Swami Chidananda, Teil 2

Swami Chidananda, der gestern Mahasamadhi erreicht hat, also im Alter von 91 Jahren seinen physischen Körper verlassen hat, war eine interessante Mischung aus Jnana Yoga, Bhakti Yoga, Raja Yoga, Kundalini Yoga, Hatha Yoga, wie es wenige Menschen waren. Swami Vishnu war vielleicht ähnlich und vielleicht auch Swami Satchidananda. Ansonsten, die meisten der Schüler von Swami Sivananda waren so in eine bestimmte Richtung besonders stark. Anandamayi Ma hat das mal etwas humorvoll ausgedrückt: „Swami Krishnananda is in Jnana Yoga line.“ Also in der Jnana Yoga Linie. „Swami Madamananda is in the Bhakti line. And Swami Chidananda is in airline.” Gut, er ist ständig durch die Gegend geflogen, also „airline“ im Flugzeug. Auf der einen Seite ist das humorvoll, auf der anderen Seite durchaus… Er war in keinem der Yoga Wege – wie können wir sagen – ausschließlich, sondern er war in unterschiedlichen Temperamenten. Zum einen war er durchaus ein Hatha Yogi, das heißt, es gibt Bücher, wo die Asanas gezeigt werden, in denen er war. Und er war dort durchaus auch recht fortgeschritten drin. Und hat auch auf seinen Seminaren immer darauf bestanden, dass da auch Hatha Yoga unterrichtet wird.
Dann war er ein Karma Yogi, dem Helfen sehr wichtig war. Im Sivananda-Ashram, zu Lebzeiten von Swami Sivananda, hat er sich sehr für die Lepra-Kolonien engagiert und er war dort einige Jahre wirklich am direkten Dienst an sehr schwer kranken Menschen. Heutzutage gibt es ja Medikamente bei Lepra und der Sivananda-Ashram betreibt auch weiter mehrere Lepra-Kolonien, wo Menschen, die durch Lepra verstümmelt sind, auch Arbeit finden, dort eine sinnvolle Beschäftigung haben, spirituell sind. Aber heute ist es nicht mehr so, dass dort schwelende Geschwüre oder so sind, was es zu Swami Chidanandas Zeit damals gab. Es war also schon ein sehr enger Dienst dort an äußerst kranken Menschen, was wir uns hier wahrscheinlich kaum vorstellen können, wie es ist, mit solchen Menschen umzugehen und ihnen neue Hoffnung zu geben und in ihnen Gott zu sehen.
Swami Chidananda war auch besonders ein Jnana Yogi. Nicht umsonst, auf diesem Buch hat er vorne, steht dort drauf – wenn er unterschrieben hat, dann hat er unterschrieben „Chidananda Hum“. Das Lied, das wir eben gesungen haben, war ja eines der Lieblingslieder von Swami Sivananda. „Ich bin Sein, Wissen und Glückseligkeit, was auch immer geschieht. Chidananda Hum. Ich bin Chid, reines Wissen und Ananda, reine Wonne. Und ab und zu mal – ich habe irgendwann mal den Swami Chidananda um Rat gefragt, weil irgendwo war irgendwas schwierig, ich weiß nicht mehr was. Und dann, er konnte auf verschiedenen Ebenen antworten, aber in dem Fall hat er mich nur angeguckt und hat gesagt: „Du bist Sat-Chid-Ananda. Don`t worry too much! You are Sat-Chid-Ananda.“ Das war nicht das, was er immer gesagt hat, aber in dem Fall. Es war fast, nicht nur fast, es war ein bisschen streng. Swami Chidananda konnte Liebe selbst sein, aber manchmal – in dem Fall hat er mir gesagt: „Ja, du machst dir zu viele Sorgen um alles Mögliche. Du hast mir am Anfang deines langen Vortrags, wie es dir geht, gesagt, du bist ein spiritueller Aspirant.“ – war alles so drin – „Du bist Sat-Chid-Ananda. Nimm alles andere nicht so ernst.“ Und manchmal war in dieser Strenge eine besondere Schönheit.
Swami Chidananda war aber auch ein Bhakta. Und es gibt – also der Sivananda Ashram in Rishikesh verkauft Dutzende von CDs mit Swami Chidanandas Gesängen, Kirtans. Er konnte dort in Ekstase geraten, wobei Swami Chidanandas Ekstase nicht so überschwänglich war. Man konnte schon sehen, er war dort irgendwo in einem anderen Bewusstseinszustand. Besonders gerne hat er auch das Mahamantra gesungen. Das konnte mitten in einem Vortrag – fing er plötzlich an:
„Hare Rama Hare Rama Rama Rama Hare Hare
Hare Krishna Hare Krishna Krishna Krishna Hare Hare“
Ich bin jetzt kein guter Schauspieler. Aber es war so, ganz plötzlich kam es dort raus und dann kam dieses Bhakti, diese Liebe. Das ist ja nicht immer einfach zu verstehen. Auf der einen Seite, Satchidananda Hum – Ich bin alles und zum anderen Gott verehren und Hingabe zu üben und in allem Gott zu sehen.
Und Raja Yogi war er auch. Eigentlich, sehr viele Vorträge waren über Raja Yoga und vermutlich war Swami Chidananda der Yogameister, den ich kenne, der seinen Geist am stärksten unter Kontrolle hatte. Also bei dem Swami Vishnu, hatte zwar auch natürlich Kontrolle über seinen Geist, aber vieles ist einfach über Bhakti Yoga gelaufen. Er hat alles Gott dargebracht. Er war durchaus temperamentvoll und alles und hat dann so gesagt: „Was auch immer ich mache, egal was, ich widme alle Gott.“ Swami Chidananda – ich kenne keinen anderen Menschen, der einen solchen Gleichmut hatte und egal was passiert ist, Gleichmut dort walten ließ.
Und so wollen wir an diesem Tag nochmals besonders an Swami Chidananda denken. Die ersten Tage, nachdem ein Meister seinen physischen Körper verlässt, sind Tage, wo viel Energie, Lichtenergie da ist, denn der Meister schickt dann sein Licht, seine Gnade in alle Richtungen und natürlich Millionen von Schülern - und Swami Chidananda hatte Millionen von Schülern, oder hat – denken an ihn und so öffnet sich auch ein besonderer Kanal.
Hari Om Tat Sat
Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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