Vibhuti

Vibhuti heißt Macht, Herrlichkeit, Größe, Reichtum. Vibhuti heißt auch übernatürliche Kraft oder auch geistige Fähigkeiten. Vibhuti wird heutzutage auch manchmal die Asche genannt, die man auf das dritte Auge auftragen kann. Also, drei verschiedene Gebräuche von Vibhuti.

In der Bhagavad Gita ist Vibhuti die Herrlichkeit Gottes. Es gibt ein Kapitel, das nennt sich Vibhuti Yoga und das heißt, der Yoga der Herrlichkeiten Gottes. In diesem Kapitel, Vibhuti Yoga, geht es darum, dass Gott beschrieben wird in all seiner Größe und Herrlichkeit. Und Krishna, Manifestation Gottes, erzählt Arjuna, dem Schüler, wie Arjuna Gott erkennen kann, eben in den Vibhutis.

Du kannst dir die Sonne anschauen und die Sonne ist großartig und in der Großartigkeit der Sonne erfährst du Gott. Wenn du einen Sonnenuntergang, einen Sonnenaufgang dir anschaust und vom Herzen her spürst, das ist Vibhuti, eine Herrlichkeit Gottes. Wenn du einen wunderbaren Berg anschaust, Krishna erwähnt den Himalaya z.B., aber es könnte auch ein anderer sein. Schaue dorthin und dort erfährst du Gott. Vibhuti ist eine Möglichkeit, Gott zu erfahren. Wenn du an einem spirituellen Kraftort bist, lasse dich dort ganz erfüllen von dieser Schwingung, dort ist eine Herrlichkeit Gottes, Gott erfahrbar. Wo auch immer Schönheit in der Natur ist, wo auch immer Großartigkeit in der Natur ist, das ist Vibhuti, eine Herrlichkeit Gottes, in der du Gott spüren kannst.

Aber Gott manifestiert sich auch im Menschgemachten oder auch im Menschen selbst. Menschen sind manchmal sehr mutig. Mut der Menschen ist eine Vibhuti Gottes. Menschen können auch manchmal einen machtvollen Zorn haben, auch darin kannst du Vibhuti Gottes sehen. Menschen können über sich selbst hinausgehen, Menschen können zu uneigennütziger Liebe fähig sein. Menschen können Hartnäckigkeit beweisen, Weisheit haben usw. Krishna sagt, wann immer du etwas Großes siehst unter Menschen, da ist Vibhuti, die Herrlichkeit Gottes.

Auch in der Anatomie kannst du Vibhuti sehen, wie ein Herz funktioniert, wie die Haut funktioniert, wie ein Auge funktioniert, großartig. In allem Großartigen kannst du Vibhuti Gottes sehen. So empfiehlt Krishna dem Arjuna, Gott zunächst in allem Großartigen zu sehen, in Vibhuti, und es zur Alltags-Spiritualität zu machen, immer wieder innezuhalten, zu staunen und Gottes Gegenwart zu fühlen. Das ist Vibhuti Yoga der Bhagavad Gita.

Im Yoga Sutra gibt es auch ein Kapitel, das nennt sich Vibhuti Pada, das heißt, das Kapitel über Vibhuti. Das Vibhuti Pada im Yoga Sutra beschreibt geistige Fähigkeiten und Kräfte. Du kannst dabei Vibhuti Pada auf zwei Weisen interpretieren. Zum einen kannst du darin sehen, Anleitungen, wie du übernatürliche Kräfte bekommen kannst. Du könntest dort sehen, Verse über Telepathie über Psychokinese, über Astralreisen, Hellsehen, letztlich auch Astralkörper-Projektion und vieles, vieles andere. Das ist eine Möglichkeit. Ich selbst, in meinem Buch „Die Yogaweisheit des Patanjali“, lege insbesondere Wert darauf, dass dieses Vibhuti Yoga ein Kapitel ist, in dem du lernst, wie du geistige Kräfte entwickeln kannst und das kann jeder, unabhängig davon, ob das jetzt so genannte übernatürliche Kräfte werden oder nicht. Das Kapitel „Vibhuti Pada“ gibt dir Empfehlungen, wie kannst du mehr Einfühlungsvermögen entwickeln, wie kannst du dich in andere Menschen besser hineinversetzen, wie kannst du Zugang finden zu den Instinkten deines Körpers, zu deiner Intuition, wie kannst du mehr erfahren, was deine Aufgabe ist, wie kannst zu lernen, alle möglichen geistigen Fähigkeiten zu entwickeln, von innerer Festigkeit, bis Anpassungsfähigkeit, Flexibilität, von Klarheit des Geistes bis Durchsetzungsvermögen, Mitgefühl usw.

Also, Vibhuti Pada, drittes Kapitel von Patanjalis Yoga Sutra, ein Kapitel, sehr faszinierend, um deine geistigen Kräfte zu entwickeln. Es wird in diesem Rahmen auch noch einen Vortrag geben über Vibhuti Pada. Vibhuti, als drittes, wird heutzutage oft auch als Bezeichnung verwendet für Bhasma, also für Asche. Shiva Asche ist etwas, was du auf das dritte Auge auftragen kannst. In der Verehrung von Shiva nimmt man Bhasma, also Asche, drei Streifen und gibt sie über das dritte Auge. Heutzutage wird dafür meistens die Asche genommen aus Yajnas, Homas, also Feuerritualen, oder oft wird es heute auch einfach industriell hergestellt. Aber Vibhuti in diesem Sinne ist Asche, die in einem heiligen Ritual hergestellt wurde, spirituelle Kraft ausstrahlt und das Ajna Chakra, das dritte Auge, öffnet.

Vibhuti ist dann manchmal auch die Asche, die von Meistern manifestiert wird. Es gibt so die Tradition, dass ein Meister seine Hand bewegt, und dann kommt aus seiner Hand Vibhuti heraus. Ob das tatsächlich physisch so ist, sei dahingestellt. Es gibt in Indien auch Vibhuti Tabletten zu kaufen, die kannst du in deine Hand nehmen und dann kannst du so ein bisschen draufdrücken und nachher kommt dort Vibhuti, Asche, heraus. Inwieweit manche Meister das als eine Art Trick nehmen, sei dahingestellt. Mir haben aber schon eine Reihe von Schülern gesagt, dass sie genau geschaut haben, was der Meister in der Hand hat und er hatte nichts in der Hand, und sie haben genau geschaut und der Meister hat die Hand geöffnet, Vibhuti ist herausgekommen. Sei es, wie es ist, Vibhuti hat verschiedene Bedeutungen, wörtliche Bedeutung heißt Herrlichkeit, Schönheit, Kraft, Wohlstand. Vibhuti kann sich auf Vibhuti Gottes beziehen, Gott in Herrlichkeiten zu sehen, Vibhuti Gottes überall zu sehen. Vibhuti können die eigenen Kräfte sein, die du entfaltest. Vibhuti kann die Asche Shivas sein und die Gabe eines Meisters.

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