Wenn ich Gott wäre, wäre ich ein Sexgott

Heutzutage mag ich keine Zeitung mehr in die Hand nehmen. Keine Krimis mehr sehen, keine Bücher mehr lesen, in denen auch nur annähernd schlimme Dinge vorkommen - seit ich meine Yogalehrerausbildung mache. Mein Mann sagt, ich spinne. Mein Mann sagt, ich bin viel zu sensibel. Ich bin unendlich traurig über all das Elend in der Welt, 7 Milliarden sehen das offenbar anders. Von der Wahrscheinlichkeit her eine klare Sache: Die Welt bleibt wie sie ist, ich selber muss mich anpassen. Wieder stumpfer werden, vielleicht mit Alkohol, mit Abhärtung , indem ich mich wieder benehme wie alle andern, mich selber zwinge, den üblichen Gewohnheiten zu entsprechen, damit ich nicht zum Außenseiter werde.So stelle ich mir vor muss sich ein Avatar fühlen, wenn er auf die Welt kommt. Raus aus Satchidananda, raus aus einer so reinen Welt, dass wünschen allein ausreicht, um Dinge zu manifestieren. Denn keiner hätte jemals einen schlimmen Wunsch. Jeder hat sich im Griff und erkennt genau die Konsequenzen von Verhaftung und Egozentrik.Hier ist das anders. Alle leben hinter den Schleiern ihrer Unwissenheit, Maya verführt sie zu den dümmsten Handlungen und als Gott muss man natürlich gut überlegen, wie man da Einfluß nimmt. Hey, ich bin Jesus, bin endlich wieder da, habt euch lieb, lebt seine Lehren, mal ehrlich würdet ihr jemandem glauben, der es so probiert? In der Psychiatrie gibt es eine eigene Diagnosekategorie für Leute, die sich für Gott oder Jesus halten. Schlechte Idee also. Was ist mit Sex? Sex sells. Auf Sex basiert die Fortpflanzung, einTrieb, dem fast keiner ausweichen kann. Letztendlich sogar die Wirtschaft, denn warum sind Männer denn so geldgierig? Weil sie dadurch Macht und Sexapeal bekommen, also letztendlich auch wieder nur Sex. Also Jim Morrisson werden oder Marilyn Monroe. Auch gescheitert. Das klare Problem ist, wer mit einem wundervollen attraktiven Körper und massiver sexueller Ausstrahlung gesegnet ist, wird bald erkennen, dass das ein Fluch ist. Die Massen umlagern Stars derart penetrant, dass selten einer unter all den vielen Bewerbern einen Anwärtern findet, der reine, sattvige Liebe ermöglicht.Also ein anonymer bescheidener leidenschaftsloser Sexgott. Unscheinbar. Zurückhaltend. Er darf sich niemals aufdrängen, nicht einmal, wenn er spürt, da braucht mich jemand, da ist jemand, den könnte ich mit einem einzigen Geschlechtsverkehr von allem Bösen erlösen. Denn nichts ist schwieriger als sattviger Sex. Die Geschichte von Krishna und Rhada hat mich von Anfang an fasziniert, ebenso die von Jesus und Maria Magdalena. Da ist eine Beziehung zwischen etwas Göttlichem und etwas Menschlichen und natürlich wissen das beide selber ganz genau. Aber was denkt die Umwelt? Mit einer Sünderin kann Jesus doch nicht ins Bett gehen. Oder Krishna, der große Yogi. Der kann doch nicht mit einer verheirateten Frau ins Bett. Die ist auch noch älter gewesen als er, also wirklich. Oder seine Ehefrau verlassen und mit einer jüngeren in die Kiste hüpfen. Das ist doch rajas, das ist doch Verhaftung, würde es heißen, der ist jetzt kein Vorbild mehr für mich. Da gehe ich nicht mehr hin. Und aus wäre es mit der Attraktion und Veränderung der Massen, die ein Gott nun mal nötig hat, wenn er etwas bewirken will.Also müsste er ganz behutsam vorgehen. Ganz bescheiden anfangen. Vielleicht mit einer einzigen Beziehung, die ganz sattvig beginnt und ganz sattvig bleibt, auch wenn die Voraussetzungen sich ändern. Und das wäre die Keimzelle,von der aus er im Schneeballsystem arbeiten könnte. Denn wahre reine selbstlose opferbereite Liebe, die bleibt nie unterm Scheffel, die dringt nach draußen, die verändert die Welt. Was wenn Jesus still und heimlich seinen Körper verlassen hätte? Keiner hätte je mitbekommen, wer er war. Aber der dramatische Abgang am Kreuz, das Opfern des eigenen Leibes in selbstloser Liebe und Hingabe für die Menschen, das beeindruckt uns immer noch, tausende von Jahren nach seinem Tod. Aber ein Martyrium, ein Massenselbstmord ein pressewirksames Spektakel? Heutzutage würde es heißen, Spinner sind das. So wie diese Sekten, die immer weider behaupten, die Welt geht unter und sich vorher entleiben. Ändert das die Welt? Nein.Also zurück zur Liebe. Zu reiner selbstloser Liebe. Wenn man es schafft, all seine persönlichen Beziehungen unter das Motto selbstlos und rein zu stellen, dann bewirkt man etwas, das sich fortpflanzt wie eine Seuche, wie eine Virusinfektion. Dann hätte Krishna eine Chance, dass man früher oder später auf ihn aufmerksam wird. Nicht dass ihm das recht wäre. ;-) Aber vielleicht bleibt es ihm ja auch erspart. Vielleicht wirkt er bis an das Ende seines Lebens anonym und im stillen und trotzdem mit von nichts und niemand zu bremsender Kraft.Angelika
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