Der Schlüssel ist Intensität

Ein Schüler fragte seinen Meister: "Meister, warum mache ich keine spirituellen Fortschritte?"

Der Meister antwortete: "Der Schlüssel ist Intensität."

"Meister, kannst Du mir das genauer erklären?"

Der Meister schwieg. Am nächsten Morgen gingen sie für ihre morgendlichen Waschungen zum Fluss.

Als sie eine Weile im Wasser gestanden hatten, drehte sich der Meister plötzlich zum Schüler, packte ihn und drückte seinen Kopf unter Wasser. Der Schüler wehrte sich verzweifelt, aber der Meister war stark, und er schaffte es nicht, wieder an die Oberfläche zu kommen.

Schließlich aber, als ihm schon die Sinne schwanden, bäumte er sich in einer letzten verzweifelten Anstrengung auf - die Todesangst verlieh ihm plötzlich ungeahnte Kraft! ... und er kam frei. Er schrie den Meister an:

"Bist Du verrückt geworden? Du hättest mich beinahe getötet!"

Der Meister antwortete nur: "Jetzt weißt Du, was Intensität ist ... "

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Antworten

  • es ist ein sehr altes Beispiel und es handelt sich um eine Beschreibung aus der Sicht einer Beobachtung. Es hat sehr große geistige Wirkung, wobei doch die Verhaftung eines Geistes angesprochen ist, auf einer sehr groben Ebene und mir ein Bild weckt eines Schülers, der vor dem Wachzustand zu stehen scheint eine Analogie, also nicht wörtlich zu verstehen. :)

    Namastè

  • Ich kenne die Geschichte in einer etwas anderen Version. Sie wurde auch von Ramakrishna Paramahamsa erzählt, manche erzählen sie sogar so, daß Ramakrishna selbst dieser Meister war. Dem Schüler soll auf diese Weise klargemacht werden, daß sein Streben nach Befreiung, seine Liebe zu Gott, so stark sein sollte, wie ein Ertrinkender sich nach Luft sehnt.
    Es gibt noch mehr Geschichten von Gurus, die sehr streng mit ihren Schülern waren, bekannt ist z.B. die Beziehung zwischen Milarepa und Marpa. Das Wesen einer solchen Beziehung entzieht sich oft dem westlichen Verständnis, indem teils echten und unechten Gurus blind hinterhergelaufen wird, teils Gurus und ihre Lehrmethoden strikt und kategorisch abgelehnt werden. Es scheint, als wäre die Gewöhnung an Wohlstand, Komfort und Konsum der Fähigkeit oder Bereitschaft zu intensiveren Formen der Askese, Entsagung, Hingabe, Guru-Bhakti, tapas (...) eher abträglich. Wer Erleuchtung bei einem Meister sucht, was ist er bereit zu geben?

  • und was soll mir das nun sagen? Soll ich den kopf unter wasser halten oder mir halten lassen? geht es mir etwa zu gut? Kann ich intensität nur erfahren, wenn es mir schlecht geht?
    so recht weiß ich mit dem beitrag nichts anzufangen!
    ich bitte um erleuchtung oder aufklärung!
    hans-joachim

  • Ein gutes Beispiel dafür, dass es sich nicht wirklich um einen Meister handelt. Oder kann sich jemand vorstellen, der mit dem Leben und Wirken von Swami Sivananda vertraut ist, dass er so etwas getan hätte? Ich bin überzeugt, dass hätte er niemals getan.

    Auch gibt es keine Notwendigkeit Intensität auf diese Weise zu demonstrieren. Jeder von uns hatte irgendwann mal in seinem Leben einen sehr intensiven Moment. Fast jeder hatte einmal sehr starke Zahnschmerzen, diese Schmerzen kann man wirklich intensiv nennen. Oder auch einen psychisch intensiven Moment kennt jeder. Ein wahrer Meister hätte wohl den Schüler aufgefordert sich an diese Momente der Intensität zu erinnern. Oder er hätte den Schüler aufgefordert so lange ohne Pause Asanas auszuführen, bis der Körper völlig erschöpft ist.

    Es gibt also genügend Möglichkeiten Intensität aufzuzeigen ohne die Anwendung körperlicher Gewalt und Folter. Der Meister in dieser Geschichte ist kein Meister.

  • Interessant: Waterboarding als spirituelle Technik. Mal was Anderes....

  • Mit Sicherheit möchte niemand so einen Meister, allerdings könnte man sich tatsächlich fragen, welchen Fortschritt man machen würde, wenn man seine spirituellen Übungen mit so einer "Intensität" ausüben würde.

    Die Meisten schauen auf den merkwürdigen Meister, das eigentliche Thema Intensität wird nicht behandelt, Dazu eine zweite Geschichte.

    Eines Tages kam ein Professor in die Klasse und schlug einen Überraschungstest vor.

    Er verteilte sogleich das Aufgabenblatt, das wie üblich mit dem Text nach unten zeigte.
    Dann forderte er seine Studenten auf die Seite umzudrehen und zu beginnen. Zur Überraschung aller gab es keine Fragen – nur einen schwarzen Punkt in der Mitte der Seite.

    Nun erklärte der Professor folgendes:
    „Ich möchte Sie bitten, das auf zuschreiben, was Sie dort sehen.“

    Die Schüler waren verwirrt, aber begannen mit ihrer Arbeit.

    Am Ende der Stunde sammelte der Professor alle Antworten ein und begann sie laut vorzulesen.

    Alle Schüler ohne Ausnahme hatten den schwarzen Punkt beschrieben – seine Position in der Mitte des Blattes, seine Lage im Raum, sein Größenverhältnis zum Papier etc.

    Nun lächelte der Professor und sagte:
    „Ich wollte Ihnen eine Aufgabe zum Nachdenken geben.
    Niemand hat etwas über den weißen Teil des Papiers geschrieben.
    Jeder konzentrierte sich auf den schwarzen Punkt – und das gleiche geschieht in unserem Leben.

    Wir haben ein weißes Papier erhalten, um es zu nutzen und zu genießen, aber wir konzentrieren uns immer auf die dunklen Flecken.
    Unser Leben ist ein Geschenk, das wir mit Liebe und Sorgfalt hüten sollten und es gibt eigentlich immer einen Grund zum glücklich zu sein – die Natur erneuert sich jeden Tag, unsere Freunde, unsere Familie, die Arbeit, die uns eine Existenz bietet, die Wunder, die wir jeden Tag sehen …….

    Doch wir sind oft nur auf die dunklen Flecken konzentriert – die gesundheitlichen Probleme, der Mangel an Geld, die komplizierte Beziehung mit einem Familienmitglied, die Enttäuschung mit einem Freund, Erwartungshaltung usw.

    Die dunklen Flecken sind sehr klein im Vergleich zu allem, was wir in unserem Leben haben, aber sie sind diejenigen, die unseren Geist beschäftigen und trüben. Nehmt die schwarzen Punkte wahr, doch richtet Eure Aufmerksamkeit mehr auf das gesamte weiße Papier und damit auf die Möglichkeiten und glücklichen Momente in Eurem Leben und teilt es mit anderen Menschen!

  • Wie ging es weiter? Hat der Schüler seinen "Meister" angezeigt und sitzt der jetzt im Knast?
    Das Verhalten des Meisters ist übergriffig und völlig daneben - allerdings wird es durch die kindliche Abhängigkeit des "Schülers" zumindest begünstigt.
    Die Geschichte ist leider nicht so ganz und gar abwegig, wie es auf dem ersten Blick scheint.
    Sektenberatungsstellen haben es immer wieder mit Menschen zu tun, die sich auf der Suche nach "spiritueller Entwicklung" in geistige und psychische Abhängigkeit begeben und dabei ihre psychische und physische Gesundheit aufs Spiel setzen.

  • Hallo Ram,

    wenn du mit diesem Beispiel sagen möchtest, dass der Schlüssel zum spirituellen Fortschritt in einer Todeserfahrung liegt, dann würde ich gerne diese Todeserfahrung etwas näher umschreiben. Dabei beziehe ich mich auf ein Buch über Yoga neueren Datums, wonach die Prozesse im Menschen wie Einatmung und Ausatmung oder Stoffabbau und Stoffaufbau im Verdauungssystem diejenige Realität ausdrücken, dass Tod und Leben in jedem Moment des Daseins vorhanden sind und sich durchdringen.

    Psychisch gesehen würde in diesem Sinn der Tod dem Loslassen von alten, unbrauchbar gewordenen Verhaltensmustern entsprechen und das Leben würde der Kapazität entsprechen, dass man Gedanken erweitert oder zu Vorstellungen bildet, die vorher noch nicht existiert haben.

    Unter dieser Prämisse kann ich deinem Beispiel zustimmen und würde dann mit anderen Worten sagen: Zum spirituellen Fortschritt ist es manchmal notwendig, liebgewordene, aber im Gesamten nicht mehr förderliche Gewohnheiten loszulassen. Dass dies ganz schön intensiv sein kann, weiß jeder, der sich schon einmal mit seinem eigenen Verhalten kritisch auseinander gesetzt hat.

    Wie würdet ihr die Geschichte von Ram interpretieren?

    Alina

    Heinz Grill, Die Seelendimension des Yoga - dhyana - meditation
    Rezension der Darstellung "Praktischer Grundlagen zu einem spirituellen Übungsweg". Der Autor Heinz Grill hat sich sowohl mit dem Yoga,...
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