Die Frage nach dem Guru

OM shanti, liebe Leserin, lieber Leser,

kürzlich meinte Sukadev in einem Satsang - wenn ich recht erinnere - dass wir Schüler wenig Fragen stellen würden. U.a. sagte er, dass aber schon der Besuch eines Seminars in gewisser Weise eine Frage wäre. In dem Seminar, das ich besuchte, wurde auch über den Guru, den Lehrer, den, der den Schüler vom Dunkel zum Licht führt, geredet.

Ein Guru kann also nützlich und sinnvoll sein für Dich und für mich. Jede und jeder sollte einen haben, fordern manche. Ich denke, wir Westler sind nicht gewohnt an diesen Gedanken. Ist es Stolz oder haben wir gelernt, Wissen aus Büchern und dem Internet zu holen? Und wenn wir eine Frage haben, die nicht befriedigend beantwortet wird, dann stellen wir sie einem Menschen, den wir für kompetent halten. Ist die Frage beantwortet, war`s das.

Für mich ist es ein ungewohnter Gedanke, einen "Dauer - Guru" zu haben. Und ich weiß auch nicht, ob ich möchte, dass mich dieser Mensch so genau kennen lernt. Eine Frage des Vertrauens also.

Hast Du einen Guru? Und wie bist Du zu ihm / ihr gekommen? Stellt sich die Frage nach einem Guru für Dich und wie beantwortest Du sie? Bist Du gar selber ein Guru und magst uns erzählen, was über die bloße Wissensvermittlung hinaus in einem Guru - Schüler Verhältnis geschieht?

Auf Deine Antwort gespannt ist       Chris

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  • Holla Chris,

    ach so, verstehe ... tja, auf die Dualität wäre ich in diesem Zusammenhang wirklich nicht gekommen.

    Ich bin mir nur nicht ganz sicher, was Du mit "Gefühl der Vereinzelung" meinst. Das Gefühl des Getrenntseins ... von allem und jeden? Falls ja, kenne ich das als erste - und auch notwendige - Stufe der sieben Stufen spiritueller Entfaltung. Also, im Grunde als den Zustand, in dem man sich "von Natur aus" befindet ... der Ausgangspunkt des spirituellen Weges.

    Allerdings sollen die meisten Menschen garnicht merken, dass sich in diesem Zustand befinden. Wenn man es merkt ... und darunter leidet ... dann soll das sozusagen der "Weckruf" dafür sein, daraus aufzuwachen und von sich aus etwas n diesem Zustand ändern zu wollen. Also ohne "Leidensdruck" keine Bereitschaft etwas zu verändern ... sozusagen.

    Aber wie auch immer ... was den Guru angeht, so müsste der natürlich wirklich erkennen, "wo" jemand ist und mit welchen Schwierigkeiten er sich gerade herumschlägt. Klar, das leuchtet ein. Aber wenn das Leben der Lehrmeister ist, dann tauchen ja die vielen "kleinen" Gurus auf ... als Situationen oder Personen ... die selbst garnicht ahnen, dass sie vielleicht in irgendeiner Weise "gelehrt" haben. In dem Fall könnte es doch eigentlich auch dieser "innere" Guru sein, der einen mit irgendwelchen bestimmten Situationen konfrontiert, oder?

    Herzliche Grüße
    mic
  • Hi mic,

    Stichwort: der Fluss, der sich teilt in zwei Kanäle . . .
    Das hörte sich für mich so an, als würdest Du ein Erlebnis gehabt haben, bei dem man die Vereinzelung, die Dualität unseres "Menschseins" hier auf der Erde besonders schmerzhaft fühlt. Und ich mach dann auch noch scherzhafte Bemerkungen. Ich wollte nur trösten. Aber wenn ich mich geirrt habe, um so besser, dann ist ja alles in Ordnung.

    Wenn wir das Thema Sich-voneinander-Entfernen, Gefühl der Vereinzelung, Dualität jetzt hinsichtlich "Guru" betrachten, dann müsste der Guru einem klar machen (oder einen dahin führen, dass wir erkennen), dass das ein Problem ist, das wir in unserer jetzigen Existenz spüren, dass wir darüber hinaus aber letztlich mit allem vereint sind. Andererseits denke ich auch, dass gerade die Erlebnisse, durch die man sich so isoliert von den anderen fühlt uns an einen tiefen Punkt unserer Existenz bringen, vielleicht um in uns selber zu suchen, um uns in uns zu versenken. Vielleicht begreifen wir gerade dann, dass unser Glück nicht im anderen Menschen oder in (Konsum-) Gütern liegen kann. Quasi das Leben als Lehrmeister; das Leben als Guru.
    Tschüß, mic, chris.
  • Hm ... das habe ich jetzt leider garnicht verstanden. *ratlosguck*
  • Lieber mic,

    das tut mir so, so, so, so leid für Dich.

    Ja, es stimmt, was Du schreibst. Und je sensibler Du bist, um so mehr tut es weh.

    Liebe Grüße von chris
  • Nun ja, liebe Christel, auch auf die Gefahr hin Dir eine Illusion zu rauben ... aber das trifft auf Frauen genauso zu. *g*

    Der Vergleich hinkt zwar, aber in etwa vergleichbar mit ein ankommenden Fluss, dessen Wasser man mit einer Art Weiche auf zwei fortführende Kanäle weiterleitet.


    Ganz besonders ernste Grüße
    mic
  • Soso, lieber mic,
    wenn das mit der Energieumlenkung von einem Zentrum zu einem anderen bei Männern so schnell manipulierbar ist, dann werde ich wohl besser schweigen. Also, dies ist dann die letzte Mail . . .
    Aber Spaß beiseite, ich versteh` schon (und außerdem "immer diese Konjunktive"! ) !

    Nochmal zu meiner letzten Mail, da habe ich auch Fehler reingehauen (z.B. Krux statt Crux). Wie tröstlich, dass wir alle nicht perfekt sind! 2. Zum Erklärungsversuch mit der Musik. Der hätte wohl eher zum Shiva - Shakti - Energie - Modell im Makrokosmos gepasst. Naja, das ist so eine Sache mit den Erklärungsversuchen.

    Aber nochmal zur Energie in Deinem plastischen Beispiel vom Mann u.s.w.: Energie kann (weiter)fließen. Sie könnte auch da die Richtung wieder ändern, oder?
    Gehab Dich wohl wünscht eine halbernste chris
  • Hallo Christel,

    und vielen Dank für die Erklärungen. Das war wirklich sehr informativ. Die Verbindung zwischen den Chakren und Klängen kenne ich zwar, aber bisher nur aus einem anderem Kontext.

    Und was die Marskraft angeht, so muss ich mich wohl entschuldigen. Tja, das kommt dabei heraus, wenn man zwei verschiedene Systeme miteinander vermischt ... wovor ja eigentlich auch jeder gute Lehrer warnt.

    Deshalb versuche es mal mit einem praktischen Beispiel: Angenommen ein Mann nähert sich Dir mit "eindeutigen Absichten". Wenn Du in dieser Situation seine Aufmerksamkeit auf irgendein Thema lenkst, von dem Du weisst, dass es ihn sehr interessiert, werden diese "Absichten" sehr schnell verfliegen. Weil die "Energie" von dem einen zum anderen "Zentrum" fliesst. Ganz allgemein gesagt ...

    Herzliche Grüße
    mic
  • Lieber mic,
    ehrlich gesagt kann ich Dir nicht ganz folgen, wenn Du von der "Marskraft sprichst, die sich in zwei verschiedenen Zentren kanalisiert" und von "entweder - oder" sprichst. Die Krux ist die, dass das alte Wissen der Hindus aus den Veden den Upanishaden (der Bahgavad Gita) bekannt manchmal m.E. etwas "verballhornt" in der s. g. Esotherik wieder auftaucht.

    Z.B. finden wir für die Chakren verschiedene Farben. Die "alten Hindus" haben z.B. dem Herzchakra die Farbe blau zugeordnet - eine tief entspannende Farbe, finde ich. Vermutlich geht es auf das Konto der Theosophen (Rudolph Steiner und Kollegen), dass das Herzchakra in der Moderne die Farbe grün verpasst bekommen hat. An dieser Stelle ist das vielleicht nicht so tragisch. An anderen Stellen schon eher, nämlich dann, wenn Wissen verloren geht.

    Im Kundalini Yoga wird von den Energien geredet, die am unteren Ende der Wirbelsäule (potentiell für den Aufstieg bereit) ruht und der Energie, die als eher statische Energie, als absolutes Bewusstsein außerhalb des Individuums ist. Die im Menschen ruhende Energie befindet sich demnach im Muladhara (= Wurzel-) Chakra. Manche sprechen vom Swadhistana (Kreuzbein-) Chakra. Sie, diese Energie, Shakti genannt, kann aufsteigen, wobei sie von unten nach oben die Chakren "durchläuft", um endlich im Sahasrara Chakra (Scheitel) sich mit der anderen Energie, dem absoluten Bewusstsein, Shiva, zu vereinigen. An dieser Stelle überwinden wir die Dualität und begreifen, dass wir in Wahrheit mit allem verbunden, "Eins" sind. Die Shakti - Energie ist (wieder) mit der Shiva - Energie vereint, das Individuum mit dem Kosmos. Also kein "entweder - oder", sondern ein Kreislauf aus Trennung und Vereinigung, kurze Ruhr, Trennung und Vereinigung.

    Auf einer anderen Ebene sind die Energien jedoch immer vereint. Am besten kann man das mit der Musik begreifen, finde ich. Das hohe C schwingt die ganze Zeit (Vereinigung von Shakti und Shiva (Energie / Schwingung), während ein Teil von Shakti sich trennt, die Schwingung des Tons verlangsamt und die Tonleiter Ton für Ton hinab steigt und dann wieder Ton für Ton herauf steigt. Wobei die einzelnen Töne der Tonleiter für die einzelnen Chakren stehen. Die gesamte Zeit über wird der Oberton jedoch gleichzeitig gehalten.

    Ich hoffe, ich habe das verständlich rübergebracht und alles gut verstanden. Ich lerne selber noch. Deshalb bin ich ja bei Yoga Vidya und finde, was ich gesucht habe. Liebe Grüße von chris
  • Liebe Natascha Nazar,
    die Geschichte gefällt mir. Danke! Wenn wir davon ausgehen, dass "der innere Kern eines Menschen" göttlich ist, dann kann ein Hinweis für unseren Weg auch aus uns selber heraus kommen. L.G. von Chris

    Lieber Ratna,
    danke, ja, ich habe verstanden. Der Hinweis "Guru - Schwerpunkt" hat weitergeholfen. Vielen Dank! Diesen Gesichtspunkt kannte ich nicht und finde ihn interessant.

    Allerdings möchte ich die anderen Bedeutungen für Guru auch beibehalten. Zum einen, weil meine Lehrer und das Yogalehrerhandbuch davon sprechen. Zum anderen gibt es ja manchmal mehrere Bedeutungen bzw. Übersetzungen für ein Wort und jenachdem in welchem Zusammenhang ein Begriff steht, so kann sich auch seine Bedeutung wandeln. Im Laufe der Zeit ändert ein Wort ja auch manchmal seine Bedeutung. Nehmen wir z.B. das Wort "peinlich". Wenn ich heute sage, dass mir etwas peinlich ist, möchte ich ausdrücken, dass es mir unangenehm ist, wenn jemand etwas von mir erfährt, was ich lieber verheimlicht hätte. Z.B. kann es mir peinlich sein, dass ich nicht gewusst habe, dass das Wort "Guru" "schwer" in Bezug auf Schwerpunkt bedeutet.

    Im Mittelalter hat das Wort "peinlich" mit Folter und Schmerz zu tun gehabt. Etwas war peinlich, weil ich gefoltert wurde und dabei Pein = Schmerzen hatte. So sehr kann ein Begriff sich wandeln.
    Ich würde jetzt nicht gerade sagen, dass Sanskrit eine tote Sprache wäre, weil sie ja in gesungenen Mantras und im Gebrauch noch "lebt". Aber es ist keine Alltagssprache. Also sind die Bedeutungen vielleicht nicht abgewandelt wie bei dem Wort "peinlich". Trotzdem habe ich keine Bedenken, wenn ich "Guru" mit "schwer" (hinsichtlich Schwerpunkt) und als den Lehrer übersetze, der weg von der Dunkelheit zum Licht führt.
    Im März haben wir unser 2. Sanskritseminar und ich werde "wie ein Höllenhund aufpassen"!
    Hab´ Dank, Ratna, und viele Grüße von Chris.
  • Lieber Kalidas,

    vielen Dank für Deine Ansichten. Ja, ich denke, die Liebe zu Gott soll dem Bibelzutat zufolge an erster Stelle stehen, vor irgendwelchen Verhaftungen, die wir in Beziehungen oder materiell sonst noch haben. Loslassen macht ja auch leicht, aber es ist nicht immer leicht.

    Wenn ein Guru weg von der Dunkelheit bzw. der Schwere führt, wo führt er hin? Klar, zum Licht, zur Erkenntnis und wohl auch zur Leichtigkeit, in dem Sinne, dass das Herz leicht wird und sich öffnet. Das erinnert an die Göttin Maat aus dem Ägyptischen Glaubenszusammenhang. Sie wiegt das Herz desjenigen, der Eingang in die Ewigkeit wünscht, mit einer Feder auf. Das ist ein starkes Sinnbild, finde ich.

    Sicher gibt es beide Wege, das denke ich auch - den Weg mit dem Guru und den vielleicht schwereren und gefährlichen ohne Guru (vielleicht auch den mit den "Lebensabschnittsgurus").
    Dir einen leichteren, freudvollen Weg zur Erkenntnis wünscht Chris
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