Bewusstsein und Welt

Yoga Sutra, 2. Kapitel, 23. Vers Patanjali schreibt: „Der Zweck der Verbindung von Purusha und Prakriti, also von Bewusstsein und Welt, ist, dass Purusha, Bewusstsein, seine wahre Natur erlangt und die Kräfte erkennt, die in ihm und in Prakriti liegen.“ Patanjali ist ja in diesen Versen dabei zu erklären, warum wir überhaupt in der Welt sind. Was ist der Sinn dabei, in dieser Welt zu sein? Er sagt hier zunächst: Damit wir Bewusstsein unserer wahren Natur erlangen und die Kräfte erkennen, die in uns und in Prakriti liegen. Also zum einen sind wir in die Welt gekommen, um nachher wieder in unsere wahre Natur zurückzukommen. Das mag dir jetzt sinnvoll erscheinen oder nicht, aber es macht sicherlich das Leben selbst sinnvoll: Was auch immer jetzt geschieht, ist dazu da, dass du wachsen kannst, dass du deine wahre Natur erfahren kannst. Natürlich ist „wachsen“ auch nur bedingt richtig, denn Purusha, deine wahre Natur, ist jetzt schon vollkommen, braucht also nicht zu wachsen. Nur, es gilt, sich dieser Natur immer mehr bewusst zu werden. Die Dinge geschehen, damit du dir deiner wahren Natur bewusst wirst. Eine zweite interessante Aussage: Damit du die Kräfte erkennst, die in dir und in der Natur liegen. Raja Yoga heißt ja königlicher Yoga. Raja Yoga ist nicht der Yoga der Trägheit, nicht der Yoga des Zurückziehens aus der Welt. Es ist nicht der Yoga der Feigheit und der Angst, sondern der königliche Yoga. Und Patanjali, fast ganz modern, sagt, ein Sinn der Welt ist, seine Kräfte zu entfalten. Schaue also, was noch alles in dir drin steckt. Und schaue, wie du es entfalten kannst. Suche immer wieder neue Herausforderungen. Laufe nicht weg vor äußeren Herausforderungen. Wenn du z.B. Yogalehrer bist, und du hast die Gelegenheit vor 50 oder 100 oder 1000 Menschen zu sprechen, dann lehne nicht ab im Sinne von, „Ja, das ist mir jetzt zuviel Aufwand“, sondern heiße die Chance willkommen. Wenn du die Chance für beruflichen Aufstieg bekommst, nimm sie wahr. Wenn eine neue Herausforderung auf dich wartet, gehe sie aktiv an und suche auch neue Herausforderungen. Schaue, was in dir alles angelegt ist und wie du es weiter entfalten kannst. Das ist einer der Zwecke der Verbindung von Purusha und Prakriti. Natürlich, sollst du es auch nicht übertreiben. Zuviel zu machen ist auch nicht gut. Es gibt auch Burnout-Syndrom, und du musst mit deinen Kräften haushalten lernen. Meine Beobachtung ist aber, dass viele spirituelle Aspiranten eher eine Neigung haben, sich etwas zurückzuziehen. Also ihr Leben weniger aktiv zu gestalten, als sie es gemacht haben, bevor sie mit Yoga begonnen haben. Dies ist nicht im Sinne von Patanjali. Yoga will dir Kraft geben, will dir Energie geben, Zugang zu inneren Talenten und damit kannst du dein Leben aktiver gestalten, du kannst deine Kräfte entfalten und es auf diese Weise genießen, tätig zu sein. Es ist etwas Schönes, deine Kräfte zu entfalten. Es ist etwas Schönes zu schauen, was es im Universum alles zu tun gibt. Aber auch daran solltest du nicht verhaftet sein. Ein zweiter Grund der Verbindung von Purusha und Prakriti ist ja, zur Befreiung hin zu kommen. Transkription eines Kurzvortrages von Sukadev Bretz im Anschluss an die Meditation im Satsang im Haus Yoga Vidya Bad Meinberg. Mehr Yoga Vorträge als mp3.
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