Sich öffnen und Raum einnehmen – HYP I.51

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 51. Vers


„Bringe die Handflächen auf die Knie, strecke die Finger und lenke die Augen zur Spitze der Nase mit geöffnetem Mund und konzentriertem Geist.“


Hier spricht Swatmarama, der Autor der Hatha Yoga Pradipika, über Simhasana, den Löwen. Vom Prinzip her, du kannst entweder dich auf die Fersen setzen, das ist einfacher, oder du kreuzt die Füße als ob du dich in die kreuzbeinige Stellung setzt und dabei gibst du aber die Knie auf den Boden und du sitzt auf den Fersen. Also, die Fersen sind nicht auseinander, sondern die Fersen sind praktisch auf dem Gesäß, die linke Ferse auf der rechten Gesäßhälfte und rechte Ferse auf der linken Gesäßhälfte. Dann gibst du entweder die Handflächen auf die Knie oder den Handrücken auf die Knie und dann streckst du die Finger aus, du streckst die Zunge heraus, du lenkst die Augen zur Spitze der Nase oder zum Punkt zwischen den Augenbrauen, beides ist möglich, und öffnest den Mund.

Und jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, du kannst entweder laut brüllen, das ist so im Westen die verbreitete Weise, Simhasana auszuführen, auch das Brüllen eines Löwen nachzumachen, oder du kannst auch einfach nur so eine Weile verharren und dich fühlen wie ein Löwe. Du kannst das auch nehmen als Analogie, was du im Alltag machen kannst. Hier die Handflächen öffnen, weit werden, Raum einnehmen, heißt das. Du kannst überlegen, ob du öfters vielleicht etwas mehr Raum einnehmen willst, du kannst öfters mal auch die Hände öffnen. Das ist übrigens auch eine schöne Technik, um Energie zu spüren. Vielleicht kannst du es jetzt ausprobieren. Du kannst einfach – jetzt nicht den Löwen machen – aber du kannst mal die Arme zur Seite geben und die Hände ausstrecken und spüren, was bewirkt das. Du kannst dann die Hände zum Herzen geben und spüren, was bewirkt das. Du kannst die Hände nach vorne geben und die Handflächen ausstrecken, Hände ausstrecken, Finger ausstrecken und überlegen, was bewirkt das. Du kannst wieder die Hände zu deinem Herzen hingeben und spüren, was bewirkt das. Du kannst die Arme nach oben ausstrecken, Arme etwas nach außen, so dreißig bis sechzig Grad, und die Handflächen nach oben öffnen und dabei die Finger ausstrecken.

Was bewirkt das? Es gibt vieles, was du mit Mudras machen kannst. Jetzt kannst du auch die Hände wieder zurückbringen zum Herzen und einen Moment lang so halten. Dann gib die Hände wieder auf die Knie oder wo auch immer du sie hintun willst. Das ist eine gute Weise, mit deinen Händen zu arbeiten. Also, zum einen kannst du öfters mal dir Raum schaffen, die Arme etwas zur Seite geben oder nach vorne oder nach oben. Es gibt viele Menschen, die haben die Schultern nach vorne und sie haben den Kopf leicht herunterhängen und sie trauen sich gar nicht, Raum für sich zu nehmen. Öfters mal wie ein Löwe, nimm dir Raum. Und eine Weise ist, mit den Händen zu arbeiten und mit den Armen. Öfters mal die Arme zur Seite, Hände strecken, oder Arme nach vorne, Hände strecken, Arme nach oben, Finger ausstrecken. Schaffe dir so Raum, werde so ein Löwe auch im Alltag.

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

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