Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! In der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 41. Vers schreibt Patanjali über die Meisterung des Samana.
Samana ist zum einen das Verdauungsfeuer, aber auch das geistige Feuer. Finde immer wieder Zugang zu deinem inneren Feuer. Denke nicht, dass du kein inneres Feuer hast. Es gibt diesen Ausdruck „Burnout“, der uns weismachen will, dass das innere Feuer ausgebrannt sei. So ähnlich wie bei einem Kaminfeuer irgendwann kein Brennholz mehr da ist, weil das Holz ausgebrannt ist. So ist es aber nicht bei dir.
Der Mensch ist nie wirklich ausgebrannt, selbst wenn er eine Erfahrung von Burnout macht. Irgendwo in dir brennt das innere Feuer weiter, du hast nur den Zugang dazu verloren. Darum ist es so wichtig, dass du dich regelmäßig fragst: „Wo brennt mein inneres Feuer? Wo ist mein Enthusiasmus? Und wie kann ich dieses innere Feuer, diesen Enthusiasmus in meinem Alltag spüren?“
Denke zum Beispiel an den heutigen Tag oder an den Rest dieser Woche und überlege, welches Gefühl dir das gibt. Bist du freudevoll und enthusiastisch? Kannst du es fast nicht abwarten, weil du weißt, dass etwas Tolles passieren wird? Oder ist es eher so, dass dir davor graut und du hoffst, dass die Woche bald vorbei ist? Manchmal sind Tage so und manchmal anders. Aber wenn du immer was hast, worauf du dich freust, wofür dein Feuer brennt, hast du auch Zugang zu einem Feuer. Das kann etwas sein, was du am Abend machen willst. Vielleicht gibst oder nimmst du heute Abend eine tolle Yogastunde oder etwas anderes Tolles wird passieren, auf das du dich freust.
Du kannst dich auch fragen: „Wofür brennt mein Feuer? Wie könnte ich meine Leidenschaft für etwas wieder beleben? Was könnte ich machen, damit ich das Feuer in mir wieder fühle?“ Natürlich besteht der Tag nicht nur aus Enthusiasmus und Feuer. Es gibt zwar Menschen, die es sich leisten können, nur das zu tun, wofür ihr Feuer brennt. aber es gibt neben Feuer ja auch noch die anderen Elemente. Manchmal muss man einfach durchhalten. Dann lebt man gerade mehr das Erdelement. Manchmal muss man sich etwas Neues überlegen. Dann lebt man das Luftelement. Manchmal gilt es auch, mit anderen zu fließen, ihnen Mitgefühl zu zeigen, einfach einem anderen einen Gefallen zu tun. Dann lebt man vor allem eine Manifestation des Wasserelements.
Aber es ist auch wichtig, dass du dein Feuerelement einbringst. Kapituliere damit nicht zu früh. Viele Menschen setzen sich selbst Scheuklappen auf und sagen, dass das bei ihrer Art der Arbeit nicht geht. Nach dem Motto: Der Sukadev hat gut reden, der wohnt in einem Ashram, der kann sein Feuer irgendwo einsetzen. Aber bei mir geht das nicht.“ Wie oft höre ich solche Ausreden. Die kommen nicht nur bei Leuten vor, die einen normalen Beruf haben. Egal, was du machst, du kannst immer das Gefühl haben, dass dein Feuer nicht mehr brennt. Aber du kannst auch immer überlegen, wofür dein Feuer brennt und was dich wirklich berührt. Spüre das in dir selbst. Das ist auch eine Meisterung von Samana. Schiebe es also nicht auf andere, wenn du gerade kein Feuer spürst. Sage nicht: „Wenn ich einen besseren Chef hätte, dann würde alles gut.“ oder „Ich bin halt leider in einer Situation, da kann ich nicht in mein Feuer hineingehen.“ Samana zu meistern heißt: In was auch immer für Umständen du dich befindest, bringe deine Leidenschaft ein. Bringe dein Samana in den Alltag ein, nicht erst in der Zukunft, sondern schon jetzt und heute. Vielleicht hattest du beim Lesen schon einige Ideen dazu. Vielleicht auch nicht. Dann bleibe einen Moment lang in der Stille und überlege: „Wie kann ich meinen Enthusiasmus, meine Leidenschaft, meine Energie in das hineinbringen, was ich in den nächsten Stunden oder Tagen angehen will?“
Ich wünsche dir dabei viel Energie und Freude!
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3
Om Namah Shivaya. Herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute spreche ich weiter über die Udana Vayu, also über Patanjalis Yoga Sutra, 3. Kapitel, 40. Vers.
Ein weiterer Faktor, mit dem du Udana Vayu meistern kannst, ist Schweigen. Schweigen ist etwas Wichtiges in der bewussten Praxis. Es geht nicht nur um das Schweigen mit Worten, sondern darum, täglich eine Weile auf Kommunikation insgesamt verzichten. Sprechen ist wichtig, Kommunizieren ist wichtig, aber es braucht auch einen Ausgleich. Die ganze Welt besteht letztlich aus Zyklen. Es gibt Sommer und Winter. Es gibt Tag und es gibt Nacht. Und es gibt Essen und Verdauen. Genauso gibt es Kommunizieren und den Rückzug aus der Kommunikation.
Ich empfehle dir, einmal die Woche ein paar Stunden lang mit niemandem zu kommunizieren. Weder mit Worten, noch über E-Mail, noch über sonstige Internetmöglichkeiten. Ziehe dich einmal die Woche ein paar Stunden zurück, sei allein mit dir selbst. Das kann etwas sehr Heilendes und Regenerierendes sein. Einmal im halben Jahr ziehe dich für ein paar Tage zurück, wenn es dir möglich ist. Das geht vielleicht nicht, wenn du junge Kinder hast. Vielleicht auch nicht in bestimmten Beziehungen. Aber in den meisten Fällen ist es möglich, dass du sagst: „Ein paar Tage lang ziehe ich mich vom normalen Alltag zurück. Ich schweige.“
Bei Yoga Vidya haben wir die verschiedensten Schweigeseminare. Hier oder auch bei (fast) jedem anderen Seminar kannst du schweigen üben. Du kannst darum bitten, dass du ein Schweigeschild bekommst und dich dann ein, zwei, drei Tage zurückziehen, um zu schweigen. Dieses Schweigen und das Zurückziehen von jeglicher Kommunikation - normalerweise nicht länger als fünf Tage - ist etwas Gutes, um dein Udana Vayu zu regenerieren. Ich habe auch eine Theorie, warum Menschen heutzutage immer mehr in die Depression fallen. Meine Theorie ist, dass Menschen nicht ausreichend ihr Udana Vayu regenerieren. Udana Vayu wird von vielen Menschen missbraucht. Wenn du täglich Tiefenentspannung übst, wird Udana Vaya regeneriert. Wenn du täglich meditierst, wenn du auf deine Sprache achtest und wenn du dir auch Zeit nimmst, um Udana Vayu dadurch zu regenerieren und zu sublimieren, dass du schweigst und zwischenmenschliche Kommunikation aussetzt, stärkst du Udana Vayu. Wenn du das nicht tust, wirst du zuerst nervös und unruhig, dann kommen Ängste und schließlich irgendwann das Burnout und in die Depression.
Du selbst kannst diese Abwärtsspirale an jedem Punkt stoppen. Vor allem, wenn du in den ersten Phasen bist, dann geht das relativ leicht. Wenn du merkst, dass dir alles zuviel wird und dass die zwischenmenschliche Kommunikation anstrengend wird, dann nimm dir Zeit, um zu schweigen. Schweige einen halben Tag oder ziehe dich ein Wochenende lang vom Alltag zurück. Mache zum Beispiel ein Seminar bei Yoga Vidya mit oder stelle dir selbst dein Yogaprogramm zusammen. Das kann in deiner Stadt sein, in deinem Zuhause, es kann sein, dass du irgendwo anders hinfährst. Ziehe dich eine Weile zurück. Aber sein auch vorsichtig. Wenn du schon in einem deprimierten Gemütszustand bist, dann ist ein langfristiges Zurückziehen nicht mehr hilfreich. Das, was in den Anfangsstadien gut wäre, kann in einem fortgeschritteneren Stadium genau das Falsche sein. Dann ist Stimulation von außen wichtig. Dann ist es wichtig, wieder zu schauen: „Wo ist das Feuer in mir? Wo brennt meine Leidenschaft? Wie komme ich wieder zu meinen Kräften? Wie komme ich wieder zu meinen Enthusiasmus hin?“
Noch mal zusammenfassend zu Udana Vayu: Erstens: übe tägliche Tiefenentspannung. Zweitens: Übe tägliche Meditation. Drittens: achte auf deine Worte. Viertens: nimm dir auch Momente, wo du auf zwischenmenschliche Kommunikation verzichtest, insbesondere auf Sprechen.
Ich wünsche dir auf diese Weise immer wieder Regeneration von Udana Vayu und damit auchdie Kraft, freundlich, enthusiastisch und fröhlich beschwingt mit anderen Menschen zu kommunizieren und auch deine inneren Kommunikationsprozesse harmonisch zu gestalten. Lokah Samastah Sukhino Bhavantu: Mögen alle Wesen glücklich sein.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3
Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 38. Vers: Für Samadhi sind diese Fähigkeiten Hindernisse. Für den nach außen Gerichteten sind sie übernatürliche Kräfte.
Patanjali hat im vorigen Vers über intuitives Hören, Fühlen, Sehen, Schmecken und Riechen gesprochen. Er hat auch über außergewöhnliche Fähigkeiten, Vibhuti Siddhis genannt, gesprochen und dir auch Tipps gegeben, wie du diese entwickeln kannst.
Hier sagt er aber auch, dass diese Fähigkeiten Hindernisse werden können. - Nämlich dann, wenn du dir etwas darauf einbildest, wenn dadurch dein Ego wächst, wenn du auf diese Weise die Außenwelt manipulierst. Die intuitiven Fähigkeiten können auch zu Hindernissen werden, wenn du sie ohne Viveka – Unterscheidungskraft - befolgst. Auch Intuition kann dich in die Irre führen. Innere Stimmen müssen nicht immer die Stimmen von höheren Wesen sein, es können auch Stimmen von erdgebundenen Geistern sein, und auch dein eigener Geist kann in dir eine innere Stimme erzeugen.
Schizophrenie ist eine psychiatrische Krankheit, bei der Menschen Stimmen hören. Deshalb gilt es, ein gesundes Unterscheidungsvermögen zu üben und die Fähigkeiten immer zum Wohl anderer einzusetzen. Wenn du das tust, dann spricht nichts dagegen, sie auch zu nutzen. Aber sei vorsichtig, denn diese besonderen Kräfte geben dir auch eine besondere Macht. Du musst sehr verantwortungsbewusst damit umgehen. Nicht umsonst beschreibt Patanjali im zweiten Kapitel die Yamas und die Niyamas. Nicht umsonst geht er immer wieder auf Maitri Bhavana ein, auf Mitgefühl, auf Liebe.
Wenn du die besonderen Fähigkeiten, die Patanjali im 3. Kapitel beschreibt, zum Wohl anderer einsetzt, wenn du dich dabei bescheiden fühlst und sie im Sinne des uneigennützigen Dienens als Instrument in den Händen Gottes nutzt, dann kannst du sicher sein, dass du mit deinen Fähigkeiten richtig umgehst. Nutze diese Kräfte nicht, um andere zu beeindrucken. Nutze sie, um anderen zu helfen, um zu dienen, um herauszufinden, was deine Aufgabe ist. Auf diese Weise kannst du dein Karma, deine Aufgaben in diesem Leben erledigen.
Ich wünsche dir dabei viel Freude und Inspiration!
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3