Wie man durch Samyama unsichtbar werden kann

Herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen. Heute mit der Yoga Sutra, 3. Kapitel, 21. Vers: Samyama auf die Gestalt des eigenen Körpers hebt die Kraft, die ihn wahrnehmbar macht, auf; die Verbindung des Lichts mit dem Auge wird unterbrochen; man wird unsichtbar.

Wörtlich genommen sagt dieser Vers, dass du durch Samyama unsichtbar werden kannst, so dass dich kein Mensch mehr sieht. Ob das möglich ist oder nicht, darüber möchte ich gar nicht sprechen. Letztlich wissen wir nicht, welche Kräfte der menschliche Geist hat, wenn er wirklich voll entfaltet ist. Aber dieser Vers beinhaltet daneben noch eine sehr lebensnahe Wahrheit. Sie lautet: Wenn du von anderen Menschen weniger gesehen werden willst, dann denke nur über dich selbst nach. Wenn du von anderen Menschen mehr gesehen werden willst, dann denke über andere Menschen nach.

Angenommen, du bist in irgendeiner exponierten Position und du willst von niemandem gesehen werden. Dann ist eine gute Methode, intensiv über dich selbst nachzudenken. Atme tief mit dem Bauch ein und aus. Spüre diese Bauchatmung. Spüre, wie du dich bewegst. Spüre, wie du gehst. Wenn du so meditativ in dich gekehrt bist, dann wird dich niemand wirklich wahr nehmen. Auf jeden Fall wird dich niemand ansprechen.
Es kann sogar sein, dass keiner merkt, wie du durch die Menschenmasse hindurch gehst.

Ich selbst nutze diese Technik oft. Wenn ich zum Beispiel hier im Ashram in Bad Meinberg bin und von einem Raum zum anderen gehe, begegnen mir natürlich viele Menschen, die mich kennen. Sie wollen mich vielleicht etwas fragen oder mir ihre Dankbarkeit ausdrücken. Sehr häufig freue ich mich darüber. Ich gebe den Menschen gerne mal einen Tipp oder freue mich einfach, wie freudevoll und dankbar sie mir begegnen. Aber manchmal will ich auch von hier nach dort gehen, ohne angesprochen zu werden. Dann gehe ich vorher etwas meditativ in mich hinein. Das heißt nicht, dass ich dabei langsam werde. Oft bin ich dabei auch in Eile und gehe eher schnell. Auch ein Yogi kann es durchaus mal eilig haben. Aber ich achte nicht so sehr auf andere Menschen auf meinem Weg. Und weil ich mich ganz auf mich selbst konzentriere, werde ich nicht so stark wahrgenommen und auch nicht angesprochen.

Natürlich sprechen mich die Menschen auch deshalb nicht an, weil sie sehen, dass ich meditativ versunken bin, selbst wenn sie mich sehen. Aber es ist auch schon vorgekommen, dass ich diese Technik einen Tag lang geübt habe und die Menschen am nächsten Tag gesagt haben: „Wo warst du denn gestern?“ Dabei hätten sie mich eigentlich sehen müssen.

Wenn du also einmal nicht gesehen werden willst, dann achte auf deinen Körper und ziehe dein Bewusstsein ganz zu dir zurück. Atme tief in den Bauch und wiederhole ein Mantra, wenn du willst. Du wirst so stark mit deinem Körper und deinem Mantra verbunden sein, dass die Menschen dich kaum noch wahrnehmen.
Ich wünsche dir einen wunderschönen Tag!

Hari Om Tat Sat

Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga-Vorträge als mp3

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