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YVS084 Karma-Yoga Uneigennütziges Dienen

Karma-Yoga hat viele verschiedene Aspekte. Karma-Yoga heißt, die Aufgaben im Leben anzunehmen als Möglichkeiten, um zu wachsen. Karma-Yoga bedeutet, in Übereinstimmung mit dem eigenen Schicksal zu leben und den daraus entstehenden Aufgaben. Karma-Yoga heißt, verhaftungslos zu leben und zu dienen. Karma-Yoga bedeutet auch, engagiert zu dienen und engagiert zu tun, was zu tun ist.

Ganz konkret heißt Karma-Yoga „uneigennütziges Dienen“.

Wenn du dich spirituell entwickeln willst, heißt das unter anderem, dein Ego zu reduzieren.

Wenn dich ständig Fragen beschäftigen wie: „Was brauche ich? Was will ich? Was kann ich tun, dass es mir besser geht? Wie kann ich gesünder sein? Wie kann ich mehr Energie haben? Wie kann ich mich wohler fühlen? Wie kann ich meine Geisteskraft entwickeln? Wie kann ich Gottverwirklichung erreichen?“, dann ist das ständig nur „Ich, Ich, Ich“. Und all dieses „Ich, Ich, Ich“ zieht dich zusammen und führt eben nicht zur Befreiung.

Man weiß heute, dass es Menschen gut geht, wenn sie das Gefühl haben, dass sie Gutes für andere tun können. Jemand, der das Gefühl hat, ein sinnvolles Leben zu führen, dem geht es besser.

Derjenige, der denkt, dass der Sinn des Lebens ist, selbst glücklich zu sein, ist eher unglücklich. Und derjenige, der denkt, dass der Sinn des Lebens ist, Gutes für andere zu tun, der ist erheblich glücklicher.

Und ein Charakteristikum von großen Heiligen und Gottverwirklichten war und ist es, für andere da zu sein, ihnen zu helfen und zu dienen.

Nicht umsonst hat der große Meister, Swami Sivananda, immer als erstes gesagt: „Serve.“ Sein Lieblingsspruch war: „Serve, love, give, purify, meditate, realize.“, was übersetzt so viel heißt wie: „Diene, liebe, gib, reinige dich, meditiere, verwirkliche.“

Es beginnt mit dem Dienen. Wenn wir auf dem spirituellen Weg vorankommen wollen, gilt es zu dienen.

Im alten Indien war es sogar so: Wenn ein(e) Schüler*in, zum/zur Meister*in gekommen ist, um zu lernen, hat er/sie zuerst vieles gemacht, um zu dienen, im Haushalt mitzuhelfen und beim Werk des/der Meisters/Meisterin mitzuwirken und anderen der Gemeinschaft zu helfen. Und das ist bis heute so.

Angenommen du wirst Sevaka in einem der Yoga-Vidya-Ashrams, da geht es ebenfalls ums Dienen. Es wird natürlich auch praktiziert, am Satsang, der gemeinsamen Meditation und dem Mantrasingen teilgenommen, regelmäßiges Sadhana und spirituelle Praktiken geübt. Außerdem gelten die Sattva-Regeln bezüglich Ernährung, Umgang mit anderen, Sprache und so weiter. Aber vor allen Dingen geht es ums Dienen.

Und der große Meister hat mir immer gesagt: „Diene, dann wirst du dein Ego überwinden. Wenn es dir nicht gut geht, finde jemanden, dem es noch schlechter geht. Wenn du ihm etwas Gutes tust, geht es auch dir besser.“

Ich will ein paar Worte aus Swami Sivanandas Kapitel Karma-Yoga lesen. Es gibt bei Yoga Vidya das Yogalehrer/innen Handbuch. In der 14. Auflage ist ein Kapitel von Swami Sivananda aufgenommen worden, welches ein Unterkapitel des Buches Karma Yoga ist, das du auch im Yoga-Vidya-Shop bekommen kannst.

Swami Sivananda schreibt:

 „Der göttliche Plan zur menschlichen Entwicklung ist Arbeit. Liebe zu Gott und Dienst für den Menschen ist das Geheimnis waren Lebens. Der Sinn waren Lebens ist Dienen und Opfern. Leben ist bestimmt zum Dienen, nicht zur Selbstsucht. Bringe Opfer, erfülle deine Aufgaben ordentlich mit Aufrichtigkeit. Die Vorteile für dich kommen ungebeten. Halte dein Leben zum Dienen an anderen bereit. Je mehr Energie du auffindest, um andere zu erheben und ihnen zu dienen, desto mehr göttliche Energie wird durch dich fließen.

Diene, du wirst herrschen. Diene den Menschen mit göttlichem Bhava, mit göttlichem Gefühl. Der Krebs der Individualität wird verschwinden.“

Dieses Kapitel von Swami Sivananda gehört zu meinen Lieblingskapiteln, die ich schon so häufig für mich selbst gelesen habe.

Es ist dieser Geist des Dienens, der zur Bewusstseinserweiterung führt und auch zur Freude führt.

Swami Sivananda schreibt weiter:

„Selbstloses Dienen reinigt. Was ist das Ziel von Seva, von Dienen? Durch Dienen wird das Herz gereinigt. Egoismus, Hass, Eifersucht, Überheblichkeit verschwinden. Demut, reine Liebe, Sympathie, Toleranz und Barmherzigkeit entwickeln sich. Du entwickelst das Gefühl der Einheit. Dein Herz wird weit, deine Ansichten werden weit und großzügig. Du erkennst das Eine in Allem und Alles im Einen. Deine Freude ist überwältigend.“

In den Vorträgen dieser Reihe geht es um viele Themen: was du tun kannst, damit es dir besser geht, damit du dich entwickeln kannst und so weiter. Aber die machtvollste Weise für spirituelle Entwicklung ist zu schauen, wie du anderen helfen und dienen kannst. Was kannst du tun, damit es anderen besser geht?

Swami Sivananda schreibt weiter:

„Der erste Schritt auf dem spirituellen Weg ist der selbstlose Dienst an der Menschheit. Selbstloses Dienen ist der Schlüsselbegriff am Weg zur Befreiung. Selbstloser Dienst bereitet den Aspiranten auf die Erlangungen des kosmischen Bewusstseins und auf das Leben von Einheit, Einssein mit Gott vor. Aspiranten sollten am Anfang ihre gesamte Aufmerksamkeit auf die Beseitigung von Selbstsucht durch fortgesetztes selbstloses Dienen richten.

Durch selbstloses Dienen und Barmherzigkeit entwickle das Herz und reinige den niederen Geist.

Der selbstlose Dienst reinigt dein Herz und wird es mit göttlichen Tugenden erfüllen. Wachse in der Liebe, der Reinheit und Selbstaufopferung. Lebe für andere. Du wirst gesegnet sein, du wirst die überreiche Ernte von Frieden erlangen, von Freude, von Wohlstand, Unsterblichkeit, und Atma Jnana, Selbsterkenntnis, Erleuchtung.“

Swami Sivananda schreibt dann als nächstes:

„Gelegenheiten zum selbstlosen Dienen

Wenn es ums Dienen geht, gibt es mehrere Aspekte. Der erste Aspekt wäre: Überlege, was du den größten Teil des Tages machst – zum Beispiel im Beruf. Ist das etwas, wobei du Gutes bewirkst für andere?

Es kann sein, dass du das Geld brauchst und deshalb auch eine berufliche Tätigkeit ausführt, die nicht so vielen anderen zu Gute kommt. Aber wann immer du überlegst: „Welchen Job soll ich annehmen? Welche Arbeit soll ich annehmen?“, überlege auch: „Wie kann ich Menschen am besten helfen?“ Das ist das Erste. Wenn du auf dem spirituellen Weg vorankommst, dann überlege auch beruflich: „Wie kann ich meine Fähigkeiten und meine Energie besonders einsetzen, um Gutes zu bewirken?“

Der zweite Aspekt, bei dem selbstloses Dienen eine Rolle spielt, ist im Alltag zwischendurch. Im Sinne von: Wenn du ein großes Gutes bewirken willst, vergiss nicht die kleinen guten Taten. Wenn du zum Beispiel irgendwo etwas Großartiges organisierst – vielleicht hast du sogar als Aufgabe, dass du in einem Berufsverband tätig bist für eine gute Sache – vergiss zwischendurch nicht, den Menschen, die dabei sind, kleine Gefallen zu tun.“

Ein Beispiel dazu von mir selbst:

Als ich irgendwann in den achtziger Jahren zum ersten Mal in einem Ashram war, um uneigennützigen Dienst zu verrichten, hatte ich irgendeine wichtige Aufgabe bekommen. Und ich habe diese Aufgabe mit großem Enthusiasmus und Verantwortungsgefühl durchgeführt. Die Aufgabe hat nur ein paar Stunden in Anspruch genommen, denn so riesig war sie auch nicht. Mir wurde gesagt, was ich machen sollte, und bis wann es fertig sein sollte.

Aber zwischendurch kamen ständig Menschen, die mich gefragt haben, ob ich noch irgendwo anders mithelfen könnte. Und dann habe ich immer gesagt: „Nein, ich habe keine Zeit. Ich muss das hier machen.“

Ein alter Swami hat mich die ganze Zeit dabei beobachtet. Und der hat mir zum Schluss gesagt: „Du hast in der letzten halben Stunde viele Gelegenheiten zum selbstlosen Dienen versäumt.“

Das hat mich dann zuerst getroffen, ich hatte ja nur selbstlos gedient. Ich hatte eine große, wichtige Aufgabe bekommen. Ich weiß heute nicht mehr, was es war, aber damals ist es mir sehr wichtig erschienen. Um die Aufgabe zu erledigen, hatte ich alle kleinen Gefallen abgelehnt. Aber mir ist doch etwas klar geworden: „Auch wenn du etwas Wichtiges zu tun hast, schaue zwischendurch, ob du zusätzlich noch anderen helfen kannst. Natürlich sollte man nicht vor lauter kleinen Gefallen seine eigene Verantwortung vernachlässigen. Achte darauf, dass das Große, was du tust, etwas Gutes ist, aber schaue auch, dass du im Kleinen helfen kannst.“

Vielleicht arbeitest du für ein gewinnorientiertes Unternehmen, das aus deiner Sicht zwar ethisch halbwegs verträglich ist, wo du aber nicht das Gefühl hast, wirklich zu dienen. Möglicherweise denkst du: „Wenn ich das nicht machen würde, dann würde jemand anderes das genauso gut machen. Und wenn es dieses Unternehmen nicht gäbe, dann gäbe es genügend andere Unternehmen, die das gleiche machen. Also ist das, was ich tue, nicht im engeren Sinn uneigennütziges Dienen, denn letztlich arbeite ich hier auch, um Geld zu verdienen.“ Aber du könntest trotzdem auf dem Weg dorthin sagen: „Mit allen Menschen, mit denen ich zu tun habe, möchte ich gute Beziehungen herstellen, ich möchte sie gut und positiv berühren, ich möchte dienen.“

Damit kommen wir zu einem dritten Aspekt, und das ist gemeinnütziges Engagement.

Es ist nicht nur wichtig, im Beruf etwas zu machen, sondern auch in der Freizeit. Tue etwas, um anderen zu helfen und zu dienen, engagiere dich.

Natürlich kannst du sagen: „Ich diene meiner Frau, meinem Kind, meinen Eltern und so weiter.“ Auch das ist wichtig, und auch das kannst du als uneigennütziges Dienen ansehen. Aber diene auch Menschen, die mit dir nichts zu tun haben. Tue Gutes auch denen, die dir noch nicht einmal ihre Dankbarkeit zeigen können und die dir auch nicht im Gegenzug einen Gefallen tun können.

Diene, um anderen Gutes zu tun, engagiere dich. Du kannst es dir sogar zur Aufgabe machen, jedem Menschen etwas Gutes zu tun, mit dem du zu tun hast.

Wenn du zum Beispiel im Naturkost-Supermarkt an der Kasse stehst, schau den/die Kassierer*in oder die anderen, die mit dir anstehen, freundlich an und sage etwas Freundliches.

Sogar den Polizei- und Steuerbeamten, die ihre Pflicht tun, sei freundlich gegenüber und diene.

Oder wenn du auf der Straße jemanden siehst, der oder die niedergeschlagen ist, lächle die Person aufmunternd zu, oder frage ob du helfen kannst.

Dienen in dieser Hinsicht kann dich sehr weit führen. Doch belästige Menschen natürlich auch nicht im Namen des Dienens. Ich glaube, gerade in Deutschland haben die Menschen tendenziell einen hohen Anspruch, die Privatsphäre anderer zu respektieren und erst einmal abzuwarten bis andere sie um einen Gefallen bitten. Schau aktiv danach, ob jemand deine Hilfe braucht und biete sie freundlich an.

 

Vielleicht magst du auch das Buch Karma-Yoga nochmal ganz durchlesen. Es gibt einen weiteren Aspekt, den Swami Sivananda nennt als Wohltätigkeit, einen bestimmten Teil seines Einkommens zu nutzen, um wohltätige Zwecke zu unterstützen. Auch das ist ein Aspekt von uneigennützigem Dienen.

Überlege jetzt: „Ist deine Berufswahl angemessen? Nutzt du deine Fähigkeiten, um Gutes zu bewirken in der Welt? Machst du auch im Rahmen deiner beruflichen Tätigkeit kleine gute Sachen, wie zwischendurch  Menschen, mit den du dort zu tun hast, einen Gefallen zu tun und etwas Gutes zu bewirken? Wie gehst du mit deiner Beziehung, Familie, Nachbarschaft, deinem Freundeskreis um? Hilfst und dienst du auch dort im Kleineren oder auch im Größeren? Wie ist deine Kommunikation im Alltag zu den Mitmenschen in deiner Umgebung wie dem Menschen an der Kasse, zu Service-Personal und Menschen, die von staatlicher Seite mit dir zu tun haben und so weiter? Welchem gemeinnützigen Zweck dienst du in besonderem Maße, sei es durch Wohltätigkeit, Spenden oder gemeinnütziges Engagement? Und in deinem hauptspirituellen Weg, dienst du dort dem Meister oder dem Werk der Verbreitung des Wissens, um dich einzustimmen? Gibt es das Eine oder Andere, das du noch machen könntest?“

Das waren einige Anregungen zum Karma-Yoga im Sinne von uneigennützigem Dienen. Vielleicht gibt es ein paar Anregungen, die du gleich umsetzen kannst.

Karma-Yoga hat noch mehr Aspekte, und deshalb haben wir auch auf unserer Website noch mehr zu diesem Thema. Gehe dazu auf www.yoga-vidya.de und gebe dort oben ins Suchfeld Karma-Yoga ein, oder besorge dir das Buch Karma-Yoga von Swami Sivananda, dann erfährst du auch noch sehr viel mehr.

Und wenn du dein Leben so gestalten willst, wirklich ein sinnvolles Leben zu haben, Gutes zu bewirken, uneigennützig zu dienen, spirituell zu wachsen, eine besonders gute Möglichkeit ist es, als Karma-Yogi in einen der Yoga Vidya Ashrams zu gehen, oder vielleicht sogar als Sevaka, als langfristiges Mitglied der spirituellen Gemeinschaft. Auch dazu gibt es Informationen auf unserer Website.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS083 Umgang mit Emotionen

Einige Anregungen vom Yoga-Standpunkt aus

 

Das Wort Emotion heißt: das, was bewegt. Motio ist lateinisch die Bewegung, movere steht für bewegen und emovere bedeutet herausbewegen. Emotion ist etwas, das uns bewegt, motiviert und letztlich auch, was uns Energie gibt.

Es gibt verschiedene Yoga-Konzepte für die Emotionen, teilweise auch in moderner Terminologie, die ich zusammenfassend etwas beschreibe.

Jnana-Yoga

Vom Jnana-Yoga aus haben wir fünf Koshas, die Energiehüllen des Menschen. Emotionen finden auf der Manomaya Kosha (geistig-emotionale Hülle) statt. Wir sind nicht die Emotionen. Sie sind ein Teil unserer Ausstattung, die wir haben, um in dieser Welt zu handeln und Erfahrungen zu machen.

Raja-Yoga

Im Raja-Yoga gibt es das Konzept von Buddhi als die Führungspersönlichkeit. Emotionen sind in den Manas (Absicht oder Wille) als unsere Mitarbeiter*innen zu sehen, die Handlungsempfehlungen und Informationen mit Energie sein können. Der Energieaspekt verweist auf den Kundalini-Standpunkt.

Karma-Yoga

Karma-Yoga deutet Emotionen als ein Zeichen, etwas zu tun.

Ayurveda

Beim Ayurveda könnte man sagen, bestimmte übersteigerte Emotionen sind Hinweise auf eine Dosha-Übersteuerung (Dosha = Vata, Pitta und Kapha).

 

 

Jnana-Yoga und Emotionen

Jnana-Yoga ist der Weg des Wissens und der Weisheit. Im Jnana-Yoga würde man sagen: „Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist nicht der Körper und nicht die Psyche. Du bist auch nicht die Emotionen.“ Emotionen sind nichts außergewöhnlich Wichtiges, sie sind nichts außergewöhnlich Gutes oder Schlimmes. Sie sind Teil deiner Ausstattung im Sinne von Upadhi, begrenzendes Attribut, Mittel um zu handeln und Erfahrungen zu machen. Aber du bist das unsterbliche Selbst. Dein Körper ist im Prinzip wie eine Art Raumanzug, den du brauchst, um auf diesem Planeten überhaupt leben zu können. Emotionen, Persönlichkeit und Temperament sind praktisch wie eine Rolle, die du spielst. Angenommen du würdest jetzt mit vielen anderen Menschen auf den Mars gehen und dort in ein Schauspiel spielen, dann bräuchtest du einen Raumanzug, das wäre dein Körper, zum anderen hättest du eine Rolle, die bestimmt, welches Temperament und welche Persönlichkeit du hast. Natürlich gehören, wenn du ein Schauspiel aufführst, auch Emotionen dazu. In diesem Sinne bist du hier, um deine Rolle zu spielen. Du bist hier, um Erfahrungen zu machen, zu lernen und etwas zu bewirken im kosmischen Spiel Lila. Dafür hast du Persönlichkeit, Temperament und Emotionen. Aber so wie es verrückt wäre, wenn ein Schauspieler auch nach Ende des Stücks in den Emotionen des Schauspiels hängen bliebe, genauso wäre es verrückt, wenn du in deinen Emotionen stecken bliebest, die vielleicht in einem bestimmten Moment deiner Rolle angemessen waren.

So lerne es, dir bewusst zu werden. Gehe nach dem Prinzip Neti Neti vor, wörtlich nicht (na) so (iti), nicht so. Sage dir: „Ich bin weder mein Ärger, noch meine Traurigkeit, Neid, Eifersucht, Gier und so weiter. Ich bin das unsterbliche Selbst, der Atman, und habe Körper, Prana (Lebensenergie) und Emotionen in der dritten Hülle (Manomaya Kosha), und ich habe auch Buddhi (Intellekt). Ebenso habe ich Ahamkara (Ich-Gefühl, letztlich auch Identifikation, obgleich das alles nicht ich bin, habe ich das Gefühl ich bin es) und Anandamaya Kosha (eine Verbindung in Freude und Liebe zu allen Wesen). In der Tiefe bin ich reines Bewusstsein.

Raja-Yoga und Emotionen

Das Raja-Yoga-Konzept habe ich in einem anderen Kontext in verschiedenen Vorträgen schon einmal vorgestellt. Hier geht es darum, zu lernen, sich selbst als Buddhi (Führungspersönlichkeit) zu etablieren. Du bist letztlich nicht die Emotion, nicht die Gedanken, nicht die Gefühle. Du bist das unsterbliche Selbst, und du hast Buddhi, die Vernunft, das Urteilsvermögen, den freien Willen. Lerne es, dich nicht zu identifizieren mit deinen Emotionen und Gedanken, sondern lerne, was auch immer in deinem Geist vorgeht, ist dazu da, um dir zu helfen. Du bist das unsterbliche Selbst, und du hast ein ganzes Königreich in dir. In diesem Königreich gibt es Minister und einen König. In meinem Buch Der Königsweg zur Gelassenheit stelle ich dieses Konzept vor. Du etablierst dich als Führungspersönlichkeit, vielleicht als König*in, und du lernst, mit deinen einzelnen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, mit deinen Ministern und Ministerinnen zu kommunizieren. So kannst du mit Emotionen umgehen, indem du dir zum Beispiel sagst: „Emotionen sind Informationen mit Energie. Emotionen sind Handlungsempfehlungen mit Energie.“

Wenn du beispielsweise Angst in dir bemerkst, mache dir bewusst, dass in dieser Emotion zunächst einmal eine Information steckt. Angst kann Gefahr oder Bedrohung bedeuten, und dass es etwas gibt, worauf du dich vorbereiten musst. Die Handlungsempfehlung ist dann: „Sei vorsichtig!“ oder „Bereite dich vor!“ Vor einem Vortrag oder Gespräch mit deinem Vorgesetzten oder Mitarbeiter könntest du dir bewusst machen, dass eine innere Aufregung in dir vorhanden ist, die du als Angst interpretieren könntest. Du kannst dir bewusst machen: „Da ist etwas, das ich in meiner Brust, Kehle oder in meinem Bauch spüre und meinen Atem beeinflusst. Da ist eine Energie mit der Information, dass bald etwas Wichtiges passiert, es drauf ankommt, dass ich etwas Gutes sage.“ Zu der Information kommt eine Handlungsempfehlung hinzu: „Bereite dich darauf vor! Überlege, was du sagen willst! Was kann geschehen?“ In diesem Sinne kannst du zu dir selbst sprechen. Du spürst Lampenfieber, Ängstlichkeit und kannst dir sagen: „Danke, lieber Organismus (oder liebe Fürsorge), für die Information. Ich habe es verstanden und werde mich vorbereiten.“ Damit hast du die Emotion gewürdigt und sie anerkannt. Sie wird noch nicht ganz weg sein, aber sie muss dich nicht mehr bedrücken.

Natürlich gibt es auch noch weitere Techniken im Raja-Yoga. Du könntest, nachdem du es anerkannt hast, sagen: „Ich bin mutig.“ oder „Ich freue mich darauf, diesen Vortrag zu geben.“ oder „Ich fühle mich von Gott beschützt.“ Man kann sagen: „OM, lieber Gott, bitte schütze mich.“ Du kannst ein Mantra wiederholen und so weiter.

Emotionen kannst du als Informationen und Handlungsempfehlungen mit Energie verstehen und sie als solche würdigen.

 

Karma-Yoga und Emotionen

Im Sinne der Handlungsempfehlung mit Energie gilt auch das Karma-Yoga: Emotionen als Zeichen, etwas zu tun. Manchmal, wenn du dich über jemanden ärgerst, kann das zum Beispiel heißen, der andere hat sich nicht an Abmachungen gehalten, und du kannst überlegen, wie du damit umgehst. Das ist ein Zeichen dafür, dass es nicht geht, dass du immer alles machst, und der andere erledigt seine Aufgaben nicht.

Die Handlungsempfehlung soll nicht heißen, dass du jetzt laut losbrüllst. In unserer heutigen Zeit gilt: „Wer schreit, hat Unrecht.“ Wenn du jemanden anschreist, wirst du typischerweise nicht ernst genommen. In den meisten Kontexten sind die Zeiten vorbei, in denen man bekommt, was man will, wenn man nur laut genug schreit. Auch wenn dich das Gekränktsein zum sofortigen Losreden bewegen will. Auch wenn dich eine bösartige, kränkende Facebook- oder WhatsApp-Message oder E-Mail dazu bringen will, bezähme diesen Impuls.

Oft ist es sogar gut, einen Tag zu warten oder eine Nacht darüber zu schlafen. Dennoch ist es ein Zeichen dafür, etwas zu tun, und du kannst überlegen, wie du damit umgehst. Ärger entsteht oft über die Ungerechtigkeit, dass alles auf dich zurückfällt und andere nicht ihren Anteil machen oder Grenzen überschreiten. Dann musst du etwas tun, um die Grenzüberschreitung zu verhindern, aber nicht durch lautes Losschreien, sondern über geschicktes Kommunizieren.

In bestimmten Kontexten mögen Emotionen bis zu einem gewissen Grad auch ausdrückbar sein wie in persönlichen Beziehungen. Da wird man seinen Ärger, seine Gekränktheit etwas klarer zeigen. Respekt vor dem anderen sollte jedoch bleiben, selbst wenn innerlich die Emotionen hochkochen. Auch hier kannst du wieder so vorgehen: Wenn du Ärger in dir aufsteigen spürst, kannst du dir sagen: „Danke, liebes Gerechtigkeitsgefühl, dass du mich darauf aufmerksam machst und für diese Energie. Ich werde jetzt schauen, wie ich mit der Situation umgehe und vielleicht die Energie nutzen, um geschickt etwas zu ändern.“

Ayurveda und Emotionen

Emotionen können Zeichen einer Dosha-Übersteuerung sein. Im Kontext der Yoga-Vidya-Schulung haben wir noch nicht über Ayurveda gesprochen. Es wird noch einen Vortrag geben, in dem es inhaltlich tiefer ins Ayurveda geht. Auf der Yoga-Vidya-Website gibt es viele Informationen über Ayurveda vom Anfänger- bis hin zum Fortgeschrittenen-Level. Wir haben bei Yoga Vidya regelmäßig Yoga-Kongresse, zu denen die Ayurveda-Koryphäen aus Deutschland zusammenkommen und Vorträge über Ayurveda geben. Von vielen gibt es Aufzeichnungen, die über das Internet abrufbar sind.

Im Ayurveda gibt es drei Doshas (Temperamente). Jedes von ihnen kann übersteigert sein.

Pitta ist das feurige Element. Wenn du leicht reizbar bist, dich leicht über Kleinigkeiten ärgerst, könnte es an einer Pitta-Übersteuerung liegen. Du kannst überlegen, wie du das übersteigerte Pitta reduzieren kannst. Eine Möglichkeit ist, zwei bis drei Mal am Tag eine Tiefenentspannung zu machen. Das Singen von Mantras wirkt ebenfalls ausgleichend. Häufig hilft es auch, sich etwas mehr Freizeit zu nehmen und am nächsten freien Tag mal nichts zu planen, sondern einfach nur auszuruhen oder sich im nächsten Urlaub, wirklich mal nur zu erholen, anstatt ständig E-Mails zu checken und Pläne zu machen.

Wenn du merkst, dass Ärger in dir hochkommt, eine Reizbarkeit, die höher ist als angemessen, dann kannst du dir innerlich sagen: „Danke, dass du mir das Zeichen gibst für eine Pitta-Übersteuerung. Gut, dass ich die Pitta-Übersteuerung an Ärger und Reizbarkeit erlebe. Das ist sicherlich besser, als wenn ich eine Autoimmunerkrankung, Magengeschwüre oder sonstige Entzündungen bekomme.“ Und dann leite Pitta reduzierende Maßnahmen ein wie die beschriebenen. Es gibt noch mehr als die eben genannten. Man kann auch mit verschiedenen Methoden des Pranayama (Atemübungen), konkreten Asanas (Körperhaltungen), bestimmter Ernährung und dem Trinken von Wasser einiges tun, um Pitta zu reduzieren.

Die zweite der Emotionen ist Vata. Vata ist Luftelement und steht für Kommunikation, Gesellschaft mit anderen, viele Ideen, Kreativität und manchmal auch Feinfühligkeit. Vata-Übersteuerung bedeutet Angst, Nervosität und im Extremfall Panik. Wenn du merkst, dass du nicht mehr richtig schlafen kannst, schnell nervös wirst, im Übermaß ängstlich bist, dann könnte es eine Vata-Übersteuerung sein. Auch übermäßiges Lampenfieber, Angst vor der Meinung anderer und Überbetonung von einzelnen Worten in Aussagen anderer sind alles Zeichen für Vata-Übersteuerung.

Dann überlege, wie du Vata reduzieren kannst. Das geht zum Beispiel durch eine regelmäßige Yoga-Praxis, regelmäßige Mahlzeiten zu festen Zeiten, durch das Trinken von warmem Wasser und das Essen von wärmender Nahrung. Außerdem kannst du auch viel bewirken über Meditation und Tiefenentspannung. Es gibt im Ayurweda weitere Techniken, um Vata zu beruhigen.

Die dritte Emotion ist Kapha. Kapha ist Erd-Wasser-Element. Depressivität und Traurigkeit, die auch in Antriebslosigkeit münden können, sind eventuell Ausdruck einer Kapha-Übersteuerung. Wenn du in die Antriebslosigkeit kommst - in die Unfähigkeit, dich zu bewegen - und dies mit Depressivität verbunden ist, könnte Kapha-Übersteuerung ein Grund dafür sein. Dann solltest du überlegen, wie du Kapha wieder reduzieren kannst. Es gibt aus dem Ayurveda Tipps für die Ernährung. Mit Agni Sara (Bauch-Mudra, Reinigungsübung), Kapalabhati (Schnellatmung) und aktivierenden Yoga-Übungen zu arbeiten oder auch mit anderen etwas zu unternehmen, kann dir wieder neue Energie geben.

 

 

 

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Stark Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS082 Stimmschulung für Yogalehrer:innen

Bist Du Yogalehrer*in oder Teilnehmer*in einer Yogalehrer Aus- oder Weiterbildung, dann will ich Dir ein paar Tipps geben, was Du machen kannst, damit Deine Stimme – gerade in Yogastunden – Menschen etwas tiefer führen kann. Es gibt die so genannte 3-Chakra-Methode. Und diese zu kennen und anzuwenden, ist nicht nur für Yogalehrer*innen von Bedeutung, sondern ist allgemein etwas, womit Deine Worte mehr bewirken können.

Ich nenne es 3-Chakra-Methode, weil mit den Techniken, die ich dazu nennen werde, die Energie von drei wichtigen Chakren aktiviert wird: Manipura Chakra (Nabel-Chakra), Anahata Chakra (Herz-Chakra) und Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra). In einem späteren Vortrag werde ich auch noch die 7-Chakra-Methode des Stimmtrainings vorstellen.

Es gibt in der Logopädie, also in der Sprachschulungswissenschaft und im Gesangsunterricht, mindestens ein Dutzend oder wahrscheinlich sogar sehr viel mehr Schulen. Ich nenne die Technik 3-Chakra-Methode des Stimmtrainings und für die meisten Menschen, die Yoga unterrichten, sind gerade diese Tipps einfach umsetzbar.

Drei Chakren sind in der Kommunikation also besonders wichtig. Das Manipura Chakra (Nabel-Chakra) ist das Energiezentrum, in dem besonders viel innere Kraft verborgen ist. Letztlich ist Manipura Chakra die Kraft des Sonnengeflechtes. Wenn du etwas sagen willst, dann willst du ja typischerweise etwas ausstrahlen. Deshalb trägst du als Yogalehrer*in weiß-gelbe Kleidung, denn das Gelb steht für Ausstrahlung und so hat das zu tun mit der Sonne im Bauch.

Das zweite Chakra, das Du involvieren willst, ist Anahata Chakra (Herz-Chakra), welches für Liebe steht. Wir wollen mit unseren Worten Gutes bewirken, aus der Tiefe unseres Herzens etwas sagen, Liebe ausdrücken zu unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Liebe empfinden zum Göttlichen.

Das dritte Chakra ist Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra), das Energiezentrum der Verbindung. Wenn du kommunizierst, willst du dich mit Anderen verbinden. Vishuddha ist auch das Chakra des Äthers, des Raums und der Ausdehnung. Gerade wenn wir in einer Yogastunde etwas sagen, wollen wir ja das, was wir sagen, ausdehnen und in die Weite hineingeben.

Was können wir tun, um diese drei Chakras in besonderem Maße zu integrieren?

Manipura Chakra (Nabel-Chakra)

Wir beginnen mit Manipura Chakra. Als erstes achte auf deinen Bauch: Wenn du sprichst sollte der Bauch sich gut bewegen. Beim Einatmen geht der Bauch hinaus und beim Ausatmen geht der Bauch hinein. Es ist wichtig, dass du viel Luft in die Worte hineingibst. Nicht immer ist das sichtbar, zum Beispiel wenn du ein weites Hemd anhast, aber es ist hörbar. Angenommen ich würde jetzt so sprechen, dass kaum Luft in meine Worte hineinkommt, dass der Bauch sich wenig bewegt und ich kaum atme; du würdest mir nicht lange folgen können.

Du kannst es gerade mal selbst ausprobieren mit dem Mantra Om Namah Shivaya. Es muss noch nicht einmal laut sein, aber beim Ausatmen lass den Bauch weit hineingehen. Einatmen, Bauch nach vorne und beginnen: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“

Du kannst auch eine Hand auf den Nabel oder unteren Bauch geben und dabei überprüfen, ob der Bauch wirklich beim Ausatmen hineingeht. Probiere es nochmal. Einatmen, Bauch nach vorne und beginnen: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“

Alternativ kannst Du auch Standardansagen mit Hand auf dem Bauch üben. Du könntest also auch sagen, was du in einer typischen Yogastunde ansagen würdest: „Ausatmen – Bauch hinein, einatmen – Bauch hinaus,  entspanne die Beine, entspanne den Bauch, entspanne Kiefergelenke und Wangen.“ Indem du das so übst, wirklich den Bauch tief hineinzugeben – und das geht nur, wenn du viel Luft gibst – bringst du Prana in deine Worte, und du strahlst etwas aus.

Anahata Chakra (Herz-Chakra)

Das Herz-Chakra steht für Liebe. Und tatsächlich solltest du, wann immer du Yoga unterrichtest, dein Herz spüren, vom Herzen her Verbindung aufnehmen zu einer höheren Wirklichkeit und Verbindung aufnehmen zu deinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Wenn wir Yoga unterrichten, wollen wir etwas Gutes tun, und das gelingt uns besonders, wenn wir uns mit dem Herzen verbinden. Praktisch heißt das aber auch, dass du aufgerichtet bist. Das Herz-Chakra kann nicht ausstrahlen, wenn du eingesunken bist. Manche Yogalehrer*innen, insbesondere Anfänger, sitzen beim Unterrichten manchmal mit den gebeugten Knien zum Brustkorb gezogen und sagen dann: „Einatmen – Bauch hinaus, ausatmen – Bauch hinein.“ Konzentriere dich auf dein Herz-Chakra und wölbe den Brustkorb. Du kannst nicht wirklich etwas ausstrahlen, wenn du nicht gerade bist! Daher – wann immer du eine Yogastunde gibst, sei gerade. Wenn du nicht mehr sitzen kannst, weil deine Knie oder Hüften schmerzen, stehe auf. Oder setze dich auf einen Knieschemel. Notfalls setze dich auf einen Stuhl. Aber sei gerade, so dass du vom Herzen her ausstrahlen kannst. Das heißt jetzt nicht: preußisch Bauch rein und Brust raus. Das eben gerade nicht, weil du ja mit dem Bauch atmest, aber sei aufgerichtet, so dass deine Herzenergie fließen kann.

Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra)

Der dritte Bestandteil der 3-Chakra-Methode ist Vishuddha Chakra. Das Kehl-Chakra steht für Verbindung und Ausdehnung. Damit das Prana, das du in Manipura erzeugt und in Anahata mit Liebe verbunden hast, auch beim Sprechen weit ausstrahlen kann, musst du den Mund öffnen. Im Gesangsunterricht würdest du sogar lernen, den Mund sehr weit aufzumachen und entsprechend zu formen: A – E – I – O – U. Wenn Du Yoga unterrichtest, musst du es nicht so übertreiben, wie es Schauspieler oder Schüler im Gesangsunterricht lernen würden, aber öffne schon deinen Mund angemessen. Ich rate dir durchaus, ab und zu mal vor dem Spiegel zu üben und zu schauen, ob dein Mund so geöffnet und geformt ist, dass du die Worte auch klar formulierst. In bestimmten Gegenden Deutschlands gehört die Nuschel-Technik zum Dialekt. Ich stamme zum Beispiel aus einer Gegend, wo es üblich ist, dass die Lippen sich kaum bewegen und sich Konsonanten alle angleichen. Aber wenn du gehört werden willst, und wenn deine Worte Wirkung haben sollen, dann ist es wichtig, dass du Worte im Mund klar formulierst, und dass du den Mund auch aufmachst.

Du kannst jetzt mal probieren, die Finger an Ober- und Unterlippe zu geben und zu prüfen, ob du den Mund beim Vokal A mindestens 2 cm aufbekommst: „AAAA“. Beim Vokal E sind es etwas weniger als 2 cm, aber die Lippen sind breiter: „EEEE“. Übe auch die anderen Vokale: „IIII, OOOO, UUUU“. Bei den Vokalen O und U sind die Lippen ehr schmal und rund geöffnet. Probiere es nochmal: „AAAA, EEEE, IIII, OOOO, UUUU“. In diesem Sinne kannst du auch schauen, ob bei E die Zunge immer noch zwischen die Zähne geht: „EEEEE“. Natürlich kannst du A nicht mit der Zunge zwischen den Zähnen sagen, aber du kannst zwischendurch schauen, wo die Zunge bei den einzelnen Vokalen ist: „AAAA, EEEE, IIII, OOOO, UUUU“.

Jetzt kannst du alle drei Chakren miteinander verbinden: Du kannst jetzt beim Ausatmen den Bauch hinein geben, dein Herz öffnen, mit Liebe und Gefühl sprechen und die Worte klar formulieren, indem du den Mund aufmachst und die Lippen formst und bewegst.

An dieser Stelle noch eine Aussage, die ich mal gehört habe: „Wenn du etwas zu sagen hast, dann öffne den Mund. Wenn du nichts zu sagen hast, dann halte den Mund geschlossen. Alles dazwischen – sagen mit fast geschlossenem Mund ist von Übel und führt zu Problemen.“

Also wenn du etwas zu sagen hast: Mund auf, Brust weit, Bauch dabei hineingeben, dabei bewegt sich der Mund. Probiere es nochmal vor dem Spiegel und eine Hand auf den Bauch mit Om Namah Shivaya. Einatmen, Bauch hinaus – beginne: „Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya, Om Namah Shivaya.“

Wenn du magst, probiere es gleich mit ein paar Standardansagen – zum Beispiel mit dem Sonnengruß: „Ausatmen – Hände vorm Brustkorb zusammen, Einatmen – Arme hoch und zurück, ausatmen – nach vorne beugen und die Hände neben die Füße, einatmen – rechtes Bein zurück, Knie am Boden, Kopf gehoben, …

Wenn du diese drei Dinge in deinem Yoga-Unterricht umsetzt, werden deine Teilnehmer*innen dir besser folgen können. Deine Worte werden mehr Macht haben und die Teilnehmer*innen werden sich besser entspannen können. Du kannst das auch ausprobieren, wann immer du öffentlich redest, wann immer du einen Vortrag hältst, wenn du in einer Besprechung redest. Habe keine Angst, dass Menschen denken, du sprichst gestelzt. So stark unterschiedlich ist das gar nicht, es hat nur stärkere Wirkung. Wenn du einen Hund hast und dem Hund ein Kommando gibst, wirkt es auch besser, wenn der Bauch hinein geht. Und wenn du Kinder hast, auch sie können deinen Worten besser folgen und werden ihnen mehr Gewicht geben, wenn dort Energie vom Bauch einfließt, Herz dabei ist und der Mund geöffnet ist.

Probiere es aus, und schreibe in die Kommentare, wie es für dich gewirkt hat, in welchem Kontext du diese 3-Chakra-Methode angewendet hast.

Zusammenfassung:

  • 3-Chakra-Methode: Luft geben, Bauch hinein beim Ausatmen.
  • Mit Herz und Liebe sprechen und dabei aufgerichtet sein.
  • Für Vishuddha Chakra Öffnung, Mund öffnen, Worte formulieren. Dann werden deine Worte mehr Kraft haben.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS081 Die Reihenfolge der Asanas

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung aus der Vortragsreihe über Asanas (Körperhaltungen).

Das letzte Mal habe ich über die zwölf Asanas der Yoga-Vidya-Grundreihe und ihre verschiedenen Wirkungen gesprochen. Aber auch die Abfolge dieser zwölf Asanas hat eine große Bedeutung. Es ist eben nicht irgendeine beliebige Reihenfolge, sondern die gleiche wie sie in der Sivananda Yogastunde unterrichtet wird, und es ist eine ähnliche Abfolge wie in der Rishikesh-Reihe wie sie André Van Lysebeth genannt hat.

Die Yoga-Vidya-Grundstellungen werden in dieser Reihenfolge praktiziert: Umkehrstellungen, Vorwärtsbeugen, Rückwärtsbeugen, Drehungen, Gleichgewichtsübungen und stehende Stellungen.

Und dafür gibt es gute Gründe: körperliche, energetische, psychische, wie auch spirituelle.

 

Körperliche Gründe

Körperlich gesehen helfen die Umkehrstellungen, dass die Durchblutung angeregt wird, die Beine entspannen können und ein Übermaß an venösem Blut aus den Beinen abfließen kann. Anschließend bist du dann viel flexibler in den Beinen und kommst leichter in die Vorwärtsbeugen. Das kannst du auch gern selbst einmal für dich ausprobieren: Einen Tag übst du die Vorwärtsbeugen vor den Umkehrstellungen und am nächsten Tag zur gleichen Uhrzeit übst du in der traditionellen Reihenfolge erst die Umkehrstellungen und dann die Vorwärtsbeugen. Du wirst feststellen, dass du am zweiten Tag viel leichter in die Vorwärtsbeugen kommst als am ersten, weil der Körper durch die Reihenfolge der Übungen entsprechend darauf vorbereitet wurde.

Damit die Rückwärtsbeugen gut funktionieren und du dabei nicht die Wirbel drückst, ist es wichtig, dass du dich erst einmal nach vorne beugst. Indem du dich nach vorne beugst, werden die Wirbel weiter, und die Zwischenwirbelgelenke werden etwas auseinandergezogen. Wenn du danach in die Rückwärtsbeugen gehst, stärkst du die Rückenmuskeln und kannst die Wirbelsäule weiter auseinander ziehen.

Und wenn du so Vorwärts- und Rückwärtsbeugen gemacht sowie die Muskeln gedehnt hast, fällt die folgende Drehung leichter.

Zum Abschluss der Yogastunde ist es gut, Koordinationsübungen zu machen, Gleichgewichtsstellungen. Das hilft der Konzentration. Stehende Vorwärtsbeuge und Dreieck helfen dabei, wach zu bleiben und in der abschließenden Tiefenentspannung schöne Erfahrungen zu machen.

Deshalb ist es körperlich sehr gut, diese Reihenfolge einzuhalten.

Die Reihenfolge dieser zwölf Körperstellungen ist aber auch wie ein „U“: Im Kopfstand bist du relativ hoch, im Schulterstand etwas weniger hoch, im Pflug noch etwas weniger hoch. Im Fisch und in der Vorwärtsbeuge bist du relativ nah an der Erde. Dann in der Kobra erhebst du dich wieder etwas, in der Heuschrecke und im Bogen noch mehr. Im Drehsitz sitzt du aufrecht und kommst dadurch wieder etwas höher. Und wenn es dann weiter geht zur stehenden Vorwärtsbeuge, bist du noch höher, bis du dann im Dreieck noch höher bist. So ergibt sich das „U“, welches auch Schönheit und Ästhetik in der Yogareihe ausmacht.

 

Energetische Gründe

Es gibt auch energetische Gründe.

Die Reihenfolge der Asanas der Yoga-Vidya-Grundreihe lässt uns energetisch von oben nach unten und von unten wieder nach oben durch die sieben Haupt-Chakren der feinstofflichen Wirbelsäule reisen.

  1. Der Kopfstand, Shirshasana, öffnet Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra) und Ajna Chakra (Stirn-Chakra).
  2. Der Schulterstand, Sarvangasana, öffnet Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra).
  3. Der Pflug, Halasana, öffnet Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra) und Anahata Chakra (Herz-Chakra).
  4. Der Fisch, Matsyasana, öffnet besonders Anahata Chakra (Herz-Chakra).
  5. Die sitzende Vorwärtsbeuge, Paschimottanasana, öffnet die unteren drei Chakren: Manipura Chakra (Nabel-Chakra), Svadhishthana (Sakral-Chakra) und Muladhara Chakra (Wurzel-Chakra).

 

Die ersten fünf Asanas lenken dasPrana (Lebensenergie) von oben (Sahasrara Chakra) nach unten (Muladhara Chakra) auf der Körpervorderseite. In der sitzenden Vorwärtsbeuge geht die Energie dann in die Sushumna, den Energiekanal in der Wirbelsäule, auf der Körperrückseite wieder hinauf durch Muladhara, Svadhishthana und Manipura Chakra. 

  1. In der Kobra, Bhujangasana, öffnet sich Anahata Chakra (Herz-Chakra).
  2. In der Heuschrecke, Shalabhasana, öffnet sich Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra).
  3. Im Bogen, Dhanurasana, fließt die Energie von Manipura (Nabel-Chakra), Anahata (Herz-Chakra), Vishuddha (Kehl-Chakra), bis Ajna Chakra (Stirn-Chakra).
  4. Im Drehsitz, Ardha Matsyendrasana, geht das Prana weiter zum Ajna Chakra (Stirn-Chakra) und teilweise bis Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra).
  5. Der Pfau, Mayurasana, sorgt wie die letzten beiden Asanas noch einmal besonders dafür, dass die Energie von Muladhara bis Sahasrara Chakra aufsteigen kann.
  6. Die stehende Vorwärtsbeuge, Padahastasana, spricht alle sieben Chakren an lenkt das Prana hinauf zum Scheitel-Chakra.
  7. Das Dreieck, Trikonasana, wirkt ebenfalls auf alle sieben Chakren und lässt die Energie zum Sahasrara-Chakra fließen und der Kreislauf ist geschlossen.

 

Psychische Gründe

Die Asanas wirken auch auf unsere Psyche. In den Asanas der Grundreihe geht man durch die verschiedenen psychischen Gemütszustände hindurch.

Im Kopfstand, Shirshasana, dem König der Asanas, geht es um:

  • Mut
  • Konzentration
  • Koordination
  • bereit zu sein, die Welt aus einem anderen Blickwinkel zu sehen

Dann folgt etwas demütiger der Schulterstand, Sarvangasana, die Königin der Asanas. Hier geht es um:

  • das Annehmen aller Teile
  • das Tragen des ganzen Lebens auf den Schultern

Der Pflug, Halasana, soll uns folgendes lehren:

  • Bereitschaft, das Leben umzupflügen
  • Veränderungen einzuleiten
  • geduldig abzuwarten

Der Fisch, Matsyasana, bringt uns das Gefühl:

  • frei zu sein
  • weit zu sein
  • sich wohlzufühlen wie ein Fisch im Wasser

In der sitzenden Vorwärtsbeuge spüren wir:

  • tiefe Demut
  • Loslassen

Dann folgen die drei Asanas, die anstrengend sind: Bhujangasana – Kobra, Shalabhasana – Heuschrecke, Dhanurasana – Bogen. Sie lehren uns:

  • Bereitschaft, sich anzustrengen
  • sich dabei aber auch zu öffnen
  • vom Herzen weit zu werden

Im Drehsitz, Ardha Matsyendrasana, lernen wir:

  • bereit zu sein, Verantwortung zu übernehmen
  • Führungspersönlichkeit zu werden
  • sich anderen zuzuwenden
  • hohe Ideale zu haben
  • sich zum Himmel auszurichten
  • trotzdem fest in der Erde zu sitzen

Im Pfau, Mayurasana, geht es um

  • Gleichgewicht
  • Schönheit

Die stehende Vorwärtsbeuge, Padahastasana, führt uns zur

  • Hingabe
  • Demut
  • Verbindung zwischen Himmel und Erde

Im Dreieck, Trikonasana, spüren wir

  • große Weite
  • Ausdehnung

Und danach braucht es nur noch die umfassende Stille der Tiefenentspannung.

 

Spirituelle Gründe

Alle Asanas zusammen helfen dann auch, spirituelle Erfahrungen zu sammeln.

Das ist das Schöne an dieser Reihenfolge. Die Asanas wirken körperlich, energetisch, psychisch und spirituell. Sie sind darauf ausgerichtet, dich auf allen Ebenen zu verbinden und gesünder zu machen sowie dich letztlich zu verbinden mit der Tiefe deines Wesens, mit Himmel und Erde, der ganzen Schöpfung und dem Göttlichen an sich.

Deshalb sollte diese Reihenfolge beibehalten werden, auch wenn du selbst unterrichtest oder die Asanas abwandelst und ganz gleich, in welcher Lage du bist.

Daher ist es wichtig zu verstehen, dass es gute Gründe gibt für diese Asanas und für diese Reihenfolge.

Übe die Asanas, übe sie regelmäßig. Ich hoffe, dass du jetzt inspiriert bist, mit Yoga zu beginnen, wenn du noch kein Yoga machst.

Auf unserer Website www.yoga-vidya.de findest du Adressen von Yogalehrerinnen und Yogalehrern in deiner Nähe. Gib dazu Suchfeld Yogalehrerverzeichnis ein, oder du kannst auch in den verschiedenen Yogazentren, die du dort findest, suchen.

Du kannst auch ein Yoga und Meditation Einführung-Seminar bei Yoga Vidya buchen.

Über jede der Asanas haben wir auch einzelne Videos, in denen du Anleitungen findest mit Erläuterung der Wirkungen.

Wir haben auch Videos mit ganzen Yogastunden, mittlere und längere, sowohl für Anfänger, Mittelstufe und Fortgeschrittene.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung aus der Vortragsreihe über Asanas (Körperhaltungen).

Asana ist ein Sanskritwort und ist Neutrum. Im Deutschen kann man entweder „das Asana“ sagen, oder da Asana sich auf eine Yogastellung bezieht, sagt man auch „die Asana“. Das ist aber eine Eindeutschung.

Asana bedeutet Stellung, Haltung, Yoga-Position oder auch Sitzhaltung.

Die Yoga-Vidya-Grundreihe im Hatha-Yoga besteht aus den folgenden zwölf Asanas:

  1. Kopfstand (Shirshasana)
  2. Schulterstand (Sarvangasana)
  3. Pflug (Halasana)
  4. Fisch (Matsyasana)
  5. Vorwärtsbeuge (Paschimottanasana)
  6. Kobra (Bhujangasana)
  7. Heuschrecke (Shalabhasana)
  8. Bogen (Dhanurasana)
  9. Drehsitz (Ardha Matsyendrasana)
  10. Pfau (Mayurasana)
  11. Stehende Vorwärtsbeuge (Padahastasana)
  12. Dreieck (Trikonasana)

Diese zwölf Asanas haben alle wichtigen Wirkungen auf Körper, Psyche und so weiter.

In diesem Vortrag werde ich nur kurz auf die Wirkungen eingehen. Auf unserer Website www.yoga-vidya.de kannst du jede einzelne Asana in der Suchfunktion eingeben. Dort findest du ein Video mit Übungsanleitung und auch eine detailliertere Beschreibung der Wirkungen der Asanas.

Shirshasana – Kopfstand

Der Sanskrit-Ausdruck für Kopfstand ist Shirshasana. Shirsha heißt Kopf und Asana heißt Stellung.

Shirshasana ist die erste der klassischen Asanas der Yoga-Vidya-Grundreihe auf der körperlichen Ebene.

Körperliche Wirkungen von Shirshasana

Sie ist eine Umkehrhaltung und hilft der Selbststeuerung des Herzkreislaufs, also ist sie gut für das Herzkreislaufsystem.

Der Kopfstand stärkt Oberarm- und Schultermuskulatur. Durch den sanften Druck auf Kopf und Halswirbelsäule hilft er vorbeugend gegen Nackenprobleme.

Energetische Wirkungen von Shirshasana

Die Asana wirkt energetisch auf das Dritte Auge, das Stirn-Chakra oder auch Ajna Chakra genannt. Die Chakren sind Energiezentren, die durch die Nadis (Energiekanäle) miteinander verbunden sind. Shirshasana aktiviert das Dritte Auge (Ajna Chakra bzw. Stirn-Chakra) und Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra).

Shirshasana hilft auch die Sonnen- und Mondenergien zu stärken sowie Prana (Lebensenergie) zu regenerieren und wirkt dadurch verjüngend.

Emotionale und mentale Wirkungen von Shirshasana

Der Kopfstand hilft auf der emotionalen Ebene, die Welt von einer anderen Ebene aus zu sehen, also die Sichtweise zu wechseln.

Er hilft Mut, Willenskraft, Durchsetzungsvermögen, Koordination sowie Konzentration zu entwickeln und Ruhe zu bewahren, auch wenn die Welt auf dem Kopf steht.

Spirituelle Wirkungen von Shirshasana

Shirshasana ist eine Asana, die man längere Zeit halten kann, und die dann in einen sehr meditativen Gemütszustand führt.

 

Sarvangasana – Schulterstand

Schulterstand, im Sanskrit Sarvangasana genannt, ist die zweite Asana der Grundreihe.

Sarva heißt alles oder auch Teile und Asana heißt Stellung. Sarvangasana ist also die Stellung aller Teile.

Es heißt, dass Kopfstand der König und Schulterstand die Königin der Asanas ist.

Beim Schulterstand ist der Kopf gebeugt und die Schulterblätter liegen am Boden.

Kommen wir zu den körperlichen, energetischen, emotionalen, mentalen und spirituellen Wirkungen des Schulterstands.

Körperliche Wirkungen von Sarvangasana

Sarvangasana ist eine Umkehrstellung und wirkt deshalb harmonisierend auf den Kreislauf.

Diese Asana dehnt die Muskeln im Nacken sowie im oberen Rücken und ist gut für die Halswirbelsäule.

Sie gibt der Schilddrüse eine sanfte Massage, dient ihrer Harmonisierung und kann auf diese Weise bei einer Über- oder Unterfunktion helfen, wodurch sie harmonisierend auf alle Körpersysteme wirkt. Denn die Schilddrüse harmonisiert oder steuert das Aktivierungspotential des Körpers.

Die Umkehrstellung im Schulterstand ist gesund für die Bauchorgane und die Venen in den Beinen und wirkt vorbeugend gegen Venenerkrankungen.

Dadurch dass mehr venöses Blut zurück zum Herzen geht, harmonisiert Sarvangasana auch wieder den Kreislauf und ist gut für die ganze körperliche Regeneration.

Übe den Schulterstand regelmäßig, und dann klappt es auch mit der Selbststeuerung von Aktivität und Passivität, Sympathikus und Parasympathikus, Anspannung und Entspannung besser.

Energetische Wirkungen von Sarvangasana

Eine energetische Wirkung von Sarvangasana ist zum Beispiel die Aktivierung von Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra).

Schulterstand hilft auch, Energieblockaden im Nackenbereich zu beseitigen und aktiviert die Sushumna (wichtigster Energiekanal der feinstofflichen Wirbelsäule).

Er harmonisiert die Sonnenenergie im Bauch und die Mondenergie in der Stirn. Deshalb zählt er zu den regenerierenden Übungen des Energiesystems.

Emotionale Wirkungen von Sarvangasana

Emotional ist der Schulterstand eine Stellung der Hingabe, des Loslassens und des Akzeptierens – Kopf geneigt in Demut, Schultern auf der Erde – und lehrt uns, alles anzunehmen. So wie der Riese Atlas in der griechischen Mythologie das Himmelsgewölbe auf den Schultern trägt, so trägst du indirekt die Erde auf deinen Schultern. Was heißen soll, du wirst alle Aspekte annehmen. Man will alle Teile von sich annehmen, man will alle Teile seiner Lebensaufgaben annehmen, und man will auch alle Teile der Menschen annehmen, mit denen man zusammen ist.

Mentale Wirkungen von Sarvangasana

Sarvangasana hat damit auch mentale Wirkungen, denn auch im Allgemeinen ist es die Königin der Asanas: Herrschaft (einer Sache Herr sein) durch das Annehmen und Loslassen.

Spirituelle Wirkungen von Sarvangasana

Als Umkehrstellung zählt der Schulterstand zu den Körperhaltungen, in denen man längere Zeit verweilen und zu tiefen spirituellen Erfahrungen kommen kann.

Man kann sich auch vorstellen, dass man eine Verbindung ist zwischen dem Himmel von oben und der Erde von unten und eine Verbindung ist zwischen allen Teilen der Schöpfung. Sarvangasana heißt auch die Erfahrung der Verbindung mit allen Teilen der Schöpfung, was eine tiefe spirituelle Erfahrung ist.

So gibt es mehrere Gründe, weshalb der Schulterstand „Sarvangasana“ genannt wird.

 

Halasana – Pflug

Der Pflug, im Sanskrit Halasana genannt, ist eine wichtige Asana für Körper, Energien und Psyche – sowohl mental als auch spirituell.

Hala heißt tatsächlich Pflug, und Asana heißt Stellung. Halasana bedeutet also wörtlich übersetzt Pflugstellung.

Körperliche Wirkungen von Halasana

Im Pflug wird die gesamte Körper-Rückseite gedehnt: Nacken; oberer, mittlerer und unterer Rücken; Gesäß, Beinrückseiten und Fußsohlen.

Halasana ist ebenfalls eine Umkehrhaltung. Diese Asana gibt der Schilddrüse eine gute Massage und ist obendrein eine gute Übung für das Herz und für die Flexibilität der Wirbelsäule.

Energetische Wirkungen von Halasana

Energetisch gesehen ist der Pflug gut für das Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra) und Anahata Chakra (Herz-Chakra). Halasana öffnet die Sushumna (wichtigster Energiekanal der feinstofflichen Wirbelsäule) und  lässt das Prana (Lebensenergie) durch die Nadis (Energiekanäle) der Beinrückseite fließen.

Emotionale und mentale Wirkungen von Halasana

Der Pflug steht auch für das Umpflügen des Lebens und für Geduld.

Manchmal ist der Schulterstand die Geduld zu ergänzen mit dem Pflug, der Bereitschaft, das Leben umzupflügen. Und diese Bereitschaft, das Leben umzupflügen, Neues zu säen und abzuwarten, all das gehört zum Pflug dazu.

Spirituelle Wirkungen von Halasana

In Halasana kann man auch lernen, den Körper zu transzendieren. Wenn man eine Weile im Pflug ist, spürt man manchmal den Körper plötzlich nicht mehr so stark und es entsteht eine Ausdehnung der Bewusstheit, tiefe Spiritualität.

 

Matsyasana – Fisch

Matsyasana, der Fisch, ist die vierte Asana.

Matsya heißt Fisch, Asana heißt Stellung – also Fischstellung.

In Matsyasana geht der Kopf nach hinten, die Gegenstellung vom Schulterstand.

Körperliche Wirkungen von Matsyasana

Auf der körperlichen Ebene stärkt der Fisch die Rückenmuskulatur, und hilft uns dadurch, auch im Alltag eine aufrechte Körperhaltung zu bewahren. Matsyasana ist die beste Vorwärtsbeuge gegen Probleme im oberen Rücken.

Die Asana dehnt aber auch den Brustkorb und ist deshalb gut für Herz und Lungen. Die Herz- Lungenkapazität kann sich durch Matsyasana verbessern.

Der Fisch dehnt die Kehle und ist deshalb auch gut für die Schilddrüse.

Schulterstand, Pflug und Fisch zusammen sind vorzügliche Übungen der Halswirbelsäule und damit auch des Nackens.

Energetische Wirkungen von Matsyasana

Matsyasana wirkt vorrangig auf das Anahata Chakra (Herz-Chakra), öffnet Anahata, das innere Chakra.

Emotionale Wirkungen von Matsyasana

Der Fisch ist sehr gut gegen Ängste, Minderwertigkeitskomplexe, Schüchternheit und so weiter.

Im Fisch kannst du das Gefühl von einer unglaublichen Weite, Leichtigkeit und großer Freude haben. Er hilft, ein eingeengtes Herz zu öffnen und Weite zu spüren. Über diese Öffnung des Herz-Chakras kannst du eine Euphorie fühlen.

Die Asana führt zu Freude, Energie, Weite, Verbundenheit, Leichtigkeit, Freiheit und Befreiung.

Mentale Wirkungen von Matsyasana

Matsyasana bedeutet zum einen, dass man sich wohlfühlen will wie der Fisch im Wasser. Matsyasana meint aber auch, dass man in die Tiefe seines Unterbewusstseins geht. Wasser steht auch für Unterbewusstsein.

Spirituelle Wirkungen von Matsyasana

Und das führt sehr schnell zu spirituellen Erfahrungen. Verbundenheit mit dem Himmlischen, Verbundenheit mit dem Göttlichen, mit der Sonne und dem Himmel, wie auch immer man das ausdrücken will.

Matsyasana kann zu tiefen spirituellen Erfahrungen führen, besonders wenn du erst einmal ausreichend die oberen Rückenmuskeln trainiert hast, sodass die Asana nicht mehr anstrengend ist.

 

Paschimottanasana – sitzende Vorwärtsbeuge

Paschimottanasana heißt so viel wie hintere Dehnung. Pashchima hat etwas mit hinten zu tun. Übrigens hat Pashchima auch etwas mit Westen zu tun. In Indien gilt der Osten als besonders heilig. Man schaut am Morgen in Richtung der aufgehenden Sonne. So ist der Osten (Purva) auch die Bezeichnung für vorne. Der Westen (Pashchima) ist daher hinten. Tana heißt gestreckt und Uttana heißt intensiv gestreckt. Übersetzt heißt Paschimottanasana also die hinten intensiv Gestreckte.

Eine andere Ableitung ist folgende: Paschimotta ist die Bezeichnung eines Energiekanals (Nadi) in der Wirbelsäule. Bei der Vorwärtsbeuge wird die komplette Körperrückseite gedehnt – von den Zehen bis zum Hinterkopf – und dabei wird auch Paschimotta-Nadi (Sushumna-Nadi) geöffnet, der Energiekanal der Wirbelsäule.

Körperliche Wirkungen von Paschimottanasana

Paschimottanasana ist eine Asana zur Streckung der Beinrückseiten, des Rückens und Nackens.

Indem man die Vorwärtsbeuge übt, können die Beine flexibel bleiben. Dabei werden auch die Arterien und Venen gedehnt.

Beim Dehnen des Rückens entspannt die Rückenmuskulatur. Die Wirbelsäule wird auseinandergezogen, was gut ist für die Zwischenwirbelgelenke, die Bandscheiben und die Entspannung der Zwischenwirbelmuskulatur.

Die Vorwärtsbeuge ist auch eine gute Massage für die Bauchorgane, und dient deshalb einer besseren Verdauung.

Paschimottanasana hilft außerdem, den gesamten Körper zu entspannen.

Energetische Wirkungen von Paschimottanasana

Die Vorwärtsbeuge hat auch energetisch eine große Wirkung. Sie gehört zu den wichtigsten Körperhaltungen im Yoga unter Berücksichtigung des Prana-Flusses.

In der Asana werden die Energien im Bauchbereich aktiviert und harmonisiert, das Sonnengeflecht wird regeneriert. Die Nadis (Energiekanäle) in den Beinrückseiten und im Rücken werden geöffnet. Es gibt viele Energiekanäle – oder auch Meridiane – an den Rückseiten der Beine und des Körpers. All diese werden geöffnet und harmonisiert.

Insbesondere wird auch Paschimotta-Nadi (Sushumna-Nadi) geöffnet, der Energiekanal der Wirbelsäule, und deshalb können alle Chakras (Energiezentren) geöffnet werden.

Die Vorwärtsbeuge im engeren Sinne gilt als sehr gut für die Chakras im Bauch, also Manipura Chakra (Nabel-Chakra bzw. Solarplexus-Chakra) und Svadhishthana Chakra (Sakral-Chakra).

Im weiteren Sinne, durch Öffnung von Sushumna-Nadi (Paschimotta-Nadi), wirkt die Vorwärtsbeuge auf alle sieben Haupt-Chakren.

Emotionale Wirkungen von Paschimottanasana

Psychisch gesehen hilft Paschimottanasana loszulassen, geduldig zu sein, vertrauen zu haben und geschehen zu lassen.

Indem du in der Vorwärtsbeuge loslässt, entspannst, vertraust und geduldig bist, hast du nachher die Kraft, vieles bewirken zu können. 

Mentale Wirkungen von Paschimottanasana

Die Asana kann auch zu Einsicht verhelfen, wenn du alles beobachtest was geschieht. Sie kann zur geistigen Klarheit führen.

Spirituelle Wirkungen von Paschimottanasana

Die Vorwärtsbeuge wirkt auch spirituell, sie gehört zu den meditativen Asanas. Wenn du die Vorwärtsbeuge längere Zeit hältst und das Prana (Lebensenergie) wirken spürst, wird der Geist manchmal durch das Prana auf eine höhere Bewusstseinsebene katapultiert. Manche Menschen haben in der Vorwärtsbeuge die tiefsten meditativen und spirituellen Erfahrungen.

Paschimottanasana eignet sich für längeres Halten. Das können drei, fünf, zehn, zwanzig Minuten oder sogar länger sein. Und dann kommt eine tiefe meditative Bewusstheit.

 

Bhujangasana – Kobra

Bhujangasana, die Kobra, ist die sechste der Grundstellungen der Yoga-Vidya-Grundreihe.

Bhujanga heißt tatsächlich Kobra, und Asana heißt Stellung. Bhujangasana bedeutet also Kobrastellung.

Körperliche Wirkungen von Bhujangasana

Die Kobra stärkt insbesondere die Rückenmuskulatur. Die Asana ist deshalb sehr wirksam zur Vorbeugung und Linderung verschiedenster Rückenprobleme.

Die unteren Rückenmuskeln werden gestärkt, indem man in der Kobra die Hände vom Boden löst und nur aus der Kraft des Rückens den Brustkorb anhebt. Die mittleren und oberen Rückenmuskeln werden gefördert, indem man sich ganz leicht mit den Händen abstützt und dabei gleichzeitig die Musculi latissimus dorsi (die beiden großen Rückenmuskeln beidseits unterhalb der Schulterblätter) zusammenzieht, sodass sich die Schulterblätter im Rücken fast berühren. Dadurch wird ebenfalls der Musculus trapezius (Trapezmuskel: der trapezförmige Rückenmuskel beidseits der oberen Wirbelsäule, der vom Hinterhauptbein bis zu den unteren Brustwirbeln und seitlich bis zu den Schulterblättern reicht) gestärkt.

Die Kobra bietet sich also an, um die Rückenmuskeln zu kräftigen.

Bhujangasana dehnt den Brustkorb und ist deshalb gesund für das Herz-Lungensystem. Und sie ist hilfreich für eine gute Körperhaltung im Alltag.

Die Kobra dehnt unsere vorderen Bauchorgane, massiert die hinteren Bauchorgane, ist deshalb gut gegen Darmbeschwerden und hilft den weiblichen Organen.

Die Vorwärtsbeuge wirkt harmonisierend für die Verdauung und hilft deshalb gegen einen nervösen Darm. Die Rückwärtsbeuge hilft hingegen auch bei Verstopfung.

Energetische Wirkungen von Bhujangasana

Die Kobra hat auch machtvolle energetische Wirkungen.

Die Asana hilft, das Anahata Chakra (Herz-Chakra) zu öffnen. Außerdem unterstützt sie Manipura Chakra (Nabel-Chakra) sich mit Anahata, Vishuddha (Kehl-Chakra) und Ajna Chakra (Stirn-Chakra bzw. Drittes Auge) zu verbinden. Besonders das Herz-Chakra wird weit.

Bhujangasana aktiviert Sushumna-Nadi, die feinstoffliche Wirbelsäule.

Und manchmal führt die Kobra auch zu einem wunderbaren Gefühl im Ajna und Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra).

Emotionale und mentale Wirkungen von Bhujangasana

Die Asana hat auch eine schöne symbolische Bedeutung: fest verankert mit allen Vieren auf der Erde, gleichzeitig geöffnet im Herzen nach vorne zu den Mitmenschen, Kopf erhaben nach oben, hohe Ideale.

Die Rückwärtsbeuge ist anstrengend und lehrt uns Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen und mit einem Gefühl von offenem Herzen und Freiheit, einiges zu bewirken.

Spirituelle Wirkungen von Bhujangasana

Verankert in der Erde mit Liebe und Kraft, verbunden mit Himmelsenergie, das ist die Kobra.

 

Shalabhasana – Heuschrecke

Shalabhasana ist die siebte Körperhaltung der zwölf Asanas der Yoga-Vidya-Grundreihe. Sie gehört wie die Kobra zu den Rückwärtsbeugen.

Körperliche Wirkungen von Shalabhasana

Die Heuschrecke stärkt viele Muskeln: Rücken-, Gesäß- und Armmuskeln werden gestärkt.

Durch Shalabhasana kannst du Rückenschmerzen vorbeugen beziehungsweise bereits bestehende Rückenschmerzen lindern oder beheben – ganz einfach durch Kräftigung der Rückenmuskulatur.

Shalabhasana stärkt aber auch die Armmuskeln und damit auch die vorderen Schultermuskeln, die vorderen Deltamuskeln (Musculus deltoideus).

Energetische Wirkungen von Shalabhasana

Die Rückwärtsbeuge wirkt energetisch auf das Vishuddha Chakra (Kehl-Chakra).

Emotionale und mentale Wirkungen von Shalabhasana

Die Heuschrecke entwickelt Durchhalte- und auch Durchsetzungsvermögen, denn sie ist anstrengend.

Spirituelle Wirkungen von Shalabhasana

Als solches wirkt die Asana auch spirituell, dass du bereit bist, das zu tun, was nötig ist, auch wenn du es mal nicht magst.

 

Dhanurasana – Bogen

Dhanurasana ist die achte Körperhaltung der zwölf Asanas der Yoga-Vidya-Grundreihe und gehört ebenfalls zu den Rückwärtsbeugen.

Körperliche Wirkungen von Dhanurasana

Der Bogen wirkt körperlich stärkend für die Rückenmuskeln, dehnend für den Brustkorb und ist eine gute Massage für die Bauchorgane.

Energetische Wirkungen von Dhanurasana

Die Asana aktiviert das Sonnengeflecht. Und bringt die Energie vom Manipura Chakra (Nabel-Chakra) über Anahata Chakra (Herz-Chakra) zu Vishuddha Chakra (Kelhl-Chakra) und weiter hinauf zu Ajna Chakra (Stirn-Chakra), oder auch vom Muladhara Chakra bis Sahasrara Chakra.

Aber insbesondere öffnet Dhanurasana die Energiekanäle bis zum Ajna Chakra (Stirn-Chakra) nach oben.

Emotionale und mentale Wirkungen von Dhanurasana

Der Bogen steht auch dafür, dass du verbinden willst. Manchmal sagt man auch: „Es ist gut, einen Bogen um etwas zu machen.“ Auch dafür kann die Asana stehen.

 Spirituelle Wirkungen von Dhanurasana

Dhanurasana ist manchmal im Raum die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten. So steht diese Rückwärtsbeuge auch für Verbindung und Ästhetik.

 

Ardha Matsyendrasana – Drehsitz

Ardha Matsyendrasana ist die neunte Körperhaltung der zwölf Grundstellungen im Hatha-Yoga.

Körperliche Wirkungen von Ardha Matsyendrasana

Der Drehsitz stärkt die schrägen und seitlichen Rückenmuskeln und die seitlichen und schrägen Bauchmuskeln.

Ardha Matsyendrasana ist auch gut für die Zwischenwirbelgelenke und Bandscheiben.

Die Asana ist eine gute Massage für die Bauch-, Verdauungs- und die weiblichen Geschlechtsorgane. Dazu ist der Drehsitz auch gut für die Halswirbelsäule.

Energetische Wirkungen von Ardha Matsyendrasana

Der Drehsitz ist auch gut für das Prana (Lebensenergie). Er harmonisiert Ida-Nadi (links der Wirbelsäule, steht für Mondenergie) und Pingala-Nadi (rechts der Wirbelsäule, steht für Sonnenenergie), indem man sich einmal nach links dreht und einmal nach rechts. Ardha Matsyendrasana harmonisiert das Prana im Bauch, und bringt es dann in die Sushumna (wichtigster Energiekanal) und lässt die Energie durch Sushumna-Nadi, die feinstoffliche Wirbelsäule bis nach oben zum Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra) hinaufsteigen.

Emotionale und mentale Wirkungen von Ardha Matsyendrasana

Die Asana bringt nicht nur Flexibilität in die Wirbelsäule sondern auch in den Geist. Indem du dich drehst, bewusst in der Stellung bist, bekommst du eine gewisse innere Stärke.

Matsyendranath war einer der großen Meister des Hatha-Yogas. Und so gilt Ardha Matsyendrasana auch als die Meisterstellung: aufgerichtet, würdevoll, anderen zugewandt mit der Bereitschaft, flexibel und beweglich zu sein – sich zu drehen, dabei nach oben ausgerichtet mit hohen Idealen.

Spirituelle Wirkungen von Ardha Matsyendrasana

Der Drehsitz gehört auch zu den meditativen Asanas. Du kannst die Drehung länger halten, spürst dann vielleicht auch dein Drittes Auge (Ajna Chakra) und Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra) und kannst eine göttliche Wirklichkeit erfahren.

 

Mayurasana – Pfau

Mayurasana ist die zehnte Körperhaltung der zwölf Grundstellungen im Hatha-Yoga und gehört zu den Gleichgewichtsübungen. Der Pfau wird oft auch durch die Krähe (Kakasana) ersetzt, weil diese den meisten Menschen leichter fällt als der Pfau.

Körperliche Wirkungen von Mayurasana

Die Asana stärkt die Arme, fördert das Gleichgewicht, massiert die Bauchorgane und ist ein gutes Training für die Rückenmuskulatur.

Energetische Wirkungen von Mayurasana

Energetisch heißt es, dass der Pfau stark reinigend wirkt. Gerade wenn du Reinigungserfahrungen hast, kann der Pfau helfen, dass diese zügig überwunden werden.

Emotionale und mentale Wirkungen von Mayurasana

Der Pfau stärkt natürlich auch Willenskraft, Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen, denn es braucht schon etwas Übung, um ihn zu meistern.

Spirituelle Wirkungen von Mayurasana

Mayurasana fördert auch die Spiritualität. Du kannst auch tiefe Bewusstheit erfahren, selbst wenn der Körper angestrengt ist.

 

Padahastasana – stehende Vorwärtsbeuge

Padahastasana ist die elfte der Grundstellungen der Yoga-Vidya-Grundreihe.

Körperliche Wirkungen von Padahastasana

Die stehende Vorwärtsbeuge dehnt Waden, Oberschenkelrückseiten, Gesäß, Rücken, Nacken und Hinterkopf. Diese Dehnung ist gut für alle Venen und Arterien dort sowie für die Muskeln.

Energetische Wirkungen von Padahastasana

Padahastasana hilft auch, die Nadis (Energiekanäle) zu regenerieren.

Die Asana lässt die Energie bis Ajna Chakra (Drittes Auge) und Sahasrara Chakra (Scheitel-Chakra) fließen.

Körperliche Wirkungen von Padahastasana

Die stehende Vorwärtsbeuge ist eine Asana des Vertrauens, der Hingabe und des Loslassens.

Spirituelle Wirkungen von Padahastasana

Du hast Hände und Füße auf dem Boden als Symbol für die Verbindung mit der Erde, wobei du gleichzeitig die Energie des Himmels aufnimmst.

 

Trikonasana – Dreieck

Trikonasana ist die zwölfte und letzte der Grundstellungen der Yoga-Vidya-Grundreihe und gehört zu den Seitbeugen.

Körperliche Wirkungen von Trikonasana

Das Dreieck dehnt die Körperseiten, fördert die Flexibilität der Wirbelsäule und ist auch eine Koordinationsübung.

Energetische Wirkungen von Trikonasana

Energetisch werden alle Chakras in der Sushumna angesprochen. Das Dreieck hilft, Ida (Nadi links der Wirbelsäule, Mondenergie) und Pingala (Nadi rechts der Wirbelsäule, Sonnenenergie) zu öffnen – linke und rechte Körperhälfte in Harmonie zu bringen.

Trikonasana harmonisiert die Energien und hilft deinem Energiefeld, sich in die Seiten auszudehnen.

Emotionale und mentale Wirkungen von Trikonasana

Die Seitbeuge hilft dir, dich für Neues zu öffnen und Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.

Spirituelle Wirkungen von Trikonasana

Trikonasana verbindet auch Energie von Erde mit Himmel und mit allen Mitgeschöpfen.

Jede Asana hat also körperliche, energetische, emotionale, mentale und spirituelle Wirkungen. Wenn du eine Yogastunde bei Yoga Vidya mitmachst, hast du eine Stunde Körpertraining, eine Stunde energetisches Training, eine Stunde psychisches Training, eine Stunde mentales Training und eine Stunde spirituelles Training. Also ist eine Yogastunde so wertvoll wie fünf kombinierte Stunden – ganz besonders großartig und gut.

Das waren einige Informationen über die Wirkungen der Asanas. Mehr darüber findest du auch auf unserer Website www.yoga-vidya.de. Du kannst dort nach jeder einzelnen Asana suchen. Für jede Asana gibt es ein oder mehrere Videos. Es gibt verschiedene Anleitungen, Variationen und auch noch eine detailliertere Beschreibung der Wirkungen der Asanas.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS079 Wirkung der Asanas

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um eine Vortragsreihe mit mehreren Hundert Vorträgen zum Thema „ganzheitlicher Yoga-Vidya-Weg für Gesundheit, psychische Entwicklung und spirituelle Erfahrung“. Heute geht es um Asanas und ihre Wirkung.

Was ich jetzt mache ist ein kleines Paradox, denn eigentlich redet man nicht über Asanas, sondern man übt sie. Und am besten übt man neben den Asanas auch Pranayama und Tiefenentspannung, aber es hilft manchmal auch, die Wirkung besser zu verstehen.

Asanas wirken auf verschiedenen Gebieten: auf die fünf Koshas, also die fünf Hüllen des Menschen, und auf körperlicher, energetischer, geistiger und spiritueller Ebene.

Das Wort Asana bedeutet Haltung – ursprünglich Sitzhaltung, aber auch Position oder Stellung. Asanas sind also Körperstellungen, die wir eine längere Zeit halten.

Bei Yoga Vidya basiert die Lehre der Asanas auf der Yoga-Vidya-Grundreihe, die aus zwölf Asanas besteht. Über die Wirkung der einzelnen Asanas werde ich ein anderes Mal genauer sprechen. Diese zwölf Asanas, oder im Grunde genommen alle 84 Grund-Asanas bzw. alle 8.400.000 Asanas, denn gemäß „Hatha Yoga Pradipika“ gibt es 84 x 100.000 Asanas, wirken auf fünf Ebenen. Davon sind die 84 besonders wichtig, und von diesen 84 sind zwölf besonders wichtig. Und das sind die zwölf Grundstellungen der Yoga-Vidya-Grundreihe in unserer Tradition.

Diese Asanas wirken auf der körperlichen, energetischen, emotional-psychischen, mental-bewussten und auf der spirituelle Ebene (Anandamaya Kosha). Hierauf will ich nun inhaltlich intensiver eingehen.

Annamaya Kosha (aus Nahrung bestehende Hülle)

Auf der physischen Ebene sind die Asanas sehr gut erforscht. Heute gibt es viele hundert Studien über die körperlichen Wirkungen der Asanas. Daraus geht hervor, dass regelmäßiges Üben von Asanas gut ist gegen Bluthochdruck, Arthrose, Arthritis, Schmerzerkrankungen, Rückenprobleme, Kopfschmerzen und Schlafstörungen. Regelmäßiges Üben von Asanas hat Heilwirkungen bei Neurodermitis und bei allen möglichen Problemen des Atmungssystems und der allgemeine Gesundheitszustand ist besser.

Manche Forscher sagen, dass in der gleichen Altersgruppe drei Viertel der Erkrankungen verschwinden könnten, wenn Menschen kontinuierlich Yoga üben würden. Yoga heißt dann typischerweise: Asanas (Körperhaltungen), Surya Namaskar (Sonnengruß), Pranayama (Atemübungen), Tiefenentspannung und gesunde Ernährung. Sofern man alles umsetzt, lassen sich also etwa drei Viertel der Erkrankungen in einer Altersgruppe – zumindest unter einem Alter von 70 Jahren – vermeiden.  

 

Asanas wirken nicht nur sportlich sondern auch entspannend. Indem man die Muskeln dehnt, kann man anschließend gut entspannen.

Asanas fördern auch die Bewusstheit über den physischen Körper. Körperteile, die bewusst gemacht werden, können besser regenerieren, heilen und gesund erhalten werden. Körperteile, die unbewusst sind, neigen eher zu Problemen als die, denen man bewusste Aufmerksamkeit schenkt.

Gemäß der neurologischen Repräsentation werden die bewusst gespürten Körperteile im Gehirn besser repräsentiert, sodass Steuerungsprozesse zielgerichteter eingeleitet werden und Regeneration intensiver stattfinden kann.  

Asanas helfen also, die psycho-neuro-immunologischen Mechanismen des Körpers gesund zu halten. Dabei spielt die bewusste und isolierte Bewegung, die isolierte Anspannung und Entspannung eine große Rolle.

Dann geschieht bei den Asanas auch eine gute Massage. Bei der Vorwärtsbeuge und im Drehsitz werden die Bauchorgane massiert. In den Rückbeugen dagegen, werden die Bauchorgane auseinandergezogen. All das sind gesunde Reize. Durch Dehnung und Stauchung der Bauchorgane wird das venöse Blut aus dem Bauch schneller zum Herzen befördert. Die Bauchorgane werden durch diese Massage besser zur Selbstheilung stimuliert.

Nicht nur durch das sportliche Training sondern auch durch die Umkehrstellungen passiert im Blutkreislauf eine Menge. Die Umkehrstellungen bewirken, dass das venöse Blut besser zurück zum Herzen fließt und sich der Herzmuskel weiter ausdehnt. Und dann gibt es den Frank-Starling-Mechanismus (FSM) des Herzens: Wenn mehr Blut zum Herzen kommt, wird der Herzmuskel stärker ausgedehnt und das Herz zieht sich besser zusammen. Deshalb sind Umkehrhaltungen auch eine Form des Herz-Kreislauf-Trainings.

Beim Dehnen der Muskulatur werden auch die Arterien gedehnt und gleichzeitig gesund gehalten. Und genauso geschieht es auch mit den Venen.

Dehnen verbessert auch die Beweglichkeit der verschiedenen Gelenke und wirkt gegen Arthrose, Arthritis, und so weiter.

Durch das Üben von Asanas lernen wir die sogenannte Mikrokoordination, indem wir manche Muskeln anspannen und benachbarte entspannen und sie dabei bewusst spüren, lernt der Körper, die Körperteile besser zu nutzen.

 

Pranamaya Kosha (aus Lebenskraft bestehende Hülle)

Asanas wirken nicht nur auf körperlicher Ebene (Annamaya Kosha) gesundend, heilend, regenerierend und sportlich stärkend, sondern auch auf die Pranamaya Kosha. Daher besteht ein großer Unterschied zwischen einer Yogastunde und einem Fitness-Training. Durch Fitness-Training im Fitness-Studio erhält man ebenfalls ein gutes Koordinations-, Konditions-, Ausdauer-, Flexibilitäts- und Muskelkraft-Training, jedoch ist das Prana (die Energie) nicht identisch. Aus einer Yogastunde gehst du ganz anders heraus.

 

Was ist also an Asanas anders als an einem Fitness-Training?

Im Rahmen der Kundalini-Yoga-Vorträge wird das noch genauer beschrieben.

Asanas lösen die Blockaden in den Nadis, den Energiekanälen, durch die das Prana fließt. Beim Dehnen werden diese Nadis geöffnet und Blockaden beseitigt, sodass das Prana wieder frei fließen kann. Indem in den Asanas bestimmte Körperteile gedrückt oder gedehnt werden, geschieht eine Wirkung auf das dazugehörige Chakra. Zum Beispiel wirkt der leichte Druck auf die Kehle im Schulterstand auf das Vishuddha-Chakra. In der Kobra öffnet sich Anahata-Chakra durch die Dehnung des Brustkorbs. Im Drehsitz wird die Wirbelsäule gedreht, wodurch das Prana in der Sushumna aktiviert wird.

Und so wirken die Asanas auf die Pranamaya Kosha. Sie aktivieren die Energien, öffnen die Nadis und Chakras. So entsteht dieses schöne Prana-Energie-Gefühl, diese Leichtigkeit und Weite.

 

Manomaya Kosha (die aus Geist bestehende Hülle)

Asanas wirken auch auf die Manomaya Kosha. Körperhaltung und Psyche hängen eng miteinander zusammen. In einer Yogastunde gehst du durch verschiedene Gefühle hindurch.

In Vorbeuge-Haltungen wie der Vorwärtsbeuge oder Stellung des Kindes spürst und lernst du Vertrauen, Loslassen und Hingabe. In Rückbeuge-Haltungen wie dem Fisch spürst und lernst du Offenheit, Freude und Weite. Drehungen wie der Drehsitz, stehen symbolisch dafür, dass du dich anderen zuwendest und bereit bist für mehr Flexibilität. Balance-Haltungen wie der Kopfstand oder die Krähe fordern von uns Konzentration und Gleichgewicht. Andere Asanas wie die Heldenstellungen oder die Heuschrecke lehren uns Willenskraft, Durchsetzungs- und Durchhaltevermögen.

All diese Fähigkeiten werden in den Asanas kultiviert und haben eine psychisch-mentale Wirkung. Viele Menschen, die emotionale Blockaden haben, sich selbst nicht mehr spüren, schwere Enttäuschung erlebt haben und deshalb Freudlosigkeit empfinden, können durch Asanas zügig wieder Freude empfinden, Herzöffnung spüren und Selbstliebe erfahren.

Auf der Manomaya Kosha passiert also eine Menge – auch im Sinne von Selbstliebe, Herzöffnung zu den Mitmenschen und auch zu einer höheren Wirklichkeit.

 

Vijnanamaya Kosha (aus Erkenntnis bestehende Hülle)

Asanas wirken auch auf Vijnanamaya Kosha, und Teile der Wirkungen, die ich eben genannt habe, sind auch schon Vijnanamaya Kosha. Dazu gehört, zu lernen willensstark, achtsam sowie bewusst zu sein und sich nicht zu identifizieren.

Durch das Schlüpfen in die Beobachtungsrolle während der Asana-Übungen lernen wir, uns nicht so sehr mit Körper und Emotionen zu identifizieren, bewusster zu werden, und manchmal führt uns das zu tieferen Einsichten.

Es kann passieren, dass du in einer Yogastunde bist, und plötzlich wird dir etwas klar, Einsicht kommt. Vielleicht hast du eine Eingebung, spürst einen besonderen Sinn im Leben, oder du siehst den roten Faden und weißt intuitiv, wie dein weiteres Handeln aussehen sollte.

In einer Asana-Stunde kann sehr viel geschehen.

 

Anandamaya Kosha (aus Glückseligkeit bestehende Hülle)

Die vornehmsten Wirkungen der Asanas beziehen sich auf Anandamaya Kosha. Es geht um spirituelle Erfahrungen. Asanas sind also auch etwas Spirituelles. Wenn du eine Asana ausführst, kann es sein, dass dein Geist sehr ruhig wird und du tief nach innen abtauchst. Es kann sein, dass du eine intensive Erfahrung von Wonne hast, von Freude in der göttlichen Gegenwart – entweder tief nach innen oder ganz weit in die Verbindung.

Gar nicht mal wenige Menschen machen in den Asanas oder der Tiefenentspannung irgendwann durchdringende spirituelle Erfahrungen und öffnen sich für eine umfassendere Dimension ihres Lebens.

Gerade der Yoga-Vidya-Stil ist darauf ausgerichtet, auf alle Ebenen zu wirken. Wir wollen Asanas so ausführen, dass sie zu Muskelkraft, Ausdauer, Flexibilität und Koordination führen. Wir wollen, dass sie den Körper gesünder machen, regenerieren und es uns physisch gut geht.

Dabei soll mehr Prana entstehen, subtileres Prana. Energieblockaden sollen beseitigt werden und Chakras sollen sich öffnen.

Wir wollen die Asanas so machen, dass die verschiedenen Gefühle in einer Yogastunde entstehen können, damit sich Gefühlsblockaden auflösen und wir zu einer Erfahrung von Selbstliebe und Öffnung zu unseren Mitmenschen, zur Schöpfung und zum Schöpfer kommen. Wir wollen uns bewusst werden, geistige Klarheit bekommen, Konzentration des Geistes und uns verbinden mit einer höheren Wirklichkeit.

In diesem Sinne sage ich: „Die Asanas sind ein ganz vorzügliches Übungssystem für Körper, Energien, Psyche und unsere tiefe Wesensnatur.“

 

 

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS078 Fasten für Körper, Geist und Seele

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um eine Vortragsreihe mit mehreren Hundert Vorträgen zum Thema „ganzheitlicher Yoga-Vidya-Weg für Gesundheit, psychische Entwicklung und spirituelle Erfahrung“. Dies ist der siebte Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe.  Heute geht es um das Fasten und seine Wirkungen auf Körper, Geist und Seele.

In den vorangegangenen Vorträgen habe ich schon viel zur Yoga-Ernährung erklärt und in diesem Vortrag geht es um das Thema Fasten, das eine besonders gute Art der Ernährung ist, was zunächst wie ein Widerspruch klingen mag.

Fasten ist hilfreich für Körper, Energien, Emotionen und Psyche sowie für die spirituelle Erfahrung. Es geht genau um diese Wirkungen und natürlich auch um einige Tipps zu den verschiedenen Arten des Fastens,  wie du eine längere Fastenkur durchhältst, und wie Du das Fasten gut brechen kannst.

Zunächst möchte ich erklären, welche Vorteile das Fasten hat.

Fasten hilft der Regeneration des Körpers, Krankheiten vorzubeugen und sogar zu heilen – nämlich durch das Heilfasten. Vom Yoga-Standpunkt her betrachtet würden wir sagen, dass uns das Fasten hilft, Prana subtiler werden zu lassen und intensivere Energie-Erfahrungen einzuleiten. Wenn Du spirituelle Praktiken übst, werden diese durch das Fasten sehr viel wirksamer sein. Das Prana hat auf der physischen Ebene weniger zu tun, weil nicht so viel Energie für die Verdauung aufgewendet werden muss, und kann so relativ leicht in die höheren Bewusstseinsebenen gelangen. Das Fasten hilft auch der Psyche, denn Menschen mit manchen psychischen Störungen wie zum Beispiel Depressivität geht es erheblich besser, wenn sie fasten. Es gibt andere Formen der psychischen Beschwerden, bei denen fasten vielleicht nicht so vorteilhaft ist wie zum Beispiel bei einer Neigung zur Schizophrenie oder bei Essstörungen, aber gerade gegen Depressivität hat sich eine Zeit des Fastens als hilfreich erwiesen.

Fasten ist auch eine Form der geistigen Kontrolle und Disziplin. Wenn du eine Weile darauf verzichtest, deinen Trieb zum Essen zu befriedigen und in Kauf nimmst, für diesen Zeitraum deine Stimmungen nicht über Nahrungsaufnahme zu modifizieren, bekommst du eine geistige Stärke und das Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit.

Menschen, die wissen, dass sie für eine gewisse Zeit gut ohne Nahrung auskommen können, haben ein neues Selbstbewusstsein und auch eine gewisse psychische Stabilität.

Vom Yoga-Standpunkt aus betrachtet ist die spirituelle Wirkung des Fastens am wichtigsten, und in fast allen Religionen gibt es Ratschläge zum Fasten. Buddha hat sehr lange gefastet und Jesus hat, bevor er mit seinem öffentlichen Wirken begann, über 40 Tage in der Wüste gefastet. Meister wie Swami Sivananda und Paramahansa Yogananda haben Fastenperioden eingehalten und auch Mohammed und Moses haben längere Zeit gefastet – im Grunde genommen alle großen Inkarnationen, Manifestationen Gottes, alle großen menschlichen Yoga-Meister*innen hatten mindestens eine sehr lange, die meisten sogar regelmäßige Fastenphasen in ihrem Leben.

Durch intensives Fasten fällt es leichter spirituelle Erfahrungen zu machen. So gibt es also gute Gründe zu fasten.

Folgende Möglichkeiten des Fastens gibt es:

 

Intermittierendes Fasten oder Intervallfasten

Als intermittierendes Fasten, oder auch Intervallfasten, bezeichnet man, wenn zwischen zwei Mahlzeiten mindestens 12 oder besser noch 16 Stunden liegen und dazwischen nichts gegessen wird. Einige Studien aus dem Jahr 2016 zeigen, wie gesund es ist, 16 Stunden am Tag nichts zu essen. Dies beschreibt auch die Art und Weise, wie wir bei Yoga Vidya leben: Um 11:00 Uhr gibt es Brunch und um 18:00 Uhr Abendessen. Zwischen 19:00 Uhr und 11:00 Uhr ist Fastenzeit. Das gilt als ganz besonders gesund. Und so möchte ich dich auch ermutigen, eine längere Phase des Fastens zu haben.

Nach 11 Stunden Essenspause kommt der Körper in den Autophagie-Modus, sodass innerhalb der Zellen bestimmte Teile abgebaut werden, die für die Zellen nicht mehr nötig sind. Außerdem werden Nährstoffe aus dem Zwischenzellraum für die Regeneration des Körpers genutzt. Deshalb sollte man mindestens 11 Stunden zwischen zwei Mahlzeiten nichts essen, 16 Stunden haben sich als besonders gut erwiesen. Sogar die Nahrungsaufnahme beschränkt auf einmal am Tag, wie sie in manchen Ländern üblich ist, in früheren Zeiten auch in Südindien in manchen Regionen üblich war, scheint recht gut zu sein und hilft, das normale Körpergewicht zu halten.

Ein Fastentag pro Woche, alle 14 Tage oder pro Monat

Swami Sivananda schreibt in seinen Büchern gerne, dass es gut ist, einmal die Woche zu fasten. Besonders empfehlenswert dafür ist der Montag, denn Montag ist Shiva-Tag. Shiva gilt als Aspekt der Regeneration sowie der Askese, und daher ist der Montag ein guter Fastentag. Im Vaishnavismus wird gefastet an Ekadashi, dem 11. Tag nach Neumond und nach Vollmond. Dieser Tag gilt nicht nur als besonders geeignet zum Fasten sondern auch für Meditation und Kontemplation. Und es gibt Menschen, die fasten gern an Neumond und spüren, dass ihnen das besonders gut tut.

Übrigens kann sich Fasten auch zum Abnehmen eignen. Mit diesem Ziel kann man zum Beispiel fünf Tage im Monat oder drei Tage die Woche fasten. Das ist auch eine Form des intermittierenden Fastens, die gerade in den Jahren 2015 bis 2017 intensiver untersucht wurde. Diese Art des Fastens scheint besonders gesund zu sein und gerade für Menschen hilfreich zu sein, die ansonsten Schwierigkeiten haben, ihr Gewicht zu halten.

Aber im Yoga kennen wir ehr das Intervallfasten einmal die Woche, alle 14 Tage an Ekadashi oder einmal im Monat an Neumond. Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda haben empfohlen ein bis zweimal pro Jahr fünf Tage lang zu fasten, wobei es vor dem Fasten Entlastungstage gibt und nach dem Fasten Aufbautage.

Fasten bei Erkrankung

Swami Sivananda hat in seinen Hatha-Yoga-Büchern geschrieben, dass es bei vielen Erkrankungen hilfreich ist, zu Fasten. Wenn du zum Beispiel eine beginnende Erkältung hast, ist es gut, mit Fasten zu beginnen und dich mit Gemüse- und Obstsaft zu ernähren und viel Kräutertee und Wasser zu trinken. Das verkürzt die Zeit der Erkältung. Und wenn du es rechtzeitig machst, kann es sogar dazu führen, dass du gar nicht wirklich krank wirst. Außerdem gibt es manche andere Erkrankungen, die auch schneller mit Fasten bekämpft werden können als mit anderem.

Ob eine konkrete Krankheit mit Fasten geheilt werden kann, solltest du aber immer mit deinem Arzt oder Heilpraktiker abstimmen. Tatsächlich scheinen bestimmte Krebsformen auf Fasten anzusprechen. Auch Chemotherapie scheint, anders als man es vor dem Jahr 2000 gedacht hat, besser anzusprechen, wenn man dabei oder danach fastet. Arthritis, Arthrose, Rheuma und verschiedene Autoimmunerkrankungen wie Neurodermitis sowie manche andere Erkrankungen können in ihren Symptomen abgeschwächt werden, wenn man fastet. Es scheint auch bei beginnender Diabetes gut zu sein, fünf Tage pro Monat zu fasten, und wenn man das fünf bis sechs Monate so macht, kann der Blutzuckerspiegel sich wieder normalisieren, sodass Medikamente überflüssig werden können. Aber, wie gesagt, das sind Grenzfälle, die du am besten mit deinem Arzt oder Heilpraktiker besprichst.

Fastenkur oder Regenerationsfasten

Im Folgenden erfährst du, wie eine Fastenkur oder ein allgemeines Regenerationsfasten aussehen kann, ein spirituelles Fasten, bei dem du fünf Tage ohne feste Nahrung bleibst – mit anderen Worten: Fasten, wie wir es bei Yoga Vidya empfehlen.

Dieses Fasten hat Swami Vishnu-devananda so gelehrt, Swami Sivananda hat es in seinen Büchern beschrieben, das „Yogalehrer Handbuch“ und das Yoga Kochbuch aus dem Yoga-Vidya-Verlag erklären es, und letztlich gibt es das Buchinger Fasten, ähnlich wie das klassische Fasten. Obgleich Swami Sivananda in Indien lebte, hat er sich auch über westliche Naturheilkunde informiert. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es vielleicht auch eine alte indische Tradition gibt, das Fasten so zu gestalten, wie es Buchinger empfohlen hat, oder ob Buchinger das möglicherweise aus der indischen Tradition hat.

Die Fastenkur beginnt mit ein bis zwei Entlastungstagen. Der erste ist ein Rohkost-Tag und der zweite ein Obst-Tag. Alternativ wären auch zwei Tage mit zwei Mahlzeiten nur mit gedämpftem Gemüse oder nur Vollkornreis oder nur Kitchery als Schonkost möglich. Kitchery ist Reis mit Mung Dal oder Linsen ausreichend lang gekocht. Die Entlastungstage mit Rohkost entsprechen dem Prinzip des klassischen und auch des Buchinger Fastens, und so haben es auch Swami Sivananda und Swami Vishnu-devananda hauptsächlich empfohlen. Die Variante mit Vollkornreis ist ein makrobiotisch inspirierter Ansatz. Mit Kitchery orientiert man sich am Ayurveda. Am Abend des zweiten Entlastungstags wird zur Darmentleerung ein Einlauf mit einem Irrigator (Einlaufgerät) oder einem Klistier gemacht oder zum Beispiel mit Rizinusöl, Bittersalz oder Glaubersalz abgeführt. Das einfachste wäre der Einlauf.

In den nächsten fünf Tagen wird mit Flüssigkeit gefastet. Jeden Tag werden über die Flüssigkeit etwa 400-500 kcal zugeführt. Dabei gelten 200 kcal als Minimum und 500 kcal als Maximum. Dafür werden morgens und mittags jeweils ein bis zwei Gläser frisch gepresster Obst- oder Gemüsesaft getrunken und abends Gemüsebrühe. Am Tag trinke ausreichend reines Wasser oder Kräutertee, und wenn es ein bisschen kompliziert ist, Gemüsebrühe zuzubereiten, dann kannst du abends einfach warmen Kräutertee zu Dir nehmen.

Ergänzend dazu wird am Abend des zweiten oder vierten Fastentags zur Entgiftung ein Einlauf gemacht oder im Laufe des dritten Tags. Auch wenn du nichts Festes mehr isst entsteht weiter Stuhl, also Fäkalien. Denn das, was du durch den Anus ausscheidest, sind sogenannte abgehalfterte Darmzotten. Das heißt, auch wenn du nur Wasser zu Dir nimmst, entsteht trotzdem Stuhl, weil die Darmzotten arbeiten. Ein Teil wird praktisch vom Körper umgewandelt in Fäkalien. Zur Entgiftung und Darmentleerung kann ein Einlauf deshalb hilfreich sein.

Im Yoga werden darüber hinaus Kriyas (Reinigungstechniken) empfohlen. Der Einlauf selbst ist auch schon eine Kriya. Es gibt auch noch Dhauti. Bei Dhauti werden etwa ein bis zwei Liter Salzwasser getrunken (Mischverhältnis: ca. ein gestrichener Esslöffel Salz auf einen Liter lauwarmes Wasser). Anschließend übergibt man sich, um den Magen zu leeren, dafür kann man auch zwei oder drei Finger in den Hals stecken, um den Brechreiz auszulösen. Das solltest du auf jeden Fall am ersten Morgen des Fastens machen, und wenn Dir das liegt, kannst du das auch jeden Tag wiederholen. Des Weiteren ist es gut, jeden Tag Neti zu üben. Neti ist die Nasenreinigung durch lauwarme Salzwasserspülungen der Nase. Auch Kapalabhati hilft, Agni Sara, Uddiyana Bandha. Wenn du jeden Tag Neti, Kapalabhati, Agni Sara, Uddiyana Bandha übst dann werden die Selbstreinigungsmechanismen des Körpers aktiviert und das Fasten wird schöner sein.

 

 

 

Informationen über Sonderarten des Fastens, wie auch über Fastenkuren bei Yoga Vidya findest du natürlich auf unserer Homepage www.yoga-vidya.de

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In den 50er und 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde immer gesagt, dass vegetarische Ernährung zu Mangelerscheinungen führen würde, und das geistert bis heute in vielen Köpfen herum. Darauf möchte ich in diesem Vortrag näher eingehen, insbesondere auf die Frage, ob durch vegetarische oder vegane Ernährung ein Mangel von B12, Eisen, Kalzium, Jod, Zink und Omega 3 entstehen kann.

Eisen

Eisen ist ein wichtiger Bestandteil unserer Nahrung. Der Körper braucht Eisen – hauptsächlich die roten Blutkörperchen.

Für die Zellen ist Eisen wichtig aber besonders zum Sauerstofftransport im Blut.

Aber zu viel Eisen ist auch nicht gut. Inzwischen weiß man, dass Frauen gesünder sind als Männer, und dabei spielt die Menopause eine besondere Rolle. Man nimmt an, dass durch die Monatsblutungen bei der Frau überschüssiges Eisen abgeführt wird.

Menschen, die regelmäßig zur Blutspende gehen, leben gesünder als andere. Die Regeneration des Bluts scheint etwas Gesundes zu sein.

Zu viel Eisen erhöht das Risiko von Arteriosklerose und beeinflusst die Stoffwechselprozesse ungünstig.

Wer vegetarisch oder vegan lebt, wird genügend Eisen aufnehmen, zum Beispiel aus Hülsenfrüchten, Tofu, Nüssen, Hirse und anderen Vollkornprodukten. Auch grüne Gemüse und Salate, wie Petersilie, enthalten ausreichend Eisen.

Eine gute Eisenverwertung geschieht auch nur dann, wenn man gleichzeitig genügend Vitamin C aufnimmt. Und die typische yogische, sattwige Ernährung mit viel Rohkostanteil, viel Gemüse und Salat hat sicherlich genügend Vitamin C.

Inzwischen belegen viele Studien, dass der Durchschnittsvegetarier und -veganer keinen Eisenmangel hat.

Nur wenn du tatsächlich merkst, dass du über eine längere Zeit entweder bleicher bist als sonst und Antriebslosigkeit verspürst, empfehle ich dir, den Eisengehalt im Blut überprüfen zu lassen. Durch eine einfache Blutabnahme beim Hausarzt und einen Labortest auf Eisengehalt, Vitamin B12 und vielleicht auch noch Vitamin D erhältst du schnell Klarheit. Ebenso können die Schilddrüsenhormone und der Blutzuckerspiegel überprüft werden. So kannst du absichern, dass du keine Mangelerscheinungen hast.

Grundsätzlich haben Vegetarier*innen und Veganer*innen nicht mehr Eisenmangel als Fleischesser.

Sollte vielleicht doch Eisen fehlen, weil dein Verdauungstrakt eine Weile nicht richtig funktioniert hat, gibt es diverse vegane Eisen-Blut-Säfte, also Kräutersäfte mit zugesetztem Eisen. Diese sind erhältlich in der Apotheke, im Naturkostladen und Reformhaus. So kannst du zügig deinen Eisenspiegel wieder erhöhen.

 

Vitamin B12

Einen Mangel an Vitamin B12 kann es bei veganer und vegetarischer Ernährung tatsächlich geben, aber das kann es auch bei Fleischessern.

B12 gehört zu den Vitaminen, die der Körper selbst normalerweise nicht herstellen kann, die er also von außen zuführen muss.

Vitamin B12 entsteht durch Mikroorganismen, verschiedene Bakterien, die sich typischerweise auf den Pflanzenoberflächen befinden. Tiere essen diese Pflanzen, und dabei nehmen sie auch Vitamin B12 auf.

Der Mensch könnte auch Pflanzen essen, und wenn die Pflanzen nicht gewaschen würden, wäre der Gehalt an Vitamin B12 auch ausreichend.

Aber aus Gründen der Hygiene wird die Nahrung vor dem Essen und Kochen gewaschen, oft schon bevor wir Getreide, Hülsenfrüchte, Gemüse und Salat in den Händen halten, wobei die B12-Vitamine abgewaschen werden. Deshalb gibt es nicht viel Vitamin B12, das wir über pflanzliche Nahrung aufnehmen können.           

Manche Menschen können B12 über die Bakterien-Flora im eigenen Darm herstellen, die ins Blut geht, und dabei hilft, den Organismus mit dem Vitamin zu versorgen. Es scheint aber so zu sein, dass nur manche Menschen diese Darmflora haben und andere nicht.

Es gibt pflanzliche Quellen von Vitamin B12 wie manche Algen, zum Beispiel die Chlorella. Ob die aber von Menschen so gut verwertet werden können, ist aktuell noch zu wenig erforscht.

Mein Tipp: Wenn du Vegetarier oder Veganer bist, lass dein Blut regelmäßig beim Hausarzt durch eine einfache Blutabnahme und einen Labortest überprüfen. Bitte deinen Arzt um eine Untersuchung auf Eisen, B12, D3, Schilddrüsenhormone, Diabetes, usw., um Gewissheit zu haben.

Es schadet auch nicht, wenn du vegane B12-Präparate zu dir nimmst; es gibt sehr günstige in der Apotheke zu kaufen.

Ein Mangel an Vitamin B12 kann tatsächlich zu einem Problem werden. Manchmal treten Anzeichen wie Müdigkeit, Antriebslosigkeit oder Missempfindung in den Füßen und Beinen auf.

Also B12 ist etwas Wichtiges und tatsächlich die einzige Mangelerscheinung, die eine vegane Ernährung begünstigen kann, weil wir – im Gegensatz zu früher – die Nahrung waschen, bevor wir sie essen. Pferde, Kühe, Hunde und Schafe waschen die Nahrung nicht, bevor sie sie essen und nehmen deshalb genügend B12 darüber auf.

Aber wenn Menschen Fleischesser sind, und hauptsächlich Fleisch aus der Massentierhaltung zu sich nehmen, bei der auch Fleischabfälle an Tiere verfüttert werden oder Getreide, die vorher gewaschen wurden, können auch dort Mangelerscheinungen bei den Tieren auftreten.

Du kannst also alle paar Jahre den B12-Spiegel bestimmen lassen, und wenn du irgendwann mal einen  Energiemangel verspürst oder irgendwelche Veränderungen in dir stattfinden, lässt du deinen B12-Spiegel messen. Oder du schluckst einfach einmal in der Woche ein entsprechendes Präparat von zum Beispiel 500 Mikrogramm, und dann hast du genügend B12.

Kalzium

Manchmal wird gesagt, dass vegane Menschen zu Kalziummangel neigen würden. Die empirische Forschung zeigt jedoch, dass diese Aussage nicht stimmt. Menschen, die vegan Leben, leiden nicht häufiger unter Osteoporose als andere. Es gibt sogar ein paar Studien, die zeigen, dass Frauen, die längere Zeit vegan gelebt haben, nach den Wechseljahren seltener unter Osteoporose leiden als andere.

Der Mythos, dass man viel Milch trinken muss, um Osteoporose vorzubeugen, stimmt definitiv nicht.

Es gibt sogar die Theorie, dass in der Milch andere Bestandteile sind, die dazu führen, dass der Körper Kalziumvorräte aufbraucht, und dass deshalb ein Übermaß von Milchkonsum eher Osteoporose begünstigt.

Jedenfalls gilt, es gibt genügend pflanzliche Quellen für Kalzium, und die scheinen auch besser für den Körper zu sein als tierische Quellen. Kalzium ist zum Beispiel in dunkelgrünem Gemüse, Wildpflanzen, Nüssen, Samen und manchen Vollkorngetreidesorten enthalten.

Es gibt auch Mineralwassersorten, die mehr Kalzium enthalten. Allerdings gibt es unterschiedliche Aussagen darüber, ob Kalzium aus Mineralwasser überhaupt für den Körper verwertbar ist. Es scheint so zu sein, dass Kalzium aus Mineralwasser schlechter vom Körper verwertet wird als Kalzium aus Gemüse und Nüssen, aber zumindest in einem gewissen Maß etwas zu einem guten Kalziumspiegel beitragen kann.

Um Kalzium aufnehmen zu können, muss dem Körper auch gleichzeitig ausreichend Vitamin D zur Verfügung stehen. Dazu sollte man täglich mindestens 20 bis 30 Minuten an der frischen Luft sein, denn unter Sonneneinstrahlung auf der Haut produziert der Körper Vitamin D und so kann Kalzium besser aufgenommen, absorbiert und in die Knochen eingelagert werden.

Außerdem ist körperliche Bewegung notwendig, damit der Körper ausreichend Kalzium in die Knochen einlagert. So ist zum Beispiel die tägliche Übung von Asanas in Verbindung mit einer vollwertigen Ernährung, eine sehr gute Vorbeugung gegen alle Formen von Osteoporose.

Alle Knochen bekommen eine gewisse Stimulierung, indem du mal die Füße auf dem Boden hast, mal den Brustkorb, mal die Wirbelsäule, mal den Kopf, mal die Schultern, und dadurch lagert der Körper Kalzium besser in den Knochen ein. Indem du Muskeln dehnst und anspannst, werden die Knochen auch beansprucht.

Als Vegetarier*in und Veganer*in erhöht sich also keines Falls das Risiko von Kalziummangel.

Jod

Es wird manchmal befürwortet, dass Menschen Seefisch essen sollen, weil der genügend Jod enthält. Aber in der heutigen Zeit ist Jodmangel nicht mehr im Vordergrund.

Auch Veganer haben keine Probleme mit Jodmangel.

In Gemüse wie Brokkoli, Spinat, wie auch in Erdnüssen gibt es genügend Jod. Besteht tatsächlich ein Jodmangel, könnte man auch Algen zu sich nehmen, die einen hohen Jodanteil haben. In vielen Produkten ist heute auch bereits jodiertes Speisesalz zugesetzt, sodass man mehr als genug Jod erhält.

Bei einer vollwertigen Ernährung braucht man sich um den Jodgehalt keine Sorgen zu machen.

Im Gegenteil, manchmal muss man überlegen, ob man nicht bereits zu viel Jod aufgenommen hat. Durch die Jodierung des Speisesalzes ist zwar der Anteil von Menschen mit Kropf zurückgegangen, dafür ist jedoch der Anteil von Menschen mit Hashimoto – einer Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt – bedingt durch ein Zuviel an Jod größer geworden.

Zink

Dann gibt es manchmal auch die Frage, ob Vegetarier*innen und Veganer*innen genügend Zink bekommen. Aber auch hier gilt, eine vollwertige vegetarische oder vegane Nahrung bedingt keinen Zinkmangel.

Es gibt zum Beispiel genügend Zink in Kürbiskernen, Sojabohnen, Haferflocken und Linsen. Wer sich vegetarisch oder vegan ernährt und einen breiten Anteil von Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Salaten und Gemüse isst, bekommt genügend Zink.

Omega 3 Fettsäuren

Manchmal wird heute empfohlen, Seefisch oder Fischöl zu essen, damit man ausreichend Omega-3-Fettsäuren zu sich nimmt. Das ist aber alles großer Unsinn. Zwar braucht der Mensch Omega-3-Fettsäuren, denn diese gehören zu den sogenannten essentiellen Fettsäuren, die der Mensch von außen zuführen muss wie auch Omega-6-Fettsäuren, aber es braucht nur eine sehr geringe Menge an Omega-3-Fettsäuren. In Pflanzenölen sind diese ausreichend vorhanden – insbesondere in Raps-, Lein-, Hanf- und Walnussöl. Auch in Chia-Samen und Mikro-Algen sind genügend Omega-3-Fettsäuren enthalten.

Im Jahr 2016 gab es eine Metastudie, um zu überprüfen, was zusätzliche Omega-3-Fettsäuren überhaupt bringen, denn ab dem Jahr 2000 gab es einen Hype, und es entstanden alle möglichen Präparate zum Einnehmen von Omega-3-Fettsäuren. Sogar Veganer*innen fingen an, Omega-3-Fettsäuren in Form von veganen Kapseln zu schlucken. Die Studie zeigt, dass es überhaupt nichts bringt, Omega-3-Fettsäuren als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen.

Seefisch ist nicht gesund und Omega-3-Fettsäuren braucht es nicht zusätzlich, wenn man sich gesund und vollwertig ernährt. Angenommen, jemand würde in der Regel nur von Pommes, Weißmehlprodukten und Zucker leben, der hätte dann vielleicht einen Fettsäurenmangel. Wer jedoch gesund lebt, Nüsse isst und in kleinen Maßen gepresste Öle zu sich nutzt, bekommt ausreichend Omega-3-Fettsäuren. Und alles, was man mehr zu sich nimmt als man braucht, wird der Körper wie normales Fett behandeln. Wenn man einen Mangel hat, dann gibt es Probleme. Aber wenn man ausreichend hat, dann gibt die zusätzliche Gabe nichts Positives.

Ich habe sogar gehört, dass Menschen, die zu viel Vitamine C zu sich nehmen (also mehrere Gramm pro Tag), zu Herzrhythmusstörungen neigen und andere Probleme bekommen. Wer durch zusätzliche Nahrungsergänzungsmittel zu viel B-Vitamine zu sich nimmt, kann sogar sein Nervensystem durcheinander bringen.

Zusammenfassend kann man sagen: „Wenn du dich vollwertig ernährst und Nahrungsmittel aus allen vier sattwigen Nahrungsmittelgruppen zu dir nimmt, öfters mal die verschiedenen Nahrungsbestandteile abwechselst, dann brauchst du dir keine Gedanken um Mangelerscheinungen zu machen. Im Normalfall wirst du keine Mangelerscheinungen haben, nur bei Vitamine B12 musst du vorsichtig sein.“

Trotzdem möchte ich noch sagen: „Wenn du irgendwann mal Müdigkeit und Antriebslosigkeit spürst, öfters bleich bist, die Hautfarbe sich veränderst, wenn sie Sonnenlicht bekommt, dann wäre es durchaus gut, dein Blut mal testen zu lassen. Das gilt auch unabhängig davon, wie du dich ernährst. Denn es ist nicht nur wichtig, was du isst, sondern auch was der Verdauungstrakt daraus aufnimmt, und was der Körper verwerten kann. Bitte deinen Arzt, dein Blut auf Vitamin B12 und D3, Eisen, Schilddrüsenhormone und den Zuckerspiegel zu überprüfen, wenn es dir nicht so gut geht.“

Zum Thema Mangelerscheinungen lässt sich also sagen, dass eine gesunde vegane Ernährung, die vollwertig und abwechslungsreich ist, eine ausreichende Nährstoffversorgung sichert und sehr viel besser ist als die durchschnittliche aktuelle Ernährungsweise in den westlichen Industriestaaten.

Mehr Informationen über Vegetarismus, Veganismus, Ernährung und Yoga-Ernährung findest du im Yoga Kochbuch“. Das kannst du in unserem Webshop über www.yoga-vidya.de bestellen. In dem Buch gibt es einen theoretischen Teil am Anfang und dann viele leckere Rezepte, die zum Teil sehr einfach zuzubereiten sind. Wir haben natürlich in den Yoga-Vidya-Ashrams auch Kurse, Seminare und Ausbildungen über Ernährung, veganes und ayurvedisches Kochen, in denen du mehr Informationen dazu bekommst. Auf unserer Yoga-Vidya-Website gibt es auch das Portal Vegetarisch Leben mit vielen weiteren Tipps zur Ernährung.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS076 Warum Vegan?

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um eine Vortragsreihe mit mehreren Hundert Vorträgen zum Thema „ganzheitlicher Yoga-Vidya-Weg für Gesundheit, psychische Entwicklung und spirituelle Erfahrung“. Dies ist der fünfte Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe.  Heute geht es um vegane Ernährung und warum diese empfehlenswert ist.

Die klassische Yoga-Ernährung beinhaltet durchaus Milchprodukte und Honig.

Ich selbst empfehle vegane Ernährung und bin der Meinung, dass das in der heutigen Zeit die einzige Form der Kost ist, die ethisch vernünftig und vertretbar ist. Das möchte ich hier jetzt durch verschiedene Argumente und Ausführungen begründen.

Vegan leben heißt, auf tierische Produkte jeglicher Art zu verzichten, also auf Fleisch, Fisch, Eier, Milchprodukte und auch auf Lederprodukte und Wolle. Im weiteren Sinne heißt vegan auch, auf Honig zu verzichten.

Eier

Beginnen wir zuerst mit dem, was schon klar ist. Eier gehören nicht auf den Speiseplan. Auch die klassische Yoga-Ernährung verzichtet auf Eier, denn sie gelten als eine Mischung aus rajassig (macht unruhig) und tamassig (macht träge).

Eier machen den Geist unruhig und sind deswegen rajassig. Eier sind tamasig, weil sie ungesund sind und viel Cholesterin enthalten. Sie sind obendrein mit dem Töten von Tieren verbunden, was unethisch ist und sie dadurch ebenfalls tamassig macht.

 

Milchprodukte

Der zweite Bestandteil, auf den man als Veganer verzichtet, sind Milchprodukte.

Jetzt wirst du in Swami Sivanandas Bücher, alten Yoga- und Ayurvedaschriften manchmal lesen, dass man Milchprodukte zu sich nehmen soll. Trotzdem empfehle ich dir, keine Milchprodukte zu nutzen.

Und dafür gibt es gute Gründe.

Im alten Indien, und das ist nicht das Indien der letzten hundert Jahre, waren Kühe heilig. Sie wurden freundlich behandelt, durften nicht getötet und nicht auf der Straße ausgesetzt werden. Kühe und Rinder wurden genutzt als Zugtiere für den Pflug und als Transporttiere. Der Kuhdung war ein Brennstoff zum Kochen und Heizen, aber es wurden auch Arzneimittel daraus hergestellt, genau wie aus Kuh-Urin. Getrockneter Kuhdung war außerdem ein beliebtes Mittel, um weiße Farbe herzustellen. Die Kuhhäute wurden verwendet, um Leder zu gerben.

So waren Kühe, die auf natürlich Weise gestorben sind, wichtig, aber sie wurden nicht getötet. Und es war auch ökologisch verträglich, dass man die Kühe weiter wachsen ließ.

Man hat von den Kühen nur so viel Milch genommen, wie das Kalb nicht gebraucht hat. Zuerst hat sich das Kalb sattgetrunken, und erst danach hat man die restliche Milch gemolken, so viel wie die Kuh gegeben hat.

Das war eine mitfühlende Weise der Milchproduktion, und man kann sagen, dabei ist natürlich nicht so viel Milch entstanden.

 

In unserer heutigen Zeit ist die Milchproduktion mit Grausamkeit verbunden. In der Massentierhaltung werden Tiere mit ausgeprägtem Sozialverhalten isoliert und angebunden in enge Stelle gesteckt. Sie können sich ihr ganzes Leben lang nicht artgerecht bewegen – abgesehen von aufstehen und wieder hinlegen. Sie bekommen nichts von der Welt mit und sehen niemals Tageslicht. Das ist einfach nur grausam.

Auch in der Ökologischen bzw. Bio-Tierhaltung, der sogenannten artgerechten Tierhaltung, ist Milchproduktion mit Grausamkeit verbunden – und zwar aus zwei Gründen: Erstens ist die Milchproduktion notwendigerweise verbunden mit der Fleischproduktion. Zweitens ist Milchproduktion aus hygienischen Gründen heute verbunden mit der Isolierung des Kalbs von der Mutter.

 

Wolle

Warum sollte man keine Wollprodukte anziehen?

Angenommen, du würdest Wollprodukte nutzen, deren Wolle zum Beispiel von Heidschnucken oder Deichschafen gewonnen wurde, dann würde nicht unbedingt etwas dagegen sprechen.

Die Schäfer, die sich heutzutage um die Schafe an Deichen oder manchen Teilen der Heide kümmern, sind in der Regel sehr freundlich zu ihren Tieren. Aber die normale Wolle, die du in den typischen Wollpullovern und Wollteppichen findest, wird nicht daher gewonnen. Diese stammt typischerweise aus Australien oder Neuseeland, wo die Schafe nicht einmal mehr von Hand geschoren werden, sondern maschinell, was mit großem Leid verbunden ist. Die Schafe werden in eine Maschine reingetrieben und geschoren, was für die Tiere Stress bedeutet und wobei die Haut oft verletzt wird. Dann erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, denn durch die Wunden gibt es Entzündungsgefahren.

Wollproduktion ist heutzutage also in der Regel mit Leid von Schafen verbunden.

Wenn du nur Wolle von Schafen kaufen würdest, mit denen garantiert freundlich umgegangen wird und die ausreichend Auslauf an der frischen Luft haben, ist das vermutlich vertretbar. Aber sei dir bewusst, dass Wollproduktion heutzutage für gewöhnlich mit Grausamkeit verbunden ist.

Honig

Mit dem Verzehr von Honig gehen Veganer ganz unterschiedlich um.

Einer der großen Befürworter des Veganismus ist Rüdiger Dahlke, der sagt, dass nichts gegen eine naturgemäße Bienenhaltung spricht.

Wir haben zum Beispiel einen Imker, der Ahimsa-Honig produziert. Er nimmt den Bienen ihren Honig nicht weg, sondern nimmt nur einen Teil des Honigs, damit die Bienen genug Honig für sich behalten, um ihr Immunsystem gesund zu halten und nicht nur Zuckerlösung essen müssen. Und er bemüht sich auch, dass keine Bienen getötet werden, wenn er den Honig erntet.

Was aber umgekehrt heißt, dass Honigbienen in Deutschland über den Winter normalerweise nur Zuckerlösung bekommen und der komplette Honig von den Menschen genommen wird. Folglich sind die Bienen nicht mehr so widerstandsfähig, denn Zucker ist nicht so gesund wie Honig.

Wenn Imker den Honig entnehmen, wehren sich die Bienen dagegen und viele Honigbienen kommen dabei ums Leben.

Ob Honig auf deinen Speiseplan gehören soll oder nicht, musst du selbst entscheiden. Ich habe mich dazu entschieden, konsequent zu sein und bis auf wenige Ausnahmen keinen Honig zu verwenden.

Leder

Dass Leder auch mit der Fleischindustrie verbunden ist, dürfte klar sein.

Deshalb trage ich selbstverständlich kein Leder; es gibt glücklicherweise inzwischen gute vegane Alternativen.

Im Grunde genommen sind günstige Schuhe heutzutage fast immer vegan, aber es gibt auch hochwertige vegane Schuhe – also Schuhe ohne Leder.

Und man sollte auch keine Ledertaschen haben, denn es gibt genügend andere Materialien.

Autos mit Ledersitzen sollte man nicht kaufen und auch keine Ledercouch.

 

 

Zum Schluss möchte ich dir noch ein paar positive und ermutigende Worte mit auf den Weg geben.

Es gibt nicht nur die Alles-oder-Nichts-Philosophie, denn oft ist es leichter, einen Weg Schritt für Schritt zu gehen. Je weniger tierische Produkte, umso besser. Der wichtigste Schritt ist sicherlich der vom Fleischesser zum Vegetarier. Und der Schritt vom Vegetarier zum Veganer ist auch nochmal wichtig, kann aber in vielen kleinen Schritten erfolgen, indem man nach und nach bestimmte tierische Produkte austauscht gegen Produkte auf pflanzlicher Basis. Die größte Grausamkeit entsteht vor allem durch die Fleischproduktion. Durch Eier und Milchproduktion gibt es zwar auch Grausamkeit, aber vor allem in der Massentierhaltung. Also je weniger Grausamkeit, je mitfühlender, umso besser.

Ein Veganer wird auf nichts verzichten müssen, er wird an keinem Mangel leiden. Er wird sein Essen genauso gut genießen können – oder sogar noch besser – als jemand, der Fleisch zu sich nimmt.

Aus gesundheitlichen, ethischen und energetischen Gründen ist es wichtig, sattvig zu sein – also auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen zu verzichten. Und zusätzlich ist es ratsam, auch auf Eier, Milchprodukte, Wolle und Leder zu verzichten.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um eine Vortragsreihe mit mehreren Hundert Vorträgen zum Thema „ganzheitlicher Yoga-Vidya-Weg für Gesundheit, psychische Entwicklung und spirituelle Erfahrung“. Dies ist der vierte Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe. Heute geht es um Sivanandas Ratschläge zur gesunden Ernährung.

Swami Sivananda war ein indischer Arzt und ein Yoga-Meister; er lebte von 1887 bis 1963.

Schon als Jugendlicher hat er sich mit dem Thema Ernährung beschäftigt. Er studierte Medizin, war aber nicht nur interessiert an der westlichen Schulmedizin, die er in einer südindischen medizinischen Hochschule studierte. Als Student setzte er sich auseinander mit der Vollwerternährung und befasste sich mit den westlichen Theorien von Bircher-Benner, der Kollath-Ernährung, englischer Naturheilkunde, Ayurveda und Hatha-Yoga-Ratschlägen. So entwickelte er ein wunderbares Gesundheitskonzept, dass auf der Basis der Naturheilkunde, Schulmedizin, Hatha Yoga und Ayurveda aufbaut.

Daher hat er Verschiedenes empfohlen, und schon die letzten Vorträge über Ernährung sind in Harmonie mit Swami Sivanandas Lehren.

Swami Sivananda hat diverse Bücher geschrieben über Hatha Yoga und Gesundheit. Aus diesen Büchern sind einige Tipps abgedruckt: zum Beispiel die Regeln für die Ernährung aus dem „Yogalehrer Handbuch“ bzw. Yoga Kochbuch aus dem Yoga-Vidya-Verlag.

Einige von diesen Tipps möchte ich hier weitergeben und dazu noch einige Ratschläge.

Swami Sivananda beginnt mit

 „Esse mäßig. Stehe erst vom Tisch auf, wenn der Magen zu drei Viertel gefühlt ist. Überlade deinen Magen nicht.“

Ein altes Yoga-Prinzip lautet: „Fülle den Magen zur Hälfte mit fester Nahrung, zu einem Viertel mit flüssiger Nahrung und lass ein Viertel leer zur Bewegung der Gase.“ Oder man sagt auch: „Bring den Rest Gott dar.“

Es heißt auch so schön, dass es gut ist, leicht hungrig zu sein – also nicht zu viel zu essen. Darauf kommen wir später noch einmal zurück.

„Esse nur, wenn du tatsächlich hungrig bist. Misstraue falschen Hungergefühlen.“

Es ist gut, nicht zu häufig zu essen. Und es ist gut, nicht zu viel zu essen.

„Esse nichts zwischen den Mahlzeiten.“

In der westlichen Ernährungsmedizin, der Ökotrophologie, wurde bis vor ein paar Jahren gelehrt, dass man fünf Mal am Tag essen soll – also besser viele kleine Mahlzeiten, als wenige große Mahlzeiten. Heutzutage gilt das als überholt, es wird empfohlen, zwei bis maximal drei Mahlzeiten zu sich zu nehmen und dazwischen nichts zu essen. Das gilt als besonders gesund für die Verdauungsorgane und den ganzen Körper.

„Esse gesunde Nahrung in vernünftigen Mengen zu festgelegten Zeiten.“

Der Mensch ist ein rhythmisches Wesen, und wenn du jeden Tag zur gleichen Zeit isst, werden die Verdauungssäfte sich darauf vorbereiten.

Es gibt Teile der Welt, wo man nur einmal am Tag isst, und die Menschen sind zwischen den Mahlzeiten auch nicht hungrig. Wenn der Mensch weiß, dass es nur zu einem bestimmten Zeitpunkt essen gibt, dann stellt sich der Körper darauf ein.

Gerade bei Menschen, die zu viel Vata (Unruhe) neigen sind feste Essenszeiten hilfreich.

„Nimm keine zu heiße oder zu kalte Nahrung zu dir. Das reizt den Magen und ruft Unverdaulichkeit hervor.“

Nahrung von normaler Temperatur ist am leichtesten für den menschlichen Körper verdaulich. Eis essen ist nicht so gut und zu heiß essen auch nicht.

„Esse nichts, was du nicht magst. Aber esse nicht alles, was du magst.“

Diese Aussage bezieht sich auf die natürliche und gestörte Intuition. Die natürliche Intuition sorgt dafür, dass du das magst, was gesund für dich ist. Und um diese gesunde Intuition zu fördern, solltest du nichts essen, was du nicht magst.

 

 „Reduziere den Verzehr von gekochten Speisen auf ein Minimum.“

 Je roher etwas ist, umso mehr Prana enthält es.

Zwar sind alle Menschen unterschiedlich, aber für die meisten gilt, dass gekochte Getreide und Hülsenfrüchten gut sind und etwas gekochtes Gemüse. Aber man sollte viel Rohkost zu sich nehmen und viel Obst.

Im Ayurveda unterscheidet man zwischen Vata, Pitta und Kapha, aber das war bereits Thema eines anderen Vortrags.

„Nimm nur vier bis fünf verschiede Nahrungsmittel pro Mahlzeit zu dir. Verzichte auf zu vielfältige Kombinationen und Mischungen. Die Verdauungssäfte können verschiedenartige und komplexe Zusammensetzungen nur schwer verdauen.“

Das ist ein wichtiger Ratschlag. Mittags ist es gut, etwas anderes zu essen als abends und auch nicht zu viel Verschiedenes in einer Mahlzeit.

Es ist von Vorteil, über die Woche ein breites Nahrungsmittelspektrum zu sich zu nehmen aber eben nicht in einer Mahlzeit.

 

 

„Esse schweigend.“

In manchen indischen Ashrams, zum Beispiel im Sivananda Ashram in Rishikesh, wird tatsächlich im Schweigen gegessen. Im großen Speisesaal, wo mehrere hundert Menschen zusammen essen, wird geschwiegen.

Auch bei Yoga Vidya in Bad Meinberg haben wir einen Speisesaal, der nur zum Essen im Schweigen reserviert ist. Das ist aber der kleine Speisesaal. Es gibt dort auch den großen Speisesaal, in dem gesprochen werden darf.

Die meisten Familien haben ihre Gesprächsmöglichkeit beim gemeinsamen Essen, denn tagsüber sind sie häufig in unterschiedlichen Veranstaltungen. Da wäre es vermutlich nicht gut, wenn sie beim gemeinsamen Essen schweigen würden. Aber es ist dann hilfreich, während der Mahlzeiten nur respektvolle, freundliche Unterhaltungen zu haben, keine Auseinandersetzungen oder Streitgespräche.

Es ist gut, meditativ zu essen.

Wenn du es mal ausprobierst, deine Mahlzeit bewusst und schweigend zu essen, wirst du das vielleicht zu schätzen lernen.

Es gibt einige Menschen, die auch deshalb zu Yoga Vidya nach Bad Meinberg kommen für ihre Yoga-Ferien-Seminare, denn wenn viele Menschen zusammen schweigend essen, entsteht eine große Stimmung der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit.

 

 

„Vermeide spätabendliches Essen.“

Wenn du direkt vor dem Schlafengehen isst, kann das zu Alpträumen und Unruhe führen und der Schlaf bringt weniger Erholsamkeit.

Ein bis drei Stunden vor dem Schlafengehen sollte man möglichst nichts mehr essen. Im Tagesablauf bei Yoga Vidya ist das Abendessen um 18:00 Uhr, dann gibt es um 20:00 Uhr Satsang und anschließend einen Vortrag. Und so hast du zwischen 19:00 Uhr und 22:30 Uhr, wenn die meisten Ashram-Gäste schlafen gehen, noch 3,5 Stunden Zeit, sodass bereits ein großer Teil verdaut ist und du besser schlafen kannst.

„Esse nicht, wenn du zornig oder verärgert bist. Ruhe einen Augenblick, bis dein Geist die Ruhe wiederfindet. Esse erst dann.“

Wenn man zornig ist, scheiden die Drüsen Gifte aus, die ins Blut geschickt werden, wodurch die Verdauung beeinträchtigt wird.

Mache es dir zu Gewohnheit, ruhig zu werden, bevor du isst. Deshalb führe auch keine Auseinandersetzungen beim Essen.

Eine gute Hilfe ist auch, vor dem Essen ein Tischgebet zu sprechen oder sich einen Moment lang zu sammeln, das OM zu wiederholen, das Essen mit den Händen zu segnen oder Dankbarkeit auszudrücken.

„Nimm die Nahrung wie Medizin zu dir. Sei nicht naschhaft.“

„Faste einmal pro Woche. Durch Fasten werden Gifte ausgeschieden, der innere Mechanismus wiederhergestellt, und die Organe können sich erholen.“

Man kann einmal pro Woche für einen Tag fasten oder ein bis zwei Mal im Jahr fünf Tage lang am Stück und vielleicht alle paar Jahre auch ein längeres Fasten machen.

Fasten ist ein Thema, worauf ich in einem anderen Vortrag dieser Reihe ausführlicher eingehen werde.

„Während der Mahlzeiten und zu jeder Zeit denke daran, dass Gott in allen Nahrungsmitteln wohnt, in Früchten und im Gemüse. Er schenkt allen Nutzen. Bete zu ihm unmittelbar vor und nach dem Essen.“

Auch das Essen kann zur spirituelle Handlung werden, wenn du dich vor der Mahlzeit mit dem Göttlichen verbindest, mit Mutter Erde und all denen, die die Nahrung angebaut, geerntet, auf den Marktplatz gebracht und gekocht haben. Das ist eine wunderschöne spirituelle Übung.

Nach dem Essen Dankbarkeit zu zeigen, sich einen Moment zu sammeln, Segensgedanken in die ganze Welt zu schicken ist etwas Wunderbares und hilft auch der Verdauung, aber vor allen Dingen erhebt es deinen Geist.

Spirituelle Praxis ist nicht nur Meditation, Pranayama, Asanas und Mantra Singen. Spirituelle Praxis kann auch das Essen sein.

Soweit die Regeln für die Ernährung von Swami Sivananda. Du findest diese im „Yogalehrer Handbuch“ und „Yoga Kochbuch“ aus dem Yoga-Vidya-Verlag und natürlich auch auf unserer Website www.yoga-vidya.de. Gebe im Suchfeld „Regeln für die Ernährung Swami Sivananda“ ein, dann findest du diese Empfehlungen von Swami Sivananda.

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Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS074 Die vier sattwigen Nahrungsgruppen

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um den dritten Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe. Heute geht es um die vier sattwigen Nahrungsgruppen – auch die vier sattwigen Nahrungsmittelkategorien genannt. Ich habe für dich insgesamt mehrere hundert Vorträge über das ganzheitliche Yogasystem, wie wir es bei Yoga Vidya lehren.

Sattwige Ernährung

Heute möchte ich also auf sattwige Nahrung und die sattwigen Nahrungsmittelkategorien eingehen. Ich hatte beim letzten Vortrag darüber gesprochen, was sattwige Ernährung ist.

Wenn du dich sattwig ernähren willst, was ich hoffe, dann sind für dich vier sattwige Nahrungsmittelkategorien wichtig. Zum einen gibt es die Kohlenhydratspender wie Vollkorngetreide und Kartoffeln. Die zweite Gruppe sind die Eiweißspender; dazu gehören Hülsenfrüchte und auch Nüsse. Zur dritten Kategorie gehören Salate und (gekochtes) Gemüse, Salat-Rohkost (also das, was man roh isst). Als viertes gibt es Obst, welches man typischerweise ebenfalls roh zu sich nehmen sollte.

Die erste sattwige Nahrungsmittelkategorie: Kohlenhydratspender

Zu den Kohlenhydratspendern gehört eine ganze Reihe von Nahrungsmitteln. Der Durchschnittsdeutsche kennt unter den Kohlenhydratspendern im Wesentlichen Kartoffeln, Weizen und Roggen, und dann kommt erst mal lange Zeit gar nichts. Kartoffeln werden hauptsächlich gekocht, gebraten, frittiert oder zu Kartoffelbrei verarbeitet und vieles andere. Getreide nimmt der Durchschnittsdeutsche meistens als Weißmehl, weiße Nudeln oder Weißbrot und Brötchen zu sich. Auf den Brötchenrand werden noch ein paar Sonnenblumensamen gesetzt und dann denkt man, das wäre gesund. Das Gleiche gibt es noch in Roggen: Roggenmehl als Auszugsmehl ohne den Keim und ohne die Kleie ist auch nicht gesund, und wenn man daraus Nudeln macht wird es auch nicht gesünder. Und weißer Reis ist auch nicht gesund. Vollkorngetreide dagegen ist gesund. Kartoffeln sind natürlich gesünder, wenn man sie kocht anstatt sie zu braten oder zu frittieren. Dann sind Kartoffeln gesund.

Getreide ist vor allen Dingen dann gesund, wenn es als Vollkornprodukt gegessen wird. Da gibt es eine ganze Menge: Vollkornbrot, Vollkornbrötchen, Weizen, Dinkel, Roggen, Amaranth, Quinoa, Hirse, Mais, Gerste, Hafer und einige andere. Tapioka würde auch noch dazu gehören, ist auch Kohlenhydratspender, allerdings kein Getreide. Auch Buchweizen ist im engeren Sinne kein Getreide, gehört aber ebenso zu den Kohlenhydratspendern. Vom Grundsatz her: im Vollkorn ist alles drin, was man braucht.

 

Die zweite sattwige Nahrungsmittelkategorie: Eiweißspender

Die zweite Nahrungsmittelkategorie sind die Eiweißspender. Dazu gehören insbesondere in der vegetarischen und veganen Ernährung Hülsenfrüchte. Bei Hülsenfrüchten gibt es auch ein ganzes Universum an verschiedenen Sorten. Die meisten Menschen kennen vielleicht Linsen und Bohnen, aber es gibt so viele verschiedene Hülsenfrüchte: verschiedene Arten von Linsen wie grüne Linsen, die in Deutschland populär sind; Le Puy, französische Linsen, die ganz anders schmecken und sehr viel feiner; rote Linsen, die in Indien sehr beliebt sind und verschiedene Arten von Bohnen wie Mungbohnen, Azukibohnen, verschiedene rote Bohnen, Ackerbohnen, weiße und grüne Bohnen und vieles mehr.

Also mein Tipp ist, durchaus mal verschiedene Hülsenfrüchte zu probieren und auch zu schauen, welche man besonders gut verträgt. Wichtig bei Hülsenfrüchten ist, dass sie ausreichend gekocht sind, sonst können sie Blähungen verursachen. Manche Menschen haben ein bisschen Angst vor Bohnen und Erbsen, weil sie denken, sie wirken blähend. Wenn man sie ausreichend kocht und etwas Kümmel oder Fenchelsamen hineingibt, wirken sie weniger blähend. Und wenn man keine Weißmehl- und Zuckerprodukte zu sich nimmt, kann der Körper plötzlich auch die Hülsenfrüchte sehr viel besser verdauen. Also ein ganzes Universum kann sich öffnen an Hülsenfrüchten, wenn man mal in einen Naturkostladen geht und verschiedenes ausprobiert – so viele tolle Geschmacksrichtungen.

Dann kann man natürlich auch mit Hülsenfrüchten einige Produkte herstellen – zum Beispiel Tofu und Tempeh. Tofu ist besonders leicht verdaulich und viele Menschen merken, dass sie durch Tofu auch den Hunger oder Heißhunger auf Süßes verlieren. Wer auf vegetarische oder vegane Ernährung  umstellt und Heißhunger auf Süßes bekommt, kann mal probieren, für eine Weile mehr Tofu zu sich zu nehmen und dann wird der Heißhunger auf Süßes möglicherweise weniger oder verschwindet ganz.

Fleischersatzprodukte

Vielleicht noch etwas mit Hülsenfrüchten: es gibt ja auch verschiedene sogenannte Fleischersatzprodukte. Inzwischen gibt es immer mehr Wurstunternehmen, die immer mehr vegetarische und vegane Würste herstellen und anderes. Es wäre natürlich klüger, man verzichtet darauf und isst das Ganze in natürlicher Form: Hülsenfrüchte, Tofu und Tempeh: Aber vegane Wurst ist gesünder als fleischliche Wurst. Fleischersatzprodukte sind in jedem Fall gesünder als die fleischlichen Produkte. Sie sind gesünder für die Tiere, die dafür nicht getötet werden und auch gesünder für den Menschen. Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass Menschen, die auf Fleischersatzprodukte ausweichen, gesünder sind und weniger Mortalität haben – also weniger Sterblichkeitsrate als diejenigen, die Fleisch und Wurstwaren tierischen Ursprungs zu sich nehmen. Aber im Yoga würde man sagen: je natürlicher umso besser – also besser Hülsenfrüchte in der Urform als Fleischersatzprodukte.

Keimlinge

Eine Sonderform von Hülsenfrüchten und Getreide sind Keimlinge. Sie sind voller Prana. Man kann Weizen und Buchweizen keimen lassen und praktisch alle Hülsenfrüchte. Die Keimlinge schmecken sehr gut. Manche Hülsenfrüchte muss man lang genug keimen lassen, damit sie gesund sind – zum Beispiel Mungbohnen. Wenn du Mungbohnen in größerem Maße isst und sie nicht ausreichend gekeimt sind, sind noch bestimmte Bestandteile enthalten, die nicht so gesund sind. Am besten schaust du dir bei verschiedenen Hülsenfrüchten oder Getreiden an, wie lang eine gute Keimdauer ist. Man kann die Keimlinge bei sich zu Hause gut herstellen, so hast du selbst das Gefühl, irgendwie etwas angebaut zu haben und etwas zu verzehren, was du selbst zubereitet hast. Aber viele Supermärkte und Naturkostläden und Reformhäuser haben auch abgepackte Keimlinge, die ebenfalls recht frisch sind.

Nüsse

Außerdem sind Nüsse ganz gesund. Nüsse haben auch genügend Eiweiße und auch B-Vitamine. Sie haben oft einen hohen Fettanteil. Aber angenommen, du lebst vegan, dann brauchst du dir keine Gedanken zu machen über zu viel Fett. Du verzehrst ja grundsätzlich ausschließlich gesunde Sachen, in denen nicht zu viel Fett enthalten ist. Da ist es sogar gut, etwas Fett zu haben über die Nüsse. Auch bei den Nüssen gibt es wieder ein riesiges, kulinarisches Universum, das sich auftut, wenn du dich ein bisschen damit beschäftigst: Haselnüssen, Mandeln, Paranüssen, Cashewnüsse, Erdmandeln. Manche sind der Meinung, sie gehören zu den Kohlenhydratspendern. Wenn man jetzt noch die ganzen südamerikanischen Sorten hinzufügt, sind manche eher Kohlehydratspender und manche eher Eiweißspender. Natürlich sollte man nicht zu viele Nüsse essen, ansonsten hat man wieder zu viele Kalorien. Was in eine Hand gut hineingeht über den Tag verteilt ist gesund.

Die dritte sattwige Nahrungsmittelkategorie: Salat und Gemüse

Dann kommen wir zu Salat und Gemüse. Auch hier gibt es verschiedene Sorten. Grundsätzlich mehr Prana ist drin, wenn es roh ist. Salat, Gemüse und Obst sind die sattwigsten Nahrungsbestandteile und die prana-reichsten zusammen mit frischen Nüssen, die also nicht erhitzt wurden, Keimlingen aus Hülsenfrüchten oder Getreiden. Besonders viel Prana hat alles, was frisch ist und nicht erhitzt wurde. Deshalb ist es gut, einen hohen Rohkostanteil zu sich zu nehmen. Dann sollte man noch schauen, welche Gemüse man besonders gut verträgt, und welche verschiedenen Gemüse man besonders gerne mag.

Die vierte sattwige Nahrungsmittelkategorie: Obst

An Obst gibt es natürlich auch heutzutage eine reiche Auswahl. Natürlich ist besonders gut, das Obst der aktuellen Saison zu essen. Im Frühsommer gibt es insbesondere Erdbeeren; im Spätsommer Kirschen, Pflaumen, Aprikosen, Pfirsich; im Frühherbst Äpfel und Birnen. Wenn man sich daran besonders orientiert, was es gerade gibt, ist das sehr gut. Aber im Winter gibt es kein frisches Obst. Da der Mensch aber evolutionsbiologisch vermutlich aus den Tropen oder Subtropen stammt, braucht er auch im Winter Obst, und so wird man dann eingeführtes Obst aus anderen Ländern essen können.

Im Yoga gibt es nochmal eine besondere Ernährungsrichtung, das ist Ayurveda, und es wird im anderen Kontext auch noch über Ayurveda gesprochen. Dort werden zum Beispiel die Menschen eingeteilt in Vata-, Pitta- und Kapha-Typen. Der Vata-Typ sollte etwas mehr Gekochtes essen, der Pitta-Typ sollte mehr Kühlendes und Rohes zu sich nehmen, und der Kapha-Typ sollte mehr Nahrung mit Nahrung essen, die energetisiert und aktiviert. Das ist aber ein anderes Thema für einen anderen Vortrag.

Wenn du dich jetzt gesund ernähren willst, wäre die allgemeine Yoga-Empfehlung: Nimm jeden Tag etwas aus den Kategorien Kohlehydratspender, Eiweißspender, Rohkost und Gemüse sowie Obst zu dir. Wenn du das machst und auch öfters abwechselst, dann hast du grundsätzlich alle wichtigen Nährstoffe.

Sonderkostformen

Auf dieser Basis aufbauend gibt es die verschiedensten Sonderkostformen. Es gibt zum Beispiel Trennkost, Rohkost, Ayurveda-Vata-Reduktionskost sowie Pitta- und Kapha-Reduktionskost, eiweißreiche, getreidelose und fettarme Kost, Low-Carb- und High-Carb-Diät und so weiter. Es gibt noch auf dem Gebiet der sattwigen Ernährung die verschiedensten Unterkostformen. In Yoga-Vidya-Ashrams bemühen wir uns, ein reichhaltiges Buffet bereitzustellen, sodass Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen von allem genügend bekommen, was sie brauchen.

 

 

Zusammenfassung:

Es gibt also vier sattwige Nahrungsgruppen: Kohlehydratreiche – insbesondere Vollkorn, Getreide und Getreideartiges wie auch Kartoffeln; Eiweißreiche – wie Hülsenfrüchte und Nüsse; Salat und Gemüse – also als Rohkost oder gekocht; Obst – vorzugsweise als Rohkost.

Mehr Informationen über Ernährung findest du auf unserer Website www.yoga-vidya.de unter Verwendung der Suchfunktion. Du könntest zum Beispiel suchen nach „sattwige Rezepte“ oder „Das Yoga Kochbuch“ oder „Kochausbildung“ oder „vegane Ernährungsberater Ausbildung“ oder auch „ayurvedisch kochen“ und so findest du eine Menge mehr Informationen darüber.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS073 Yoga-Ernährung: die drei Gunas

Dies ist ein Vortrag im Rahmen der Yoga-Vidya-Schulung. Es handelt sich um den zweiten Vortrag zum Thema „Yoga-Ernährung“ in dieser Reihe. Heute geht es um die drei Gunas (Eigenschaften der Natur): Sattva (Reinheit, Licht, Erhebung), Rajas (Unruhe, Gier) und Tamas (Trägheit, Dunkelheit im Sinne von Unwissenheit).

Im Yoga teilen wir alles ein in drei Gunas, die zeigen sollen, wie alles auf den menschlichen Geist wirkt, und wie man sein Leben sattwiger gestalten kann.

Vom Standpunkt der Gunas gibt es sattwige, rajassige und tamassige Ernährung.

In der Bhagavad Gita (Gesang des Erhabenen), eine der wichtigsten heiligen Schriften, wird über diese Arten der Ernährung gesprochen. In dem uralten Werk, spricht Krishna über tamassige, rajassige und sattwige Nahrung, wobei er nur auf die Wirkung der Ernährung auf Psyche und Gesundheit eingeht und nicht genau sagt, was es ist.

In späteren Zeiten wurde immer wieder interpretiert, welche Nahrungsmittel man welcher Art zuordnen kann vor dem Hintergrund der Kriterien, die Krishna in der Bhagavad Gita erwähnt?

In einem anderen Vortrag werde ich auch über die Bhagavad Gita Verse selbst sprechen; hier will ich nur eben die Grundlagen nennen.

 

Tamassige Nahrung

Tamassige Nahrung ist schlecht für die Gesundheit, liefert wenig Energie und macht träge und deprimiert – macht grobstofflich.

Dazu gehören Nahrungsmittel, die unethisch sind, die man also nur bekommen kann, indem man anderen Lebewesen schadet. Das Bewusstsein wird gedämpft und die Auswirkungen auf die Psyche sind schlecht.

 

Rajassige Nahrung

Rajassige Nahrung macht den Geist unruhig und nervös. Rajas heißt Unruhe.

Diese Nahrung führt dazu, dass man ängstlich und auch leicht ärgerlich wird. Es fällt schwer, sich zu konzentrieren und den Geist zu fokussieren. All das bewirkt rajassige Nahrung.

Rajassige Nahrung ist oft auch ungesund und unethisch, aber nicht immer. Sie ist tatsächlich hauptsächlich definiert über das, was die Nahrung mit dem Geist anstellt.

 

Sattwige Ernährung

Als drittes gibt es die sattwige Ernährung. Man kann sagen, dass sattwige Ernährung das Gegenteil von tamassiger Ernährung ist.

Sattwige Ernährung ist grundsätzlich gesund. Was auch immer sattwig ist, muss auch gesund sein.

Sattwige Ernährung heißt wörtlich reine Ernährung. „Satt“ heißt auch (die höchste) Wahrheit. Sattva ist das, was aus der höchsten Wahrheit kommt, in der Wahrheit ruht und in die Wahrheit führt. Und das muss erstens gesund sein und zweitens auch ethisch.

Unethische Nahrung, die zum Beispiel gewonnen wird, indem Lebewesen geschadet wird, kann nicht sattwig sein.

Sattwig ist das, was erhebend ist und die Meditation erleichtert, was uns hilft, das Göttliche zu erfahren und eins zu sein mit dem Göttlichen, was ein liebevolles Gefühl zu anderen Menschen, zur Natur und zum Göttlichen fördert. Das alles ist sattwige Nahrung.

Nahrung, die unsere Wahrnehmung subtiler werden lässt, sodass wir subtilere Aspekte der Schöpfung erfahren können. Sie ist gut für unsere Energiekanäle, die Nadis, und sorgt dafür, dass die höheren Chakren aktiv werden. Das ist sattwig.

Verschiedene Nahrungsmittel sind besonders grob-tamassig, und manche sind leicht-tamassig. Und dann gibt es also rajassige und sattwige Nahrungsmittel.

 

Tamassige Ernährung

Zur tamassigen Ernährung gehört all das, was unethisch und sehr ungesund ist. Aus diesen Gründen ist klar, dass Fleisch und Fisch tamassige Nahrung sind. Das Essen von Fleisch und Fisch ist in hohem Grad unethisch, weil Lebewesen dafür getötet werden müssen und das Töten der Tiere mit sehr viel Grausamkeit verbunden ist. Darüber habe ich schon im letzten Vortrag gesprochen zum Thema „Warum vegetarisch?“

Fleisch und Fisch können nur „gewonnen“ werden, indem dort auch ökologische Schwierigkeiten entstehen. So viele Probleme in dieser Welt könnten sofort gelöst werden, wenn Menschen Vegetarier werden. Ich will das aber nicht weiter ausbauen, denn es gab schon einen ganzen Vortrag über „Warum vegetarisch?“  – also warum kein Fleisch und Fisch?

Fleisch und Fisch gehören zu der Kategorie der tamassigen Nahrung, sind also ungesund, unethisch, schlecht für die Psyche und für die Energie. Fleischliche Nahrung dämpft die Psyche, erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Depressivität und psychische Erkrankungen.

Man kann durchaus sagen: „Je mehr in einem Land Fleisch gegessen wird, umso höher ist auch die Rate von psychischen Erkrankungen.“

Deshalb ist Fleisch und Fisch als tamassig zu klassifizieren.

Alkohol ist ebenfalls als tamassig zu klassifizieren, denn er ist ungesund – insbesondere für die Leber. Alkoholische Getränke zu konsumieren erhöht die Wahrscheinlichkeit auf Leberkrebs und auf andere Lebererkrankungen und erhöht auch die Wahrscheinlichkeit auf Darmkrebs und viele weitere Erkrankungen.

Der Konsum alkoholischer Getränken kann auch das Risiko einer psychischen Abhängigkeit erhöhen. Ich will auch diesen Teil kurz halten, weil ich in einem anderen Vortrag über „die 5 K“ schon darüber erzählt habe.

Es ist auch unethisch, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen, weil es einige Menschen gibt, die eine Neigung zur Alkoholsucht haben – also Suchtpersönlichkeiten. Jeder Mensch, der täglich alkoholische Getränke zu sich nimmt – oder auch nur ab und zu mal – führt andere Menschen dazu, diese auch zu sich zu nehmen, obwohl die eigentlich wegen ihrer psychischen Gesundheit keine alkoholischen Getränke trinken dürfen.

Man sollte daher aus ethische Gründen keinen Alkohol trinken. Alkohol ist auch schlecht für die Psyche und die Energien.

Es gibt die sogenannte Kirlian-Fotografie, auch Aura-Fotografie genannt. Die Kirlian-Fotografie ist eine Form der Energie-Fotografie, bei der die Aura von Gegenständen, Pflanzen, und Händen sichtbar gemacht werden. Die Energien in uns und um uns herum sind für hellsichtige Menschen als verschiedene Farben um unseren physischen Körper herum zu erkennen. Ein spezielles Verfahren in der Fotografie, das von Semjon Dawidowitsch Kirlian entwickelt wurde, macht dieses Farbfeld für alle sichtbar. Bei Menschen, die Alkohol getrunken haben, verändert sich die Aura, der Energiezustand, die Nadis (Energiekanäle) und Chakras (Energiezentren) werden gestört.

Man sollte also als Yoga-Übende*r keinen Alkohol zu sich nehmen, und eigentlich sollte man grundsätzlich auch keinen Alkohol trinken.

Das Rauchen von Tabak ist ebenfalls tamassig und hochgradig ungesund.

Dann gibt es die bewusstseinsverändernden Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes. Eventuell werden in den nächsten Jahren manche Drogen entkriminalisiert, vielleicht auch aus guten Gründen. Aber egal ob diese entkriminalisiert werden oder nicht, vom Yoga-Standpunkt aus sind sie tamassig.

Drogen sind auf jeden Fall ungesund. Man weiß heute, dass bei Menschen, die in ihrer Jugend Marihuana genommen haben, noch zwanzig bis dreißig Jahre später das Risiko, eine psychische Erkrankung zu bekommen, um den Faktor zwei bis vier höher ist. Von Depressivität, klinischer Psychose bis Schizophrenie usw. Die Wahrscheinlichkeit solcher Erkrankungen steigt erheblich, wenn Menschen in der Jugend Drogen zu sich genommen haben. Außerdem steigt auch die Aussicht auf andere Erkrankungen.

Bewusstseinsverändernde Drogen sind nicht nur deshalb unethisch, weil sie häufig mit Beschaffungskriminalität verbunden sind, sondern auch, weil so viele amerikanische Staaten dadurch so viel Kriminalität haben. Personen, die zur Mafia gehören, haben zum Teil hohe Regierungsämter.  Es gibt dort Bankenkriege und tausende oder zigtausende von Menschen werden dafür getötet. Jeder, der Stoffe zu sich nimmt, die aus einem solch kriminellen Umfeld stammen, ist letztlich mitverantwortlich für diese große Kriminalität.

Unethisch wäre es aber auch, selbst wenn die Drogen entkriminalisiert würden, denn jeder Mensch der Drogen nimmt, wird auch andere dazu verleiten.

Es gibt vielleicht Menschen, die mit Marihuana und Haschisch nicht suchtkrank werden. Aber es gibt andere, die dadurch sehr wohl suchtkrank werden. Jeder, der es ab und zu mal zu sich nimmt, verleitet andere zur Sucht mit den psychischen und anderen negativen Effekten.

Vom Yoga-Standpunkt aus würde man sagen: „All diese bewusstseinsverändernden Drogen wirken auf die Psyche, weil sie die Energien verändern, was dazu führt, dass sich die Nadis (Energiekanäle) und Chakren (Energiezentren) verändern, wodurch die positive Wirkung von Asanas und Pranayama geschwächt wird.

Wer eine tiefe Wirkung von Asanas und Pranayama anstrebt – und zwar eine positive Wirkung – sollte auf Drogen verzichten. Bei fortgeschrittenen Hatha Yoga-Techniken – wie zum Beispiel Jalandhara Bandha oder auch bestimmten Bija Mantras – gilt, bewusstseinsverändernde Drogen können sogar gefährlich sein, weil die Wirkung der stark wirksamen fortgeschrittenen Hatha Yoga-Techniken inkompatibel ist mit Drogenkonsum.

So könnte man sagen, dass die grob-tamassigen Sachen das sind, was ich in einem anderen Vortrag ausführlich als „die 5 K“ bezeichnet habe: kein Fleisch, kein Fisch, kein Alkohol, kein Tabak und keine bewusstseinsverändernden Drogen. Dann hat man die grob-tamassige Dinge weggelassen.

Es gibt leicht-tamassige Dinge, die wir im Yoga auch weglassen. Dazu gehören folgende Nahrungsmittel: alle Dosengemüse, Tiefkühlkost, Pilze und mehrfach aufgewärmte Speisen.

Im Grunde genommen gilt, je mehr Sonnenlicht etwas hat, je frischer etwas ist, umso sattwiger.

 

 

Rajassige Ernährung

Rajassige Ernährung macht unruhig, und wenn man sie im Übermaß zu sich nimmt, ist sie auch ungesund. Rajassige Bestandteile in Maßen genossen können aber gesund sein. Je nachdem wie subtil man den Geist haben will, verzichtet man auf das Rajassige, oder hält es in Maßen.

Typische Beispiele für rajassige Nahrungsmittel, sind alle koffein- und teeinhaltigen Getränke wie Schwarztee, Kaffee, und selbst Grüner Tee. Auch Guaraná, Kakao und Schokolade gehören zu den rajassigen Sachen.

Weißmehl-Produkte, Zucker und sehr scharfe Gewürze sind ebenfalls rajassig.

Essig ist eine Mischung aus rajassig und tamassig. Er ist nicht ungesund – im Gegenteil. Es gibt bestimmte Essigformen, wie Apfelessig, die gelten sogar als gesund. Und für die alltägliche Ernährung wird das in Ordnung sein.

Nur dann, wenn du mal ganz Besonders intensiv praktizierst, ist es gut, auch auf Essig zu verzichten.

Zur Koffein-Frage möchte ich noch kurz etwas erklären.

Vor 20, 30, 40 Jahren hat man gedacht, dass koffeinhaltige Getränke auch ungesund sind. Das scheint allerdings nicht mehr zu halten zu sein. Im Gegenteil, es gibt jetzt sogar einige Studien nach deren Ergebnissen Koffein-Getränke gesund sein können: Sie können gegen Demenz wirken, weil sie wacher machen, und weil sie die Menschen dazu befähigen, auch im höheren Alter aktiv zu sein.

Im Yoga würde man sagen, dass wir genügend Techniken zur Aktivierung haben, mit Kapalabhati (Schnellatmung), Anuloma Viloma bzw. Nadi Shodhana (Wechselatmung) und den Asanas (Körperhaltungen). Man braucht nicht unbedingt koffeinhaltige Getränke.

Dennoch trinken viele Yoga-Meister, die ich kenne, auch ihren Kaffee, schwarzen oder grünen Tee, und die können auch gut meditieren.

Wenn du in der Meditation keinen zu unruhigen Geist hast, werden dir vermutlich Koffein-Getränke nicht schaden. Du kannst aber überlegen, ob es wirklich hilfreich für dich ist, sich von einer Substanz abhängig zu machen.

Bei Yoga Vidya haben wir manche Ashrams, wo es gar keine Koffein-Getränke gibt. Bei uns in Bad Meinberg gibt es das Café Maya, wo man seinen Kaffee am Automaten ziehen kann. Und manchmal gibt es auch morgens Grünen Tee, was manche Menschen zum Aufwachen brauchen.

Wenn man ohne solche Getränke wach bleiben kann, ist das umso besser.

Vom Yoga-Standpunkt her würde man sagen, dass Ingwertee oder -wasser am frühen Morgen ebenso gut aktiviert, und Ingwer hat den Vorteil, dass er sattwig ist.

 

Dann gelten scharfe Gewürze noch als rajassig. Wobei, was der klassische deutsche Geschmack als scharf empfinden würde – so ein bisschen Pfeffer und ein bisschen Cayennepfeffer – ist nur ganz leicht rajassig und unproblematisch. Wenn du mal in Süd-Indien warst und dort etwas wirklich Scharfes gegessen hast, sodass dir die Tränen gekommen sind, dann weißt du, was im Yoga als scharf – also rajassig – gilt, und was man vermeiden sollte.

 

Sattwige Ernährung

Sattwig ist das, was gesund, ethisch und erhebend ist – je natürlicher desto sattwiger.

Am sattwigsten wäre zum Beispiel, wenn du in den Garten gehst, dort eine Erdbeere pflückst und direkt isst. Oder wenn du einen frisch gepflückten Apfel isst oder gerade geerntete Kräuter aus dem Garten.

Also je natürlicher desto besser.

Schon wenn etwas eine Weile gelagert wurde, ist bereits ein wenig Prana verloren gegangen. Durch das Kochen wird das Prana noch etwas weniger. Bei der Sterilisation von Lebensmitteln – zum Beispiel für Konservendosen –  verringert sich das Prana noch einmal.

Also das gleiche Nahrungsmittel kann sehr sattwig sein oder mittel-sattwig oder kann langsam übergehen ins Tamassige je nach dem Grad der Frische durch Lagerung und Verarbeitung.

Es gibt vier sattwige Nahrungsmittel-Kategorien. Darüber werde ich in einem anderen Vortrag ausführlich sprechen. Grundsätzlich gelten aber folgende Nahrungsmittel als sattwig: frisches Obst und Gemüse sowie frische Salate – also Rohkost. Aber leicht-gekochtes bzw. gedünstetes Gemüse gilt auch als sattwig. Auch alle Hülsenfrüchte und Vollkorngetreide sind sattwig.

Außerdem gibt es noch eine Menge kleiner Lebensmittel, die sattwig sind wie zum Beispiel Küchenkräuter, Samen, Nüsse, usw. All das ist sattwige Ernährung.

 

Wie sollte man sich ernähren unter Berücksichtigung von Tamas, Rajas und Sattva?

Jetzt hängt es davon ab, wieviel du praktizieren willst, und wie sehr du darauf ansprichst.

Das Ideale wäre, du hast eine rein sattwige Ernährung. Du verzichtest vollständig auf alles Tamassige und Rajassige.

Wenn du zum Beispiel zu Yoga Vidya kommst – nach Bad Meinberg oder in einen der anderen Ashrams – dort gibt es eine rein sattwige Ernährung.

Wir nutzen ausschließlich Vollkorngetreide, Hülsenfrüchte und frisches Obst und Gemüse – also grundsätzlich kein Dosengemüse und keine Tiefkühlkost. Es mag mal kleine Ausnahmen geben, aber eher selten.

Wir verwenden auch keinen weißen Zucker, keinen isolierten Zucker, keine Schokolade, usw.

 

Als Grundsatz gilt also eine rein sattwige Ernährung.

Manchmal fließt ganz wenig Rajassiges ein. Als Ausnahme gibt es auch manchmal etwas Schärferes oder ein Dessert mit ein wenig Zucker; das wird dann Vollrohrzucker sein.

In seltenen Fällen mag es auch mal sein, dass weißer Reis gekocht wird.

In der Regel ist das Buffet also rein sattwig.

Dann könntest du dich auch dazu entscheiden, dein Leben nicht ganz so streng sattwig auszurichten, also gelegentlich mal Pilze zu essen oder manchmal mit ein bisschen Zwiebeln und Knoblauch zu würzen, nur maximal eine Tasse Kaffee am Tag zu trinken und auch mal ein Eis zu essen. Das ist für dich vielleicht auch akzeptabel.

 

An dieser Stelle möchte ich auch erwähnen, dass es Das Yoga Kochbuch aus dem Yoga-Vidya-Verlag gibt. Darin findest du ausschließlich sattwige Rezepte mit Anleitung zur richtigen Zubereitung. Diese Rezepte hast du vielleicht bereits in den Yoga-Vidya-Ashrams kennen und schätzen gelernt.

Sattwige Ernährung ist auch wohlschmeckend, sie befriedigt die Psyche und den Körper.

Es gibt eigentlich keinen Grund, grob-tamassige Ernährung zu sich zu nehmen.

Jemand, der sich sattwig ernährt, wird das Essen mehr genießen als jemand, der sich tamassig ernährt. Der wird schon vieles nicht mehr richtig schmecken.

Wer sich rajassig ernährt mit viel Zucker und Kaffee, dem gehen viele Geschmacksnuancen verloren.

Wir bieten auch die „Vegane Kochausbildung“ sowie die  „Ayurveda Kochausbildungen“ bei Yoga Vidya an.

Du kannst noch mehr Tipps vom Ayurveda Standpunkt der Ernährung her in unseren Kochkursen in den Yoga-Vidya-Stadtzentren und bei Yoga Vidya Bad Meinberg bekommen.

Und auf unserer Website www.yoga-vidya.de findest du noch sehr viel mehr Informationen über Ernährung und Gesundheit.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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In diesem Beitrag befassen wir uns zunächst mit der „richtigen Ernährung“ und der Frage: „Warum vegetarisch?“

Im Yoga leben wir vegetarisch, das ist etwas, was seit vielen Jahrhunderten so ist. Die klassischen Yogameister propagieren vegetarische Ernährung, zusammen mit vielen anderen Menschen in Europa seit dem 19. Jahrhundert.

So wie es auch die Buddhisten seit über zweitausend Jahren in manchen ihrer Schulen tun und wie es der Jainismus und der große Begründer Mahavira seit dem 6. Jahrhundert vor Christus, oder vermutlich noch länger, ebenfalls sagen.

Also „Warum vegetarisch?“

Dafür gibt es verschiedene Gründe:

  • Ethische Gründe; Tierschutz
  • Ethische Gründe; Ökologie
  • Gesundheitliche Gründe
  • Psychische Gründe
  • Energetische Gründe
  • Spirituelle Gründe

 

Erster Grund: Ethisch

Für mich waren am wichtigsten die ethischen Gründe: Tierrecht und Tierschutz. Kein Tier stirbt gerne. Das gilt sowohl für die Massentierhaltung, wie auch für die Tiere aus der sogenannten artgerechten Haltung.

Die Massentierhaltung ist natürlich die schlimmste Art, Tiere zu halten. Was der Mensch dort mit den Tieren macht, ist ein Verbrechen ohne Gleichen.

Wie Menschen, die ansonsten freundlich und liebevoll sind, Fleisch essen können, das ist mir gänzlich unerklärlich.

Die Massentierhaltung bringt die ganzen Jahre schon denkende und fühlende Lebewesen für ein ganzes Leben – ein kurzes Leben – unter unwürdigsten Bedingungen und Leid von morgens bis abends in Gefangenschaft.

Wenn ich daran denke, muss ich fast mit Tränen kämpfen. Das ist ein unvergleichliches Leid.

Ich werde das hier jetzt abschließen. Es gibt grenzenloses Leid in der Massentierhaltung.

Aber auch in der Ökologischen Tierhaltung, der sogenannten artgerechten Tierhaltung, gibt es Leiden.

Spätestens das Töten der Tiere ist letztlich eine Form von Mord. Mord ist vorsätzlicher Totschlag. Menschen töten Tiere, ohne dass sie es brauchen.

Manche sagen: „Während der Eiszeit konnte der Mensch nur überleben, indem er Tiere getötet hat.“ Das mag sein. Und in der Steinzeit gab es auch Kannibalismus. In der Steinzeit gab es auch Faustrecht. Da hat ein Mensch den anderen umgebracht und wurde dafür nicht bestraft, wenn er der stärkere war.

 

Zweiter Grund: Gesundheit

Es gibt einen zweiten wichtigen Grund, Vegetarier zu sein, und das ist die Gesundheit.

Vor kurzem habe ich von einer Studie gehört, die zwei Bevölkerungsgruppen analysiert hat. Die eine Gruppe lebte vegetarisch, die andere nicht. Ansonsten hatten aber beide Gruppen den gleichen oder ähnlichen Lebensstil , sportliche Betätigung etc. Und es scheint so zu sein, dass die vegetarische Gruppe bis zu 8 Jahre längere Lebenserwartung hat als die nicht-vegetarische Gruppe.

Viele andere Studien zeigen ebenfalls, dass Vegetarier weniger dazu neigen, Bluthochdruck zu bekommen. Sie haben auch weniger häufig Arteriosklerose. Und die Herzinfarkt- und Schlaganfall-Wahrscheinlichkeit ist im Alter unter 70 Jahren bei Vegetariern nur halb so groß wie bei Fleischessern.

Vegetarier haben seltener Krebs. Bei einigen Krebsarten ist dies tatsächlich belegt. Bei Magen- und Darmkrebs ist zum Beispiel die Korrelation zwischen Fleisch-Ernährung und Krebs recht hoch.

Vegetarier haben weniger Kopfschmerzen, weniger Allergien, weniger Heuschnupfen, weniger Magen- und Darmprobleme insgesamt. Vegetarier haben sogar seltener Diabetes und leiden nicht so häufig unter Autoimmunerkrankungen wie Asthma, Neurodermitis, Rheuma und Morbus Crohn (chronisch-entzündliche Darmerkrankung).

 

Dritter Grund: Ökologie

Der dritte Grund, Vegetarier zu sein, hat ökologische Gründe.

Die Erde ist ein Planet mit begrenzten Ressourcen und wird von uns Menschen ziemlich missbraucht.

Für die Ernährung des Menschen mit hohem Fleischanteil wird eine Anbaufläche gebraucht, die vier- bis zwanzigfach so groß ist wie für eine Ernährung des Menschen auf pflanzlicher Basis.

Vier- bis zwanzigfach hängt davon ab, in welcher Region, welche pflanzliche Ernährung und welche tierische Ernährung.

Angenommen, man könnte mit einem Drittel der Anbaufläche die Menschen ernähren, dann kann man noch eine ausreichende Fläche – vielleicht ein Drittel – zu Wäldern und Natur werden lassen. Und dann hat man immer noch ein anderes Drittel – zum Beispiel für Biokraftstoffe.

Damit könnte der gesamte Energiebedarf des Planeten Erde ohne Atomkraft und ohne Erdöl und fossile Brennstoffe gedeckt werden.

Das ginge ganz schnell und vollständig.

 

Soweit sind wir schon mal bei drei Gründen. Und einer von diesen dreien reicht jeweils schon als Argument aus, um Vegetarier zu werden. Es gibt aber noch weitere Gründe: psychische, energetische und spirituelle Gründe.

Vierter Grund: Psychisch

Psychische Gründe heißt, was wir essen hat auch eine Auswirkung auf unsere Psyche.

Wenn wir Tiere essen und wissen, dass das mit Grausamkeit verbunden ist, leidet der Mensch bewusst oder unbewusst darunter. Je mehr eine Gesellschaft Fleisch isst, umso höher ist der Anteil an psychischen Störungen.

Vielleicht hängt es auch damit zusammen, dass ein Tier bevor es stirbt, Stresshormone ausschüttelt. Zwar sagen manche, dass diese Hormone durch das Erhitzen wieder aufgelöst werden, aber vermutlich nicht vollständig.

Tiere haben Angst bevor sie sterben; der Mensch nimmt das auf. Der Mensch kommt auch zu psychischen Problemen, wenn er tierische Nahrung isst.

Von daher ist auch die Ernährung wichtig für die Gesundheit der Psyche, und wenn man mitfühlender sein will und eine freundlichere Gesellschaft erzeugen will, denn die Ernährung hat eine Auswirkung auf die Psyche.

Damit kommen wir zum nächsten Grund, nämlich:

Fünfter Grund: Energetisch

Im Yoga sprechen wir von Prana (Lebensenergien), Nadis (Energiekanäle) und Chakren (Energiezentren).

Prana wird auch beeinflusst durch das, was wir essen. Wenn man viel Energie haben will, subtile Energie haben will, sich leicht fühlen will, ist eine vegetarische Ernährung unabdingbar.

Fleischernährung macht die Energie-Empfindung grobstofflicher, dumpfer und blockiert die Energiekanäle. Sie führt auch dazu, dass sich die Chakren nicht richtig öffnen können.

Letztlich stehen die psychischen und energetischen Gründe in Wechselwirkung und hängen eng miteinander zusammen.

Sechster Grund: Spirituell

Und der sechste Punkt, der gerade in der Spiritualität sehr wichtig ist, sind die spirituellen Gründe.

Ernährung hat auch eine Auswirkung auf die Psyche – nicht nur im Sinne von sich nicht wohlfühlen, Erhöhung der Wahrscheinlichkeit von psychischen Erkrankungen, Aggressivität, Depressivität und Ängstlichkeit – sondern Fleischkonsum usw. führen auch zu Schwierigkeiten dabei, den Geist zu erheben, höhere Bewusstseinsebenen wahrzunehmen, letztlich Gott, Liebe und Freude aus Verbundenheit zu erfahren.

Nicht umsonst gibt es in allen Religionen sehr spirituelle Menschen, die Vegetarier sind.

Bei den Buddhisten ist es bekannt: Buddhistische Mönche sollten, zumindest die meisten Untergruppierungen, vegetarisch leben. Die Fastenspeise der Buddhisten ist ein chinesisches Gericht, das vegetarisch ist. Bei den Indern leben die Yogis vegetarisch. Viele christliche Untergruppierungen leben vegetarisch. Bei Sufi-Orden gibt es manche vegetarische Orden im Islam. Und auch in manchen Schamanischen Kulturen wird gesagt, dass Schamanen mindestens vegetarisch leben sollten.

Es fällt leichter, Gott zu erfahren und Überbewusstsein zu erreichen, wenn man vegetarisch lebt.

 

Alle Informationen über Yoga, Veganismus, Vegetarismus, Ayurveda-Ernährung und viel mehr findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Stark Gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Die meisten Rückenschmerzen sind funktional, das heißt unspezifisch, und dann ist weder ein Röntgenbild noch ein MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) hilfreich. Es hilft auch nicht, Beckenschiefstände zu beseitigen, Bandscheiben-Operationen durchzuführen oder zu probieren, Haltungsabweichungen zu verändern.

Ich möchte aber noch einmal darauf hinweisen, dass es auch spezifische Rückenbeschwerden gibt. Manche Rückenschmerzen können Symptome für ernsthafte Erkrankungen sein. Es gibt zum Beispiel den seltenen Fall, bei dem ein Bandscheibenvorfall zu Lähmungen oder Missempfindungen führen kann und dann natürlich eine gründlichere Behandlung braucht. Bei der Mehrheit der Fälle – inzwischen geht man von 90 - 95 % aus – gibt es keine organische Ursache, die irgendeine Abweichung ist, sondern sie gelten als funktionale Ursachen. Im Rücken-Yoga hat sich in den letzten 30 Jahren so viel verändert, und vielleicht wird sich auch in den nächsten 10 - 20 Jahren viel verändern. Was jedoch weiter Bestand haben wird: Yoga ist hilfreich für einen gesunden, schmerzfreien Rücken. Die Begründungen dafür ändern sich, aber die empirische Tatsache ist nicht zu leugnen. Was ich jetzt sage, bezieht sich auf den aktuellen Stand der Forschung, so wie ich ihn kenne.

Es gibt verschiedene Hypothesen für die sogenannten funktionalen oder unspezifischen Rückenbeschwerden: Verspannungen der Muskeln; Verklebungen des Gewebes, zum Teil auch Verklebungen von Bindegewebe; Blockade von Zwischenwirbelgelenken, meistens über Verspannungen oder auch Verklebungen.

Dies führt dazu, dass Rückenmuskeln sich verspannen, gegenhalten, belastet werden und dann anfangen, Schmerzen zu verursachen. Wenn das länger als ein paar Tage andauert, dann kann das zu Daueranspannung führen. Wenn es länger als ein paar Wochen andauert, führt es zum sogenannten Schmerzgedächtnis, das heißt der Körper erzeugt selbst Schmerzen.

Schulmedizinisch gesehen gibt es vier Risikofaktoren – bzw. eigentlich drei, die dann zusammenwirken können in den vierten Bereich: Stress, allgemein psychische Probleme, mangelnde Bewegung, daraus entstehen dann Rückkopplungseffekte.

  1. Stress

Allgemein: Stress führt zur Aktivierung des Flucht-Kampf-Mechanismus, darüber habe ich bereits in einem anderen Vortrag schon gesprochen. Stress führt dann zur Anspannung der Muskeln. Wenn Muskeln regelmäßig angespannt werden, ohne Entwarnung zu bekommen, ohne dass man sich wirklich entspannt, baut sich die Verspannung immer weiter auf. Irgendwann ist der Muskel dann überfordert und beginnt, Schmerzen zu verursachen. Stress ist also ein Faktor für Rückenschmerzen. Die meisten Menschen mit Rückenschmerzen haben diese bekommen als sie besonders gestresst waren. Hier ist natürlich auch schon gleich klar, was man machen kann: Stress lindern. Wie das funktioniert, darüber werde ich gleich sprechen.

  1. Psychische Probleme

Man weiß, dass Menschen, die viele psychische Probleme haben, somatisieren. Das heißt, die psychischen Probleme gehen in den Körper hinein. Vom Yoga her würde man sagen: „Geistige und körperliche Haltungen gehen einher.“ Geistige Verspannung führt zu körperlicher Verspannung, und im Rückenbereich ist das am deutlichsten zu merken. So weiß man zum Beispiel, dass Menschen, die insgesamt eine positive Lebenseinstellung haben, weniger Rückenschmerzen haben als andere.

  1. Mangelnde Bewegung

Schwache Muskeln, zu wenig Flexibilität und schlechte Versorgung des Gewebes im Zwischenwirbelbereich durch mangelnde Bewegung erhöhen die Wahrscheinlichkeit für Rückenschmerzen.

  1. Rückkopplungseffekte

Man hat zum Beispiel Stress. Dieser verursacht Verspannungen, und Verspannungen lösen zum Beispiel Rückenschmerzen aus. Rückenschmerzen führen natürlich direkt zu mehr Stress, und sie provozieren wieder mehr Verspannungen. Rückenschmerzen bewirken auch ein Schonverhalten, und Schonung führt zu schwachen Rückenmuskeln. Schwache Rückenmuskeln lösen wiederum Rückenschmerzen und Verspannungen aus. Rückenschmerzen können auch psychische Probleme hervorrufen. Wen es ständig schmerzt, der wird sich sicherlich nicht wohlfühlen. Psychische Probleme führen zu mehr Stress und gesellschaftlicher Isolation. Man kann sich nicht mehr mit anderen freuen und zieht sich zurück. Jemand, der sich sozial isoliert fühlt, hat mehr Schmerzen. So entsteht ein Rückkopplungseffekt, bei dem das eine das andere verstärkt. Und irgendwann kommt dann noch hinzu, dass ein Schmerzgedächtnis entsteht, und die Rückenschmerzen an sich halten sich selbst aufrecht.

 

Yoga ist die optimale Strategie, um Rückenproblemen vorzubeugen oder vorhandene Rückenprobleme zu heilen. Natürlich gilt: obgleich Yoga die beste Methode ist – und die empirische Forschung gibt dem recht – muss Yoga manchmal mit anderen Strategien kombiniert werden. Da kann mal ein spezifisches Muskeltraining durch einen Sport- oder Physiotherapeuten hilfreich sein, oder eine spezialisierte Massage oder auch ein ABC-Pflaster. Eine Psychotherapie kann manchmal sinnvoll sein. Das Schöne im Yoga ist, dass es ein offenes System ist, kombinierbar mit vielem.

 

Ein paar Worte zum Hexenschuss und steifen Hals: Viele chronische Rückenprobleme beginnen mit einem Hexenschuss oder mit einem steifen Hals. Das schlimmste, was man bei einer plötzlich auftretenden krampfartigen Verspannung machen kann – nichts anderes ist ein Hexenschuss oder ein steifer Hals – ist, sich zu schonen. Ebenso schlimm ist, so weiterzumachen wie bisher. Das klügste, was man bei Hexenschuss oder steifem Hals machen kann, ist eine Kombination von drei Maßnahmen:

  1. Verspannung lösen

Das geht bei manchen mit ABC-Pflastern, mit einem heißen Bad, mit einer sanften Massage, und andere mögen einfach ein Schmerzmittel schlucken.

  1. Bewegung

Wenn man mit einem Hexenschuss drei Tage im Bett verbringt, vervierfacht sich das Risiko, dass die Rückenschmerzen chronisch werden. Jemand mit Hexenschuss oder steifem Hals sollte zum Beispiel  spazieren gehen und die ganze Zeit mit kleinen Mikrobewegungen in Bewegung bleiben. Dies sollte aber nicht stärker schmerzen als Liegen oder Stehen.

  1. Anpassung der Yoga-Praxis

Man wird natürlich mit einem Hexenschuss nicht in die Vorwärtsbeuge hineingehen. Zumindest für ein paar Tage wird man den Sonnengruß und die Asana-Praxis erheblich anpassen müssen. Und beim steifen Hals sollte man natürlich auf den Kopfstand verzichten, und normalerweise auch auf Schulterstand und Fisch für 1-3 Tage.

Wenn man das beachtet, also Spannungen lindern, Stress des Alltags reduzieren, Bewegung, aber potentiell schädliche Bewegungen vermeiden, dann ist der Spuk typischerweise in wenigen Tagen vorbei und man kann normal weitermachen. Wer dagegen einen steifen Nacken oder auch einen Hexenschuss einfach ignoriert und mit seinem stressigen Alltag und vielleicht auch mit seiner bisherigen Yogapraxis exakt weitermacht, kann das ganze chronifizieren. Auch jemand, der sich gänzlich schont, kann die Sache chronifizieren. Wer aber das bei einem Hexenschuss oder steifem Nacken beachtet, was ich eben gesagt habe, der ist nach 1-4 Tagen wieder schmerzfrei.

Hier noch ein Hinweis: In diesem Beitrag gibt es einige medizinische Aussagen. Grundsätzlich gilt, dies sollten nur Anregungen sein. Sie können weder den Ratschlag noch die Behandlung oder Verschreibungen eines Arztes oder Heilpraktikers ersetzen. Sie sollen ergänzen, was aus yogischer und zum Teil empirischer Sicht in der Mehrheit der Fälle gut ist. Was im Einzelnen gut und richtig ist, muss ein Arzt oder Heilpraktiker herausfinden.

 

 

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

 

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Yoga hat sich in zahlreichen empirischen Studien als hilfreich bei Rückenproblemen erwiesen. Es gibt sogar einige Studien, die zeigen, dass Yoga die effektivste Strategie gegen Rückenprobleme überhaupt ist. Wann immer man Rücken-Yoga vergleicht mit der Wirkung von anderen, schulmedizinischen, auch sportlichen oder sportmedizinischen, physiktherapeutischen Interventionen, hat sich in den mir bekannten Studien Yoga als effektiver erwiesen.

Man könnte also hier schon abbrechen und könnte sagen: „Empirische Forschung zeigt, Yoga hilft, Rückenprobleme zu reduzieren, die Wahrscheinlichkeit für einen guten gesunden Rücken zu erhöhen und schmerzhafte Rücken zu vermindern.“ Aber ich will hier natürlich nicht aufhören. Du hast mich sagen hören „reduzieren, erhöhen, vermindern“. Yoga ist leider nicht das Allheilmittel: Nicht alle Menschen werden durch Yoga dauerhaft von Rückenbeschwerden befreit, aber es gibt einige, bei denen Yoga tatsächlich dauerhaft alle Rückenbeschwerden genommen hat.

Heute möchte ich ein paar Fakten nennen, zunächst aus der empirischen medizinischen Forschung und danach will ich auf Anatomie und Physiologie der Rückenprobleme eingehen. Zunächst einmal: Rückenprobleme sind sehr weit verbreitet. Rückenprobleme sind der dritthäufigste Grund, weshalb Arbeitnehmer in Deutschland krankgeschrieben werden. Grund Nr. 1 ist die Erkältung, Grund Nr. 2 sind heute psychische Erkrankungen, Grund Nr. 3 sind Rückenprobleme.

Noch vor zwanzig Jahren waren Rückenprobleme an zweiter Stelle der Gründe für eine Krankschreibung. Inzwischen sind die psychischen Erkrankungen im Vormarsch. Die Thematik der Rückenprobleme hat sich leicht verbessert durch den veränderten schulmedizinischen Ansatz zur Behebung von Rückenproblemen.

Gemäß Studien aus dem Jahr 2016 sind Rückenprobleme – nach psychischen Problemen – der zweithäufigste Grund für die Frühverrentung. Nach 2017 kann sich auch wieder etwas geändert haben.

Die prozentuale Wahrscheinlichkeit, dass jemand diese Woche Rückenprobleme hat, ist in etwa so hoch wie sein Alter. Von den Zwanzigjährigen haben aktuell etwa 20 % der Menschen Rückenprobleme, von den Fünfzigjährigen 50 % und von den Achtzigjährigen der größte Teil – also mehr als die Hälfte.

Fast jeder Mensch, hatte im letzten Jahr Rückenprobleme – vielleicht bis auf manche, die ausreichend Yoga üben. Rückenschmerzen sind sehr weit verbreitet und im Laufe des Alterns werden sie nicht weniger sondern mehr.

Warum haben die Menschen so häufig Rückenprobleme? Hier gibt es vieles, was man dazu sagen kann und ich werde es im nächsten Vortrag noch weiter ausbauen.

Eine Ursache dafür ist: Der Mensch steht nicht nur auf zwei Beinen, er geht und bewegt sich auch auf zwei Beinen, was etwas Hochkomplexes ist. Evolutionsbiologisch heißt es, dass der Rücken ursprünglich an den Vierfüßlerstand angepasst wurde. Katzen, Hunde, Füchse, Pferde, Kaninchen und auch Fische haben trotz der ähnlich aufgebauten Wirbelsäule keine Rückenprobleme wie der Mensch sie hat. Nur der Mensch hat statt der einfachen Rückenrundung die doppel-S-förmige Kurve in der Wirbelsäule, die dem Menschen ermöglicht, dass er stehen kann. Das Gleichgewicht ist sehr prekär und es kann schnell Verspannungen geben. Über Rückkopplungseffekte kann die Verspannung immer schmerzhafter werden und kann zu chronischen Rückenproblemen führen. Der zweibeinige Stand und der aufrechte Gang sind vermutlich mit dafür verantwortlich, warum der Mensch zu Rückenproblemen neigt.

Die meisten Rückenprobleme sind unspezifische oder funktionale Rückenbeschwerden. Im Röntgenbild oder im MRT (Magnet-Resonanz-Tomografie) lässt sich nichts finden, was diese Rückenprobleme erklären würde. Die wenigsten Rückenprobleme haben also eine spezifische oder damit auch konkret behandelbare Ursache.

Allerdings können Rückenprobleme auch ein Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung sein. Deshalb sollte man länger anhaltende Rückenschmerzen, die sich durch Yoga nicht auflösen lassen, durchaus medizinisch abklären lassen. Knochentumore und Erkrankungen der Bauchorgane, des Magens, der Leber, des Zwölffingerdarms sowie der Nieren können zum Beispiel als Schmerzen in den Rücken ausstrahlen. Auch bestimmte Krebserkrankungen im Bauchraum können sich als Rückenschmerzen bemerkbar machen. Es sollte medizinisch geklärt werden, ob eine solche Erkrankung die Ursache für die Rückenschmerzen ist.

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

Jede Wirbelsäule besteht aus einzelnen Wirbeln, die einen Wirbelkörper mit drei Wirbel- oder sogenannten Dornfortsätzen haben. Diese verbinden sich durch eine knöcherne Struktur, die als Wirbelbogen bezeichnet wird und ein Loch entstehen lässt für den Rückenmarkskanal. Der Wirbelkörper ist wichtig, denn darauf kann das gesamte Gewicht lasten. Mit seiner Masse kann er die Statik herstellen. Die Dornfortsätze sind wichtig, weil hier die Muskeln ansetzen. Von den Wirbeln gehen sehr viele Muskeln aus, dafür braucht es die Fortsätze, die voluminös genug sind, dass dort große und starke Muskeln ansetzen können.

Die Bandscheiben als ein wichtiger Bestandteil der einzelnen Wirbel sind ein interessantes Gewebe. Sie bestehen aus einem Faserring mit einem Gallertkern in der Mitte. Der Faserring besteht aus einem festen Material, einem Bindegewebe wie Bänder oder auch Sehnen. In der Mitte gibt es den Gallertkern, der für die Beweglichkeit sorgt. Dadurch kann die Wirbelsäule nach rechts und links geschoben werden. Die Wirbelkörper können auf der Bandscheibe vor und zurück und nach links und rechts verdreht werden. Der Faserring sorgt dafür, dass die Wirbel zusammenbleiben. Das Kissen gebildet aus dem Gallertkern sorgt für eine gewisse Stabilität – eigentlich eine geniale Konstruktion, die viele Jahrzehnte hält. Im Lauf des Lebens allerdings geht ein Teil des Gallertkerns verloren. Die Wirbelzwischenräume werden kürzer, ein Grund weshalb Menschen mit siebzig kleiner sind als sie mit dreißig waren. Ein weiterer Grund liegt darin, dass die Krümmung der Wirbelsäule etwas zunimmt, besonders die Krümmung der Brustwirbelsäule. So sind Menschen über siebzig ein paar Zentimeter kleiner als mit dreißig.

Die Bandscheibe kann auch vorfallen, das nennt sich Protrusion. Die Bandscheibe kann nach hinten oder zur Seite austreten. In der Nucleus-pulposus-Hernie läuft der Gallertkern zur Seite aus. Früher nahm man an, dass dies eine Ursache für Schmerzen sein könnte. Heute ist die Bandscheibenhypothese als Ursache von Rückenschmerzen überholt. Normalerweise gehen Orthopäden recht entspannt mit der Diagnose von Bandscheibenvorfällen oder Nucleus-pulposus-Hernie um und sagen, dass es keine große Rolle spiele. Ausnahme wären Bandscheibenvorfälle in der Halswirbelsäule, die als Ursache für Gefühlsstörungen oder gar Lähmungen in den Fingern eine Rolle spielen könnten. Missempfindungen in den Füßen, vielleicht sogar die Unfähigkeit, die Zehen zu bewegen, könnten auf Bandscheibenvorfälle in der Lendenwirbelsäule zurückgehen.

In den meisten Fällen heilt die Bandscheibe von selbst, meist in einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren unabhängig davon, ob man Operationen macht oder nicht.

Eine Theorie für die Ursache von Rückenschmerzen ist, dass diese Gewebe verklebt sind oder dass sich die Zwischengelenke nicht mehr bewegen können. Weil die Zwischengelenke verspannt sind, können die anderen Muskeln nicht die Bewegungen ausüben, die sie eigentlich machen wollen und fangen an, sich zu verspannen.

Daher ist es wichtig, die Wirbelgelenke gesund zu erhalten,. indem man sie bewegt. Bewegung heißt nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts und gedreht nach links und nach rechts. Das gilt auch für die anderen Gelenke wie Knie-, Hüft-, Schulter-, Ellbogen- und Handgelenke. Ein Gelenk braucht Bewegung und zwar in alle Richtungen für die es geschaffen ist. So brauchen auch die Zwischenwirbelgelenke Bewegung nach vorne, nach hinten, nach links, nach rechts und auch gedreht. Dann bleiben sie gesund und der Körper regeneriert diesen Teil.

Der nächste Bestandteil der Wirbelsäule sind die Bänder. Das vordere Längsband geht vorne an der Wirbelsäule entlang. Die seitlichen Längsbänder verlaufen links und rechts der Wirbelsäule.

Zusätzlich gibt es Muskeln, die die Wirbel miteinander verbinden. Es gibt Muskeln, die von der Wirbelsäule ausgehen, einmal zu den Rippen, von Wirbel zu Wirbel, von den Wirbeln zum Schlüsselbein, von den Wirbeln zum Oberarmknochen, von den Wirbeln über das Gesäß zum Oberschenkelknochen, von den Wirbeln nach vorne auf die vorderen Beine – der Musculus psoas. Man kann sagen, von den Wirbeln aus gehen Muskeln überall hin. Von den Wirbeln geht auch Bindegewebe zu den einzelnen Organen im Bauch- und Brustraum; damit hängen all unsere Organe letztlich an der Wirbelsäule.

Der Rücken besteht aus der Wirbelsäule, den Muskeln, die von der Wirbelsäule abgehen, den Rippen im Brustbereich, von denen auch wieder Muskeln abgehen. Auch die Beckenschaufeln im Kreuzbereich gehören zum Rücken, von denen wiederum Muskeln zur Wirbelsäule hin und zu den Beinen abgehen.

Noch etwas zu den Abschnitten der Wirbelsäule:

Im Yoga gehen wir von unten nach oben. Die Kundalini (Energie bzw. schöpferische Kraft im Menschen) geht vom Muladhara Chakra (Wurzel-Chakra am unteren Ende der Wirbelsäule) zum Sahasrara Chakra (Kronen-Chakra am Scheitelpunkt am Kopf).

In der Medizin macht man es umgekehrt und geht von oben nach unten.

Die sieben Halswirbel heißen C1 bis C7 (C steht für cervikal). Der oberste Halswirbel C1 bildet das Atlas-Schädel-Gelenk, auf dem der Schädel ruht und dadurch der Kopf vor- und zurückgeht. Die weiteren Wirbel haben eine gewisse Flexibilität nach vorne, hinten, links, rechts und so kannst du den Kopf stark nach rechts und nach links drehen oder nach links oder rechts beugen, was über die anderen Wirbel der Halswirbelsäule geschieht.

Von den 12 Brustwirbeln gehen die Rippen aus. Von jedem Brustwirbel geht ein Rippenpaar ab. Sie heißen auch echte Rippen und sind über Knorpel direkt mit dem Brustbein verbunden. Die unechten Rippen, die nicht über Knorpel mit dem Brustbein verbunden sind, stehen über Bänder und Muskeln mit den anderen Rippen in Verbindung. Die Brustwirbelsäule ist am wenigsten flexibel, weil sie mit den Rippen verbunden ist. Aus der Brustwirbelsäule heraus geschieht die Rumpfdrehung.

Die Lendenwirbelsäule mit 5 Wirbeln ist besonders nach hinten und bis zu einem gewissen Grad nach vorne flexibel. Sie sind die größten der Wirbel, auf ihnen ruht das größte Körpergewicht. Und weil sie nicht die zusätzliche Statik durch Rippen haben, muss die ganze Statik in den Wirbeln selbst liegen. Die Lendenwirbel haben sehr große Wirbelkörper mit sehr langen und breiten Wirbelfortsätzen. Auch die angesetzten Muskeln sind besonders groß, da sie in den Beinen enden, die das meiste Gewicht tragen.

Unterhalb schließt sich das Kreuzbein an, das einige Wirbel hat, die miteinander verwachsen sind. Am Kreuzbein sind die Beckenschaufeln, dazwischen liegt das sogenannte Iliosakralgelenk, auch Hüftkreuzbeingelenk genannt. Es ist eine Gelenkfläche, auf der eine gewisse Flexibilität nach oben und unten sowie nach links und rechts möglich ist. Wenn die Flexibilität zu hoch ist, kann das zu Problemen im Kreuzbeinbereich führen. Sie darf aber auch nicht zu niedrig sein, weil das zu Verkrampfungen im Kreuzbeinbereich führen kann mit der Folge von Rückenschmerzen.

Zuletzt schließt sich das Steißbein an. Es hat wenig weitere statische Funktion. Man nimmt an, dass es sich beim Menschen um einen verkümmerten Schwanz handelt (wie ihn Hunde, Katzen, Pferde und Affen haben), der sich beim Menschen zurückgebildet hat.

 

 

Kurze Zusammenfassung zur Anatomie

Die Wirbelsäule hat drei Hauptfunktionen – Statik, Bewegung, Schutz des Rückenmarkskanals

Die Wirbelsäule besteht aus Wirbeln, Bandscheiben und Zwischenwirbelgelenken. Um die Wirbel sind Sehnen. In den Wirbeln verläuft der Rückenmarkskanal. Die Wirbel sind miteinander und mit anderen Knochen über Muskeln und Bänder verbunden. An den Wirbeln sind Bindegewebe, die die Organe an ihrem Platz halten.

An der Wirbelsäule sind auch die anderen Knochenstrukturen wie Beckenschaufel zu den Beinen, Rippen, Schlüsselbeine, Schulterblatt zu den Armen und oben der Kopf.

Für die Gesundheit der Wirbelsäule sind vor allem Muskeln wichtig. Sie müssen entspannt, stark und flexibel sein. Das ist die beste Versicherung gegen Rückenprobleme.

Hier noch ein Hinweis: In diesem wie beim nächsten Vortrag gibt es einige medizinische Aussagen. Grundsätzlich gilt, dies sollten nur Anregungen sein. Sie können weder den Ratschlag noch die Behandlung oder Verschreibungen eines Arztes oder Heilpraktikers ersetzen. Sie sollen ergänzen, was aus yogischer und zum Teil empirischer Sicht in der Mehrheit der Fälle gut ist. Was im Einzelnen gut und richtig ist, muss ein Arzt oder Heilpraktiker herausfinden.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS069 Hindernisse in der Meditation

Meditierst du schon eine Weile, oder meditierst du vielleicht schon länger, oder bist du am Anfang? Dann magst du dich fragen:

„Was kann ich machen, um die Meditation zu vertiefen?“

„Welche Hindernisse gibt es bei der Meditation?“

„Wie kann ich sie überwinden?“

Im Yoga sagen wir: „Meditation ist das Natürlichste überhaupt. Deine wahre Natur ist Sat-Chit-Ananda: Sein, Wissen, Glückseligkeit. Einheit mit Allem, reine Bewusstheit, Freude und Liebe, das ist der natürliche Zustand des Menschen. Und genau das ist die tiefe Meditation.“

Aber es gibt alle möglichen anderen Dinge, die der Mensch auch macht, alle möglichen Verhaftungen, alle möglichen Wünsche, alle möglichen Identifikationen. Und im Grunde genommen könnte man sagen: „Jede Verhaftung, jeder Wunsch, jede Identifikation, all das sind Hindernisse.“

Und wenn wir die Hindernisse überwinden, dann kommen wir zu dem, was wir wirklich sind.

Im Grunde genommen ist Meditation einfach. Es gilt das Störende zu beseitigen, und dann leuchtet deine wahre Natur auf.

Meditation ist also etwas anderes, als wenn du lernen willst, deinen Bizeps zu stärken. Und Meditation ist etwas anderes, als wenn du Englisch oder Informatik lernen willst.

Meditation ist das Natürlichste überhaupt. Und indem du meditierst, kommst du zu dem was du in der Wahrheit bist.

Und so ist der Weg der Meditation im Grunde genommen auch das aus dem Weg räumen von Hindernissen.

Swami Sivananda hat auch ein wunderschönes Buch geschrieben, das heißt Konzentration und Meditation. Vielleicht kennst du es. Das Buch kann ich dir auch empfehlen. Es sind einige hundert Seiten nur über Meditation. Dann gibt es ein besonders langes Kapitel über Hindernisse in der Meditation. Ein langes Kapitel mit vielen Informationen über Meditation. Dieses Kapitel kann ich dir empfehlen, daraus kannst du so vieles lernen.

Wenn du bereits eine Weile meditierst, solltest du dir zwischendurch immer wieder vornehmen, deine Meditation weiter zu vertiefen. Überlege dann ganz konkret: „Was kann ich tun, um meine Meditation zu vertiefen?“

Manchmal hilft es schon, sich das zu überlegen und sich gegebenenfalls einen Plan zu machen, anstatt sich einfach nur hinzusetzen und beim Sitzen irgendwo mit der gewohnten Technik anzufangen und sie nachher doch zu vergessen, oder entweder in einen meditativen Dös-Zustand abzugleiten, oder in einen Nachdenk-Zustand, oder in einen Verwirrtheitszustand.

Stattdessen überlege dir: „Wie will ich heute meditieren? Wie will ich es machen, dass die Mantra-Meditation tiefer ist?“ Und wenn du mit einer Achtsamkeitsmeditation übst: „Wie will ich vermeiden, dass ich mich in der Meditation einfach in anderen Gedanken verliere?“

Im Anschluss an die Meditation überlege: „Wie war meine Meditation heute?“

Und überlege dir: „Wie will ich das nächste Mal meditieren?“ Und dann probiere verschiedenen Techniken aus.

Manchmal ist es gut, anderes auszuprobieren, wenn man mit der bisherigen Technik nicht so gut weiter kommt.

Also falsche Zufriedenheit in der Meditation ist gerade für den erfahrenen Meditierenden ein Hindernis.

Man kann zwar sagen, für die Gesundheit und für psychisches Gleichgewicht ist die Meditation auch langfristig hilfreich, wenn du weder konzentriert bist, noch wach und bewusst, aber du willst ja nicht nur gesünder und harmonischer leben. Letztlich willst du in der Meditation zur Tiefe des Selbst und zu Gott kommen.

Bist du ein(e) erfahrene(r) Meditierende(r), kannst du auch überlegen: „Habe ich Engagement in der Meditation? Überlege ich vor der Meditation, wie ich meditieren kann? Wann habe ich mir das letzte Mal Gedanken gemacht, wie ich meine Meditation vertiefen kann? Und was kann ich tun, um meine Meditation wieder zu vertiefen?“

Im ganzheitlichen Yoga  – den wir bei Yoga Vidya lehren   – sind Meditation, Asanas und Pranayama die drei Hauptpraktiken. Und wenn du in der Meditation weiter kommen willst, solltest du auch ausreichend davon üben.

Am Anfang ist es gut, jeden Tag etwas und einmal in der Woche mehr davon zu praktizieren. Aber im Laufe der Zeit, wenn du in der Meditation vorankommen willst, solltest du schon die Meditation auf 20 Minuten steigern und deine Asana- und Pranayama-Praxis auf mindestens 40 Minuten erhöhen.

Irgendwo fehlt dir vielleicht die Motivation für die Meditation. Du hast eventuell den Wunsch verloren, spirituell zu wachsen. Dann hilft es, dafür zu sorgen, dass du spirituell motiviert bist.

Im Grunde genommen kann man sagen, dass Meditation tiefer wird, wenn du auch spirituelles Interesse hast.

Wie könntest du spirituelles Interesse wieder wecken?

Eine Möglichkeit ist, eine Weile mit Menschen zusammen zu sein, die spirituelles Interesse haben.

Angenommen du bist in der 2-Jährigen Yogalehrer-Ausbildung. Dann triffst du dich typischerweise einmal pro Woche mit anderen. Mache das bewusst, und schaue, dass du dort auch die Gespräche um deine spirituelle Praxis zentrierst.

Du kannst auch regelmäßig in einen Ashram oder an einen Retreat-Ort gehen, wo du zusammen bist mit anderen, die darüber sprechen.

Oder mache das, was du jetzt machst: Schaue dir Videos an, oder höre Audios zum Thema „spiritueller Weg“.

All das, was man auch als Satsang bezeichnet, ist eben auch Inspiration im Zusammensein mit anderen.

Oder lies jeden Tag ein paar Sätze aus einem spirituellen Buch  – zum Beispiel aus dem wunderschönen Buch „Konzentration und Meditation“ von Swami Sivananda. Du wirst merken, die Meditation wird zügig tiefer werden.

Das Nächste wäre auch Viveka (Unterscheidungskraft) im Sinne von, überlege, was dich wirklich langfristig glücklich macht: „Was von dem, was du gerade machst, wird langfristig wirklich wichtig sein? Welche Menschen sind wirklich glücklich? Sind es die, die Geld haben? Sind es die, die mehr ansehen haben? Sind es die, die beruflich erfolgreich sind?“

Du wirst feststellen, dass das nicht wirklich so ist.

Oder sind es die Menschen, die die Erleuchtung erlangt haben, die großen Meister und Meisterinnen? Dann wirst du sagen: „Ja!“

Wenn du so darüber nachdenkst: „Was könnte dich dauerhaft glücklich machen?“

Dann wirst du feststellen, es sind die spirituellen Praktiken.

Und wenn du das weißt, wirst du mit größerem Engagement praktizieren.

Viveka ist also Unterscheidungskraft. Die führt zu Vairagya (Verhaftungslosigkeit) und auch zur Untersuchung der Fragen: „Wer bin ich? Was ist wichtig? Was ist die Welt? Was ist das, was nach dem Tod Bestand hat?“

Es ist öfters gut, das Leben in die rechte Perspektive zu rücken, um dir wichtig und bewusst zu machen: „Spiritualität, das ist besonders wichtig im Leben!“

Tipp: Spiritualisiere dein weltliches Leben und sei dir bewusst, spirituelles Leben ist auch gut für Beruf, Familie und Partnerschaft. Und wenn du wirklich über einen längeren Zeitraum merkst, was du den größten Teil des Alltags tust, ist nicht gut für dich, inspiriert dich nicht, ist im Konflikt zum spirituellen Leben und vielleicht sogar zum ethischen Leben, dann sei konsequent.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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YVS068 Erfahrungen in der Meditation

Wenn du meditierst, wirst du verschiedene Erfahrungen haben. Es ist hilfreich, zu verstehen, was diese Erfahrungen zu bedeuten haben, und wie du damit umgehen kannst. Dann wirst du deine Meditation weiterentwickeln und Fortschritte machen.

Klassifikationen von Erfahrungen in der Meditation:

  1. Hinderniserfahrungen
  2. Reinigungserfahrungen
  3. Astralerfahrungen
  4. Spirituelle Erfahrungen

Zu 1.: Es gibt körperliche Schmerzen, Unruhe des Geistes und Trägheit. Dies sind 3 Hinderniserfahrungen, nicht nur für den Anfänger.

Körperliche Schmerzen, das gilt insbesondere für den Meditationssitz, kannst du überwinden, indem du einen Sitz findest, der für dich angenehm ist. Auf www.yoga-vidya.de gibt es einige Videos mit Meditationshaltungen, wo die verschiedenen Meditationssitze beschrieben werden. Du kannst zum Beispiel auf einem Stuhl, Kissen oder Bänkchen sitzen. Regelmäßiges Sitzen hilft dir, dass es sich bequemer anfühlt. Dann gilt es, die Hüften flexibel zu machen mit hüftöffnenden Asanas (Körperhaltungen). Es gilt, die Rückenmuskeln zu stärken mit Asanas zur Stärkung der Rückenmuskeln. Und es gilt, Schultern und Nacken zu entspannen mit entsprechenden Asanas zur Lockerung der Schulter- und Nackenpartien. Hatha Yoga Praxis und regelmäßige Meditation helfen dir beim Lernen, gut und richtig zu sitzen. Die ganze Bandbreite dazu findest du auf den Internetseiten und dem YouTube-Kanal von Yoga Vidya unter „Sitzhaltungen“ oder „Asanas für die Meditation“.

Ein zweites Hindernis ist Unruhe des Geistes. Wenn der Geist in der Meditation unruhig ist, kannst du schauen, wie du den Geist wieder ruhig bekommst. Da gibt es viele Möglichkeiten: Du kannst vor der Meditation Pranayama (Atemübungen) und Asanas (Körperhaltungen) üben, ein Gebet sprechen, Mantras wiederholen usw. Bevor du dich also hinsetzt für die Meditation, bringe deinen Geist schon in einen meditativen Gemütszustand. Das hilft dir für die erforderliche Ruhe des Geistes. Des Weiteren kannst du zu Beginn der Meditation, während du dich hinsetzt, auch tief mit dem Bauch atmen und so Prana (Lebensenergie) erzeugen. Bevor du zu deinem eigentlichen Meditationsthema kommst, kannst du eine gute Pratyahara-Übung (Rückzug der Sinne) einbauen  – etwas, dass deinen Geist erhebt: Du kannst beispielsweise ein Gebet sprechen, durch deinen Körper gehen (Bodyscan), dir bewusst machen, wofür du überhaupt meditierst oder Gedanken des Wohlwollens in alle Richtungen schicken. Anschließend ist eine Dharana-Technik (Konzentration) empfehlenswert, die dir hilft, konzentriert zu sein.

Das dritte Hindernis bei der Meditation ist die Trägheit. Trägheit in der Meditation ist sogar noch schwieriger, als die Unruhe des Geistes, denn Trägheit heißt, dass du in eine Art Schlafzustand kommst. Da gibt es den schönen Ausdruck „Tandra Alasya Nidra“, der meditative Dös-Zustand. Wenn du am Anfang der Meditation stehst, kannst du dir erstmal nichts darunter vorstellen. Die Knie, der Rücken und die Schultern, vielleicht sogar die Hüften werden dich schon wach halten. Aber wenn du regelmäßig meditierst, merkst du vielleicht, dass du zwischendurch ein bisschen aufwachst, weil dein Kopf unten ist und du aufzuckst, oder du merkst, dass du vor und zurück schwankst bei wenig Bewusstheit. Dann weißt du: Ich bin in Tandra Alasya Nidra. Oder wenn du am Ende gar nicht weißt, was du überhaupt gedacht hast in der Meditation (da waren ein paar schöne Bilder, du fühlst dich irgendwie wohlig entspannt), dann wisse: Du warst in Tandra Alasya Nidra. Der meditative Dös-Zustand hat zwar auch seine angenehmen Seiten  – es ist ein Alpha-Zustand, in dem alle möglichen Körpersysteme in einen Entspannungszustand gehen  – aber wir wollen ja in der Meditation nicht einfach entspannen. Du solltest es nicht zulassen, dass dein Geist regelmäßig in der Meditation in Tandra Alasya Nidra ist.

 

Zu 2.: An Reinigungserfahrungen gibt es die körperlichen, die energetischen, die emotionalen und die mentalen Reinigungserfahrungen.

Eine körperliche Reinigungserfahrung kann beispielsweise ein kurzfristiger Kopfschmerz, eine Verspannung oder Übelkeit sein. Das wird nicht eintreten, wenn du ab und zu oder jeden Tag 5 bis 20 Minuten meditierst. Wenn du hingegen in einen Ashram gehst und intensiv praktizierst, dann wird es dir manchmal passieren, dass du am ersten oder zweiten Tag nachmittags Kopfschmerzen hast oder mal etwas Übelkeit verspürst. Zuweilen hängt das auch zusammen mit Kaffeeentzug oder anderem, einfach einer Einstimmung in eine andere Schwingung. Wenn du die spirituelle Praxis intensivierst, kann es grundsätzlich leichte körperliche Reinigungserfahrungen geben, die aber typischerweise nach ein paar Stunden wieder verschwinden. (In einem weiter gefassten Kontext kann man natürlich jede Krankheit auch als Reinigung ansehen; der Körper versucht, etwas wieder loszuwerden, was irgendwo in den Körper hineingekommen ist. Zu diesem Thema gibt es eigene Beiträge.)

Es gibt energetische Reinigungserfahrungen, deren Kenntnis ist von besonderer Wichtigkeit. Da ist z.B. das Kribbeln: Du sitzt in der Meditation, und plötzlich spürst du so ein Kribbeln in den Händen oder Füßen, in der Wirbelsäule oder Brust. Manchmal gibt es eine Hitze, die in dir hochsteigt, selbst wenn es kalt im Raum ist. Yogis würden sagen, dass Prana (Lebensenergie) durch die Nadis (Energiekanäle) fließt und diese öffnet. Das Prana reibt vielleicht an den noch geschlossenen Nadis, und so entsteht das Gefühl von Wärme. Eventuell hast du auch das Gefühl des Schwankens, vor und zurück, oder nach links und rechts. Vielleicht schwankt dann tatsächlich dein Astralkörper. Energiekanäle öffnen sich, und das hat eine Auswirkung auf den Astralkörper. Energetische Reinigungserfahrung kann aber auch sein, dass du plötzlich irgendwo fast eine Art Schmerz spürst, weil dort eine Blockade ist. Energie geht dorthin, und bis die Blockade sich öffnet, kann da auch mal Schmerz sein. Was du dann tun kannst: Einatmen von unten, zu diesem Punkt hin atmen, und ausatmen über diesen Punkt hinaus nach oben. Oder einatmen von unten dorthin, und ausatmen in die Weite. So öffnest du dich energetisch.

Emotionale Reinigungserfahrungen können besonders dann auftreten,.wenn du spirituell praktizierst. Dann kann es sein, dass du durch verschiedene emotionale Reinigungserfahrungen gehst. Es kann dir z.B. geschehen, dass du plötzlich, während du meditierst, ärgerlich bist. Oder du hast vielleicht zu Anfang gesagt: „Ich schicke Licht und Liebe in alle Richtungen.“, und plötzlich spürst du ein Gefühl von Verlassenheit. Oder du meditierst ganz entspannt, und plötzlich spürst du eine alte Kindheitserinnerung hochkommen, die mit Emotionen verbunden ist. Das sind positive Zeichen! Etwas, was tief in dir drin ist, kommt an die Oberfläche. Lass es zu, aber dann lasse auch wieder los. Beobachte es, aber identifiziere dich nicht damit. Du musst es auch nicht ergründen und analysieren, du musst es nicht durcharbeiten. Im Yoga wird gesagt, dass das reine Anschauen von dem, was hochkommt, und das Loslassen ausreichen, dass sich tiefe emotionale und psychische Spannungen lösen. Sollten also während der Meditation irgendwelche schwierigen Erinnerungen und Emotionen hochkommen, brauchst du nicht zu irgendeinem Therapeuten zu gehen. Du musst nichts ab- oder durcharbeiten. Schau es an, lasse los und kehre zu deiner Meditationstechnik zurück.

Bei mentalen Reinigungserfahrungen kann es passieren, dass dein Geist in der Meditation, anstatt ruhiger zu werden, plötzlich unruhiger wird und viele Gedanken auftauchen. Die meisten Menschen, die zum Beispiel mal in einen Yoga-Vidya-Ashram kommen, merken, dass ihre Meditation tiefer ist als zu Hause. Aber manche beschreiben auch, dass der Geist sehr aktiv ist und viele oft auch gute Ideen entstehen oder sie in tiefes Nachdenken versinken. Normalerweise bemühen wir uns, konzentriert zu sein. Wenn aber so viele Gedanken kommen, lass es eine Weile zu, sieh es als mentale Reinigung an, und dann konzentriere dich wieder.

Zu 3.: Es gibt viele Astralerfahrungen in der Meditation. Wenn du mehr darüber wissen möchtest, widme dich Sukadevs ausführlichen Vorträgen und Videos zum Thema „Karma und Reinkarnation“.

So kann man zum Beispiel die oben genannten energetischen Reinigungserfahrungen auch als Astralerfahrungen deuten. Es gibt die Prana-Erfahrungen im Sinne von Kribbeln in Händen und Füßen, das Spüren der Chakras, das Spüren der Wirbelsäule, oder auch wie Wellen von Energie von unten nach oben. Wenn das passiert, dann freue dich darüber, Prana ist erwacht. Manche Praktizierende lernen das Hellsehen oder sehen plötzlich eine Aura um Menschen oder Pflanzen, wenn sie aus der Meditation kommen. Es kann passieren, dass du Lichtwesen siehst. Wenn du so etwas siehst, dann freue dich! Du brauchst keine Angst zu haben, du wirst nicht verrückt, sondern du hast ein subtileres Wahrnehmungsvermögen. Oder vielleicht hörst du auch die sogenannten Anahata-Klänge. Manchmal hört man während der Meditation plötzlich einen hohen Klang, oder etwas wie ein OM. Du HÖRST Prana!      

 

Zu 4.: Die spirituellen Erfahrungen in der Meditation sind verbunden mit der Erfahrung von Sat-Chit-Ananda. Sat heißt reines Sein, Chit heißt Bewusstsein, Ananda heißt Freude. Als spirituell bezeichnet man Erfahrungen dann, wenn du das Bewusstsein der Ausdehnung hast, eine Verbindung zu allem Sein  – Sat. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit intensiverer Bewusstheit verbunden ist  – Chit. Spirituell ist die Erfahrung dann, wenn sie mit großer Freude verbunden ist  – Ananda, auch genannt Prema.

Es gibt verschiedene Arten von spirituellen Erfahrungen. Manche der außerkörperlichen Erfahrungen sind auch spirituelle Erfahrungen. Wenn du plötzlich deinen Körper nicht mehr spürst, nur Freude, Weite und Verbundenheit, dann ist das eine tiefe spirituelle Erfahrung. Wenn du einen Deva siehst, ein Licht- oder Engelswesen, und in dessen Gegenwart unglaubliche Freude und Liebe spürst, sei es, dass dein Herz fast zerspringt vor Freude, sei es, dass du dich erhaben fühlst und weit fühlst, oder absolute Geborgenheit fühlst, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Wenn du eine Vision deines/deiner Meisters/Meisterin hast, und dabei vielleicht sogar Gewissheit über deine Aufgabe bekommst, oder einfach nur die Erfahrung von göttlicher Führung, dann ist das eine spirituelle Erfahrung. Es muss nicht unbedingt eine Peak-Erfahrung sein, du meditierst einfach, und plötzlich ist da ein Gefühl der Sicherheit, des geführt Werdens, dass alles, was du machst, in Ordnung ist. Auch die Anahata-Klänge, die inneren Klänge, können zu einer tiefen spirituellen Erfahrung werden. Wenn da plötzlich dieser hohe Klang ist, und du alles andere vergisst. Oder wenn der Klang wie ein OM ist, wodurch alle Gedanken übertönt werden, und du plötzlich nur den reinen Bewusstseinsstrom hörst, und du im reinen, unendlichen Klang bist: unglaubliche Freude und Schönheit.

Es kann auch geschehen, dass du einfach eine Erfahrung reiner RUHE hast. Du sitzt dort, vielleicht spürst du sogar irgendwo den Körper, aber das hat keine Bedeutung. Vielleicht taucht ab und zu mal ein Gedanke auf, das ist aber ohne Bedeutung. Es ist nur unendliche Ruhe und unendliches Vertrauen und Bewusstsein: EINE göttliche Wirklichkeit.

 

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du an einer Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung  teilnimmst, lernst du dort, diese Grundlagen umzusetzen. Wenn du die Ausbildung schon gemacht hast, bekommst du nochmal Anregungen für das bereits Erlernte, und wenn du YogalehrerIn einer anderen Tradition bist, erhältst du eventuell zusätzliche Anregungen und Denkanstöße, vielleicht sogar etwas Inspiration.

Das Wort „Yoga“ heißt „Harmonie, Verbindung, Einheit“. Yoga kann in fünf Hauptpraktiken unterteilt werden:

  1. Richtige Körperübungen/Asanas
  2. Richtige Atemübungen/Pranayama
  3. Richtige Entspannung/Shavasana
  4. Richtige Ernährung/Mitahara
  5. Meditation und positives Denken

Wenn du Yoga unterrichtest, dann unterrichtest du letztlich immer drei dieser Praktiken, nämlich Körperübungen/Asanas, Pranayama und Tiefenentspannung. Ab und zu kannst du Meditation einfügen. Du kannst in den Yogastunden auch immer wieder Tipps geben für positives Denken im Alltag, und es gilt auch, dann und wann auf die richtige Ernährung hinzuweisen: vegetarisch und vollwertig. Wenn du Yoga unterrichtest, ist es wichtig, dass du selbst diese fünf Punkte beachtest, denn nur dann kannst du sie den TeilnehmerInnen authentisch nahebringen.

Grundlagen einer Yogastunde

Zunächst der Aufbau der Yoga Vidya Grundreihe, siehe dazu das vorige Kapitel (YVS066).

Dann ist es wichtig, folgende vier Prinzipien in der Yogastunde zu kombinieren:

  1. Die körperliche Korrektheit einer Übung: Zwar beschreibt eines der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien die Selbstverantwortung der Teilnehmenden, aber du als Yoga Unterrichtende/r achtest dennoch darauf, dass die Übung gut ausgeführt wird.
  2. In einer Asana gibt es geistige und körperliche Entspannung: Sehr wichtig ist, dass die Teilnehmenden die Yogastunde nicht als Wettbewerb sehen. Es geht nicht darum, besser zu sein als andere. Es geht darum, dass du stattdessen eine Atmosphäre schaffst, in der die Teilnehmenden ganz loslassen können und in jeder Asana so entspannt wie möglich sind. Gewiss gibt es anstrengende Asanas, z.B. die Heuschrecke, aber auch dabei sollten die Praktizierenden entspannte Augen und ein entspanntes Gesicht haben.
  3. Die Atmung ist der Schlüssel zur Prana-Erfahrung sowie für die meditative Erfahrung in den Asanas. Daher weise deine Teilnehmenden immer darauf hin, die Asanas mit einer ruhigen und tiefen Atmung zu verbinden. Zu Anfang ist das stets die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist auch die Vollständige Yogaatmung dabei.
  4. Die geistige Konzentration und Aufmerksamkeit: Die Teilnehmenden sollen BEI den Asanas sein. Die Tiefe der Erfahrungen deiner TeilnehmerInnen hängt davon ab, wie sehr es dir gelingt, ihre Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt zu halten. Wenn du z.B. eine Sprechweise hast, die auf die Teilnehmenden langweilig wirkt, dann werden sie an alles Mögliche denken. Daher ist es sehr wichtig, dass du lernst, die Yogastunde so zu halten, dass die Teilnehmenden mit ihrer ganzen Aufmerksamkeit dabei sind.

Allgemeine Prinzipien des Lehrens von Yoga

Yoga zu unterrichten ist etwas anderes, als Mathematik oder eine Sprache zu lehren. Yoga lehren bedeutet letztlich, den Schülern eine Einstellung zu vermitteln, die eine innere Erfahrung und Einheit ermöglicht. Yoga heißt schließlich Einheit, Yoga heißt Harmonie, und eine gute Yogastunde lässt die oder den Teilnehmende/n diese Einheit erfahren, eine Harmonie erfahren. Eine Yogastunde ist daher immer eine besondere Erfahrung für die Teilnehmenden.

Damit das geschehen kann, bist du als Yogalehrender bescheiden und ein Instrument in den Händen der göttlichen Kraft. Denn ob der oder die Teilnehmende wirklich eine tiefe Yogaerfahrung macht, liegt nicht vollständig bei dir. Du kannst Bedingungen schaffen, damit es möglich ist; aber was sich einstellt, ist nicht nur von dir abhängig. Es wird dir manchmal geschehen, dass du denkst, deine Yogastunde sei nicht gut gewesen, und die Teilnehmenden kommen anschließend voller Dankbarkeit und mit leuchtenden Augen auf dich zu. Und andere Male wirst du denken, eine wirklich tolle Yogastunde gegeben zu haben, und dann erfährst du, dass Teilnehmende sich über deinen Unterricht beschwert haben. Es liegt nicht nur an dir.

Des Weiteren gibt es die sogenannte „Guruparampara“, d.h. die Lehrer-Schüler-Nachfolge, auch „Guru Shishya Parampara“ genannt. Wenn du unterrichtest, mache dich zum Instrument, lasse die Energie der Meister durch dich hindurchfließen. Spüre den Segen der Meister durch dich hindurchfließen. Wenn du unterrichtest und dich öffnest, wirst du diese Energie spüren. Es ist vermutlich kaum möglich, eine so gute Karma Yoga Einstellung zu haben, wie beim Unterrichten von Hatha Yoga. Du spürst wie diese Guruparampara Shakti durch dich hindurchströmt.

Die körperlichen Aspekte zu kennen, ist wichtig. Es ist wichtig, dass du weißt, wie du die Übungen genau ansagst und auch, wie du Korrekturen gibst. Aber deine Einstellung ist ganz besonders wichtig. Damit du zu einem Instrument werden kannst, musst du Yogaübender sein; du bist nicht jemand, der nur unterrichtet. Übe jeden Tag Asanas, jeden Tag Pranayama, übe jeden Tag Meditation, übe einen sattvigen Lebensstil, verzichte auf Fleisch, Fisch, Alkohol, Tabak und Drogen, ernähre dich gesund und habe hohe ethische Grundsätze im Alltag. Dann wirst du eine gute Yogalehrerin/ein guter Yogalehrer sein. Dann werden deine Teilnehmenden die tiefe Erfahrung von Einheit, von Harmonie, von Yoga machen.

Yoga lehren heißt also, Voraussetzungen zu schaffen, damit göttliche Energie fließen kann. Du brauchst dafür Sensibilität und die Kenntnis der Methoden. Neben der Yoga Vidya Grundreihe und den 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien gibt es noch weitere wichtige Prinzipien. Da sind zunächst äußere Hilfen, um eine entsprechende Atmosphäre zu schaffen, dass diese Yogaerfahrung entstehen kann.

Kleidung: Die klassischen Farben des Yogaunterrichtenden in der Yoga Vidya Tradition sind weiße Hose und gelbes Oberteil. Weiß ist die Farbe der Reinheit – du willst als reines Instrument dienen. Gelb ist die Farbe des Lernens und des Lehrens – du wirkst wie ein Mond, d.h. du lässt das Licht des Göttlichen in dich hineinstrahlen und durch dich hindurchstrahlen. Farben haben einen großen Einfluss auf den Geist. Wenn du weiß-gelbe Kleidung trägst, wird das deinen Teilnehmenden eine schnellere, tiefere Erfahrung geben, als wenn du einfach in der Alltagskleidung unterrichtest. Auch für dich selbst macht es ein Unterschied. Wenn du Weiß-Gelb trägst, wirst du in die Rolle des Yogalehrenden hineingehen, dein Geist wird umschalten, und die Prana-Kanäle werden sich öffnen. Daher der Tipp: bleibe auch nach Ende der Ausbildung bei dieser weiß-gelben Kleidung.

Sauberkeit: Für die Atmosphäre ist eine gewisse Sauberkeit wichtig, in Bezug auf dich selbst und den Raum, in dem du lehrst.

Altar: Ein Altar in einem Yogaraum ist wichtig. Ein Altar schafft Atmosphäre, ein Altar dient als „Energie-Ausstrahler/-Sender“. So ähnlich, wie ein Radiogerät Radiowellen aufnimmt, so nehmen auch deine Teilnehmenden Energie auf. Und so, wie das Radio eine Sendestation dazu braucht, braucht es eine solche auch in der Yogastunde. Ein Altar mit seinen Murtis (Götterfiguren) wirkt wie eine Sendestation, und das spüren die Teilnehmenden. Yogalehrende haben aber teilweise Hemmungen, Murtis aus ihrer Tradition aufzustellen, obwohl Götterfiguren – sowohl hinduistische als auch buddhistische – heutzutage selbst in öffentlichen Räumen wie Thermen, Physiotherapie-Praxen und sogar Geschäften zu finden sind. Habe also keine Hemmungen! Heute besteht eine große kulturelle Offenheit, und es macht einen Unterschied, ob du in einem kahlen Raum praktizierst, oder ob dort die eine oder andere Murti deiner Tradition steht und Bilder deines Meisters/deiner Meisterin hängen. Natürlich gibt es Ausnahmen von dieser Regel. Wenn du in einem christlichen Kontext unterrichtest, dann schaue, was dort angemessen ist. Wenn du für Krankenkassen oder in einem schulischen Kontext unterrichtest, dann erkundige dich, was dort möglich ist. Aber im Allgemeinen ist es gut, einen Altar zu haben – mindestens eine Kerze oder etwas, das den Geist erhebt.

Raumklima: Du kannst auch mit Düften arbeiten, z.B. eine Duftlampe mit spirituell erhebendem Duft anzünden (achte aber darauf, dass es kein mit Badezimmer konnotierter Duft ist). Zünde eventuell eine Kerze/Duftkerze oder ein Räucherstäbchen an. In der Zeit vor der Yogastunde, in der die TeilnehmerInnen eintreffen, kannst du auch meditative Musik/Mantramusik abspielen. Tue irgendetwas, was dazu führt, dass deine TeilnehmerInnen bei ihrer Ankunft gleich in eine angenehme Atmosphäre kommen. Menschen brauchen heutzutage oft eine „exotische“ Atmosphäre, um den Alltag zu vergessen.

Mantras: Sie werden am Anfang und am Ende der Yogastunde rezitiert/gesungen. Ein Tipp von Sukadev: Bevor du eine Yogastunde unterrichtest, übe selbst spirituelle Praktiken. Wenn irgend möglich, übe vor dem Hatha Yoga Unterricht entweder Meditation, oder wiederhole Mantras, oder übe Pranayama und Asanas. Mache eventuell eine Tiefenentspannung, gerade wenn du vorher einen anstrengenden Tag hattest, und danach ein paar Minuten Yogaübungen. Wenn du keine Zeit für formelle Yogaübungen hast, dann sorge dafür, dass du auf dem Weg zur Yogastunde ein Mantra wiederholst, ein Gebet sprichst, dich für göttliche Führung öffnest, damit du schon ein subtiles Prana hast, Liebe hast und geben kannst, wenn du in Kontakt zu den Teilnehmenden kommst. Spätestens, wenn sie in der Anfangsentspannung vor dir liegen, öffne dich für den göttlichen Segen, bitte um Führung, öffne dich für die doppelte Liebe – die Liebe zum Meister, der Liebe zu dir hat, und die Liebe zu deinen Teilnehmenden. Lass diese Liebe, dieses Licht fließen. Wenn ihr dann gemeinsam OM singt und das Mantra wiederholt, spürst du diese Verbindung, und dann kann Yoga entstehen.

Soweit die Grundlagen des Unterrichtens von Hatha Yoga, wobei es hierzu an anderer Stelle noch mehr Informationen gibt.  Diese und viele weitere Unterrichtstechniken lernst du in der Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung und in Yoga Vidya Weiterbildungen. Wenn du relativ neu im Yoga bist, hast du jetzt einige „Interna“ an die Hand bekommen. Die Grundlagen des Yoga lernst du in Yogakursen in den Yoga Vidya Zentren, bei ausgebildeten Yoga Vidya YogalehrerInnen, und in den Yoga Vidya Ashrams. Informationen über die Zentren und Ashrams, sowie ein großes YogalehrerInnen-Verzeichnis, findest du auf www.yoga-vidya.de.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Wenn du bei Yoga Vidya eine Yogalehrer-Ausbildung machst oder gemacht hast, dann kannst du das Gelernte hier wiederholen. Falls du überlegst, die Ausbildung zu absolvieren, erfährst du hier bereits einiges über die Inhalte.

Yoga Vidya ist einer der vielen Stile im Hatha Yoga, momentan der populärste Hatha Yoga Stil in Deutschland (2017). Beim Unterrichten gibt es sieben Unterrichtsprinzipien zu beachten. Diese lauten:

  1. Der Unterricht basiert auf der Yoga Vidya Grundreihe
  2. Der Unterricht wird stark angepasst an die Zielgruppe und das Ziel der Yogastunde
  3. Die Asanas werden gehalten
  4. Die Betonung liegt auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmern, Unterrichten mit Spürgenauigkeit statt äußerer Genauigkeit
  6. Der/die YogalehrerIn unterrichtet mit Stimme, Händen und Füßen, Prana und Liebe
  7. Der/die YogalehrerIn betrachtet das Unterrichten als eigene Yogapraxis, er/sie macht sich zum Instrument, um zu dienen und Gutes zu bewirken und ist selbst Yogaübende/r (Einstellung des Yogalehrers/der Yogalehrerin)

Im Folgenden wird näher auf die einzelnen Prinzipien eingegangen.

Zu 1)

Die Yoga Vidya Grundreihe ist folgendermaßen aufgebaut:

  • Anfangsentspannung: 1-5 Minuten
  • Sitzhaltung einnehmen, typischerweise OM und Mantra zur inneren Sammlung
  • Atemübungen: Kapalabhati und Wechselatmung sind hier die wichtigsten
  • Karanas: Übungen, die den Körper aufwärmen und in Gang setzen; hier sind die wichtigsten Surya                                                          Namaskar (Sonnengruß) und Navasana (Bauchmuskelübungen)
  • Zwölf Asanas in Verbindung mit kleinen Variationen:
  1. Shirshasana – Kopfstand
  2. Sarvangasana – Schulterstand
  3. Halasana – Pflug
  4. Matsyasana – Fisch
  5. Pashchimottanasana – Vorwärtsbeuge
  6. Bhujangasana – Kobra
  7. Shalabhasana – Heuschrecke
  8. Dhanurasana – Bogen
  9. Ardha Matsyendrasana – Drehsitz
  10. Mayurasana – Pfau
  11. Pada Hastasana – stehende Vorwärtsbeuge
  12. Trikonasana – Dreieck
  • Shavasana: Tiefenentspannung
  • Sitzhaltung einnehmen, OM und Mantra, eventuell auch Meditation

Zu 2)

Die starke Anpassung an Zielgruppe und Zielsetzung führen bei Yoga Vidya zu einer großen Bandbreite. Dies ist das Besondere am Yoga Vidya Stil. Yoga für Kinder wird ganz anders unterrichtet als Yoga für Senioren. Menschen, die spirituell interessiert sind, wird man anders unterrichten als Menschen in einem therapeutischen Setting in einer Reha-Klinik. Im Businessyoga, wo man womöglich nur fünf Minuten Zeit hat, wird man anders unterrichten, als bei einem Asana-Intensivseminar in einem Yoga-Ashram, wo man für die Yogastunde am Nachmittag vielleicht vier Stunden Zeit hat. Es ist wichtig, diese Anpassung zu verstehen. Manchmal wird gefragt, ob der Yoga Vidya Stil eher sanft oder eher fordernd sei – nun, er kann beides sein! Manchmal kommt die Frage, ob der Yoga Vidya Stil eher für Jüngere oder Ältere geeignet sei – wiederum ist er beides! Es gibt Yogastile, die eher therapeutisch sind, andere, die mehr auf Wellness ausgerichtet sind oder eher sportlich orientiert oder spirituell – wie ist das beim Yoga Vidya Stil? Die Antwort ist: Er kann alles sein.

Trotz der unterschiedlichen Zielsetzung und Anpassung, die bei Yoga Vidya möglich ist, gibt es eine Grund-Zielsetzung, die immer besteht, weswegen auch die Yoga Vidya Grundreihe so wichtig ist:

  • Was bei Yoga Vidya unterrichtet wird, soll immer gesund/gesundheitsfördernd sein.
  • Der Körper soll immer gefordert werden, alle Teile des Körpers sollen trainiert werden, so dass eine körperliche Entwicklung stattfinden kann.
  • Es soll gut sein für das Prana, für die Lebensenergien. Prana soll aktiviert und harmonisiert werden. Menschen sollen nach einer Yogastunde mehr Prana spüren, als vorher.
  • Es soll gut für die Emotionen sein, dass der Mensch sich wohler und in Harmonie fühlt.
  • Es soll so sein, dass der Mensch konzentriert ist und nach der Yogastunde eine Klarheit des Geistes verspürt.
  • Dem Menschen soll eine spirituelle Erfahrung ermöglicht werden, sofern er dafür offen ist. Er soll mit einem Gefühl von Freude, Liebe und Öffnung aus der Yogastunde herausgehen. Dieses Erfahren von Freude und Liebe, das ist die spirituelle Öffnung.

Auch in der konkreten Zielsetzung und starken Anpassung bezieht Yoga Vidya stets die Ganzheitlichkeit des Menschen mit ein.

Zu 3)

Es ist eigentlich selbstverständlich, dass Asanas gehalten werden, denn Asana heißt „Stellung“. Asana ist etwas, das ruhig gehalten wird. Dieser Punkt wurde nachträglich den Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien zugefügt (anfangs waren es nur fünf). Seit den 2000er-Jahren kommen immer mehr Yogarichtungen aus Amerika nach Deutschland, die keine Asanas halten, sondern nur dynamische Übungen enthalten. Sukadev fand es wichtig, festzulegen, dass Asanas im Yoga Vidya Stil gehalten werden. Selbst im Flow Yoga bei Yoga Vidya gibt es Asanas, die ruhig gehalten werden. Gerade das meditative und das Bewusstseins-Element, sowie die Wirkung auf Prana, Nadis und Chakras und letztlich auch die Dehnung und Entspannung funktionieren über das statische Halten von Asanas.

Zu 4)

Entspannung: In den Yogastunden wird bei Yoga Vidya besonders darauf geachtet, dass bei den Asanas nur die Muskeln genutzt werden, die erforderlich sind. Alles andere entspannt. Das entspricht im Grunde der traditionellen Hatha Yogaweise: die Asanas werden gehalten, der größte Teil der Muskeln entspannt, aber jene, die notwendig sind, sind gut angespannt. Ein Beispiel: im Schulterstand werden Fußsohlen und Waden entspannt. Die Zehen werden nicht zur Decke hingegeben. Das Gesicht wird entspannt. Bestimmte Muskeln werden zwar angespannt, um in der Asana zu sein, aber alles andere entspannt. Auch während der Zwischenentspannung in Stunden für Anfänger und Mittelstufe wird immer darauf geachtet/angesagt: Muskeln entspannen!

Atmung:  Die Atmung ist sehr wichtig. Die Betonung darauf wird bei Yoga Vidya immer wieder gelehrt, und in den Yoga Vidya Yogastunden wird daher immer wieder darauf hingewiesen. Die Grundatmung ist die Bauchatmung, bei Fortgeschritteneren ist es die Vollständige Yogaatmung. Über die Atmung kann man entspannen oder sich aufladen, und die Atmung hat eine Auswirkung auf das Prana.

Konzentration/Bewusstheit: Im Yoga konzentrierst du dich nicht darauf, was der Nachbar macht. Auch nicht darauf, wie du im Spiegel aussiehst. Vielmehr ist die Konzentration bei dem, was du JETZT tust, und bei dem, was du JETZT fühlst und spürst. Eine „ideale“ Yogastunde ist, wenn du an nichts anderes denkst, als an das, was du gerade machst und fühlst.

Hast du bisher nur bei Yoga Vidya oder ähnlichen Richtungen Yoga geübt, dann mag dir das alles selbstverständlich erscheinen. Aber es gibt Yogastile, bei denen die Atmung überhaupt nicht berücksichtigt wird, oder solche, bei denen Entspannung nie erwähnt wird. Es gibt sogar Yogastile, die nur mit lauter Musik ausgeführt werden, und bei denen du dich eben nicht auf die Asana selbst konzentrierst. Bei Yoga Vidya spielen Entspannung, Atmung und Konzentration eine wichtige Rolle.

Zu 5)

Der Aspekt des Respekts vor den Teilnehmern/der Spürgenauigkeit beinhaltet, dass der/die TeilnehmerIn selbst entscheidet. In anderen Yogastilen sagt der/die YogalehrerIn dem/der TeilnehmerIn genau, wie er/sie die Yogastellung praktizieren soll. Auch im Yoga Vidya Anfängerkurs ist es üblich, die Asanas genau anzusagen. Aber je länger ein/e TeilnehmerIn im Yoga Vidya Stil übt, desto mehr Verantwortung bekommt er/sie selbst. So kann es z.B. sein, dass jemand bei der Kobra die Finger dicht zusammenhält, oder auseinander gibt, dass er/sie die Fersen zusammen bringt, oder voneinander entfernt hält, die Beine anspannt, oder entspannt hält. Es kann sein, dass sich jemand in der Vorwärtsbeuge besonders bemüht, den Rücken gerade zu halten, oder sich mit rundem Rücken in die Stellung hinein entspannt. Bei Yoga Vidya wird den TeilnehmerInnen gelehrt, wie sich eine „gute“ Yogastellung anfühlt, woran man merkt, dass man die Übung richtig ausführt. Dann ist es an dem/der TeilnehmerIn, selbst zu erspüren, was ihm/ihr besonders gut tut. Also: Selbstverantwortung der TeilnehmerInnen statt vorzuschreiben, wie die Übung genau auszusehen hat.

Für dieses fünfte Unterrichtsprinzip wird Yoga Vidya zuweilen kritisiert, weil Menschen sagen, dass die Vorwärts- oder Rückwärtsbeuge immer auf eine ganz bestimmte Art zu praktizieren ist. Sukadev ist jedoch der Ansicht, dass es unterschiedliche Weisen gibt, die Übungen auszuführen, und dass die TeilnehmerInnen das selbst herausfinden sollen. Wenn jemand ein körperliches Problem hat, muss man ihm/ihr zunächst hilfreiche Variationen vorschlagen. Aber nur der/die TeilnehmerIn selbst findet dann heraus, was wirklich gut ist.

Zu 6)

Es ist wichtig, zu lernen, wie man eine Yogastunde gut ansagt. Daher gehört zur Yogalehrer-Ausbildung bei Yoga Vidya ein gewisses Stimmtraining. Wenn du bei Yoga Vidya deine Unterrichtsproben machst, wird Wert darauf gelegt, dass deine Stimme gut ist. Zudem gibt es Korrekturen, Hilfestellungen oder „Adjustments“. Du lernst also, wie du mit Händen und Füßen TeilnehmerInnen korrigierst und Hilfestellungen gibst. Im ersten halben Jahr der Yogalehrer-Ausbildung wird das besonders intensiv trainiert, ebenfalls in der ersten Woche der 4-wöchigen Ausbildung. Aber du unterrichtest auch mit Prana, d.h. mit feinstofflicher Energie. Wenn du eine Yogastunde gibst, dann gilt es auch, dass du dich öffnest, dass Prana/Lebensenergie in dich hineinfließt, und dass du sie ausstrahlst. Und du unterrichtest mit der doppelten Liebe, der Liebe zu Gott, zum Göttlichen, zu einer höheren Wirklichkeit und der Liebe zu deinen TeilnehmerInnen. Du machst dich zum Instrument.

Zu 7)

Yogaunterricht als Yogapraxis“, man könnte auch sagen: die Yoga-Einstellung des Yogalehrenden. Was bedeutet das? Zum einen, die oben angeführte doppelte Liebe, zum anderen, das Unterrichten, um Menschen Gutes zu tun. Du unterrichtest kein Yoga, um Geld zu verdienen – obgleich es notwendig sein kann, dass du mit Yoga deinen Lebensunterhalt erwirbst, es sollte aber nicht die Grundmotivation sein –, sondern, um Menschen helfen und dienen zu wollen. Vielleicht willst du über diese Menschen auch eine insgesamt friedvollere Welt schaffen. Vielleicht siehst du die Yogapraxis als Dienst an Swami Sivananda an, der Yoga in die Welt bringen wollte. Vielleicht siehst du es als Dienst an Gott, an der göttlichen Mutter an. Vielleicht willst du auch aus Dankbarkeit unterrichten. Du hast selbst viel Gutes durch die Yogapraxis erfahren und willst dies nun mit anderen teilen und weitergeben. So ist die Grundmotivation auch, Instrument zu sein.

Damit diese Motivation entstehen kann, ist es wichtig, dass du auch praktizierst. Ein/e Yogalehrende/r im Yoga Vidya Stil bzw. in der Yoga Vidya Tradition fühlt sich immer auch als SchülerIn. Du kannst Hatha Yoga nur unterrichten, wenn du Hatha Yoga übst. Bitte unterrichte es nicht, wenn du nicht selbst praktizierst! Du musst nicht alles selbst können, was du unterrichtest. Swami Vishnudevananda hat einmal gesagt: „Beschränke deine TeilnehmerInnen nicht auf dein eigenes Niveau!“ Nur das zu unterrichten, was du selbst kannst, kann auch eine Form von Ego sein, z.B. nicht zu wollen, dass andere etwas besser können, als du. Aber du kannst Pranayama nur gut vermitteln, wenn du Pranayama übst. Du kannst Asanas nur authentisch vermitteln, wenn du selbst Asanas übst. Darum praktiziere!

Damit die göttliche Energie beim Unterrichten durch dich wirken kann, ist es auch wichtig, dass du meditierst und dich an die weiteren Sattva-Empfehlungen hältst, die es im Yoga gibt. Sukadev empfiehlt insbesondere, dass du auf Fleisch, Fisch, alkoholische Getränke, Rauchen und Drogen im Sinne des Betäubungsmittelgesetzes verzichtest. Wenn du das tust, täglich meditierst, täglich Hatha Yoga Praktiken übst und wenn du dich als Instrument siehst, dann werden deine TeilnehmerInnen eine großartige Erfahrung im Yogaunterricht machen.

Kurze Wiederholung der sieben Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien:

  1. Yoga Vidya Reihe für körperliche, energetische, emotionale, mentale, psychische und spirituelle Wirkungen
  2. Anpassung an Zielgruppe und konkrete Zielsetzung
  3. Asanas werden gehalten
  4. Betonung auf Entspannung, Atmung und Konzentration
  5. Respekt vor den Teilnehmenden, Spürgenauigkeit statt Vorschriften
  6. Unterrichten mit Stimme, Händen, Füßen, Prana und Liebe
  7. Unterrichten als Yogapraxis und eigene Yogapraxis als Grundlage

Mehr aus der Yoga Vidya Schulung findest du im Internet unter www.yoga-vidya.de. Auch wenn du noch keine Yoga Vidya Yogalehrer-Ausbildung absolvierst oder den Yoga Vidya Stil noch gar nicht kennst, kannst du dort viele nützliche Informationen finden, ebenso wie Hinweise zu sämtlichen Aus- und Weiterbildungen sowie Einführungsseminaren.

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Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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Was ist Hatha Yoga?

Hatha Yoga ist der Yoga der Körperbeherrschung, der Körperarbeit. „Hatha“ heißt wörtlich auch „Bemühung/Anstrengung“. „Ha“ heißt Sonne, „tha“ heißt Mond.

Hatha Yoga kann Gesundheit bzw. Gesundung und Entspannung zum Ziel haben, sowohl als Prävention als auch als Therapie. Es kann auch die Energieerweckung zum Ziel haben, so z.B. beim Kundalini Yoga. Hatha Yoga kann die Ruhe des Geistes anstreben und zu Gottverwirklichung führen wollen.

Folgende, unterschiedliche Arten von Hatha Yoga bzw. Yogastilen gibt es:

  • Iyengar Yoga, begründet von B.K.S. Iyengar
  • Ashtanga Vinyasa Yoga, begründet von Pattabhi Jois
  • Vini Yoga, begründet von Desikachar
  • Sivananda Yoga
  • Integral Yoga, begründet von Swami Satchidananda
  • Yesudian-Haich, begründet von Selvarajan Yesudian und Elisabeth Haich
  • Bikram Yoga
  • Power Yoga, abgeleitet vom Ashtanga Vinyasa Yoga
  • Flow Yoga
  • Himalaya Yoga
  • Kundalini Yoga in der Tradition von Yogi Bhajan

und so weiter.

 

Eigenschaften des Yoga Vidya Stils

Zunächst einmal basiert er auf dem Hatha Yoga, und zwar Hatha Yoga auf der Grundlage von vier besonders wichtigen Hatha Yoga Schriften: Hatha Yoga Pradipika, Gheranda Samhita, Shiva Samhita und Goraksha Shataka. Diese Basis beinhaltet Jnana und Vedanta Yoga.

Der Yoga Vidya Stil ist darüber hinaus besonders ausgerichtet auf Patanjalis Yoga Sutra, also Raja Yoga. Einige der Verse von Patanjali, gerade über Asanas, Pranayama und Pratyahara, werden regelmäßig herangezogen.

Eine weitere wichtige Grundlage ist die Bhagavad Gita: Tue das, was du tust, so gut, wie du kannst, und lasse anschließend los. Sei gleichmütig gegenüber dem Ergebnis der Handlung und den Früchten der Handlung. Hier fließt Bhakti Yoga mit ein.

Der Yoga Vidya Stil ist auch ausgerichtet auf Ayurveda, d.h. auf eine gesunde Lebensweise.

Dies sind die klassischen Grundlagen des Stils. Beim Yoga Vidya Stil ist auch charakteristisch, dass er die moderne Wissenschaft mit einbezieht, sowohl Erkenntnisse aus der Sportmedizin als auch Erkenntnisse aus der Physiotherapie, der Medizin, der Psychologie und auch aus anderen Körperübungssystemen. Der Yoga Vidya Stil ist als solches ein integrierender Stil. Herausgebildet hat er sich aus dem Sivananda Yoga Stil.

 

Was ist das Besondere am Yoga Vidya Stil?

Das Besondere am Yoga Vidya Stil ist seine große Anpassungsfähigkeit und sein integrierendes Element. Charakteristisch ist auch, dass er geeignet ist für den physischen Körper, die Energien, die Emotionen, das Denken und dass er sich letztlich an die Seele und die Verbindung richten will. Der Yoga Vidya Stil hat eine Grundreihe, die weitestgehend identisch ist mit der Sivananda Yoga Grundreihe. Aufbauend darauf gibt es eine große Anpassung an Zielsetzung und Zielgruppe. Dies wird im Rahmen der 7 Yoga Vidya Unterrichtsprinzipien genauer besprochen.

Das waren ein paar Aspekte des Yoga Vidya Stils, wobei die Bandbreite dieses Stils noch einmal betont werden soll. Wenn du bei Yoga Vidya etwa die 2-jährige oder 4-wöchige Yogalehrer-Ausbildung absolvierst, lernst du zunächst einen Auszug aus diesem breiten Spektrum kennen: zuerst die Yoga Vidya Grundreihe, dann, wie du Anfänger an die Grundreihe heranführst (das nennt sich Yoga Anfängerkurs) und wie du eine Offene Yogastunde für Anfänger oder auch eine sanfte Yoga Vidya Reihe unterrichtest. Du lernst die Grundvariationen der Yoga Vidya Reihe, seien es andere Asanas, um Abwechslung zu schaffen, sei es in Verbindung mit Affirmationen, mit Bhakti (Hingabe) oder Jnana Yoga zu unterrichten, oder in Verbindung mit Konzentration auf Prana, Nadis und Chakras. Du lernst etwas über die Optimierung der Yoga Vidya Grundreihe nach sportmedizinischen Gesichtspunkten und wie du die Yoga Vidya Grundreihe an verschiedene Rücken- und andere Beschwerden anpassen kannst. Zusätzlich lernst du noch, wie du Yoga für Kinder, Schwangere und Senioren unterrichten kannst.

Wenn du die Yogalehrer-Ausbildung abgeschlossen hast, kannst du den Yoga Vidya Stil auf vielfältige Weise weiter ausbauen. Bei Yoga Vidya gibt es folgende Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung:

  • Kinder-Yogalehrer-Ausbildung
  • Aus- und Weiterbildung für Schwangerenyoga
  • Senioren-Yogalehrer-Ausbildung
  • Businessyogalehrer-Ausbildung, in der du lernst, Yoga in Unternehmen zu unterrichten – auch in Kurzform –, und wie du Yoga dort hineinbringst
  • Yoga Vidya Fitnesstrainer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Yin Yogalehrer-Ausbildung
  • Yoga Vidya Hormon Yogalehrer-Ausbildung
  • Mantra Yogalehrer-Ausbildung
  • Klang Yoga Lehrer- Ausbildung

und Weitere.

Grundlage ist immer die Yoga Vidya Grundreihe, auf die im nächsten Kapitel (YVS066) genauer eingegangen wird.

Mehr über den Yoga Vidya Stil erfährst du unter www.yoga-vidya.de. Wenn du erst wenig über Yoga Vidya weißt, ist das Seminar „Yoga und Meditation Einführung“ hilfreich, und wenn du den Yoga Vidya Stil unterrichten willst, kannst du bei uns eine Yogalehrer-Ausbildung machen.

Des Weiteren gibt es bei Yoga Vidya über alle anderen Inhalte dieses Artikels Internetseiten sowie Aus- und Weiterbildungen, denn es ist ebenfalls charakteristisch für Yoga Vidya, dass das Gelernte gut weitergegeben und verbreitet wird, sei es in Yoga Vidya Zentren, Volkshochschulen, Fitnessstudios, Schulen, Universitäten, Unternehmen oder Ashrams. Alle Menschen sollen neben dem eigenen Erlernen auch befähigt werden, Yoga zu unterrichten. Und für alle, die nicht die Möglichkeit haben, ein Yogazentrum zu besuchen, gibt es Videos und Audios im Internet.

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Stark gekürzter Auszug aus der Transkription der Yoga Vidya Schulung Videoreihe, Begleitvorträge zur Yogalehrer Ausbildung, von und mit Sukadev Bretz.

Mehr zum ganzheitlichen Yoga findest zu z.B. auch in seinen Büchern „Der Pfad zur Gelassenheit“ und „Die Bhagavad Gita für Menschen von heute“.

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