Traegheit ueberwinden BhG XIV 8

Ich lese etwas aus der „Bhagavad Gita", dem Zwiegespräch zwischen Krishna, dem Lehrer und Arjuna, dem Schüler. Wir sind im 14. Kapitel, 8. Vers. Krishna, der Lehrer, spricht zu Arjuna über Tamas. "Wisse, dass Tamas aus Unwissenheit entstanden ist und alle verkörperten Wesen täuscht. Es bindet fest, Oh Arjuna, durch Unachtsamkeit, Trägheit und Schläfrigkeit." Also, es gibt die 3 Gunas, die meisten von euch kennen diese, Sattwa, das Leuchtende, das Strahlende, das Wissende, die Freude. Rajas, die Unruhe, die Gier, die Verhaftetheit und Tamas, die Trägheit. Er sagt hier, wir werden gebunden. In den vorherigen Versen hat Krishna davon gesprochen, dass wir sogar durch Sattwa gebunden werden können. Wir werden aber auch durch Rajas und durch Tamas gebunden. Was Krishna hier sagt, ist fast etwas Ernüchterndes, Desillusionierendes: "alle verkörperten Wesen täuscht". Also, das hieße, selbst die großen Meister sind irgendwo getäuscht. Selbst die selbstverwirklichten Meister unterliegen dem Tamas. Wir sind jetzt typischerweise nicht selbstverwirklicht und werden dadurch mehr als nur etwas getäuscht. Aus Unwissenheit heraus vergessen wir, wer wir wirklich sind und was uns zur Wonne führt. Wir sind manchmal bei kleinen Dingen im Alltag unachtsam, z.B. wenn wir mal denken: "So ein Tag ohne Pranayama ist ja nicht weiter tragisch." Vielleicht das noch dazu verbunden mit Trägheit: "Und heut will ich ein bisschen länger schlafen". Gib man sich diesen Überlegungen einen Tag lang hin und stellt am nächsten Tag fest: "Die halbe Stunde Schlaf hat mir ein bisschen gut getan, kann ich doch wiederholen". Oder man denkt gleich "Wozu überhaupt Pranayama üben?". Einen Tag später steigern sich die Gedanken und man wird immer tamassiger und denkt vielleicht: "Was soll das Leben überhaupt, es ist alles sowieso umsonst". Dann stellt man fest, dass oft schon eine kleine Unachtsamkeit zu Trägheit und dann zu Schläfrigkeit führt. Wir sind daran auch verhaftet. Wir aalen uns in unserem Tamas oder suhlen uns in unserem Tamas. In der Hinsicht sind wir wie Schweine, wobei jetzt Schweine nicht als Schimpfwort gemeint sind. Schweine suhlen sich im Schlamm und finden das toll. Sie brauchen das auch für ihre Hauthygiene und von daher ist das vielleicht vom Schweinestandpunkt aus etwas sehr Sattwiges und Notwendiges. Vom menschlichen Standpunkt aus sieht das so aus als ob die sich im Dreck suhlen. So wie wir das auch manchmal tun. Wir baden uns im Selbstmitleid und denken daran, was alles so schlimm ist. Und dann fordert uns jemand auf: "Stell dich nicht so an", worauf wir mit "Keiner versteht mich" reagieren. Kennt ihr diese Gemütszustände? Wir können dort sehr daran verhaftet sein. Der Trick ist, diese Verhaftung zu verlieren, seinem Geist zu sagen, aha, du befindest dich gerade im Tamas, deshalb bist du gerade unachtsamund träge und etwas schläfrig, vielleicht hast du ja auch einen gewissen Grund dafür, aber jetzt will ich mein Prana-Level wieder hochbringen. Und mein Prana-Level bringe ich hoch, indem ich jetzt Kapalabhati und Sonnengebet übe und früh zur Meditation aufstehe, ob ich Lust dazu habe oder nicht. Also, wir geben uns den sprichwörtlichen „Tritt in den Hintern“, was dann wie so eine kleine Kundalinierweckung ist. Im Gesäß ist auch das Muladhara–Chakra. Das ist der Sitz der Kundalini und so können wir dann einen Tritt in den Hintern geben, im symbolischen Sinn. Und wörtlich genommen kann man dort ja Mula Banda und Ashvini Mudra üben und so ein bisschen Shakti in uns erwecken. Wenn wir das allein nicht hinkriegen, dann kann man sich ja um sechs Uhr ins Pranayama nebenan schleppen, irgendwie den Körper dorthin bringen und dann wird der Pranayamalehrer schon dafür sorgen, dass man mehr Shakti bekommt. Oder man geht in die Yogastunde, und vielleicht mal auch nicht in die sanfte Gruppe, sondern jetzt, vorausgesetzt, man hat nicht irgendwelche sonstigen körperlichen Gründe, geht man mal in eine anstrengendere Yogastunde. Natürlich, es gibt auch mal Erschöpfungszustände, da muss man sich auch mal ausschlafen: Es gibt auch Krankheiten, da braucht man Ruhe, aber wir müssen schauen eben, wann wird das einfach nur gewohnheitsmäßige Trägheit, wann haben wir leichte Unachtsamkeiten gehabt und wann sind wir einfach nur verhaftet und wann haben wir irgendwo so einen komischen Genuss in dieser depressiven Stimmungslage uns weiter zu suhlen und ob es irgend eine Weise gibt da wieder rauszukommen. Und im Zweifellsfall kann man auch jemanden fragen, manchmal schon allein das Bitten um Hilfe führt dazu, dass man dort rauskommt. Und wisst ihr, wen man dann um Hilfe bitten sollte? Nicht diejenigen, die auch im Tamas drin sind. Dazu neigen dann Menschen, der Mensch ist ja ein Herdentier, und dann suhlt man sich kollektiv, dann hat man dann dieses Schweinerudel gebildet, wo man sich gemeinsam gegenseitig in den Dreck zieht. Gut, wobei es auch mal schön sein kann, sein Herz auszuschütten. Aber man kann jemand fragen, der jetzt selbst in einem sattwigen Gemütszustand ist. Manchmal wird er einem nichts weiter sagen als einfach nur Prana schicken und dann kann sich einiges tun und es geht einem irgendwie besser. Zum 9. Vers sagt Krishna noch etwas: "Sattwa bindet an Glück, Rajas an Handeln, während Tamas alles Wissen verhüllt und an Unachtsamkeit bindet". Also letztlich binden sie alle drei. Wir können am Sattwa verhaftet sein, also an dieser Reinheit und diesem wohlangenehmen Gemütszustand, wir können an die Handlung verhaftet sein, rajassig, und wir können ans Tamas verhaftet sein, auch unachtsam sein. Manchmal gibt's übrigens auch das Problem, dass sich Tamas als Sattwa verkleidet. Also man sagt: "Ich bin ja nicht verhaftet und deshalb, ich tu so das, was ich so ohne allzu große Anstrengung machen kann". Das nennt sich nicht Sattwa sondern Tamas. Es ist manchmal das Problem mancher Aspiranten, wenn sie den Ehrgeiz verlieren, werden sie nicht sattwig, sondern tamassig, unachtsam, träge. Sagen: "Ja, die Welt ist eh eine Illusion, warum sollte ich mich dort übermäßig drum kümmern?". Also, das ist Tamas und damit kommen wir nicht aus der Illusion heraus. Grosse Achtsamkeit, Krishna sagt ein paar Verse später "Yoga ist nicht für jemand, der ohne Feuer ist". Also, ein bisschen Feuer brauchen wir dort, bisschen Enthusiasmus, bisschen spirituelle Leidenschaft, bisschen Intensität, bei dem was wir tun. Aber nicht Verhaftung, denn sonst ist es Rajas. Wenn wir mit dieser Intensität sattwig tun und dann loslassen, dann ist es, dann sind wir nicht verhaftet an Sattwa. Hari Om Tat Sat Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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