Mantra-Yoga im Altersheim

Aprilwetter. Mal schien die Sonne und mal regnete es. Es war ziemlich kalt, als ich zum Altenheim radelte. Meine Mutter saß in ihrem Zimmer am Tisch und löffelte ihre Quarkspeise. Ich berührte sie sanft an der Schulter und begrüßte sie mit den Worten: "Hallo, ich bin da." Das wunderte sie nicht. Ich tauche plötzlich in ihrer dementen Welt auf und bin genauso plötzlich wieder verschwunden. Wie der Osterhase.

Am Wochenende war Ostern. Ich hatte meiner Mutter einen großen Schokoladen-Osterhasen mit einem H auf der Brust mitgebracht. Das H stand für Ella Horn. Irgendwie war der Osterhase heruntergefallen, zerbrochen und anschließend in der Sonne geschmolzen. Ein gutes Symbol für den Zustand meiner Mutter.

Ich wickelte meine Mutter in eine warme Decke und schob sie ins Altersheim-Cafe. Frau Trotzki war leider nicht da. Sie lag nach Auskunft der Kuchenfrau noch immer mit einer Nierenbeckenentzündung im Krankenhaus. Das ist bestimmt sehr schmerzhaft. Hoffentlich erholt sie sich wieder davon.

Sanft tippte jemand auf meinen Rücken. Hinter mit saß eine Seniorin aus meiner Musikgruppe. Sie freute sich auf das Singen. Wir blieben heute zu dritt. Eine kleine Sing-Gruppe. Meiner Mutter fielen nur wenige Lieder ein. Möglicherweise baut sie doch langsam immer mehr geistig ab.

Ich versuchte sie zum Mitsingen zu motivieren, aber mit geringem Erfolg. Ich gab dieses Ziel auf und begnügte mich damit, dass sie interessiert zuhört. Trotzdem fuhr ich etwas bedrückt wieder nach Hause. Ich überlegte, wie ich wieder in eine positive Stimmung kommen konnte. Positive Gefühle entstehen durch positive Gedanken. Was gab es Positives in meinem Leben?

Positiv war, dass mein Buddha-Orakel überraschend ein großer Erfolg auf dem Buchmarkt geworden ist. Es ist bei Amazon von Rang 9500 auf 109 gestiegen. Ein für mich letztlich unerklärliches Phänomen.

Ich hatte das Buch gründlich überarbeitet. Statt etwas platter Witze (der Titel lautet "Der heitere Weg zur Erleuchtung) hatte ich viele kleine Geschichten in das Orakel eingearbeitet. Jetzt ist es zwar nicht mehr so witzig, dafür aber sehr lehrreich und erheblich seriöser. Insbesondere hatte ich mit vielen Bildern und Geschichten den Amitabha-Buddhismus in das Orakel eingearbeitet. Der Buddha Amitabha liegt mir besonders am Herzen, weil er ein Bindeglied zwischen den Religionen darstellt. Er ist der Buddha des Lichts und der Liebe, vergleichbar mit Jesus und mit Krishna.

Ich persönlich glaube an die Einheit der Religionen und an die Erleuchtung als das Zentrum. Gleichzeitig vertrete ich den undogmatischen spirituellen Weg. Es gibt für mich nur zwei Dogmen, die Wahrheit und die Liebe. Was das jeweils bedeutet, darf jeder für sich selbst entscheiden.

Wobei wir wieder bei meiner Mutter wären. Ich übte heute schon mal den Namen "Amitabha" als Sterbemantra, unterlegt mit der Melodie von "Mein Hut der hat drei Ecken". Bald gibt es das auch als Musikvideo. So kann jeder fröhlich sterben.Warum muss Sterben immer traurig sein? Es bringt doch mehr Spaß fröhlich zu sterben. Jedenfalls sollte das Sterben ein Weg ins Licht sein. Das ist die Einstellung des Amitabha-Buddhismus.

Den alten Frauen gefiel das Mantra. Wir sangen zuerst zur Ukulele "Mein Hut, der hat drei Ecken", behielten die Melodie bei und ersetzten den Text durch das Wort "Amitabha". So entstand im Altersheim gute Laune. Und ich dachte auf dem Nachhauseweg einige Male das Mantra "Amitabha" und war im Licht.

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