Richte dich nach oben aus – HYP I.47

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 47. Vers
„Uttanau charanau kritva uru sansthau prayatnatah uru madhye tathottanau pani kritva tato drishau.“
„Die Fußsohlen werden achtsam nach oben zeigend auf die Oberschenkel gelegt, die Hände ebenso dazwischen nach oben gerichtet, dorthin wird der Blick gelenkt.“

Wir sind weiter bei Padmasana, die Lotushaltung. Hier beschreibt er eine andere Variation als im vorigen Vers. Du gibst die Füße auf die Oberschenkel und jetzt, anstatt in den gebundenen Lotus zu kommen, wie beim letzten Mal beschrieben, und dabei den Blick nach unten zu richten und ins Herz zu konzentrieren, gibt man jetzt die Hände auf die Oberschenkel nach oben oder auf die Fersen nach oben zeigend und du schaust nach oben. Auch hier kannst du einiges sehen. Du kannst sagen, diese Asana steht für Ausrichtung von allem nach oben. Auch das kannst du dir heute besonders zur Aufgabe machen, ausrichten nach oben. Man sagt so schön, alles Gute kommt von oben. Oben ist natürlich symbolisch gemeint, oben steht für das Göttliche, oben steht für Inspiration. Du kannst diesen Vers zum Anlass nehmen, heute immer wieder nach oben zu schauen. Z.B. kannst du jetzt nach oben schauen, vielleicht siehst du oben den Himmel, vielleicht musst du durch ein Fenster durchgucken oder du kannst auch an die Decke schauen. Schaue öfters nach oben und richte öfters die Hände nach oben aus.

Du kannst es entweder so machen, wie Swatmarama hier vorschlägt, gib die Hände in den Schoß, statt sie zu falten, lege sie so hin, dass die Handflächen nach oben zeigen. Du kannst auch die Arme so heben nach oben. Sei es, in die Höhe deines Kopfes, Handflächen nach oben, oder noch höher. Und stelle dir dabei vor, dass du die göttliche Energie empfängst, dass du Lichtenergie empfängst, dass du dich nach oben ausrichtest. Du kannst auch dein Bewusstsein nach oben bringen. Du kannst z.B. die Konzentration auf den Raum oberhalb des Scheitels setzen. Patanjali sagt ja im dritten Kapitel des Yoga Sutra: „Durch Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, Konzentration auf das Licht oberhalb des Scheitels, kommt die Fähigkeit, mit einer höheren Wirklichkeit Kontakt aufzunehmen.

Also kannst du dein Bewusstsein nach oben richten. Du kannst auch nach oben hin lächeln, du kannst die Mundwinkel nach oben ziehen, du kannst auch Mulabhanda üben, Beckenbodenmuskeln zusammenziehen. Probiere all das heute oder morgen besonders aus: Richte dich nach oben aus. Richte dich nach oben aus, indem du nach oben schaust. Richte dich nach oben aus, indem du auch die Augen leicht nach oben zeigen lässt öfters mal. Richte dich nach oben aus, indem du nach oben hin lächelst. Richte dich nach oben zum Göttlichen aus, indem du die Hände nach oben bringst. Richte deine Bewusstheit nach oben aus, indem du dich konzentrierst auf den Raum oberhalb des Scheitels, indem du dir ein Licht vorstellst, das von oben nach unten strömt. Oder stelle dir den Meister, die Meisterin vor, wie sie dich von oben segnet. Oder stelle dir vor, dass von oben Gottes Segen in dich hineinströmt. Wenn du eine konkrete Gottesvorstellung hast, stelle dir vor, Gott in seiner Form ist oberhalb von dir, segnet dich, Licht strömt in dich hinein. Oder einfach, lasse abstraktes Licht in dich hineinströmen. Ich rezitiere dafür das Gayatri Mantra. Du kannst das jetzt einen Moment auf dich wirken lassen und dir vorstellen, Licht strömt von oben in dich hinein, durchdringt dich in all deinen Fasern des Wesens und öffnet dich für diese höhere Wirklichkeit.


„Oṃ bhur bhuvaḥ svaḥ tat savitur varenyaṃ bhargo devasya dhimahi dhiyo yo naḥ pracodayat.“

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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