Wie man Gier überwindet - BhG XIV 7

Ich lese etwas aus der „Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna und Arjuna, Krishna, dem Lehrer, Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel und im 7. Vers. Krishna spricht über die 3 Gunas, an denen wir uns verhaften. Im 7. Vers sagt Krishna: "Wisse, dass Rajas, die Eigenschaft der Unruhe, von der Natur der Gier ist, die Quelle von Durst nach Sinnesfreuden und Verhaftung. Rajas bindet, Oh Arjuna, den Verkörperten fest durch die Verhaftung an das Handeln". Yogis sagen aus ihrer Erfahrung: "Wir sind das unsterbliche Selbst, jenseits aller Grenzen, Sat, Chit, Ananda, Sein, Wissen, Glückseligkeit". Wir können dies erfahren, wir können dies verwirklichen. Es ist natürlich die Frage: Warum identifizieren wir uns mit diesem Körper, was bindet uns daran? Krishnas Antwort auf diese Frage: Es gibt 3 Eigenschaften. Satwa, darüber hattet ihr vorgestern etwas gehört. Dann gibt es Rajas und Tamas. Krishna sagt: "Rajas ist die Gier. Wir haben Durst nach Sinnesfreuden". Also, es ist nichts Falsches daran mit den Sinnen zu genießen. Die Sinneserfahrungen sind letztlich auch göttlich, wie Krishna ein paar Verse zuvor ausgeführt hat. "Alles ist letztlich göttlich, Äußeres wie auch Inneres und dieses wunderschöne Universum der Sinne ist auch eine Manifestation des Göttlichen.“ Nur wenn wir gierig sind und sagen: "Ich brauche dies, ich brauche das, und das will ich genießen, das will ich auch genießen usw.", dann genießen wir nicht wirklich, sondern wir verschieben Dinge auf die Zukunft, was wiederum zur Bindung führt. "Es bindet und es gibt Verhaftung", so Krishna. Also nicht nur verschieben wir viele Dinge in die Zukunft indem wir sagen: „das brauche ich noch, das brauche ich noch und das will ich noch“, sondern wir verhaften uns zusätzlich auch noch daran. "Oh gestern war's so schön! Hm, warum kann das nicht heute auch so sein?", und damit sind wir in der Vergangenheit oder in der Gegenwart. Wenn wir eine schöne Erfahrung haben, anstatt dann dankbar dafür zu sein haben wir Angst, diese schöne Erfahrung morgen nicht mehr zu haben. Und dann, anstatt die Erfahrung zu genießen, denken wir: „Ich meditiere. Es wird schön, ach, es wäre doch schön, wenn es noch schöner wäre, hoffentlich ist die Meditation immer so tief wie jetzt.“ Oder wenn wir Pranayama üben und das ganze Prana, die ganze Lebensenergie strahlt aus uns heraus, und dann denken wir: „Wenn jetzt noch die Kundalini erwachen würde, dann wäre es besonders gut, und hoffentlich ist es morgen auch noch so, und was kann ich tun, dass das übermorgen noch so ist, und was kann ich tun, dass wenn ich am Montag zur Arbeit gehe, dass dieses wunderbare Gefühl weiter bleibt.“ Das ist zwar jetzt schon eine Verhaftung an Sattwa, aber ein bisschen Gier nach immer mehr ist auch dabei wodurch es rajassig wird und uns bindet. Oder, wir haben eine so wunderbare Tiefenentspannung, jetzt könnte man in der Tiefenentspannung ganz loslassen, stattdessen denkt man darüber nach, was man tun könnte, dass diese Tiefenentspannung morgen immer noch so ist. Gut, also, das ist eine Mischung aus Sattwa und Rajas: Wir verhaften uns an das Gefühl der Freude und sind gierig nach mehr oder die Verhaftung an das, was wir mal hatten oder was wir haben und wir sind verhaftet an die Handlung. Ich glaube Pascal hat mal gesagt: "Alles Unglück beruht darauf, dass der Mensch nicht in der Lage ist, einfach ruhig zu sein". Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht. Yogis gehen z.B. davon aus, dass alles Unglück aus den Kleshas, den Leiden nach Patanjali, herauskommt. Rajas ist aber einer der Aspekte. Wir denken immer aktiv sein zu müssen. Es ist nichts Falsches, aktiv sein zu müssen. Krishna selbst predigt ja die gesamte Bhagavad Gita über, dass man nicht träge sein soll, nicht faul sein soll. Er sagt, dass Spiritualität nicht heißt, im stillen Kämmerchen zu sein, sondern zu tun, was unsere Pflicht ist. Wir sollen unsere Aufgaben tun, das was uns an Gaben gegeben ist, zum Wohl anderer einsetzen, das Göttliche überall sehen und durch sich wirken zu lassen. Nur verhaftet sollen wir nicht sein. Wir können auch ruhig sein, und wir können auch aktiv sein, das ist das Gleichgewicht. Als nächstes spricht Krishna über Tamas, darüber spreche ich ein andermal, oder ihr schlagt die Bhagavad Gita selbst auf, im 8. Vers, gibt ja auch einen sehr schönen Kommentar von Swami Sivananda dazu. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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