Einstellung eines Vollkommenen – HYP I.37

Hatha Yoga Pradipika, 1. Kapitel, 37. Vers
„Atha siddhasanam yoni sthanakam anghri mula ghatitam kritva dridham vinyaset mendhre padam atha ikam eva hridaye kritva hanum susthiram sthanuh anyamitendriyo’chala drisha pashyed bhruvor antaran hy etan moksha kapata bheda janakam siddhasanam prochyate.“
„Nun wird Siddhasana erklärt. Die Ferse wird direkt an den Beckenboden angelegt, der andere Fuß wird oberhalb des Genitals platziert. Nun wird das Kinn fest auf das Herz, den Brustkorb gedrückt. Hier weilt der Yogi mit zurückgezogenen Sinnen, richtet den Blick unbeweglich zwischen die Augenbrauen. Diese Stellung wird als Siddhasana bezeichnet, da sie die Pforte zur Vollkommenheit, zur Erlösung aufbricht.“


Hallo und herzlich willkommen zu den Yoga Vidya täglichen Inspirationen, zum Hatha Yoga Pradipika Podcast. Jeden Tag lese ich einen Vers aus der Hatha Yoga Pradipika und lose lasse ich mich von dem ein oder anderen Wort dieses Verses inspirieren. Es ist kein technischer Kommentar, der nur ums Hatha Yoga geht, sondern ich nehme diese Verse als Inspiration für etwas für den ganzen Tag. In diesem Vers beschreibt Swatmarama Siddhasana, die Stellung der Vollkommenheit. Siddhi heißt Vollkommenheit. Asana heißt Stellung. Siddha heißt auch „der Vollkommene“. Siddhasana.

Gut, Siddhasana ist zum einen die Meditationshaltung. Eine Ferse unter den Kanda-Punkt zwischen Geschlechtsorganen und Anus, die andere Ferse in den kreuzbeinigen Sitz, Ferse am Schambein. Das hilft auf verschiedene Weise. Es hilft zum einen, eine Ferse unterhalb des Kanda-Punktes aktiviert Muladhara Chakra und damit die Kundalini. Indem die andere Ferse am Schambein ist, wird verhindert, dass die Energie nach vorne steigt, sondern so fließt die Energie nach hinten in die feinstoffliche Wirbelsäule. Siddhasana ist eine sehr gute Haltung als Grundlage für Pranayama. Hier gibt es aber auch noch eine andere Interpretation. Natürlich ist Siddhasana eine sehr gute Stellung für Meditation und Pranayama. Wer sie beherrscht, weiß das aus eigener Erfahrung.


Siddhasana ist aber auch die Einstellung eines Vollkommenen. Wie ist die Haltung eines Vollkommenen auch im Alltag? Zunächst mal, die Stellung der Füße heißt, er ist fest, steht dort, Fuß direkt am Beckenboden, fest platziert. Das heißt, die Einstellung eines Vollkommenen ist durchaus eine innere Festigkeit. Es heißt auch, mit Energie, Muladhara Chakra steht auch für Energie. Wenn du also etwas im Alltag tust, dann tue es auch mit Energie, tue es mit Festigkeit, vor allem, wenn du dich einmal entschieden hast. Das nächste ist, Kinn fest auf das Herz. Also, das heißt, das Herz spürend, das, was du tust, mit Herz tun, mit Liebe, mit Freude. Dann, zurückgezogenen Sinnen, was auch heißt, wenn du dich mal für etwas entschieden hast, dann tue es auch, lasse dich nicht sofort aus der Ruhe bringen. Wenn du irgendetwas siehst, was dir nicht passt, werde nicht gleich ärgerlich. Wenn dir irgendjemand etwas sagt, was jetzt damit nichts zu tun hat, was du dir vorgenommen hast, dann gehe nicht darauf ein. Lasse dich nicht ablenken.

Und dann sagt er noch, den Blick unbeweglich zwischen die Augenbrauen. Zwischen die Augenbrauen heißt, das Intuitions-Chakra, das Erkenntnis-Chakra, was auch heißt, du öffnest dich im Alltag für Intuition, für Erkenntnis. Und zum anderen ist Ajna Chakra auch etwas, womit du Energie ausstrahlst. Es gibt ja diese vielen Mythen von Shiva, der dann aus seinem dritten Auge Energie ausgestrahlt hat. Auch das kannst du tun. Du kannst über das dritte Auge Energie ausstrahlen. So kannst du überlegen, ob du das vielleicht heute auch machen kannst. Wenn du dich für etwas entschieden hast, wenn du dir etwas vorgenommen hast, du hast dort eine gewisse Festigkeit und du bekommst auf diese Weise eine gewisse Energie und du kannst dir auch vorstellen, dass die Energie vom Bauch und von der unteren Wirbelsäule nach oben steigt.

Du kannst dir sagen, du willst das mit Herz tun, du willst es mit Liebe tun, du willst es mit Freude tun. Du willst dich nicht so schnell ablenken lassen von allem Möglichen, was es sonst noch in der Welt gibt. Und du willst deine Intuition wirken lassen. Und schließlich willst du nicht nur deine Intuition wirken lassen, sondern du willst auch mit deiner spirituellen Kraft die Dinge tun, die du tun willst. Auch wenn du mit jemandem sprichst. Zum einen brauchst du Festigkeit und Energie, dann brauchst du ein offenes Herz und dann kannst du dir auch vorstellen, dass du die Weisheit des anderen auch aufnimmst über das dritte Auge und dass du selbst deine Energie über dein drittes Auge dem anderen gibst. Überlege selbst, was dieser Vers für dich heute bedeuten kann oder für morgen. Eine gewisse innere Festigkeit, Zugang zur inneren Energie, dich nicht ablenken lassen, mit dem Herzen das tun, was du tun willst und dabei dein drittes Auge nutzen, entweder als Intuition oder um deine spirituelle Kraft auszustrahlen.

 

 

 

Unbearbeitete Niederschrift eines Hatha Yoga Pradipika Audio-Vortrags mit Sukadev Bretz. Mehr Infos:

 

 

 

 

 

E-Mail an mich, wenn Personen einen Kommentar hinterlassen –

Sie müssen Mitglied von Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda sein, um Kommentare hinzuzufügen.

Bei Yoga Vidya Community - Forum für Yoga, Meditation und Ayurveda dabei sein