Nun werden die Asanas erklärt – HYP I.19

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 19. Vers
„Atha asanam hathasya prathama angatvad asanam purvam uchyate kuryat tad asanam sthairyam arogyam changa laghavam.“
Swatmarama, der Lehrer der Hatha Yoga Pradipika, spricht:
„Nun wird Asana erklärt. Asana wird zuerst abgehandelt, da es die erste Stufe des Hatha Yoga ist. Die Asanas sollten geübt werden, da sie KraftGesundheit und Leichtigkeit im Körper verleihen.“

Asanas üben, drei Dinge: Du wirst kräftig, du wirst gesund und du bekommst Leichtigkeit. Man kann auch sagen, dass sind drei Aspekte der Praxis. Zunächst, die Asanas geben dir Kraft. Kraft - nicht nur körperliche Kraft. Natürlich geben sie auch körperliche Kraft und es ist wichtig, auch körperliche Kraft zu haben. Für die Gesundheit des Körpers und des Geistes ist Kraft hilfreich, das weiß man heute auch. Und Kraft ist jetzt nicht nur die Muskelkraft. Man kann sagen, körperliche Fitness ist etwas, was Asanas geben. Wenn du Asanas übst, werde dir bewusst, du solltest auch so üben, dass die Asanas dich auch mal fordern. Es ist auch wichtig, dass du über diese Kraft Muskelkraft bekommst, dass dein Kreislaufsystem gesund wird usw.

Also, der Körper muss gesund werden. Gesund wird er auch dadurch, dass du Kraft bekommst. Kraft ist aber auch geistige Kraft, im Sinne von, wenn du wirklich jeden Tag übst, ob du mal magst oder mal nicht magst, erreichst du auch geistige Kraft. Du erreichst auch spirituelle Kraft, Asanas geben dir Willenskraft, Asanas geben dir Durchsetzungsvermögen, Asanas geben dir Selbstvertrauen. Wenn du regelmäßig Asanas übst, hast du einige spirituelle Eigenschaften entwickelt. Also, übe täglich. Übe auch mit Bewusstheit und strenge dich ruhig auch mal an.

Das nächste ist, die Asanas helfen dir zu Gesundheit. Das ergibt sich zum einen daraus, dass du deine körperlichen Fertigkeiten entwickelst. Zum zweiten haben die Asanas auf verschiedenste Weise Wirkungen. Sie helfen zur Entspannung, sie lassen das Prana fließen, Prana, die Lebensenergien, sie helfen, dass die Organe gut funktionieren. Und auch das ist etwas, was du dir bewusst machen kannst. Manchmal sagen junge Menschen, „ich brauche keine Asanas“ – gerade die spirituell interessierten – „das führt nur dazu, dass ich mich zu sehr auf den Körper konzentriere“. Ja, du konzentrierst dich bei den Asanas auf den Körper. Aber der Körper ist nicht ein Wert an sich, sondern der Körper ist Träger der Seele. Du musst dich auch um deine Kleidung kümmern, du musst dich auch um deine Wohnung kümmern und du kümmerst dich auch um die Kleidung des Körpers. Der Körper ist ja selbst deine Kleidung, er ist deine Wohnung, er ist dein Fahrzeug. Da ist es gut, sich auch um den Körper zu kümmern, nicht, um dich mit ihm zu identifizieren. Menschen, die nur meditieren, irgendwann werden vielleicht körperlich Krankheiten sie dazu führen, sich mehr mit dem Körper zu beschäftigen. Es ist gut, Asanas so zu üben, dass sie dich gesund machen. Was auch heißt, überprüfe regelmäßig deine Yogapraxis, dass sie für dich angemessen ist. Ab und zu mal musst du deine Asanas anpassen. Manchmal musst du darauf achten, ob du vielleicht Rückenbeschwerden hast und die Asanas anpassen. Vielleicht hast du irgendwelche Gelenkschwierigkeiten und musst deine Asanas anpassen. Gerade wenn du schon seit vielen Jahren übst, öfters mal müssen deine Asanas auch angepasst werden. Übe bewusst. Das hilft dir zur Gesundheit. Asanas sollen auch Leichtigkeit verleihen. Asanas verleihen Leichtigkeit.

Wenn du regelmäßig übst oder wenn du Yogastunden genommen hast, kennst du das Gefühl. Nach einer Yogastunde fühlst du dich leicht, manchmal als ob du schwebst oder wie auf Wolken gehst. Asanas geben dir das Gefühl von Beschwingtheit. Vielleicht nicht immer oder vielleicht hast du dich so sehr daran gewöhnt, dass du es nicht mehr ganz bemerkst. Aber beim nächsten Mal, wenn du Asanas übst, sei dir bewusst, wie fühlst du dich vorher, wie fühlst du dich nachher. Und übe natürlich auch die Asanas so, dass es dir Leichtigkeit gibt. Vielleicht hast du deine Asanas etwas anders geübt als bisher und deshalb bist du nicht so leicht, fühlst du dich nicht so leicht. Du kannst überlegen: „Wie müsste ich die Asanas üben, dass es mir Leichtigkeit gibt?“

Die Asanas – ein paar Tipps: Du musst bewusst dabei sein. Du musst die Asanas bewusst spüren. Du solltest die Asanas etwas länger halten. Du solltest konzentriert sein auf die Chakras, auf das Prana oder einfach auf das Mantra. So werden die Asanas leichter. Dieser Vers, kann man auch sagen, Asana heißt ja nicht nur Körperübung, Asana heißt auch Haltung. Haltung im Alltag kann auch so sein, was auch immer du tust, mache es mit einer Haltung, dass du Kraft entwickeln willst. Im Alltag sei tätig und sei dir bewusst: „Ich will meine Kräfte entwickeln. Ich bin bereit, Verantwortung zu übernehmen. Ich bin bereit, etwas zu bewirken. Ich bin bereit, meine Fähigkeiten zu entwickeln. Ich bin bereit zu Herausforderungen.“ Deine Haltung, deine Asana, deine innere Haltung sollte sein, dass du bereit bist, zu wachsen und dass du bereit bist, Kräfte zu entfalten.
Gesundheit ist das nächste. Sei dabei auch bewusst, dass das, was du tust, gesund sein sollte. Achte darauf, dass alles, was du machst im Alltag, auch gesund ist, für dich und für andere. Und tue es mit Leichtigkeit. Das, was du tust, sei nicht verkrampft, setze dich nicht unter Druck. Es ist gut, Herausforderungen anzunehmen, aber es ist auch gut, sie mit Leichtigkeit anzugehen. So überlege, wie du heute und morgen, was auch immer du tust, mit Kraft angehen kannst, Herausforderungen annimmst und dabei Leichtigkeit entwickelst, leicht bleibst, humorvoll bleibst und bewusst bleibst.

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

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