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YVS068 Erfahrungen in der Meditation

Wenn du meditierst, wirst du verschiedene Erfahrungen haben. Es ist hilfreich, zu verstehen, was diese Erfahrungen zu bedeuten haben, und wie du damit umgehen kannst. Dann wirst du deine Meditation weiterentwickeln und Fortschritte machen.

Klassifikationen von Erfahrungen in der Meditation:

  1. Hinderniserfahrungen
  2. Reinigungserfahrungen
  3. Astralerfahrungen
  4. Spirituelle Erfahrungen

Zu 1.: Es gibt körperliche Schmerzen, Unruhe des Geistes und Trägheit. Dies sind 3 Hinderniserfahrungen, nicht nur für den Anfänger.

Körperliche Schmerzen, das gilt insbesondere für den Meditationssitz, kannst du überwinden, indem du einen Sitz findest, der für dich angenehm ist. Auf www.yoga-vidya.de gibt es einige Videos mit Meditationshaltungen, wo die verschiedenen Meditationssitze beschrieben werden. Du kannst zum Beispiel auf einem Stuhl, Kissen oder Bänkchen sitzen. Regelmäßiges Sitzen hilft dir, dass es sich bequemer anfühlt. Dann gilt es, die Hüften flexibel zu machen mit hüftöffnenden Asanas (Körperhaltungen). Es gilt, die Rückenmuskeln zu stärken mit Asanas zur Stärkung der Rückenmuskeln. Und es gilt, Schultern und Nacken zu entspannen mit entsprechenden Asanas zur Lockerung der Schulter- und Nackenpartien. Hatha Yoga Praxis und regelmäßige Meditation helfen dir beim Lernen, gut und richtig zu sitzen. Die ganze Bandbreite dazu findest du auf den Internetseiten und dem YouTube-Kanal von Yoga Vidya unter „Sitzhaltungen“ oder „Asanas für die Meditation“.

Ein zweites Hindernis ist Unruhe des Geistes. Wenn der Geist in der Meditation unruhig ist, kannst du schauen, wie du den Geist wieder ruhig bekommst. Da gibt es viele Möglichkeiten: Du kannst vor der Meditation Pranayama (Atemübungen) und Asanas (Körperhaltungen) üben, ein Gebet sprechen, Mantras wiederholen usw. Bevor du dich also hinsetzt für die Meditation, bringe deinen Geist schon in einen meditativen Gemütszustand. Das hilft dir für die erforderliche Ruhe des Geistes. Des Weiteren kannst du zu Beginn der Meditation, während du dich hinsetzt, auch tief mit dem Bauch atmen und so Prana (Lebensenergie) erzeugen. Bevor du zu deinem eigentlichen Meditationsthema kommst, kannst du eine gute Pratyahara-Übung (Rückzug der Sinne) einbauen  – etwas, dass deinen Geist erhebt: Du kannst beispielsweise ein Gebet sprechen, durch deinen Körper gehen (Bodyscan), dir bewusst machen, wofür du überhaupt meditierst oder Gedanken des Wohlwollens in alle Richtungen schicken. Anschließend ist eine Dharana-Technik (Konzentration) empfehlenswert, die dir hilft, konzentriert zu sein.

Das dritte Hindernis bei der Meditation ist die Trägheit. Trägheit in der Meditation ist sogar noch schwieriger, als die Unruhe des Geistes, denn Trägheit heißt, dass du in eine Art Schlafzustand kommst. Da gibt es den schönen Ausdruck „Tandra Alasya Nidra“, der meditative Dös-Zustand. Wenn du am Anfang der Meditation stehst, kannst du dir erstmal nichts darunter vorstellen. Die Knie, der Rücken und die Schultern, vielleicht sogar die Hüften werden dich schon wach halten. Aber wenn du regelmäßig meditierst, merkst du vielleicht, dass du zwischendurch ein bisschen aufwachst, weil dein Kopf unten ist und du aufzuckst, oder du merkst, dass du vor und zurück schwankst bei wenig Bewusstheit. Dann weißt du: Ich bin in Tandra Alasya Nidra. Oder wenn du am Ende gar nicht weißt, was du überhaupt gedacht hast in der Meditation (da waren ein paar schöne Bilder, du fühlst dich irgendwie wohlig entspannt), dann wisse: Du warst in Tandra Alasya Nidra. Der meditative Dös-Zustand hat zwar auch seine angenehmen Seiten  – es ist ein Alpha-Zustand, in dem alle möglichen Körpersysteme in einen Entspannungszustand gehen  – aber wir wollen ja in der Meditation nicht einfach entspannen. Du solltest es nicht zulassen, dass dein Geist regelmäßig in der Meditation in Tandra Alasya Nidra ist.

 

Zu 2.: An Reinigungserfahrungen gibt es die körperlichen, die energetischen, die emotionalen und die mentalen Reinigungserfahrungen.

Eine körperliche Reinigungserfahrung kann beispielsweise ein kurzfristiger Kopfschmerz, eine Verspannung oder Übelkeit sein. Das wird nicht eintreten, wenn du ab und zu oder jeden Tag 5 bis 20 Minuten meditierst. Wenn du hingegen in einen Ashram gehst und intensiv praktizierst, dann wird es dir manchmal passieren, dass du am ersten oder zweiten Tag nachmittags Kopfschmerzen hast oder mal etwas Übelkeit verspürst. Zuweilen hängt das auch zusammen mit Kaffeeentzug oder anderem, einfach einer Einstimmung in eine andere Schwingung. Wenn du die spirituelle Praxis intensivierst, kann es grundsätzlich leichte körperliche Reinigungserfahrungen geben, die aber typischerweise nach ein paar Stunden wieder verschwinden. (In einem weiter gefassten Kontext kann man natürlich jede Krankheit auch als Reinigung ansehen; der Körper versucht, etwas wieder loszuwerden, was irgendwo in den Körper hineingekommen ist. Zu diesem Thema gibt es eigene Beiträge.)

Es gibt energetische Reinigungserfahrungen, deren Kenntnis ist von besonderer Wichtigkeit. Da ist z.B. das Kribbeln: Du sitzt in der Meditation, und plötzlich spürst du so ein Kribbeln in den Händen oder Füßen, in der Wirbelsäule oder Brust. Manchmal gibt es eine Hitze, die in dir hochsteigt, selbst wenn es kalt im Raum ist. Yogis würden sagen, dass Prana (Lebensenergie) durch die Nadis (Energiekanäle) fließt und diese öffnet. Das Prana reibt vielleicht an den noch geschlossenen Nadis, und so entsteht das Gefühl von Wärme. Eventuell hast du auch das Gefühl des Schwankens, vor und zurück, oder nach links und rechts. Vielleicht schwankt dann tatsächlich dein Astralkörper. Energiekanäle öffnen sich, und das hat eine Auswirkung auf den Astralkörper. Energetische Reinigungserfahrung kann aber auch sein, dass du plötzlich irgendwo fast eine Art Schmerz spürst, weil dort eine Blockade ist. Energie geht dorthin, und bis die Blockade sich öffnet, kann da auch mal Schmerz sein. Was du dann tun kannst: Einatmen von unten, zu diesem Punkt hin atmen, und ausatmen über diesen Punkt hinaus nach oben. Oder einatmen von unten dorthin, und ausatmen in die Weite. So öffnest du dich energetisch.

Emotionale Reinigungserfahrungen können besonders dann auftreten,.wenn du spirituell praktizierst. Dann kann es sein, dass du durch verschiedene emotionale Reinigungserfahrungen gehst. Es kann dir z.B. geschehen, dass du plötzlich, während du meditierst, ärgerlich bist. Oder du hast vielleicht zu Anfang gesagt: „Ich schicke Licht und Liebe in alle Richtungen.“, und plötzlich spürst du ein Gefühl von Verlassenheit. Oder du meditierst ganz entspannt, und plötzlich spürst du eine alte Kindheitserinnerung hochkommen, die mit Emotionen verbunden ist. Das sind positive Zeichen! Etwas, was tief in dir drin ist, kommt an die Oberfläche. Lass es zu, aber dann lasse auch wieder los. Beobachte es, aber identifiziere dich nicht damit. Du musst es auch nicht ergründen und analysieren, du musst es nicht durcharbeiten. Im Yoga wird gesagt, dass das reine Anschauen von dem, was hochkommt, und das Loslassen ausreichen, dass sich tiefe emotionale und psychische Spannungen lösen. Sollten also während der Meditation irgendwelche schwierigen Erinnerungen und Emotionen hochkommen, brauchst du nicht zu irgendeinem Therapeuten zu gehen. Du musst nichts ab- oder durcharbeiten. Schau es an, lasse los und kehre zu deiner Meditationstechnik zurück.

Bei mentalen Reinigungserfahrungen kann es passieren, dass dein Geist in der Meditation, anstatt ruhiger zu werden, plötzlich unruhiger wird und viele Gedanken auftauchen. Die meisten Menschen, die zum Beispiel mal in einen Yoga-Vidya-Ashram kommen, merken, dass ihre Meditation tiefer ist als zu Hause. Aber manche beschreiben auch, dass der Geist sehr aktiv ist und viele oft auch gute Ideen entstehen oder sie in tiefes Nachdenken versinken. Normalerweise bemühen wir uns, konzentriert zu sein. Wenn aber so viele Gedanken kommen, lass es eine Weile zu, sieh es als mentale Reinigung an, und dann konzentriere dich wieder.

Zu 3.: Es gibt viele Astralerfahrungen in der Meditation. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, widme dich Sukadevs ausführlichen Vorträgen und Videos zum Thema „Karma und Reinkarnation“.

So kann man zum Beispiel die oben genannten energetischen Reinigungserfahrungen auch als Astralerfahrungen deuten. Es gibt die Prana-Erfahrungen im Sinne von Kribbeln in Händen und Füßen, das Spüren der Chakras, das Spüren der Wirbelsäule, oder auch wie Wellen von Energie von unten nach oben. Wenn das passiert, dann freue dich darüber, Prana ist erwacht. Manche Praktizierende lernen das Hellsehen oder sehen plötzlich eine Aura um Menschen oder Pflanzen, wenn sie aus der Meditation kommen. Es kann passieren, dass du Lichtwesen siehst. Wenn du so etwas siehst, dann freue dich! Du brauchst keine Angst zu haben, du wirst nicht verrückt, sondern du hast ein subtileres Wahrnehmungsvermögen. Oder vielleicht hörst du auch die sogenannten Anahata-Klänge. Manchmal hört man während der Meditation plötzlich einen hohen Klang, oder etwas wie ein OM. Du HÖRST Prana!      

 

Zu 4.: Die spirituellen Erfahrungen in der Meditation sind verbunden mit der Erfahrung von Sat-Chit-Ananda. Sat heißt reines Sein, Chit heißt Bewusstsein, Ananda heißt Freude. Als spirituell bezeichnet man Erfahrungen dann, wenn du das Bewusstsein der Ausdehnung hast, eine Verbindung zu allem Sein  – Sat. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit intensiverer Bewusstheit verbunden ist  – Chit. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit großer Freude verbunden ist  – Ananda, auch genannt Prema.

Es gibt verschiedene Arten von spirituellen Erfahrungen. Manche der außerkörperlichen Erfahrungen sind auch spirituelle Erfahrungen. Wenn du plötzlich deinen Körper nicht mehr spürst, nur Freude, Weite und Verbundenheit, dann ist das eine tiefe spirituelle Erfahrung. Wenn du einen Deva siehst, ein Licht- oder Engelswesen, und in dessen Gegenwart unglaubliche Freude und Liebe spürst, sei es, dass dein Herz fast zerspringt vor Freude, sei es, dass du dich erhaben fühlst und weit fühlst, oder absolute Geborgenheit fühlst, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Wenn du eine Vision deines/deiner Meisters/Meisterin hast, und dabei vielleicht sogar Gewissheit über deine Aufgabe bekommst, oder einfach nur die Erfahrung von göttlicher Führung, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Es muss nicht unbedingt eine Peak-Erfahrung sein, du meditierst einfach, und plötzlich ist da ein Gefühl der Sicherheit, des geführt Werdens, dass alles, was du machst, in Ordnung ist. Auch die Anahata-Klänge, die inneren Klänge, können zu einer tiefen spirituellen Erfahrung werden. Wenn da plötzlich dieser hohe Klang ist, und du alles andere vergisst. Oder wenn der Klang wie ein OM ist, wodurch alle Gedanken übertönt werden, und du plötzlich nur den reinen Bewusstseinsstrom hörst, und du im reinen, unendlichen Klang bist: unglaubliche Freude und Schönheit.

Es kann auch geschehen, dass du einfach eine Erfahrung reiner RUHE hast. Du sitzt dort, vielleicht spürst du sogar irgendwo den Körper, aber das hat keine Bedeutung. Vielleicht taucht ab und zu mal ein Gedanke auf, das ist aber ohne Bedeutung. Es ist nur unendliche Ruhe und unendliches Vertrauen und Bewusstsein: EINE göttliche Wirklichkeit.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du an einer Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung  teilnimmst, lernst du dort, diese Grundlagen umzusetzen. Wenn du die Ausbildung schon gemacht hast, bekommst du nochmal Anregungen für das bereits Erlernte, und wenn du YogalehrerIn einer anderen Tradition bist, erhältst du eventuell zusätzliche Anregungen und Denkanstöße, vielleicht sogar etwas Inspiration.

Das Wort „Yoga“ heißt „Harmonie, Verbindung, Einheit“. Yoga kann in fünf Hauptpraktiken unterteilt werden:

  1. Richtige Körperübungen/Asanas
  2. Richtige Atemübungen/Pranayama
  3. Richtige Entspannung/Shavasana
  4. Richtige Ernährung/Mitahara
  5. Meditation und positives Denken

Wenn du Yoga unterrichtest, dann unterrichtest du letztlich immer drei dieser Praktiken, nämlich Körperübungen/Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung. Ab und zu kannst du Meditation einfügen. Du kannst in den Yogastunden auch immer wieder Tipps geben für positives Denken im Alltag, und es gilt auch, dann und wann auf die richtige Ernährung hinzuweisen: vegetarisch und vollwertig. Wenn du Yoga unterrichtest, ist es wichtig, dass du selbst diese fünf Punkte beachtest, denn nur dann kannst du sie den TeilnehmerInnen authentisch nahebringen.

Grundlagen einer Yogastunde

Zunächst der Aufbau der Yoga Vidya Grundreihe, siehe dazu das vorige Kapitel (YVS066).

Dann ist es wichtig, folgende vier Prinzipien in der Yogastunde zu kombinieren:

  1. Die körperliche Korrektheit einer Übung: Zwar beschreibt eines der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien die Selbstverantwortung der Teilnehmenden, aber du als Yoga Unterrichtende/r achtest dennoch darauf, dass die Übung gut ausgeführt wird.
  2. In einer Asana gibt es geistige und körperliche Entspannung: Sehr wichtig ist, dass die Teilnehmenden die Yogastunde nicht als Wettbewerb sehen. Es geht nicht darum, besser zu sein als andere. Es geht darum, dass du stattdessen eine Atmosphäre schaffst, in der die Teilnehmenden ganz loslassen können und in jeder Asana so entspannt wie möglich sind. Gewiss gibt es anstrengende Asanas, z.B. die Heuschrecke, aber auch dabei sollten die Praktizierenden entspannte Augen und ein entspanntes Gesicht haben.
  3. Die Atmung ist der Schlüssel zur Prana-Erfahrung sowie für die meditative Erfahrung in den Asanas. Daher weise deine Teilnehmenden immer darauf hin, die Asanas mit einer ruhigen und tiefen Atmung zu verbinden. Zu Anfang ist das stets die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist auch die Vollständige Yogaatmung dabei.
  4. Die geistige Konzentration und Aufmerksamkeit: Die Teilnehmenden sollen BEI den Asanas sein. Die Tiefe der Erfahrungen deiner TeilnehmerInnen hängt davon ab, wie sehr es dir gelingt, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu halten. Wenn du z.B. eine Sprechweise hast, die auf die Teilnehmenden langweilig wirkt, dann werden sie an alles Mögliche denken. Daher ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Yogastunde so zu halten, dass die Teilnehmenden mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dabei sind.

Allgemeine Prinzipien des Lehrens von Yoga

Yoga zu unterrichten ist etwas anderes, als Mathematik oder eine Sprache zu lehren. Yoga lehren bedeutet letztlich, den Schülern eine Einstellung zu vermitteln, die eine innere Erfahrung und Einheit ermöglicht. Yoga heißt schließlich Einheit, Yoga heißt Harmonie, und eine gute Yogastunde lässt die oder den Teilnehmende/n diese Einheit erfahren, eine Harmonie erfahren. Eine Yogastunde ist daher immer eine besondere Erfahrung für die Teilnehmenden.

Damit das geschehen kann, bist du als Yogalehrender bescheiden und ein Instrument in den Händen der göttlichen Kraft. Denn ob der oder die Teilnehmende wirklich eine tiefe Yogaerfahrung macht, liegt nicht vollständig bei dir. Du kannst Bedingungen schaffen, damit es möglich ist; aber was sich einstellt, ist nicht nur von dir abhängig. Es wird dir manchmal geschehen, dass du denkst, deine Yogastunde sei nicht gut gewesen, und die Teilnehmenden kommen anschließend voller Dankbarkeit und mit leuchtenden Augen auf dich zu. Und andere Male wirst du denken, eine wirklich tolle Yogastunde gegeben zu haben, und dann erfährst du, dass Teilnehmende sich über deinen Unterricht beschwert haben. Es liegt nicht nur an dir.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „Guruparampara“, d.h. die Lehrer-Schüler-Nachfolge, auch „Guru Shishya Parampara“ genannt. Wenn du unterrichtest, mache dich zum Instrument, lasse die Energie der Meister durch dich hindurchfließen. Spüre den Segen der Meister durch dich hindurchfließen. Wenn du unterrichtest und dich öffnest, wirst du diese Energie spüren. Es ist vermutlich kaum möglich, eine so gute Karma Yoga Einstellung zu haben, wie beim Unterrichten von Hatha Yoga. Du spürst wie diese Guruparampara Shakti durch dich hindurchströmt.

Die körperlichen Aspekte zu kennen, ist wichtig. Es ist wichtig, dass du weißt, wie du die Übungen genau ansagst und auch, wie du Korrekturen gibst. Aber deine Einstellung ist ganz besonders wichtig. Damit du zu einem Instrument werden kannst, musst du Yogaübender sein; du bist nicht jemand, der nur unterrichtet. Übe jeden Tag Asanas, jeden Tag Pranayama, übe jeden Tag Meditation, übe einen sattvigen Lebensstil, verzichte auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen, ernähre dich gesund und habe hohe ethische Grundsätze im Alltag. Dann wirst du eine gute Yogalehrerin/ein guter Yogalehrer sein. Dann werden deine Teilnehmenden die tiefe Erfahrung von Einheit, von Harmonie, von Yoga machen.

Yoga lehren heißt also, Voraussetzungen zu schaffen, damit göttliche Energie fließen kann. Du brauchst dafür Sensibilität und die Kenntnis der Methoden. Neben der Yoga Vidya Grundreihe und den 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien gibt es noch weitere wichtige Prinzipien. Da sind zunächst äußere Hilfen, um eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, dass diese Yogaerfahrung entstehen kann.

Kleidung: Die klassischen Farben des Yogaunterrichtenden in der Yoga Vidya Tradition sind weiße Hose und gelbes Oberteil. Weiß ist die Farbe der Reinheit – du willst als reines Instrument dienen. Gelb ist die Farbe des Lernens und des Lehrens – du wirkst wie ein Mond, d.h. du lässt das Licht des Göttlichen in dich hineinstrahlen und durch dich hindurchstrahlen. Farben haben einen großen Einfluss auf den Geist. Wenn du weiß-gelbe Kleidung trägst, wird das deinen Teilnehmenden eine schnellere, tiefere Erfahrung geben, als wenn du einfach in der Alltagskleidung unterrichtest. Auch für dich selbst macht es ein Unterschied. Wenn du Weiß-Gelb trägst, wirst du in die Rolle des Yogalehrenden hineingehen, dein Geist wird umschalten, und die Prana-Kanäle werden sich öffnen. Daher der Tipp: bleibe auch nach Ende der Ausbildung bei dieser weiß-gelben Kleidung.

Sauberkeit: Für die Atmosphäre ist eine gewisse Sauberkeit wichtig, in Bezug auf dich selbst und den Raum, in dem du lehrst.

Altar: Ein Altar in einem Yogaraum ist wichtig. Ein Altar schafft Atmosphäre, ein Altar dient als „Energie-Ausstrahler/-Sender“. So ähnlich, wie ein Radiogerät Radiowellen aufnimmt, so nehmen auch deine Teilnehmenden Energie auf. Und so, wie das Radio eine Sendestation dazu braucht, braucht es eine solche auch in der Yogastunde. Ein Altar mit seinen Murtis (Götterfiguren) wirkt wie eine Sendestation, und das spüren die Teilnehmenden. Yogalehrende haben aber teilweise Hemmungen, Murtis aus ihrer Tradition aufzustellen, obwohl Götterfiguren – sowohl hinduistische als auch buddhistische – heutzutage selbst in öffentlichen Räumen wie Thermen, Physiotherapie-Praxen und sogar Geschäften zu finden sind. Habe also keine Hemmungen! Heute besteht eine große kulturelle Offenheit, und es macht einen Unterschied, ob du in einem kahlen Raum praktizierst, oder ob dort die eine oder andere Murti deiner Tradition steht und Bilder deines Meisters/deiner Meisterin hängen. Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Wenn du in einem christlichen Kontext unterrichtest, dann schaue, was dort angemessen ist. Wenn du für Krankenkassen oder in einem schulischen Kontext unterrichtest, dann erkundige dich, was dort möglich ist. Aber im Allgemeinen ist es gut, einen Altar zu haben – mindestens eine Kerze oder etwas, das den Geist erhebt.

Raumklima: Du kannst auch mit Düften arbeiten, z.B. eine Duftlampe mit spirituell erhebendem Duft anzünden (achte aber darauf, dass es kein mit Badezimmer konnotierter Duft ist). Zünde eventuell eine Kerze/Duftkerze oder ein Räucherstäbchen an. In der Zeit vor der Yogastunde, in der die TeilnehmerInnen eintreffen, kannst du auch meditative Musik/Mantramusik abspielen. Tue irgendetwas, was dazu führt, dass deine TeilnehmerInnen bei ihrer Ankunft gleich in eine angenehme Atmosphäre kommen. Menschen brauchen heutzutage oft eine „exotische“ Atmosphäre, um den Alltag zu vergessen.

Mantras: Sie werden am Anfang und am Ende der Yogastunde rezitiert/gesungen. Ein Tipp von Sukadev: Bevor du eine Yogastunde unterrichtest, übe selbst spirituelle Praktiken. Wenn irgend möglich, übe vor dem Hatha Yoga Unterricht entweder Meditation, oder wiederhole Mantras, oder übe Pranayama und Asanas. Mache eventuell eine Tiefenentspannung, gerade wenn du vorher einen anstrengenden Tag hattest, und danach ein paar Minuten Yogaübungen. Wenn du keine Zeit für formelle Yogaübungen hast, dann sorge dafür, dass du auf dem Weg zur Yogastunde ein Mantra wiederholst, ein Gebet sprichst, dich für göttliche Führung öffnest, damit du schon ein subtiles Prana hast, Liebe hast und geben kannst, wenn du in Kontakt zu den Teilnehmenden kommst. Spätestens, wenn sie in der Anfangsentspannung vor dir liegen, öffne dich für den göttlichen Segen, bitte um Führung, öffne dich für die doppelte Liebe – die Liebe zum Meister, der Liebe zu dir hat, und die Liebe zu deinen Teilnehmenden. Lass diese Liebe, dieses Licht fließen. Wenn ihr dann gemeinsam OM singt und das Mantra wiederholt, spürst du diese Verbindung, und dann kann Yoga entstehen.

Soweit die Grundlagen des Unterrichtens von Hatha Yoga, wobei es hierzu an anderer Stelle noch mehr Informationen gibt.  Diese und viele weitere Unterrichtstechniken lernst du in der Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung und in Yoga Vidya Weiterbildungen. Wenn du relativ neu im Yoga bist, hast du jetzt einige „Interna“ an die Hand bekommen. Die Grundlagen des Yoga lernst du in Yogakursen in den Yoga Vidya Zentren, bei ausgebildeten Yoga Vidya YogalehrerInnen, und in den Yoga Vidya Ashrams. Informationen über die Zentren und Ashrams, sowie ein großes YogalehrerInnen-Verzeichnis, findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du bei Yoga Vidya eine Yogalehrer-Ausbildung machst oder gemacht hast, dann kannst du das Gelernte hier wiederholen. Falls du überlegst, die Ausbildung zu absolvieren, erfährst du hier bereits einiges über die Inhalte.

Yoga Vidya ist einer der vielen Stile im Hatha Yoga, momentan der populärste Hatha Yoga Stil in Deutschland (2017). Beim Unterrichten gibt es sieben Unterrichtsprinzipien zu beachten. Diese lauten:

  1. Der Unterricht basiert auf der Yoga Vidya Grundreihe
  2. Der Unterricht wird stark angepasst an die Zielgruppe und das Ziel der Yogastunde
  3. Die Asanas werden gehalten
  4. Die Betonung liegt auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmern, Unterrichten mit Spürgenauigkeit statt äußerer Genauigkeit
  6. Der/die YogalehrerIn unterrichtet mit Stimme, Händen und Füßen, Prana und Liebe
  7. Der/die YogalehrerIn betrachtet das Unterrichten als eigene Yogapraxis, er/sie macht sich zum Instrument, um zu dienen und Gutes zu bewirken und ist selbst Yogaübende/r (Einstellung des Yogalehrers/der Yogalehrerin)

Im Folgenden wird näher auf die einzelnen Prinzipien eingegangen.

Zu 1)

Die Yoga Vidya Grundreihe ist folgendermaßen aufgebaut:

  • Anfangsentspannung: 1-5 Minuten
  • Sitzhaltung einnehmen, typischerweise OM und Mantra zur inneren Sammlung
  • Atemübungen: Kapalabhati und Wechselatmung sind hier die wichtigsten
  • Karanas: Übungen, die den Körper aufwärmen und in Gang setzen; hier sind die wichtigsten Surya                                                          Namaskar (Sonnengruß) und Navasana (Bauchmuskelübungen)
  • Zwölf Asanas in Verbindung mit kleinen Variationen:
  1. Shirshasana – Kopfstand
  2. Sarvangasana – Schulterstand
  3. Halasana – Pflug
  4. Matsyasana – Fisch
  5. Pashchimottanasana – Vorwärtsbeuge
  6. Bhujangasana – Kobra
  7. Shalabhasana – Heuschrecke
  8. Dhanurasana – Bogen
  9. Ardha Matsyendrasana – Drehsitz
  10. Mayurasana – Pfau
  11. Pada Hastasana – stehende Vorwärtsbeuge
  12. Trikonasana – Dreieck
  • Shavasana: Tiefenentspannung
  • Sitzhaltung einnehmen, OM und Mantra, eventuell auch Meditation

Zu 2)

Die starke Anpassung an Zielgruppe und Zielsetzung führen bei Yoga Vidya zu einer großen Bandbreite. Dies ist das Besondere am Yoga Vidya Stil. Yoga für Kinder wird ganz anders unterrichtet als Yoga für Senioren. Menschen, die spirituell interessiert sind, wird man anders unterrichten als Menschen in einem therapeutischen Setting in einer Reha-Klinik. Im Businessyoga, wo man womöglich nur fünf Minuten Zeit hat, wird man anders unterrichten, als bei einem Asana-Intensivseminar in einem Yoga-Ashram, wo man für die Yogastunde am Nachmittag vielleicht vier Stunden Zeit hat. Es ist wichtig, diese Anpassung zu verstehen. Manchmal wird gefragt, ob der Yoga Vidya Stil eher sanft oder eher fordernd sei – nun, er kann beides sein! Manchmal kommt die Frage, ob der Yoga Vidya Stil eher für Jüngere oder Ältere geeignet sei – wiederum ist er beides! Es gibt Yogastile, die eher therapeutisch sind, andere, die mehr auf Wellness ausgerichtet sind oder eher sportlich orientiert oder spirituell – wie ist das beim Yoga Vidya Stil? Die Antwort ist: Er kann alles sein.

Trotz der unterschiedlichen Zielsetzung und Anpassung, die bei Yoga Vidya möglich ist, gibt es eine Grund-Zielsetzung, die immer besteht, weswegen auch die Yoga Vidya Grundreihe so wichtig ist:

  • Was bei Yoga Vidya unterrichtet wird, soll immer gesund/gesundheitsfördernd sein.
  • Der Körper soll immer gefordert werden, alle Teile des Körpers sollen trainiert werden, so dass eine körperliche Entwicklung stattfinden kann.
  • Es soll gut sein für das Prana, für die Lebensenergien. Prana soll aktiviert und harmonisiert werden. Menschen sollen nach einer Yogastunde mehr Prana spüren, als vorher.
  • Es soll gut für die Emotionen sein, dass der Mensch sich wohler und in Harmonie fühlt.
  • Es soll so sein, dass der Mensch konzentriert ist und nach der Yogastunde eine Klarheit des Geistes verspürt.
  • Dem Menschen soll eine spirituelle Erfahrung ermöglicht werden, sofern er dafür offen ist. Er soll mit einem Gefühl von Freude, Liebe und Öffnung aus der Yogastunde herausgehen. Dieses Erfahren von Freude und Liebe, das ist die spirituelle Öffnung.

Auch in der konkreten Zielsetzung und starken Anpassung bezieht Yoga Vidya stets die Ganzheitlichkeit des Menschen mit ein.

Zu 3)

Es ist eigentlich selbstverständlich, dass Asanas gehalten werden, denn Asana heißt „Stellung“. Asana ist etwas, das ruhig gehalten wird. Dieser Punkt wurde nachträglich den Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien zugefügt (anfangs waren es nur fünf). Seit den 2000er-Jahren kommen immer mehr Yogarichtungen aus Amerika nach Deutschland, die keine Asanas halten, sondern nur dynamische Übungen enthalten. Sukadev fand es wichtig, festzulegen, dass Asanas im Yoga Vidya Stil gehalten werden. Selbst im Flow Yoga bei Yoga Vidya gibt es Asanas, die ruhig gehalten werden. Gerade das meditative und das Bewusstseins-Element, sowie die Wirkung auf Prana, Nadis und Chakras und letztlich auch die Dehnung und Entspannung funktionieren über das statische Halten von Asanas.

Zu 4)

Entspannung: In den Yogastunden wird bei Yoga Vidya besonders darauf geachtet, dass bei den Asanas nur die Muskeln genutzt werden, die erforderlich sind. Alles andere entspannt. Das entspricht im Grunde der traditionellen Hatha Yogaweise: die Asanas werden gehalten, der größte Teil der Muskeln entspannt, aber jene, die notwendig sind, sind gut angespannt. Ein Beispiel: im Schulterstand werden Fußsohlen und Waden entspannt. Die Zehen werden nicht zur Decke hingegeben. Das Gesicht wird entspannt. Bestimmte Muskeln werden zwar angespannt, um in der Asana zu sein, aber alles andere entspannt. Auch während der Zwischenentspannung in Stunden für Anfänger und Mittelstufe wird immer darauf geachtet/angesagt: Muskeln entspannen!

Atmung:  Die Atmung ist sehr wichtig. Die Betonung darauf wird bei Yoga Vidya immer wieder gelehrt, und in den Yoga Vidya Yogastunden wird daher immer wieder darauf hingewiesen. Die Grundatmung ist die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist es die Vollständige Yogaatmung. Über die Atmung kann man entspannen oder sich aufladen, und die Atmung hat eine Auswirkung auf das Prana.

Konzentration/Bewusstheit: Im Yoga konzentrierst du dich nicht darauf, was der Nachbar macht. Auch nicht darauf, wie du im Spiegel aussiehst. Vielmehr ist die Konzentration bei dem, was du JETZT tust, und bei dem, was du JETZT fühlst und spürst. Eine „ideale“ Yogastunde ist, wenn du an nichts anderes denkst, als an das, was du gerade machst und fühlst.

Hast du bisher nur bei Yoga Vidya oder ähnlichen Richtungen Yoga geübt, dann mag dir das alles selbstverständlich erscheinen. Aber es gibt Yogastile, bei denen die Atmung überhaupt nicht berücksichtigt wird, oder solche, bei denen Entspannung nie erwähnt wird. Es gibt sogar Yogastile, die nur mit lauter Musik ausgeführt werden, und bei denen du dich eben nicht auf die Asana selbst konzentrierst. Bei Yoga Vidya spielen Entspannung, Atmung und Konzentration eine wichtige Rolle.

Zu 5)

Der Aspekt des Respekts vor den Teilnehmern/der Spürgenauigkeit beinhaltet, dass der/die TeilnehmerIn selbst entscheidet. In anderen Yogastilen sagt der/die YogalehrerIn dem/der TeilnehmerIn genau, wie er/sie die Yogastellung praktizieren soll. Auch im Yoga Vidya Anfängerkurs ist es üblich, die Asanas genau anzusagen. Aber je länger ein/e TeilnehmerIn im Yoga Vidya Stil übt, desto mehr Verantwortung bekommt er/sie selbst. So kann es z.B. sein, dass jemand bei der Kobra die Finger dicht zusammenhält, oder auseinander gibt, dass er/sie die Fersen zusammen bringt, oder voneinander entfernt hält, die Beine anspannt, oder entspannt hält. Es kann sein, dass sich jemand in der Vorwärtsbeuge besonders bemüht, den Rücken gerade zu halten, oder sich mit rundem Rücken in die Stellung hinein entspannt. Bei Yoga Vidya wird den TeilnehmerInnen gelehrt, wie sich eine „gute“ Yogastellung anfühlt, woran man merkt, dass man die Übung richtig ausführt. Dann ist es an dem/der TeilnehmerIn, selbst zu erspüren, was ihm/ihr besonders gut tut. Also: Selbstverantwortung der TeilnehmerInnen statt vorzuschreiben, wie die Übung genau auszusehen hat.

Für dieses fünfte Unterrichtsprinzip wird Yoga Vidya zuweilen kritisiert, weil Menschen sagen, dass die Vorwärts- oder Rückwärtsbeuge immer auf eine ganz bestimmte Art zu praktizieren ist. Sukadev ist jedoch der Ansicht, dass es unterschiedliche Weisen gibt, die Übungen auszuführen, und dass die TeilnehmerInnen das selbst herausfinden sollen. Wenn jemand ein körperliches Problem hat, muss man ihm/ihr zunächst hilfreiche Variationen vorschlagen. Aber nur der/die TeilnehmerIn selbst findet dann heraus, was wirklich gut ist.

Zu 6)

Es ist wichtig, zu lernen, wie man eine Yogastunde gut ansagt. Daher gehört zur Yogalehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya ein gewisses Stimmtraining. Wenn du bei Yoga Vidya deine Unterrichtsproben machst, wird Wert darauf gelegt, dass deine Stimme gut ist. Zudem gibt es Korrekturen, Hilfestellungen oder „Adjustments“. Du lernst also, wie du mit Händen und Füßen TeilnehmerInnen korrigierst und Hilfestellungen gibst. Im ersten halben Jahr der Yogalehrer-Ausbildung wird das besonders intensiv trainiert, ebenfalls in der ersten Woche der 4-wöchigen Ausbildung. Aber du unterrichtest auch mit Prana, d.h. mit feinstofflicher Energie. Wenn du eine Yogastunde gibst, dann gilt es auch, dass du dich öffnest, dass Prana/Lebensenergie in dich hineinfließt, und dass du sie ausstrahlst. Und du unterrichtest mit der doppelten Liebe, der Liebe zu Gott, zum Göttlichen, zu einer höheren Wirklichkeit und der Liebe zu deinen TeilnehmerInnen. Du machst dich zum Instrument.

Zu 7)

Yogaunterricht als Yogapraxis“, man könnte auch sagen: die Yoga-Einstellung des Yogalehrenden. Was bedeutet das? Zum einen, die oben angeführte doppelte Liebe, zum anderen, das Unterrichten, um Menschen Gutes zu tun. Du unterrichtest kein Yoga, um Geld zu verdienen – obgleich es notwendig sein kann, dass du mit Yoga deinen Lebensunterhalt erwirbst, es sollte aber nicht die Grundmotivation sein –, sondern, um Menschen helfen und dienen zu wollen. Vielleicht willst du über diese Menschen auch eine insgesamt friedvollere Welt schaffen. Vielleicht siehst du die Yogapraxis als Dienst an Swami Sivananda an, der Yoga in die Welt bringen wollte. Vielleicht siehst du es als Dienst an Gott, an der göttlichen Mutter an. Vielleicht willst du auch aus Dankbarkeit unterrichten. Du hast selbst viel Gutes durch die Yogapraxis erfahren und willst dies nun mit anderen teilen und weitergeben. So ist die Grundmotivation auch, Instrument zu sein.

Damit diese Motivation entstehen kann, ist es wichtig, dass du auch praktizierst. Ein/e Yogalehrende/r im Yoga Vidya Stil bzw. in der Yoga Vidya Tradition fühlt sich immer auch als SchülerIn. Du kannst Hatha Yoga nur unterrichten, wenn du Hatha Yoga übst. Bitte unterrichte es nicht, wenn du nicht selbst praktizierst! Du musst nicht alles selbst können, was du unterrichtest. Swami Vishnudevananda hat einmal gesagt: „Beschränke deine TeilnehmerInnen nicht auf dein eigenes Niveau!“ Nur das zu unterrichten, was du selbst kannst, kann auch eine Form von Ego sein, z.B. nicht zu wollen, dass andere etwas besser können, als du. Aber du kannst Pranayama nur gut vermitteln, wenn du Pranayama übst. Du kannst Asanas nur authentisch vermitteln, wenn du selbst Asanas übst. Darum praktiziere!

Damit die göttliche Energie beim Unterrichten durch dich wirken kann, ist es auch wichtig, dass du meditierst und dich an die weiteren Sattva-Empfehlungen hältst, die es im Yoga gibt. Sukadev empfiehlt insbesondere, dass du auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Rauchen und Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes verzichtest. Wenn du das tust, täglich meditierst, täglich Hatha Yoga Praktiken übst und wenn du dich als Instrument siehst, dann werden deine TeilnehmerInnen eine großartige Erfahrung im Yogaunterricht machen.

Kurze Wiederholung der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien:

  1. Yoga Vidya Reihe für körperliche, energetische, emotionale, mentale, psychische und spirituelle Wirkungen
  2. Anpassung an Zielgruppe und konkrete Zielsetzung
  3. Asanas werden gehalten
  4. Betonung auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmenden, Spürgenauigkeit statt Vorschriften
  6. Unterrichten mit Stimme, Händen, Füßen, Prana und Liebe
  7. Unterrichten als Yogapraxis und eigene Yogapraxis als Grundlage

Mehr aus der Yoga Vidya Schulung findest du im Internet unter www.yoga-vidya.de. Auch wenn du noch keine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung absolvierst oder den Yoga Vidya Stil noch gar nicht kennst, kannst du dort viele nützliche Informationen finden, ebenso wie Hinweise zu sämtlichen Aus- und Weiterbildungen sowie Einführungsseminaren.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was ist Hatha Yoga?

Hatha Yoga ist der Yoga der Körperbeherrschung, der Körperarbeit. „Hatha“ heißt wörtlich auch „Bemühung/Anstrengung“. „Ha“ heißt Sonne, „tha“ heißt Mond.

Hatha Yoga kann Gesundheit bzw. Gesundung und Entspannung zum Ziel haben, sowohl als Prävention als auch als Therapie. Es kann auch die Energieerweckung zum Ziel haben, so z.B. beim Kundalini Yoga. Hatha Yoga kann die Ruhe des Geistes anstreben und zu Gottverwirklichung führen wollen.

Folgende, unterschiedliche Arten von Hatha Yoga bzw. Yogastilen gibt es:

  • Iyengar Yoga, begründet von B.K.S. Iyengar
  • Ashtanga Vinyasa Yoga, begründet von Pattabhi Jois
  • Vini Yoga, begründet von Desikachar
  • Sivananda Yoga
  • Integral Yoga, begründet von Swami Satchidananda
  • Yesudian-Haich, begründet von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich
  • Bikram Yoga
  • Power Yoga, abgeleitet vom Ashtanga Vinyasa Yoga
  • Flow Yoga
  • Himalaya Yoga
  • Kundalini Yoga in der Tradition von Yogi Bhajan

und so weiter.

 

Eigenschaften des Yoga Vidya Stils

Zunächst einmal basiert er auf dem Hatha Yoga, und zwar Hatha Yoga auf der Grundlage von vier besonders wichtigen Hatha Yoga Schriften: Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita, Shiva Samhita und Goraksha Shataka. Diese Basis beinhaltet Jnana und Vedanta Yoga.

Der Yoga Vidya Stil ist darüber hinaus besonders ausgerichtet auf Patanjalis Yoga Sutra, also Raja Yoga. Einige der Verse von Patanjali, gerade über Asanas, Pranayama und Pratyahara, werden regelmäßig herangezogen.

Eine weitere wichtige Grundlage ist die Bhagavad Gita: Tue das, was du tust, so gut, wie du kannst, und lasse anschließend los. Sei gleichmütig gegenüber dem Ergebnis der Handlung und den Früchten der Handlung. Hier fließt Bhakti Yoga mit ein.

Der Yoga Vidya Stil ist auch ausgerichtet auf Ayurveda, d.h. auf eine gesunde Lebensweise.

Dies sind die klassischen Grundlagen des Stils. Beim Yoga Vidya Stil ist auch charakteristisch, dass er die moderne Wissenschaft mit einbezieht, sowohl Erkenntnisse aus der Sportmedizin als auch Erkenntnisse aus der Physiotherapie, der Medizin, der Psychologie und auch aus anderen Körperübungssystemen. Der Yoga Vidya Stil ist als solches ein integrierender Stil. Herausgebildet hat er sich aus dem Sivananda Yoga Stil.

 

Was ist das Besondere am Yoga Vidya Stil?

Das Besondere am Yoga Vidya Stil ist seine große Anpassungsfähigkeit und sein integrierendes Element. Charakteristisch ist auch, dass er geeignet ist für den physischen Körper, die Energien, die Emotionen, das Denken und dass er sich letztlich an die Seele und die Verbindung richten will. Der Yoga Vidya Stil hat eine Grundreihe, die weitestgehend identisch ist mit der Sivananda Yoga Grundreihe. Aufbauend darauf gibt es eine große Anpassung an Zielsetzung und Zielgruppe. Dies wird im Rahmen der 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien genauer besprochen.

Das waren ein paar Aspekte des Yoga Vidya Stils, wobei die Bandbreite dieses Stils noch einmal betont werden soll. Wenn du bei Yoga Vidya etwa die 2-jährige oder 4-wöchige Yogalehrer-Ausbildung absolvierst, lernst du zunächst einen Auszug aus diesem breiten Spektrum kennen: zuerst die Yoga Vidya Grundreihe, dann, wie du Anfänger an die Grundreihe heranführst (das nennt sich Yoga Anfängerkurs) und wie du eine Offene Yogastunde für Anfänger oder auch eine sanfte Yoga Vidya Reihe unterrichtest. Du lernst die Grundvariationen der Yoga Vidya Reihe, seien es andere Asanas, um Abwechslung zu schaffen, sei es in Verbindung mit Affirmationen, mit Bhakti (Hingabe) oder Jnana Yoga zu unterrichten, oder in Verbindung mit Konzentration auf Prana, Nadis und Chakras. Du lernst etwas über die Optimierung der Yoga Vidya Grundreihe nach sportmedizinischen Gesichtspunkten und wie du die Yoga Vidya Grundreihe an verschiedene Rücken- und andere Beschwerden anpassen kannst. Zusätzlich lernst du noch, wie du Yoga für Kinder, Schwangere und Senioren unterrichten kannst.

Wenn du die Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen hast, kannst du den Yoga Vidya Stil auf vielfältige Weise weiter ausbauen. Bei Yoga Vidya gibt es folgende Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung:

  • Kinder-Yogalehrer-Ausbildung
  • Aus- und Weiterbildung für Schwangerenyoga
  • Senioren-Yogalehrer-Ausbildung
  • Businessyogalehrer-Ausbildung, in der du lernst, Yoga in Unternehmen zu unterrichten – auch in Kurzform –, und wie du Yoga dort hineinbringst
  • Yoga Vidya Fitnesstrainer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Yin Yogalehrer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Hormon Yogalehrer-Ausbildung
  • Mantra Yogalehrer-Ausbildung
  • Klang Yoga Lehrer- Ausbildung

und Weitere.

Grundlage ist immer die Yoga Vidya Grundreihe, auf die im nächsten Kapitel (YVS066) genauer eingegangen wird.

Mehr über den Yoga Vidya Stil erfährst du unter www.yoga-vidya.de. Wenn du erst wenig über Yoga Vidya weißt, ist das Seminar „Yoga und Meditation Einführung“ hilfreich, und wenn du den Yoga Vidya Stil unterrichten willst, kannst du bei uns eine Yogalehrer-Ausbildung machen.

Des Weiteren gibt es bei Yoga Vidya über alle anderen Inhalte dieses Artikels Internetseiten sowie Aus- und Weiterbildungen, denn es ist ebenfalls charakteristisch für Yoga Vidya, dass das Gelernte gut weitergegeben und verbreitet wird, sei es in Yoga Vidya Zentren, Volkshochschulen, Fitnessstudios, Schulen, Universitäten, Unternehmen oder Ashrams. Alle Menschen sollen neben dem eigenen Erlernen auch befähigt werden, Yoga zu unterrichten. Und für alle, die nicht die Möglichkeit haben, ein Yogazentrum zu besuchen, gibt es Videos und Audios im Internet.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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„Wenn du jemandem beibringen willst, wie man ein guter Seemann wird, dann erzähle ihm nicht so viel über die verschiedenen Arten von Schiffen, über die Geschichte der Schifffahrt, auch nicht so viel über die verschiedenen Knoten und Segel, sondern schwärme ihm über das Meer vor. Dann wird er sich darum kümmern, ein guter Seemann zu werden.“

Und so will ich dir über die Zukunft und die zukünftigen Schritte deines Lebens vorschwärmen.

Shubheccha heißt Sehnsucht nach der Wahrheit. Iccha kann man hier übersetzen als Sehnsucht und Shubha als Wahrheit, das Gute, die tiefe Wirklichkeit.

Vicharana ist das rechte Streben, man könnte auch sagen, das bewusste Praktizieren. Spirituelle Aspiranten befinden sich typischerweise auf der Vicharana-Stufe. Sie fluktuieren manchmal in Richtung Shubheccha und Tanumanasa.

Tanumanasa ist Transparenz des Geistes, Erfahrung göttlicher Gegenwart, tiefe Meditation, das Gute wollen und umsetzen. Dann folgt Sattvapatti.

Sattvapatti bedeutet Erlangen von Reinheit. Sattva hast du schon oft genug gehört, Apatti heißt, etwas erreicht haben. Man könnte sagen, Sattvapatti ist wie die Steigerung von Tanumanasa. Auf der Stufe von Sattvapatti wird aber ein bestimmter Bewusstseinszustand erreicht, der als Savikalpa Samadhi bezeichnet wird.

Samadhi ist das Überbewusstsein. Sa heißt mit, Savikalpa bezeichnet einen Bewusstseinszustand, der aber noch mit einem Gedanken, mit einer individuellen Bewusstheit, verbunden ist. Charakteristisch ist das Auftauchen von Siddhis, von übernatürlichen Kräften. Was heißt das? Man kann sagen, Samadhi ist die Steigerungsform von Dhyana. In Samadhi hört Denken im Sinne von Worten, Bildern und individuellen Gefühlen auf. Samadhi ist ein überbewusster Zustand, in dem Sat Chit Ananda erfahrbar wird. Sat heißt Einheit mit allem Sein, Chit heißt reines Bewusstsein, Ananda heißt unendliche Freude. Es ist aber noch Savikalpa Samadhi, das heißt, es gibt noch jemanden, der das alles erfährt, es ist noch nicht die vollständige Einheit.

Über diesen Bewusstseinszustand zu sprechen ist schwierig, deshalb werde ich es gar nicht erst übermäßig probieren. Es ist ein überbewusster Zustand, in dem unser Gefühl von Zeit, Raum und Kausalität verschwindet. Worte und Bilder verschwinden, Unterschiede verschwinden, aber es ist noch nicht die vollständige Erfahrung der Einheit.

In diesem Zustand erwachen auch die Siddhis, und die Siddhis sind die außergewöhnlichen Fähigkeiten, die übernatürlichen Kräfte. Diese Kräfte sollte man nicht missbrauchen.

Es heißt, auf der Stufe von Sattvapatti ist die große Versuchung, dass ein Meister/eine Meisterin die Siddhis übermäßig gebraucht und deshalb einen Absturz erlebt. In diesem Stadium ist besonders wichtig, so ins Sattva zu kommen, dass man in das grenzenlose Vertrauen Gottes gelangt. Dann kann Gott durch einen Meister/eine Meisterin Wunder bewirken. Man wird in keiner Tradition Heilige finden, in der es nicht auch Wundergeschichten gibt. Schüler von Swami Sivananda haben in dem Buch „Miracles of Sivananda“ viele solcher Geschichten gesammelt. Es sind verschiedenste Wunder geschehen, aber Swami Sivananda ist nicht umhergelaufen und hat sich als großer Wundertäter ausgegeben. Wenn man ihn darauf angesprochen hat, hat er nur gesagt „The Grace of God is doing everything“ (Die Gnade Gottes macht alles).

Wenn du also auf die Ebene von Sattvapatti kommst und merkst, du kannst außergewöhnliche Dinge bewirken, dann versuche nicht, aus dem Ego heraus ins Karma Anderer einzugreifen. Bitte um Gottes Führung, bete für den anderen Menschen, dann wirst du geführt werden. Eventuell geschieht durch dich ein Wunder, eventuell aber auch nicht, wenn es im Karma des Anderen ist, auf eine andere Weise zu wachsen. Hier besteht durch die besonderen Fähigkeiten, die man entfaltet, die große Versuchung, zu sehr eingreifen zu wollen und Dinge aus eigenem Wunsch heraus zu tun, statt grenzenloses Vertrauen in das göttliche Wirken zu entwickeln und es durch einen hindurch wirken zu lassen. Selbst ein Mitgefühl kann dann in die Begrenzung führen.

Manchmal kommt das Gefühl auf, nicht zu wissen, was für den Anderen gut ist. Auf der Sattvapati-Ebene hast du sehr viel mehr Möglichkeiten, Dinge zu tun, Menschen zu helfen. Umso wichtiger ist es, dort demütig zu bleiben, Instrument zu sein. Wenn du der Versuchung, deine Siddhis zu stark gebrauchen und ins Schicksal Anderer eingreifen zu wollen, widerstehen kannst, dann fällst du in Asamsakti (Nichtberührtsein).

 

 

Zusammenfassend kann gesagt werden:

Kultiviere Mumukshutva – den Wunsch nach Befreiung.

Erkenne, nichts in dieser Welt macht dich dauerhaft glücklich – Vairagya.

Unterscheide zwischen dem, was wirklich wichtig ist, und dem was nicht wirklich ist – Viveka.

Kultiviere eine gewisse Grundgelassenheit gegenüber den Wechselfällen des Lebens – Shatsampat.

Gehe den spirituellen Weg im Bewusstsein der sieben Prinzipien der Spiritualität.

Sei dir bewusst, hinter allem ist eine göttliche Wirklichkeit – Brahman –, dass du momentan in einer beschränkten Weltsicht bist – Maya – und dass innerhalb der Maya kein Glück zu finden ist.

Duhkha – Leiden –  ist in dieser Welt existentiell.

Es gibt aber Moksha und es rentiert sich, danach zu streben. Um dorthin zu kommen, übe –  Abhyasa.

Lebe dein Leben bewusst und gehe davon aus, das Leben schenkt dir die richtigen Lektionen –  Karma.

Und vertraue der Gnade Gottes, du kannst nicht alles machen, die Gnade ist für Vieles verantwortlich – Kripa.

Übe die rechte spirituelle Praxis –  Abhyasa. Sie beinhaltet die vier S:

Sadhana im engeren Sinne: sei regelmäßig mit der Praxis von Asanas, Pranayama und Meditation.

Übe einen sattwigen Lebensstil, d.h. einen, der rein ist, der ethisch ist, und der dir hilft, spirituell zu wachsen.

Übe Seva im Sinne von uneigennützigem Dienen.

Gehe regelmäßig zum Satsang – spirituelle Praxis mit Anderen.

Plane, geschickt mit deinen Wünschen und Bedürfnissen –  Purushartas –  umzugehen. Du hast emotionale und sinnliche Bedürfnisse –  Kama. Befriedige diese auf sattvige Weise. Du hast Bedürfnisse nach finanzieller Absicherung, nach Erfolg und Anerkennung. Habe auch eine Ethik im beruflichen Alltag –  Artha. Du hast Ideale, was du bewirken willst –  Dharma –, und du spürst, dass du deine Talente entfalten willst. Gehe dem auf sattvige Weise nach.

Und sei dir bewusst, dass du auch in der spirituellen Praxis sattvig, rajasig und tamasig sein kannst. Gehe den spirituellen Weg sattvig. Besondere Herausforderungen sind natürlich auch Partnerschaft, Familie und Beruf. Nimm aber deine Partnerschaft als Teil des spirituellen Weges. Mit einen Menschen zusammen zu wachsen, kann etwas sehr Schönes sein. Und wenn du keine Partnerschaft hast, dann sei auch zufrieden. Denn auch ein Leben ohne Partner/Partnerin kann helfen, noch intensiver den spirituellen Weg zu gehen.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich hatte schon über die sieben Bhumikas gesprochen: śubhecchā, vicāraṇā, tanumānasā, sattvāpatti, asaṃsakti, padārthābhāvinī und turiyagā.

Tanumanasa ist die dritte der sieben Bhumikas. Tanu heißt ‚dünn‘/‚ausdünnen‘ und manas ist der Geist. Manasa ist der Zustand des Geistes. Tanumanasa ist der Zustand des Geistes, gekennzeichnet durch Transparenz. Deshalb kann man Tanumanasa am besten übersetzen als „Transparenz des Geistes“, „durchlässig werden“.

Gottesbewusstsein als Charakteristikum von Tanumanasa

Tanumanasa ist zum einen gekennzeichnet durch Sattva. Sattva heißt Reinheit, Helligkeit, Leuchten, Strahlen. Jemand, der sich im Tanumanasa-Stadium befindet, ist jemand, der sich leicht fühlt, der Licht spürt. Tanumanasa ist auch insbesondere verbunden mit Ananda und Prema.

Ananda heißt Freude, grundlose Freude. Jemand in Tanumanasa braucht nichts Äußeres, um Freude zu haben, sondern hat regelmäßig Zugang zur Freude in seinem Selbst. Freude der Verbindung mit anderen Menschen. Freude, letztlich Gott zu erfahren. Freude, sich mit der Natur eins zu fühlen. Ananda ist die Freude der Seele. Deshalb spürt jemand, der in Tanumanasa ist, die Tiefe seiner Seele in sich, die Tiefe der Seele in allen, mit denen er/sie es zu tun hat, und das Göttliche hinter allem.

So könnte man auch sagen, das Charakteristikum von Tanumanasa ist ein gewisses Gottesbewusstsein. Noch nicht das vollständige Gottesbewusstsein, es ist mehr das Bewusstsein der Gegenwart Gottes. Man sagt manchmal auch Chaitanya. Chit ist die eigene Bewusstheit, das Bewusstsein an sich. Und Chaitanya ist das Bewusstsein, das aus dem Bewusstsein des Bewusstseins geprägt ist (einer der vielen Bedeutungen von Chaitanya).

Also ist Tanumanasa eine innere Reinheit, eine Freude aus der Erfahrung der göttlichen Gegenwart. Daraus entsteht auch Prema. Prema ist eine Liebe zur Schöpfung, Liebe zur Natur, Liebe zu Gott, Liebe zu den Menschen.

Meditation geschieht von selbst und man will das Gute

Charakteristisch für Tanumanasa ist ein regelmäßiger Zugang zu den Tiefen der Meditation, zu Dhyana. Es gibt ja die verschiedenen Stufen der Meditation ‒ Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi ‒ und Dharana ist also die Fähigkeit zur Konzentration, und Dhyana ist der meditative Gemütszustand. Meditation geschieht von selbst. Man ist in tiefer Meditation und erfährt in der Meditation Ananda, Freude. Man erfährt natürlich auch Chit, Ausdehnung des Bewusstseins, und Sat, Verbindung mit allem Sein.

Charakteristisch für Tanumanasa ist auch, dass man will, was gut ist. Ich hatte schon mal über das Gute und das Angenehme gesprochen und kann sagen, in Tanumanasa wird die höhere sattvige Freude erfahren: Man will, was gut ist.

In Tanumanasa stellt sich nicht die Frage, überwinde ich mich morgens dazu, zu meditieren, überwinde ich mich abends zu meditieren, überwinde ich mich, zu Menschen freundlich zu sein. Man will das schlichtweg, man freut sich darauf, zu meditieren, man freut sich darauf, anderen zu helfen und zu dienen. Man freut sich, wenn man behilflich sein kann, man freut sich einfach, dass man etwas Gutes bewirken kann.

 

Spirituellen Hochmut vermeiden

Die Erfahrung im Tanumanasa-Stadium ist eine großartige, eine wunderbare. Hier bist du voller Freude, du magst, was gut ist und genießt spirituelle Praktiken. Wenn du dann aber mit Menschen in Kontakt kommst, denen es schwer fällt, täglich zu meditieren, die nicht in der Lage sind, ihre Yogaübungen auszuführen, immer wieder in Trägheit und Selbstmitleid versinken, ihre Fassung verlieren und schimpfen oder sich nicht an die Ernährungsratschläge halten können, ist es leicht, hochmütig zu werden, den Anderen vielleicht sogar zu sagen: „Du bist noch nicht so weit.“ Es ist leicht, dir selbstzufrieden auf die Schulter zu klopfen und zu sagen: „Schön, dass ich weiter bin als dieser Mensch.“

Aber Hochmut kommt vor dem Fall. Und ich erlebe es immer wieder, dass ernsthafte Aspiranten anfangen, hochmütig zu sein, sich über Andere erheben, auf Andere hinabschauen und danach selbst genau die Fehler machen, über die sie sich vorher mokiert haben.

Das gilt natürlich nicht nur im Tanumanasa-Zustand, das gilt immer und überall: Bleibe demütig!

Vielleicht bist du nur in spirituellen Flitterwochen, und alles ist in ein paar Tagen wieder vorbei. Oder vielleicht ist in der Person, die jetzt gerade Schwierigkeiten hat, ein/e ganz große/r Heilige/r, und er/sie muss nur dieses Karma überwinden und erreicht dann sehr schnell die Gottverwirklichung.


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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS062 Toleranz auf dem spirituellen Weg

Eine wichtige Eigenschaft auf dem spirituellen Weg ist Toleranz. Im Yoga sprechen wir immer von Sattva, Rajas und Tamas. Und als Schüler – als Chela oder Shishya – gilt es, sattvig zu sein.

Ich hatte auch in früheren Vorträgen über die sogenannten vier Purusharthas gesprochen, also die vier Hauptmotivationen des Menschen:

  • Kama (ohne „r“) – sinnliche und emotionelle Bedürfnisse
  • Artha – Bedürfnisse bezüglich Absicherung, Sicherheit, Geld und auch Macht
  • Dharma – der Wunsch, etwas Gutes in dieser Welt zu bewirken wie auch seine eigenen Fähigkeiten zu kultivieren
  • Moksha – der Wunsch nach Gottverwirklichung, nach Erleuchtung, nach Befreiung

Ich nehme an, du bist jemand, der den Wunsch nach Dharma und nach Moksha besonders stark empfindet, denn sonst würdest du diese Vortragsreihe vermutlich nicht anschauen. Toleranz ist dabei sehr wichtig.

Man kann auf sattvige, rajasige und tamasige Weise nach Dharma streben. (Darüber habe ich schon mal in einem anderen Vortrage gesprochen).

Es gibt zwei Arten von Dharma. Das eine ist Dharma im Sinne von das zu leben, was in einem steckt; seine Talente und Fähigkeiten zu entfalten. Dazu gehört auch Selbstliebe und das zu tun, was aus einem herauskommen will. Hier gilt es auch, tolerant zu sein, einfühlsam und anpassungsfähig. Denn wenn jeder nur das tut, was er im Inneren spürt und einfach durchsetzt, was er mag, dann gibt es viele Konflikte.

Wertschätzung ist noch besser als Toleranz

Um Gutes zu erreichen gilt es auch, mit anderen zusammenzuwirken. Und so ist es wichtig, dass du verstehst: Du hast deine tiefen Bedürfnisse, deine Anliegen und auch deine Persönlichkeit. Der Andere hat seine Bedürfnisse, seine Anliegen, seine Persönlichkeit. Wenn es dir nur darum geht, was du leben willst, dann bist du intolerant gegenüber Anderen. Toleranz heißt also, du willst gerne das tun, wovon du von innen heraus merkst, dass du es tun möchtest, aber du beziehst auch ein, dass Andere um dich herum das ebenso machen wollen.

Eigentlich ist Toleranz nicht ausreichend. Toleranz heißt ja, man toleriert es. Das heißt, man mag es eigentlich nicht, aber man toleriert es. Das ist schon mal gut. Noch besser wäre Wertschätzung. Gehe wertschätzend damit um, dass Andere Anderes machen wollen. Und solange das, was Andere tun, nicht grob gegen ethische Grundsätze verstößt, erfordert es deine Toleranz und noch mehr deine Wertschätzung für das, was Menschen tun wollen.

Toleranz und Wertschätzung zum Wohl des übergeordneten Guten

Toleranz gilt es auch in Bezug darauf zu üben, was du Gutes bewirken willst in dieser Welt. Und hier wird’s manchmal schwierig. Da spreche ich auch aus Erfahrung.

Ich bin zum Beispiel ein Mensch, dem es auch sehr um die Ökologie geht. Für mich heißt Ökologie auch, wenig Autofahren. Für mich heißt Ökologie auch, wenig zu heizen. Für mich heißt Ökologie auch, wenig zu kaufen. Wenn ich jetzt aber ständig Leuten sage, dreht eure Heizung ab, im Winter braucht’s nicht mehr als 15 Grad, dann würden übergeordnete Sachen nicht umgesetzt werden können. Es gibt nun mal Menschen, die meinen, sie brauchen auch im Winter 21 Grad. Und es gibt Menschen, die in Yogakurse gehen und wenn der Raum unter 20 Grad hat, dann fühlen sie sich nicht wohl und kommen nicht mehr. Da ist niemandem mit gedient.

Und so ist es wichtig, seine eigenen hohen Ideale zu haben, für sich selbst sehr konsequent zu sein, und dann zu schauen, wie kann man zum Wohl des übergeordneten Guten eine gewisse Toleranz und Wertschätzung für Andere haben.

Ich bin zum Beispiel auch ein konsequenter Veganer. Ich bin der festen Überzeugung, die vegane Ernährung ist die einzig richtige. Ich meine, es ist unethisch, dass man Milchprodukte zu sich nimmt. Man kann keine Milchprodukte haben ohne Leid zu erzeugen, Leid für die Kühe, Leid für den Planeten Erde. Und man kann natürlich auch kein Fleisch essen ohne Leid zu erzeugen, denn kein Tier stirbt gerne. In diesem Sinne müsste man sehr konsequent sein.

Für mich selbst bin ich sehr konsequent. Aber wenn ich jeden ständig beschimpfe, der nicht vegetarisch und nicht vegan ist, gäbe es Probleme. Vermutlich wäre noch nicht einmal Yoga Vidya als eine große spirituelle Gemeinschaft führbar, wenn es nicht auch Menschen gäbe, die nicht vegan, aber vegetarisch sind.

Und so gilt es, zum Wohl des übergeordneten Ganzen eine gewisse Toleranz zu haben und dabei letztlich auch Respekt.

 

 

Dazulernen durch Toleranz

Meistens ist es gut, eine Hauptrichtung zu haben und von anderen zu lernen.

Meine Hauptrichtung ist zum Beispiel der Yoga Vedanta. Aber ich habe Vieles gelernt aus meinen zahlreichen Gottesdienstbesuchen, z.B. in der Bad Meinberger evangelischen Kirche. Ich habe Vieles gelernt durch das, was ich über andere Traditionen gelesen habe sowie durch Besuche, Workshops und Vorträge von buddhistischen Lehrern und Sufi-Meistern.

Ich habe von vielen Meistern verschiedener Traditionen gelernt und Vieles davon integriert.

Und ich habe Einiges gelernt von Menschen, die sich als Atheisten bezeichnen und dennoch hohe ethische Ideale haben. Manchmal habe ich feststellen können, dass atheistische Menschen besonders hohe ethische Ideale haben und diesen mit besonderer Konsequenz folgen. Auch davon hab ich viel lernen können.

Jetzt kannst auch du überlegen: Wie gehst du mit anderen religiösen und spirituellen Richtungen um? Lernst du von anderen Richtungen? Hast du auch Toleranz gegenüber denen, die Dinge anders sehen als du? Und wo sind Grenzen der Toleranz erreicht, zu denen du vielleicht etwas sagen oder staatliche Stellen einschalten musst?

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich möchte dir ein paar Tipps geben, was du am Ende deiner spirituellen Praxis, d.h. nach Meditation, Asanas und Pranayama, machen kannst.

Ich gehe davon aus, du hast einen Altar, hast oder hattest eine angezündete Kerze und deine Praxis ist zu Ende. Dann setzt du dich direkt vor den Altar, schaust die Meister oder die Aspekte Gottes oder der göttlichen Mutter an und dankst dafür, dass du spirituelle Praktiken üben konntest. Überlege, was am heutigen Tag oder morgen noch geschehen wird. Bringe alles Gott dar, bitte um Segen. Eventuell bitte um Lichtkraft oder um Heilung für einen lieben Menschen.

Wiederhole dreimal Om und ein Segensmantra (z.B. das Mangala Mantra „Lokah Samastah Sukhino Bhavantu - Mögen alle Wesen Glück und Harmonie erfahren“), dann „Om Shanti Shanti Shanti, Om Frieden Frieden Frieden“, sowie den Gruß an den Meister „Om Bolo Sadguru Shivananda Maharaja Ji Ki Jay“. Anschließend verneige dich als Zeichen deiner Ehrerbietung, Dankbarkeit und bitte um Segen.

Danach lösche die Kerze mit einem Kerzenlöscher oder einer schnellen Handbewegung, verneige dich nochmals und bitte um Segen.

Im Anschluss kannst du deinen Aufgaben nachgehen.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Ich gehe davon aus, du hast einen Altar mit Murtis - also Götterfiguren -, Räucherstäbchen und auch eine Kerze oder Öllampe.

Du gehst in ruhigen Schritten zu deinem Altar, setzt dich auf die Fersen, legst die Hände vor dem Brustkorb zusammen, verneigst dich voller Demut, setzt dich auf, zündest die Kerze an, nimmst die Kerze (oder die Öllampe) in die rechte Hand, gibst deine linke Hand unter dein rechtes Handgelenk, den Unterarm oder Ellbogen und schwenkst die Kerze/Öllampe dreimal als Zeichen der inneren Verehrung. Nimm auch ein Räucherstäbchen, entzünde es und schwenke es als Zeichen der Verehrung dreimal um die Murtis. Du machst die Flamme des Räucherstäbchens aus, indem du es schnell schwenkst und es in den Halter steckst.

Setze dich aufrecht hin, schaue die Murtis an, bitte um Segen für die spirituelle Praxis, wiederhole dreimal Om und singe Avahana Mantras (Anrufungs-Mantras), z.B. Om Gam Ganapataye Namaha.

Mache dir bewusst, welche spirituellen Praktiken du ausführen willst und bitte um Segen.

Wenn du vor einer wichtigen Entscheidung stehst oder eine Frage hast, richte diese Frage an Gott, die göttliche Mutter oder die Meister.

Du verneigst dich, machst das Räucherstäbchen aus (indem du die Spitze abdrückst) und setzt dich für die Meditation oder fürs Pranayama hin.

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YVS059 Altar

Das Wort Altar wird vermutlich heute selten verwendet und die meisten Menschen kennen vielleicht Altare in den Kirchen und vielleicht in Tempeln und die wenigsten, die du normalerweise auf der Straße triffst, haben einen Altar.

Aber ein Altar ist eine wertvolle Hilfe auf dem spirituellen Weg. Und ich möchte dich ermutigen bei dir zuhause einen Altar aufzubauen. Und ich möchte dir einige Tipps geben, wie du einen solchen Altar gestalten kannst.

Was ist ein Altar? Ein Altar kann ein Tisch sein. Es kann etwas Kleines sein, etwas Großes sein, wo Symbole draufstehen, die für Spiritualität stehen.

Ein Altar ist darüber hinaus, man könnte sagen, ein sakraler Ort oder auch ein sakraler Gegenstand, den du mit Ehrerbietung behandelst und mit spirituellen Praktiken auflädst.

Es gibt verschiedene Arten von Altären. Ich hatte schon gesagt, es gibt kleine, große, niedrige und hohe Altare. In dem Zusammenhang gibt es ein paar Dinge, die du beachten kannst.

Das erste wäre, stelle den Altar da auf, wo du auch täglich spirituellen Praktiken machst. Also z. Bsp. dort wo du meditierst, deine Yogaübungen machst.

Zweitens, gestalte den Altar so, dass du einen persönlichen Bezug dazu hast.

Der dritte Tipp wäre, dass der Altar so gestaltet sein sollte, dass auch andere in deiner Familie damit zurechtkommen.

Und das Vierte wäre, spirituelle Praktiken auszuüben, um den Altar mit spiritueller Kraft aufzuladen.

 

Auf dem Altar sollte nichts außer sakralen Gegenständen stehen. Das sage ich deshalb, weil ich immer wieder sehe, dass Menschen z.B. ein Glas Wasser oder Uhren auf dem Altar abstellen.

Du solltest eine Haltung des Respekts gegenüber deinem Altar entwickeln. Bevor du z.B. mit deinen spirituellen Praktiken beginnst, solltest du zum Altar gehen. Du kannst dich hinknien, du kannst die Murtis anschauen, du kannst die Hände vor der Brust zusammengeben, dich verneigen und vielleicht ein kurzes Gebet sprechen. Eventuell zündest du das Licht erst nach dem Verneigen an, eventuell entzündest du auch ein Räucherstäbchen und gehst danach einen Moment in die Stille und sprichst dein Gebet. Danach kannst du deine spirituellen Praktiken ausführen: Meditation, Asanas und Pranayama. Vielleicht schaust du den Altar auch zwischendurch und am Ende der spirituellen Praxis an. Du kannst auch die Meister anschauen, die Aspekte des Göttlichen, und um Führung für den weiteren Tag oder die Nacht bitten. Du kannst dir vornehmen, alles, was du tun wirst, Gott darzubringen. Du kannst um Segen bitten, dich verneigen und danach die Kerze ausmachen. Es wird übrigens empfohlen, die Kerze nicht auszublasen. Das ist etwas, was in Indien nicht gut geheißen wird, da ausblasen bedeutet, dass du deinen Atem dort ausgibst. Und im Atem sind die Stoffwechselprodukte des Körpers enthalten.

Angenommen du sprichst mit deinem Chef, da würdest du ihm auch nicht ins Gesicht pusten. Oder jemand Neues, Wichtiges kommt zu dir; dieser Person würdest du auch nicht als erstes ins Gesicht pusten. Und so pustet man auch keine Kerze aus. Man kann sie entweder mit einer Handbewegung auswedeln  oder einen Kerzenauslöscher, den man über die Kerze oder die Öllampe hält, verwenden.

Genauso  sollte man auch Räucherstäbchen nicht auspusten. Du würdest es anzünden, dann darbringen, und dabei geht es aus.

Ich werde dir nun erklären, wie du z.B. morgens vor der Meditation vorgehen kannst, um deine spirituelle Praxis gut zu beginnen: Du gehst zum Altar und verneigst dich zunächst. Dann kniest du dich hin, schaust zu den Murtis und begrüßt sie innerlich. Anschließend verneigst du dich und bleibst einen Moment lang sitzen. Dann zündest du die Kerze an; du kannst sie dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung schwenken. Du nimmst ein Räucherstäbchen, zündest es an und schwenkst es dreimal im Uhrzeigersinn als Symbol der Verehrung. Das Räucherstäbchen hältst du in der rechten Hand, die linke Hand gibst du unter den rechten Ellbogen oder Unterarm. Zum Schluss schwenkst du das  Räucherstäbchen etwas schneller, so dass die Flamme verlischt und das Räucherstäbchen nur noch glimmt und stellst es in einen Räucherstäbchenhalter.

Dann bleibst du einen Moment lang sitzen oder knien und bittest um Führung und Segen für deine spirituelle Praxis. Falls es Abend ist, kannst du Gott alles darbringen, was du an diesem Tag getan hast, und falls Morgen ist, bittest du um besonderen Segen für deine spirituelle Praxis.

Nachdem du deine spirituelle Praxis beendet hast, bleibst du einen Moment lang vor dem Altar sitzen. Vielleicht sprichst du noch ein Mantra, so ähnlich, wie zu Beginn der Praxis. Du kannst für guten Schlaf oder für einen guten Tag bitten und alles, was geschehen wird, Gott darbringen.

 

Ein Altar gehört zu den großen Hilfen auf dem spirituellen Weg. Ich hoffe, du hast einen Altar oder nimmst dir jetzt vor, einen anzuschaffen. Es gibt auch Reisealtäre oder temporäre Altäre. Wenn du viel unterwegs bist, könntest du alle Altargegenstände in einer speziellen Tasche mitführen.

Wenn du einen Partner/Partnerin oder Familie hast, die mit Altären wenig anfangen können, kannst du dir einen temporären Altar aufbauen, den du tagsüber zusammen räumst, in einem Schrank oder einer Schublade verstaust und nur für deine spirituelle Praxis aufbaust.

Es ist allerdings vorzuziehen, einen dauerhaften Altar zu haben, denn die Murtis, Bilder und Altargegenstände strahlen durchgehend Prana aus. Und ein Raum, in dem ein großer Altar ist, hat mehr Prana, mehr Energie und eine stärkere Schwingung als ein Raum ohne Altar.

Die Altargegenstände werden aufgeladen durch die spirituellen Praktiken, Mantras, Rituale, die Meditation, Asans usw., die man ausübt. Und sie strahlen dann auch den Rest des Tages aus, wohingegen es nichts gibt, was diese Schwingung aufrecht hält, wenn du keinen Altar hast. Dann löst sich die Schwingung, die du in der spirituellen Praxis aufgebaut hast, langsam wieder auf.

Daher ist es gut, einen Altar zu haben. Aber wenn es hilfreich ist, packst du den Altar weg, die Gegenstände sind aufgeladen. Wenn du sie auspackst, merkst du gleich, wie der ganze Raum mit spiritueller Kraft erfüllt wird.

 

Schaue, ob du einen schönen Altar hast oder ob du dir einen anschaffen möchtest und überlege, wie du dich dazu verhältst. Wenn du mehr über das Thema wissen willst, schaue auf unsere Internetseite yoga-vidya.de. Dort kannst du den Suchbegriff „Altar“ eingeben und weitere Inspirationen und Tipps für einen guten Altar bekommen.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Schüler auf Sanskrit heißt Chela, bzw. Shishya. Es gibt die Guru Shishya Parampara, d.h. die Aufeinanderfolge von Lehrer auf Schüler.

Wenn du auf dem spirituellen Weg bist, bist du auch ein Schüler. Ein Schüler ist jemand, der/die bereit ist, sich zu schulen. Schüler ist nicht nur jemand, der  hört und denkt, sondern jemand, der/die sich schulen lässt, und auch an sich selbst arbeitet.

Im Englischen gibt es ein Wortspiel. Schüler heißt disciple. Ein disciple ist jemand, der Disziplin übt, der also bereit ist, spirituelle Praktiken zu üben und bereit ist, an sich zu arbeiten, der gerne etwas tun will, um Körper und Psyche zu verändern. Auf dem spirituellen Weg willst du Gott verwirklichen. Du willst die Einheit mit dem Höchsten erfahren. Und um dies zu erreichen, gilt es, selbst etwas zu tun. (Die letzten Vorträge hatten zum Thema, wie du ein guter Schüler/eine gute Schülerin sein kannst.)

Und heute will ich darüber sprechen, wie leicht es ist, auf dem spirituellen Weg auf Abwege zu kommen. Es gibt sattvige, rajasige und tamasige Schüler.

Swami Sivananda hat diese drei auch verglichen mit drei Arten von Brennmaterial: grünes Holz, trockenes Holz und Baumwolle.

Tamasige Schüler

Tamasige Schüler sind grünes Holz Schüler. Der Guru gibt Feuer zu dem grünen Holz, und das Einzige, was dabei herauskommt, ist Rauch. Das heißt, der/die Schüler/in kann gar kein Feuer fangen. Er/sie versteht alles falsch, und letztlich wird dabei nur Rauch erzeugt.

Rajasige Schüler

Rajasige Schüler sind wie trockenes Holz. Sie müssen zu einem Guru gehen oder einem/einer spirituellen Lehrer/in oder eben auch in ein spirituelles Übungssystem, und der/die Lehrer/in legt praktisch Feuer an die Schüler. Dann fangen die Schüler Feuer, entwickeln sich und geben Wärme und Licht ab.

Sattvige Schüler

Dann gibt es die sattvigen Schüler. Diese können wie Baumwolle sein. Wenn Baumwolle geerntet wird, sieht sie aus wie ein weißer Wattebausch. Man gibt diese Baumwolle an ein Feuer und sehr schnell fängt sie Feuer, leuchtet und ist auch schnell verbrannt. In dieser Hinsicht ist ein/e sattviger Schüler jemand der/die sehr schnell Feuer fängt, sehr schnell die Gottverwirklichung erreicht, sehr schnell seine niedere Natur überwindet, über das Individuelle hinaus wächst und die Einheit mit dem Kosmischen verwirklicht.

 

Bist du jetzt ein sattviger, rajasiger oder ein tamasige/r Schüler?

Als tamasiger Schüler, also grünes Holz Schüler, bist du jemand, der nicht wirklich lernen will. Du willst zeigen, dass du recht hast. Du bist nicht bereit, dich zu verändern. Wenn du zu einem echten Guru kommst oder in Kontakt kommst mit einem authentischen spirituellen Übungssystem, entsteht nur Qualm und Auseinandersetzung. Typischerweise wird ein Guru, der feststellt, dass es sich um eine/n grünes Holz- bzw. tamasige/n Schüler/in handelt, sagen: Geh in die normale Welt hinein. Lerne und wachse dort, und du wirst durch das Leben letztlich die Erfahrungen machen, die notwendig sind, um langsam ein/e trockenes Holz Schüler/in zu werden. Also wenn du immer nur argumentierst, nicht bereit bist, zu ändern, wenn du jemand bist, der immer zeigen will, dass er/sie recht hast, wenn du grundlos mit spirituellen Lehrern/Lehrerinnen argumentierst, dann bist du vermutlich ein/e grünes Holz Schüler/in. Du bist vielleicht noch nicht bereit, systematisch an dir zu arbeiten.

Ich nehme an, du bist kein grünes Holz Schüler, sonst hättest du den Text nicht bis hierher gelesen. Du bist mindestens ein/e trockenes Holz Schüler.

Es gibt unter den trockenes Holz Schülern wiederum verschiedene Stufen. Trockenes Holz Schüler sind leicht rajasig. Es gibt die rajasig-tamasigen, die sind am Übergang. Eigentlich wollen sie lernen und wachsen. Aber sie wollen so lernen, wie sie selbst es für richtig halten. Sie wollen durchaus praktizieren, aber auch, wollen aber auch, dass der/die Lehrer/in ihnen genau das sagt, was sie gerne hätten. Ebenso wollen sie zeigen, dass sie selbst recht haben, sie argumentieren gerne, aber gleichzeitig haben sie auch Interesse.

Die fortgeschritteneren rajasigen Schüler sind rajasig-sattvige Schüler, d.h. sie wollen wachsen und lernen, aber gleichzeitig meldet sich ihr Ego. Und da ist auch Verhaftung und etwas Trägheit. Rajasige, trockenes Holz Schüler brauchen die Anweisungen des Lehrers/der Lehrerin und bekommen sie, wenn sie zu wachsen bereit sind. Sie können spirituelles Feuer fassen und wissen, dass sie noch weitere Schulung brauchen. Mit diesen Schülern kann ein/e Lehrer/in sehr systematisch arbeiten.

Der/die Lehrer/in wird dem/der Schüler/in versuchen zu erklären, wie das Ganze geht. Er/sie wird ihm/ihr zeigen, welche Praktiken zu üben sind. Er/sie wird versuchen, die Praktiken so zu geben, dass der/die Schüler/in es ausführen kann und auf die Fragen des/der Schüler/in eingehen. Der/die Lehrer/in wird um Rückmeldung bitten und manchmal auch Dinge aufgeben, die er/sie nicht mag.

Die faszinierendste Guru-Schüler Beziehung ist, wenn der Guru ein sattviger Guru ist und der/die Schüler/in ein/e rajasig-sattvige/r.

Sattwig – er/sie ist bereit, an sich zu arbeiten und will die Gottverwirklichung erreichen. Rajasig – er/sie hat noch ein Ego und fühlt sich schnell gekränkt. Er/sie hat bestimmte Verhaftungen, Wünsche und Vorstellungen.

Diese Art von rajasig-sattvigen Schülern sind diejenigen, die auf dem spirituellen Weg am häufigsten vorkommen, wenn sie in authentisch spirituelle Ashrams gehen oder zu authentisch spirituellen Lehrer/innen.

Die dritte Art von Schülern sind die sattvigen. Sie sind Baumwoll-Schüler, also solche, die ganz schnell zur Gottverwirklichung kommen werden. Sie brauchen nur einen kleinen Funken. Und dann entflammen sie in Gottverwirklichung. So war es z.B. mit Swami Vivekananda. Er war in seiner Jugend jemand, der schon tiefer gedacht hat. Er war Student und hat überlegt, was der Sinn des Lebens sei. Dann kam er zu Paramahamsa Ramakrishna, und schon bei der ersten Begegnung mit ihm ist er in Samadhi gefallen – es brauchte lediglich eine Begegnung.

 

 

Erleuchtung bedarf der Bereitschaft, stetig an sich selbst zu arbeiten und sich selbst zu verändern. Das ist am Anfang oft schwer, und oft ist es noch schwerer, wenn du schon eine Weile auf dem Weg bist. Gar nicht mal selten haben Schüler dann ihre eigene Vorstellung entwickelt, und wehe, jemand sagt ihnen etwas anderes.

Spätestens dann sind sie zu rajasig-tamasigen Schülern geworden. In diesem Sinne: erkenne, es ist wichtig, dass du an dir selbst arbeitest. Und an dir liegt es, dich würdig zu erweisen, und du bist der-/diejenige, der/die die Arbeit macht. Es ist nicht der/die Lehrer/in, der/die für dich die Arbeit macht. Du musst das selbst tun. Und es ist nicht die Aufgabe des Lehrers/der Lehrerin, es dir leicht zu machen. Du wächst sogar mehr, wenn du eine/n Lehrer/in hast, der/die es dir schwer macht. Und nicht immer ist der/die Lehrer/in ein/e physische/r Lehrer/in. Das Leben ist Lehrer/in. Wenn du in schwierigen Situationen bist, dann wisse, dass der Guru, der/die Lehrer/in sich in diesen Momenten als das Leben mit seinen schweren Aufgaben manifestiert, damit du daran wachsen kannst.

Sei demütig, wäre der nächste Ratschlag. Sei demütig und behalte immer diese demütige Einstellung, die Bereitschaft, zu wachsen und zu dienen.

Jetzt bin ich beim nächsten Punkt: sei bereit, auch zu dienen. Es geht nicht nur darum, dass spirituelle Lehrer dich inspirieren. Es gilt, eine Beziehung herzustellen zu spirituellen Lehrern. In unserer Tradition ist der spirituelle Lehrer Swami Sivananda. Es gilt, diesem Lehrer zu dienen.

Wie kannst du deinem Lehrer/deiner Lehrerin dienen? Zum einen, indem du das, was du tust, ihnen darbringst. Zum andern, indem du um Führung bittest. Zum Nächsten auch, indem du an seinem/ihrem Werk arbeitest und seine/ihre Lehren verbreitest. Wenn du also z.B. in einem Yoga Vidya Center oder Ashram bist, dann kannst du dir bewusst sagen, dass du dort helfen/dienen möchtest. Und zwar nicht, um nachher weniger bezahlen zu müssen. Es gibt manchmal Menschen, die z.B. gerne den Rezeptionsdienst übernehmen und dann eine Ermäßigung für Workshops oder Gutscheine haben wollen. Bei Yoga Vidya gibt es das Anliegen, dass alle Menschen sich alles leisten können sollen, und so gibt es die Austauschmöglichkeit, Mithilfe gegen Seminarbesuch. Aber das ist kein Dienen. Das ist auch nicht wirklich etwas, womit man spirituell so sehr wächst. Du wächst am meisten, wenn du dienst, ohne irgendetwas materiell Berechenbares zurück zu bekommen. Das Dienen ist wichtig.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wie kannst du das alte Jahr gut abschließen, wie kannst du das neue Jahr gut beginnen?

Und wie könntest du ein schönes Ritual machen, um das alte Jahr abzuschließen und das neue willkommen zu heißen? Dafür bekommst du hier einige Anregungen.

Singe dreimal Om und Avahana Mantras zur Anrufung des Göttlichen.

Om Om Om

Om Gam Ganapataye Namaha

Om Sharavanabhavaya Namaha

Om Aim Sarasvatyai Namaha

Om Gum Gurubhyo Namaha

Om Namo Bhagavate Sivanandaya

Om Namo Bhagavate Vishnu-devanandaya

Om Adishaktyai Namaha

Es ist gut, altes gut abzuschließen und neues willkommen zu heißen und sich für das Neue etwas vorzunehmen. Dann kannst du das Alte loslassen und dich auf das Neue freuen. So kannst du z.B. am Ende des Jahres mehr spirituelle Praktiken praktizieren. Die meisten Menschen haben zwischen Weihnachten und Neujahr ein paar freie Tage oder mindestens ein paar Tage, wo sie sich etwas mehr Zeit nehmen können. 

Mein Tipp wäre, nimm dir diese Zeit. Meditiere etwas länger, übe mehr Asanas, übe mehr Pranayamas, lies in den Schriften. Es ist gut zum Abschluss des alten Jahres nochmal deinen Schwingungszustand zu erhöhen. Und das machst du am besten, indem du mehr praktizierst.

Das zweite, was du zum Ende des Jahres machen kannst ist, ein Tagebuch zu führen oder aufzuschreiben. Was war im letzten Jahr gewesen? Was hast du auf verschiedenen Ebenen erlebt? Vielleicht in deinen persönlichen Beziehungen, vielleicht in deinem beruflichen Alltag. Vielleicht dort wo du wohnst, mit deinen Freunden und Bekannten. Du könntest überlegen was gewesen ist und was du daraus gelernt hast.

Wie haben mir die Erfahrungen auf dem spirituellen Weg weitergeholfen? Was waren die Lernlektionen dabei? Wo habe ich mich von meinen heutigen Werten aus gesehen, gut verhalten, wo vielleicht nicht ganz so gut. Wie kann ich aus meinen Verhaltensweisen neue Vorsätze fassen, was will ich künftig anders machen. Wichtig ist, dass du das nicht mit großen Schuldgefühlen machst, sondern dass du dir sagst: „Ich lerne, ich bin auf diese Welt gekommen, um zu lernen, ich wachse durch Fehler.“

Wenn du feststellst, dass du einen Menschen nicht richtig behandelt hast, dann ist es vielleicht möglich, vor Ablauf des Jahres mit ihm oder ihr Kontakt aufzunehmen und um Entschuldigung zu bitten.

Du könntest sagen: „Du, ich bin durch mein Jahr hindurchgegangen und mir ist schmerzhaft bewusst geworden, dass ich mich in dieser und in jener Situation dir gegenüber nicht richtig verhalten habe. Ich möchte dich um Verzeihung bitten. Gibt es etwas, was ich tun kann? Was ich wieder gutmachen kann?“

Nicht immer ist es möglich, mit diesem Menschen zwischen Weihnachten und Neujahr zu sprechen. Vielleicht will er gar nichts mehr mit dir zu tun haben. Und wenn du jetzt etwas sagen würdest, würde ihn das nur noch mehr verärgern, aber eine Möglichkeit wäre es. Ansonsten könntest du auch geistig daran arbeiten. Du könntest dir vornehmen, es im neuen Jahr wieder gutzumachen. Vielleicht hast du guten Grund, einem Menschen gegenüber Groll zu hegen, der sich vielleicht nicht richtig verhalten hat. Vielleicht willst du ihm oder ihr vergeben. Und vielleicht kannst du erkennen, dass sich, falls sich jemand falsch verhalten hat, du trotzdem etwas gelernt hast.

Im Gesetz des Karmas heißt es, dass Menschen dir nur das zufügen können, was in deinem Karma ist. Oder Jesus hat es wie folgt ausgedrückt: „Es muss ja Übles kommen, aber wehe dem, durch den es geschieht.“ Du musst letztlich karmische Lektionen erfahren und das ist nicht immer nur Schönes. Auch wenn jemand dir das willentlich zugefügt hat, du erntest die Früchte deines Karmas und du bekommst Lernlektionen und der andere schafft sich neues, weniger gutes Karma. Im Grunde genommen bedarf der, der dir Schlechtes angetan hat, deines Mitgefühls.

Du könntest verschiedene Dinge anschauen und loslassen und vor allen Dingen könntest du es Gott darbringen. Dankbar sein für die schönen Sachen, Gott darbringen, was du vielleicht erreicht hast. Und auch Gott die Fehler darbringen, die du vielleicht im nach hinein gemacht hast. Es kann hilfreich sein, eine Stunde bewusster zu meditieren. Manche Menschen machen es gern in der Meditation. Manche machen es in Form eines Gespräches.

Sie haben vielleicht einen guten Freund, eine Freundin, einen Partner oder eine Partnerin. So könntet ihr euch gegenseitig erzählen, was im letzten Jahr alles geschehen ist. Was habt ihr daraus gelernt und welche Lektionen sind daraus entstanden. Welche Vorsätze können daraus für das neue Jahr entstehen? Und wieder andere schreiben es auf. Ich kenne einige Menschen, die das jedes Jahr machen und sich das am Ende des Jahres durchlesen, was sie im Jahr zuvor geschrieben haben. Sowohl was im Jahr vorher geschehen ist, wie auch die Vorsätze, die sie sich gesetzt haben.

Und dann kann man vergleichen, was hatte ich mir für dieses Jahr vorgenommen, und was ist tatsächlich geschehen? Manchmal gibt es bestimmte Übereinstimmungen, manchmal hat sich auch einiges anders entwickelt.

Wie es so schön heißt: „Der Mensch denkt, Gott lenkt, der Mensch dachte, Gott lachte.“

So ist es trotzdem gut, Pläne und Vorsätze zu machen. Wenn du Pläne machst, Vorsätze machst, erschaffst du etwas, nämlich einen Strom an Bewusstheit für das nächste Jahr. Aber dann gilt es auch loszulassen.

Und so sind wir schon beim nächsten Aspekt. Wenn du über das alte Jahr nachgedacht hast, dann überlege, was gilt es für das nächste Jahr zu tun. Du kannst dir für das nächste Jahr vornehmen, Sadhana, spirituelle Praxis zu üben. Wie viel Asanas, wie viel Pranayama, wie viel Meditation möchtest du üben? Vielleicht gibt es eine Asana, die du lernen willst. Vielleicht den Kopfstand, den Skorpion, den Pfau. Es gibt  im Pranayamabereich etwas, was du lernen willst. Gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass du lernen möchtest, länger zu meditieren. Vielleicht zwei Stunden am Stück meditieren. Überlege dir, was du im nächsten Jahr bezüglich Sadhana machen könntest. Vielleicht möchtest du Mantras rezitieren, Mantras lernen. Vielleicht kannst du auch im Kontext von Satsang überlegen.

Welche Seminare willst du besuchen? Welche Ausbildungen willst du mitmachen und welche Kurse oder Workshops willst du mitmachen? Was willst du mit anderen machen und wie willst du von anderen lernen? Es ist eine gute Sache, sich das zu überlegen. Nimm es dir vor und mache dir einen Vorsatz. Am besten ist, du schreibst ihn auf.

Dann kannst überlegen, an welchen Charaktereigenschaften du arbeiten willst. Vielleicht hast du bemerkt, dass du schüchtern bist. Obwohl du einiges zu Geben hast, behinderst du dich dadurch trotzdem. Vielleicht willst du die Schüchternheit überwinden. Oder du bist jemand, der rücksichtslos durchsetzt, was er für richtig hält. Vielleicht willst du mehr Einfühlungsvermögen entwickeln. Vielleicht fragst du künftig andere Menschen vorher, bevor du ins Handeln kommst. Aber bist du jemand, der zu kompliziert denkt, zu lange nachdenkt und zu wenig tut. Vielleicht kannst du dir vornehmen, etwas zügiger im Arbeiten zu werden.

Oder es ist umgedreht, du bist ein sehr spontaner Mensch, und durch deine Spontanität verletzt du immer wieder andere. Oder du bist jemand, der etwas beginnt und es wieder aufgibt. Vielleicht kannst du lernen, eine Sache zu Ende zu führen oder mehr Sachen zu Ende zu führen. Nimm dir somit vor, woran du an deinem Charakter arbeiten willst. Es gibt auch ein schönes Buch von Swami Sivananda, Konzentration und Meditation. Dort beschreibt er, welche Tugenden besonders gut zu entwickeln sind. Überlege, was willst du im neuen Jahr an Charaktereigenschaften, an Tugenden und an Fähigkeiten entwickeln? Und wenn wir bei Fähigkeiten sind, kannst du auch überlegen: Was willst du bewusst lernen?

Vielleicht willst du lernen Hatha Yoga Anfängerkurse, Fortgeschrittenenkurse oder Meditationskurse zu unterrichten. Vielleicht willst du lernen, Vorträge zu geben. Dann gibt es auch etwas bei deiner Arbeit, was du lernen möchtest, um beruflich voranzuschreiten. Du kannst auch überlegen, was du in deinem Beruf weiterentwickeln kannst. Wie kannst du dich dort engagieren, welche Lernlektionen gibt es in deinem Beruf? Es geht nicht nur darum, welchen Aufstieg du erreichen willst, wie viel Geld du verdienen willst, sondern du könntest dir die Fragen stellen: Welche Lernlektionen für meine persönliche und meine charakterliche Entwicklung könnte ich in meinem Beruf angehen?

Vielleicht stellst du fest, dass du bestimmte Choreografien in deinen Beziehungen hast. Bestimmte Wege, wie es sich weiterentwickelt. Vielleicht willst du manches etwas anders angehen. Vielleicht willst du Beziehungen vertiefen, vielleicht überhaupt eine Beziehung eingehen. Dann denkst du auch: „Ich habe genug Beziehung, sie ist jetzt gerade zu Ende gegangen, ein halbes Jahr ohne Beziehung wäre vielleicht klug, bevor ich mich ins nächste Abenteuer stürze.

Da sind bestimmte Dinge, die du überlegen kannst vielleicht über Kinder, Eltern, Geschwister oder Freunde. Du kannst überlegen, was willst du dir dort vornehmen. Wo gibt es etwas, wo du dich vielleicht anders verhalten kannst, was kannst du vielleicht noch lernen? Überlege es und schreibe es auf.

Und wenn du das alles so überlegt hast, dann wäre es auch wichtig, es Gott darzubringen. Und du kannst dir nochmal bewusst machen, was du dir vornehmen willst. Oder du kannst dir sagen: „Oh Gott bitte hilf mir, lieber Swami Sivananda bitte führe mich dabei.“ Du könntest es auch mit einem Mantra verbinden. Es ist erst mal gut, dir all das bewusst zu machen, es aufzuschreiben und es nochmal Gott oder dem Meister darzubringen und darum zu bitten, loslassen zu können. Also vornehmen, plus loslassen und Gott darbringen. Das sind die Schritte, die du machen kannst.

So hast du in den letzten Tagen vor Silvester mehr praktiziert, vermutlich mehr gelesen, du hast dir das vergangene Jahr bewusst gemacht, du hast dir Vorsätze für das neue Jahr gemacht und jetzt kannst du überlegen, wie du den Jahreswechsel begehst.

Es gibt zwei Möglichkeiten. Die eine ist, du lebst allein oder mit anderen spirituellen Menschen, dann könnt ihr gemeinsam ein spirituelles Ritual machen, oder du machst es allein, und zwar am Neujahrstag.

Du könntest aber auch sagen, ich habe Beziehung, ich habe Kinder oder ich habe Freunde, mit denen begehe ich Silvester und Neujahr. Ich kann daher kein spirituelles Ritual durchführen, ich begehe es anders.

Und hoffentlich bleibst du dabei sattwig. Statt Sekt kannst du auch alkoholfreien Sekt trinken, den du in Naturkostläden oder Reformhäusern kaufen kannst. Oder du kannst auch Apfelsaftschorle trinken, damit kann man auch anstoßen. Bleibe in jedem Fall vegetarisch und alkoholfrei. Egal was die anderen machen, es rentiert sich nicht, eine Ausnahme zu machen. Das neue Jahr damit zu beginnen, dass du etwas Tamasiges machst, das ist wirklich nicht anzuraten. Du willst das neue Jahr sattwig begehen. Die anderen müssen aushalten, dass du nicht das Gleiche machst wie sie.

Wenn du mit anderen zusammen bist, die nicht auf dem gleichen spirituellen Weg sind, dann begehe Silvester und Neujahr, wie sie es begehen.

Trotzdem kannst du selbst ein Ritual zelebrieren, vielleicht auch am 31. Dezember oder irgendwann am 01. Januar. Oder eben am Tag davor oder danach. Letztlich wird die Zeit zwischen dem 21. Dezember und dem 06. Januar als „Raunächte“ bezeichnet. In diesem Zeitraum kannst du auch ein Ritual zur Verabschiedung des alten Jahres und eines zum willkommen heißen des neuen Jahres, durchführen.

Eine einfache Weise wäre, das alte Jahr mit einem einfachen Ritual abzuschließen. Du kannst zu einem Altar gehen, die Bilder anschauen, den Meister ehren. Du kannst dich vor dem göttlichen verneigen. Du könntest dich wirklich verneigen, eine Kerze nehmen und sie darbringen. Du könntest ein Räucherstäbchen nehmen, es dreimal im Uhrzeigersinn schwenken, es darbringen. Und danach könntest du dich in Meditation vor den Altar setzen. Du kannst ein Mantra wiederholen, wie z. B. die Avahana Mantras nochmal, z. B.:

Om Gam Ganapataye Namaha

Om Sharavanabhavaya Namaha

Om Aim Sarasvatyai Namaha

Om Gum Gurubhyo Namaha

Om Namo Bhagavate Sivanandaya

Om Namo Bhagavate Vishnu-devanandaya

Om Adishaktyai Namaha

Dann kannst du kurz daran denken, was im letzten Jahr war. Das, was du dir vorher vielleicht aufgeschrieben hast oder einem Freund erzählt hast. Das kannst du jetzt vor Gott darbringen. Du kannst es in Form eines Gebetes sprechen. Du kannst deine Dankbarkeit für alle Segnungen, die du gehabt hast ausdrücken. Und du kannst auch ausdrücken, dass du Menschen vergeben willst, dass du manche um Vergebung bitten willst, dass du Gott alles darbringst und kannst dich dann verneigen. Danach kannst du ein paar Momente in die Stille gehen. Vielleicht auch ein paar Minuten und so das alte Jahr verabschieden. Danach kannst du dir vornehmen, nochmals längere Zeit in die Stille zu gehen, z. B. 20 Minuten oder 30 Minuten und im Hier und Jetzt sein. Und nachdem du 20 oder 30 Minuten in der Stille in der Meditation warst, kannst du wieder die Avahana Mantras für das neue Jahr wiederholen.

Und du kannst danach das neue Jahr nochmals mit deinen Vorsätzen willkommen heißen. Du kannst wirklich sagen: „Oh Gott, ich möchte dir jetzt sagen, oder oh Meister, ich möchte dir sagen, folgendes nehme ich mir für das neue Jahr vor. Und dann sag das, was du dir überlegt hast, was du dir für das neue Jahr vornimmst. Und dann kannst du Gott auch darum bitten, was du dir vom neuen Jahr erhoffst. Du könntest sagen oh Gott, liebe kosmische Energie, lieber Meister, liebe Meisterin, um folgendes möchte ich bitten, und dann drücke all das aus.

Danach wiederhole das Mantra des Darbringens und des Loslassens: 

Kayena Vacha

Manasendriyair Va

Buddhyatmana Va

Prakriteh Svabhavat

Karomi Yad Yad

Sakalam Parasmai

Narayanayeti Samarpayami

 

„Alles was kommen wird und alles was ich tun werde, mit Körper, mit Sprache, mit Psyche, mit meinem Herzen, mit meinem Intellekt, mit dem Zusammenwirken mit anderen, allein mit meiner Natur, all das bringe ich dir dar, oh Gott“.

Und danach gehe wieder in die Stille. Wiederhole dein Mantra singend oder im Geiste. Meditiere vielleicht nochmal ein paar Minuten oder eine halbe Stunde und danach schließe mit Om und einem Mangala Mantra Segenswünsche für die ganze Welt.

Wie z. B.: Lokah Samastah Sukhino Bavantu

Und wünsche so allen Wesen alles Gute.

 

Twameva Mata

Cha Pita Twameva

Twameva Bandhuscha

Sakha Twameva

Twameva Vidya

Dravinam Twameva

Twameva Sarvam

Mama Deva Deva

Om Shanti, Shanti, Shanti

Om Frieden, Frieden, Frieden

Om Bolo Sadguru Sivananda Maharaja Ji Ki Jay

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YVS056 Der Spirituelle Lehrer

Ein spiritueller Lehrer wird auch Guru genannt. Guru ist ein Sanskrit Wort. Es wird manchmal übersetzt als „Derjenige, der die Dunkelheit vertreibt.“

Guru heißt auch „der Schwere“, „der Große“, „der Wichtige“. Auf dem spirituellen Weg kann nämlich der Guru wichtig sein. Er kann einen wichtigen Aspekt im Leben haben. Es gibt verschiedene Arten von Gurus.

Welche Aufgabe hat ein spiritueller Lehrer? Und braucht man einen spirituellen Lehrer? Braucht man nur einen Lehrer? Oder wäre es klüger mehrere Lehrer zu haben?

Es gibt Erleuchtete, die hatten einen Guru. Und es gibt Erleuchtete, die hatten keinen. Man kann also zur Erleuchtung kommen mit Guru oder auch ohne Guru.

Aufgaben eines spirituellen Lehrers

Ein spiritueller Lehrer hat zum einen die Aufgabe die spirituelle Philosophie zu lehren. Heutzutage klingt das etwas eigenartig. Es gibt so viele Bücher und Internetvideos wo man das auch alles lernt. Der spirituelle Weg ist aber so weit, dass es manchmal gut ist jemanden zu haben, der einem die Logik des spirituellen Weges erklären kann.

Zweitens lehrt er spirituelle Praktiken. Es gibt so viele verschiedene spirituelle Praktiken. Und es kann von Vorteil sein einen Lehrer zu haben, der eine bestimmte Mischung von spirituellen Praktiken erst einmal vorschlägt. Dann gibt es solche, die eine klarere Definition haben und solche, die ein breiteres Spektrum haben, sodass der Schüler noch mehr selbst wählen muss. Aber es hilft erst einmal zumindest am Anfang des Weges, wenn man selbst wählen muss, jemanden zu haben, der einem viele Tipps gibt.

Wenn du z. B. bei Yoga Vidya bist, dann haben wie die Empfehlung 20 Minuten am Tag zu meditieren und 40 Minuten Asanas und Pranayama am Tag zu üben. Eine Stunde ist eine gute Praxis. Und es gibt diese und jene Meditationstechnik, diese und jene Pranayamas, diese und jene Asanas. Bei Yoga Vidya bekommt dann der Aspirant noch weiter Verantwortung für sich selbst und kann selbst sehen wie er die weiteren Praktiken integriert oder welche des großen Methodenspektrums bei Yoga Vidya er oder sie integrieren möchte.

Nächste Aufgabe des Meisters ist, dass er den Weg vorlebt. Er zeigt wie man spirituell leben kann. Sein Leben sind seine Lehren. Und damit kommen wir zum nächsten: Er oder sie – es gibt ja genauso viele Lehrerinnen wie Lehrer – gibt Inspirationen auf dem Weg. Zum einen durch die Praxis, zum nächsten durch die Ausstrahlung, zum weiteren auch einfach durch sein oder ihr Beispiel.

Das Engagement, das Prana, die Liebe, das Verständnis, das Mitgefühl, das Charisma. Es gibt Menschen, die sind einfach eine Inspiration. Und die können einem helfen.

Ein spiritueller Lehrer erkennt was im Karma des Schülers vorgesehen ist und er erkennt welche Fähigkeiten in einem Schüler schlummern. Er hilft einem so über die Aufgaben aus der eigenen Trägheit heraus zu kommen, aus dem eigenen Selbstbild herauszukommen, auch aus der eigenen Gemütlichkeitszone herauszukommen. Und man lernt auch so ein breiteres Spektrum von Karma bewusst anzunehmen.

Ein spiritueller Lehrer hilft aber auch in die Eigenverantwortung und in die Freiheit. Der Lehrer will einen ja zu Moksha führen, zur Freiheit, nicht zur Bindung. Ein spiritueller Lehrer ist kein Psychotherapeut. Es gibt auch Lehrer, die Psychotherapeuten sind. Aber im indischen Kontext ist es jetzt nicht die Aufgabe des Lehrers stundenlange Gespräche zu führen oder stundenlang zuzuhören, auch nicht den Schüler zu coachen. Es gibt Lehrer, die sind das auch. Aber meistens sind sie es nicht.

Sie lehren mehr durch Beispiel, Vorträge, Inspiration, Aufgaben, die sie geben und letztlich auch durch ihre Ausstrahlung. Der Schüler selbst hat seine eigene Aufgabe.

Kann der Lehrer auch schon seinen Körper verlassen haben? Manchmal denke ich, dass es klüger ist, einen Lehrer zu haben, der nicht mehr im physischen Körper ist. Dann kann man nämlich relativ sicher sein oder zumindest stärker hoffen, dass keine Skandalgeschichten über den Lehrer auftauchen.

Es gibt immer wieder Gurus, die sich danebenbenehmen, Pseudogurus, Scheinheilige. Und es scheint mir manchmal so, als wenn die Scheinheiligen besonders viele Schüler bekommen. Ich kenne sehr viele authentische Lehrer wo ich meine, dass dort keine ethischen Verfehlungen vorkommen. Aber einige der bekannten Lehrer der letzten Jahrzehnte waren mindestens auf einem Gebiet nicht so heilig wie sie getan haben.

Daher ist es durchaus klug, je höher der Anspruch eines Lehrers ist, ihn umso genauer zu untersuchen. Wenn jemand da ist, der nicht vorgibt, vollkommen zu sein solltest du diese Vollkommenheit nicht erwarten. Wenn es aber von jemanden heißt, er sei gottverwirklicht und er ist gleichzeitig ein Swami, ein Entsagter, dann ist es schräg, wenn rauskommt das er Bankkonten in der Schweiz hat oder das er regelmäßig sexuelle Beziehungen mit jungen Schülerinnen hat.

Und es gibt noch eine Menge mehr.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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Sattvige, rajasige und tamasige Spiritualität: Ausrichten des Lebens auf eine höhere Wirklichkeit.

Spiritualität heißt sein Leben so zu leben, dass man ein Göttliches erfahren kann. Das kann man auf sattvige, rajasige und tamasige Weise tun. Sattwa bedeutet rein und erhaben, ethisch. Rajasig bedeutet egoistisch oder auch mit großem Ehrgeiz und Überheblichkeit. Tamasig ist unethisch oder ungesund oder deprimierend. Spiritualität kann dementsprechend sattvig, rajasig und tamasig sein.

Zunächst einmal was heißt tamasige Spiritualität? Tamassige Spiritualität heißt unethische Spiritualität, ungesunde Spiritualität, Spiritualität, die einen selbst und andere ins Verderben stürzt.

Z. B. ist Gewalttätigkeit im Namen von Spiritualität ein Zeichen von Tamas. Es gibt fundamentalistische Gewalttäter, die in den Nachrichten immer wieder auftauchen. Gerade gestern gab es wieder einen Anschlag wo mehrere Menschen getötet wurden im Namen einer religiösen Richtung. Ich hoffe das dieser Text noch in ein paar Jahren gelesen wird. Und dass diese eine Religion, die in den letzten Jahren wegen fundamentalistischen Gewalttätern besonders in die Schlagzeilen gekommen ist, dann nicht mehr in den Schlagzeilen genannt wird.

Eine Religiosität, die zur Gewalttätigkeit und zu Attentaten führt und zu Selbstmordattentaten aufruft, ist tamasig.

Eine Religion, die Empfehlungen gibt, sich entsprechend spirituell auszurichten und dadurch das Leben von Menschen negativ beeinflussen, wäre auch tamasig.

Es gibt in Amerika eine philosophische Richtung, die nennt sich der „Philosophische Pragmatismus“. Ein bekannter Vertreter dieser Richtung war William James. William James war auch der Begründer der Religionswissenschaft, auch ein Philosoph, ein Religionswissenschaftler, jemand der den spirituellen Richtungen, den religiösen Richtungen mit großem Respekt gegenüberstand, der auch mit Vertretern von östlichen Religionen in Kontakt stand. Er sagte, dass wir können den Wahrheitsgehalt von Religionen nicht überprüfen können. Und, dass sich das kein Mensch anmaßen sollte. Wir können auch nicht die Korrektheit der philosophischen Richtungen überprüfen oder beurteilen. Was wir aber machen können, ist, dass wir schauen können, welche Auswirkungen es hat, wenn Menschen eine gewisse Spiritualität leben.

Wenn Menschen eine gewisse Religiosität oder Spiritualität leben und sie dazu angeleitet werden, dass sie  dann gesünder sind, wenn sie ein glücklicheres Leben führen und wenn sie sich dadurch mehr engagieren für das Wohl anderer, dann wäre das eine gute Religiosität.

Wenn aber eine bestimmte religiöse Richtung dazu führt, dass Menschen entweder ungesünder sind, unglücklicher sind, es höhere Selbstmordrate gibt, höhere psychische Erkrankungsraten, wenn die Kriminalitätsrate steigen würde oder wenn sie aggressiv gegenüber Mitmenschen sind, dann wäre das keine gute Religion, religiöser Glaube oder spirituelle Richtung.

 

Rajasige Spiritualität könnte auch heißen: Mein Weg ist besser als alle anderen Wege. Natürlich werden Aspiranten sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Wenn man nämlich annehmen würde, dass ein anderer Weg besser ist, dann würde man den anderen gehen.

Logischerweise meint deshalb jeder ernsthafte Aspirant, sein Weg ist besonders gut. Meine persönliche Meinung ist natürlich: Der Yoga Vidya Weg ist ganz besonders gut. Er ist genial als spiritueller Weg, als Weg, der die ganze Persönlichkeit kultiviert, als Weg der integrierend ist, der auch andere Elemente hineinbringt, der spirituelle Führung mit Selbstverantwortung verbindet.

Sattvige Spiritualität, also Spiritualität mit Wunsch nach Gott ist Spiritualität, die ethisch ist, Spiritualität, die auch gesund ist, Spiritualität, die einem zu einem besseren Menschen macht, im Sinne von einem ethischeren Menschen, einem engagierten Menschen, ein Mensch, der Gutes bewirken will und das auf ethische Weise tut.

Auch der einzelne Mensch kann seine Spiritualität, sattvig, rajasig, tamasig wählen oder leben. Zunächst einmal ist wichtig, dass man einen spirituellen Weg wählt, der sattvig ist. Es gibt genügend Menschheitsverführer, die den tamasigen Weg gehen. Und es scheint so zu sein, als ob die Fanatiker ein besonderes Charisma haben. Vermutlich ist es so, dass, wer engstirnig ist und ganz überzeugt ist, dem fällt es leichter, diese Überzeugung auszustrahlen. Ein Mensch, der in der Lage ist aus verschiedenen Perspektiven zu schauen und zu sehen, dass etwas anderes auch richtig sein kann, der hat vielleicht nicht eine solche Ausstrahlung. Daher sei besonders vorsichtig, wenn du vor einer charismatischen Person stehst, die vollkommen voller Begeisterung nur über den eigenen Weg spricht. Überlege was genau die spirituelle Richtung dabei ist? Wie gehen die Menschen mit Andersgläubigen um? Wie gehen sie um mit denen, die diese spirituelle Richtung verlassen wollen? Welche anderen Richtungen sind in Harmonie mit dieser spirituellen Richtung? Wie ist die Ethik? Welchen Aspekt hat das nicht verletzen – Ahimsa dabei?

 

Also lebe deine Spiritualität sattwig, sei konsequent, sorge dafür das die spirituelle Praxis dir guttut, körperlich und psychisch. Sorge dafür, das deine spirituelle Praxis dir hilft dich für eine gute Sache einzusetzen und lebe ein ethisches Leben. So kommst du auf dem spirituellen Weg gut voran.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS054 Spirituelles Wohnen

Wie kann man seine Wohnung, sein Zimmer oder sein Haus sattviger gestalten?

Wie du vielleicht weißt, kann man alles im Yoga sattvig, rajasig und tamasig gestalten. Und im Yoga wollen wir sattwig leben.

Wir wollen alles etwa so gestalten, dass es uns zum einen erhebt und dass es für Leichtigkeit und Freude des Geistes zuträglich ist. Wir wollen es so gestalten, dass es hilft spirituelle Stimmung zu erzeugen. Wir wollen es so gestalten das es aber auch ethisch und ökologisch vertretbar ist.

Seinen Wohnraum kann man sattvig, rajasig und tamasig gestalten.

Tamasig könnte z. B. dreckig bedeuten, Unordnung da ist, soweit das man nichts mehr tun kann.

Tamasig kann sich auch durch ungesunde Materialien ausdrücken, die in einem selbst und in den Mitmenschen Allergien und anderes auslösen. Tamasig kann auch die Gestaltung sein, die depressiv macht. Jetzt kannst du selbst überlegen. Vermutlich gehörst du nicht zu den Menschen, die tamasig wohnen. Aber vielleicht ein bisschen Tamas kann sich manchmal ansammeln im Sinne davon, dass sich dort das eine oder andere an Unordnung und Dreck ansammelt und was dich nicht mehr erhebt.

Es gibt ein kreatives Chaos und ich gehöre auch so leicht zu den kreativen Chaoten. Ich teile z. B. mein Büro mit zwei Assistentinnen. Ihr könnt raten, wessen Schreibtisch aufgeräumt ist und wessen kleine Stapel hat. Und meiner ist wahrhaftig der stapelbehaftete Schreibtisch. Und meine Assistentinnen sind mindestens momentan hypersauber und ordentlich. Wir kommen gut miteinander zurecht.

Aber dreckig darf es nicht sein. Und manchmal hilft es, wenn man sich nicht wohlfühlt aufzuräumen. Und danach fühlt man sich gut. Ich kenne einige Menschen, die immer dann, wenn es nicht so geht zwei, drei Stunden mit Aufräumen verbringen und dann ist auch der Geist wieder leichter und sattviger.

Als  Zweites wäre auch zu überlegen, ob es etwas im Wohnbereich gibt, das vielleicht aus ungesunden Materialien besteht? Die vielleicht etwas haben, was die Gesundheit negativ beeinflusst. Sollte das so sein, dann ist es klug sich davon zu trennen. Ich will jetzt das jetzt nicht so detailliert aufführen. Man braucht es jetzt auch nicht zu übertreiben. Aber wenn man sich nicht wohlfühlt und wenn man sich vielleicht woanders als in seiner Wohnung besser fühlt, wenn man woanders besser schläft als bei sich, dann stimmt etwas nicht.

Normalerweise sollte man in seinem eigenen Zimmer, seiner eigenen Wohnung besonders gut schlafen und sich regenerieren können. Vielleicht braucht es eine andere Matratze. Vielleicht muss die Matratze woanders sein.

Ich kann mich erinnern ich hatte mal jemanden, der hat mir erzählte, dass er seit zwei, drei Monaten Rückenprobleme hat, obgleich er dieselben Yogaübungen wie vorher macht. Da er bei mir Yogastunden gemacht hat, wusste ich, er macht die Yogastunden richtig. Eigentlich sollte jemand, der Yoga übt, keine Rückenprobleme haben. Und ich habe ihm noch einmal ein paar Tipps gegeben. Aber es hat nichts genutzt.

Das nächste Mal eine Woche später habe ich ihn noch einmal gefragt: „Wann hat das denn angefangen und hast du irgendetwas geändert? Hast du vielleicht deine Matratze geändert? Hast du das Bett umgestellt?“ Und dann sagte er plötzlich: „Ja, stimmt. Zwei Tage bevor das angefangen hat, habe ich eine neue Matratze gekauft. Aber das war doch eine ganz besonders gute Matratze. Vorher war noch eine alte Matratze aus meiner Studentenzeit vorhanden, schon 15 Jahre alt. Dann habe ich mir jetzt eine super, duper, super orthopädisch, usw. Matratze gekauft!“ Dann habe ich ihn gefragt: „Wo hast du denn deine Studentenmatratze?“ „Ja, die habe ich noch im Keller“. „Tausch sie einfach mal aus und stelle fest wie es dir geht.“

Und tatsächlich, eine Woche später kam er und hat gesagt, er habe jetzt seine Matratze weggegeben und er hat sich wieder eine günstige gekauft, die genau so war, wie seine Studentenmatratze und seitdem sind die Rückenprobleme weg.

 

 

Tamassige Farben vermeiden

Ein nächster Aspekt von Tamas vermeiden sind Farben. Es gibt Menschen, die machen ihre ganze Wohnung in dunklen Farben. Kann sein, wenn du dich wohlfühlst, ist es gut.

Vom Yoga her gelten als sattvige Farben weiß und gelb und helle Töne. Wenn deine Wohnung sehr dunkel ist, kann sie zu einem dunklen Gemüt führen. Sollte aber deine Wohnung dunkel sein und du fühlst dich gut, gibt es keine Notwendigkeit etwas zu ändern. Wenn du aber dunkle Farben hast und zu Hause fühlst du dich auch dunkel, probiere ein paar helle Bilder aufzuhängen oder die Wand weiß oder hellgelb zu streichen.

Dann schaue, welche Bilder du dort hast. Sind das vielleicht Bilder, die du früher mal gut fandst, aber die eigentlich eher deprimierend sind? Dann ersetze sie durch spirituelle Bilder.

Gehe vielleicht in deinem Geist durch dein Zimmer, durch deine Wohnung durch und schaue wie das wirkt, was da ist? Und eliminiere das, was nicht hilfreich für dich ist. Aber werfe nicht gleich alles raus! Insbesondere dann nicht, wenn du mit anderen Menschen zusammen bist. Jetzt nämlich alles tyrannisch zu bestimmen, ohne deine Mitmenschen mit einzubeziehen wäre rajasig. Also wenn du mit anderen zusammen bist, dann wäre es wichtig die anderen zu fragen und deine Anliegen hineinzubringen und zu überlegen.

 

 

Zur sattvigen Wohnraumgestaltung gehört aber auch Ökologie und Ethik. In der heutigen Zeit ist bekannt, dass der Planet beschränkte Ressourcen hat. Man sollte mit den Ressourcen von Mutter Erde sorgfältig umgehen. Nicht zu viel kaufen, insbesondere bei dem, was man kauft, schauen, es so ökologisch wie möglich zu machen, so wenig Ressourcen zu verbrauchen wie möglich, so wenig Mutter Erde schaden wie möglich. Deshalb ist es auch nicht ratsam jetzt alles wild rauszuschmeißen, sondern achtsam zu überlegen was weg oder ausgetauscht werden kann.

In diesem Sinne ist es vermutlich ökologischer dir eine Massage zu gönnen, anstatt irgendetwas zu kaufen nur um dir deine Stimmung zu verändern. Und dann immer mehr zu kaufen und dann immer mehr wegzuwerfen und dann immer Neues zu kaufen ist auch nicht die Lösung.

Wenn du Dinge aus deiner Wohnung sortierst, ist es manchmal die Mühe wert es zu einem Flohmarkt zu geben oder zu einem Charity Basar oder auch über Ebay, dass jemand anders etwas davon hat anstatt dort Mutter Erde weiter zu belasten.

In diesem Sinne würde man auch sagen, sparsam mit der Heizung umgehen, sparsam zu heizen, auch zu lernen sich vielleicht auch bei niedrigen Temperaturen wohl zu fühlen im Winter, was auch gesünder ist und vieles andere.

Also Ökologie, vielleicht auch Fair Trade und manches andere beachten bei dem, was du kaufst, ist auch wichtig für sattviges Wohnen.

In diesem Sinne sollten das nur ein paar Anregungen sein. Du kannst selbst überlegen wie du wohnst. Ob es so gut ist. Ob du es sattviger gestalten willst oder vielleicht fällt dir ja auch noch mehr ein.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS053 Umgang mit Wünschen und Bedürfnissen

Wünsche und Emotionen sind ein wichtiges Thema für alle Menschen. Sie sind ein wichtiges Thema für den spirituellen Menschen. Ich habe ja schon über verschiedene Bedürfniskategorien geschrieben: Sattva, Rajas und Tamas.

Heute möchte ich noch ein anderes Thema behandeln, das ich schon in anderen Kontexten angesprochen habe und das eines der Grundkonzepte ist das ich in meinem Buch „Der Königsweg zur Gelassenheit“ umfangreich mit vielen Beispielen beschreibe. Ein Konzept das ich in dem Seminar „Gelassenheit entwickeln“ genauer ausführe.

Umgang mit Emotionen und Wünschen:

Wünsche sind Handlungsempfehlungen mit Energie. DU selbst bist die Führungspersönlichkeit, die diese Handlungsempfehlungen entgegennimmt, wertschätzt und dann frei entscheidet, ob sie diesen folgen will oder nicht.

Die Evolutionsbiologen und die Evolotionspsychologen sagen, das alles menschliche Verhalten evolutionsbiologisch erklärbar ist und in irgend einem Kontext schon mal sinnvoll war. Unsere Wünsche sind entweder evolutionsbiologisch erklärbar oder eben auch biografisch erklärbar.

Alle Wünsche, die wir haben, haben ihren Sinn. So gibt es z. B. den Wunsch nach Süßem, nach Zucker. Evolutionsbiologisch erklärbar, wenn der Mensch in früheren Zeiten auf Nahrungssuche war, dann brauchte er kalorienreiche Nahrung, die Natur hat wenig hochkalorische Nahrung und die süßeren Zutaten haben etwas mehr Kohlenhydrate. Es ist also es sinnvoll, dass der Mensch Hunger nach Süßem bekommen hat.

In der heutigen Welt haben wir ganz andere Möglichkeiten den Appetit nach Süßem zu befriedigen. Natürlich führt das dann dazu das bei vielen Menschen der Blutzuckerspiegel durcheinander ist oder auch Übergewicht entsteht oder alle Körpersysteme durcheinander sind.

Wenn du merkst: da ist der Wunsch nach Süßem, dann solltest du einen Moment überlegen: Wünsche sind Handlungsempfehlungen mit Energie.

Vielleicht warst du gerade geistig sehr aktiv. Da ist der Blutzuckerspiegel etwas gesenkt. Du hast jetzt Lust auf eine Tafel Schokolade, bedeutet also Information mit Energie. Du könntest überlegen, statt der Schokolade ein paar Rosinen zu essen.

Du musst dich etwas disziplinieren, dich etwas zu beschränken. Dann wirst du feststellen, dass ein paar Minuten danach der Wunsch auf Süßes ist vorbei. Oder angenommen du hast den Wunsch jemanden anzuschreien. Da könntest du erkennen: Handlungsempfehlung mit Energie!

Die Handlungsempfehlung wäre das Anschreien. Und dann ist da jetzt noch eine Emotion, vielleicht auch eine Information dabei wie: Da hat mich gerade jemand nicht richtig behandelt.  Ich sollte also lernen damit geschickter umzugehen.

Anstatt gleich loszuschlagen, oder anstatt gleich loszubrüllen, oder anstatt dir selbst ein schlechtes Gewissen zu machen, das du einen solchen Wunsch hast, kannst du einen Moment innehalten, und dir bewusst machen: Handlungsempfehlung mit Energie. Vielleicht kannst du das einen Moment lang wertschätzten. Du kannst innerlich zu dir sagen: „Danke lieber Appetit, danke liebes Gefühl, danke lieber Sinn für Gerechtigkeit, danke für diese Handlungsempfehlung!“ Und nachdem du gedankt hast einen Moment innehalten und überlegen, was ist sinnvoll?

Die meisten der Wünsche sind ja auch sinnvoll unabhängig davon, ob wir sie als sattvig, rajasig oder tamasig ansehen, biologisch sind sie sinnvoll und biografisch sind sie auch sinnvoll.

Es ist sinnvoll, dass wir im Kalten frieren und es ist sinnvoll, dass uns sehr starke Hitze nicht angenehm ist. Es gibt zwar ein größeres Spektrum, für das der Mensch geschaffen ist, als unsere Wohlfühlzone aber es gibt bestimmte Informationen.

Jetzt kannst du gerade überlegen, ob du irgendeinen Wunsch hast? Anstatt jetzt dich über ihn aufzuregen oder ihn gleich umzusetzen nimm ihn als Handlungsempfehlung mit Energie an, danke dafür und dann entscheide, ob du ihn umsetzen willst.

Weder wirst du frustriert sein, wenn du Wünsche nicht umsetzt noch wirst du so glücklich sein, wenn du Wünsche umsetzt. Wichtig ist nur, dass du anerkennst, dass es sinnvoll ist und für diese Wünsche dankst.

 

Emotionen

Emotionen sind Informationen plus Handlungsempfehlung plus Energie oder nur Informationen plus Energie.

Als Emotion kann man z. B. Angst ansehen. Angst ist Information mit Energie. Du kannst beispielsweise Angst vor deinem Chef haben. Da ist also eine Information. Da ist ein wichtiger Mensch. Und es ist wichtig, dass ich mich dort gut verhalte. Der Chef entscheidet letztlich, ob ich eine Beförderung kriege, ob ich eine Prämie kriege, ob ich im Unternehmen bleiben kann, ob ich die richtigen Aufgaben haben kann.

Angst ist also hier eine sinnvolle Information. Da ist jemand in Verbindung mit Energie und vielleicht auch die Handlungsempfehlung, Aufgaben ordentlich zu machen und sich zu bemühen. Aber das sind alles Informationen und Handlungsempfehlungen. Die Informationen können fehlerhaft sein. z. B. haben Chefs heutzutage sehr viel weniger Macht als Mitarbeiter so denken. Man kann nicht einfach jemanden hinauswerfen und selbst Aufgaben anders verteilen.

Also die Information dahinter kann korrekt sein, kann aber auch irrtümlich sein. Die Handlungsempfehlung sich übermäßig auf den Job vorzubereiten kann hilfreich sein, kann aber auch falsch sein. Vielleicht ist die Situation nicht so wie es die eigene Angst sagt. So kann man mit seinem eigenen Unterbewusstsein sprechen und sagen: „Danke für die Information, danke für die Handlungsempfehlung!“ Und dann atme ein paar Mal tief ein und aus, wiederhole ein Mantra oder mache etwas anderes.

Oder angenommen du hast irgendwo etwas Ärger oder Wut. Das ist eine Information. Vielleicht hat ein anderer sich nicht richtig verhalten. Vielleicht hat er Grenzen nicht beachtet und hat nicht eingehalten was er versprochen hat. Das ist dann erstmal eine Information. Vielleicht ist auch eine Handlungsempfehlung dabei: „Du musst jetzt sofort laut losbrüllen, um dadurch die Sache zu ändern.“ Beides mit Energie. Du kannst dir das anhören und du könntest zu dir selbst sprechen und sagen: „Danke, lieber Gerechtigkeitssinn für diese Information! Danke für diese Handlungsempfehlung!“ Und danach bist du frei zu tun was du tun willst.

Also keine Reiz-Reaktionskette wie viele andere Menschen. Man drückt ihren Knopf und sie springen entsprechend der Reiz-Reaktionskette.  Habe kein schlechtes Gewissen, weil du als spiritueller Aspirant immer noch solche Emotionen hast, sondern halte einen Moment inne und erkenne: Da ist eine Information, nimm die Handlungsempfehlung raus, danke dafür, mache eine kleine Pause, und dann überlegst du, wie du geschickt handeln kannst.

Das waren ein paar Gedanken zu Wünschen und Emotionen vom Standpunkt aus, Wünsche als Handlungsempfehlung mit Energie, Emotionen als Informationen mit Energie, manchmal auch Information plus Handlungsempfehlung mit Energie wahrnehmen zu können.

Eine Technik um mit dir selbst besser zurechtzukommen, eine Technik um zu lernen eigenverantwortlich auch mit dir selbst umzugehen. Du hast viele Kräfte. Du hast viele Fähigkeiten. Lerne sie zu benutzen aber sei nicht abhängig von den verschiedenen Aspekten deines Geistes. Werde zum Raja, zur Führungspersönlichkeit, zum Herrscher, nicht zum diktatorischen Herrscher, der alles bestimmt, sondern vielleicht auch zum Koordinator, der die verschiedenen Fähigkeiten und Kräfte, die in dir sind, geschickt einsetzen kann.

Mehr Anregungen im Umgang mit Wünschen und Gedanken, Nutzung der Gedanken und Emotionen findest du in anderen Texten, die ich verfasst habe, als es um Raja Yoga ging. Die vier Aspekte des Geistes, die fünf Chitta Bhumis und letztlich auch wie man als spiritueller Aspirant nach dem Höchsten strebt.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS052 Spiritueller Materialismus

 „Spiritueller Materialismus“ ist ein Teil der Textreihe der Yoga Vidya Schulung,  in der es um ganzheitliche Entwicklung deiner Persönlichkeit und spirituelles Wachstum geht.

Wenn du als Anfänger auf den spirituellen Weg gehst, gibt es verschiedene Aufgaben. Es gilt das Leben spirituell danach auszurichten.

Wenn du diese Textreihe verfolgt hast, kennst du die wichtigen spirituellen Praktiken oder spirituellen Übungen Asana, Pranayama, Meditation. Darin gilt es eine regelmäßige spirituellen Praxis zu finden.

Erstens muss der Anfänger sich zunächst die Frage stellen „Wie kann ich wirklich täglich gut praktizieren“?

Zweitens gilt es in den Satsang zu gehen also regelmäßig mit anderen zu praktizieren und dadurch spirituelle Gemeinschaft zu erfahren.

Dann gilt es als Drittes einen sattvigen, spirituellen Lebensstil zu führen was sich auf Ernährung, Kleidung, Wortwahl, Musikgeschmack, Wohnung und auch die Art und Weise, wie man seinen Beruf lebt, auswirkt. Es gilt also seine spirituelle Praxis ins tägliche Leben zu integrieren.

Dann gibt es die Aufgabe uneigennützig zu dienen und etwas Gutes zu tun. Es gilt als Nächstes auch seine Wünsche und Bedürfnisse kennenzulernen und diese auf sattvige Weise zu leben.

Weiterhin ist es wichtig Beruf, Familie und Partnerschaft gut in das spirituelle Leben zu integrieren. Es gilt auch sich selbst anzunehmen wie man ist.

Es nützt nämlich nichts sich unglücklich mit sich selbst zu fühlen, sondern man muss lernen seinen Körper zu mögen, seine Psyche zu mögen. Zwar daranzuarbeiten aber zu mögen.

Das ist schon eine ganze Menge auf dem Weg. Und du magst sagen: Oh, wie soll ich das schaffen? Aber wenn du dies irgendwann mal bis zu einem gewissen Grad hinbekommen hast, dann lauert die nächste Gefahr, nämlich spiritueller Materialismus.

Das heißt du machst aus Yoga eine Art Lebensstil, ohne aber bewusst an dir selbst zu arbeiten.

 

Wie kannst du spirituellen Materialismus vermeiden?

Erstens:

Hier ein paar Tipps wie du spirituellen Materialismus vermeiden kannst. Das erste wäre dich öfter zu fragen: „Wozu mache ich das überhaupt? Und bringe ich Intensität in die spirituelle Praxis?“

Mache dir bewusst „Ich will Gott erfahren. Ich will mein tiefstes Wesen erfahren. Ich will die Einheit erfahren!“

Wenn du das nicht so ausdrücken magst, dann sprich es anders aus: „Bitte lieber Gott, liebe kosmische Energie, schenke mir die Befreiung. Lass mich dich erfahren. Lass mich deine Gnade erfahren. Gib mir höchste Erkenntnis!“ Diese Intensität ist wichtig.

Zweitens:

Bevor du meditierst und Asanas, Pranayama machst, mache dir nochmals bewusst, warum du das tust. Direkt davor. Übe dann mit neuer Intensität.

Drittens:

Intensiviere deine Praxis über die Bequemlichkeitszone hinaus. Wenn du 30 Minuten gut sitzen kannst, dann setze dich mal ein oder zwei Stunden für die Meditation hin. Wenn du gerne bestimmte Asanas übst, übe auch mal Asanas, die du nicht gerne machst. Und wenn du herausgefunden hast, dass du am besten um sieben Uhr meditierst, dann stehe mal um halb Fünf auf und mache um fünf Uhr Meditation. Gehe aus der Bequemlichkeitszone heraus.

Viertens:

Nächster Tipp wäre, wenn du jemand bist der regelmäßig sehr viel praktiziert, zwei bis drei Stunden täglich, dann reduziere die Menge an Praxis etwas, sodass du innerlich so den Zwang spürst intensiver dabei zu sein. Das geht jetzt nicht, wenn du nur eine halbe oder eine Stunde am Tag praktizierst, aber wenn du zwei oder drei Stunden täglich praktizierst und dann trotzdem das Gefühl hast du bleibst stecken, kann es hilfreich sein mehr zu praktizieren oder auch etwas weniger.

Fünftens:

Mache bewusst Dinge, die dir keinen Spaß bereiten. Bringe etwas Unbequemlichkeit ins Leben hinein. Und lerne dann Dinge zu mögen, die du bisher nicht gemocht hast. Melde dich für die Dinge, die du nicht so gerne machst und mache sie mit Intensität und Freude.

Sechstens:

Verzichte auf die eine oder andere Bequemlichkeit. Tapas hilft dir auch aus dem spirituellen Materialismus auszubrechen. Also im Sinne davon, dass du mal verzichtest, auch beim Essen und dann auch mal fastest. Oder iss mal etwas was zwar grundsätzlich ethisch verantwortbar ist, was aber nicht ganz so einhundert Prozent gesund ist. Oder verzichte mal auf die eine oder andere Mahlzeit oder verzichte mal eine Woche auf alles Süße oder alles Salzige. Mache etwas was unbequem ist.

Siebtens:

Überlege, an welcher Eigenschaft du arbeiten kannst. Am Anfang wollen Menschen alles revolutionieren und wollen in ein paar Monaten zum Heiligen werden.

Dann stellen sie fest, dass das etwas länger dauern wird und irgendwann arrangieren sie sich mit allen kleineren und größeren Schwächen und hören auf, an sich systematisch zu arbeiten. Überlege, welche Eigenschaft du in dir kultivieren willst.

Vielleicht willst du mehr Geduld kultivieren, Mut kultivieren, Einfühlungsvermögen kultivieren, deine Schüchternheit überwinden, usw.

Ein Meister, den ich sehr schätze, Swami Chidananda hat mal gesagt: „Jeder Aspirant sollte immer wissen, an was er oder sie gerade bewusst arbeitet!“ Jetzt kannst du einen Moment innehalten und könntest dir selbst überlegen, woran du momentan bewusst arbeitest. Wenn du es nicht weißt, dann bist du entweder erleuchtet oder du bist noch nicht regelmäßig auf dem Weg. Wenn du regelmäßig auf dem Weg bist, vielleicht bist du gerade in einer spirituellen Gemütlichkeitsphase. Überlege, woran du arbeiten könntest.

 

 

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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YVS051 Umgang mit den eigenen Schattenseiten

Als spiritueller Aspirant wirst du manchmal Eigenschaften in dir begegnen, die du nicht besonders magst. Wie gehst du damit um? Manche davon kannst du transformieren. Manche davon kannst du spiritualisieren und andere sind etwas hartnäckiger.

Das Konzept des Schattens wurde besonders beschrieben von einem Psychiater namens Carl Gustav Jung, ein Schüler von Sigmund Freud, der Spiritualität auch in die Psychologie integriert hat.

  1. C. G. Jung war auch ein Yogaübender. Und er war ein lebhafter Teilnehmer an Kongressen und Konferenzen in Bezug auf Yoga, Buddhismus und Spiritualität. Und er hat gesprochen über zwei Arten von Schatten, die der Mensch hat.

Man kann sagen, der eine Schatten sind Schattenseiten, die man in sich nicht mag, die man aber leben sollte, integrieren sollte, auf eine gute Weise leben sollte.

Die zweite Art eines Schattens sind Schattenseiten, die wir nicht leben sollen, derer wir uns bewusst werden können und sie letztlich utilarisieren können.

Ich werde jetzt keinen Text erstellen genau in der Terminologie von C. G. Jung. Ich will einfach einige dieser Erkenntnisse übersetzen in die spirituelle Sprache wie sie vielleicht üblich ist oder wenigstens bei Yoga Vidya üblich ist.

Also zunächst der Schatten, den wir haben und den wir integrieren sollen. Was kann damit gemeint sein? Angenommen du bist ein sehr ordentlicher Mensch und du hast einen Kollegen oder einen Nachbarn oder vielleicht auch ein Kind, das absolut unordentlich ist?

Nehmen wir an du bist ordentlich und du hast immer deinen Schreibtisch picobello und dein Kollege hat ein Chaos. Da sind Stapel und alles Mögliche und das regt dich furchtbar auf. Du denkst immer: wie kann man nur?

Wenn dich etwas in einem anderen aufregt, was dich eigentlich nichts angeht und was eigentlich von einer übergeordneten Ethik nicht wirklich unethisch ist, dann bist du vielleicht deinem Schatten dort begegnet und du bekämpfst ihn in jemand anderem.

Vielleicht hast du auch eine chaotische Seite in dir. Vielleicht hast du auch eine kreative Seite in dir. Und vielleicht hast du Angst davor. Vielleicht ist sogar deine Ordnung und deine Ordentlichkeit nur eine Weise dein eigenes Chaos zu strukturieren. Und du bekämpfst es jetzt in jemand anderem. Dann wäre es überlegenswert wie könntest du vielleicht diese chaotische Seite in dir mal etwas leben?

 

Vielleicht hast du einen anderen Schatten. Du hast auch eine Seite, die sich vielleicht nach Ordnung sehnt, nach Ruhe, nach einem strukturiertem Dasein. Vielleicht solltest du dein Chaos auch ab und zu mal etwas mehr strukturieren und auch etwas Strukturierteres in dein Leben bringen.

Vielleicht magst du einen Moment überlegen. Insbesondere, was regt dich bei anderen auf, was aber von einem ethischen Gesichtspunkt her nicht unethisch ist?

Also wenn dich zum Beispiel aufregt wie Menschen andere niedermachen, dann ist das gut. Das ist jetzt kein Schatten. Wenn dich aufregt wie Menschen die Ressourcen dieses Planeten vergeuden, dann ist das kein Schatten. Sondern das ist eine gewisse Bewusstheit.

Aber wenn dich Ordnung oder Unordnung aufregen, Extroversion, Introversion aufregt, wenn dich oberflächliches Geschwätz aufregt, dann hast du da vielleicht einen Schatten. Und wenn du dort einen Schatten hast, kannst du überlegen ist dieser integrierbar? Ist da irgendwas in mir was das auch will?

Aber es kann sein, das du ein sehr ordentlicher Mensch bist und wenn dein Kollege Chaos auf dem Schreibtisch hat, dann schaust du es nur liebevoll an. Dann hast du keinen Schatten.

Wenn dich nicht aufregt, was ein anderer macht, selbst wenn du es nicht machst, dann ist es kein Schatten. Du musst nicht alle Aspekte des menschlichen Verhaltensspektrums leben.

Gut, vielleicht bist du zu dem einen oder anderen gekommen. Vielleicht magst du überlegen. Vielleicht magst du einen Moment lang diesen Text unterbrechen, aufschreiben oder überlegen, wo du vielleicht einen Schatten hast und wie du ihn vielleicht leben kannst.

 

 

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Stark Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

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In den letzten Texten schrieb ich über Sattva, Rajas und Tamas, wie wichtig es ist sattwig zu leben. Ich hatte davon geschrieben wie man den Beruf spiritualisiert, Partnerschaft spiritualisiert. Ich hatte auch schon etwas über sattwige Ernährung geschrieben und über die Wichtigkeit an sich selbst zu arbeiten. Ich hatte geschrieben über die verschiedenen spirituellen Praktiken. Das letzte Mal auch über die 5 K, die fünf Dinge, die man keinesfalls zu sich nehmen sollte.

Auf dem spirituellen Weg ist aber auch wichtig, dass man es realistisch herangeht. Und letztlich geht es auch um Dharma, das heißt seine eigenen Talente leben oder auch sich selbst kennenlernen und würdigen lernen. Man kann sagen das ist auch ein Aspekt von Selbstliebe.

Was soll das genau heißen? Unterschiedliche Menschen haben unterschiedliche Temperamente. Und es ist wichtig, dass du realistisch an den spirituellen Weg herangehst und keine Ideale hast, die deinem Temperament letztlich widersprechen. Der Tipp ist nämlich: lebe dein Temperament. Lebe es auf sattvige Weise. Aber identifiziere dich nicht mit deinem Temperament und lass dich auch nicht durch dein Temperament begrenzen. Ich gebe ein Beispiel. So wird es am leichtesten.

Angenommen du hast ein zyklothymes Temperament. Das wäre zum Beispiel himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt. Wenn du ein solches Temperament hast, dann magst du erwarten, dass wenn du Yoga übst die Tiefen weggehen und du nur noch euphorisch bist. Das ist unrealistisch. Wenn du ein zyklothymes Temperament hast, dann wirst du das höchstwahrscheinlich auch haben, wenn du spirituell praktizierst. Es gibt Ausnahmen. Ich kenne Menschen, die sagen, dass sie vor Beginn ihrer Spiritualität, immer ihre Hochs und ihre Tiefs hatten und dass seitdem sie Yoga machen, sie insgesamt doch eine gleichmäßige Gelassenheit haben. Es gibt zwar kleinere Schwankungen, aber nicht mehr die großen wie vorher. Das kann geschehen. Und wenn es geschieht, sei dankbar dafür. Doch das geschieht mehr oder weniger von selbst. Es geschieht. Dazu braucht es keine besondere Anstrengung. Du musst nur täglich deine Asanas, Pranayama und Meditation üben, einen Sinn in deinem Leben sehen. Und wenn dann manches von dir abfällt, dann war das nicht wirklich etwas, was du in der Tiefe deines Wesens warst.

Aber wenn du wirklich jemand bist mit zyklothymen Temperament, dann wirst du das auch bleiben, wenn du Yoga übst. Du wirst es nur anders sein können. Dann kann es sein, dass du Hochenergiephasen und Niedrigenergiephasen hast. Und beide haben wichtige Aspekte, Lernaspekte. Erwarte nicht vom spirituellen Weg, dass du ab da nur noch Hochs hast.

Selbstliebe ist ja auch ein wichtiges Wort oder Selbstakzeptanz. Wenn du überlegen würdest, angenommen, ich hätte weder die Hochs noch die Tiefs, wäre mir das lieber? Wenn du jemand mit zyklothymen Temperament bist, würdest du sagen, nein. Einfach so gemäßigt das will ich nicht sein.

Wenn der Preis für meine Hochs ist, dass ich auch Tiefs haben muss, dann bin ich bereit diesen Preis zu zahlen.

Und so solltest du mit zyklothymen Temperament dir überlegen, wie wird deine Praxis sein in deinen enthusiastischen Hochenergiephasen? Vielleicht werden die Praktiken intensiver sein. Vielleicht werden sie mehr sein. Oder müssen sie ausgleichend sein. Vielleicht werden sie euphorischer sein. Es kann auch anders sein.

Und du kannst dir überlegen wie werden meine spirituellen Praktiken sein in Niedrigenergiephasen? Wichtig ist, dass du in den Niedrigenergiephasen auch wirklich praktizierst und nicht aus lauter Enttäuschung, dass du jetzt doch wieder in deine Melancholie hinein gestürzt bist, ganz aufhörst mit spirituellen Praktiken.

Wenn du also grade jetzt in einem Hoch bist oder auf einem aufsteigenden Ast oder merkst schon, es kann demnächst kippen, dann überlege schon, wie wirst du praktizieren in der Niedrigenergiephase, in der melancholischen Phase, in der Verzweiflungsphase? Vielleicht wirst du weniger praktizieren. Vielleicht wirst du mehr schlafen müssen. Oder du wirst anders praktizieren müssen. Vielleicht wirst du auf Sonnengruß verzichten und einfach direkt mit der ersten Asana beginnen. Vielleicht wirst du mehr meditieren oder weniger meditieren. Oder du wirst mehr oder weniger Pranayama machen. Es ist gut als Mensch mit zyklothymen Temperament zu überlegen, wie sieht meine Hochenergiepraxis aus und wie sieht meine Niedrigenergiepraxis aus?

 

Zweiter Aspekt von Temperament ist Introversion und Extroversion. Es gibt eher introvertierte Menschen. Es gibt eher extrovertierte Menschen. Introvertierte Menschen sollten jetzt nicht denken, dass sowie sie Yoga machen zu euphorischen Menschen werden, die jetzt mit allen Menschen leicht Kontakt haben. Sondern du kannst es wertschätzen, dass du gerne allein bist, allein mit dir sein kannst, dass du Kraft bekommst in dir selbst. Und dann lass dich nicht durch die Introversion behindern. Gehe auch die ja auch auf andere zu. Überwinde deine Schüchternheit und Yoga wird die dabei helfen. Mit Yoga hast du mehr Energie, mehr Mut, mehr Selbstvertrauen. Aber ein bisschen eigenes Bemühen braucht es auch.

Wenn du extrovertiert bist, dann denke jetzt nicht, dass du zu einem Menschen wirst, der jetzt nur alleine mit sich selbst zufrieden ist und dass du nur noch schweigen wirst und endlich aufhörst dich mit oberflächlichen Menschen zu beschäftigen und ab jetzt nur noch den ganz wichtigen Dingen des Lebens folgst.

Als extrovertierter Mensch brauchst du Gesellschaft von anderen Menschen. Und die müssen auch nicht alle genauso spirituell sein wie die, die du idealerweise hättest. Aber als extrovertierter Mensch nimm dir Zeit für deine Praktiken. Verbinde deinen überschäumenden Enthusiasmus mit Liebe. Erwarte von Anderen nicht zu viel. Freue dich. Sieh das Göttliche in Allen.

Eine weitere Form von Temperament, die ich jetzt hier herausgreifen möchte, ist Ängstlichkeit bis Paranoia. Jetzt nicht die psychotische Paranoia, die ist behandlungsbedürftig durch einen Psychiater. Sondern Angst, die jemand ständig hat vor allem Möglichen. Ich möchte hier gerade verweisen auf mein Buch „Der Königsweg zu Gelassenheit“, oder auch die Videoreihe über Tugenden und Schattenseiten. Da gibt es eine Reihe von 2.700 Videos. Angenommen du bist ein Mensch, der eher zu Ängstlichkeit neigt, dann wirst du vermutlich auch künftig sehen, was für Gefahren dort sind. Eventuell hast du eine bestimmte Neigung des Vata-Temperamentes. Vielleicht hast du ein introvertiertes Vata-Temperament.

Vata ist ein Ausdruck aus dem Ayurveda. Man sieht was alles schiefgehen könnte und man spürt alles. Du könntest dich als Frühwarnsystem begreifen. Ängstliche Menschen sehen viele Gefahren und bereiten sich vielleicht vor, müssen aber auch zwischendurch den Mut bekommen sich nicht von der Ängstlichkeit beherrschen zu lassen.

Ich kenne einige langjährige spirituelle Menschen, für die ist es immer noch eine Überwindung zum Beispiel einen Yogakurs zu geben und sie äußern immer noch tausend Bedenken, wenn man ein neues Projekt beginnt. Das ist nichts Schlechtes. Solche Menschen sind auch wichtig. Es ist wichtig sich bewusst zu machen, das doch einiges schiefgehen kann. Und es ist auch wichtig, dass man sich gut vorbereitet auf etwas. Wenn du also ein ängstlicher Mensch bist, dann erwarte nicht, dass du jetzt ein Mensch voller Optimismus werden wirst. Sondern liebe dich auch dafür, dass du die Schwierigkeit siehst. Bereite dich besser vor. Sei dir bewusst, dass es vielleicht deine Aufgabe auch ist, Dinge zu erwähnen, die schiefgehen können. Entwickle aber auch Mut. Lass dich nicht von deiner Ängstlichkeit beherrschen. Ja, und Yoga hilft dir auch mit Atemübungen, mit Meditation, mit anderen Körperübungen Prana zu bekommen, Selbstvertrauen zu bekommen um Schüchternheit und Ängstlichkeit zu überwinden.

Dann gibt es noch das melancholische Temperament. Also Menschen, die immer wieder am Sinn des Lebens verzweifeln, Menschen, die immer wieder sehen wie viel Hohlheit in dieser Welt ist, Menschen, die das Leiden in der Welt in hohem Maße sehen.

Wenn du jetzt Yoga übst, dann erwarte nicht, dass du immer euphorisch bist. Vielleicht wirst du euphorische Phasen haben. Aber wertschätze dich selbst auch für dieses Temperament. In unserer heutigen Zeit werden die Melancholiker viel zu wenig wertgeschätzt. Es gibt sehr viele große Denker, die melancholisch waren. Von Schopenhauer über Goethe, vermutlich auch der Buddha, denn die erste der vier edlen Wahrheiten ist „Alles Leben ist Leiden“, und viele andere.

Daran siehst du: auch Melancholiker können tief denken. Und indem du dir bewusst machst, das Leid der Welt zu sehen, die Oberflächlichkeit zu durchschauen siehst du tief und du blickst durch, worum es dort geht im Leben. Wertschätze dich dafür und spiritualisiere es, so kannst du Vairagya und Viveka entwickeln. Aber bleibe dort nicht hängen. Es gibt noch etwas Tieferes als Melancholie. Und das ist die Freude und die Liebe des Selbst. Wenn es dir zwischendurch immer wieder gelingt Herzensverbindung zu anderen Menschen aufzunehmen, dich zu öffnen für den göttlichen Segen, findest du Freude in der Tiefe.

Du wirst vielleicht auch nach Yoga weniger oberflächliche Freude empfinden. Dafür wirst du tiefer blicken und vielleicht weniger Versuchungen zum Opfer fallen. Aber du wirst zur großen Freude kommen. Nicht umsonst werden die Bilder und die Statuen von Buddha immer von großer Freude gekennzeichnet sein. Durch das Annehmen des Leides in dieser Welt könnend die Melancholiker über das Leiden hinaus wachsen und tiefe Freude, Liebe und Mitgefühl erfahren.

Ähnlich ist es auch mit Pessimisten. Pessimisten sind solche, die sehen was alles schiefgehen kann. Und die sich deshalb darauf vorbereiten. Wenn du ein Pessimist bist, erwarte nicht, dass du durch das Yoga zum Optimisten wirst. Du wirst vielleicht Pessimist bleiben und wertvoll sein, weil du zum einen siehst, was schiefgehen kann. Deshalb wirst du vielleicht eine gesündere Ernährung haben. Deshalb wirst du vielleicht konsequenter sein mit Gesundheitstipps, deshalb wirst du zum Beispiel, wenn du etwas Neues angehst, genauer schauen was alles schiefgehen kann und dich darauf vorbereiten.

Deshalb wirst du vielleicht in deinem Verein oder bei deiner Arbeit Andere auch darauf aufmerksam machen, was schiefgehen kann und sorgst so für den gesamtheitlichen Erfolg.

Schätze dich also auch für deine Fähigkeit zum Pessimismus. Aber gehe noch tiefer. Denn in der Tiefe heißt Spiritualität Vertrauen in Gott. Letztlich auch die Dinge, die schiefgehen, haben einen Sinn.

Auch die Probleme die kommen sind Aufgaben, an denen man wachsen kann. Und hinter allem ist die göttliche Wirklichkeit.

Das waren jetzt nur ein paar Anregungen zum Thema eigenes Temperament annehmen, spirituelle Selbstliebe entwickeln.

Überlege jetzt selbst, welche Aspekte hast du in deinem Temperament? Überlege, welche positiven Aspekte dein Temperament hat und wie du es spirituell leben kannst. Aber überlege auch, dass du dich nicht beherrschen lassen willst von diesem Temperament, vielleicht welche ergänzenden Aspekte du auch in dir hast, die auch gelebt werden wollen und die du leben kannst für Gutes in der Welt, für ein volles Leben um Gutes zu bewirken und für spirituelle Entwicklung. Und mache dir bewusst; ich bin nicht Körper und Geist. Unsterbliches Selbst bin ich. Ich bin nicht die Psyche. Ich bin auch nicht das Temperament und die Persönlichkeit. Ich habe einen Körper, eine Psyche, ein Temperament mit vielen Eigenschaften. Und ich kann etwas tun für meinen Körper. Ich kann meine Psyche entwickeln. Und ich bin das unsterbliche Selbst.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Heute möchte ich über eine wichtige Empfehlung sprechen, die zu den sogenannten Sattwa-Empfehlungen gehört nämlich das Konzept des sogenannten „Fünf K“.

„K“ steht hier für „kein“. Fünf Dinge, die man nicht zu sich nehmen soll. Es hat etwas zu tun mit Kama unter den vier Purushartas. Hier nicht Karma, sondern Kama.

Und das heißt, auf der Ebene der Sinnesbefriedigung gibt es Sattwa, Rajas und Tamas. Und darüber habe ich ja in den vorigen Vorträgen schon eine Menge erzählt. Unter anderem gibt es eben das Tamasige.

Die grob tamasigen Dinge sind eben Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Rauchen und Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes.

Und diese fünf K sind tamasig aus verschiedenen Gründen. Und ein spiritueller Aspirant sollte auf diese fünf Substanzen verzichten. Der Verzicht auf diese fünf Substanzen ist motiviert aus verschiedenen Gründen, gesundheitliche Gründe, energetische Gründe, bewusstseinsmäßige Gründe und ethische Gründe.

Und weil es für diese fünf Gründe gibt auf allen vier Ebenen, ist es besonders wichtig darauf zu verzichten. Zunächst einmal gesundheitliche Gründe.

 

Erste Begründung

All das Genannte ist ungesund. Fleisch ist ungesund. Fisch ist ungesund. Alkoholische Getränke sind ungesund, Rauchen ist ungesund, Drogenkonsum ist ungesund. Und zwar sehr stark ungesund. Bis heute nimmt man an die wichtigsten Empfehlungen sein Leben um 10 Jahre oder mehr zu erhöhen wäre nicht zu rauchen, es wird oft gesagt nicht zu viele alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, Fleisch und Fisch zu reduzieren und auch keine Drogen zu sich zu nehmen. Also es gibt wichtige Gesundheitsgründe.

Zweite Begründung

Als Zweites sind wichtig energetische Gründe. Im Yoga wollen wir eine sattwige, eine feinstoffliche Energie haben. Wir wollen unsere höheren Chakren aktivieren. Es ist vielleicht schwierig für Menschen, die nicht auf dem spirituellen Weg sind, das zu beschreiben aber es gibt ein gewisses sattwiges Energiegefühl, eine gewisse Leichtigkeit, eine gewisse Ausstrahlung, ein gewisses Licht.

Man sieht es Menschen an, ob sie spirituell praktizieren und auf diese Dinge verzichten oder ob sie es nicht tun. Man sieht es sogar, wenn Menschen spirituell praktizieren und dabei Fleisch essen und Alkohol trinken. Es ändert die Aura.

Also was man zu sich nimmt plus die spirituellen Praktiken, hat einen Einfluss auf Prana. Und wenn es dir um die Erleuchtung geht, wenn du auf dem spirituellen Weg vorankommen willst oder wenn du einfach nur ein leichtes Energiegefühl haben willst dann verzichte auf all das. Bestimmte dieser Substanzen machen dumpf und blockieren die Nadis. Und dazu gehört Fleisch und Fisch und Rauchen. Diese Substanzen bringen das Pranafeld durcheinander und schaffen eine schlechte Ausstrahlung bzw. eine diffuse Ausstrahlung. Dazu gehört z. Bsp. Alkohol. Und manche der Substanzen können sogar Nadis, Energiekanäle beschädigen und auch Chakras beschädigen. Dazu gehören Drogen. Der Grund weshalb Drogen ja auch bewusstseinsverändernde Wirkung auf den Geist haben und danach noch lange nachwirken, ist das sie einen starken Einfluss haben auf Nadis und Chakras und zum Teil auch Energieprobleme entstehen, die zum Teil noch Monate, vielleicht sogar Jahre weiter da sind.

Es gibt emotionale Gründe und es gibt eben auch bewusstseinsmäßige Gründe. Im Yoga wollen wir meditieren können. Wir wollen tiefe Erfahrungen machen in der Meditation. Und wenn man diese Substanzen zu sich nehmen würde, die man nicht zu sich nehmen soll, dann fällt es schwerer zu meditieren. Die Erfahrungen in Asanas und Pranayama sind nicht so gut. Umgekehrt verzichtest du auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Rauchen und Drogen dann sind deine Erfahrungen in der Meditation tief und großartig.

Daher der Tipp: verzichte auf Fleisch, Fisch, Rauchen, Alkohol, Drogen.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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