„Soham Shivoham“ ist die große Aussage der Schriften, ist die große Aussage der selbstverwirklichten Meister, ist letztlich die Erfahrung, die wir machen können in tiefer Meditation. „Soham - ich bin Das.“ Jetzt, was ist dieses Das? Als Moses in der Wüste war und dort einen brennenden Dornenbusch gesehen hatte, wo er gemerkt hat, das war kein normales Feuer, denn der Dornenbusch ist nicht weniger geworden. Er wusste, dort ist göttliche Gegenwart. Er hat gefragt: „Wer bist du?“ Und dann kam die Antwort: „Ich bin, der ich bin. Soham. Ich bin Das. Ich bin, der ich bin.“ Im Deutschen ist das dann schwierig mit, „der ich bin“, und manche sagen dann, „die ich bin“ und prompt identifiziert man sich wieder mit männlich oder weiblich, „ich bin, das ich bin“, klingt zwar nicht besser, aber dann identifiziert man sich mit anderem nicht. „Ich bin unsterbliches Selbst. Ich bin nicht dieser Körper.“ Wir identifizieren uns mit dem Körper, aber in der Meditation ist es möglich, den Körper zu transzendieren. Es ist möglich, sich zu erfahren als unendliches Bewusstsein. Dann wirken wir wieder durch diesen Körper, ähnlich, wie wenn wir einen Raumanzug haben, um mit dem auf den Mars zu gehen. So ist dieser Körper wie der Raumanzug, den wir hier haben für diese Erde. Er gehört uns auch noch nicht mal. Wir haben ihn bekommen mit Leihzeit von unbestimmter Dauer. Er kann jederzeit von uns weggenommen werden. Wenn wir sagen, „ich bin 1,80 Meter groß“ oder „1,70 Meter groß“, der Körper ist mal kleiner, mal größer. Morgens ist er - ich glaube - zwei Zentimeter größer als abends, vielleicht auch nur einen Zentimeter. Mit jedem Jahr, wo man älter wird, ab einem bestimmten Jahr wir man erstmal größer und irgendwann wieder kleiner. Ich bin nicht dieser Körper und dieser Körper gehört mir nicht, unbestimmte Leihdauer, jederzeit kann er von uns genommen werden und er kann auch jederzeit in Probleme geraten und es gibt keine Rückgabe- und Umtauschmöglichkeit. Wir können nicht sagen: „Ja, der Körper sieht nicht mehr gut genug. Ich kann nicht mehr so gut lesen, ich brauche einen neuen Körper.“ Gut, Augen können wir bis zu einem gewissen Grade lasern lassen und Nase kann man vergrößern, verkleinern. Irgendwo gab es vor kurzem einen, man behauptet, einen neuen Umbruch in der Stammzellforschung. Man kann jetzt Stammzellen kriegen ohne Embryos und da hofft man, dass man in zwanzig, dreißig Jahren Organe nachwachsen lassen kann. Dann wird man vielleicht den menschlichen Körper - einfach vorsichtshalber, jedes Organ wird man schon mal vorausschauend nachwachsen lassen. Dann hat jeder zu Hause bei sich im Kühlschrank so ein paar Ersatzorgane. Wenn die Leber nicht mehr gut funktioniert, ausschneiden, Ersatzleber rein und schnell eine neue anlegen, eine neue Kultur, denn das braucht dann ja wahrscheinlich ein halbes oder zwei Jahre, bis das reift. Aber vielleicht hilft uns das, uns weniger mit dem Körper zu identifizieren, wenn wir unsere Ersatzteile immer gleich im Kühlschrank nebendran haben und wir sehen können, wie die Teile unseres Körpers nachwachsen. So ähnlich wie, beim Auto werden Reifen ausgewechselt und so ähnlich, in unserem Körper können dann auch Ersatzteile ausgewechselt werden. Dennoch, selbst dann gehört er uns nicht. Das Karma wird immer noch Möglichkeiten finden, unser irdisches Leben zu beenden. Wir sind nicht der Körper, der Körper gehört uns nicht. Wir sind noch nicht mal unsere Psyche, die Psyche gehört uns nicht. Bis zu einem gewissen Grad haben wir einen Einfluss auf den Körper, aber keinen vollständigen. Wir könnten jetzt z.B. sagen: „Ich hebe den rechten Arm hoch.“ Jeder, der will, kann ihn hochheben. Aber parallel dazu schlägt das Herz, ohne, dass man darauf Einfluss nehmen kann. Gut, natürlich mit Suggestionen und allem können wir auch Einfluss nehmen, aber es geschieht auch vieles, ohne, dass wir etwas machen. Genauso mit unserem Geist, bestehend aus Denken und Fühlen. Wer will, könnte jetzt sofort an eine Rose denken. Also, wir können bis zu einem gewissen Grad unseren Geist beeinflussen. Aber so viele Gedanken kommen auch von selbst, ohne dass man irgendetwas damit anstellt. Aber nur dann, wenn unser Bewusstsein mit dem Körper verbunden ist, nehmen wir irgendwas Körperliches wahr. Nur dann, wenn unser Bewusstsein ins Denken geht, sind überhaupt Gedanken da. Wir sind nicht der Körper, wir sind nicht die Gedanken. Wir sind das unsterbliche Selbst. Und das gibt uns eine unglaubliche Freiheit auch. Freiheit, die Freiheit, uns vom Körper zurückzuziehen, in die Unendlichkeit zu gehen. Wir können jederzeit uns erfahren als unendliches Sein. Wir können uns jederzeit erfahren als unendliche Bewusstheit. Wir können jederzeit uns erfahren als Freude, als Wonne und als Liebe. Wir müssen nicht, wir können auch zurückgehen in den Körper und wir haben natürlich unsere Aufgaben in dieser Welt. Aber wenn wir wissen, unser Glück hängt jetzt nicht davon ab, dass jemand uns auf eine bestimmte Weise anguckt und uns die richtigen Worte sagt. Unser Glück hängt jetzt nicht davon ab, dass wir irgendwo ein grünes statt ein blaues Auto haben, und es hängt auch nicht davon ab, dass irgendwo der Körper gesund ist. Wir wissen, wir brauchen unsere Aufmerksamkeit nur nach innen zu geben oder ins Unendliche auszudehnen und dort ist die Quelle von Freude. Wir können jederzeit glücklich sein, das ist nicht so schwierig. Wir gehen mit unserem Bewusstsein in das Bewusstsein selbst, nach innen oder ins Unendliche, in dem Moment ist Freude da. Unglaubliche Freiheit, wir hängen von nichts ab. Das ist eine großartige Sache und die können wir im Yoga schrittweise erlernen.
Soham, Shivoham.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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