Mit Ungeduld zur Selbstverwirklichung

Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen! Heute will ich etwas zum Thema Geduld sagen. Auf dem spirituellen Weg ist sowohl Geduld wichtig, als auch Ungeduld. Beides hat seinen Platz. Es ist gut, geduldig zu sein und zu sagen: „Gut, wenn es dieses Jahr nicht klappt, dann nächstes Jahr. Und wenn es dieses Jahrzehnt nicht klappt, dann nächstes Jahrzehnt.“ Und vor zehn Jahren haben wir gesagt, „Wenn es in diesem Jahrtausend nicht klappt, dann halt im nächsten Jahrtausend.“

Auf der einen Seite ist es gut, eine gewisse Geduld zu haben. Auf einer anderen Seite ist es aber auch gut, nicht zu geduldig zu sein, denn zu geduldig sein heißt auch, die Dinge in die Zukunft zu verschieben und sich mit weniger zufrieden zu geben. Und so ist es gut, sich bewusst zu machen: „Ja, ich würde gerne diese göttliche Erfahrung noch in diesem Jahr machen. Besser noch heute. Noch besser jetzt und in diesem Moment.“

Denn letztlich ist die höchste spirituelle Erfahrung immer in diesem Moment. Jemand, der gesagt hat: „Ich habe diese hohe Erfahrung von reiner Wonne gemacht.“, der sagt nicht: „Ich habe sie in der Zukunft gemacht.“ Als er sie gehabt hatte, war es in der Gegenwart. Und so ist meine Empfehlung, dass man immer wieder am Tag fragt: „Ist es vielleicht möglich, heute diese Erfahrung zu machen?“ Spiritualität ist ja nicht einfach nur eine Glaubenssache, sondern es geht um dieses Leben. Da sollten wir die hohen Erfahrungen nicht immer nur in die Zukunft verschieben. Angenommen, wir würden jetzt alle sagen: „Wir wollen Gott jetzt erfahren.“ Werden wir ihn alle jetzt erfahren? Es heißt, wenn wir es wirklich ganz intensiv vom Herzen wollen, dann ja. Aber realistisch gesehen, wollen das nicht alle wirklich so intensiv. Die meisten von uns wünschen sich diese Erfahrung eher so mittel intensiv.

Selbst wenn wir es mittel intensiv wollen, dann können wir es jetzt probieren, denn es heißt ja immer, die spirituelle Erfahrung sei eine Mischung von eigener Anstrengung und göttlicher Gnade. Wenn also unser Wunsch vielleicht nur fünfzigprozentig ist, aber Gottes Gnade zweihundertprozentig, dann kommt hundert Prozent heraus. Das reicht dann. Nur wissen wir nie, wann das so weit ist. So können wir zum einen immer wieder einen Moment lang innehalten und fragen: „Wenn es möglich ist, will ich jetzt die göttliche Gegenwart erfahren. Und wenn es möglich ist, spätestens in diesem Jahr, in diesem Jahrzehnt.“

Und dann können wir natürlich auch etwas machen und nicht einfach nur Gott darum bitten. Mantrasingen, Pranayama, Asanas, Meditation. Diese Praktiken können uns reinigen, sie können uns transformieren, sie können uns Energie und Positivität geben, sie können uns Liebe geben. Und dann gilt es, immer wieder mit Achtsamkeit und mit dem Wunsch nach dem Höchsten, im Hier und Jetzt nach der höchsten Erfahrung zu fragen, darum zu bitten oder zu beten.

Hari Om Tat Sat


Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3
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Kommentare

  • Ich denke ungeduldige Menschen wollen in möglichst kurzer Zeit viel bewegen.
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