Siddhasana, die richtige Einstellung – HYP I.45

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 45. Vers
„Na asanam siddha sadrisham na kumbhah kevalopamah na khechari sama mudra na nada sadrisho layah.“
Svatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika, sagt:
„Es gibt keine Asana, Stellung, Einstellung, vergleichbar mit Siddhasana, keine Atemtechnik, Kumbhaka Pranayama, die vergleichbar ist mit Kevala Kumbhaka, kein Mudra, vergleichbar mit Khechari Mudra, und keinen Klang, Nada, vergleichbar mit der Auflösung, der Stille, Laya.“



Swatmarama beschreibt hier also nochmals Siddhasana, zum einen, die Meditationshaltung, wo ein Fuß unten, ein Fuß oben ist, er beschreibt aber auch letztlich die Einstellung der Vollkommenheit im Alltag. Und er will hier sagen, unter allen Asanas, Siddhasana ist die wichtigste. Unter allen Einstellungen, die du im Alltag haben kannst, ist die Einstellung der Vollkommenheit wichtig. Die Einstellung, das Höchste zu erfahren, und die Einstellung, aus LiebeEinheit und Verbundenheit heraus handeln zu wollen. Dann sagt er, es gibt keine Atemtechnik, außer Kevala Kumbhaka. Kumbhaka heißt Luftanhalten. Kumbhaka ist auch der Name für die großen Atemübungen. Unter den vielen Atemübungen ist Kevala Kumbhaka diejenige, die er besonders lobt. Kevala heißt „natürlich“. Und hier kann man auch sagen, Kevala – es gibt ja auch den Ausdruck „Kevala Adwaita Vedanta“, die natürliche unbedingte Philosophie der Einheit und des Absoluten.

Du kannst sagen, das ist auch Kevala Kumbhaka. Letztlich das Anhalten jeder anderen Form von Denken. Kevala, natürlich. Und was ist natürlich? Natürlich ist das, was tatsächlich ist. Und tatsächlich ist Einheit da. Und alles andere vernachlässigen, anhalten und dann ist der natürliche Zustand der Einheit. Und dieser natürliche Zustand der Einheit ist eben natürlich. In Wahrheit musst du nicht wirklich etwas tun, um Einheit zu erreichen. In Wahrheit ist die Einheit jetzt da. Du brauchst ihr nur bewusst zu werden. Khechari Mudra ist das nächste, was er beschreibt. Wir werden an einer anderen Stelle etwas genauer beschreiben, was ist Khechari Mudra. Mudra ist auch, man kann sagen, eine kombinierte Energieerweckungsübung. Khechari kommt von Kha und Achra. Und Khechari steht unter anderem dafür, dass dein Geist nach oben ausgerichtet ist. Mudra, man kann auch sagen, Ausrichtung. Khechari, du richtest deinen Geist auf das Höhere aus. Immer wieder richtest du den Geist auf das Höhere aus. Du kannst auch sagen, es ist wieder eine andere Einstellung als Siddhasana.

Siddhasana, die Einstellung eines Vollkommenen. Kevala Kumbhaka, das Aufhörenlassen von allem außer der natürlichen Einheit. Und dann Khechari, das Ausrichten nach oben auf eine höhere Wirklichkeit, auch das Gefühl, verbunden zu sein mit einer höheren Wirklichkeit. Schließlich sagt er, kein Nada und damit kein Klang, kein Mantra, höher als die Stille. Letztlich kommt alles aus der Stille, letztlich willst du deinen Geist wieder in die Stille hineinführen. Auch das kann eine Übung sein, die du immer wieder machst, wo du dir bewusst machst: Asana, Pranayama, Mantra, all das will dich zur Stille führen. Und du kannst auch sagen, wann immer du meditierst, wahrscheinlich wirst du meditieren mit einem Mantra oder einer anderen Technik. Zwischendurch lasse die Mantras mal weg, lasse alle Techniken weg, genieße die Stille. Und nachdem du Mantras gesungen hast, einen Moment lang genieße die Stille. Egal, wie du die Asanas und Pranayamas ausführst, zwischendurch genieße die Stille. Es mag sein, dass nach ein paar Sekunden Gedanken wiederkommen, aber immer wieder mache diese Momente der Stille. Er sagt, es gibt kaum etwas, was höher ist als diese Stille. So perfektioniere all das. Die Einstellung eines Vollkommenen, Siddhasana, das Bewusstsein der natürlichen Einheit, Kevala, richte deinen Geist auf das Höhere aus, Khechari, und lasse dir immer wieder Momente der Stille bewusstwerden, Laya.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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