Wünsche haben keinen Anfang

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute mit Patanjalis Yoga Sutra 4. Kapitel, 10. Vers: „Die Wünsche und Eindrücke haben keinen Anfang, denn der Wunsch zu leben ist ewig.“

Die Wünsche haben keinen Anfang und letztlich auch kein Ende. Manchmal ist ja die Frage, wo die Wünsche ihren Anfang haben. Wenn es heißt, dass einer der Faktoren, die zu unseren Inkarnationen führt, Wünsche sind, dann muss es der ursprüngliche Wunsch gewesen sein, dass wir uns inkarnieren. Wäre es nicht hilfreich zu wissen, wann die ganze Sache angefangen hat?

Patanjali sagt hier, dass die Wünsche, die Samskaras, wie auch die Vasanas, keinen Anfang haben. Sie sind aus uralten, undenkbaren Zeiten. Der Wunsch zu leben ist ewig. Das ist eine der Paradoxien. Du kannst sehr wohl aus dieser Maya herauskommen, aus dieser relativen Welt, indem du Kaivalya erreichst, die Befreiung. Aber wenn du in der Welt drin bist, dann scheint es so, als ob du schon ewig drin wärst. Eine Analogie dazu ist der Traum.

Angenommen, du träumst eine Welt. Selbst wenn du nur fünf Minuten vom Standpunkt des Wachbewusstseins her geträumt hast, ist die Welt des Traums uralt. Wenn du forschen würdest, wann hat die Welt begonnen, dann ist sie ewig, ohne Anfang. So ist auch die Welt der Maya letztlich anfanglos. Noch dazu, wenn du in den Dimensionen denkst, wie die Inder. Die meinen, vor Beginn dieser Schöpfung gab es schon viele andere Schöpfungen. Und jede Schöpfung kommt deshalb, weil jemand es will und wünscht.
So ist also nicht ein erster Wunsch verantwortlich für die Inkarnation, sondern letztlich ein Mysterium Gottes. Wenn du in dieser Maya bist, in dieser Schöpfung, dann scheint sie schon ewig zu existieren. Und in dem Moment, in dem du dich verwirklichst, ist sie mit einem Schlag, mindestens für dich, verschwunden. Du magst wieder eintauchen in diese Welt der Dualität, solange, wie dein Karma in dieser physischen Welt noch existiert. Aber jedes Mal, wenn du dann in Samadhi, in den überbewussten Zustand gehst, erfährst du dich als ewig, anfanglos und unendlich.

Bis zum nächsten Mal, alles Gute!

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3

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