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Die Metaperspektive
Kolumne von Dr. Christian Brehmer Januar 2009
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Wirtschaftskrise– zwei Ebenen der Ignoranz Weiterleitung erwünscht !

Im Vedanta, der Essenz der philosophia perennis, bezeichnet man ganzheitliches Wissen als „Vidya“. „ Apara-Vidya“ ist das Wissen um die objektive Welt, das (wissenschaftliche) Erkennen um den Sachverhalt der Dinge. „Para-Vidya“ ist das komplementäre (transzendentale) Wissen um den tragenden Grund der objektiven Welt und damit um die Allverbundenheit der Dinge. Ohne dieses „Para-Vidya“ bleibt das Wissen um die objektive Welt in der letzten Konsequenz unvollständig. Es ist „Avidya“, Wissen, dem die Erkenntnis um den tragenden Grund fehlt und ist damit nicht-ganzheitliches Wissen ist, also letztlich Unwissenheit, die Wurzel allen Übels.

Apara-Vidya
In unserer Kolumne vom November 2008 haben wir einen grundlegenden Fehler in unserem Finanzsystem aufgedeckt, den Zinseszins. Er gestattet dem Kapitalbesitzer ein leistungsloses, geometrisches Anwachsen seines Geldes, ein Wachstum, das es sonst nirgends in der wertschöpfenden Wirtschaft gibt und das sich von den realen Werten gänzlich abkoppelt. Irgendwann muss die Blase platzen. Man schätzt, dass durch das gegenwärtige Finanzdebakel die astronomische Summe von 2,8 Billionen Dollar verpufft ist. Und im Gefolge: Zusammenbruch von Banken, Rezession, Arbeitslosigkeit, Wirtschaftskrise und und und…
Riesige Konjunkturpakete sollen alles abfedern. Woher kommt das Geld? Hauptsächlich durch Neuverschuldung jenseits der Maastrich-Defizitgrenze! Für Schulden aber muss der Staat Zinsen aus Steuergeldern zahlen. Und so fließt das Geld der Werktätigen weiterhin still und brav an die Kapitalgeber zum Aufbau der nächsten Blase. Die Umverteilung von Arm nach Reich (pro Banktag etwa 1,5 Mrd. Euro !) wird beschleunigt. – When will they ever learn!
Nun will man aber den Aufbau der nächsten Blase durch einen Finanz-TÜV verhindern. Denn das System ist ja ok, nur die Abläufe müssen kontrolliert werden! Der oben angeführte Systemfehler wird nicht gesehen, oder will man ihn nicht sehen??? Sprach doch bereits 1993 die Deutsche Bundesbank von der „Selbstalimentation der Geldvermögensbildung“. Doch die „„Finanzindustrie““ – mit dieser Bezeichnung spricht man ihr eine wertschöpfende Funktion zu – versteht es, einen subtilen Einfluss auf Politik und Medien auszuüben. Und die Verdummung geht weiter. Selbst unser ehemaliger Bundeskanzler Helmut Schmidt, Wegbereiter der europäischen Währungsunion, ist ihr erlegen. So schreibt er in „Die Zeit“, 15. Jan. 2009, S. 19:
„Wenn heute die ganze Weltwirtschaft von einem massenpsychologisch hochinfektiösen
Vertrauensverlust befallen ist, so erscheint mir die Überwindung dieser Misere ohne eine
durchgreifende Therapie ihrer Ursachen kaum realistisch. Die bei Weitem überwiegende Ursache liegt im Verlust der Funktionstüchtigkeit der Finanzindustrie.“
Nein, lieber Helmut, die bei Weitem überwiegende Ursache liegt woanders. Wir haben sie aufgezeigt, und ihre Lösung liegt in der von Silvio Gesell schon vor Jahrzehnten vorgeschlagenen „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ (s. www.zeitschrift-humanwirtschaft.de).

Para Vidya
Mithin ist unser Wissen um die objektive Welt, um den Sachverhalt der Dinge, alles andere als befriedigend. Jürgen Kremer, Professor für Wirtschaftsmathematik am RheinAhrCampus Remagen, konstatiert, „dass sich die Volkswirtschaftslehre in einem katastrophalen intellektuellen Zustand befindet.“ Im Neoliberalismus überschattet das Profitdenken den gesunden Menschenverstand. Die Vernunft wird instrumentalisiert. Die vernehmende Komponente der Vernunft wird überlagert. Und genau an diesem Punkt setzt die tiefere Lösung zur Überwindung der Wirtschaftskrise an, die schlichtweg eine humanitäre Krise, eine Bewusstseinskrise ist.
Die „vernehmende Vernunft“ kommt zum Zuge, wenn wir uns entspannen, wenn unser Verstand sich von seinen vielen Inhalten löst und wir mental stille werden. Diesen Vorgang bezeichnen wir auch als Meditation. Hören wir Carl Friedrich von Weizsäcker in seinem Buch „Wege in der Gefahr“ (1987, S.265):
„Meditation ist die Bereitschaft, den Willen still werden zu lassen und das Licht zu sehen, das sich erst bei still gewordenem Willen zeigt. Sie ist eine Schule der Wahrnehmung, des Kommenlassens der Wirklichkeit.“
Der profitorientierte Wille muss also im Zuge der Meditation still werden, um die Wirklichkeit kommen zu lassen. Erst auf einer ruhigen Wasseroberfläche zeigt sich das unverzerrte Spiegelbild der Wirklichkeit. Es ist die Profitorientierung, die Gier, welche die Wahrnehmung der Wirklichkeit verzerrt. Sie macht blind gegenüber der „Natürlichen Wirtschaftsordnung“ und verschließt sich gegenüber der vernehmenden Vernunft, der Quelle intuitiver Intelligenz. Diese Quelle wird aus dem transzendentalen Grund gespeist, aus dem die objektive Welt hervorgegangen ist, der sie trägt und durchdringt. Er ist es, der alles miteinander verbindet und Ganzheit stiftet, sowohl in der objektiven als auch in der subjektiven Welt. Ohne den meditativen Zugang zu diesem Grund – nennen wir ihn Logos, Brahman oder Tao – keine klare Wahrnehmung, keine unverzerrte Wirklichkeit, keine substanzielle Solidarität und damit keine dauerhafte Lösung der Wirtschaftkrise. Denn genau genommen haben wir keine Krise, wir sind die Krise.

Avidya, Unwissenheit ist die Wurzel allen Übels.

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Antworten

  • Om Namah Shivaya

    Ja, lieber Gudakesha,
    wir scheinen gerade auf ähnlich Themen angesprungen zu sein. Schauen wir, was daraus entsteht!

    Dein Bild der unglücklichen, kranken Reichen und sozial-eingebundenen, glücklichen Armen halte ich für ziemlich unrealistisch. Ich weiß nicht, wo Du mit Deinen Augen unterwegs bist.

    Ja, die Gelassenheit zu gewinnen, von den Schleiern der Maya weniger Gefangen genommen zu sein und das, was ist, stärker zu erfassen, tut sehr gut!

    Sivananda Namah!

    Om Shanti,
    Friedhelm
  • "Denn genau genommen haben wir keine Krise, wir sind die Krise."

    Dass die Wirtschaftskrise aus vedantischer Sicht Avidya bzw. Maya ist, wird wohl niemand bestreiten, der sich intensiver mit Jnana Yoga beschäftigt.

    Trotzdem ist es menschlich, sich über Veränderungen im Leben und in der Wirtschaft zu beklagen, insbesondere, wenn wenn diese mit Vermögens- und Einkommensverlusten bzw. gefühlten Verlusten an Lebensqualität einhergehen. Dass in jeder Krise auch eine Chance steckt und wir den ganzen "Humbug" vermutlich gar nicht ernsthaft brauchen,

    Widersprechen würde ich jedoch der Einschätzung, dass das Zinssystem an allem Schuld sein soll. Letztlich geht es bei Geld ja nur darum, eine Verrechnungsgröße für einen materiellen oder ideellen Wert zu definieren. Und da alles auf dieser Welt vergänglich ist, wurde auch beim Geld die Tendenz eingebaut, dass ein Geldbetrag, den man unters Kopfkissen legt, mit der Zeit an Wert verliert. Das gleiche passiert ja auch mit einer Kiste Bananen, die nicht konsumiert wird.

    Da mit diesem "Trick" auch das Geld vergänglich ist, muss es arbeiten und Zinsen bringen - ansonsten würden die Kapitalisten ja ihr Geld horten und nicht investieren, oder ??

    Wenn man jedoch auf dem Standpunkt steht, dass sämtliche Investitionen "Teufelszeug" sind, da damit ja keine oder nur nutzlose Arbeitsplätze geschaffen werden, sollte man tatsächlich auf den Umgang mit Geld ganz verzichten. Ich bezweifele jedoch, dass dies auch nur eines der angesprochenen Probleme löst.

    Gier ist meines Erachtens immer ein schlechter Ratgeber, nicht nur bei Geld und so ist es ja nur legitim, dass diejenigen, die am gierigsten waren und am meisten spekuliert haben bei der Finanzkrise auch die größten Verluste einstecken mussten, manche habe sich ja auch das Leben genommen ...

    Es kommt halt darauf an, wie man seine "Talente" einsetzt - und dies nicht nur im Sinne einer Verrechnungseinheit ...

    Also am besten "Nichthandeln im Handeln und Handeln im Nichthandeln" - auch an der Börse.

    Herzliche Grüße
    Gudakesha
    • HARI OM

      Lieber Gudakesha,

      ich möchte nur auf einen Punkt Deiner Ausführungen antworten.

      Du schreibst: "Widersprechen würde ich jedoch der Einschätzung, dass das Zinssystem an allem Schuld sein soll.... " Nun über diese "Freiwirtschafts-Ideen" sind heftige Diskussionen geführt worden und werden geführt. Die Diagnose jedoch ist unbestreitbar: Durch das Zinseszins-System mit dem wir unser Geld konstruiert haben, um das Geld im Schwung zu halten, findet eine geheime Umverteilung von unten nach oben statt, und entzieht so den meisten Menschen das Geld.

      Wenn es so wäre, wie Du schreibst, dass Geld, wie die Kiste Bananen vergammeln würde, so wäre ein Umlaufimpuls gegeben, der etwas anderes darstellt als unser gegenwärtiges System. Du scheinst es etwas durch einandergebracht zu haben.

      Falls Dich die Thematik interessiert gibt es ein kleines Taschenbuch, dass diese gesamte Thematik wie ich finde anschaulich erklärt: Margit Kennedy: "Geld ohne Zinsen und Inflation".

      Liebe Grüße,
      Friedhelm
      • Om Om Om,
        lieber Friedhelm,

        herzlichen Dank für Deinen Kommentar und den hilfreichen Hinweis,
        gerne werde ich mir das Taschenbuch anschauen.

        Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit der Thematik, ich sehe immer wieder,
        wie unterschiedliche Weltanschauungen aufeinanderprallen und habe tatsächlich
        bisher wenige konstruktive Lösungsvorschläge ausgemacht. Weder die Kapitalisten
        noch die Protagonisten einer besseren, weil anderen Welt haben da etwas zu bieten.

        Unser letzter Kanzler hat zwar auch vieles anders gemacht, aber ob das wirklich
        besser war ?!?

        Geld war ja zunächst mal Gold, dann Papier und mittlerweile nicht mal mehr das,
        sondern Bits und Bytes auf den Konten. Leider macht es in unserer Gesellschaft das
        Glück der Menschen aus, ob dieser Saldo rot oder schwarz ist.

        Die Umverteilung findet m.E. auf vielen Ebenen statt, reiche Menschen sind in den
        seltensten Fällen glücklich - sondern wollen immer mehr und werden krank.
        (Materiell) arme Menschen sind ggf. in der Gemeinschaft viel besser getragen,
        haben nichts oder wenig zu verlieren und sind damit vermutlich wesentlich glücklicher.
        Dies sieht man z.B. auch, wenn man offenen Auges durch Indien reist.

        Wie gesagt ich selber habe noch keine Lösung gefunden, helfe mir selbst aber damit, dass
        ich das Thema Geld nicht (mehr !) so wichtig nehme und mich freue, wenn Lakhsmi gnädig ist ;-) .
        Meine Yogalehrer Ausbildung und Vedanta helfen mir übrigens sehr dabei - loszulassen und
        mir mit den Gedanken an Geld die Wonne nicht zu verderben. Insofern bin ich Swami Sivananda und
        Yoga Vidya zu großem Dank verpflichtet.

        Ich freue mich über unseren angeregten Austausch.

        Om Shanti
        Gudakesha
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