Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 52. Vers
„Jetzt wird Simhasana beschrieben. Bringe die Knöchel auf den Körperteil zwischen Anus und Hodensack, den rechten Knöchel auf dessen linke Seite, den linken Knöchel auf die rechte Seite.“
Namaste und herzlich willkommen zum Yoga Vidya täglichen Inspirations-Podcast, Hatha Yoga Pradipika Podcast. Mein Name ist Sukadev von www.yoga-vidya.de. Jeden Tag lese ich aus der Hatha Yoga Pradipika einen Vers und gebe dazu einige Kommentare als Inspiration für den Tag. Es sind weniger technische Kommentare, es geht vielmehr darum, eine Inspiration für den Tag zu geben. Ich spreche über die Hatha Yoga Pradipika. Hatha Yoga, der Yoga der Körperbeherrschung, der Yoga der Bemühung. Hatha heißt Bemühung. Ha heißt auch Sonne, Tha heißt Mond. Hatha Yoga, der Yoga der Verbindung von Sonne und Mond und damit der Yoga des Gleichgewichts zwischen männlichen und weiblichen Pol, zwischen positiven und negativen Pol, zwischen eben Sonne und Mond, Shiva und Shakti usw. Und Hatha Yoga als Schrift, Hatha Yoga Pradipika, Licht über Hatha Yoga. Dort geht es zum einen viel um technische Sachen, es geht aber auch darum, dass mit den Hatha Yoga Übungen der Mensch sich lösen kann von den Identifikationen, von den Dualitäten, dass er Einheit erfahren kann, Yoga. Und jeden dieser Verse kann man auch nehmen als eine Inspiration für den Tag.
Wir sind gerade bei Simhasana. Simhasana ist der Löwe. Und du kannst darüber nachdenken, was ist Löwe für dich? Wie kannst du zum Löwen werden? Natürlich, hier wird eine Asana beschrieben. Eine Asana ist nicht nur eine Körperstellung, Asana heißt Haltung, ist auch eine innere Haltung. Und es ist gut, öfters mal Löwe zu sein. Löwe heißt Mut, Löwe heißt auch, sich durchsetzen, Löwe heißt auch, mal laut brüllen können. Es ist manchmal unter den Yogaübenden wichtig, dass sie lernen, auch mal laut zu brüllen. Natürlich, im Yoga wollen wir harmonisch mit anderen Menschen umgehen. Im Yoga wollen wir mitfühlend mit anderen Menschen umgehen. Im Yoga ist es auch manchmal gut, geduldig zu sein. Aber manchmal ist es auch gut, ein Löwe zu sein. Manchmal ist es gut, auch sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. Manchmal ist es gut, auch laut zu brüllen. Manchmal ist es gut, sich zurückzunehmen. Und manchmal ist es gut, sich durchzusetzen. Du kannst heute am Tag öfters mal überlegen, bist du jemand, der dazu neigt, vielleicht zu oft sich zurückzunehmen? Bist du jemand, der dazu neigt, zu oft sich anzupassen? Bist du jemand, der vielleicht sogar harmoniesüchtig ist? Dann erkenne erst mal, das ist gut. Es ist gut, dass du harmonisch leben willst. Es ist gut, dass du dich einfühlen kannst. Es ist gut, dass du auf andere eingehen kannst. Es ist gut, dass du deine eigenen Wünsche zurückstellen kannst. Es gilt, dass du das anerkennst. Und dann erkenne, bist du aber auch ausreichend in der Lage, auch mal zu brüllen, im Sinne von, wenn du irgendwie merkst, da ist etwas nicht richtig, dass du etwas sagst.
Wenn du merkst, da sind eigene Bedürfnisse und die sind wichtig, dass du selbst dienen kannst, dass du dich wohlfühlen kannst, dass du auch selbst voranschreiten kannst, dann lerne es, es ist auch notwendig, zu brüllen. Darüber kannst du heute nachdenken. Bist du jemand, der genügend sich um Harmonie kümmert? Wenn nicht, vielleicht bist du zu sehr Simha, zu sehr Löwe, dann kannst du dir überlegen, wie du dich mehr zurückziehen kannst. Meine Erfahrung unter den Yogaübenden ist, es gibt doch sehr viele, die sich sehr stark zurücknehmen und sich nicht trauen. Daher, lerne es, natürlich dich zurückzunehmen, natürlich, lerne es, auch deine eigenen Bedürfnisse in den Hintergrund zu stellen, aber lerne es, auch mal zu brüllen wie ein Löwe. Lerne es, auch mal mutig zu sein. Lerne, auch mal klar zu sagen, was du willst, und lerne, auch mal ein Risiko auf dich zu nehmen. Lerne, auch mal für deine Überzeugungen zu stehen. Du kannst überlegen, was das für dich heißt, insgesamt oder gerade heute.
Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:
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