Übe mehr Praxis und weniger Theorie – HYP I.3

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 3. Vers
„Bhrantya bahu mata dhvante raja yogam ajanatam hatha pradipikam dhatte svatmaramah kripa akarah.“
Auf Deutsch: „Jenen, die sich in der Dunkelheit streitender Weltanschauungen fortbewegen, unfähig, Raja Yoga zu erreichen, bietet der mitleidsvolle Swatmarama Yogi das Licht von Hatha Vidya an.“

"In der Dunkelheit streitender Weltanschauungen":

Es gibt so viele verschiedene Weltanschauungen und Menschen ergehen sich in großen Diskussionen. Es gibt die dualistische Weltanschauung, es gibt das Gute und das Böse. Es gibt auch noch die dualistische Weltanschauung, es gibt Gott und die Welt, vielleicht sogar Gott, Welt und Mensch. Man kann sagen, Gott ist männlich, Gott ist weiblich. Man kann sagen, es gibt überhaupt keinen Gott, es gibt nur eine höhere Wirklichkeit oder es gibt gar keine Wirklichkeit, es gibt nur Nirwana. Man kann sich über diese Dinge lebhaft streiten.

Es gibt manche, die lieben das, darüber zu diskutieren und zu behaupten, dass alles andere nicht korrekt ist. Menschen streiten sich über Weltanschauungen. Die klassische Ansicht des Yogis ist, es gibt keine Möglichkeit, die höchste Wirklichkeit in Worte zu fassen, jede Weltanschauung ist nur eine Anschauung, ist nicht das, was wirklich ist. Jedes philosophische, religiöse und theologische System ist nur ein Abbild der Wirklichkeit, ist nicht die Wirklichkeit. In Wahrheit ist die Wirklichkeit erfahrbar. Und du kannst jetzt selbst überlegen, ergehst du dich manchmal in großen Diskussionen mit anderen, mit Menschen anderer Weltanschauungen? Ist das etwas, wo du dich dann vielleicht sogar streitest? Oder ist es vielleicht mehr ein freundlicher Austausch und eine Anerkennung, dass es unterschiedliche Weisen gibt, einen spirituellen Bezug zur Welt zu haben oder vielleicht sogar ohne spirituellen Bezug zu leben? So viele Möglichkeiten gibt es. Wichtig ist, zu praktizieren.

Hatha Yoga ist weltanschauungsübergreifend. Schon in Indien wird Hatha Yoga von unterschiedlichen Religionsangehörigen praktiziert. Es gibt Hindus, die Hatha Yoga üben, es gibt Sikhs, die Hatha Yoga üben. Z.B. der Yogi Bhajan, der das in Deutschland auch recht populäre Kundalini Yoga von Yogi Bajan gelehrt hat, der hat auch eine Form des Hatha Yoga gelehrt, auch wenn es Kundalini Yoga genannt wird. Oder es gibt Sikhs, die Hatha Yoga üben, es gibt auch Buddhisten, die Hatha Yoga üben. Vielleicht hast du schon mal gehört von den fünf Tibetern, letztlich auch eine Hatha Yoga Übung. Unabhängig von Religion und Weltanschauung, jeder kann Hatha Yoga üben. Daher, falls du eine Neigung hast, dich über Theorien zu streiten, dann löse dich etwas davon. Auch wenn es intellektuell schön sein kann, sich auszutauschen, das Wichtigste ist, praktiziere. So wie Swami Sivananda gesagt hat: „Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie.“ So überlege, viel Praxis zu üben und weniger Theorie.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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