nutzt nichts, einfach nur gegen Wünsche anzukämpfen ist auch nicht gut. Aber zu lernen, Wünsche auch mal zu beherrschen, zu lernen, spielerisch mit Wünschen umzugehen, das ist etwas, was dich zu Kaivalya, zur Befreiung führt. Und zwar nicht nur im absoluten Sinne, sondern auch im relativen.
Ich wünsche dir viel Glück und Stärke beim Umgang mit deinen Wünschen!

Bis zum nächsten Mal

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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Wünsche haben keinen Anfang

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra 4. Kapitel, 10. Vers: „Die Wünsche und Eindrücke haben keinen Anfang, denn der Wunsch zu leben ist ewig.“

Die Wünsche haben keinen Anfang und letztlich auch kein Ende. Manchmal ist ja die Frage, wo die Wünsche ihren Anfang haben. Wenn es heißt, dass einer der Faktoren, die zu unseren Inkarnationen führt, Wünsche sind, dann muss es der ursprüngliche Wunsch gewesen sein, dass wir uns inkarnieren. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, wann die ganze Sache angefangen hat?

Patanjali sagt hier, dass die Wünsche, die Samskaras, wie auch die Vasanas, keinen Anfang haben. Sie sind aus uralten, undenkbaren Zeiten. Der Wunsch zu leben ist ewig. Das ist eine der Paradoxien. Du kannst sehr wohl aus dieser Maya herauskommen, aus dieser relativen Welt, indem du Kaivalya erreichst, die Befreiung. Aber wenn du in der Welt drin bist, dann scheint es so, als ob du schon ewig drin wärst. Eine Analogie dazu ist der Traum.

Angenommen, du träumst eine Welt. Selbst wenn du nur fünf Minuten vom Standpunkt des Wachbewusstseins her geträumt hast, ist die Welt des Traums uralt. Wenn du forschen würdest, wann hat die Welt begonnen, dann ist sie ewig, ohne Anfang. So ist auch die Welt der Maya letztlich anfanglos. Noch dazu, wenn du in den Dimensionen denkst, wie die Inder. Die meinen, vor Beginn dieser Schöpfung gab es schon viele andere Schöpfungen. Und jede Schöpfung kommt deshalb, weil jemand es will und wünscht.
So ist also nicht ein erster Wunsch verantwortlich für die Inkarnation, sondern letztlich ein Mysterium Gottes. Wenn du in dieser Maya bist, in dieser Schöpfung, dann scheint sie schon ewig zu existieren. Und in dem Moment, in dem du dich verwirklichst, ist sie mit einem Schlag, mindestens für dich, verschwunden. Du magst wieder eintauchen in diese Welt der Dualität, solange, wie dein Karma in dieser physischen Welt noch existiert. Aber jedes Mal, wenn du dann in Samadhi, in den überbewussten Zustand gehst, erfährst du dich als ewig, anfanglos und unendlich.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat


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Wie unsere Wünsche in Erfüllung gehen

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute geht es um das 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Wünsche führen irgendwann zur Erfahrung. Wünsche reifen in in karmischen Situationen. Aber manchmal dauert das eine Weile. Und es kann durchaus sein, dass du als junger Mensch einen Wunsch hast, der sich irgendwann in deinen 40ern verwirklicht. Es heißt sogar, es kann sein, dass du einen Wunsch hast, der sich in diesem Leben gar nicht verwirklicht, sondern erst im nächsten Leben. So kommen eine Reihe von Sachen in diesem Leben auf dich zu, die du in einem früheren Leben gewünscht hast.

Wobei man natürlich immer fragen kann: „Ist das wirklich ich, der das erfährt?“ Angenommen, du inkarnierst dich, aber weißt nichts davon, dass du die Inkarnation von dir in deinem früheren Leben bist. Bist du wirklich der gleiche Mensch? Patanjali sagt ja, denn es gibt eine unmittelbare Aufeinanderfolge. Du hattest einen Wunsch und jetzt hat sich eine karmische Situation dementsprechend gezeigt. Du magst jetzt eine andere soziale Stellung haben, an einem anderen Ort geboren sein, in einer anderen Zeit leben. Aber irgendetwas ist auch geblieben. Auf einer unterbewussten Ebene sind die Erinnerungen und die Eindrücke da.

Es heißt auch, dass du in einem neuen Leben durchaus bestimmte Charakterzüge vom alten Leben hast. Dazu brauchen wir gar nicht in frühere Leben hinein zu gehen. Auch in diesem Leben hast du manchmal Wünsche, die sich viel später manifestieren. Auch wenn du daran gar nicht mehr denkst, irgendwo tief in der Erinnerung sind deine früheren Wünsche und Eindrücke weiter vorhanden. So erfährst du die Konsequenzen aus deinen Gedanken und Wünschen, manchmal, ohne dir dessen bewusst zu sein.

Hari Om Tat Sat

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Über den Kreislauf der Gedanken

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sprechen immer noch über die Kraft der Gedanken. Dazu gibt es eine schöne Aussage von Swami Sivananda im Buch „Gedankenkraft“. Du findest diesen Gedanken in verschiedenen indischen Schriften, du findest das auch im Talmud. Swami Sivananda schreibt dazu:

„Du säst einen Gedanken und du erntest eine Tat. Du säst eine Tat und du erntest eine Gewohnheit. Du säst eine Gewohnheit und du erntest ein Schicksal. Du säst ein Schicksal und du erntest einen Charakter.“

Eine andere Ausprägung dieses Sprichwortes ist:
„Du säst einen Gedanken und erntest einen Wunsch. Du säst einen Wunsch und du erntest eine Handlung. Du säst eine Handlung und erntest einen Charakter. Du säst einen Charakter und du erntest ein Schicksal.“

Daher gilt es, auf seine Gedanken zu achten. Über die Gedanken kommen Wünsche, aus den Wünschen erwachsen Handlungen, erwachsen neue Wünsche usw. Es ist daher gut, zu lernen, mit seinen Gedanken geschickt umzugehen.

Swami Sivananda sagt: „Beobachte deine Gedanken, ähnlich, wie du beobachtest, welche Pflanzen in einem Beet wachsen. Die Gedanken, die du nicht haben willst, kannst du wie Unkraut rausnehmen.“ Unkraut ist natürlich relativ. Manche Pflanzen sind sehr wichtig, aber man bezeichnet sie oft als Unkraut. So ist es auch mit den Gedanken. Bestimmte Gedanken sind in bestimmten Kontexten hilfreich, in anderen nicht. Du hast es bis zu einem gewissen Grad in der Hand, welche Gedanken und Wünsche du weiter pflegst.
Mache dir heute bewusst: „Welche Wünsche habe ich? Ist es sinnvoll, diese Wünsche zu haben? Wie wäre es, wenn diese Wünsche erfüllt wären? Oder wäre es vielleicht besser, dass ich sie loslasse, Hingabe übe, Vertrauen habe?“

Ich wünsche dir viel neue Klarheit und gute Energie. Bis zum nächsten Mal.

Hari Om Tat Sat


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Deine Wünsche tragen Früchte

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, 4. Kapitel, 9. Vers: „Es besteht eine unmittelbare Aufeinanderfolge, Wunsch und die passende karmische Situation, selbst wenn sie durch soziale Stellung, Ort und Zeit unterbrochen zu sein scheint. Denn es sind Erinnerungen und unterbewusste Eindrücke des gleichen Wesens.“

Dieser Vers ist ein etwas längerer und auch ein etwas komplexerer, mindestens in der deutschen Übersetzung. Im vorigen Vers hat Patanjali gesagt, dass Früchte reifen, entsprechend der Art der Wünsche. Ich hatte das beim letzten Mal dahingehend interpretiert, dass deine persönliche Reaktion letztlich von deinen eigenen Vasanas abhängt, deinen eigenen Eindrücken.

Äußere Situationen sind nicht einfach so, wie sie sind, sondern du interpretierst sie. Aber der Vers hat noch eine zweite Interpretation. Der besagt nämlich, dass auch Wünsche Früchte tragen. Wenn du etwas stark willst, dann wird es sich irgendwie manifestieren. Wenn du konkrete Wünsche hast und sie mit Energie versiehst, bewusst oder unbewusst, dann werden sie irgendwann in karmischen Situationen ihre Früchte tragen. Daher ist es so wichtig, dass du überlegst, was du willst. Wo bringst du deine Energie hinein? Überlegen dir: „Angenommen, das, was ich will, manifestiert sich tatsächlich, will ich es wirklich?“

Du kannst auch konkrete Wünsche ans Universum abgeben. Du kannst sagen: „Das wäre schön, wenn ich es hätte.“ Und wenn du es nachher noch mit dem Zusatz: „Aber nicht mein Wille, sondern Dein Wille geschehe.“ versiehst oder mit: „Ich lasse es jetzt ganz los, ich gebe es ab.“, dann ist das durchaus eine legitime Weise, einen spirituellen Wunsch zu äußern oder auch einen weltlichen Wunsch spirituell zu äußern. Wünsche können erfüllt werden, daher achte auf deine Wünsche, sie können dein Karma werden, dein Schicksal.

Hari Om Tat Sat

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Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Wir sind im Yoga Sutra von Patanjali, im 4. Kapitel, 8. Vers: „Aus diesem dreierlei Karma reifen die Früchte entsprechend der Art der Wünsche.“

Patanjali ist ja schon im zweiten Kapitel auf Karma eingegangen. Wenn wir auf Karma, also auf das, was kommt, reagieren, dann hat das Früchte. Und je nachdem, welche Wünsche und Neigungen wir haben, sind die Früchte unterschiedlich. Die Früchte sind nicht nur künftiges Karma, sondern letztlich auch unsere eigene Erfahrung.

Angenommen, jemand macht dir ein Kompliment. Wenn du ein vertrauensvoller Mensch bist, dann denkst du sofort: „Ah, schön.“ und du bist dankbar dafür. Wenn du ein sehr skeptischer Mensch bist, dann denkst du: „Was will der schon wieder von mir?“ Und wenn du mit dieser Person schon negative Erfahrungen gemacht hast und sie macht dir ein Kompliment, dann wirst du dich fragen: „Was passiert jetzt? Wie ist das gemeint?“
Die Früchte vom gleichen Karma können entsprechend deiner Vasanas ganz unterschiedlich sein. Patanjali sagt, aus den Vasanas, also aus den Erfahrungen, aus diesem dreierlei Karma, reifen Früchte und die hängen sehr stark ab von den eigenen Wünschen und Neigungen.

Vieles hast du nicht in der Hand, was auf dich zukommt. Anderes hat man natürlich in der Hand. Deine Reaktion kannst du aber immer bis zu einem gewissen Maße steuern. Und da ist es durchaus gut, wenn du lernst, die Dinge positiver zu sehen, sie als Chancen zu ergreifen und nicht so sehr als Risiken. Es ist auch ein gewisses Training, erst einmal anzunehmen, dass andere Menschen es gut meinen. Das heißt natürlich nicht immer, dass sie das auch gut umsetzen und dass dann alles toll ausgeht, aber erstmal ist es schon mal sehr hilfreich, eine Grundfreundlichkeit gegenüber Menschen zu haben. Wenn du diese Vasana kultivierst und grundsätzlich davon ausgehst, dass alle Menschen es gut meinen, bis sie etwas tun, was dich vom Gegenteil überzeugt, dann hast du grundsätzlich sehr viel schönere Erfahrungen, als jemand, der ständig skeptisch durch die Welt geht.

Du kannst natürlich auch sagen: „Wer skeptisch durch die Welt geht, wird niemals enttäuscht und deshalb will ich lieber etwas skeptischer durch die Welt gehen.“ Wenn dich das glücklich macht, ist das natürlich auch in Ordnung. Es ist jedenfalls wichtig, zu verstehen, wie man das, was auf einen zukommt, interpretiert. Was man tatsächlich erfährt, das hängt sehr stark davon ab, was in einem selbst angelegt ist. Und wir können unsere Reaktionen bis zu einem gewissen Grad steuern.

Beobachte deine Reaktionen auf konkrete Ereignisse und überlege, wie häufig deine Reaktionen ein Produkt deiner Vasanas sind und ob es vielleicht möglich ist, dass du deine Reaktionen ein bisschen modellierst. Ich wünsche dir dafür große Achtsamkeit.

Alles Gute, bis zum nächsten Mal.

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Wie gehe ich mit Karma um?

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! In der Yoga Sutra, 4. Kapitel, 7. Vers geht es um das Karma: „Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz; für andere ist es von dreierlei Art.“

Normalerweise bewerten die Menschen die Dinge, die sie wahrnehmen. Sie sagen: „Das ist gut, das ist schlecht, das ist gemischt. Das mag ich, das mag ich nicht, das ist irgendwo dazwischen.“ Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Ein Yogi sagt nicht: „Das ist schön, das ist weniger schön, das mag ich, das mag ich nicht.“ Vielleicht hat er diese subjektiven Gefühlsstimmungen, die manchmal ja auch im Alltag hilfreich sind. Aber er wird nicht sagen: „Oh, warum passiert mir das? Es wäre doch viel besser, wenn mir etwas anderes passieren würde.“

Für einen Yogi ist das ganze Leben eine Schule und eine Aufgabe. Man kann aus allem lernen. Wenn ich jetzt von Yogi spreche, dann meine ich nicht nur den selbstverwirklichten Yogi, der fest verankert ist in der Einheit. Jeder und jede, der und die Yoga übt, ist ein Yogi in diesem Sinne. Der Ausdruck „Yogi“ hat ja zwei Bedeutungen: Zum einen ist es der, der Yoga, Einheit, erreicht hat, und zum zweiten der, der Übungen praktiziert, um zur Einheit zu kommen.

Für einen Yogi ist Karma weder weiß noch schwarz. Alles, was kommt, ist eine Lektion. Wenn man etwas Schönes erlebt, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn etwas Schönes verschwindet, ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Partner freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn es eine Krise gibt in der Partnerschaft, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn der Chef freundlich ist, dann ist das eine wertvolle Erfahrung. Wenn er einen ungerechtfertigt kritisiert und schimpft, ist das eine wertvolle Erfahrung. Was auch immer kommt, es ist eine Erfahrung, aus der du lernen kannst.

Natürlich gibt es nicht nur passive Erfahrungen. Ein Yogi ist kein Fatalist, der nur alles annimmt, sondern auch jemand, der aktiv ist. Das sagt Krishna immer wieder: Ein Yogi ist derjenige, der Feuer hat, der Enthusiasmus hat, der die Dinge auch verändert. Dinge sind Aufgabe. Und was auch immer kommt, es ist eine Aufgabe, an der man wachsen kann. So kann eine schwierige Situation einem helfen, wirklich aktiv zu werden. Eine schwierige Situation kann einem helfen, mal die Erfahrung des Abwartens zu machen, des Loslassens - aber auch, über seine Grenzen hinauszuwachsen, um sich wirklich zu engagieren. Für einen Yogi ist das Karma weder gut, noch schlecht, es ist eine Aufgabe, es ist Erfahrung, es ist immer eine Gelegenheit zum Wachstum.

Hari Om Tat Sat

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